Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Ts912 Eigangsspannung 0-10mV


von Peter S. (Gast)


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Hallo,

ich möchte den Strom einer Solarzelle von ca. 0 - 1,3 A mit einem 
Atmega328p messen.
Dazu habe ich mir einen 10cm Kupferlackdraht (0,6mm) shunt gebaut, 
dessen Widerstand circa 6mOhm beträgt.
Die darüber abfallende Spannung verstärke ich mit einem 
Operationsverstärker Ts912, der als nicht-invertierender Verstärker 
arbeitet. Die Spannungsverstärkung beträgt 101.
Die Ausgangsspannung des OP (grob 0- 800mV) liegt damit gut im Bereich 
des ADC des atmega328p mit interner Referenzspannung 1,1 V.
Nach Abzug eines Offsets von circa 170mV (in Software) erhalte ich nun 
passable Werte für meine Stromstärke.
Doch beim Kalibrieren mit Vergleichsmessungen durch mein Multimeter,
erhalte ich eine nicht optimal lineare Messkurve.

Daher frage ich mich:
Was kann ich besser machen und wo liegen meine Fehler?
Ist z.B. die Eigangsspannung von 0-10mV zu gering für den TS912 ?
Wie linear arbeitet dieser in solch niedrigen Spannungsbereichen?

mfG Peter

von Falk B. (falk)


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@  Peter S. (Gast)

>Die Ausgangsspannung des OP (grob 0- 800mV) liegt damit gut im Bereich
>des ADC des atmega328p mit interner Referenzspannung 1,1 V.
>Nach Abzug eines Offsets von circa 170mV (in Software) erhalte ich nun
>passable Werte für meine Stromstärke.

Kann man machen, wenn gleich 170mV Offset bei 800mV Nominalspannung 
schon heftig sind. Aber der OPV ist nun mal so.

>Doch beim Kalibrieren mit Vergleichsmessungen durch mein Multimeter,
>erhalte ich eine nicht optimal lineare Messkurve.

Das heißt wieviel genau?

>Was kann ich besser machen und wo liegen meine Fehler?

Ohne deinen Fehlen in Zahlen zu benennen, kann man da kaum was sagen.

>Ist z.B. die Eigangsspannung von 0-10mV zu gering für den TS912 ?

Das ist wenig im Vergleich zur Offsetspannung. Hier würde man besser 
einen anderen OPV nehmen.

>Wie linear arbeitet dieser in solch niedrigen Spannungsbereichen?

Brauchbar.

von andreas6 (Gast)


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Hallo,

so etwas habe ich vor Jahren auch mal gebaut. Es läuft heute noch im 
Dauerbetrieb. Der (Konstantan-) Shunt lag im Minuszweig, für den Op also 
fast auf seiner negativen Betriebsspannung. Um dort wegzukommen, habe 
ich den Op speisemäßig um eine Diodenflussspannung "tiefer" gelegt und 
mir die negative Spannung von einem in der Schaltung ohnehin vorhandenen 
Max232 "geborgt". Dann musste noch eine Offsetkompensation dazu gebaut 
werden, welche den Fußpunkt des Verstärkungs-Spannungsteilers um wenige 
mV verschieben konnte. Damit ergab sich ein völlig lineares Signal, was 
direkt auf den Adc-Eingang gehen konnte. Eine Kompensation in der 
Software war nicht mehr nötig.

MfG. Andreas

von Harald W. (wilhelms)


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Peter S. schrieb:

> Dazu habe ich mir einen 10cm Kupferlackdraht (0,6mm) shunt gebaut,
> dessen Widerstand circa 6mOhm beträgt.

Sowas würde ich nicht Shunt, sondern eher Schätzeisen nennen.
Gruss
Harald

von MaWin (Gast)


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> Dazu habe ich mir einen 10cm Kupferlackdraht (0,6mm) shunt gebaut,
> dessen Widerstand circa 6mOhm beträgt

Wann ??

Montags um 8 Uhr ?

Kupfer hat einen hohen Temperaturkoeffizienten und ist als shunt 
unbrauchbar.

> Ist z.B. die Eigangsspannung von 0-10mV zu gering für den TS912 ?

Da der TS912 einen Offset von bis zu 12mV hat, kann es durchaus sein.

Es könnte auch andersrum sein :-(

Daher ist der TS912 für deine Anwendung genau so ungeeignet wie der 
Kupferdraht.

Wenn es WENIGSTENS der TS912B wäre...

Es gibt aber viele noch präzisere:

AD8551 (1uV) LTC1250 (5uV chopperstabilisiert) AD8622 (10uV) AD8671 
(20uV)
OPA188 (25uV) AD820 (100uV) TS507 (100uV)

Du könntest es natürlich auch mit mehr als 6mOhm versuchen, 1.3A an 0.1 
Ohm macht immer noch zu vernachlässigende 0.13V und wäre problemlos um 5 
verstärkt in den A/D-Wandler zu schiecken, da machen dann 10mV 
Offsetspannung nur noch eine Messungenauigkeit von 10mA aus.

von Christian S. (christianstr)


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Der Offset des OPs ist genauso groß wie die Eingangsspannung, die du 
verstärken möchtest. Entweder du nimmst einen größeren Shunt oder einen 
sehr viel besseren OP. Bedenke: Selbst bei einer Input Offset Voltage 
von 1mV hast du noch einen Fehler von 10%, ganz zu schweigen von anderen 
Sachen, die sich an deinem OP durch ungünstige Beschaltung ergeben usw.

von Peter S. (Gast)


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Danke für die vielen guten Tipps!

andreas6 schrieb:
> Hallo,
>
> so etwas habe ich vor Jahren auch mal gebaut. Es läuft heute noch im
> Dauerbetrieb. Der (Konstantan-) Shunt lag im Minuszweig, für den Op also
> fast auf seiner negativen Betriebsspannung. Um dort wegzukommen, habe
> ich den Op speisemäßig um eine Diodenflussspannung "tiefer" gelegt und
> mir die negative Spannung von einem in der Schaltung ohnehin vorhandenen
> Max232 "geborgt". Dann musste noch eine Offsetkompensation dazu gebaut
> werden, welche den Fußpunkt des Verstärkungs-Spannungsteilers um wenige
> mV verschieben konnte. Damit ergab sich ein völlig lineares Signal, was
> direkt auf den Adc-Eingang gehen konnte. Eine Kompensation in der
> Software war nicht mehr nötig.
>
> MfG. Andreas

Das gefällt mir sehr gut!
Konstantan ist viel besser geeignet als Kupfer.
Könntest du mir den Teil hier nochmal etwas genauer erklären:
Um dort wegzukommen, habe
> ich den Op speisemäßig um eine Diodenflussspannung "tiefer" gelegt und
> mir die negative Spannung von einem in der Schaltung ohnehin vorhandenen
> Max232 "geborgt".

1) Wäre es für mich ausreichend, die negative Versorgungsspannung des 
OPs mit einem ICL7660 anstatt des Max232 zu erzeugen?
2) Wo genau sitzt die Diode bei dir?
3) Wie sieht deine Offsetkompensation aus?

Meine Ideen:
2) ICL7660 -> Widerstand -> hier den OP Vcc- anschließen -> Diode -> Gnd 
?

Vielen Dank!!

von MaWin (Gast)


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> Das gefällt mir sehr gut!

Es ist unsinnig, zu glauben, einen OpAmp,
der 12mV Offsetspannung hat,
mit Offsetkalibrierung zu einem sagen wir 100uV
genauen OpAmp machen zu können.
Temperaturdrift, etc. machen das wieder zunichte,
man ist ständig am nachkalibrieren.

von Peter S. (Gast)


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MaWin schrieb:
> Es ist unsinnig, zu glauben, einen OpAmp,
> der 12mV Offsetspannung hat,
> mit Offsetkalibrierung zu einem sagen wir 100uV
> genauen OpAmp machen zu können.

den OP werde ich dann auch ersetzten.
Ich bin ja dankbar für deine Tipps und würde dann z.B. einen deiner 
vorgeschlagenen OPs verwenden.

mfG

von andreas6 (Gast)


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Hallo,

ich hänge mal die Schaltung ran.

MfG. Andreas

von MaWin (Gast)


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> ich hänge mal die Schaltung ran.

Du zeigst hier nicht ernsthaft eine Schaltung, die die 
themperaturabhängige Flussspannung einer 1N4148 Diode verwendet, um 
einen OpAmp die Offsetspannung wegzutrimmen ?

Warum baust du nciht gleich ein thermometer ?

handelsübliche OpAmps sind dermassen viel besser als die Dioden, daß 
jeglicher Offsetabgleich es nur verschlimmert.

Und falls die 10mV des TS912 bei 0.3V Gesamtrange (also 3% Fehler) 
wirklich stören, muß man ja nicht die billigsten der billigsten OpAmps 
nehmen (10mV hat auch der LM324), sondern darf ausnahmsweise mal einen 
etwas teureren OpAMp kaufen, es gibt ungefähr 100000 Varianten auf dem 
Markt.

von andreas6 (Gast)


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Hallo,

falls es Dir nicht aufgefallen ist: Die beiden 1N-Dioden kürzen sich 
thermisch weg, weil symmetrisch angelegt. Praktisch gibt es hier kein 
Weglaufen bei Temperaturänderungen.

MfG. Andreas

von MaWin (Gast)


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Nur wenn das Poti auf MIttelstellung steht, also die Offsetschaltung 
nutzlos und wirkungslos ist.

Steht das irgendwo anders (auch schon 1 Grad weg von der Mitte reicht 
aus), ändert sich die Offsetkorrekturspannung mit genau so viel Prozent, 
wie sich die Vorwärtsspannung der Diode ändert. Obwohl durch einen 
Spannungsteiler geschickt, ändert sich am Porzentsatz nichts.

von tt2t (Gast)


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> Die beiden 1N-Dioden kürzen sich thermisch weg, weil symmetrisch angelegt

gematchte Dioden 1N4148 ???

von tt2t (Gast)


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von Harald W. (wilhelms)


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MaWin schrieb:

> Du zeigst hier nicht ernsthaft eine Schaltung, die die
> themperaturabhängige Flussspannung einer 1N4148 Diode verwendet, um
> einen OpAmp die Offsetspannung wegzutrimmen ?

Wenn man das geschickt baut, könnte man damit ja gleich die
Temperaturabhängigkeit des Kupferdraht-Shunts wegtrimmen. :-)
Gruss
Harald

von Abdul K. (ehydra) Benutzerseite


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Die Leistung im Shunt ist bestimmbar und damit dessen Temperatur, damit 
auch die Nichtlinearität des Kupfers kein Problem. Wo ist das Problem 
MaWin?

von MaWin (Gast)


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> Wo ist das Problem MaWin?

Du übersiehst, daß die Schaltung keinen Umgebungstemperatursensor hat, 
und damit kann man die Anfangstemperatur des shunts nicht wegrechnen. 
Auch ist die Temperatursteigerung nicht instantan, sondern braucht eine 
Zeit der Erwärmung, in der man falsche Messergebisse umrechnet, falls 
man nicht auch die Wärmeträgheit korrekturrechnet.

Die Variante mit den Dioden ist natürlich völliger Humbug.

von Peter S. (Gast)


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Hallo,

habe nun eure Tipps großteils umgesetzt.
D.h. 6mOhm Kupferdraht durch 60mOhm Konstantandraht ersetzt.
TS912 durch TLC272 mit 0,8mV Offset ersetzt (genügt), nicht-invertierend 
mit Verstärkung 11 statt 101.
Die Versorgungsspannung habe ich so belassen, da die Messwerte nun im 
Bereich 0 - 1300mA auf wenige mA mit dem Multimeter übereinstimmen.
Die Messwerte scheinen nun auch temperaturstabil zu sein.
Das ist für meine Hobby-Zwecke nun ausreichend.

Vielen Dank nochmal!

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