Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik LM324 Operationsverstärker als Komparator


von Thomas M. (pomestomi)


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Hallo Leute,

ich will eine Schaltung bauen, mit der ich die Position einer 
Lichtquelle sehr genau bestimmen kann. Dafür hab ich ein 2 Achsen System 
mit Schrittmotoren gebaut. Die Schrittmotoren können Fototransistoren in 
unterschiedlichen Winkeln neigen. Die Schaltung im Anhang soll die 2 
Spannungen vergleichen, die am Spannungsteiler von Fototransistor und 
Widerstand abfallen. Damit soll die Position der Lichtquelle bestimmt 
werden.

Die Schaltung funktioniert. Ich würd nur gerne eine Aussage über die 
Genauigkeit der Schaltung treffen können.
Deswegen Lautet meine Frage: Berechnet sich der Verstärkungsfaktor der 
Spannungsdifferenz mit R1/R4 ?

Mit freundlichen Grüßen,

Thomas

: Verschoben durch Admin
von Komp (Gast)


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Thomas Maier schrieb:
> Deswegen Lautet meine Frage: Berechnet sich der Verstärkungsfaktor der
> Spannungsdifferenz mit R1/R4 ?

Es gibt keine Verstärkung, sondern nur einen Vergleich. Die Rückkopplung 
sorgt für Hysterese.

von Zack (Gast)


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Thomas Maier schrieb:
> Berechnet sich der Verstärkungsfaktor der
> Spannungsdifferenz mit R1/R4 ?

Nein. Der Verstärkungsfaktor würde diesem Quotienten entsprechen, wenn 
die Rückkopplung zum invertierenden Eingang des OpAmps geschaltet wäre.

Auf den positiven Eingang geschaltet betreibst Du den OpAmp aber als 
Komparator mit einer (Schmitt-Trigger-)Hysterese.

Angenommen der Ausgang des (idealen) OpAmps schafft einen Spannungshub 
in Höhe Deiner Versorgungsspannung, also 5 V, dann bleibt davon über R4 
ein hunderdstel übrig: 50 mV. (Real werden es vielleicht 3-4 V Hub am 
Ausgang und so 30 bis 40 mV am nichtinvertierenden Eingang sein...)

"Aus der Sicht des Signals" am negativen Eingang verhält sich der OpAmp 
wie ein Komparator. Wäre die Referenzspannung am nichtinvertierenden 
Eingang des OpAmps stabil, würde der OpAmp-Komparator für volln 
Ausgangshub am negativen Eingang ein Signal in Größe von:

 (Ausgangshub (V) / Leerlaufverstärkung)

benötigen. Bei einer Leerlaufverstärkung von bspw. 100.000 genügen so 
bereits 0,05 mV Spannungsdiffernz, um den Komparator kippen zu lassen.

Aber Deine Referenspannung am nichtinvertierenden Eingang ist nicht 
konstant, sondern ändert sich abhängig vom Ausgangssignal um 50 mV.

Daher muß sich das Signal am invertierenden Eingang immer um etwas (den 
0,05mV von oben) mehr als 50 mV ändern, um den Komarator in die jeweils 
andere Lage kippen zu lassen. Das ist die erwähnte Hysterese-Funktion.

Beachten musst Du noch die Eingangs-Offsetspannung des Opamps, die die 
Schaltschwelle noch exemplarabhängig um einige mV verschieben kann.

Aber auch wenn Deine Schaltung funktioniert, ist das Design nicht ganz 
sauber:

1.) Der beschriebene Hysteres-Effekt ist nicht symmetrisch für beide 
Eingänge - am nichtinvertierenden Eingang kommen sich die Mitkopplung 
über R1 und das Eingangssignal vom Fototransistor unschön "ins Gehege".

2.) Du hast keine neative Versorgungsspannung. Liegt der Ausgang des 
Opamp-Komparators auf 0 V, liegen (0 V / 100), also 0 mV am 
invrtierenden Eingang als Referenzspannung. Im ungünstigsten Fall wäre 
dann eine um die Offsetspannung des OpAmps negative (!) Spannung am 
invertiereden Eingang erforderlich (bspw. -2 mV), um den Komparator 
kippen zu lassen. Aber es existiert keine negative 
(Versorgungs-)Spannung in der Schaltung.

In der Praxis hast Du wohl das Glück, das das Signal am Ausgang des 
Opamps nicht ganz auf 0V sondern vielleicht minimal auf 0,2 bis 0,5 V 
herrunterreicht, und damit eine untere Referenzspannung von 2 bis 5 mV 
am nichtinvertierenden Eingang übrig bleibt. Gerade genug, um mit 0V am 
invertierenden Eingang noch über die Eingangsoffsetspannung hinweg zu 
kommen. Aber das ist grenzwertig, und nicht immer reproduzierbar...

Abhilfe:

Das erwähnte Symmetrieproblem (1.) ist abstellbar, indem Du Komparator 
und Differenzverstärker für die Fototransistoren trennst. Der 324er 
enthält noch drei weitere Opamps, verwende doch einen davon einfach als 
Differenzverstärker (bspw. mit der Verstärkung 1 oder auch etwas mehr) 
hinter den Fototransistoren, und führe den Ausgang dieses 
Differenzverstärkes zum invertiernden Eingang des Komparators. Dann 
stören sich Eingangssignal und Mitkopplung des Komaparators nicht mehr.

Das Problem der fehlende negativen Versorgungsspannung (2.) kannst Du 
umgehen, indem Du GND als Bezugspotential aufgibst, und die Hälfte 
Deiner Versorgungspannung als virtuellen Nullpunkt definierst.

Der erste Schritt dafür könnte sein, R4 auf 2 kOhm zu vergrößern, und 
vom Knotenpunkt R1 und R4 einen weiteren 2 kOhm-Widerstand nach +5 V 
verbindest. Der Widerstands-Teilerfaktor in der Mitkopplung bleibt so 
unverändert, nur das Knotenpotential wird auf ca. 2,5V angehoben.

Dann liegt die Referenzspannung des Komparators bei ca. 2,5V +/- 25mV, 
und die Schaltpunkte dieses Komparators mit Schmitt-Trigger-Hysterese 
liegen dann bei ca. 2475 mV bzw. 2525 mV.

Den Differenzverstärker vor dem Komparator-Opamp musst Du in diesem Fall 
natürlich ebenfalls auf den virtuellen Nullpunkt "hochlegen".

von Thomas M. (pomestomi)


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Hallo Zack,

Danke das du dich so sehr meinem Problem annimmst und mir helfen 
möchtest. Ich hab nun Verstanden, dass man bei einem OP als Komparator 
nicht von einem Verstärkungsfaktor reden sollte, sonder viel mehr von 
einer benötigten Spannungsdifferenz, um den Zustand des OPs zu kippen. 
Ich bin mir nur nicht ganz sicher ob meine Schaltung mit deinen 
Lösungsvorschlägen den gewünschten Effekt erziehlt. Um nochmal klar zu 
machen, was ich Vorhab, hab ich den mechanischen Aufbau mal 
abfotographiert (siehe Anhang). Rechts und Links von der schwarzen 
Trennscheibe soll sich jeweils ein Fototransistor befinden. Ein 
Computerprogramm lässt den Schrittmotor so lange laufen, bis durch den 
Schattenwurf der schwarzen Trennscheibe die Fototransistoren einen 
niedrigeren/höheren Widerstand haben. Dann Wechselt der OP seinen 
Zustand. Dann weis ich, das nach soundso vielen Schritten der 90° 
Einfallswinkel erreicht wurde und kann somit sagen, wo sich die 
Lichtquelle befindet.
Somit war es für mich klar, dass ich die Spannung der beiden 
Fototransistoren vergleichen muss, um diesen Umschlag festzustellen.

Ich bin mir leider noch nicht ganz sicher, wie deine Lösung für mein 
Problem Aussieht. Kannst du sie mir bitte nochmal etwas genauer 
erläutern?

Mit freundlichen Grüßen,

Thomas

von KOMP (Gast)


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Die Stichworte stehen oben schon: Komparator und Hysterese.

http://www.elektronik-kompendium.de/sites/slt/0311271.htm
http://www.elektroniktutor.de/an_verst/kompar.html

Für einen Abgleich sollte man auch sorgen. Also ein Poti mit rein.

von kukuk (Gast)


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warum nicht ein LM339...der nennt sich Komparator

von Lötlackl *. (pappnase) Benutzerseite


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kukuk schrieb:
> warum nicht ein LM339...der nennt sich Komparator

Zu erwähnen wäre evtl. noch die Tatsache, daß der LM339 
Open-Collector-Ausgänge besitzt.

von Thomas M. (pomestomi)


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Hallo Leute,

hab ich jetzt also doch einen funktionsfähigen Komparator mit Histerese 
in meinem ursprünglichem Schaltplan? Oder Stimmt denn jetzt doch etwas 
nicht? Soweit ich das sehe ist alles in Ordnung.

Mit freundlichen Grüßen,

Thomas

von H.Joachim S. (crazyhorse)


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Ich behaupte mal, du hast einen prinzipiellen Fehler drin, unabhängig 
vom ganzen Komperatorgedöns. Bei dir gibts nur 2 Zustände, 1<2, oder 
2<1. Damit kann man nicht wirklich was anfangen (es sei denn, du willst, 
dass das ganze Teil ständig um die Idealrichtung pendelt. Du brauchst 
min. 3 Zustände, 1 zu dunkel, 2 zu dunkel, gerade richtig, beide hell. 
Das geht nicht mit einem Vergleicher.

von A.Max S. (amf)


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@TE: Such mal nach dem Stichwort "Fensterkomparator" (FK), das ist die 
Schaltung die Du benötigst.

Den FK Kannst Du leicht mit den übrigen 3 OPV des LM324 aufbauen,

oder halt was Fertiges nehmen. Klassiker war der Baustein TCA965 .-)

von Thomas M. (pomestomi)


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Hallo Leute,

Ähm ja, dem ganzen wäre noch hinzuzufügen, dass die Sonne meine 
Lichtquelle ist. Um die Position von ihr immer zu aktualisieren, tastet 
der mechanische Aufbau immer neu die Position der Sonne ab. Wenn der 
"Umschlagpunkt" zwischen den beiden Spannungen der Fototransistoren 
gefunden ist, ist das der Winkel, unter dem sich die Sonne befindet. 
Meine Absicht war die ganze Zeit, einen Komparator zu bauen, der etweder 
1<2 oder 1>2 als Information liefert. Die genauigkeit des Schrittmotors 
reicht auf Grad genau völlig aus. Somit dachte ich ursprünglich, dass 
mein Problem mit meiner Schaltung gelöst sei.

Somit zurück zu meiner allerersten Frage. Wo liegen die Schaltschwellen 
bei diesem Op. Also, wie groß muss die minimalste Spannungdifferenz 
zwischen den beiden Fototransistoren sein, damit sich die Zustände 
ändern?

Mit freundlichen Grüßen,

Thomas

von nur für Schnelldenker (Gast)


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Thomas Maier schrieb:
> Also, wie groß muss die minimalste Spannungdifferenz
> zwischen den beiden Fototransistoren sein, damit sich die Zustände
> ändern?

Das hängt von der gewählten Hysterese ab!

Schau in die beiden Links und du kannst es selbst berechnen.
Beitrag "Re: LM324 Operationsverstärker als Komparator"
Keiner kennt die Empfindlichkeit deines Aufbaus. Und da alles 
Tolenranzen besitzt und nicht ideal ist, pack ein Poti in einen der 
beiden Zweige.

von Thomas M. (pomestomi)


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Abend Leute,

Nachdem ich jetzt nochmal seeeehr lange über mein Problem nachgedacht 
hab, bin ich erst drauf gekommen, das Zack eine noch genialere Lösung 
vorgeschlagen hat als ich. Es ist viel intelligenter, eine virtuelle 
Referenzspannung mit etwa 2,5V zu wählen und somit ein analoges Signal 
zu haben, anstatt das ganze so digital mit einem pendelzustand zu Lösen 
wie ich es wollte. Tut mir leid, dass ich erst jetzt den genialen 
Einfall in euren Ideen gesehen hab. Ihr wolltet mich schon die ganze 
Zeit von einer viel besseren Lösung überzeugen! Tut mir leid das ich das 
anfangs nicht kapiert hab. Ich mach das erste mal was mit Opamps und 
dachte das ganze wäre etwas einfacher. Danke für eure Rücksicht :)

Jetzt muss ich nur noch verstehen, wie Zack am Anfang seine 2,5V als 
virtuelle Spannung realisieren wollte. Also fürs Protokoll: ich brauche 
jetzt einen Analogen Wert als Ausgang des Opamps. Ich werd morgen 
nochmal drüber nachdenken, wie das mit den 2,5V als Referenzspannung 
realisierbar wäre. Kann mir vielleicht jemand als Hilfe einen Link zu 
verständlicher Fachliteratur senden, damit ich mir das mal durchlesen 
kann?

Mit freundlichen Grüßen,

Thomas

von Harald W. (wilhelms)


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Thomas Maier schrieb:

> Ich werd morgen
> nochmal drüber nachdenken, wie das mit den 2,5V als Referenzspannung
> realisierbar wäre.

Am einfachsten mit einem Spannungsteiler.
Gruss
Harald

von Thomas M. (pomestomi)


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Hallo Harald,
Is es denn jetzt richtig wenn ich den Knotenpunkt vom Spannungsteiler 
einfach am nichtinvertierten Eingang anschließe? Ich dachte der 
Differenzverstärker muss symmentrisch Aufgebaut sein. Würde das nicht 
die Symmetrie zerstören?

Mit freundlichen Grüßen,

Thomas

von A.Max S. (amf)


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Nein, es würde dessen Symmetrie nicht zerstören.

Und wenn du es intelligent anstellst, dann schaltest Du nach dem 
Spannungsteiler einen der 4 OPV des LM324 als buffer (V=1),
und hast so einen niederohmigen virtuellen Nullpunkt realisiert.

Den hinweis auf den Fensterkomparator willst Du offensichtlich nicht 
nutzen,
es wäre für exakt die Sonnenfolger Anwendung die erprobte Lösung (15 
Sekunden googlen sowie eigener aufbau)

von Thomas M. (pomestomi)


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Hallo Leute,

Jetzt hab ich endlich Verstanden, wie ich das Problem löse. Vielen dank 
für den erneuten Hinweis zum Fensterkomparator. Der hat doch meine 
Probleme gelöst! Ich freu mich so sehr dass es jetzt endlich 
funktioniert! :-) Ein Mod kann den Beitrag jetzt schließen! :-)

Mit dankenden Grüßen,

Thomas

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