Forum: Offtopic wieviel Milliarden für Atomausstieg


von Peter D. (peda)


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Mich würde mal interessieren, wieviel Milliarden die unplanmäßige 
Abschaltung vieler AKW 2011 uns Steuerzahler kosten wird.

Bei einer unplanmäßigen Abschaltung sind ja viele Brennstäbe noch 
frisch, d.h. man vergeudet die darin noch vorhandene Energie, um 
Kühlwasser zu erwärmen, statt Strom zu erzeugen. Hoch lebe die 
Klimaerwärmung.
Außerdem müssen die ja viel länger abklingen, d.h. das AKW muß viel 
länger mit Personal besetzt sein und gewartet werden.
Letzendlich muß ein solches AKW viel länger stehen bleiben, als bei 
einer planmäßigen Abschaltung, wo man die Brennstäbe optimal verbrauchen 
könnte.
Der vorzeitige Ausstieg bewirkt also das genaue Gegenteil, d.h. einen 
viel längeren Betrieb der AKWs. Es erfolgt nur keine Energiegewinnung 
mehr.

Das alles werden einige 100 Milliarden Euro an Kosten sein, ohne 
Einahmen.
Es ist klar, daß die Betreiber sich diese Zusatzkosten ja bezahlen 
lassen werden.

Die Politiker beschließen also etwas, ohne sich im geringsten über die 
Folgen zu informieren. Auch die Medien halten sich merkwürdig bedeckt 
über die Kosten.
Und dann wird aber gejammert, weil die Strompreise steigen.
Muß das wirklich immer sein? Dürfen Politker nicht auch mal vernünftig 
handeln?



Peter

von Sni T. (sniti)


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Ich kann mir kaum vorstellen, dass die unverbrauchten Brennstäbe einfach 
so vergeudet werden, hast du da eine Quelle?
Ich vermute mal eher, dass diese an die verbleibenden fünf geliefert 
werden, die sind ja teilweise noch bis 2022 am Netz.

von Uhu U. (uhu)


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Peter Dannegger schrieb:
> Außerdem müssen die ja viel länger abklingen

Wiso das denn? Da sind doch viel weniger hochradioaktive 
Zerfallsprodukte drin, als in völlig ausgelutschten Brennstäben.

von Peter D. (peda)


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Sni Ti schrieb:
> Ich vermute mal eher, dass diese an die verbleibenden fünf geliefert
> werden, die sind ja teilweise noch bis 2022 am Netz.

Definitiv nein.
Wurde einmal die Kettenreaktion gestartet, können sie nicht mehr 
transportiert werden. Sie sind viel zu radioaktiv.
Man hat es ja an Fukushima sehr deutlich gesehen, wieviel Bums die 
Dinger nach der Abschaltung noch haben.

Im Prinzip ist eine unplanmäßige Abschaltung ein Fukushima, d.h. von der 
Zeitdauer bis zum Abbau des AKW her gesehen. Zur Zeit sind für Fukushima 
30-40 Jahre geplant.
Es fehlt nur der unkontrollierte Austritt von Radioaktivität.


Peter

von Sni T. (sniti)


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Meines Wissens dauert aber auch das abklingen bereits aktivierter 
Brennstäbe nicht so lange, dass diese 30 Jahre in dem AKW verbleiben 
müssen.

Peter Dannegger schrieb:
> Im Prinzip ist eine unplanmäßige Abschaltung ein Fukushima, d.h. von der
> Zeitdauer bis zum Abbau des AKW her gesehen. Zur Zeit sind für Fukushima
> 30-40 Jahre geplant.
> Es fehlt nur der unkontrollierte Austritt von Radioaktivität.

Du vergleichst da Äpfel mit Zwetschgen. Ein kontrolliertes Runterfahren 
ist etwas völlig anderes als eine Kernschmelze, bei der man keine 
Möglichkeit mehr hat irgendwie einzugreifen. Das Runterfahren dauert 
etwa 24h, danach können die Stäbe ins Abklingbecken. Wie lange von da 
aus die Zeit bis zum Transport ist, kann ich nicht sagen, aber sicher 
nicht so lange, bis die Stäbe "verbraucht" sind.
Übrigens war ich kurze Zeit nach Fukushima bei einer AKW-Besichtigung. 
Die waren, milde gesagt, vom Ausstieg nicht überzeugt und hatten einige 
Argumente. Dass sie ihre Brennstäbe wegwerfen müssen war nicht dabei - 
und ich kann mir kaum vorstellen, dass sie das nicht erwähnt hätten, 
wenn dem so wäre.

von Uhu U. (uhu)


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Peter Dannegger schrieb:
> Im Prinzip ist eine unplanmäßige Abschaltung ein Fukushima, d.h. von der
> Zeitdauer bis zum Abbau des AKW her gesehen.

Definitiv nicht. Nur teilweise abgebrannte Brennstäbe sind genau so zu 
handhaben, wie abgebrannte und ein Reaktor braucht dieselbe Abklingzeit, 
bis er abgebrochen werden kann, egal, ob er plan- oder außerplanmäßg 
stillgelegt wurde.

von Peter D. (peda)


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Sni Ti schrieb:
> Wie lange von da
> aus die Zeit bis zum Transport ist, kann ich nicht sagen, aber sicher
> nicht so lange, bis die Stäbe "verbraucht" sind.

Die gleiche Energie, wie beim Gebrauch muß natürlich nicht weggekühlt 
werden.

Man bräuchte eine Kurve, wo die Abklingzeit in Abhängigkeit vom 
Benutzungsgrad aufgetragen ist. Aber eine solche Kurve wird für einen 
Normalsterblichen wohl nicht zugänglich sein.
Ich kann  mir aber vorstellen, daß diese Kurve ansteigen wird und zum 
Ende wieder abfallen. Und dann muß man die Zeitdauer für den 
ungünstigsten Brennstab anrechnen.
Wieviel Jahre oder Jahrzente Unterschied das sind, weiß ich nicht. Ich 
bin kein Atomwisenschaftler.
Vielleicht hat da jemand näherer Informationen und kann sie hier 
darlegen.


Peter

von Jo O. (brause1)


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Peter Dannegger schrieb:
> Man bräuchte eine Kurve, wo die Abklingzeit in Abhängigkeit vom
> Benutzungsgrad aufgetragen ist. Aber eine solche Kurve wird für einen
> Normalsterblichen wohl nicht zugänglich sein.

http://de.wikipedia.org/wiki/Abklingbecken#Abklingprozess
"Abklingprozess"
"..."
"Während der Lagerung zerfallen die bei der Kernspaltung im Reaktor 
gebildeten, größtenteils kurzlebigen Radionuklide. "

http://de.wikipedia.org/wiki/Laufzeitverl%C3%A4ngerung_deutscher_Kernkraftwerke#Mehr_Atomm.C3.BCll
"Mehr Atommüll
Die Menge des erzeugten Atommülls ist ungefähr proportional zur 
erzeugten Strommenge. Längere Laufzeiten bedeuten mehr Atommüll."
"..."
"Wenn die Laufzeitverlängerung so umgesetzt worden wäre, wie von der 
Bundesregierung im September 2010 geplant, hätte sich die ab dann 
entstehende Menge an Atommüll verdreifacht (verglichen mit der Menge, 
die entstehen würde, wenn man die Atomkraftwerke – wie bis dahin im 
Atomkonsens geplant – abschalten würde)"

http://de.wikipedia.org/wiki/Halbwertszeit


und nicht vergessen:
http://de.wikipedia.org/wiki/Atomkonsens
Der Ausstieg wurde bereits im Jahre 2000 im Konsenz mit den EVUs 
beschlossen! Und da hätten wir doch alle gehofft, dass die schrottigsten 
Mailer zuerst vom Netz kommen und nicht noch mit neuen Brennstäben 
befüllt werden.

von Uhu U. (uhu)


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Peter Dannegger schrieb:
> Die gleiche Energie, wie beim Gebrauch muß natürlich nicht weggekühlt
> werden.

Nein, das ist nicht so. Weggekühlt werden muß die Zerfallswärme der 
kurzlebigen Radionuklide. Das noch vorhandene spaltbare Uran zerfällt 
mit seiner normalen Halbwertszeit weiter und liefert keinen 
nennenswerten Beitrag.

von Uwe R. (aisnmann)


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Peter Dannegger schrieb:
> Sni Ti schrieb:
>> Wie lange von da
>> aus die Zeit bis zum Transport ist, kann ich nicht sagen, aber sicher
>> nicht so lange, bis die Stäbe "verbraucht" sind.
>
> Die gleiche Energie, wie beim Gebrauch muß natürlich nicht weggekühlt
> werden.
>
> Man bräuchte eine Kurve, wo die Abklingzeit in Abhängigkeit vom
> Benutzungsgrad aufgetragen ist. Aber eine solche Kurve wird für einen
> Normalsterblichen wohl nicht zugänglich sein.

Naja, dann muss man sie sich eben selber basteln. In der Wikipedia gab 
es bereits als Fukushima noch stand eine grobe Formel fuer die 
Nachzerfallswaerme:

http://de.wikipedia.org/wiki/Nachzerfallsw%C3%A4rme#Berechnung
die erste Formel hier, sie ist eine Naeherung zum Abschaetzen. 
Inzwischen ist der Artikel erweitert worden um eine Tabelle mit 
Beispielen (die stimmen mit meiner Tabelle sogar ueberein, vermutlich 
wegen der gleichen Naeherungsformel ;o))

Jedenfalls ist meine X-Achse gestaucht. Die verschiedenen Graphen sind 
fuer vorhergenhenden verschieden langen Leistungsbetrieb.

Unten zum Ausrechnen der Wassermenge die einer Zeit bei einer Leistung 
verdampft werden kann. So um sich das Bildhaft vorzustellen. 10MW kann 
ich mir sonst nicht vor Augen fuehren. ;o))

bye uwe

von Dennis H. (t1w2i3s4t5e6r)


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Jo O. schrieb:
> Der Ausstieg wurde bereits im Jahre 2000 im Konsenz mit den EVUs
> beschlossen! Und da hätten wir doch alle gehofft, dass die schrottigsten
> Mailer zuerst vom Netz kommen und nicht noch mit neuen Brennstäben
> befüllt werden.

Naja, aber da wurde ja nur beschlossen, das irgendwann mal der Ausstieg 
stattfinden soll. Außerdem laut diesem Artikel:
http://de.wikipedia.org/wiki/Brennelement#Abgebrannte_Brennelemente
Werden nicht immer alle Brennstäbe gleichzeitig gewechselt. Also ein 
paar kommen raus, die abgebrannt sind und werden durch neue ersetzt. An 
dem Beispiel vom Kraftwerk Grafenrheinfeld werden dort 193 Brennstäbe 
insgesamt genannt, die sich im Reaktor befinden wovon jährlich etwa 40 
ausgetauscht werden. Also hat man grob gesagt nach reichlich 5 Jahren 
alle mal getauscht. Das bei den Mühlen einer Regierung alles sehr 
langsam vonstatten geht, wissen die Energiekonzerne auch und wussten 
somit, dass sie weiterhin neue Brennelemente kaufen können. Wäre eben 
mal interessant, ob ein Reaktor auch nicht voll besetzt mit 
Brennelementen noch einsetzbar ist. Die Leistung sinkt, das ist klar, 
aber ob er überhaupt lauffähig ist. Wenn das nicht der Fall ist, hätten 
die also auch beim geplanten Ausstieg eine gewisse Teilmenge gehabt, die 
nicht vollständig verbraucht ist.

MfG Dennis

von (prx) A. K. (prx)


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Dennis H. schrieb:
> mal interessant, ob ein Reaktor auch nicht voll besetzt mit
> Brennelementen noch einsetzbar ist.

Zweifelhaft. Unabhängig von der reaktortechnischen Realisierbarkeit 
liegt man dann wahrscheinlich ausserhalb des vorgesehenen und damit 
zulässigen Betriebsbereichs.

> die also auch beim geplanten Ausstieg eine gewisse Teilmenge gehabt, die
> nicht vollständig verbraucht ist.

Nur haben die Brennstoffkosten bei KKWs einen recht geringen Anteil an 
den Betriebskosten, was diesen Betrachtungen den Sinn nimmt:
http://www.energie-fakten.de/html-neu/kosten-struktur/kosten-struktur.pdf

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