Forum: Mikrocontroller und Digitale Elektronik Lageerkennung in RC-Flugzeug (Autopilot)


von Erik H. (agutanus)


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Ich weiß, dass ähnliche Threads bereits existieren, trotzdem möchte ich 
dieses Thema nocheinmal aufgreifen, da es meiner Meinung nach nicht 
ausreichend geklärt wurde ;-)
(siehe: Beitrag "GPS Steuerung für Modellflugzeuge?!" )

Ich möchte einen Autopiloten für ein RC-Flugzeug bauen, und benötige zum 
Regeln der Fluglage die absolute Lage (Neigungswinkel der Längs- und 
Querachse) des Flugzeuges im Raum.
Lageänderungen lassen sich ja bekanntlich über Gyroskope erkennen, 
welche jedoch nach einiger Zeit einem Drift unterliegen. (Zumal die 
Neigungswinkel ja lediglich integriert werden, und somit weiter 
abdriften)

Schlussfolgerung: die Neigungswinkel müssen regelmäßig plausibilisiert 
werden

Womit kann man dies machen?
1) Beschleunigungssensoren (zB. ADXL203) (2 Achsen: wenn das Flugzeug in 
eine Richtung geneigt ist, beschleunigt es meist auch in dieselbe)
2) Beschleunigungssensoren (3 Achsen: das Erdmagnetfeld wird gemessen 
und über sin und cos die Neigungswinkel errechnet)
3) "Pendel" (verschiedene Bauformen)
4) Lagesensor (Erdmagnetfeld)

Probleme:
1) ungenau, da Beschleunigungen auch durch Windböen oä entstehen
2) Erdmagnetfeld und Eigenbeschleunigung überlagern sich
3) das Pendel wirkt ebenfalls der Eigenbeschleunigung des Flugzeuges 
entgegen
4) vermutlich durch e-Motor gestört

trotzdem interessiert mich besonders die Variante 4), da sie diese wohl 
am wenigsten durch die Eigenbewegung des Flugzeuges beeinflusst wird.
dieses Modul: 
http://www.roboter-teile.de/Oxid/Nach-Lieferant/SparkFun-Electronics/Lagesensor-IMU-5-Achsen.html
finde ich besonders spannend, kann aber keine näheren Informationen dazu 
finden...

von Karl H. (kbuchegg)


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Es hilft alles nichts.

Du musst eine Inertial Unit bauen, so wie sie die Quadrokopter mithaben.
Dort finest du auch, wie man so etwas aufbaut und wie die Theorie 
dahinter aussieht.

von Erik H. (agutanus)


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klar - eine funktionierende IMU ist das letztendliche Produkt...
Wobei auch diese abdriften können ;-) (je nach Ausführung)

Ich will aber ein System bauen, was absolut misst und sich selbst 
validiert.
(und zwar nicht in dieser Größe: 
http://www.watson-gyro.com/legacy/inertial_gyro_IMU-E604_spec.html )
ich stelle mir dieses Modul: 
http://www.roboter-teile.de/Oxid/Navigation/Kompassmodul-CMPS09.html in 
Kombination mit Gyrosensoren (zB. IDG500) vor.
(das Kompass-Modul CMPS09 gibt die Himmelsrichtung, roll und 
pitch-Winkel sowie die Rohdaten der Magnetometer und 
Beschleunigungssensoren aus)

Was ich nur nicht weiß, ist wie stark das CMPS09 auf die im Flugzeug 
auftretenden Beschleunigungen reagiert...
Am einfachsten ist vielleicht, wenn die grobe Lageregelung mit den 
Gyrosensoren läuft und diese alle paar Sekunden mit dem Mittelwert der 
Lagebestimmung des Kompasses abgeglichen wird. (um kurzzeitige 
Abweichungen durch auftretende Beschleunigungen zu kompensieren)

von Harald M. (mare_crisium)


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Erik schrieb:
"...
1) Beschleunigungssensoren (zB. ADXL203) (2 Achsen: wenn das Flugzeug in
eine Richtung geneigt ist, beschleunigt es meist auch in dieselbe)
2) Beschleunigungssensoren (3 Achsen: das Erdmagnetfeld wird gemessen
und über sin und cos die Neigungswinkel errechnet)
3) "Pendel" (verschiedene Bauformen)
4) Lagesensor (Erdmagnetfeld)
..."

Da bringst Du etwas durcheinander ;-)
1. Beschleunigungsensoren messen ALLE Beschleunigungen, die auf das 
Flugzeug wirken. Nur, wenn die Gesamtbeschleunigung (d.h. der Betrag des 
gemessenen Beschleunigungsvekors) gleich der Erdbeschleunigung ist, kann 
man annehmen, der Vektor zeige auf den Erdmittelpunkt. Unter dieser 
Annahme kann man dann die Gyrodrift kompensieren. Die Mathematik dazu 
ist anspruchsvoll. Mit der musst Du Dich auch beschäftigen müssen, wenn 
Du sowas bauen willst.
2. Mit Beschleunigungssensoren kann man das Erdfeld nicht messen. Du 
meinst wahrscheinlich Hallsensoren. Dann ist 2) aber dasselbe wie 4). 
Diese Art von Sensoren misst den Vektor des lokalen Erdmagnetfeldes und 
hat den Vorteil, dass der nicht von den Beschleunigungen beeinflusst 
wird. Der Nachteil besteht darin, dass der Winkel der 
Erdmagnetfeldlinien zur Erdoberfläche sich in Abhängigkeit von der 
geographischen Breite und der Höhe ändert. Du musst die Messeinrichtung 
also immer auf den aktuellen Ort einstellen. Dazu gibt's ein 
mathematisches Modell des Erdmagnetfeldes, das Du im Internet finden 
kannst.

Mit dem "...über sin und cos die Neigungswinkel errechnet..." ist das so 
eine Sache. Wenn Du die Eulerschen Winkel meinst, dann muss Dir bewusst 
sein, dass Deine Lagevektoren unbestimmt werden, wenn Dein Flugzeug 
senkrecht nach oben (z.B. im aufsteigenden Ast eines Loopings) fliegt. 
Es ist ganz nützlich, mal nach "gimbal lock" zu googlen und ggf. einen 
Blick auf die Beschreibung von Drehungen mit Quaternionen zu werfen...

Im Grunde will ich Dich nur darauf gefasst machen, dass Du nachher 
vielleicht eine wunderschöne IMU gebaut hast, die Messwerte aber nicht 
auswerten kannst, weil Dir die Mathe fehlt. Es ist sehr ratsam, sich vor 
Baubeginn schon mal beschäftigt zu haben ;-).

Ciao,

mare_crisium

von Erik H. (agutanus)


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Erik H. schrieb
"2) Beschleunigungssensoren (3 Achsen: das Erdmagnetfeld wird gemessen
und über sin und cos die Neigungswinkel errechnet)"
-> da hab ich mich verschrieben... gemeint war: (3-Achsen: 
Erdgravitation wird gemessen)

Harald M. schrieb:
"Der Nachteil besteht darin, dass der Winkel der
Erdmagnetfeldlinien zur Erdoberfläche sich in Abhängigkeit von der
geographischen Breite und der Höhe ändert. Du musst die Messeinrichtung
also immer auf den aktuellen Ort einstellen."
-> das Kompass-Modul CMPS09 oder CMPS10 wird vor Verwendung 
abgeglichen...

Harald M. schrieb:
"Nur, wenn die Gesamtbeschleunigung (d.h. der Betrag des
gemessenen Beschleunigungsvekors) gleich der Erdbeschleunigung ist, kann
man annehmen, der Vektor zeige auf den Erdmittelpunkt. Unter dieser
Annahme kann man dann die Gyrodrift kompensieren."
-> stimmt... aber über die Vektorlänge der Beschleunigungen 
(x²+y²+z²)^(1/2) = G lässt sich ja ein Zeitpunkt finden, in dem die 
Beschleunigung auf das Flugzeug nahezu null ist.

Was mich brennend interessiert, ist wie stark das Kompassmodul von 
Beschleunigung und Störfeldern (E-Motor, Empfänger, ...) abhängig ist, 
und warum das überhaupt Beschleunigungssensoren besitzt. Reichen nicht 3 
Magnetometer um den Richtungsvektor des Erdmagnetfeldes zu bestimmen? 
Mit dem vorher gespeicherten Wert aus dem Abgleich kann dann die genaue 
Lage im Raum berechnet werden.

Habe den Eulerschen Winkel und Gimbal Lock nur überflogen... (muss 
zwischendurch auch noch was anderes machen ;-) )
Aber ich habe es so verstanden, dass der Gimbal Lock nur bei besagter 
euler-Berechnung oder der Kardanische Aufhängung auftreten kann.
Quaternionen habe ich mal irgendwann im Studium behandelt und für mich 
entschieden, dass ich sie vermeiden werde. ^^

Aber letztendlich teilt sich das Projekt auf 3 Personen auf:
ich (Hardware und Auslesen der Sensoren)
Kommilitone_1 (GPS-Auswertung, Fluglage- & Richtungsberechnung)
Kommilitone_2 (Flugstabilisierung)
die beiden sind Maschinenbauer richtung Regelungstechnik... die werden 
ihren Spaß damit haben.

von J.-u. G. (juwe)


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Noch ein Hinweis (aus Deinen Beiträgen geht nicht hervor, ob Ihr das 
berücksichtigt habt):

Für eine Fluglageregelung eines Flächenflugzeugs ist weniger die Lage 
des Flugzeugs im Raum, als vielmehr die Lage gegenüber der anströmenden 
Luft von Bedeutung. Diese kann natürlich anhand der Raumlage sowie der 
Horizontal- und  Vertikalgeschwindigkeit abgeleitet werden. Soll dann 
auch noch automatisch navigiert werden, spielen dann auch Seitenwinde 
(Abdrift, Vorhaltekurs) eine Rolle.

von Lehrmann M. (ubimbo)


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Erik H. schrieb:
> Ich will aber ein System bauen, was absolut misst und sich selbst
> validiert.

Das wird nix mit solchen "kleinen" Rauschkörpern die man bei Sparkfun 
oder Konsorten bestellen kann. Ein System das sich selbst validiert 
benötigt schon bessere Komponenten, als die die einem Hobbybastler zu 
Verfügung stehen. Vernünftige Gyros arbeiten nicht mehr auf Piezobasis - 
sind aber auch nicht zu bezahlen. Egal was du verwendest - es wird immer 
eine Hobbylösung bleiben die halt funktioniert aber mehr auch nciht.

> (und zwar nicht in dieser Größe:
> http://www.watson-gyro.com/legacy/inertial_gyro_IM... )

der Link geht nicht

> ich stelle mir dieses Modul:
> http://www.roboter-teile.de/Oxid/Navigation/Kompas... in
> Kombination mit Gyrosensoren (zB. IDG500) vor.
> (das Kompass-Modul CMPS09 gibt die Himmelsrichtung, roll und
> pitch-Winkel sowie die Rohdaten der Magnetometer und
> Beschleunigungssensoren aus)

Kompass ist nix außer evtl. als GPS Unterstüzung bei der Navigation. 
Glaube uns das - du bist nicht der erste der auf diese Idee kommt. Es 
gibt hier im Forum einige Leidensgenossen von dir die die selbe Idee 
hatten.

Erik H. schrieb:
> 1) Beschleunigungssensoren (zB. ADXL203) (2 Achsen: wenn das Flugzeug in
> eine Richtung geneigt ist, beschleunigt es meist auch in dieselbe)
> 2) Beschleunigungssensoren (3 Achsen: das Erdmagnetfeld wird gemessen
> und über sin und cos die Neigungswinkel errechnet)
> 3) "Pendel" (verschiedene Bauformen)
> 4) Lagesensor (Erdmagnetfeld)

Die einzige vernünftige Lösung stellt eine sog. IMU dar. Sie ist eine 
Kombination aus 3achsigen Beschleunigungssensoren und 3achsigen 
Gyroskopen. Die Beschleunigungswerte werden in einem Kalmanfilter oder 
der Billiglösung Komplementärfilter mit den stark driftenden und 
rauschenden Werten der Gyroskope fusioniert, gewichtet und gefiltert. 
Das ganze ist nicht ganz trivial 
(http://en.wikipedia.org/wiki/Kalman_filter) funktioniert aber bestens 
für den Hobbygebrauch und liefert Werte mit denen man arbeiten kann. 
Alles andere wurde tausendfach ausprobiert und wieder verworfen. Wir 
alle wissen, dass du es besser kannst als alle anderen Anfänger.

> Probleme:
> 1) ungenau, da Beschleunigungen auch durch Windböen oä entstehen
Das ist dein kleinstes Problem.
> 2) Erdmagnetfeld und Eigenbeschleunigung überlagern sich
Das ist sehr falsch ausgedrückt.
> 3) das Pendel wirkt ebenfalls der Eigenbeschleunigung des Flugzeuges
> entgegen
sowieso völlig unpraktikabel
> 4) vermutlich durch e-Motor gestört
ganz richtig und noch von vielen anderen Störquellen auch

Erik H. schrieb:
> Was mich brennend interessiert, ist wie stark das Kompassmodul von
> Beschleunigung und Störfeldern (E-Motor, Empfänger, ...) abhängig ist,
> und warum das überhaupt Beschleunigungssensoren besitzt. Reichen nicht 3
> Magnetometer um den Richtungsvektor des Erdmagnetfeldes zu bestimmen?
> Mit dem vorher gespeicherten Wert aus dem Abgleich kann dann die genaue
> Lage im Raum berechnet werden.

Nochmal - das Kompassmodul ist in keinster Weise ausreichend. Alleine 
die Spezifikationen und Toleranzen im Vergleich zu eurem Regelungsystem 
(PID-Regler) sollte euch sagen, dass das nichts werden kann. Wie bereits 
erwähnt - diese Idee wurde tausendfach ausprobiert und jedes mal 
verworfen.

Erik H. schrieb:
> Aber letztendlich teilt sich das Projekt auf 3 Personen auf:
> ich (Hardware und Auslesen der Sensoren)
> Kommilitone_1 (GPS-Auswertung, Fluglage- & Richtungsberechnung)
> Kommilitone_2 (Flugstabilisierung)
> die beiden sind Maschinenbauer richtung Regelungstechnik... die werden
> ihren Spaß damit haben.

Mal ein wenig Grundlagen - vielleicht überdenkst du die Aufteilung 
nochmal.

1. Daten gewinnen - Hardware und Auslesen der Sensoren - das passt von 
daher mit deiner Aufteilung.

2. Daten auswerten (Kalmanfilter, Lageerkennung)

3. erstes Regelungssystem: Lage- und Flugstabilisierung -> 
"Regelungsdaten"

4. zweites Regelungssystem: Flugeingriff (Fernsteuerung) -> Mischer 1 
mischt diese Daten auf die Regelungsdaten der Lage- und 
Flugstabilisierung

5. drittes Regelungssystem: Navigation -> Mischer 2 mischt diese Daten 
ebenfalls auf die "Gesamtregelungsdaten" aus erstem und zweitem 
Regelungssystem.

6. viertes Regelungssystem: Umsetzung der Regelungsdaten auf die 
Motortreiber

Soviel mal zu Quadrokoptern und Konsorten. Bei einem Flächenflugzeug ist 
das Spielchen dann noch ein Stückchen kompilizierter.

von Karl H. (kbuchegg)


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Lehrmann Michael schrieb:

> Soviel mal zu Quadrokoptern und Konsorten. Bei einem Flächenflugzeug ist
> das Spielchen dann noch ein Stückchen kompilizierter.

Ja und nein.
Bei einem Flächenflugzeug hast du gegenüber einem Quadrokopter einen 
entscheidenden Vorteil. Man kann es aerodynamisch so auslegen, dass es 
von alleine eine Grundstabilität bekommt. Das sollte auch die erste 
'Verteidigungslinie' der autonomen Flieger sein. Alles andere fällt dann 
mehr oder weniger in die Kategorie Feinschliff bzw. ausgleichen von Böen 
- also Kurzzeitstabilität. Gerade was Eigenstabilität angeht, kann man 
von den Freifliegern viel lernen.

von Abdul K. (ehydra) Benutzerseite


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Wie halten eigentlich Insekten den Flugkurs? Ist vielleicht einfacher zu 
realisieren??

von J.-u. G. (juwe)


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Karl Heinz Buchegger schrieb:
> Man kann es aerodynamisch so auslegen, dass es
> von alleine eine Grundstabilität bekommt. Das sollte auch die erste
> 'Verteidigungslinie' der autonomen Flieger sein.

Zunächst muss die Fluglageregelung einen solchen Flugzustand anhand der 
Sensordaten auch zuverlässig als stabil erkennen.

Abdul K. schrieb:
> Wie halten eigentlich Insekten den Flugkurs? Ist vielleicht einfacher zu
> realisieren??

Die meisten Insekten fliegen doch ziemlich zick-zack. Scheint für die 
also auch nicht so einfach.

Gerade gestern wieder erlebt: Sobald abends etwas Wind aufkommt, lassen 
einen die Mücken in Ruhe. Die kriegen dann wohl keinen zielgerichteten 
Landeanflug mehr hin.

von Christopher G. (cbg)


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Abdul K. schrieb:
> Wie halten eigentlich Insekten den Flugkurs? Ist vielleicht einfacher zu
> realisieren??
Du musst nur Messdaten von Pheromonen und des Magnetfelds der Erde in 
einem künstlichen neuronalen Netzwerk vereinen. Besser das ganze durch 
einen Schwarm von Flugzeugen verteilt berechnen.

von Alex R. (Gast)


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> Die einzige vernünftige Lösung stellt eine sog. IMU dar. Sie ist eine
> Kombination aus 3achsigen Beschleunigungssensoren und 3achsigen
> Gyroskopen.

Genauso ist es und wird auch schon seit Jahren erfolgreich in der 
Luftfahrt praktiziert.

Quckst du hier:

http://www.azonano.com/news.aspx?newsID=17994

von Erik H. (agutanus)


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ein fertiger IMU für schlappe 867US$... das hört sich doch gut an :-D

Karl Heinz Buchegger schrieb:
> Bei einem Flächenflugzeug hast du gegenüber einem Quadrokopter einen
> entscheidenden Vorteil. Man kann es aerodynamisch so auslegen, dass es
> von alleine eine Grundstabilität bekommt.

das war einer der Gründe, weshalb wir ein Flugzeug gewählt haben. (Ein 
anderer ist der, dass wir ein paar Styropor-Flieger zur Verfügung haben, 
die nicht so leicht kaputt zu bekommen sind)

Lehrmann Michael schrieb:
> Egal was du verwendest - es wird immer
> eine Hobbylösung bleiben die halt funktioniert aber mehr auch nciht.

was soll es denn sonst werden? Verkaufen wollte ich das nicht...

> Kompass ist nix außer evtl. als GPS Unterstüzung bei der Navigation.
und genau dazu sollte er auch dienen
Weiterhin gibt dieser "Kompass" roll und pitch-Winkel aus, welche über
geeignete Filter die Gyroskope unterstützen sollen (das habe ich zuvor 
als "validieren" bezeichnet).

> 1. Daten gewinnen - Hardware und Auslesen der Sensoren
sollte kein Hindernis darstellen

> 2. Daten auswerten (Kalmanfilter, Lageerkennung)
Gyro-Sensordaten integrieren und unter geeigneten Umständen mit 
Kompass-Daten abgleichen (diese Filter dürften recht aufwendig sein)
Daraus einen Flugrichtungsvektor im Bezug zur Erde und die 
Neigungswinkel des Flugzeuges an sich berechnen

> 3. erstes Regelungssystem: Lage- und Flugstabilisierung ->
> "Regelungsdaten"
Vergleicht Soll-Lage der Steuerung mit den Ist-Lage der Sensoren und 
berechnet Anstellwinkel und -Zeiten der Ruder um die Soll-Lage zu 
erreichen
(vermutlich viel Experimentieren nötig um die Steuerung zu optimieren, 
automatische Adaptionswertberechnung?)

> 4. zweites Regelungssystem: Flugeingriff (Fernsteuerung) -> Mischer 1
> mischt diese Daten auf die Regelungsdaten der Lage- und
> Flugstabilisierung
siehe Lage- und Flugstabilisierung

> 5. drittes Regelungssystem: Navigation -> Mischer 2 mischt diese Daten
> ebenfalls auf die "Gesamtregelungsdaten" aus erstem und zweitem
> Regelungssystem.
in der "Steuerung" realisiert, welche vektoriell die GPS-Daten auswerten 
soll und aus der Flugrichtungsabweichung die besagten Soll-Werte für die 
Fluglage berechnet

> 6. viertes Regelungssystem: Umsetzung der Regelungsdaten auf die
> Motortreiber
bereits in der Lagestabilisierung realisiert

HINWEIS: Ziel ist nicht die präzise Simulation des Flugkörpers zur 
perfekten Steurung.
Natürlich wird jegliche berechnete Steuerung unpräzise und nicht genau 
zielführend sein. Aber aus diesem Grund ist es eine Regelung, welche 
daraufhin erneut Steuerungssignale berechnet.

Weiterhin wurden ähnliche Projekte bereits verwirklicht - unmöglich ist 
es also nicht.

von Alex R. (Gast)


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> ein fertiger IMU für schlappe 867US$... das hört sich doch gut an :-D

Na na, siehe mal genauer hin., 867US$ für 1000 Stk.

von DirkB (Gast)


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Alex R. schrieb:
>> ein fertiger IMU für schlappe 867US$... das hört sich doch gut an :-D
>
> Na na, siehe mal genauer hin., 867US$ für 1000 Stk.

Aufpassen, 867US$ pro Stück, wenn du 1000 Stk abnimmst.

von Alex R. (Gast)


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sorry Erik:

<<< Klatsch_Mir_An_Den_Hinterkopf >>> , hast natürlich Recht Dirk.

von Karl H. (kbuchegg)


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Erik H. schrieb:

> Weiterhin wurden ähnliche Projekte bereits verwirklicht - unmöglich ist
> es also nicht.

Sagt ja auch keiner.
Immerhin sind vor 80 Jahren schon freifliegende Flugmodelle mittels 
Magnetkompass gesteuert geflogen. Wenn auch nur in eine Richtung, die 
eben durch den Magneten vorgegeben war.

Aber du willst ja auch deutlich mehr. Und hier gilt leider der Satz: Von 
nichts kommt nichts. Eine absolute Lage im Raum feststellen, und zwar 
unter allen Umständen, ist nicht trivial. Solange das Teil ruhig 
dahingleitet ist das noch zu machen. Aber da braucht es keiner, weil 
sich das Modell sowieso selbst stabilisiert. Interesant wird es wenn es 
nicht in diesem Zustand ist. Und da hast du dann das Problem, dass neben 
der Schwerkraft noch jede Menge anderer Kräfte wirken, die deine 
Messergebnisse verfälschen und die deine Regelung nicht ausser Tritt 
bringen dürfen.

Querruder Gyros gibt es schon lange.
Deren Gyros sind so eingestellt, dass sie geringe Rollraten ignorieren 
(und damit auch die unvermeidliche Gyrodrift). Vom Flugzeug wird 
erwartet, dass es sich durch die V-Form bei ruhigen Bedingungen selbst 
stabilisiert. Erst wenn eine Bö einfällt und eine Tragfläche schnell 
rauf oder runter drückt, wird die Gyro-Schwelle überschritten und er 
greift ein und steuert dagegen. Wobei er das Modell wieder nicht auf 0 
zurückführt, sondern nur so ungefähr. Den Rest macht wieder das V in den 
Tragflächen.

Je nachdem, wie deine (eure) Ambitionen sind, erhebt sich nämlich die 
Frage, ob ihr tatsächlich anfangs eine vollständige 3D-Lage im Raum 
kennen müsst, oder ob eine Wegführung samt barometrischer Höhenmessung 
nicht anfangs bei Schönwetter und wenig bis gar keinem Wind ausreicht. 
Die Gasstellungen, die ein genehmes Steigen bzw. Sinken ergeben muss man 
sich halt erfliegen. Aber das müsstet ihr sowieso. Und da ihr sowieso 
erst mal Modellfliegen lernen müsst, ist es auch kein Problem, wenn man 
Starts und Landungen erst mal händisch macht und erst auf ein Funksignal 
hin, übernimmt der Bordrechner und fliegt seine Strecke ab.

von uwe (Gast)


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Und der Kompass läßt sich von jedem noch so kleinen ferromagnetischem 
Material verwirren bzw. von jedem Elektromagnetischen Feld. Ich schätze 
mal das man Norden mit 10° Abweichung ermitteln kann wenn alles gut 
gebaut ist aber Unten (roll und pitch) naja vieleicht mit 45° 
Abweichung.

von Karl H. (kbuchegg)


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Karl Heinz Buchegger schrieb:

> Je nachdem, wie deine (eure) Ambitionen sind, erhebt sich nämlich die
> Frage, ob ihr tatsächlich anfangs eine vollständige 3D-Lage im Raum
> kennen müsst, oder ob eine Wegführung samt barometrischer Höhenmessung
> nicht anfangs bei Schönwetter und wenig bis gar keinem Wind ausreicht.

Edit:
Wenn andere es mit diesem Equipment quer über den Atlantik schaffen, 
dann sollte das doch auch für euch erst mal reichen.


http://de.wikipedia.org/wiki/TAM_5
http://tam.plannet21.com/FAQs.htm#electronics

von Abdul K. (ehydra) Benutzerseite


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J.-u. G. schrieb:
> Die meisten Insekten fliegen doch ziemlich zick-zack. Scheint für die
> also auch nicht so einfach.
>

Die meisten Insekten fliegen Kunstflug. Ich würde mal sagen, weitaus 
besser als Flugzeuge. Es hängt aber auch sehr von der Insektenart ab!

Der zick-zack kommt dir nur so vor, weil du eine viel geringere 
zeitliche Auflösung als das Insektenhirn hast. Eine Libelle schafft 250 
Einzelbilder in der Sekunde, ein Mensch 16. So wird aus dem Schwirrflug 
des Schmetterlings ein Gleitflug mit kurzen Impulsen. Manche Kleinvögel 
fliegen übrigens genauso.

Meiner Meinung nach ist eine Libelle (recht groß!) doch einem Fluggerät 
regelungstechnisch recht nahe. Für kleine Insekten hingegen, gilt eher 
ein Vergleicht mit dem Durchschwimmen von Honig.


> Gerade gestern wieder erlebt: Sobald abends etwas Wind aufkommt, lassen
> einen die Mücken in Ruhe. Die kriegen dann wohl keinen zielgerichteten
> Landeanflug mehr hin.

Es wird sicherlich einen anderen Grund haben. Vermutlich 
Energiemanagement.

Um das mal für Mücken genauer zu beantworten: Diese fliegen in ihrem 
Leben selten mehr als 100 Meter. Kommen sie weiter, sind sie verdriftet 
durch den Wind. Stell dir vor das Insekt schlüpft im Wasserloch und 
sucht eine Blutbank bei Wind. Nun wird es verdriftet durch diesen und 
kann wegen anhaltendem Wind nicht mehr zur Brutstätte zurückkehren. 
Statistisch ist es ja so, daß Gewässer meist regional begrenzt sind. Was 
soll die Mücke dann im angrenzenden Riesenacker mit Mais? Wird sie 
während ihrer kurzen Lebenszeit noch ein Wasserloch finden? Mücken gibt 
es mindestens seit 100 Millionen Jahren. Sei dir sicher, deren Genetik 
weiß ganz genau was sie tut!
Ja, genau richtig gelesen: Einfach alle Wasserbrutstätten im Umkreis von 
100m ums Haus elimieren und du bist die meisten Plagegeister los. Ich 
geb dir noch einen erfahrenen Tipp: Setze dort zu den Mückenlarven 
einfach Wasserflöhe. Die fressen den Mücken das Futter vor der Nase weg 
und in folge entwickeln sich die Larven nur noch unbedeutend.


Mein Vorschlag war sehr ernst gemeint und ich weiß nicht, warum man sich 
darüber lustig macht. Vielleicht gibts im Internet schon eine genaue 
Beschreibung, was das Insektenhirn bei der Flugberechnung außer der 
allseits bekannten Dinge Sonnenstand und innere Uhr, noch so macht. 
Eventuell muß man dann nur noch die Parameter fitten!

Jedenfalls wird in solche Projekte VIEL mehr Geld reingesteckt, als in 
irgendwelche Modellbau-Projekte. Wenn man den Output betrachtet.

von J.-u. G. (juwe)


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Abdul K. schrieb:
> Die meisten Insekten fliegen Kunstflug. Ich würde mal sagen, weitaus
> besser als Flugzeuge.

Wahrscheinlich vertragen sie auch höhere g-Kräfte als Flugzeuge bzw. die 
Menschen darin.

> Meiner Meinung nach ist eine Libelle (recht groß!) doch einem Fluggerät
> regelungstechnisch recht nahe.

Weißt Du, ob die Libelle dafür Beschleunigungs- und Lagesensorik 
benutzt, oder greift sie auf ihr hochentwickeltes Sehvermögen 
(+anschließende "Bildverarbeitung") zurück?

> Um das mal für Mücken genauer zu beantworten: Diese fliegen in ihrem
> Leben selten mehr als 100 Meter. Kommen sie weiter, sind sie verdriftet
> durch den Wind. Stell dir vor das Insekt schlüpft im Wasserloch und
> sucht eine Blutbank bei Wind. Nun wird es verdriftet durch diesen und
> kann wegen anhaltendem Wind nicht mehr zur Brutstätte zurückkehren.

Dann müssten aber die Mücken aus der Umgebung in unseren Garten 
getrieben werden:)

> Ja, genau richtig gelesen: Einfach alle Wasserbrutstätten im Umkreis von
> 100m ums Haus elimieren und du bist die meisten Plagegeister los.

Leichter gesagt als getan. Irgendeine halbvolle Gießkanne steht immer 
irgendwo rum.

> Mein Vorschlag war sehr ernst gemeint und ich weiß nicht, warum man sich
> darüber lustig macht.

Würde mir nie einfallen, tut mir leid wenn es so rüberkam. Ich bezweifle 
aber, dass selbst bei Kenntnis darüber, wie Insektenhirne 
Flugberechungen vornehmen, diese so ohne weiteres technisch umgesetzt 
werden können. Immerhin hatte Sensorik und Aktuatorik der Insekten 
Millionen Jahre Zeit für die Entwicklung.

von Abdul K. (ehydra) Benutzerseite


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Bei manchen Insekten kann man ein zu einem Keulenpaar reduziertes 
(rudimentär?) Fügelpaar neben dem eigentlichen Flugflügeln sehen. Diese 
Keulen schwingen während des Flugs und sollen, soweit ich mich erinnere, 
den Flug stabilisieren. Das erinnert doch sehr an Kreisel!!

Libellen haben beide Flügelpaare zu Flügeln entwickelt. Diese können 
unabhängig voneinander gesteuert werden. Die Libelle soll außerdem das 
einzige Insekt sein, was gezielt rückwärts fliegen kann. Großlibellen 
sind die schnellsten Fluginsekten und leben davon, andere Fluginsekten 
im Flug abzufangen. Was man mit etwas Geduld auch toll beobachten kann. 
Sie haben keine Keulen!

Bei Libellen sind die Augen extrem gut entwickelt. Ich vermute, daß sie 
mit diesen auch größtenteils die Flug-Sensorik bestreiten. Mit 
Facettenaugen ist die Unterscheidung einer Lichtquelle "am Rand" nicht 
sonderlich schwer.

Bei Bienen hat man die Navigation sehr genau erforscht. Da wirds genug 
zu lesen geben.

Fliegen schaffen so ca. 50km/h, Großlibellen an die 70km/h.

In der Urzeit gabs Libellen mit 60cm Flügelspannweite. Da die 
Flugstabilisierung bei diesen sicherlich weitgehend bereits entwickelt 
war, kann ich mir vorstellen, daß heutige Libellen das "Zeug" für 60cm 
sozusagen an Bord haben.

Mehr weiß ich dazu leider auch nicht. Jedenfalls zu den Punkten die euch 
interessieren könnten.

So ein Insektenhirn ist halt sehr einfach im Gegensatz zu Vögeln. Klar, 
SOOOO einfach simulieren ist nicht!

von Erik H. (agutanus)


Angehängte Dateien:

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Diesen Beitrag: http://tam.plannet21.com/FAQs.htm#electronics
fand ich sehr aufschlussreich...
Daher werde die Fluglageregelung vorerst ausschließlich mit 3 Gyros
planen. (für die langfristige Höhenregulierung ist dann das GPS-Modul
nötig)

Hier ein Entwurf zu den Berechnungen bezüglich Kurvenbewegungen sowie
Höhenruder- und Seitenruderstellungen des Flugzeuges.
ich hoffe das Dokument ist halbwegs selbsterklärend ;-)
-> Sollte jemand Denkfehler finden - Verbesserungsvorschläge sind immer
erwünscht!


Übrigens wird das Projekt vorerst verschoben, da in nächster Zeit
Prüfungen anstehen und ich nebenbei noch mit einer Studienarbeit
(ebenfalls Regelung mit Gyros- und Beschleunigungssensoren) beginnen
muss.

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