Forum: Mikrocontroller und Digitale Elektronik HighSide P-MOS ansteuern mit IR2121


von Dom i. (dodouelv)


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Hallo,

ich bin seit längerem auf der Suche nach einer geeigneten Schaltung um 
einen P-Mos, z.B. IRF4905 für eine 500kHz PWM sinnvoll und ohne zu 
großen Aufwand anzusteuern. Versorgungsspannung ist dabei ca. 24-30V, 
schalten würde ich gerne ca. 20A, ohmsche last. Ich würde gerne auf 
0-100% PWM kommen, daher fallen die meisten Treiber mit Bootstrapping 
weg.

Ich habe bis jetzt diese beiden diskreten Lösungen gefunden und 
ausprobiert:

http://www.mikrocontroller.net/attachment/7584/p-channel.jpg

http://www.mikrocontroller.net/attachment/34752/P_FET.png

wobei die zweite die besser ist, weil schneller. Allerdings werden die 
Push-Pull Transistoren doch relativ warm bei 500kHz. Der IRF4905 ist 
eben doch etwas "größer".

Was haltet ihr nun davon einen LowSide-Treiber ala IR2121 zu nehmen und 
diesen wie im Anhang gezeigt zwischen 12V und 24V zu betreiben. Das 
sollte doch prinzipiell funktionieren. Und einen P-Mos ansteuern müsste 
doch auch damit gehen!?
Hat das schonmal jemand gemacht oder kann dazu was sagen? Das 
Eingangssignal muss nat. auch geschiftet werden.

Danke schonmal,
Dominik

von Ben _. (burning_silicon)


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Die Verlustleistung in der Treiberstufe kriegst Du damit aber nicht weg. 
Wenn ich so ein relativ fettes Gate mit 500kHz umlade dann wird der 
Treiber halt ein wenig warm, egal obs nun ein IC oder ein diskreter 
Aufbau ist! Das wird nur weniger wenn Du die PWM-Frequenz senkst, weiß 
ja nicht wozu die 500kHz notwendig sind.

von Dom i. (dodouelv)


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Naja, das mit der ohmschen Last war auch nicht ganz richtig. Ich will 
das ganze noch LC-Filtern. Und eine Spule für 20A zu finden mit 
entsprechend großer induktivität für sagen wir mal 100kHz ist nicht so 
ganz einfach. 10µH 20A bekommt man noch, aber alles was darüber liegt 
wird teuer und selten. Daher die hohe Frequenz.

Dominik

von Ben _. (burning_silicon)


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Okay, aber was willst Du letzten Endes damit betreiben? Ein paar 
Glühlampen oder ein paar LEDs?

Die 12V-Wicklung auf der sekundärseitigen Drossel eines besseren 
500W-PC-Netzteils macht im Step-Down-Wandler locker 24V/20A mit und ist 
alles andere als selten. Bei 60-70kHz.

von Sascha W. (arno_nyhm)


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Es ist normal, dass die Endstufentransistoren des Gatetreiber warm bzw. 
ein Kühlungskonzept bedürfen - das ist eigentlich kein Problem. 
Allerdings denke ich dabei an wesentlich größere FETs, Gatekapazität 
oder Frequenzen als dies bei Dir der Fall ist.

Du kannst auch anstelle der Bipolartransistoren beim Gatetreiber FETs 
einsetzen - was Dir die bekannten Vorteile von FETs gegenüber 
Bipolartransistoren bringt, aber nicht in jedem Fall bedeutet, dass Du 
weniger Verlustleistung hast. Es kommt aus die Implementierung an.

Ansonsten schau Dir mal die Schaltungsbeispiele hier an:
http://www.daycounter.com/Circuits/HV-MOSFET-Driver/HV-MOSFET-Driver.phtml
...ist für deine Anwendung aber schon etwas Überdimensioniert, würde ich 
sagen - dennoch eine Möglichkeit.

von Dom i. (dodouelv)


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Ich will einen Peltier-Controller entwickeln. Ich habe einen von 
CoolTronic (Schweiz), aber der ist in meinen Augen Schrott. Der kann 
zwar viel aber macht ungefilterte PWM bei 4.5kHz... für den Wirkungsgrad 
des Peltier nicht gerade optimal.
Daher habe ich vor einen LTC1923 zu verwenden und die Endstufe mit mehr 
Spannung zu betreiben-> 24V-30V.

Sascha W. schrieb:
> Ansonsten schau Dir mal die Schaltungsbeispiele hier an:
> http://www.daycounter.com/Circuits/HV-MOSFET-Driver/HV-MOSFET-Driver.phtml
> ...ist für deine Anwendung aber schon etwas Überdimensioniert, würde ich
> sagen - dennoch eine Möglichkeit.


Ja, das sieht auch nicht schlecht aus, vielleicht wirklich ein bisschen 
Overkill. Ich bräuchte dann aber trotzdem noch eine Begrenzung für Vgs 
des Leistungs-MosFETs.

Die Schaltung mit dem IR2121 habe ich mal ausprobiert, funktioniert auch 
einwandfrei aber benötigt eben eine Pegelanpassung der Ansteuersignale. 
Mal sehen was ich am Ende weniger Platz weg nimmt.

Dominik

von Sascha W. (arno_nyhm)


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Hättest Du das mal gleich erwähnt! Wofür baust Du den Kühler und wie 
lauten die Daten des Peltierelements? Ich habe mit einem LTC1923 einen 
Peltierkühler/heizer - Temperaturkonstanter - für einen 
External-Cavity-Diode-Laser konstruiert, bzw. auch für andere ähnliche 
Applikationen: Etalons, NLOs, Rubidiumzelle, ... mangels Zeit/Geld steht 
das Projekt aber leider bei einem funktionsfähigen Prototypen fest - 
eben den ~80mW 780nm ECDL (aus einer 785nm-120mW-Billig-Standard-Diode 
mit aufgetrenntem Gehäuse) in Littman-Metcalf Konfiguration; aufgebaut 
mit nahezu nur (selbst in Summe gar nicht mal soo teuren) Thorlabs 
Standardkomponenten (hauptsächlich zwei Kinematic Mounts und der 
Laserdiodenhalter mit Kollimator und anamorphischen Prismen, fast- und 
slow- Achse sind somit nahezu gleich divergent, was für viele 
Applikationen ja doch eher Luxus ist) und in einem gedämmten 
Bopla-Alugehäuse eingebaut.
Solltest dies ausgerechnet auch Dein Vorhaben sein, kann ich Dir gerne 
meine Konstruktionsunterlagen zur Verfügung stellen, hier mein ein paar 
Beispiele an denen ich mich stark orientiert habe (Teilweise ist 
allerdings die noch einfacher zu realisierende Littow-Konfiguration 
ausgebaut - kommt mit nur einem modifiziertem Kinematic Mount aus):

http://optics.ph.unimelb.edu.au/atomopt/diodes.html
http://redlum.xohp.pagesperso-orange.fr/laser/ECDL.html
http://tf.nist.gov/ofm/lasers/ecdls.htm
http://laser.physics.sunysb.edu/~bazmoun/RbSpectroscopy/
http://www.denergysolutions.com/Technology/ECDL.aspx

Was für dich eher interessant ist, solltest Du etwas ganz anderes 
aufbauen: Zum LTC1923...
Schau mal auf Seite 25 des Datenblatts, dort ist Schaltungsvorschlag für 
eine Brücke mit höherer Betriebsspannung - das setzt auf LTC1693-1 als 
FET-Treiber, welches zwar eigentlich doppelte N-Kanal-MOSFET-Treiber 
sind sich aber auch für P-Kanal-MOSFETs nutzen lassen (wie man sieht).
Diese Schaltung aus dem Datenblatt ist übrigens die Grundlage für meinen 
Aufbau und funktioniert nach anfänglichen Schwierigkeiten einiger 
Modifikationen (hauptsächlich die Regelung betreffend - der 
Leistungsteil war eher unproblematisch) sehr gut.
Das was Du auch zu bedenken gibst (Vgs_max) steht auch im Datenblatt des 
LTC1923 auf Seite 24 ('Higher Voltage Applications') nebst den anderen 
zu bedenkenden Tücken.
Wenn Du wirklich in den von dir genannten Spannungsbereich gehen willst, 
>30V, wird es wohl keine Option sein FETs zu verwenden, die eine 
entsprechend hohe Gatespannung verkraften - weil es sie nicht gibt.
Ich würde an dieser Stelle die Gatespannung einfach mittels Zenerdioden 
clampen bzw. eventuell auch mittels Dioden/Zenerdioden die Spannung am 
Treiberausgang zu den Gates etwas heruntersetzen.

von Sascha W. (arno_nyhm)


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Noch ein Nachtrag: Bist Du dir bei den Aussagen über den 
CoolTronic-Controller sicher? Klar, so ein OEM-Controller ist nicht 
immer für alle spezialisierteren Aufgaben geeignet - aber PWM 
ungefiltert auf das Peltierelement? Einige sprechen davon, dass es das 
Peltierelement geradezu tötet, auf jeden Fall senkt es die Lebensdauer 
und, das sogar ganz enorm, die Effizenz (die ja ohnehin schon nicht 
sonderlich berauschend ist).

Aber ganz allgemein, sag doch nochmal was über deine Anwendung und die 
daraus resultierenden Anforderungen, ggf. kann der LTC1923 auch ein 
Overkill oder gar eine Fehlbesetzung sein, auch die H-Brücke ist nicht 
bei jeder Anwendung nötig - das würde dann den Schaltungsaufwand auch 
schon verringern.

von Dom i. (dodouelv)


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Danke für die ausführliche Antwort, coole Sache!

Auf Temperatur gehalten werden soll ein 40W Laserbarren + Ansteuerung. 
Für die Lebensdauer des Barrens sollte dieser bei nicht mehr als 30°C 
betrieben werden. Gesamtverlustleistung min. 60W, die durch das Peltier 
müssen.
Peltierelement ist erst mal egal, der Controller sollte aber so 
universell wie möglich sein. Ich habe z.B. eines hier mit 340W (34V, 
15A) aber auch welche mit 200W (24V, 15A) und 118W (24V, 8A).
Vermutlich sollte man das passende Peltier für die vorhandene 
Verlustleistung auswählen, wegen des Wirkungsgrads, da bin ich mir aber 
noch nicht so sicher.

Gekühlt wird das Peltier mit einer CPU Wasserkühlung, die sollte das 
wohl schaffen.

Auf der High-Voltage-Application aus dem Datenblatt des LTC1923 basieren 
auch meine Überlegungen. Der LTC1693-1 geht halt leider nur bis 12V, 
wenn ich das richtig gesehen habe. Ansonsten könnte man den ohne 
weiteres nehmen.

Die Frage die sich mir dabei noch stellt ist, warum überhaupt immer die 
gegenüberliegenden FETs in der Brücke also P und N gleichzeitig 
eingeschaltet werden und nicht nur der N-Mos mit der PWM geschaltet wird 
und der P-Mos "statisch" eingeschaltet bleibt. Es ist ja wohl daher auch 
so, dass ein 50% DutyCycle genau 0A bzw. 0V am Peltier erzeugt!? <50% 
ist dann Heizen >50% Kühlen.

Regeln würde ich mittels Mikrocontroller, um direkt Soll- und Ist-Temp 
zu erhalten und einstellen zu können. Außerdem hätte man dann die 
Möglichkeit auch die Regelparameter anzupassen (PID Anteile). Und ich 
hätte gerne die PWM außerhalb des Mikrocontrollers, da ich dann mit der 
Frequenz höher komme und mir außerdem keine Gedanken über 
Schutzmaßnahmen usw. machen muss.

Ich hatte mir aber auch schon überlegt, analog eine ca. 500kHz PWM zu 
erzeugen und zu nutzen.

Es bleibt aber immer wieder das Problem mit der Ansteuerung der 
High-Side Mos-FETs, obs jetzt P-MOS oder N-MOS (Stichwort 100% 
DutyCycle) sind. Ich habe mir auch noch LT1336 besorgt, das sind 
HighSide N-FET Driver mit eingebautem Bootstrap Schaltwandler. 
Vielleicht gehts ja auch damit.

Zum CoolTronic:
Ich habe mit dem Osci unter last direkt am Peltier eine astreine 
ca.4,5kHz Rechteckspannung gemessen. Eine Filterung in diesem 
Frequenzbereich würde mir auch reichen, aber was braucht man dafür für 
Spulen :-|!?!?

Dominik

von Gregor B. (Gast)


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Dom inik schrieb:
> Was haltet ihr nun davon einen LowSide-Treiber ala IR2121 zu nehmen

500kHz sind eine Periodendauer von 2µs.
Der IR-Chip hat eine Einsahaltverzögerung von bis zu 200ns und eine 
Ausschaltverzögerung von bis zu 250ns.
Damit wird es schon schwierig, Duty-Cycle unter 25% schon vernünftig zu 
stellen, bei einem Duty-Cycle von weniger als 10% bekommst Du keinen 
Impuls mehr durch den Treiber.
Wir haben den mal bei 250kHz benutzt, da brauchst Du keinen großen 
Transistor mehr dranzuhängen, der Treiber wird bei den Frequenzen von 
sich aus so heiß, dass Du ihn nicht mehr anfassen kannst.

Bei den Frequenzen brauchst du etwas richtig schnelles (z.B. den TC4626 
oder TC4627 von Microchip) oder benutzt eine Impulsübertrager.

von Sascha W. (arno_nyhm)


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Heiße Applikation! So ein 40W-Laseremitter ist schon ein heftiges 
Kaliber... Nur um mal nachzuhaken: Du schreibst, dass der Laserbarren um 
eine akzeptable Lebensdauer zu erreichen nicht über 30°C in Betrieb 
erreichen soll - aber - welche Temperatur soll er denn erreichen und 
halten? Und wie genau muss er diese halten? Du weißt ja sicher, dass die 
Emissionswellenlänge freilaufender Laserdioden Temperaturabhängig ist, 
wenn es nun um eine Anwendung geht wo die Wellenlänge sehr genau 
eingehalten werden muss, z.B. um den schmalen Absorptionspeak eines 
Festkröperlasers zu genau zu treffen, also beim Pumpen von 
Sekundärlaserquellen, muss die Temperatur der (Pump-)Dioden sehr genau 
gehalten werden - geht es allerdings um Materialbearbeitung kommt es auf 
1-2nm nicht an und man kann getrost 'einfach drauf los' Kühlen!
Wie schaut es also bei Dir aus, was benötigst Du?

So ein sehr genau temperturstabilisierter Leistungs-Diodenlaser ist eine 
sehr delikate Angelegenheit, das gesamte Thermosystem muss sehr gut 
durchgerechnet sein und man braucht einen schnellen Regler, der 
vielleicht nicht nur Kühlen sondern auch Heizen kann - wie ja hier beim 
Diskutierten LTC1923. Außerdem muss man diverse Parameter genau erfassen 
- Umgebungstemperatur, Kühlwassertemperatur, Laserleistung (elektrisch), 
Laserleistung (optisch) und natürlich auch die Temperaturen an der Diode 
und dem Peltier.
Das ist wirklich alles andere als trivial, solch ein leistungsstarkes 
System auf ein paar 10mK stabil zu bekommen...

Nun gut, ich hoffe ja fast, dass Du das gar nicht benötigst, sondern die 
Diode 'einfach' nur kühlen willst - dann allerdings musst Du das Peltier 
gar nicht zwischen eine H-Brücke setzen, es würde ein einziger 
Transistor, sogar Low-Side, zur Stromreglung ausreichen. In dieser 
Richtung tun sich auch sehr viele Möglichkeiten auf, z.B. eine art 
Buck-, oder von mir aus auch Boost-, Konverter aufbauen. Das ist alles 
einfacher als einen LTC1923 mit HV-Brücke dafür zu nutzen!
'Regeln' funktioniert damit natürlich nur noch in eine Richtung - aber 
auch damit lässt sich einiges Rausholen, es kommt auf die 
Rahmenbedingungen an, z.B.: In welchem Leistungsbereich wird die 
Laserdiode betrieben? Kühlwassertemperaturbereich? 
Umgebungstemperaturbereich? Wie genau soll/muss die Temperatur gehalten 
werden?

Ich bin jetzt fast noch weniger davon überzeugt, dass der LTC1923 das 
richtige für Dich in dieser Applikation ist!

von Dom i. (dodouelv)


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Nun viel kann ich darüber nicht schreiben, weil es keine private 
Bastelei ist sondern für meine Firma. :-X

Aber zum Peltier-Kühler an sich:
Das Gerät soll eben so universell wie möglich sein, also auch heizen 
können. Aber auf jeden Fall die Temperatur konstant halten. Da reicht 
allerdings +-0.5°C. Also nicht hochgenau.

Naja wie schon geschrieben, im Prinzip würde mir auch eine einfache 
digital oder analog einstellbare PWM reichen. Den Regler bau ich dann 
sowieso in einen Mikrocontroller, aber der LTC1923 sah recht einfach aus 
und hat alles onboard was man so gebrauchen kann...

Ich werd mal weiter forschen, vielleicht kann ich ja doch auf 250kHz 
oder 100KHz PWM gehen, dann sieht das schon wieder anders aus. 
Vielleicht finde ich irgendwo geeignete Spulen oder baue z.B. eine 
2-Phasen H-Brücke um den Ripple-Strom klein zu halten. Mir wird schon 
was einfallen...

Dominik

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