Forum: Mikrocontroller und Digitale Elektronik Gute Balancing-Schaltung für 2x900mAh Li-Ion


von M. E. (analogmer)


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Habe folgendes Paper gelesen aber Problem beim Umsetzen in eine 
funktionierende Schaltung:
http://www.analogzone.com/pwrt0207.pdf

Suche eine Balancing-Schaltung für zwei Handy-Akku artige Li-Ion 
Batterien, die in Reihe geladen und betrieben werden sollen.
Die Schaltung soll dafür sorgen, dass die Akkus möglichst lange leben 
und dass die echte Kapazität möglichst lange nutzbar bleibt. Wichtig 
wäre noch ein sehr geringer Ruhestrom. Wie kann man so was ausreichend 
gut und kompakt (im Sinne von ansonsten 0603 Komponenten) realisieren?

Hier ein paar Eckdaten:
Ladestrom:  ca <= 0.2 C
Entladestrom:  maximal ca. 500mA
Zellspannung: 3.7 (bzw.4.2) Volt

Hab auch folgenden Thread gelesen - wäre OPA333 (aus dem Thread) ein 
geeignetes Teil?:
Beitrag "Li-Ion Akku-Balancer"

Wie interpretiere ich die Datenblätter richtig (Welche Parameter müsste 
ein geeignetes Bauteil haben?) An anderer Stelle wird hier immer wieder 
auf MAX921 verwiesen, aufgrund welcher Eigenschaften?

Ich habe mir mal den MCP6541T besorgt, ist dieser Komparator geeignet?
(Datenblatt: http://ww1.microchip.com/downloads/en/DeviceDoc/21696H.pdf)

Ich hoffe jemand kann etwas Licht ins dunkel bringen!

Grüße aus Berlin

von Anja (Gast)


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A. M. schrieb:
> Wie kann man so was ausreichend
> gut und kompakt

eine 2-Zellen-Lösung mit permanentem Balancing schreit geradezu nach 
einer Ladungspumpe a la ICL7660 LT1044 MAX660

Ansonsten:
- bei Einzelladung der Zellen im gleichen Ladegerät brauchst Du gar kein 
Balancing (die Endspannung ist gleich)
- Im Normalfall wird der Balancer nur beim Laden angeschlossen. (Da 
spielt der Stromverbrauch keine Rolle)
- In Deiner Beschreibung fehlen wichtige Daten: wie lange müssen die 
Zellen ohne Ladegerät auskommen. Wie ist das Verhältnis Betriebszeit zu 
Balancing Zeit.

Gruß Anja

von M. E. (analogmer)


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Könntest du mich in die Richtung stoßen wo ich Infos finde, wie man 
diese Ladunsgspumpen für einen Balancer einsetzt?

Zur Balancing-Zeit:
Ehrlich gesagt: Ich weiß auch noch nicht genau wie lange die 
Balancing-Zeit sein sollte ... Innerhalb von 2 Ladezyklen wurde in 
diesem Paper gewählt, aber welche Auswirkungen eine längere Dauer hat 
versteh ich noch nicht ganz? Der oben beschriebene Effekt sollte halt 
gegeben bleiben :-) Die Akkus dürften nicht leiden. Die Zeit von der 
Herstellung der Schaltung mit der Vorladung aus der Fabrik bis zum 
ersten Einsatz beim Endbenutzer kann ja hingegen locker mal 6 Monate 
(und mehr, im "worst case") dauern.  Im regulären "Betrieb" sollte die 
Schaltung nicht länger als 2-4 Wochen ohne Neuladung verbleiben müssen 
können, da die Ladung ziemlich häufig rotiert wird (siehe unten).

Wegen Balancing nur beim Laden:
Also die Akku sind fest mit der Schaltung verbunden und werden nicht 
herausgenommen zum laden. Oder meintest du die Balancer nur beim Laden 
elektronisch hinzuzuschalten?

Bzgl Betriebszeit:
Die ganze Anwendung dient dazu, Energie in zwei Akkus zu speichern und 
sie anschließend wieder noch außen zur Verfügung zu stellen. Auch wenn 
das Gerät einen Monat liegt sollte die ganze Schaltung daher möglichst 
wenig zum ja sowie schon vorhandenen Energieverlust durch die 
eigentliche Selbstentladung der Batterien beigetragen haben.

Zum Kosten:
Es geht dabei auch darum eine zumindest prinzipiell im Hinblick auf 
Massenproduktion möglichst günstige Schaltung aufzubauen.. zwei einzelne 
Ladechips für die Akkus, dann entsprechend noch mal zwei ic's die die 
Kapazität der Batterien schätzen (denn die gibt's auch noch, hat aber 
mit der Frage hier wohl wenig zu tun), plus zusätzliche Schaltung um sie 
für den Output wieder in Reihe zu schalten, würde die Schaltung wohl 
insgesamt teuerer machen als eine Serienschaltung aus zwei 
Zellen+Balancer, oder?

von Stefan S. (novafly)


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Hi,
hier mal die Grundlagen:

http://0815er.com/elektronik/balancer/balancer.htm

Gruß
Stefan

von M. E. (analogmer)


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Danke, ich glaube an sich verstehe ich das Prinzip schon - es wird ein 
Teil des Ladestroms an der Zelle vorbei gelenkt aber wie funktionierte 
das mit den Ladungspumpen aus dem Post von Anja?

Wäre super wenn jemand Tipps für eine Miniaturisierung hat, da es hier 
ja nur um 0.2C geht und 1.8Ah insgesamt.

von M. E. (analogmer)


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Insbesondere würde ich mich über Hinweise zu (SMD) Bauteilen freuen zum 
weiteren Experimentieren, da ich in 'nem anderen Thread gerade eine 
Sammelbestellung bei Mouser mache. Zeit rennt natürlich :(.

von Anja (Gast)


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A. M. schrieb:
> Wegen Balancing nur beim Laden:
> Also die Akku sind fest mit der Schaltung verbunden und werden nicht
> herausgenommen zum laden. Oder meintest du die Balancer nur beim Laden
> elektronisch hinzuzuschalten?

Übliche Ladegeräte haben 2 Kabel: 1 Ladekabel und ein Balancerkabel.
(Schau mal in die Modellbauabteilung).
Das einzige was Deine Schaltung dann braucht ist ein zusätzlicher 
Stecker.

A. M. schrieb:
> Könntest du mich in die Richtung stoßen wo ich Infos finde, wie man
> diese Ladunsgspumpen für einen Balancer einsetzt?

Den Eingang und die Masse an die obere Zelle anschließen. Den negativen 
Ausgang an die untere Zelle. Die Ladungspumpe arbeitet grundsätzlich in 
beide Richtungen. Stromverbrauch bei 3-4V ist ca 20uA den sich beide 
Zellen teilen. (10uA / Zelle). Also im Datenblatt (Figure 10) den 
Rail-Splitter Common an den Mittelabgriff der Zellen anschließen.

http://cds.linear.com/docs/Datasheet/lt1044.pdf

Gruß Anja

von MaWin (Gast)


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> aber wie funktionierte das mit den Ladungspumpen aus dem Post von Anja?

Figure 21 im Datenblatt

http://www.intersil.com/data/fn/fn3072.pdf

Die Rl sind die LiIOn Akkus bzw. die dazu parallelgeschalteten 50uF 
Elkos.

http://www.dse-faq.elektronik-kompendium.de/dse-faq.htm#F.21

unter Ladungsdifferenzen

von ca$$h (Gast)


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MaWin schrieb:
> http://www.dse-faq.elektronik-kompendium.de/dse-faq.htm#F.21
>
> unter Ladungsdifferenzen

    +-------+-----+
    |       |     |
+---(-------(--+  |
|   |       |  |  |
| Zelle1    |  | 100k0.5%
|   |      /+|-+  |
+---+--1k-<  |    | Microampere CMOS OPAMP
    |      \-|----+
  Zelle2    |    100k0.5%
    |       |     |
    +-------+-----+


Bei dieser Schaltung gehört aber inv. und nicht inv. Eingang vertauscht. 
Wenn der + Eingang auf höheren Potential liegt wie der - Eingang soll 
der OpAmp ja Zelle2 entladen.

von MaWin (Gast)


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Stimmt. Dann pass ich die d.s.e FAQ mal an.

von M. E. (analogmer)


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WOW, vielen Dank schon mal! Wahnsinn dieses Akku-Faq ist ja eine super 
Ressource.

Btw: Komisch 8 Euro für einen Max660 -weiß einer warum die so teuer 
sind? Wenig Nachfrage?! LTC1044 gibt's nicht bei Mouser, den anderen 
schon.

von Abdul K. (ehydra) Benutzerseite


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Viele Ladungspumpen-ICs vertragen keine Vorspannung auf den Rails. 
Versuchs mal so:
ehydra.dyndns.info\en\Akkubooster

von Stefan S. (br4in)


Angehängte Dateien:

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Um den Thread mal wieder auszugraben...
Ich habe die OP-Balancer-Schaltung von MaWin aufgebaut, um sie dauerhaft 
an einem Akkupack aus zwei Zellen zu hängen.

Allerdings habe ich folgende Änderungen vorgenommen (Schaltung im 
Anhang):
- der OP ist wegen des geringeren Verbrauchs ein OPA333 von TI
- weil der OP nur max. 5.5V supply möchte, habe ich jeweils eine LED 
eingebaut, die verbrät jeweils 1.8V der max. 8.4V Spannung (beim Laden) 
und zeigt als schönen Nebeneffekt an, wenn ausgeglichen wird.
- R1 und R2 sind 1MOhm 0.1% Widerstände, damit die Verlustleistung 
möglichst klein bleibt.

R3 hatte ich zuerst mit 100 Ohm dimensioniert, um einen schnelleren 
Ausgleich und hellere LEDs zu ermöglichen. Die Schaltung war dann 
allerdings sehr von äußeren Einflüssen abhängig - hat man sich mit der 
Hand genähert, haben die LEDs plötzlich wild hin und her geschaltet. Ich 
habe R3 also wieder auf 1k geändert, die LEDs leuchten auch immernoch 
ausreichend hell.
Nun tut die Schaltung zwar zunächst was sie soll und gleicht die 
Spannungen der Zellen aneinander an.
Dann (die Zellspannungen sind aufs mV gleich) macht sie allerdings 
fröhlich weiter: Es leuchtet eine der beiden LEDs, sie wird innerhalb 
von geschätzt vielleicht einer halben Stunde immer dunkler, dann 
erlischt sie, die andere geht an und das Spiel beginnt von vorn.
Nun sitze ich schon eine Weile dran und komme einfach nicht weiter. Kann 
sich jemand erklären, was nicht stimmt?

Gruß,
Stefan

von Abdul K. (ehydra) Benutzerseite


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Interessante Beobachtung. Vielleicht irgendwas mit thermischen Effekten.

Ich würde nun einfach mal die LEDs ausbauen (also den Strom dann messen) 
bzw. jeweils zwei in Reihe schalten und dann erneut probieren.

von Mani (Gast)


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Hallo,
Vielleicht mal die Verstaerkung reduzieren. Out nach inv.

von Stefan S. (br4in)


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Hallo und Danke für die Antworten!

@Abdul K.: wenn ich die LEDs raus nehme, betreibe ich den OP außerhalb 
seiner Specs, oder hattest Du nur zur Strommessung gemeint? dann kann 
ich nämlich auch die Spannung über R3 messen. Der Strom ist mindestens 
im 30µA-Bereich (wenn die LED sehr dunkel ist und die Schaltung kurz 
vorm "Umschalten" auf die andere LED steht).

@Mani: Meinst Du den Ausgang des OP direkt auf den invertierenden 
Eingang schalten, also vor R3?
Dann habe ich ja einen Impedanzwandler und verbrate am R3 die Differenz 
zwischen echtem Mittelpunkt und Mittelabgriff? Eigentlich ein guter 
Ansatz.

Im Fall dieser Änderung leuchten beide LEDs sehr (!) schwach (macht ja 
auch Sinn, wenn der Output die mittlere Spannung des Akkupacks ausgibt), 
beide Akkus sind momentan aufs mV gleich. Das Leuchten sieht man nur bei 
Dunkelheit, der Strom ist im µA-Bereich, zumindest kommt mein Multimeter 
bei der Messung der Spannung über R3 an seine Grenzen, bei 1mV 
Auflösung.

Wenn ich dem einen oberen Akku 5kOhm in Reihe schalte, leuchtet 
entsprechend die untere LED, die Schaltung scheint also zu 
funktionieren. Ich werde mal testen, wie es sich bei niedrigeren Werten 
von R3 verhält.

Gruß,
Stefan

von Hans J. (step_up_mosfet)


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Also ich halte vom Balancing nichts, die Zellen sollten einfach 
gleichmäßig aufgeladen werden (auf z.B. 4V) und dann können sich alle in 
Reihe geschalteten Akkus über einen Verbraucher entladen.

Wenn ein Akku eine geringere Kapazität hat erreicht er eben als erstes 
die Minimalspannung und dann wird der Akkuzustand als "leer" bezeichnet.
Wenn der Effekt zu groß ist müsste man den Akku gegen einen mit einer 
passenderen Kapazität austauschen.

Wenn man es trotzdem so nutzen möchte könnte man den Akku auch aus der 
Reihe raus nehmen wenn er leer ist, dann sinkt die Gesamtspannung um die 
Spannung des leeren Akkus ab.

von Abdul K. (ehydra) Benutzerseite


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Ja wenn. Mach das mal in einer Anwendungsschaltung, einfach 
rausnehmen...
Der schwächste Akku kriegt immer mehr auf die Mütze als die anderen und 
irgendwann ist dann Schluß in Form weniger Kapazität und zu großem 
Innenwiderstand. Dann wir dieser schwächste Akku die Gesamtbatterie 
nutzlos machen.

Passives Balancing ist schon ok. Intelligenter ist es aber so wie ich 
oben im Link postete.


Über 30uA würde ich mir jetzt nicht so die Gedanken machen, wenns dabei 
bleibt. Zum Messen kannst du ja mal nen anderen OpAmp reinbauen. Mit 
Strommessen meinte ich die Verbindung zum Mittelpunkt der beiden Akkus. 
Also den OpAmp-Ausgang.
Über den künstlichen Ausgangswiderstand würde ich auch nochmal 
nachdenken. Variiere den mal!

von Manfred H. (manfredbochum)


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Hallo,
so jetzt von zu Hause mit richtigem Namen.
Verstärkung reduzieren!, nicht gleich auf eins setzen.
Also in 3 und 4 Widerstand, und Rückkopplungswiderstand vom Ausgang auf 
den invertierenden Eingang.
Formeln für die Verstärkung gibt es hier im Forum.

Viel Glück

von Abdul K. (ehydra) Benutzerseite


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Stichwort wäre: spannungsgesteuerte Stromquelle

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