Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Frau Merkel und die Griechen [eine Rechenaufgabe]


von J. V. (janvi)


Lesenswert?

Eigentlich sind wir es ja schon gewohnt, daß die Politiker nicht wissen 
was sie tun, aber dieser Artikel hat mich arg zum nachdenken gebracht:

http://www.google.com/hostednews/afp/article/ALeqM5h9bWhmPTX5i8E-y5dWXj80StXT0g?docId=CNG.11da35705601bb7b5adb2ec02f76e9dd.3c1

Von Athen nach München sind es mehr als 2000 km. Soweit ich weis, ist 
bei Leitungslängen in Größenordnungen der 50 Hz Wellenlänge Lambda eine 
Gleichstromübertragung erforderlich. Auch dann habe ich schon mal was 
von 30 Prozent Verlusten pro 1000km gehört.

Selbst eine einfache Rechnung mit dem ohmschen Gesetz zeigt, daß hierfür 
noch erhebliche Anstrengungen nötig sind:

Bsp. Übertragungsleistung 1 MVA bei Spannung 300kV

I = 1MVA/300kV = 3,33 Amp.  Einem Spannungsabfall von 50% mehr 
Sonnenschein entsprechen Verluste von einem Delta U von 150 kV auf 2000 
km oder 75Volt/km. Der maximale Kabelwiderstand wäre damit R=75V/3,33a = 
22 ohm (/km) was etwa 1mmq Kupfer entspricht.

Bei einer HGÜ müsste man im Gegensatz zu Drehstrom fairerweise aber mit 
doppelter Leitungslänge wegen dem Rückweg rechnen. Hat jemand eine 
andere Rechnung oder glaubwürdige nachvollziehbare Zahlen ?

Summa Summarum könnte man wahrscheinlich die Anlage auch in Deutschland 
installieren, das Geld für die Leitung sparen und noch immer gleich viel 
Strom haben.

von (prx) A. K. (prx)


Lesenswert?

=> Hochspannungs-Gleichstrom-Übertragung mit beispielsweise 1MV.

von J. V. (janvi)


Lesenswert?

>Hochspannungs Gleichstrom Übertragung
sie Anmerkung zur HGÜ mit doppelter Leitungslänge

Es sollen ja nicht nur 1MVA sonder gleich 10 GW übertragen werden, wass 
dann nicht 1 mmq sonder das 10.000 fache erfordern. Haben sich die 
Griechen da nicht auch wie bei den Schulden etwas mit den Potenzen 
vertan ?

von (prx) A. K. (prx)


Lesenswert?

http://www.innovations-report.de/html/berichte/energie_elektrotechnik/erste_800_kv_hgUe_leitung_china_vollbetrieb_156736.html

"Die HGÜ-Technik mit ultrahohen Spannungen erlaubt eine Stromübertragung 
über Entfernungen von 3.000 Kilometern und mehr. Bei 5.000 MW betragen 
die Transportverluste nur 2 Prozent pro 1.000 Kilometer zuzüglich 
weniger als 1,5 Prozent Verlust für die Konverter-Stationen auf der 
Sender- und Empfängerseite der Übertragungsleitung."

Wo steht sowas? In China, wo sonst.

von Jörg W. (dl8dtl) (Moderator) Benutzerseite


Lesenswert?

5 GW * 0.015 Konvertierungsverlust sind stolze 75 MW.  Da kann man
noch nebenbei eine mittlere Großstadt damit beheizen. ;-)

von Marko B. (Gast)


Lesenswert?

Solarstrom hat leider den Nachteil, dass er nur dann bereitsteht, wenn 
die Sonne scheint. Man braucht also zusätzlich noch Speicherkapazitäten. 
In Deutschland verwendet man dafür sündhaft teure Pumpspeicherwerke.

Anstatt in Überlandleitungen zu investieren, wäre es aber sinnvoller, 
den Solarstrom vor Ort in Methan (Erdgas) umzuwandeln (Elektrolyse von 
Wasser und dann Methanisierung von Wasserstoff mit CO2). Dieses hätte 
den Vorteil, gleichzeitig das Speicher- und das Transportproblem zu 
lösen. Damit wäre es wahrscheinlich wirtschaftlich, die Süd-EU, oder 
besser noch die Wüsten Nordafrikas, mit Solarkraftwerken 
vollzupflastern. Dafür bräuchte man dann auch keine Photovoltaik, man 
könnte billige Aufwindkraftwerke nehmen.

von J. V. (janvi)


Lesenswert?

ok, rechnen wir mit den chinesischen Zahlen nach (denn die Chinesen 
scheinen  nicht viel anders als die Griechen wenns ums mogeln geht)
Das ohmsche Gesetz dürfte ja auch bei einer Super HGÜ von Siemens 
gelten:

1) 2% Verluste von 5000 MW sind 100MW

2) in der Leitung fliesst ein Strom von I=P/U=5000MW/800kV = 6,25kA

3) Der Spannungsabfall darf sein U = P/I = 100MW/6,25kA = 160 Volt
   Bei Gleichspannung braucht man Hin und Rückleitung, also 80 Volt pro
   1000 km Leitungslänge (nicht Entfernung).

4) dazu ist ein Leitungswiderstand von R = U/I = 80V/6,25kA = 12,8mOhm
   erforderlich.

5)  der Leitwert wird mit optimistischen 1/56 angenommen. Das macht 
18mOhm pro Meter und mm Quadrat Querschnitt.  Ein Kupferkabel nach 
Griechenland hätte dann die Größenordnung von 1000mmq. Wieviel Tonnen 
Kupfer macht das ?

6) weiter gibt es dann natürlich die Herausforderung Gleich und 
Wechselrichter zu bauen die sogar zusammen mit Trafo noch auf 99% 
Wirkungsgrad kommen. Das verbleibende eine Prozent wäre eine 
Wasserkühlung welche gigantische Kühltürme erfordern würde. 1kW Abwärme 
erhitzen ein cbm Wasser um ein Grad. Wir haben aber zig Megawatt 
abzuführen. Anders wird man die Abwärme im sonnigen Griechenland sonst 
wohl nicht los.

von Christian L. (cyan)


Lesenswert?

Deine Berechnung des Querschnitts ist dennoch nicht korrekt, da du den 
Skineffekt total vernachlässigst. Die Eindringtiefe bei 50Hz und Cu ist 
etwa 1cm. Bei den Dimensionen, mit denen Solche Leitungen hergestellt 
werden ergibt das zusätzliche Verluste, da man den gesammten Querschnitt 
garnicht nutzen kann.

LG Christian

von (prx) A. K. (prx)


Lesenswert?

@janvi: Die Zahlen dürften von Siemens stammen, aber egal. Wenn du das 
nochmals durchliest, dann wirst du auch feststellen, dass da zwar 800kV 
drinstehen, du aber mit 1600kV rechnen solltest.

Der Wirkungsgrad einer solchen Übertragung ist in der genannten 
Grössenordnung wenig relevant, wenn die Energieerzeugung an der Quelle 
viel billiger ist als hier.

Zu gigantischen Kühltürmen: Das KKW Philippsburg 2 mit ca. 1400MW(el) 
hat eine Gesamtleistung von ca. 4000MW, folglich werden 2600MW(th) über 
Fluss und/oder Kühlturm abgeführt. Dagegen sind 75MW ein Fliegenschiss.

@cyan: Skin-Effekt bei Gleichstrom?

von MaWin (Gast)


Lesenswert?

> Deine Berechnung des Querschnitts ist dennoch nicht korrekt,
> da du den Skineffekt total vernachlässigst.

Bei einer HGÜ ?

Da lass ich doch lieber Merkel ran, die ist wenigstens Physikerin und 
nicht im Kindergarten.

> Größenordnung von 1000mmq.

Kommt hin. Viele HGÜ haben 300 bis 800m2. Bei Freileitungen nimmt men 
übrigens gerne Alu.

Man kann also ausrechnen: Es lohnt sich, 2GW (oder mehr) PV in 
Griechenland zu bauen und eine 2000km lange HGÜ, weil die Verluste 
geringer sind als die Gewinne. Noch mehr lohnt es sich aber, sie in 
Spanien zu bauen.

von Christian L. (cyan)


Lesenswert?

A. K. schrieb:
> @cyan: Skin-Effekt bei Gleichstrom?

Nein, dachte er rechnet noch mit 50Hz. Bei Gleichstrom natürlich nicht. 
Mein Fehler.

LG Christian

von oszi40 (Gast)


Lesenswert?

1. Wahrscheinlich ist auch bekannt, daß eine längere Leitung mehr 
Ausfallrisiko bedeutet. In Kuba ist man z.B. wegen der Sturmanfälligkeit 
deshalb auf dezentrale Versorgung ausgewichen.

2.Man muß ja nicht alles was man dort erzeugt nur in Deutschland 
verkaufen.

von malefiz (Gast)


Lesenswert?

Seit wann sind Freileitung aus Kufper das sollte doch Alu mit Stahlseele 
sein

von Michelle K. (Firma: electronica@tdnet) (michellekonzack) Benutzerseite


Lesenswert?

J. V. schrieb:
> ok, rechnen wir mit den chinesischen Zahlen nach (denn die Chinesen
> scheinen  nicht viel anders als die Griechen wenns ums mogeln geht)
> Das ohmsche Gesetz dürfte ja auch bei einer Super HGÜ von Siemens
> gelten:
>
> 1) 2% Verluste von 5000 MW sind 100MW
>
> 2) in der Leitung fliesst ein Strom von I=P/U=5000MW/800kV = 6,25kA

Ehm, Du glaubst also das es nur eine Strippe ist, die die Energie 
transportieren muß?

> 3) Der Spannungsabfall darf sein U = P/I = 100MW/6,25kA = 160 Volt
>    Bei Gleichspannung braucht man Hin und Rückleitung, also 80 Volt pro
>    1000 km Leitungslänge (nicht Entfernung).

LOL!  6250A über eine einfache Strippe  :-D

Währen dann so um die 1500mm² unn wenn die reißt kannste mit dem 
Lichtfunken ganz Europa beleuchten.

Zu Deiner Info:  Die Schicken nicht mehr als 820A über eine einzelne 
Leitung... und das zudem bei 1000mm²!

> 4) dazu ist ein Leitungswiderstand von R = U/I = 80V/6,25kA = 12,8mOhm
>    erforderlich.

Nochmal berechnen.

> 5)  der Leitwert wird mit optimistischen 1/56 angenommen. Das macht
> 18mOhm pro Meter und mm Quadrat Querschnitt.  Ein Kupferkabel nach
> Griechenland hätte dann die Größenordnung von 1000mmq. Wieviel Tonnen
> Kupfer macht das ?

Die Kabel sind aus Aluminum mit einer Stahlseele.
Kostet gerade mal 1/8 von Kupfer.

> 6) weiter gibt es dann natürlich die Herausforderung Gleich und
> Wechselrichter zu bauen die sogar zusammen mit Trafo noch auf 99%
> Wirkungsgrad kommen. Das verbleibende eine Prozent wäre eine
> Wasserkühlung welche gigantische Kühltürme erfordern würde. 1kW Abwärme
> erhitzen ein cbm Wasser um ein Grad. Wir haben aber zig Megawatt
> abzuführen. Anders wird man die Abwärme im sonnigen Griechenland sonst
> wohl nicht los.

Blubber...

Du stellst da keinen 5 GW Wandler hin...  Die Solaranlagen werden in 
Zellen eingeteilt und Du hast da ein paar 100 Wandler

Achja, hier in Kehl soll eine 25MWp Anlage entstehen.

1,8MWp auf dem Dach meines RZ in Goldscheuer, 3,5MWp auf benachbarten 
Firmen, 5,8MWp auf der alten Mülldeponie, 1-2 MWp auf dem Dach des City 
Center Kehl...

Die Einspeise-Wandler sind alle 200kW und 500kW schwer  ;-)

Dazu sei noch gesagt, das die 11.500 Haushalte (34.500 Einwohner) von 
77694 Kehl gerade mal 122 MWh pro Tag verbrauchen, was bedeutet, das die 
25MWp theoretisch den Durchschnitsverbrauch über das Jahr liefern 
kann...

Grüße
Michelle

von U. B. (Gast)


Lesenswert?

Im Artikel steht u.a.:

> Mit dem Helios-Projekt soll die griechische Jahresproduktion an Solarstrom
> bis 2020 auf 2,2 Gigawatt und bis 2050 sogar auf zehn Gigawatt gesteigert
> werden. Bei einer Sonnenstrom-Produktion von derzeit gerade einmal 270
> Megawatt wäre das ein gigantisches Plus.

Aha. Zum hundertsten Mal, Strom-Jahresproduktion:

Gigawatt * Stunde, Gigawatt * Jahr     - oder was ?

von Janvi (Gast)


Lesenswert?

> Die Einspeise-Wandler sind alle 200kW und 500kW schwer  ;-)

sowas kann man sich noch gut vorstellen und einen Trafo mit 250kVA habe 
ich auch in der Garage, aber:


>dann wirst du auch feststellen, dass da zwar 800kV
>drinstehen, du aber mit 1600kV rechnen solltest.

tatsächlich sind es in der zweiten Version ja plusminus 800kV, also 
insgesamt 1,6 Megavolt. Bei Gleichspannung muß das ja in einen 
Halbleiter rein der daraus Wechselspannung für einen Trafo macht. Hierzu 
braucht man dann aber mal mindestens 1000 Thyristorsätze im Ölbad als 
Reihenschaltung um dann bei einem Moment von Null Strom in ein stärkeres 
50Hz Netz einzuschalten. Den Strom bzw. die Gesamtleistung kann man 
aufteilen auf mehrere Geräte bzw. Netze, die Spannung wohl nicht.

von Purzel H. (hacky)


Lesenswert?

Vergesst Nordafrika. Waere zwar schoen dort fuer ein paar Anlagen, aber 
eben nicht unser Rechtsraum. Das Territorium von Diktatoren, Rebellen, 
Banditen, Wegelagerern, und dergleichen. Da wird noch lange nichts sein.

von Marko B. (Gast)


Lesenswert?

@hacky:

Naja, Marokko ist relativ stabil. Tunesien inzwischen auch. Bei Libyen 
und Aegypten muss man noch abwarten.

Jedenfalls fehlen uns diese Laender noch, um die Grenzen von 50 n.Chr. 
wiederherzustellen ;) (ja, im Osten auch noch ein paar, aber das wird 
schon)

von (prx) A. K. (prx)


Lesenswert?

Marko B. schrieb:

> Jedenfalls fehlen uns diese Laender noch, um die Grenzen von 50 n.Chr.
> wiederherzustellen ;)

Lorbeerkranz für Berlusconi?

von Icke ®. (49636b65)


Lesenswert?

A. K. schrieb:

> Lorbeerkranz für Berlusconi?

...und ein Streichholz in die Hand.

von Purzel H. (hacky)


Lesenswert?

Marokko stabil ? Schon mal was vom Westsaharakonflikt gehoert ? Marokko 
erhebt Anspruch auf die Westsahara, weil es dort Bodenschaetze geben 
soll. Eine Freiheitsbewegung " Polisario" auch. Nee. Marokko ist ein 
Pulverfass.

Nichts destotrotz wuerd ich den anderen Laendern auch nicht eine 
miliardenteure Infrastruktur zur Stromgewinnung  hinstellen.

von agp (Gast)


Lesenswert?

Da muss man sich nur noch über die Finanzierung einigen. An besten 
Giorgos Papandreou zapft dafür die 600 Milliarden Euro an, die aus 
Griechenland längst heimlich abgezogen (um nicht zu sagen in Sicherheit 
gebracht) wurden und inzwischen auf Schweizer Konten - sicher vor dem 
Zugriff des griechischen Staates - parken. Aber diese monetären 
Staatsverluste möchte Griechenland ja erst mal wieder per Rettungspaket 
von der EU und vor allem von uns Deutschen ersetzt haben und wenn wir 
dann später selbst zum Pleitestaat avanciert sind, wird auch dieses Geld 
wieder auftauchen und lachenden reichen Griechen das Leben versüßen. 
Zurück bleibt dann auf beiden Seiten das teils gerettete und teils 
geplünderte Fußvolk, das die Welt nicht mehr versteht.

von stiller Beobachter (Gast)


Lesenswert?

Das Energieproblem ist durch die Unterdrückung von Technologie eher 
künstlich. Die "Öligen" Strukturen müssen erst mal weichen.
Das geht nicht freiwillig.

http://www.alpenparlament.tv/natur-umwelt-energie/405-benzin-aus-sand-treibstoff-der-zukunft?format=pdf

von stiller Beobachter (Gast)


Lesenswert?


von Marko B. (Gast)


Lesenswert?

@hacky: Sowas sollte man nicht ueberbewerten. Zwischen der Tuerkei und 
Griechenland gibts auch oefters Hickhack. 1996 hat sogar eine 
griechische Mirage 2000 eine tuerkische F-16 abgeschossen. Trotzdem 
wuerde niemand die Tuerkei oder Griechenland als Pulverfass bezeichnen. 
Marokko ist wirtschaftlich und politisch stabil und hat ein 
Annaeherungsabkommen mit der EU. Viele westliche Firmen sind in Marokko 
schon vertreten. M. waere also ein prima Kandidat fuer die 
Solarstromerzeugung, vor allem wegen der Geographie - ich habe gehoert 
dass in der Sahara oefter mal die Sonne scheinen soll ;)

von Etrick (Gast)


Lesenswert?

Photovoltaik lebt nur von Zuschüssen. Starke Lobby halt. Ansonsten sind 
andere alt. Energie um Welten (Kosten+Flächen - )effizienter.

Windkraft ist optisch auffällig, kommt aber von den Erzeugerkosten fast 
an andere (foss.) Kraftwerke heran.

Solarthermik im Süden scheint interessant, vllt. ist Griechenland aber 
dafür nicht südlich genug...


Gruß

von Andrew T. (marsufant)


Lesenswert?

Jörg Wunsch schrieb:
> 5 GW * 0.015 Konvertierungsverlust sind stolze 75 MW.  Da kann man
> noch nebenbei eine mittlere Großstadt damit beheizen. ;-)

nonsens.

75MW: Es ist ungefähr der Heizbedarf von 10000 modernen Häusern. (40 
bzw. 70 besser als Energieeinsparverordnungstandard  isoliert)
Altbauten entsprechend geringere Anzahl.


also mittlere Großstadt ist das definitv nicht.

von Jörg W. (dl8dtl) (Moderator) Benutzerseite


Lesenswert?

Andrew Taylor schrieb:

> 75MW: Es ist ungefähr der Heizbedarf von 10000 modernen Häusern. (40
> bzw. 70 besser als Energieeinsparverordnungstandard  isoliert)
> Altbauten entsprechend geringere Anzahl.

Habe gerade mal geguckt, 455 MW Heißwasserleistung hat das größte
Heizkraftwerk in Dresden.  OK, eine 50000er Stadt kann man mit den
75 MW wohl mit Fernwärme versorgen, in der (begründeten) Annahme,
dass nicht jeder die Fernwärme auch abnehmen will.

Trotzdem nicht ganz unerheblich, insbesondere auf der Seite der
Leitung, wo die Sonne scheint, denn dort wird das Interesse an
der Fernwärme eher gering sein. :-)

von (prx) A. K. (prx)


Lesenswert?

Jörg Wunsch schrieb:

> Trotzdem nicht ganz unerheblich, insbesondere auf der Seite der
> Leitung, wo die Sonne scheint, denn dort wird das Interesse an
> der Fernwärme eher gering sein. :-)

Rechne das mal andersrum. Wenn 75MW die Abwärme der Konvertierung sind 
und mit den so übertragenen 5000MW elektischer Leistung hier Kraftwerke 
(Kohle/Atom) mit einer Abwärmeleistung von 8000-10000MW eingespart 
werden können, wann wirds eher kühler als wärmer.

Bei den Griechen (Spaniern, ...) ist die Rechnung ähnlich. Auch die 
werden summarum eher frieren als schwitzen, wenn sie von all dem Strom 
auch selber welchen verwenden sollten.

von Lothar M. (Firma: Titel) (lkmiller) (Moderator) Benutzerseite


Lesenswert?

Hier sollte auf die bei Journalisten doch sehr gern unterdrückte Stunde 
hingewiesen werden...
1
Mit dem Helios-Projekt soll die griechische Jahresproduktion an Solarstrom 
2
bis 2020 auf 2,2 Gigawatt und bis 2050 sogar auf zehn Gigawatt gesteigert 
3
werden.
Fast alle Zahlen wie 100MW und 5GW pro Jahr ignorieren die passende 
Stunde.
Es sind also korrekterweise 100MWh pro Jahr oder 5GWh pro Jahr.

Und das jahr hat immerhin fast 9000 Stunden. Da kann man gern mal 4 
Zehnerpotenzen daneben liegen...  :-o

Merke: sobald zur Leistung ein Zeitbezug auftaucht, handelt es sich idR. 
um Energie...  ;-)

von J. V. (janvi)


Lesenswert?

> Fast alle Zahlen wie 100MW und 5GW pro Jahr ignorieren die passende
> Stunde.Es sind also korrekterweise 100MWh pro Jahr oder 5GWh pro Jahr.

das ist natürlich ein ernstliches Argument was das Projekt ganz anders 
darstellt. Nehmen wir das Jahr 2020 mit einer Gesamtarbeit von 2,2GW/h.

Das ergibt eine Anschlussleistung von 2200 Mw/h geteilt durch 8760 
Stunden mit 0,251 Megawatt.

Das entspricht etwa einer Trafogröße von 250kVA wie sie jeder einzelne 
mittelständische Betrieb mit ein paar Spritzgußmaschinen auch hat. 
(Absicherung 3x315Amp D02 sekundär) Bei einem Betrieb rund um die Uhr 
und einem Preis von 0,1E kW/h kostet der Strom am Tag etwa 600 Euro und 
die Stromrechnung am Jahresenende macht etwa 220 Tsd oder 0,22 Mio Euro 
aus. Das ist eine durchaus übliche Stromrechung im Gewerbebereich, 
Rechenzentren, Zementwerke o.ä. liegen in der Regel deutlich drüber.

Nehmen wir an, daß die Leitungen umsonst sind, die Solarzellen ebenfalls 
nix kosten und auch Siemens seine Super-Wirkungsgrad Gigavolt Halbleiter 
im Rahmen eines Rettungsschirms verschenkt verbleiben zur Rückzahlung 
von 100Mrd Euro eine Zeit von 100.000 MioEur / 0,22 MioEur noch über 
vierhunderfünzigtausend Jahre. Um mit diesem Erlös bei Formel 1 
teilnehmen zu können, müsste Papandreou noch immer 450 Jahre sparen und 
hätte dann wahrscheinlich wieder kein Glück mit den Preisgeldern weil 
andere schneller sind.

Das Problem scheint sich von der technischen Rechnung auf die 
volkswirtschaftliche Seite zu verschieben, nachdem mit dem mikrigen 
Stromertrag nicht mal annähernd die Zinsen getilgt werden können.

Mit der chinesischen HGÜ aus dem Link von prx scheinen die Zahlen so 
jedenfalls nichts mehr gemeinsam zu haben.

von gekko (Gast)


Lesenswert?

Aber so tun wir doch was für die Umwelt... ^^

von (prx) A. K. (prx)


Lesenswert?

J. V. schrieb:

> darstellt. Nehmen wir das Jahr 2020 mit einer Gesamtarbeit von 2,2GW/h.

Wird ja immer schöner. Nun also Arbeit = Watt pro Stunde?

Ausserdem: Wärs denn so unmöglich, dass die 2,2GW in 2020 ausnahmsweise 
mal wirklich die Leistung sind? Also dass Werte und Einheiten diesmal 
passen?

von U. B. (Gast)


Lesenswert?

> Nehmen wir das Jahr 2020 mit einer Gesamtarbeit von 2,2GW/h.

Aha. 2,2 GW/h wären also nach einem Jahr

2,2 GW/h * 8760h = 19,3TW        (  ... das ist auch schon Watt )

> Ausserdem: Wärs denn so unmöglich, dass die 2,2GW in 2020 ausnahmsweise
> mal wirklich die Leistung sind? Also dass Werte und Einheiten diesmal
> passen?

Warum nicht ? Es gibt Leute, die spielen Sudoko, wir spielen
Einheiten-Raten ...

von Michelle K. (Firma: electronica@tdnet) (michellekonzack) Benutzerseite


Lesenswert?

J. V. schrieb:
>> Fast alle Zahlen wie 100MW und 5GW pro Jahr ignorieren die passende
>> Stunde.Es sind also korrekterweise 100MWh pro Jahr oder 5GWh pro Jahr.
>
> das ist natürlich ein ernstliches Argument was das Projekt ganz anders
> darstellt. Nehmen wir das Jahr 2020 mit einer Gesamtarbeit von 2,2GW/h.
>
> Das ergibt eine Anschlussleistung von 2200 Mw/h geteilt durch 8760
> Stunden mit 0,251 Megawatt.

Hmm, in Baden-Würstchenberg habe wir auf das Jahr 6,4 Sonnen-Std/Tag und 
in Griechenland sind es knapp über 11, also ergibt sich

2200000 kWh/j  365 Tage  11 h/Tag = 548 kWp

548 kWp / 0,18 kW/m² = 3044 m²

Ehm, also irgendjemand hat hier einen Rechenfehler, denn meine Anlage in 
Marakesch hat 280 kWp und bekommt gut 13 Sonne-Std/Tag und versorgt 
einen erheblichen Teil der Administration von Marrakesch

Das Gebäude des Rechenzentrums, welches hier in Kehl/Goldscheuer gebaut 
werden soll, hat eine Grundfläche von 4000m² plus ein zweites Gebäuder 
der gleichen größe und ein überdachter Parkplatz...

Macht effektiv 1ha (10.000m²) bei einer Grundstücksgröße von 1,4ha

> Das entspricht etwa einer Trafogröße von 250kVA wie sie jeder einzelne
> mittelständische Betrieb mit ein paar Spritzgußmaschinen auch hat.
> (Absicherung 3x315Amp D02 sekundär) Bei einem Betrieb rund um die Uhr
> und einem Preis von 0,1E kW/h kostet der Strom am Tag etwa 600 Euro und
> die Stromrechnung am Jahresenende macht etwa 220 Tsd oder 0,22 Mio Euro
> aus. Das ist eine durchaus übliche Stromrechung im Gewerbebereich,
> Rechenzentren, Zementwerke o.ä. liegen in der Regel deutlich drüber.

Eben...

Deswegen raffe ich die Zahlen nicht, denn wir haben zwei solcher 
Solarkraftwerke (~ 250 kWp) hier in der Ortenau stehen...

> Nehmen wir an, daß die Leitungen umsonst sind, die Solarzellen ebenfalls
> nix kosten und auch Siemens seine Super-Wirkungsgrad Gigavolt Halbleiter
> im Rahmen eines Rettungsschirms verschenkt verbleiben zur Rückzahlung
> von 100Mrd Euro eine Zeit von 100.000 MioEur / 0,22 MioEur noch über
> vierhunderfünzigtausend Jahre. Um mit diesem Erlös bei Formel 1
> teilnehmen zu können, müsste Papandreou noch immer 450 Jahre sparen und
> hätte dann wahrscheinlich wieder kein Glück mit den Preisgeldern weil
> andere schneller sind.
>
> Das Problem scheint sich von der technischen Rechnung auf die
> volkswirtschaftliche Seite zu verschieben, nachdem mit dem mikrigen
> Stromertrag nicht mal annähernd die Zinsen getilgt werden können.

Irgendwas kann mit den Zahlen nicht stimmen.

ich gehe davon aus, das die mit den 2,2 GW eben 2,2GWp meinen und selbst 
dann kommt es nicht hin, denn wenn ich die 7 von mirinstallieren anlagen 
als vergleich nehme, wird die Anlage in Griechenland um 200% teuere, 
kostet also das dreifache...

Achja, ich habe bei meinen kleinen Anlagen 1,29 US$/Wp für die 
Solarmodule Made-In-China gezahlt.

Grüße
Michelle

von MWS (Gast)


Lesenswert?

U. B. schrieb:
> Aha. 2,2 GW/h wären also nach einem Jahr
>
> 2,2 GW/h * 8760h = 19,3TW        (  ... das ist auch schon Watt )

8760 / 365 = 24, scheint bei denen jetzt auch in der Nacht die Sonne ?


Denke mal das ist ein Pressebericht mit Halbwahrheiten, bzw. da wurde 
das "p" vergessen, d.h. Spitzenleistung der Module bei Idealbedingungen.

http://de.wikipedia.org/wiki/Photovoltaik

Damit lägen die 277MW des AFP-Artikels wenigstens im Rahmen der im Wiki 
angegebenen 205MWp.

Mit angenommenen 3000 Sonnenstunden im Jahr für Griechenland ergeben 
sich 2,2 GWp x 3000 h = 6600 GWhp. Nicht jede Sonnenstunde wird 
Maximalleistung auf den Modulen bringen, also über den Tag angenommene 
1/2 vom Maximalwert = 3300 GWh = 3300000000 kWh tatsächliche Arbeit.

Bei angenommenen 14 Cent für Erzeugung und Vertrieb,

http://de.wikipedia.org/wiki/Strompreis

ergäbe das einen Gegenwert von 462 Millionen Euro pro Jahr. Damit hätte 
Griechenland bei einer versemmelten Bürgschaft von 211 Milliarden Euro 
bereits nach 456 Jahren alles abbezahlt. :D

von Lothar M. (Firma: Titel) (lkmiller) (Moderator) Benutzerseite


Lesenswert?

Nehmen wir mal eine andere Quelle:
http://www.n24.de/news/newsitem_7291517.html
1
...bis 2050 sogar auf zehn Gigawatt gesteigert werden.
2
Die Solarkraftwerke sollen auf rund 200 Quadratkilometern Land entstehen, 
3
das dem griechischen Staat gehört.
Bei 200 Millionen Quadratmetern mit einer installierten Nettoleistung 
von ca. 50W/m² wären das dann also tatsächlich 10GW. Da würde wenigstens 
mal die Zehnerpotenz in etwa hinkommen...

Michelle Konzack schrieb:
> Deswegen raffe ich die Zahlen nicht
Man kann hin- und herrechnen, wie man will: irgendwie sieht das aus, als 
wenn die Teile aus 2 oder 3 Puzzeln stammen...

von Icke ®. (49636b65)


Lesenswert?

Im übrigen scheint die Politik hier im Forum mitzulesen:

Beitrag "Re: strom selbst erzeugen?"

Die haben nur den Witz nicht verstanden. Die Technik sowieso nicht.

von Michelle K. (Firma: electronica@tdnet) (michellekonzack) Benutzerseite


Lesenswert?

Lothar Miller schrieb:
> Bei 200 Millionen Quadratmetern mit einer installierten Nettoleistung
> von ca. 50W/m² wären das dann also tatsächlich 10GW. Da würde wenigstens
> mal die Zehnerpotenz in etwa hinkommen...

Ich bezweifele, das die Solarmodule 5% Wirkungsgrad haben

Habe mittlerweile von Bosch die Zellen erhalten, (156x156mm und
auch 50x50mm vom gleichen Typ) und die haben 180Wp/m².

Anm.:  Bei Sonnenstunden wird übrigends der Durchschnittswert der
       Solarzellen gerechnet auf 100% der eingestrahlten Leistung.

Eine Solaranlage kann in Deutschland zwar durchschnittlich 2800 Stunden 
Strom produzieren, die effektiven Sonnestunden sind aber dann bei nur 
1700 Stunden

Grüße
Michelle

von THaala (Gast)


Lesenswert?

Mal was anderes als HGÜ...

vor fast 10 Jahren hat einer die Supraleitung mit bestimmten Materialien 
bei (nur) ca. -70 Grad Celsius entdeckt...

Gibt es Gründe die dagegen sprechen auf deise Art die Energie über weite 
Strecken zu übertragen ?

Gruß,
THaala

von Lothar M. (Firma: Titel) (lkmiller) (Moderator) Benutzerseite


Lesenswert?

THaala schrieb:
> Gibt es Gründe die dagegen sprechen auf deise Art die Energie über weite
> Strecken zu übertragen ?
Ja.
Wenn sowas nur annähernd technisch realisierbar und kaufmännisch 
darstellbar wäre, dann hätte das schon jemand gemacht.

Michelle Konzack schrieb:
>>> 50W/m²
> Ich bezweifele, das die Solarmodule 5% Wirkungsgrad haben
> Habe mittlerweile von Bosch die Zellen erhalten ... die haben 180Wp/m².
Das ist zum Glück nur der Faktor 3 (höchstens), und den kann ich sicher 
irgendwo aus diesen Zahlen rauslügen... ;-)

von Christian L. (cyan)


Lesenswert?

THaala schrieb:
> vor fast 10 Jahren hat einer die Supraleitung mit bestimmten Materialien
> bei (nur) ca. -70 Grad Celsius entdeckt...

Solche Behauptungen geisterten früher regelmäßig in irgendwelche 
Zeitschriften rum. Da gab es auch jemanden, der Behauptete einen 
Supraleiter bei Raumtemperatur gefunden zu haben. Merkwürdigerweise gibt 
es nie Zeugen und der Versuch lässt sich nicht wiederholen.
Laut Wiki liegt der Rekord immer noch bei -135,15°C.
Ich denke eine solche Kühlung auf die Länge aufrecht zu erhalten ist 
Ineffizienter als die Verluste bei einer konventionellen Übertragung 
hinzunehmen.

LG Christian

von Purzel H. (hacky)


Lesenswert?

Man kann schon Supraleiter mit Fluessigstickstoff kuehlen. Aber 
aufrechterhalten unter fast allen Umstaenden ist was anderes.
Ein Problem : Bei diesen Temperaturen benoetigt man eine 
Vakuumisolation.
Also das Kabel waere dann kalt und von einer Vakuumisolation umgeben. 
Aus Festigkeitsgruenden ist die Vakuumisolation auf demselben Potential. 
Dh keine Spannung ueber der Isolation, keine Spannung im Vakuum. Im 
Vakuum Spannungen zu isolieren ist eher anspruchsvoll, da Gase unter 
Vakuum schneller ionisieren. Dh das Vakuum muss dann sehr gut sein. 
Turbopumpen sind nicht etwas was man draussen rumstehen hat.
Wenn die Aussentemperatur um 80 Grad schwankt, muss die 
Laengenausdehnung irgendwo hin.

von Thomas (kosmos)


Lesenswert?

Frau Merkel rechnet höchstens damit das die Deutschland GmbH die 
Solarmodule für Griechenland liefert.

Mal sehen wanns hier bei uns einen Schlag tut
http://www.staatsverschuldung.de/schuldenuhr.htm

von Martin N. (emsen)


Lesenswert?

Michelle Konzack schrieb:
> welches hier in Kehl/Goldscheuer gebaut
> werden soll

Basic?

Bitte melde dich an um einen Beitrag zu schreiben. Anmeldung ist kostenlos und dauert nur eine Minute.
Bestehender Account
Schon ein Account bei Google/GoogleMail? Keine Anmeldung erforderlich!
Mit Google-Account einloggen
Noch kein Account? Hier anmelden.