Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Entwurf eines Kurzschlussfesten, PA tauglichen 100W@4 und 8 Ohm Verstärkers


von Max W. (max96)


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Hallo,
ich entwerfe gerade eine Endstufe, die ich später für kleinere Partys 
einsetzen möchte. Sie soll so robust wie möglich werden, deshalb möchte 
ich einen SOA Schutz wie hier: 
http://www.hifi-forum.de/viewthread-103-25.html beschrieben einbauen. In 
meinem Thread über die Zerschossenen TIPs habe ich schon einige Tipps 
von den Verstärkerexperten hier bekommen. Weil das Thema aber nichts 
mehr mit den TIPs zu tun hat, mache ich hier mal einen neuen Thread auf. 
Schaltplan und .TSC sind angehängt. Meine Frage an euch ist jetzt, wie 
ich den SOA Schutz dimensionieren soll? Egal wie ich die Werte ändere, 
ich bekomme keine gescheite Strombegrenzung hin. Meine Überlegung für 
die RC-Glieder ist, dass diese eine Grenzfrequenz von ungefähr 50Hz 
haben sollten. Außerdem habe ich 36v Zener verwendet, damit ab 36V 
Ausgangsspannung mehr Strom aus den Transistoren gegeben wird, den wert 
müsste ich vielleicht etwas niedriger wählen. Aber egal wie ich R22, 21 
und 20 ändere, der Maximalstrom bei fast Kurzschluss wird nicht 
verringert.

von Pink S. (pinkshell)


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"fast die komplette SOA ausnutzen" halte ich für wenig robust.
Brutal überdimensionieren scheint mir besser.
5 A peak in die Lautsprecher? Nimm einen Transistor für 30 A. Oder zwei.
50 W Verluste nominal? Mach ein thermisches Design für 200 W.
Und oben drauf noch einen simplen Überlastschutz.

von MaWin (Gast)


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> http://www.hifi-forum.de/viewthread-103-25.html

Das ist ein SOA-Schutz für MOSFETs, nicht für bipolare Transistoren.

Allerdings ist es in Ordnung, einen zeitunabhängigen Maximalwert zu 
ver-odern mit einem zeitverzögerten spannungsabhängigen Schutz.

Ob man dann noch per NTC einer temperaturveränderten SOA-Linie nachgehen 
muß, halte ich aber für zweifelhaft. Man sollte eher überlegen, ob eine 
durch steigende Temperatur sinkende Schaltschwelle des BC337 nicht von 
alleine den Schutz in die richtige Richtung empfindlicher macht.


> Meine Überlegung für die RC-Glieder ist, dass diese eine
> Grenzfrequenz von ungefähr 50Hz haben sollten.

Mit 50Hz haben die nichts zu tun. Schau ins SOA Diagramm, wie lange wie 
viel Leistung im Transistor umgesetzt werden darf, und sorge per 
RC-Glied dafür, daß nach Ablauf von Zeit * Leistung der Schutz 
zuschlägt.

Da Leistung (Stom * Spannung) sowieso nicht mit einfachen Bauteilen 
berechenbar ist, nimm Strom + Spannung als Näherungswert.

von Ulrich (Gast)


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Bei der Auslegung könnten T4 und T12 reichlich knapp sein - die bekommen 
ggf. auch etwa 1/50 der Leistung der Endstufentransistoren, vertragen 
aber deutlich weniger.

Am Ausgang sollte ggf. noch ein RL-Glied um ein ggf. bösartige Last 
(z.B. hohe Kapazität) zu entkoppeln.

von Silvester (Gast)


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> ich entwerfe gerade eine Endstufe

Die wurde zusammengeklaut und auch noch falch abgezeichnet.
Was soll da kurzschlußfest sein an den Endtransistoren, die hängen da an 
ihrem Emitterwiderstand und warten aufs Abknallen.

von Max W. (max96)


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@Silvester: Du warst nie Anfänger oder? Tut mir leid wenn ich mir keine 
Endstufe aus dem Arm schüttele, aber ich versuche die Zusammenhänge zu 
verstehen. Das Prinzip ist bei ner Gegentaktendstufe immer das gleiche 
und ja den SOA Schutz habe ich geklaut aber ich kann ja auch schlecht 
das Fahrrad neu erfinden. Kein Wunder das sich kein Jugendlicher mehr 
für Elektronik interessiert wenn man hier so angeblafft wird. @alle 
anderen: Danke für eure Hinweise, ich überarbeite alles noch einmal 
morgen.

von супертролль (Gast)


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Was soll eigentlich Kurzschlusschutz? Weil Leute ueber's Kabel stolpern, 
oder der Hamster ins Kabel reinbeisst? Weshalb nicht die 
Emitterwiderstaende durch NTC's ersetzen?

von Simon K. (simon) Benutzerseite


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Max W. schrieb:
> @Silvester: Du warst nie Anfänger oder? Tut mir leid wenn ich mir keine
> Endstufe aus dem Arm schüttele, aber ich versuche die Zusammenhänge zu
> verstehen.

Naja, ich bilde mir auch nicht ein Ahnung von Analogtechnik zu haben. 
Aber ich hab auch nicht vor einen Audioverstärker in PA-Qualität zu 
bauen.

Aber ein normaler 100W Verstärker sollte ja mMn. erst mal möglich sein 
um daran zu lernen.

von MaWin (Gast)


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> Was soll eigentlich Kurzschlusschutz?

Ohne den geht ein Verstärker bei der ersten Berührung beider 
Lautsprecherkabel (unisolierte Enden werden dort in Klemmen gesteckt) 
kaputt.

Aber dauerkurzschlussfest wird er erst, wenn auf dem Kühlkörper ein 
Thermoschalter sitzt und im Trafo eine Thermosicherung.

von Ingolf O. (headshotzombie)


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Mal ein sicher besseres Beispiel für einen 100W-Amp als der Sontheimer 
mit einem eigenen Thread im Analog-Forum --> 
http://www.kubusmaximus.com/symasym/dokuwiki-2006-11-06/doku.php?id=symasym

von Kai K. (klaas)


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>Das Prinzip ist bei ner Gegentaktendstufe immer das gleiche...

Aber hier geht es doch nicht um das Prinzip einer Gegentaktendstufe, 
sondern um zwei völlig verschiedene Schaltungen, einmal eine 
MOSFET-Endstufe und das andere Mal eine Endstufe mit BJT. Die jeweiligen 
Endstufentransistoren werden dabei völlig anders angesteuert.

>...und ja den SOA Schutz habe ich geklaut aber ich kann ja auch schlecht
>das Fahrrad neu erfinden.

Aber genau darum geht es hier. Es gibt unzählige verschiedene 
SOAR-Schutzschaltungen und jede muß indivduell angepaßt bzw. umgestrickt 
werden.

>Kein Wunder das sich kein Jugendlicher mehr für Elektronik interessiert
>wenn man hier so angeblafft wird.

SOAR-Schaltungen zu konstruieren zählt zu den anspruchsvolleren Aufgaben 
und es ist nun einmal Unsinn, wenn sich ein Anfänger daran wagt und 
glaubt das Problem mit dem Herüberkopieren aus einer anderen Schaltung 
gelöst zu haben. Sorry, aber diese Kritik mußt du dir schon gefallen 
lassen. Das typische Problem bei einem Anfänger ist ja, daß sein Wissen 
derart beschränkt ist, daß er garnicht merkt, wie wenig Ahnung er von 
der Materie hat.

Ich würde dir dringend empfehlen, erst einmal ein paar bewährte 
Verstärker-Konzepte mit SOAR-Schaltungen mit einem Simulator zu 
anaylsieren, damit du einen Überblick davon bekommst, wie diese 
Schaltungen überhaupt funktionieren. Einfaches Herüberkopieren aus einer 
anderen Schaltung geht dagegen mit Sicherheit völlig schief!!

von Max W. (max96)


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Ich habe nur den SOA-Schutz für MOSFETS gefunden. Ich dachte vom Prinzip 
her müsste es ja das gleiche sein, weil ja eigentlich nur bei zu hohem 
Strom über den Emitterwiderständen der Basis- bzw. Gatestrom reduziert 
wird. Aber ihr habt mich eines Besseren belehrt. Meine Überlegung war 
nun, einfach 2 IRFP260N zu verwenden und eine statische Strombegrenzung 
auf 8A einzubauen. Dann baue ich einen Thermoschalter ein, der mir bei 
zu hoher Temperatur die Endstufe abschaltet oder einfach 2 träge, 
rückstellbare Sicherungen mit 8A. Das ganze ist dann zwar total 
überdimensioniert, aber relativ sicher. Den Symasym kenn ich schon, habe 
aber auch schon viel schlechtes drüber gelesen, vor allem hier im Forum.

von MaWin (Gast)


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> Ich habe nur den SOA-Schutz für MOSFETS gefunden.

Nicht gesucht, he ?

http://www.dse-faq.elektronik-kompendium.de/dse-faq.htm#F.30

> einfach 2 IRFP260N zu verwenden

MOSFETs im Linearbetrieb parallelschalten ?

http://www.dse-faq.elektronik-kompendium.de/dse-faq.htm#F.22

Nicht so einfach, daher verwenden viele Audioverstärker laterale MOSFETs 
bei denen die Verluste nicht so hoch sind.

von Ulrich (Gast)


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Der SOA-Schutz ist immer eine Abwägung zwischen dem Aufwand für den 
Schutz und dem mehr an Leistung das man aus den Transistoren rausholen 
kann. Solange man nur ein Einzelstück hat, lohnt es sich eher nicht den 
Schutz so knapp an die Belastbarkeit anzupassen. Da ist es einfacher die 
Transistoren etwas größer auszulegen (so wie hier schon gemacht), und 
dann lieber den Schutz eher ansprechen zu lassen als unbedingt nötig.

So viel Aufwand wie in der gezeigten Schaltung ist schon eher selten.

Neben dem SOA Schutz ist auch die thermische Stabilität wichtig, und bei 
Darlingtonstufen am Ausgang etwas, schwieriger. Es macht da schon einen 
Unterschied wie die Transistoren (z.B. T8, T4,T5 usw.) thermisch 
verbunden sind.

von ArnoR (Gast)


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> Ich dachte vom Prinzip her müsste es ja das gleiche sein

Ist es auch, einfach mal genau den Beitrag im HiFi-Forum lesen. Da ist 
auch die Funktion erklärt, aus der sich die Dimensionierung für die 
jeweiligen Gegebenheiten ableiten lässt.

> Meine Überlegung war nun, einfach 2 IRFP260N zu verwenden

Aha, wieder mal geänderte Bedingungen. Wie meinst du das? Parallel? Und 
die andere Seite? Oder quasikomplementär, also einer je Seite?

> und eine statische Strombegrenzung
> auf 8A einzubauen. Dann baue ich einen Thermoschalter ein, der mir bei
> zu hoher Temperatur die Endstufe abschaltet...  Das ganze ist dann zwar
> total überdimensioniert

Ist es nicht, denn das ist eine DC-Belastung von ca. 320W je Seite. Ein 
IRFP260N verträgt max. 300W bei 25°C Tc.

> oder einfach 2 träge, rückstellbare Sicherungen mit 8A.

Kann mir nicht vorstellen, dass du damit den SOA einhalten kannst.

von Max W. (max96)


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Das mit den 8A war Quatsch, die halten die FETs nur 10ms aus. Ich habe 
jetzt mal 2 Entwürfe gemacht. Einmal einen mit je 2 IRFP260N parallel 
als Quasikomplementärendstufe. Dieser funktioniert zumindest von der 
Strombegrenzung her ganz gut. Die Strombegrenzung habe ich mir diesmal 
selbst ausgedacht. Zum einen ist da die statische, wie gehabt auf rund 
9A eingestellt (die FETs verkraften 10A über 10ms). Dann habe ich eine 
2. Strombegrenzung. Ich richte das Ausgangssignal 2 mal gleich und ziehe 
es an der Basis über einen Spannungsteiler gegen -Ub bzw. +Ub. Das 
heisst: Wird die Spannung am Ausgang größer, sinkt die Spannung an der 
Basis. Demnach sperrt der Transistor bei niedrigem Ausgangssignal. Im 
Moment wird ab 2,5Ohm Ausgangslast der Strom auf unter 0,5A reduziert. 
Jedoch habe ich bei normaler Belastung eine etwas kleinere negative 
Halbwelle im Vergleich zur positiven, woran liegt das? Dann habe ich 
noch die normale MJL Schaltung, an der ich jetzt schon diese: 
http://www.angelfire.com/ab3/mjramp/protect.html und diese: 
http://users.swing.be/edwinpaij/short_circuit_protection.htm 
Strombegrenzung getestet habe, jedoch beidesmal mit dem Ergebnis, dass 
ich den Strom bei Kurzschluss nicht unter 5A bekomme.

von ArnoR (Gast)


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> Ich habe jetzt mal 2 Entwürfe gemacht.

So langsam kann man die Lust verlieren. Mit jedem Post eine neue 
Schaltung mit neuen Fehlern. Du kannst Mosfets im Analogbetrieb nicht 
ohne Weiteres einfach parallel schalten. Die quasikomplementäre Endstufe 
hat in beiden Endstufenhälften total unterschiedliche Eigenschaften. 
Hast du die Schaltungen mal auf Frequenzgang, Verstärkung, SlewRate, 
Linearität untersucht? Die Schutzschaltungen sind sekundär, zuerst muss 
der Verstärker seine eigentliche Aufgabe (sauber zu verstärken) erfüllen 
können, dann kommt diese Dimensionierung.

von Max W. (max96)


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Ja das mit den MOSFETs hab ich inzwischen gemerkt, dass das nichts wird. 
Am besten ich arbeite mit den MJLs weiter, da lief ja der eigentliche 
Verstärker wenigstens. Ich bekomme nur die Schutzschaltung nicht in den 
Griff. Danke, dass ihr euch trotzdem die Mühe macht mir zu helfen.

von Unwissender (Gast)


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von Rainer Ernst (Gast)


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Die Endstufe ist jetzt nicht der Knaller, aber die 
Kurzschlussschutzschaltung sieht ganz gut aus. Du findest immer nur 
welche, die für MOSFETs gedacht sind.

http://www.acoustica.org.uk/t/naim/poweramp_pix/NAP250%20schematic.jpg

Das ist die Schaltung um TR7/8.

von Ingolf O. (headshotzombie)


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...nun, endlich sind wir beim NAIM-Clone angelangt! ;-)
--> http://www.acoustica.org.uk/t/naim/power_amps.html

von Jörg W. (dl8dtl) (Moderator) Benutzerseite


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MaWin schrieb:
> Aber dauerkurzschlussfest wird er erst, wenn auf dem Kühlkörper ein
> Thermoschalter sitzt und im Trafo eine Thermosicherung.

Alternative: eine Schaltung, wie sie im Rema Tonica benutzt worden
ist.  Dort wurden über ein Relais bei Überlast die Lautsprecher für
1...2 s abgeschaltet (und beim Einschalten zeitverzögert zugeschaltet,
um den "Plopp" zu vermeiden).

Einziger Nachteil bei der Realisierung im Tonica war, dass die
benutzten Relais mit der Zeit unzuverlässig in der Kontaktgabe
wurden.  Kann daran liegen, dass sie mangels fließenden Stroms keine
Selbstreinigung mehr erreichen konnten.

von dolf (Gast)


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Jörg Wunsch schrieb:
> Kann daran liegen, dass sie mangels fließenden Stroms keine
> Selbstreinigung mehr erreichen konnten.

lag wohl eher am billig kontaktmaterial und ner passenden 
relaistechnologie.

von Jörg W. (dl8dtl) (Moderator) Benutzerseite


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dolf schrieb:
> Jörg Wunsch schrieb:
>> Kann daran liegen, dass sie mangels fließenden Stroms keine
>> Selbstreinigung mehr erreichen konnten.
>
> lag wohl eher am billig kontaktmaterial und ner passenden
> relaistechnologie.

-v, bitte!

von Max W. (max96)


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Ich habe jetzt den SOA-Schutz des NAIMs eingebaut und so verändert, dass 
er zur SOA der MJLs passt. Unter 2 Ohm Last regelt er am Ausgang auf 
unter 1A. Am Eingang habe ich noch einen 10Hz Hochpass eingebaut, damit 
ich an 4 Ohm bei niedrigen Frequenzen nicht aus der SOA komme und unter 
10Hz hört es ja eh keiner. Kann ich anstelle der MJLs auch einen MJ15003 
bzw MJ15004 einsetzen? Die reichen SOA-mässig auch und sind viel 
billiger, weil ich nur 1 Paar pro Endstufe benötige, selbst bei 2 wären 
sie noch billiger.

von ArnoR (Gast)


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> Kann ich anstelle der MJLs auch einen MJ15003
> bzw MJ15004 einsetzen?

Im Prinzip ja, ob man damit aber gute dynamische Daten hinbekommt müsste 
man noch mal untersuchen, immerhin sind die Faktor 15 langsamer als die 
MJLs.

von Kai K. (klaas)


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>Im Prinzip ja, ob man damit aber gute dynamische Daten hinbekommt müsste
>man noch mal untersuchen, immerhin sind die Faktor 15 langsamer als die
>MJLs.

SOAR-Schutzschaltungen können den Klirrfaktor von Endstufen ganz 
erheblich verschlechtern, selbst wenn sie noch nicht "aktiv" sind.

Was bei der Dimensionierung von SOAR-Schaltungen auch oft vergessen 
wird, ist die Phasendrehung zwischen Strom und Spannung bei realen 
Lautsprechern! Das kann bewirken, daß der SOAR-Schutz viel früher 
einsetzt als beabsichtigt. Bei vielen der TDA20XX-Chips beispielsweise 
ist das ein Problem. Schon bei recht kleinen Lautstärken fangen die 
Dinger oft an zu Krächzen, weil ihr SOAR-Schutz aktiv wird.

Interessanterweise verzichtet man bei den bekannten STK40XX-Chips 
gänzlich auf einen eingebauten SOAR-Schutz. Im Datenblatt findet man nur 
Hinweise über einen nachrüstbaren Kurzschlußschutz (siehe Anhang).

von ArnoR (Gast)


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Hallo Kai,
leider sehe jetzt nicht so recht den Bezug deines Beitrags zu meinem 
zitierten vorangegangenen. Ich meinte tatsächlich nur die dynamischen 
Verstärkereigenschaften (ohne Berücksichtigung der Schutzschaltung). Die 
von Dir beschriebenen Effekte sind doch unabhängig von der ft der 
Endstufe.

von Ulrich (Gast)


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Wenn der SOA Schutz zu früh anspricht und das Signal deutlich stört, ist 
entweder der Schutz zu vorsichtig ausgelegt, oder die 
Endstufentransistoren sind einfach zu klein um zuverlässig die Leistung 
zu bringen. Die Lösung ist dann eher mehr oder größere Transistoren zu 
nehmen, als den Schutz wegzulassen.  Im Bereich PA ist die 
Zuverlässigkeit und damit der Schutz wichtiger als ggf. minimale 
parasitäre Störungen durch den  SOA Schutz.

Angebracht wäre noch eine zusätzliche Überwachung des Ausgangs, die dann 
abschaltet, falls doch einmal eine unzulässige DC Spannung an Ausgang 
anliegt.


Die MJ15003 sind zwar nicht besonders schnell, aber angesichts der nicht 
so hohen Anforderungen und dem Rest der Schaltung noch ausreichend. Die 
zu erst genannten Typen wären mehr etwas für high End Versionen, und um 
das zu nutzen müsste auch der Rest des Verstärkers dazu passen.

Allerdings ist die Verstärkung geringer, und damit wird es für die 
Treiber davor wirklich knapp. Die sollten da schon wenigstens 1/20 der 
Leistung der Endstufentransistoren haben, sonst muss man den SOA Schutz 
nach den kleineren Treibern auslegen.

p.s. Die Auslegung einiger anderer Transistoren (z.B. T2, T9) ist auch 
zu knapp.

von Michael_ (Gast)


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Da du das Gerät ja selbst verwenden willst, würde ich an deiner Stelle 
keinen so hohen Aufwand treiben.
Eigentlich ist es eine Aufgabe für mehrere Entwickler mit Erfahrung auf 
diesem Gebiet.
Sorge lieber dafür, das ein Kurzschluß o.ä. nicht passiert. Das 
erfordert natürlich etwas Disziplin.
Also nehme robuste Kabel und verwende Stecker, möglichst mit 
Verschraubung. Vor und nach dem Einsatz kontrolliere alles.
Und hoffentlich ist es zu Ostern fertig! Nein, nicht das nächste, 
sondern Ostern 2015.
Du mußt noch die 3.Platine mit der 3.Änderung machen, Bauteile besorgen, 
die Kiste drumrum machen ...
Für die Zwischenzeit kannst du ja etwas von Pollin nehmen :-)
Es erinnert mich an "Thomas der Bastler". In seiner Verzweiflung hat er 
dann eine fertige Endstufe aus China genommen.
Trotzdem viel Erfolg und sage, wenn es fertig ist.

von Max W. (max96)


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Habe gestern noch mal mit den MJ15003 und 15004 ein bischen rumprobiert. 
Als Treiber wollte ich eigentlich 2sa1306 bzw 2sc3298 nehmen, weil die 
so ein schönes isoliertes Gehäuse haben, ich bekomme jedoch keine SPICE 
Modelle dafür. Kann ich für T2 und T9 auch BD139 bzw BD140 nehmen? Auf 
Kurzschlusssicherheit des Rests achte ich schon immer, nur hat es den 
letzten Verstärker, übrigens mit STK Modul, wegen Kurzschluss 
(umschmeißen einer Box) getötet.

von Ingolf O. (headshotzombie)


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Nimm als Treiber MJE1503x von ONS, deren PSPICE-Models kannst Du 
händisch nach LTSpice übernehmen!

von ArnoR (Gast)


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> Kann ich für T2 und T9 auch BD139 bzw BD140 nehmen?

80V Ucemax bei +-42V Betriebsspannung? Netzüberspannung nichtmal 
mitgerechnet. Das solltest du lassen. Die 2SA1306/2SC3298 sind sehr gut 
geeignet. Als Simulationsmodell würde ich die BD139/140 nehmen, da die 
statisch und dynamisch recht ähnlich sind.

von ArnoR (Gast)


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ArnoR schrieb:
> Die 2SA1306/2SC3298 sind sehr gut geeignet.

Also damit meinte ich T4 und T12. Für T2/T9 sind die überdimensioniert. 
Dort fließen etwa 10...20(40) mA bei 40V. Da solltest du Transistoren 
nehmen, die dort gute statische und dynamische Daten haben.

Starkes Überdimensionieren ist aus dynamischer Sicht nicht gut. Die 
großen Kapazitäten sind nichtlinear und müssen durch große Ströme 
umgeladen (SlewRate) werden.

von Kai K. (klaas)


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>Hallo Kai,
>leider sehe jetzt nicht so recht den Bezug deines Beitrags zu meinem
>zitierten vorangegangenen. Ich meinte tatsächlich nur die dynamischen
>Verstärkereigenschaften (ohne Berücksichtigung der Schutzschaltung).

Tut mir leid, ich wollte keine Verwirrung stiften. Ich wollte nur kurz 
anmerken, daß SOAR-Schutzschaltungen auch selbst Einfluß auf die 
Klangeigenschaften des Verstärkers (Klirr, TIM, etc.) nehmen können.

von Abdul K. (ehydra) Benutzerseite


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Kai Klaas schrieb:
> SOAR-Schutzschaltungen können den Klirrfaktor von Endstufen ganz
> erheblich verschlechtern, selbst wenn sie noch nicht "aktiv" sind.
>
> Was bei der Dimensionierung von SOAR-Schaltungen auch oft vergessen
> wird, ist die Phasendrehung zwischen Strom und Spannung bei realen
> Lautsprechern! Das kann bewirken, daß der SOAR-Schutz viel früher
> einsetzt als beabsichtigt. Bei vielen der TDA20XX-Chips beispielsweise
> ist das ein Problem. Schon bei recht kleinen Lautstärken fangen die
> Dinger oft an zu Krächzen, weil ihr SOAR-Schutz aktiv wird.
>

Die Infos zu den TDA20xx klingen interessant. Hast du dazu weiteres zu 
berichten?


> Interessanterweise verzichtet man bei den bekannten STK40XX-Chips
> gänzlich auf einen eingebauten SOAR-Schutz. Im Datenblatt findet man nur
> Hinweise über einen nachrüstbaren Kurzschlußschutz (siehe Anhang).

Das sind doch die die seit über 20 Jahren der Reihe nach sterben, oder? 
ein befreundeter RFT hat von denen sozusagen als Student gelebt.

von Michael D. (mike0815)


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moin,

> 80V Ucemax bei +-42V Betriebsspannung? Netzüberspannung nichtmal
> mitgerechnet. Das solltest du lassen. Die 2SA1306/2SC3298 sind sehr gut
> geeignet.
Ersatzweise könnte er auch 2SA957/2SC2167 (komplementär) verwenden, die 
haben zwar weniger Bandbreite (20MHz), dafür können die aber 2A und 30W 
ab haben.

Gruß Michael

von Ingolf O. (headshotzombie)


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Michael D. schrieb:
> Ersatzweise könnte er auch 2SA957/2SC2167 (komplementär) verwenden, die
> haben zwar weniger Bandbreite (20MHz), dafür können die aber 2A und 30W
> ab haben.

Das ist sicherlich richtig, bloss ist deren Verfügbarkeit i.d.R. 
Fehlanzeige!
Deswegen auch der offizielle Verweis auf die Nachfolgetypen 2SA1667 und 
2SC4381 bzw. 2SA1668/2SC4382.

von Kai K. (klaas)


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>Die Infos zu den TDA20xx klingen interessant. Hast du dazu weiteres zu
>berichten?

In der Funkschau hat SGS-Thomson vor einigen Jahrzehnten Fachartikel mit 
detailierten Bauanleitungen veröffentlicht, in denen einiges an sonst 
unveröffentlichter Hintergrundinfo publiziert wurde.

>Das sind doch die die seit über 20 Jahren der Reihe nach sterben, oder?
>ein befreundeter RFT hat von denen sozusagen als Student gelebt.

Die STK40XX-mögen 4R Lasten nicht wirklich, sondern sind eher für 8R 
Lasten optimiert. Steht so ähnlich auch in den Datenblättern. Ich habe 
die STK40XX-Chips in etlichen Aktivboxen mit 8R-Chassis (!) im Einsatz 
und mir ist nie einer abgeraucht.

von dolf (Gast)


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Ulrich schrieb:
> Angebracht wäre noch eine zusätzliche Überwachung des Ausgangs, die dann
> abschaltet, falls doch einmal eine unzulässige DC Spannung an Ausgang
> anliegt.

das braucht man ja wohl nicht mehr extra zu erwähnen ....
dc schutz mit einschaltverzögerung ist standard.
ergibt sich schon aus der frage was ist teurer....
mfg

Michael_ schrieb:
> Eigentlich ist es eine Aufgabe für mehrere Entwickler mit Erfahrung auf
> diesem Gebiet.

oder man fragt im richtigen forum nach rat/hilfe.
oder baut gleich ne symasym.
die ist bewährt.

von Markus B. (lordnoxx) Benutzerseite


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@ Max W.

Ich muss dich jetzt echt mal Fragen ob du bei der ständigen Umgestaltung 
deiner Schaltung auch jeweils sicherstellst dass du auch noch einen 
Verstärker und nicht aus versehen einen Oszillator hast?

Aus eigener Erfahrung kann ich dir sagen, dass durch den Wechsel von 
Transistortyp A zu B aus einem Verstärker ein Oszillator werden kann. 
Hast du dich für B entschieden, dann muss du unbedingt sicherstellen 
dass die Schaltung noch stabil ist. Stichwort "Phasenreserve".

von Oliver S. (oliverso)


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Max W. schrieb:
> ich entwerfe gerade eine Endstufe, die ich später für kleinere Partys
> einsetzen möchte.

Ihc würde ja die Projekt trennen - kauf dir 'nen fertigen PA-Verstärker 
für Partys, das geht schneller, ist zuverlässiger und auch noch 
billiger.

Dann bau dir deinen Traumverstärker...

Oliver

von Max W. (max96)


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Ich habe jetzt die Schaltung soweit, dass ich komplett in der SOA liege, 
egal welche Last angeschlossen ist. Unter 2 Ohm wird der Strom stark 
begrenzt. Für T2 und T9 habe ich jetzt MJE340/350 eingebaut. Der 
Ruhestrom liegt im Moment bei 75mA, die Verstärkung bei 36-33dB bei 
0-20kHz. Als Treiber nehme ich später die 2SA1306/2SC3298. Ein DC-Schutz 
ist bereits vorhanden. Einen PA-Verstärker kaufen möchte ich nicht, das 
Projekt hat Zeit und es geht mir vor allem darum, das ich etwas lerne. 
Außerdem steht mein Traumverstärker schon hier rum(Grundig SV2000) und 
wird vielleicht bald durch einen EL84 SE ersetzt.

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