Forum: Mikrocontroller und Digitale Elektronik Mosfet einbaurichtung


von Michael S. (michatroniker)


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Hallo!

Ich arbeite seit einer Weile an einem Solar Laderegler für Bleiakkus und 
habe nun folgende Schaltung dafür im Internet gefunden:

http://www.timnolan.com/uploads/Arduino%20Solar/ArduinoSolar.pdf

Das ganze erscheint mir recht logisch und ich habe inzwischen auch fast 
alles nachvollziehen können bis auf zwei Dinge:

zunächst mal sind oben zwei Mosfets (Q1 und Q2) in engegengerichteter 
einbauweise eingebaut, die gleichzeitig per PWM geschaltet werden. In 
der Erklärung steht, dass das eine Diode ersetzen soll, aber wie 
funktioniert das genau?

und die zweite Frage:

der untere Mosfet (Q3) wird asynchron zu den oberen geschaltet, also 
immer entgegengesetzt. So wie ich das verstanden habe, dient das 
sozusagen als ideale Freilaufdiode für die Glättungsdrossel L1, damit 
die den Strom konstant halten kann (so wie die sicherheitsdiode daneben, 
nur Verlustfrei).
Was mich aber wundert: der Strom durch diesen Mosfet würde doch dann von 
unten nach oben fließen, aber dazu ist er doch falschrum eingebaut oder?
So wie er jetzt drin ist kann ich doch einfach nur nen Kurzschluss damit 
bauen.

Vielleicht stimmt das aber auch so, ich bin in dem Bereich noch relativ 
neu (studiere gerade noch)

Wäre super wenn dazu jemand von euch was sagen könnte!
Viele Grüße
Michael

von Jens G. (jensig)


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Wenn die Solarspannungs kleiner als die Batteriespannung werden würde, 
die interne Diode des Q2 anfangen mit leiten, und einen Rückstrom 
verursachen (die Batterie also entladen). Dies soll die "Diode" Q1 
verhindern. Der ist verkerhtherum geschaltet, so daß dessen innere Diode 
nicht leitet in dem Falle. Und Q1 wird dabei auch nicht angesteuert, 
leitet also nicht.
Wenn Solarspannung>Ubatt., dann leitet die innere Diode des Q1. Bis 
jetzt wäre alles wie bei einer echten Diode. Da aber eine Diode einen 
Spannunsgabfall hat, verursacht die Verluste. Um dies zu vermeiden, 
nimmt man eben einen Mosfet in Inversverschaltung. Wenn die Diode also 
leiten soll, wird der Mosfet durchgeschaltet, und verusacht damit über 
seinen Rdson einen viel kleineren Spannungsabfall - die Solarzelle wird 
also besser ausgenutzt.
So ein Mosfet läßt sich also (durch die innere, parasitäre Diode) wie 
eine normale Diode benutzen, deren Uf in Durchflußrichtung (Mosfet 
invers) durch Ansteuern praktisch kurzgeschlossen wird, womit Uf sehr 
klein wird.

>der untere Mosfet (Q3) wird asynchron zu den oberen geschaltet, also
>immer entgegengesetzt. So wie ich das verstanden habe, dient das
>sozusagen als ideale Freilaufdiode für die Glättungsdrossel L1, damit
>die den Strom konstant halten kann (so wie die sicherheitsdiode daneben,
>nur Verlustfrei).

Q2 und Q3 sind nicht asynchron geschaltet. Asynchron heist unabhängig 
voneinander, was hier nicht der Fall ist. Die werden halt nur 
gegenläufig geschaltet,
Und ja - Q3 wird auch als "ideale" Diode verwendet - wie Q1.
Verlustfrei isses aber trotzdem nicht, nur verlustfreier.

Mosfets sind eigentlich ganz normale FETs, die sich in beide Richtungen 
verwenden lassen (einen Kurzschluß gibts dabei erstmal nicht). Nur haben 
Leistungs-Mosfets üblicherweise eine interne parasitäre Diode drin 
(technologiebedingt), die normalerweise nicht stört.

von Michael S. (michatroniker)


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Alles klar, den ersten Teil hab ich verstanden, Danke!

Zum zweiten:
Ich meinte eigentlich mit "asynchron" eigentlich nur gegenläufig, hab 
mich wohl falsch ausgedrückt. Was mich aber immernoch wundert: ist der 
Mosfet Q3 denn jetzt nicht trotzdem falschrum drin?! Der schaltet doch 
die Lastseite auf Masse, also ein klassischer Kurzschluss?!

von Jens G. (jensig)


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Nee - ist schon richtig. Der schaltet ein, wenn die Induktionsspitze der 
Spule kommt, die ja negativ gerichtet ist. Q3 wirkt ja wie eine Diode 
mit Anode gegen Masse.
Q1 schaltet ein, wenn Usource (Eingang) > Udrain (Ausgang)
Q3 schaltet ein, wenn Udrain < Usource (also wie Q1)

von Eddy C. (chrisi)


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Der MOSFET ist schon korrekt eingebaut. Du hast im Prinzip auch recht 
mit Deiner Befürchtung, allerdings wird Q3 nur für kurze Zeit 
eingeschaltet um die Spule "freilaufen" zu lassen.

Es gehört aber schon ein gutes Stück Nerven dazu, mit so einem 
Schaltungsdesign umzugehen, immerhin werden die MOSFETs per Software 
angesteuert und wenn die Software nicht korrekt arbeitet, dann gibt es 
Deinen befürchteten Kurzschluss und das schwächst Glied raucht ab. Ich 
würde nur die Freilaufdiode einbauen. Es schläft sich einfach besser :-)

von Jens G. (jensig)


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>würde nur die Freilaufdiode einbauen. Es schläft sich einfach besser :-)

Kannst ja eine Sicherung reinbauen, damit Du nicht zu viele schlaflose 
Nächte hast ;-)

von Jens G. (jensig)


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Der IR 2104 hat übrigens eine Cross-conduction prevention logic - der 
kann also nicht in der Quere leiten, auch wenn die SW das wöllte.

von Michael S. (michatroniker)


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super, habs kapiert! werd dann wohl wirklich die Variante mit der 
Sicherung nehmen. Dann muss ich auch echt aufpassen, ich hatte 
eigentlich vor, erstmal nur eine 10µH Drossel zu nehmen (weil ich keine 
33µH für 20A gefunden hab)... Ich dachte mir eben, naja, zur Not wird 
das Ausgangssignal nicht ganz glatt. Wenn der dann aber nen kurzen baut 
deswegen, is schlecht.

gut, weiß ich Bescheid, danke für die schnelle Hilfe!

von Michael S. (michatroniker)


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Jens G. schrieb:
> Der IR 2104 hat übrigens eine Cross-conduction prevention logic - der
> kann also nicht in der Quere leiten, auch wenn die SW das wöllte.


was heißt das? dass der IR nie den Q3 länger als ein paar 
sekundenbruchteile an lässt und ihn dann automatisch abschaltet?

von Jens G. (jensig)


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NEin. Daß er nie Q3 einschalten kann, wenn Q2(und Q1) gerade aktiv sind 
(und andersherum). Du kannst damit also nicht die Batterie- und 
Solarspannung kurzschließen.
(Cross-conduction prevention logic frei übersetzt: 
Querstromvermeidungslogik)

von Michael S. (michatroniker)


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Danke!

von Eddy C. (chrisi)


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Jens G. schrieb:
> NEin. Daß er nie Q3 einschalten kann, wenn Q2(und Q1) gerade aktiv sind
> (und andersherum). Du kannst damit also nicht die Batterie- und
> Solarspannung kurzschließen.
> (Cross-conduction prevention logic frei übersetzt:
> Querstromvermeidungslogik)

Das stimmt so nicht. Wenn Q3 dauerhaft eingeschaltet wird - was auch 
möglich ist - dann gibt es definitiv ein Wölkchen. Crossconduction 
braucht es dazu nicht, der Strompfad geht rückwärts aus der Batterie 
heraus nur durch Q3 mit praktisch unbegrenztem Strom.

von Jens G. (jensig)


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@Eddy Current (chrisi)

>Das stimmt so nicht. Wenn Q3 dauerhaft eingeschaltet wird - was auch
>möglich ist - dann gibt es definitiv ein Wölkchen. Crossconduction
>braucht es dazu nicht, der Strompfad geht rückwärts aus der Batterie
>heraus nur durch Q3 mit praktisch unbegrenztem Strom.

Stimmt - das hatte ich jetzt gar nicht so betrachtet (war zu sehr auf 
die Querstromproblematik ausgerichtet).
Dieses Stelle könnte man jetzt noch weiterspinnen: wie stellt der µC 
fest, wie lange Q3 eigentlich eingeschaltet sein soll, denn wenn die L 
ihre Energie abgegeben hat, sollte Q3 ja wieder öffnen, weil sonst Strom 
aus der Batterie wieder zurückfließt. Kann eigentlich nur eine 
berechnete Zeit mit etwas Sicherheitabzug sein.

von Eddy C. (chrisi)


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Noch ein Tipp an Michael: Den Wert für die Spule kannst Du gerne 
erhöhen, aber keinesfalls um den Faktor 3 verringern. Das erhöht den 
Ripplecurrent im Kondensator (welcher sowieso etwas klein dimensioniert 
ist) so, dass da gleich noch ein Wölkchen entsteht. Zumindest aber 
nicht, wenn Du schläfst und es draussen dunkel ist ;-)

von Michael S. (michatroniker)


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hmm, wo bekommt man denn so große drosseln (also ab 33µH und für 20A) 
günstig her? sollte wirklich günstig sein, das ganze ist für ein Projekt 
in Entwicklungsländern. Ich könnte natürlich auch einfach die PWM 
frequenz erhöhen, aber dann gibts vermutlich EMV probleme.

ripple-current... meinst du den strom durch C7 der parallel zur Drossel 
hängt? ich kann da ja auch einfach nen größeren dranhängen.

Achja, wenn wir grade hier schon dabei sind =)
unten an dem IR2104 hängt eine Schaltung aus einem Kondensator und einer 
Diode, um die höhere Schaltspannung für die Mosfets zu erzeugen. Die 
funktioniert ja über das PWM Signal, funktioniert also nur wenn die 
Mosfets schon angesteuert werden. Was passiert denn dann am Anfang, wenn 
man den Laderegler einschaltet, dann kann ja die Schaltung keine erhöhte 
Spannung erzeugen und damit kommt die Steuerung nie in Gang oder? 
Mysteriös ;)

von Eddy C. (chrisi)


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>hmm, wo bekommt man denn so große drosseln (also ab 33µH und für 20A)
>günstig her?

Selber wickeln wäre eine Alternative.

Welche Arbeitsfrequenz hat der Regler überhaupt?

von Michael S. (michatroniker)


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bisher noch keine, habs ja noch nicht gebaut. hab aber sowas um die 
50kHz angedacht.

von Eddy C. (chrisi)


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Ahso, ich dachte es gibt eine passende Firmware dazu?

Ok, wenn Du wirklich selber bauen willst, dann würde ich an Deiner 
Stelle jetzt mal folgendes tun:

Simuliere die Schaltung, z.B. LTspice, speziell die Ausgangsstufe. dann 
bekommst Du ein Gefühl, was in der Schaltung los ist. Auch der Ripple 
läßt sich ablesen, Wirkunsgrad mit/ohne Q3, usw...

Du kannst dem Ripplecurrent entweder mit vielen Kondensatoren oder mit 
einer grossen Speicherdrossel begegnen.

In jedem Fall muss C3 für den Ripple ausgelegt sein, da heisst es also 
Datenblätter studieren.

Die Induktivität muss sowieso beschafft werden.

Tipp: Die Schaltung solltest Du keinesfalls in Lochrastertechnik 
verdrahten. Die Leitungsinduktivitäten würden Dir schwer zu schaffen 
machen.

von Michael S. (michatroniker)


Angehängte Dateien:

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nein, ich steuere das selbst mit einem Atxmega an. Das wird ein etwas 
größeres Projekt mit mehreren parallelen Ladereglern.

Das ganze zu simulieren, dazu fehlt mir die Software, das Wissen wie man 
die bedient und ehrlich gesagt gerade auch die Lust, ich probiers lieber 
aus;)

Was ich aber gerade gefunden hab ist folgendes:
http://schmidt-walter.eit.h-da.de/smps/abw_smps.html

Damit hab ichs simuliert, es stimmt schon, eine 30µH Spule wäre deutlich 
besser. mal schaun wo ich die herbekomm. Notfalls muss ichs wirklich 
selbst wickeln ;)


Die eine Frage von vorhin hab ich noch:
>Achja, wenn wir grade hier schon dabei sind =)
>unten an dem IR2104 hängt eine Schaltung aus einem Kondensator und einer
>Diode, um die höhere Schaltspannung für die Mosfets zu erzeugen. Die
>funktioniert ja über das PWM Signal, funktioniert also nur wenn die
>Mosfets schon angesteuert werden. Was passiert denn dann am Anfang, wenn
>man den Laderegler einschaltet, dann kann ja die Schaltung keine erhöhte
>Spannung erzeugen und damit kommt die Steuerung nie in Gang oder?
>Mysteriös ;)

von Eddy C. (chrisi)


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Michael S. schrieb:
> Was passiert denn dann am Anfang, wenn
> man den Laderegler einschaltet, dann kann ja die Schaltung keine erhöhte
> Spannung erzeugen und damit kommt die Steuerung nie in Gang oder?
> Mysteriös ;)

Das geht so in Ordnung. Der Treiber an sich könnte(!) den unteren MOSFET 
dauerhaft leitend halten, den oberen MOSFET jedoch nicht, weil die 
Spannung gepumpt wird, also nicht statisch vorliegen kann.

Selbst der erste Schaltvorgang, welcher den oberen MOSFET leitend macht, 
wird funktionieren, weil das Pumpen nicht mehrere Zyklen benötigt. Es 
handelt sich um eine Bootstrap-Schaltung, welche - wie der Name schon 
sagt - sich selber hochzieht. Das Henne/Ei-Problem ist also keines.

von Michael S. (michatroniker)


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achso, er holt sich die Energie für die erste Ladung dann also über den 
Q3 aus der Batterie. alles klar.

Ich hab grade mal nach einer größeren Spule gesucht, das wird echt 
gleich ziemlich teuer, auch die Kerne zum selberwickeln. könnte man die 
Frequenz auch auf 100kHz setzen um an der Drossel sparen zu können oder 
empfiehlt sich das wegen EMV nicht? steigen die Verluste in den Mosfets 
durch eine so hohe Frequenz stark an?

von Eddy C. (chrisi)


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Vielleicht solltest Du bez. der Spule eine separate Anfrage starten. Ich 
denke, es gibt hier eine Menge Profis, welche Dir den passenden Kern 
empfehlen können. Ich persönlich hatte mit zuletzt eine Spule 
130µH/10A/100kHz gewickelt, welche von den Dimensionen ganz gut passen 
würde.

Bei Dir ergäben sich 14 oder 15 Windungen, 6 x 1mm Cu parallel auf 
E-Kern Epcos ETD34 N87 1mm Luftspalt sein (B66361G1000X187 + 
B66361G0000X187), Bürklin

von Michael S. (michatroniker)


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gut, das ist ja doch nicht soo teuer. Aber könnte man die
Frequenz auch auf 100kHz setzen um an der Drossel sparen zu können oder
empfiehlt sich das wegen EMV nicht? steigen die Verluste in den Mosfets
durch eine so hohe Frequenz stark an?

von Eddy C. (chrisi)


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Im Prinzip: Höhere Frequenz, ja klar erhöhen sich die Verluste. Aber um 
wieviel, das müßte man erst einmal ausrechnen oder simulieren ;-)

EMV ist zweitrangig und bei jeder Frequenz ein Thema. Die fehlenden 
Gatewiderstände garantieren Dir jedenfalls maximalen EMV-Output.

von Bernd K. (bmk)


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Michael S. schrieb:
> Ich hab grade mal nach einer größeren Spule gesucht, das wird echt
> gleich ziemlich teuer, auch die Kerne zum selberwickeln. könnte man die
> Frequenz auch auf 100kHz setzen um an der Drossel sparen zu können oder
> empfiehlt sich das wegen EMV nicht? steigen die Verluste in den Mosfets
> durch eine so hohe Frequenz stark an?

Hier mal ein Vorschlag für eine preisgünstige Lösung bei 50kHz und 20A:
http://www.spulen.com/shop/product_info.php?products_id=933

Dieser Kern bewickelt mit 27 Wdg 2mm CuL bringt im Leerlauf 66µH und
bei 20A noch 30µH. Berechnet mit dem Design-Tool von micrometals.com

Recht erfreulich auch die Verluste, die dank eines Rdc von 6mOhm nur
bei 2,6W @20A zu erwarten sind. Die Kernverluste bei 50kHz sind hingegen
zu vernachlässigen.

Ein wenig handwerkliches Geschick ist natürlich angesagt, wenn man
ca. 1,1 Meter Kupferlackdraht 2mm um den Ringkern wickelt.

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