Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Wie funkioniert so ein großes Strobo?


von Max D. (max_d)


Lesenswert?

In dem Thread Beitrag "Re: Xenon-Stroboskop mit µC o.ä." wurde 
am Ende ein Schaltplan eines 1500W Strobos gepostet, jedoch ohne Werte 
für die Bauteile....
Daher meine Frage was limitiert an dem Strobo den Strom:
-Die Spule (in dem Plan L2)
-oder das Netz als solches

Ich hab nämlich gesehen, dass es für 12€ solche Blitzröhren gibt 
(thomann) und hatte die Idee mir die >70€ für so ein DMX-Strobo zu 
sparen (der Rest der Schaltung ist hühnerfutter für ein paar Euronen, 
ein µC (AVR) und hald die geheimnissvolle Spule L2) und etwas lernen tut 
man auch gleich :D
Vlt. kann jemand mal auf das Bild ( http://thfr.th.funpic.de/Strobo/ ) 
kuken und die Größenordnung der Spule schätzen, ich hab nämlich das 
Gefühl, dass die viel zu klein ist um den Strom von der Röhre über eine 
Halbwelle zu begrenzen (t~5 ms; I~50A; U = 325 V - 100 V = 225 V über 
Spule; => L ~ 3,6 mH; => E = 4,5 J => Spule müsste ziemlich klotzig 
sein), auf den Fotos seh ich aber keine solchen Brummer. L2 langt also 
eigtl. nur zur Filterung, aber woher kommt dann die Strombegrenzung?, 
Netzinduktivität?, Zuleitung?, was sonst?. Und v.a.: wenn das Strobo die 
Regelung über den Zündwinkel macht, dann muss es doch iwie raten wieviel 
Begrezung das Netz bringt, oder ?
Bitte erleuchtet mich :D

Edit, die paar kleinen Caps sind nur zur Spannungsverdopllung zur 
Zündung und Versorgen nicht die hauptentladung....

von Matthias S. (Firma: matzetronics) (mschoeldgen)


Lesenswert?

Die Hauptentladung macht der 470n/350 Volt , im Plan ganz rechts. L2 ist 
hauptsächlich ein Tiefpass, um das Bitzknacksen nicht ins Netz 
zurückzulassen und wirkt gleichzeitig als Strombegrenzung - 470n sind 
aber nicht so dramatisch aufzuladen, daher auch eine recht schnelle 
Blitzfolge. Ich schätze L2 auf deinen Fotos so auf ca. 1-2mH.
Die Strombegrenzung als solche ergibt sich aus der Löschspannung der 
Blitzröhre. Nach der Zündung bricht die Spannung am Blitz-C recht 
schnell zusammen, so das die Spannung schnell unter die Löschspannung 
sinkt. Dann lädt der Blitz-C wieder auf.

Ich hätte aber schon ne Sicherung und evtl. einen Inrush Current Limiter 
eingebaut, PTC oder so, geht aber anscheinend auch ohne.

von Max D. (max_d)


Lesenswert?

Naja, die Hauptentladung kommt eben nicht aus dem 470n, der wird nur zur 
sicheren Zündung verwendet und deswegen auf 600V geladen. Der Hauptstrom 
kommt aus direkt aus dem Netz (deswegen braucht hat das Ding auch so 
eine fette Röhre). Und: ja, ich bin mir sicher, dass der Saft aus dem 
Netz Kommt, die Sicherung macht entsprechende Schläge beim Blitzen (das 
Test-Strobo gehört mir leider nicht, deswegen keine Möglichkeit des zu 
zerlegen)...

von Matthias S. (Firma: matzetronics) (mschoeldgen)


Lesenswert?

Max D. schrieb:
> Der Hauptstrom
> kommt aus direkt aus dem Netz (deswegen braucht hat das Ding auch so
> eine fette Röhre).

Nein. Die Netzspannung reicht nicht aus, um den Blitz 
aufrechtzuerhalten. Das ist ja der Witz. Wenn der Netzstrom direkt den 
Blitz aufrechterhalten würde, würde die Röhre durchknallen und der Rest 
gleich mit.
Bau den 470n Kondi aus und du wirst sehen, das das Strobe nicht mehr 
zündet.

von Max D. (max_d)


Lesenswert?

Ich kann ihn leider nicht ausbauen da das strobe nicht mir gehört... 
Mir ist klar, dass das Strobe ohne den Kondi nichtmehr zündet, da der 
die zum Durchschlagen der Röhre nach der Vorionisation nötigen 600 V 
liefert. Aber die Hauptenladung brennt (bei etwa 100 V) direkt aus dem 
Netz bis die gerade aktive Halbwelle unter 100 V fällt und damit unter 
die Löschspannung der Röhre. Meine Frage ist ob die Begrenzung im Gerät 
oder im Netz erfolgt...

von Matthias S. (Firma: matzetronics) (mschoeldgen)


Lesenswert?

Max D. schrieb:
> Meine Frage ist ob die Begrenzung im Gerät
> oder im Netz erfolgt...

Haha, natürlich im Gerät :-) Wäre es im Netz, würde ja dauernd die 
Sicherung rausfliegen. Und ich denke, es ist tatsächlich die kleine 
Ringkernspule mit ihrem dünnen Draht (ohmscher Widerstand) und ihrer 
Induktivität als 'Stromspitzen-Tiefpass'.  Hmm, mit einem schnell 
reagierenden Amperemeter müsste man ja die Stromspitzen auf dem 
Netzeinngang sehen können.

von Roland P. (pram)


Lesenswert?

>... bis die gerade aktive Halbwelle unter 100 V fällt und damit
> unter die Löschspannung der Röhre. ...

Das würde auch erklären, warum in der Elektronik unten eine 
Syncronisation mit der Netzfrequenz erfolgt. Über VR2 kann man 
vermutlich die Leistung einstellen, wie bei einer 
Phasenabschnittsteuerung.

Gruß
Roland

von Max D. (max_d)


Lesenswert?

So natürlich im gerät ist das garnicht, die Begrenzung erfolgt ja quasi 
"temporär" und in der einen "viertelwelle" fliessen ja auch mehr als 16A 
durch die Sicherung, die is nur zu lahm um in 5ms schon zu fliegen. Und 
das Netz hat ja auch schon einiges an Induktivität (lange Leitung und 
der Trafo am Umspannwerk dürften ja nicht ganz unauffällig sein (weiss 
da eigtl. jemand ne größenordnung, ich kenn nur die maximal 2 ohm nach 
erde). Und die Spule is arg mickrig um da so richtig zu begrenzen, 
desweiteren gibts Berichte von Strobos die die Sicherung zimmern wenn 
sie zu nah am Sicherungskasten dran sind...

von Matthias S. (Firma: matzetronics) (mschoeldgen)


Lesenswert?

Max D. schrieb:
> Und die Spule is arg mickrig um da so richtig zu begrenzen

Die ist ja deswegen so mickrig, um zu begrenzen. Deswegen der dünne 
Draht als ohmscher Widerstand. Ihre Spulenfunktion (und die 
stromkompensierte Drossel am Netzeingang) wirken wie ein Tiefpass, der 
die harten Peaks des Aufladens weich macht. Im o.a. Schaltplan beachte 
man auch den recht fetten 0,68u am Netzeingang.

Max D. schrieb:
> desweiteren gibts Berichte von Strobos die die Sicherung zimmern wenn
> sie zu nah am Sicherungskasten dran sind

Das sollte im prof. Lichtbereich nicht vorkommen, da sowas ja das ganze 
Lichtnetz verseuchen würde und evtl. sogar aufs Audionetz wirkt. Bei 
Bastelstrobes kann das natürlich vorkommen :-)

von MaWin (Gast)


Lesenswert?

> weiss da eigtl. jemand ne größenordnun

Netzsimulationen verwenden 500uH.

von Ben _. (burning_silicon)


Lesenswert?

> Das sollte im prof. Lichtbereich nicht vorkommen, da sowas ja das
> ganze Lichtnetz verseuchen würde und evtl. sogar aufs Audionetz
> wirkt.
Im Bühnenbetrieb bzw. PA braucht man üblicherweise deutlich mehr Strom 
für die Lichttechnik als für den Sound. Daher nimmt man entweder eine 
Phase komplett nur für Tontechnik und die beiden anderen nur für Licht 
oder wenn das nicht geht (sehr große Bühnen, 3x125A oder mehrere solcher 
Kabel) liegen keine störenden Verbraucher auf der Audio-speisenden 
Phase. Sind ja nicht nur Strobes, die stören können - Dimmerpacks mit 
6x32A können das Netz genauso versauen. Außerdem verwenden alle 
professionellen Anlagen symmetrische und geschirmte Audiokabel. 
Endstufen, in die solche Netzstörungen trotzdem so stark einstrahlen daß 
sie aus den Boxen wieder rauskommen, fliegen umgehend aus dem Bestand 
raus. Kein Verleiher oder Bühnenbetreiber kann sich unzuverlässige 
Technik leisten.

>Bei Bastelstrobes kann das natürlich vorkommen :-)
Täusch Dich da mal nicht. Wenn sich der audiophile Nachbar durch das 
Kratzen in seiner Hifi-Anlage im Takt der Blitze nebenan in seiner 
Lebensruhe gestört fühlt und sich beim EVU beschwehrt dann bist Du mit 
Deiner Bastellösung fällig...

von Matthias S. (Firma: matzetronics) (mschoeldgen)


Lesenswert?

Ben _ schrieb:
> Kein Verleiher oder Bühnenbetreiber kann sich unzuverlässige
> Technik leisten.

Sag ich ja. Professionelle Ausrüstung wird also relativ störsicher 
(aktiv und passiv) aufgebaut sein und sich nicht auf ein 'weiches' 230 
Volt Netz verlassen. Die Störungen, die das Strobe verursacht, sind also 
bereits im Gerät soweit reduziert, das es den Rest des Netzes nicht 
verseucht. Immerhin hängen auch am Beleuchtungsnetz digitale Geräte, wie 
DMX Controller und  -Receiver, die mit Störspitzen nicht glücklich 
wären.

Ben _ schrieb:
>>Bei Bastelstrobes kann das natürlich vorkommen :-)
> Täusch Dich da mal nicht.

Das bezog sich auf Max:

Max D. schrieb:
> Berichte von Strobos die die Sicherung zimmern wenn
> sie zu nah am Sicherungskasten dran sind...

von Ben _. (burning_silicon)


Lesenswert?

DMX wird ebenfalls symmetrisch übertragen...

Bitte melde dich an um einen Beitrag zu schreiben. Anmeldung ist kostenlos und dauert nur eine Minute.
Bestehender Account
Schon ein Account bei Google/GoogleMail? Keine Anmeldung erforderlich!
Mit Google-Account einloggen
Noch kein Account? Hier anmelden.