Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Operationsverstärker


von Florian S. (sirius7)


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Hallo, könnt ihr mit bitte weiterhelfen? Kann die Funktionsweise eines 
OPV nicht komplett nachvollziehen Z.B. es ist eine ganz gewöhnliche 
invertierende Schaltung eines OPV gegeben, mit R1 und R2. Ein Teil der 
Spannung geht dann in den invertierenden Eingang und müsste nun als 
Differenzspannung mit dem faktor 10^5 verstärkt werden. Doch irgendwie 
nach dem Erreichen des Wertes -R2/R1 bricht die Verstärkung ab..warum 
passiert das? Kann mir das nicht so bildhaft vorstellen ((
Gruss

: Verschoben durch Admin
von Dered (Gast)


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Poste mal deine konkrete OpAmp-Beschaltung!

Welche Werte haben R1 und R2?


Schau auch mal hier rein:
http://www.mikrocontroller.net/articles/Operationsverst%C3%A4rker-Grundschaltungen

Da ist alles schön erklärt.

von Udo S. (urschmitt)


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Der OP verstärkt die DIFFERENZSPANNUNG! Also den Unterschied zwischen 
dem Plus und dem Minus Eingang.
Durch die Rückkopplung über die Widerstände ändert sich die Spannung am 
Minus-Eingang bis sie FAST mit der Spannung am Plus-Eingang 
übereinstimmt.

Es ist erst mal einfacher sich vorzustellen die Verstärkung wäre 
unendlich groß, und die Spannung zwischen dem Plus und Minus-Eingang 
unendlich klein, also gleich.

von Yalu X. (yalu) (Moderator)


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Die Spannung am invertierenden Eingang ist

  Ui = (Ue·R2 + Ua·R1) / (R1 + R2)   (Spannungsteiler)

Solange Ua<-Ue·R2/R1, ist Ui<0, d.h. die Spannungsdifferenz zwischen
den Opamp-Eingängen ist positiv. Damit wird auch die Ausgangsspannung
positiv, was dem zu kleinen Ui entgegenwirkt.

Irgendwann wird Ua>-Ue·R2/R1. Dann ist Ui>0 und die Differenzspannung
und die Ausgangsspannung negativ, was dem zu großen Ui entgegenwirkt.

Ein Gleichgewicht pendelt sich ein, wenn Ui ganz dicht bei 0 liegt. Dann
ist Ua=-Ue·R2/R1.

von Florian S. (sirius7)


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Hallo Dered, habe die Schaltung angehängt)

http://www.elektronik-kompendium.de/sites/slt/schalt/02101411.gif

normalerweise sind bei uns R1=1k und R2=10k geschaltet
kann nicht so recht nachvollziehen, was nach dem Ausgang der verstärkten 
Spannung passiert.  Gruss

von Florian S. (sirius7)


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Hallo Udo und Yalo, vielen Dank euch! hab das jetzt so bisschen mehr 
begriffen)

von oldmax (Gast)


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Hi
Du solltest schon den Herrn Kirchhoff kennen, der hat ein schönes Gesetz 
erfunden. Betrachte mal den Knotenpunkt der Widerstände R1 R2 mit dem 
Potential 0V. Nun legst du an das Freie Ende von R1 eine Spannung an, 
z.B. 1V. Wieviel Spannung muss nun an R2 angelegt werden (Vom Ausgang 
des OP ), um genau im Knotenpunkt ( -Eingang OP) 0V zu haben ? Der 
Kirchhoff hat von Strömen geredet und 0V können nun mal zu 0 V keinen 
Strom führen, da gleiches Potential. Also merk dir einfach: Die Eingänge 
+ und - haben immer 0V, es sei denn, du übersteuerst den Verstärker.
Das ist allerdings nur eine oberflächliche Betrachtung völlig ohne 
mathematischer Bewertung. Wenn du einen Verstärker 1:10 hast, dann 
kannst du nicht davon ausgehen, wenn du ihm 10 V anbietest, das da 100 V 
rauskommen. Er kann nur knapp bis zur Versorgungsspannug mithalten. Und 
wie kommst du auf einen Verstärkungsfaktor von 10^5 ?
Gruß oldmax

von Thomas (Gast)


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> Doch irgendwie nach dem Erreichen des Wertes -R2/R1 bricht die Verstärkung ab.
> Warum passiert das? Kann mir das nicht so bildhaft vorstellen

Der Ausgang des OPs (U_a) wird über R2 auf den Eingang zurück gekoppelt.
Bei einer Verstärkerschaltung wirkt U_a über diese Rückkopplung seiner 
eigenen Ursache (U_e) entgegen (Gegenkopplung).
Dadurch stellt sich eine Verstärkung von -R2/R1 ein.
Die Verstärkung des Operationsverstärkers (10^5) kann dabei in der Regel 
als ideal, also als Unendlich angenommen werden.
Gleichzeitig kann man dann (im Arbeitsbereich der Schaltung) die 
Spannung zwischen den beiden Eingängen als 0V annehmen.
Leicht kann man in deinem Bild sehen, dass sich dann am Minus-Eingang 
des OPs eine Spannung von 0V einstellt (virtuelle Masse).

Diese Idealisierung vereinfacht die Berechnung erheblich.

von oldmax (Gast)


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Hi
Die Zeichnung war etwas zu klein. Die eingezeichnete schematische Brücke 
ist kaum zu erkennen. Hier nochmal ein Schaltbild. Die Brücke gibt es in 
Wirklichkeit nicht.
Gruß oldmax

von Stefan H. (hohmi)


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Hi,

Leider kann ich deine Frage nicht richtig verstehen^^.

Ich geh jetzt einfach mal davon aus, dass du gerne wissen möchtest, wie 
die Spannung am Ausgang zu stande kommt? Dazu müssen wir die 
Maschenregel verwenden.

Es gibt bei dieser Schaltung zwei Maschen, eine mit R1 und Ue, die 
zweite mit R2 und Ua.

1) 0= +UR1 +Ud -Ue            Da Ud gegen 0 geht kann es vernachlässigt 
werden
    -> Ue = UR1
        Ue = IR1 * R1
        IR1 = Ue / R1

2) 0= +Ua +Ud +UR2            Da Ud gegen 0 geht kann es vernachlässigt 
werden
    -> -Ua = UR2
         -Ua = IR2 * R2
         IR2 = -Ua / R2

Dann ist noch zu Erwähnen das IR2 = IR1. Nun Gleichzetzungsverfahren 
anwenden

Ue / R1 = -Ua / R2
Umgestellt: Ua = Ue * -(R2 / R1)

Ich hoffe mir ist jetzt kein Fehler unterlaufen in der kurzen Zeit.

MfG Hohmi

von Thomas (Gast)


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Ich habe einen Fehler in meiner Formulierung:

> Bei einer Verstärkerschaltung wirkt U_a über diese Rückkopplung seiner
> eigenen Ursache (U_e) entgegen (Gegenkopplung).
U_a wirkt natürlich nicht U_e entgegen, sondern der Differenzspannung an 
den OP-Eingängen.
Diese ist auch die direkte Ursache von U_a:

von Florian S. (sirius7)


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hey Leute, vielen Dank für all die Antworten! habt mich wirklich weiter 
gebracht! das beste Forum hier bei euch!))

von Florian S. (sirius7)


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oldmax schrieb:

> wie kommst du auf einen Verstärkungsfaktor von 10^5 ?
> Gruß oldmax
 hallo oldmax, erstmal vielen Dank für die schöne Erklärung, hab jetzt 
begriffen, dass die Spannung nach der Verstärkung doch zurück über R2 
läuft und so das Potenzial im Knotenpunkt beeinflusst, das war mir auf 
jeden Fall wichtig!

Das Verstärkungsfaktor von 10^5, wie ich verstanden habe, ist die 
theoretische Vorstellung der möglichen Verstärkung (normalerweise bis 13 
V, wegen Versorgungsspannung)doch durch Einfluss der Beschaltung wird 
das irgendwie begrenzt :)
so habe ich das verstanden...
Gruss!

von Florian S. (sirius7)


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Thomas schrieb:

> Der Ausgang des OPs (U_a) wird über R2 auf den Eingang zurück gekoppelt.
> Bei einer Verstärkerschaltung wirkt U_a über diese Rückkopplung seiner
> eigenen Ursache (U_e) entgegen (Gegenkopplung).
> Dadurch stellt sich eine Verstärkung von -R2/R1 ein.

aha, genau diese Vorstellung hat mir gefehlt! mathematisch kennt man 
schon die Formeln, aber da ich in der Klausur anstatt von R2 
verschiedene Bauelemente, bzw Schaltungen haben werde, muss ich mir das 
auch bildhaft vorstellen können! Danke!

von Dered (Gast)


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@sirius7:

rate mal, wie hoch der eingangswiderstand von deiner schaltung ist!

(antwort trägt zum verständnis bei!)

von Florian S. (sirius7)


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hmm, also der Widerstand R1=1 kOhm, R2=10 kOhm, ich glaube solange es 
noch keine Rückkopplung gibt bleibt es bei 1 kOhm, doch nachdem die 
Verstärkung aufgetretten ist und die Spannung UR2 der UR1 entgegenläuft, 
ist der Eingangswiderstand unendlich, da der Potenzialunterschied zw. R1 
und R2 nun 0 beträgt...

von Jobst M. (jobstens-de)


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Andere Frage: Welche Spannung ist immer am invertierenden Eingang des 
gegengekoppelten OPs? (In dieser Grundschaltung)

Und dann nochmal: Welchen Eingangswiderstand hat die Schaltung?


;-)


Gruß

Jobst

von Thomas (Gast)


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> Welche Spannung ist immer am invertierenden Eingang des gegengekoppelten OPs?

Welche Spannung da anliegt ist völlig unerheblich zur Berechnung des 
Eingangswiderstands. Wichtig ist nur, dass diese Spannung (im 
Arbeitsbereich) immer auf einen konstanten Wert geregelt wird.

von Jobst M. (jobstens-de)


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Thomas schrieb:
> Welche Spannung da anliegt ist völlig unerheblich zur Berechnung des
> Eingangswiderstands. Wichtig ist nur, dass diese Spannung (im
> Arbeitsbereich) immer auf einen konstanten Wert geregelt wird.

Stimmt. Und Du meinst, daß es dann einfacher zu verstehen ist?


Gruß

Jobst

von gerri (Gast)


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ich hab mal irgendwo gelesen, dass der eingangswiderstand vom 
invertierenden verstärker immer gleich R1 ist (also gleich dem R 
zwischen signalquelle und minus-eingang).

von Thomas (Gast)


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> Und Du meinst, daß es dann einfacher zu verstehen ist?
Leider sind nur wenige Menschen in der Lage zu unterscheiden, ob sie 
etwas wirklich verstanden haben, oder ob sie nur glauben es zu 
verstehen.
Mir ist es lieber, wenn diese Menschen wissen, dass sie es nicht 
verstanden haben, bis sie es verstanden haben.

Anschauliche Erklärungen sind immer gut. Man sollte die Leute dabei 
allerdings nicht auf eine falsche Fährte locken.

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