Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Operationsverstärker 5uV auf 24V


von flo r. (floroth)


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Hallo zusammen,

ich bin gerade dabei meine Bachelorarbeit zu schreiben. Unteranderem 
muss ich mit einem Drucksensor (Blutdruck), der 5uV pro mmHg ausgibt, 
einen Hubmagneten steuern. Der Hubmagnet hat 24V und 10W. Der 
Drucksensor wird bis max 180mmHg belastet, gibt also 900uV aus.
Meine Idee:

Ich baue mir eine nichtinvertierenden Operationsverstärker. Die 
Widerstände müssten dann 270KOhm und 10 Ohm sein. Die Verstärkung wäre 
dann 27001. Ist diese Schaltung überhaupt realistisch? Oder gibt es 
bessere Lösungen?

VG

Flo

von MaWin (Gast)


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> Ist diese Schaltung überhaupt realistisch?

Nein.

> Oder gibt es bessere Lösungen?

Mehrere Verstärkungsstufen hinterienander,
die erste präzise (zero offset opamp oder so),
die letzte kräftig (Leistungsopamp),
und keine verstärkt über 100-fach,
und vermutlich eine Art von Filterung,
denn der Magnet soll wohl nicht im Takt des Herzens schlagen.

von flo r. (floroth)


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Danke für die Antwort.
Die Filterung kann man weglassen, da der Drucksensor nicht den Druck in 
der Arterie misst, sonder nur den Druck von der Blutdruckmanschette und 
der wird einfach konstant erhöht.

Da ich noch ziehmlich wenig Ahnung von Opamps habe; welche Opamps könnte 
ich denn hierfür verbauen?

Flo

von Falk B. (falk)


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@flo roth (floroth)

>muss ich mit einem Drucksensor (Blutdruck), der 5uV pro mmHg ausgibt,

Sehr wenig, in der Region leigen Thermoelemente.

>Ich baue mir eine nichtinvertierenden Operationsverstärker. Die
>Widerstände müssten dann 270KOhm und 10 Ohm sein. Die Verstärkung wäre
>dann 27001. Ist diese Schaltung überhaupt realistisch?

Nein.

>Oder gibt es bessere Lösungen?

Ja. Bei 5µV Auflösung muss man schon einen SEHR guten VErstärker mit 
SEHR wenig Offset und Drift nutzen, sinnvollerweise einen Chopper-OPV. 
Und in einer Verstärkerstufe macht man das auch nicht, eher zwei. Aber 
damit allein ist es nicht getan, Thermospannungen und andere Effekte 
gilt es zu berücksichtigen.

MFG
Falk

von MaWin (Gast)


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> sonder nur den Druck von der Blutdruckmanschette und
> der wird einfach konstant erhöht

Und der Strom durch den Magneten auch ?

Eher nicht.

Vermutlich soll der ab einer bestimmten Grenze schlagartig
eingeschaltet werden.

Dazu verwendet man einen Komparator, keinen OpAmp, obwohl
man Komparatoren mit Hysterese, sogenannte Schmitt-Trigger,
aus OpAmps aufbauen kann.

Aber auch Komparatoren, die 5uV genau sind, sind selten.

http://circuits.linear.com/465

Auch vor denen kann sich eine analoge Verstärkung des
Signals lohnen.

Vor allem, wenn man filtern will. Und auch du willst filtern,
denn so eine Manschette wird beim anlgene, bei Muskelzucken
Druckspitzen haben, die man wegfiltern will.

Nach dem Komparator (der eher 5V und maximal 20mA liefert,
also 24V und 1A) braucht man keinen OpAmp mehr, sondern
wohl eine Schaltstufe, das tut ein einfacher Transistor
wenn er für die Magnetspule eine Freilaufdiode bekommt.

von oszi40 (Gast)


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flo roth schrieb:
> einen Hubmagneten steuern

Dann hast Du >3 Baustellen:

1.Verstärkung, Langzeitstabilität / Komparator ?
http://www.mikrocontroller.net/articles/Operationsverst%C3%A4rker-Grundschaltungen

2.Hubmagnet + böse Abschaltspannung
http://www.mikrocontroller.net/articles/Relais_mit_Logik_ansteuern

3.Stromversorgung (medizinisch korrekt!!!)

von flo r. (floroth)


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Das wird wieder mal komplexer als gedacht.
Hab hier noch eine Platine aus einer Bedbox. Diese Bedbox verstärkt das 
Signal des Druckensensor um 100 und wandelt es in ein Digitales Signal 
um. Wenn ich das Signal abgreife bevor es umgewandelt wird, dann wäre 
ich im Bereich von 5mv bis 90mv.
Damit würde es schon leichter gehen, eine geeignete Schaltung 
aufzubauen.

An die Abschaltspannung habe ich noch gar nicht gedacht.

Die Spannungsversorgung muss nicht medizinisch korrekt sein, da es nur 
ein Versuchstand für einen künstlichen Arm wird.

flo

von Stimmen im Spind (Gast)


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>Die Spannungsversorgung muss nicht medizinisch korrekt sein, da es nur
>ein Versuchstand für einen künstlichen Arm wird.

Der künstliche Arm wird schon den Stecker ziehen, wenn es ihm zu
gefährlich wird.

...

von sensors (Gast)


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flo roth (floroth) schrieb:
> Drucksensor (Blutdruck), der 5uV pro mmHg ausgibt

Sicher, daß du den richtigen Sensor verwendest?
Ich meine handelsübliche Drucksensoren mit Si-Elementen in 
Brückenschaltung liegen bei 40-200 mV FS.

Zum Rauschen und ähnlichen Auswerteproblemen (digital) gibt's eine recht 
gute AN von Microchip.
http://ww1.microchip.com/downloads/en/AppNotes/01030a.pdf

von floroth (Gast)


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Hey,

ja schon. Verwende diesen Sensor: Model 1620 Pressure Sensor

http://www.appliedmeasurement.com.au/product/Measurement+Specialties+-+IC+Sensors/Pressure+Transducer-Disposable+Blood+Pressure+Sensor+-+Model+1620/308

aber vll. sollte ich einfach einen anderen Sensor verwenden, der mehr 
Ausgangsspannung hat.

flo

von Michael L. (Gast)


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Hallo Flo,

> ich bin gerade dabei meine Bachelorarbeit zu schreiben. Unteranderem
> muss ich mit einem Drucksensor (Blutdruck), der 5uV pro mmHg ausgibt,
> einen Hubmagneten steuern. Der Hubmagnet hat 24V und 10W. Der
> Drucksensor wird bis max 180mmHg belastet, gibt also 900uV aus.
> Meine Idee:
>
> Ich baue mir eine nichtinvertierenden Operationsverstärker. Die
> Widerstände müssten dann 270KOhm und 10 Ohm sein. Die Verstärkung wäre
> dann 27001. Ist diese Schaltung überhaupt realistisch? Oder gibt es
> bessere Lösungen?

Falk und MaWin haben die wichtigsten Hinweise schon gegeben (zero-drift 
amplifier, mehrstufig).

Achte auf eine orgentliche Spannungsversorgung (Linearregler mit 
ausreichend großen Kondensatoren davor und dahinter - z. B. 
100nF//100µF) und benutze eine Leiterplatte mit Massefläche, damit die 
verschiedenen Massepunkte wirklich niederimpedant (d. h. mit geringer 
Induktivität) miteinander verbunden sind.

Ein möglicher OPV wäre meines Erachtens
http://www.ti.com/lit/ds/symlink/opa735.pdf

Wenn Du die Messsignale erst digitalisieren willst und den Hubmagneten 
mit einem µC steuern willst (was macht der Magnet), kannst Du auch an 
einen AD-Wandler mit analogem Vorverstärker denken:
http://focus.ti.com/paramsearch/docs/parametricsearch.tsp?family=analog&familyId=2019&uiTemplateId=NODE_STRY_PGE_T

z. B.
http://www.ti.com/product/ads1231

Was die Bits angeht: Ob Du 20 Bit, 22 Bit oder 24 Bit nimmst, ist 
relativ egal, da die schwächste Stelle wahrscheinlich ohnehin die 
Analogstrecke mit den dabei auftretenden Fehlern ist.

Als Literatur ganz allgemein möchte ich Dir folgendes Buch empfehlen:
http://www.keithley.com/promo/wb/259
(Keithley Low Level Measurements Handbook)

Viele Grüße
Michael

von sensors (Gast)


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flo roth (floroth) schrieb:
> Model 1620
> Standard Range -30 To 300 mmhg

Leider kein Datenblatt - ähnlich wäre

http://cache.freescale.com/files/sensors/doc/data_sheet/MPX2300DT1.pdf
5,05 µV/V/mmHG
Du solltest vielleicht auch deine Brückenspannung prüfen.

Wesentlich einfacher wär's aber mit so etwas
http://cache.freescale.com/files/sensors/doc/data_sheet/MPXV7025.pdf

von Harald W. (wilhelms)


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flo roth schrieb:

> Ich baue mir eine nichtinvertierenden Operationsverstärker. Die
> Widerstände müssten dann 270KOhm und 10 Ohm sein. Die Verstärkung wäre
> dann 27001. Ist diese Schaltung überhaupt realistisch?

Es sollte Dir klar sein, das ein solcher Verstärker sich so ziemlich
an der Grenze des technisch möglichen bewegt. Da hilft dann weder
die Theorie, noch eine Simulation weiter. Das nötige Wissen, um solche
Verstärker bauen zu können, erwirbt man nicht im INet, sondern in
vielen Jahren praktischer Arbeit. Du solltest Dir an der Uni wen
suchen, der sich mit dieser Thematik auskennt und Dir Hilfestellung
vor Ort leisten kann.
Gruss
Harald

von Axel R. (Gast)


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Harald Wilhelms schrieb:
> Das nötige Wissen, um solche
> Verstärker bauen zu können, erwirbt man nicht im INet,

deswegen hat er doch nun studiert und schreibt jetzt seine 
Bachelorarbeit, um sein erworbenes Wissen anzuwenden. Aber ich sehe das 
wahrscheinlich wieder komplett falsch, was?  :))

Wenn man wissen würde, was da veranstaltet werden soll.. Soll es eine 
Intelligente Arm-Orthese werden? 
http://www.otwolf.de/wp-content/uploads/2008/08/rom-ellbg.jpg


Gruß
Axelr.

von Kai K. (klaas)


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Also zunächst mal muß ein Datenblatt her, das genauen Aufschluß über die 
technischen Eigenschaften des Sensors gibt, also ob er mit "strain 
gauge" oder sonst wie arbeitet. Das entscheidet dann, welcher 
Verstärkertyp nötig ist. Außerdem empfiehlt der Hersteller gewöhnlich 
Schaltungen, an die man sich halten kann.

Es gibt von vielen Herstellern fertige Frontend-Verstärker, mit 
eingebautem ADC-Wandler, an die man direkt einen solchen Sensor hängen 
kann. Die sind oft sogar schon auf Störungs- und Rauscharmut getrimmt, 
sodaß sich ein Selbstbau kaum lohnt.

Es muß wohl nicht extra erwähnt werden, daß für den Aufbau einer solchen 
Schaltung ein Hochmaß an Erfahrung und Wissen nöitg ist...

von Michael L. (Gast)


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Hallo Flo,

> Die Filterung kann man weglassen, da der Drucksensor nicht den Druck in
> der Arterie misst, sonder nur den Druck von der Blutdruckmanschette und
> der wird einfach konstant erhöht.
irgendeine Art Filterung (Tiefpaß) wirst Du schon brauchen - allein 
schon, um Störungen zu unterdrücken.

> Da ich noch ziehmlich wenig Ahnung von Opamps habe; welche Opamps könnte
> ich denn hierfür verbauen?
Zu den Opamps hab ich schon was gesagt. Je mehr Information (über den 
Sensor) Du uns gibst, umso spezieller können wir Hinweise geben.

Die Tatsache, daß der Betreuer noch keine Hinweise zur Schaltungsplanung 
und Bauteilauswahl gegeben hat, deutet ein wenig darauf hin, daß er auf 
diesem Gebiet nicht besonders erfahren ist. Unerfahrene Betreuer bei 
derartigen Entwicklungsaufgaben sind vermutlich eher die Regel als die 
Ausnahme, weil die Betreuer eigentlich etwas ganz anderes (in Deinem 
Fall etwas Medizintechnisches) interessiert.

Vielleicht gibt es ja auch eine studentische Löt-/Bastelgruppe, die Dir 
in Detailfragen direkt weiterhelfen kann. An welcher Uni bist Du denn?

Viele Grüße
Michael

von Michael L. (Gast)


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Hallo Harald,

>> Ich baue mir eine nichtinvertierenden Operationsverstärker. Die
>> Widerstände müssten dann 270KOhm und 10 Ohm sein. Die Verstärkung wäre
>> dann 27001. Ist diese Schaltung überhaupt realistisch?
>
> Es sollte Dir klar sein, das ein solcher Verstärker sich so ziemlich
> an der Grenze des technisch möglichen bewegt. Da hilft dann weder
> die Theorie, noch eine Simulation weiter.
Ich sehe das nicht ganz so dramatisch. Der Vollausschlag soll erst bei 
900µV und nicht schon bei 5µV auftreten.

Aus meinem Arbeitsumfeld kenne ich eine Anwendung (nicht selbst 
bearbeitet), bei der Spannungen im nV-Bereich verstärkt werden. Bei 
dieser Anordnung kommt es u. a. darauf an, daß die Zuleitungsdrähte 
nicht geknickt werden. Ich glaube, die 5µV sind im Vergleich dazu noch 
deutlich besser handhabbar.

> Du solltest Dir an der Uni wen
> suchen, der sich mit dieser Thematik auskennt und Dir Hilfestellung
> vor Ort leisten kann.
Da stimme ich allerdings voll zu.

Viele Grüße
Michael

von Kai K. (klaas)


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>Ich sehe das nicht ganz so dramatisch.

Naja, ich eigentlich auch nicht. Aber für einen Anfänger ist das schon 
eine besondere Geschichte...

>Aus meinem Arbeitsumfeld kenne ich eine Anwendung (nicht selbst
>bearbeitet), bei der Spannungen im nV-Bereich verstärkt werden.

Wir haben eine industrielle Anwendung, also im Umfeld von richtig 
schweren Rührmotoren und Pumpen, bei der die Signalspannung teilweise im 
100nV-Bereich liegt. Allerdings arbeiten wir auch recht schmalbandig...

von Axel S. (a-za-z0-9)


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flo roth schrieb:

> Die Filterung kann man weglassen, da der Drucksensor nicht den Druck in
> der Arterie misst, sonder nur den Druck von der Blutdruckmanschette und
> der wird einfach konstant erhöht.

Warum muß man dafür dann einen Blutdrucksensor verwenden? Da gibts doch 
sicherlich auch einen Sensor mit geeigneterem Ausgangssignal. Und gleich 
mit Schlauchanschluß.

Und was immer noch nicht klar ist: soll denn wirklich das Drucksignal 
linear verstärkt werden? Oder soll der Magnet nicht eher bei einem 
bestimmten Druck einschalten? Im letzteren Fall bräuchte man auch keinen 
linearen Sensor. Dann würde eine Gummi-Membran mit Mikrotaster reichen.


XL

von floroth (Gast)


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Da hab ich wohl das ganze gehörig unterschätzt. Leider habe ich keinen 
Betreuer an der TU München der sich in diesem Thema auskennt und auch 
nicht mehr so viel Zeit, dass ich mich da ganz einarbeiten könnte. Vll. 
finde ich eine bereits fertige Verstärkerschaltung. Gegebenenfalls muss 
ich eben meinen Sensor tauschen. Wird schon nicht die Welt kosten.

Danke für eure Hilfe.

von floroth (Gast)


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Es muss schon eine lineare Verstärkung erfolgen, da der Hubmagnet 
proportional zum Druck gesteuert werden soll.

von Harald W. (wilhelms)


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floroth schrieb:
> Es muss schon eine lineare Verstärkung erfolgen, da der Hubmagnet
> proportional zum Druck gesteuert werden soll.

Du willst eine analoge Regelung mit einem Hubmagnet realisieren?
Herzlichen Glückwunsch; das reicht mindestens für den Master!
:-)
Gruss
Harald

von floroth (Gast)


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Hab inzwischen eine Platine gefunden, die das Signal verstärkt und in 
ein Digitales Signal umwandelt. Könnte man hiermit leichter den 
Hubmagneten ansteuern?

flo

von oszi40 (Gast)


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floroth schrieb:
> Hab inzwischen eine Platine gefunden, die das Signal verstärkt und in
> ein Digitales Signal umwandelt.

Etwa so: Habe inzwischen eine Flasche auf der Straße gefunden und frage 
mich ob ich DAS trinken kann? Woher sollen wir wissen, was da drin ist 
oder was DEINE Platine macht?  http://de.wikipedia.org/wiki/Hysterese
Jedes ordentliche Gerät hat einen Beschreibung und ein Datenblatt.

Nimm Dir erst mal Dein Signal vor, verstärke es und schau es Dir in 
verschiedenen Lebenslagen genauer auf dem Oszi an. Dann weißt Du evtl. 
was Du damit anfangen kannst.

von Kai K. (klaas)


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>Hab inzwischen eine Platine gefunden, die das Signal verstärkt und in
>ein Digitales Signal umwandelt. Könnte man hiermit leichter den
>Hubmagneten ansteuern?

Auf jeden. Die Platine löst ganz klar alle deine Probleme. Trotzdem 
würde ich würde R41, R43 etwas verkleinern, so auf 2k2.

Da jetzt ja alles klar ist: Alles Gute und Tschüssi.

von lowlevel (Gast)


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warum dürfen solche ... studieren und gar noch einen Abschluss machen.

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