Forum: Platinen Was zuerst, ätzen oder bohren?


von Dussel (Gast)


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Moin,
jetzt muss ich doch mal hier fragen: Bald möchte ich meine erste größere 
Platine herstellen. Da stellt sich mir aber gerade die Frage, welche 
Reihenfolge besser ist, ätzen und bohren oder zuerst bohren und dann 
ätzen.
Dafür, zuerst zu ätzen, spricht, dass dann die Belichtungsvorlage, die 
ich nur mit einer Glasplatte andrücke, nicht besonders genau 
positioniert sein muss. Allerdings ist es dann beim Bohren schwerer, die 
Vorlage genau zu treffen, wenn da was verdreht ist.
Für das Bohren spricht, dass dann die Bohrungen genau an der Platine 
ausgerichtet sind. Allerdings muss dann die Belichtungsvorlage genau 
passend aufgelegt werden, was ohne richtigen Rahmen und Referenz nicht 
so einfach ist. Außerdem denke ich, dass Grate an den Bohrungen 
entstehen können, die die Vorlage abheben und dadurch das Ätzergebnis 
verschlechtern.

Professionell wird zuerst gebohrt, aber die haben auch genaue 
Referenzpunkte für Bohrungen und Belichtungsvorlage.

Hat vielleicht jemand Erfahrung damit und kann mir sagen, wie es besser 
ist?

von Urmel aus dem Eis (Gast)


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Erst Ätzen, dann Bohren. Damit Spart man sich auch Arbeit falls beim 
belichten was schiefgelaufen ist.

von Langschläfer (Gast)


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Ich ätze zuerst (mit Tonertransfer) und bohre dann.

1.) Keine störenden Grate beim Bügeln/Belichten.
2.) Habe ich keine Ständerbohrmaschine, sondern bohre Freihand mit der 
Dremel. Dies schaffe ich aber nur dadurch, dass sich der Bohrer im Pad 
dank des Kupferrings selbst zentriert = > zuerst ätzen

von Sven P. (Gast)


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Kombiniere einfach beides:

Auf der Platine platzierst du drei Fiducials mit Referenzbohrungen. Die 
bohrst du vor dem Ätzen und entgratest sie. Das reicht, um die Masken 
auszurichten.

Dann ätzen und den Rest bohren.

von Dussel (Gast)


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Danke für die schnellen Antworten.

Leider muss ich zugeben, dass ich vergessen habe, zu schreiben, dass CNC 
gebohrt wird. Tut mir leid.

Von Hand ist es klar, zuerst zu ätzen, sonst weiß man ja nicht, wo die 
Bohrungen hinsollen.

von F. F. (foldi)


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Dussel schrieb:
> Danke für die schnellen Antworten.
>
> Leider muss ich zugeben, dass ich vergessen habe, zu schreiben, dass CNC
> gebohrt wird. Tut mir leid.
>
> Von Hand ist es klar, zuerst zu ätzen, sonst weiß man ja nicht, wo die
> Bohrungen hinsollen.
Dann mach doch die ganze Platine mit der Fräse.

von Dussel (Gast)


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Frank O. schrieb:
> Dann mach doch die ganze Platine mit der Fräse.
Nein, das gibt nur Sauerei mit dem Glasfaserzeug. Außerdem würde das 
ewig dauern, weil das nur eine normale CNC-Maschine für 
Metallverarbeitung ist. Die schafft nur 20000U/m und damit müsste der 
Vorschub sehr langsam sein.

von Dussel (Gast)


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Sven P. schrieb:
> Kombiniere einfach beides:
>
> Auf der Platine platzierst du drei Fiducials mit Referenzbohrungen. Die
> bohrst du vor dem Ätzen und entgratest sie. Das reicht, um die Masken
> auszurichten.
>
> Dann ätzen und den Rest bohren.
Den Beitrag habe ich gerade erst gesehen.
Das habe ich auch schon überlegt. Die Schwachstelle ist eben, dass ich 
die Vorlage auflege und dann mit einer Glasplatte gegendrücke. Beim 
fixieren der Glasplatte kann dann schnell was verrutschen. Ideal wäre es 
natürlich, wenn ich Stifte hätte, die Platine und Vorlage halten. Die 
müssten dann aber auch etwas in die Glasplatte ragen.

von Helmut L. (helmi1)


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Dussel schrieb:
> Allerdings ist es dann beim Bohren schwerer, die
> Vorlage genau zu treffen, wenn da was verdreht ist.

Warum, macht die Maschine keine Koordinatentransformation anhand zwei 
Referenzpunkte? Erst aetzen dann bohren. Und dann soll sich die Maschine 
halt wenn etwas verdreht anhand von 2 Refenzpunkten den Rest selber 
ausrechnen.

von Dussel (Gast)


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Helmut Lenzen schrieb:
> Warum, macht die Maschine keine Koordinatentransformation anhand zwei
> Referenzpunkte?
Gute Frage. Ich wüsste nicht. Aber ich müsste mal nachsehen. Wenn das 
geht, wäre das natürlich ideal.

von Helmut L. (helmi1)


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Das sollte sie aber machen. Wie soll man sonst ein bestehendes 
Werkstueck nachbearbeiten koennen. Dann muesste man ja exakt bei diesen 
Punkten das Werkstueck einspannen. Auch Bestueckungsautomaten machen 
sowas. Man kann ja nie garantieren das dass Werkstueck/Platine exakt die 
Position wieder einnimmt. Also muss die Maschine die Koordianten 
transformieren auf die neuen Positionen.

von Dussel (Gast)


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Die Maschine fährt einen Referenzpunkt an, das ist klar. Aber das mit 
dem zweiten Punkt kenne ich nicht. Wenn der zweite Punkt dann etwas 
danebenliegt, müsste die Maschine ja auch skalieren. Ich bin kein 
Metallverarbeiter, deshalb kenne ich mich mit sowas nicht so gut aus.

Dazu muss ich noch sagen, dass die Maschine nicht mir gehört. Ich darf 
sie nur benutzen. Nicht, dass jemand denkt, ich habe eine teure Maschine 
rumstehen und weiß nicht, wie sie funktioniert ;-)

Falls jemanden die ersten Versuche noch interessieren: 
Beitrag "Re: Eagle, Padbohrungen ändern"

von Helmut L. (helmi1)


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Dussel schrieb:
> Die Maschine fährt einen Referenzpunkt an, das ist klar. Aber das mit
> dem zweiten Punkt kenne ich nicht.

Wenn die Steurungssoftware es nicht kann must du es zu Fuss eh per 
Program loesen.
> Wenn der zweite Punkt dann etwas
> danebenliegt, müsste die Maschine ja auch skalieren.

Jepp.

Also du misst 2 Punkte mit der Maschinen aus indem du sie per Hand ueber 
die Bohrpunkte positionierst. Anhand dieser Koordinaten kann man jetzt 
alle Bohrkordinaten umrechnen. Da duerfte jetzt nicht so schwer dafuer 
ein Programm zu schreiben. Dann nimmst du dieses umskalierte File und 
bohrst damit deine Loecher und dann sollten sie alle stimmen.

von Gerd E. (robberknight)


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Einseitige Platine oder doppelseitig?

Wenn Du einseitig bleibst, kannst Du erst ätzen und dann hinterher den 
Nullpunkt und Rotation für die Bohrung einmessen.

Wenn Du allerdings ne doppelseitige Platine machst, ist das wichtigste 
die beiden Seiten untereinander gut auszurichten. Dann würde ich zuerst 
bohren. Dann musst Du auf beiden Seiten die Folie anhand der Bohrlöcher 
ausrichten.

Außerdem hast Du den Vorteil, daß bei kleinen Via-Restringen auf der 
Unterseite das Via durch den Bohrer nicht rausgerissen wird, da beim 
Bohren ja noch die ganze Kupferfläche vorhanden ist und an der Platine 
haftet.

Das Problem mit der Folie, die sich im letzten Moment beim Auflegen der 
Glasplatte verschiebt, kenne ich leider zur genüge. Eine gute Lösung 
habe ich bisher leider noch nicht gefunden. Einer hier im Forum hat mal 
berichtet statt einer Glasplatte einen Vakuumbeutel verwendet zu haben. 
Das könnte man dann evtl. mit kleinen Drähten als Haltestifte 
kombinieren. Ich habe seit kurzem ein Vakuumiergerät hier, ich wollte 
das bei der nächsten Platine mal ausprobieren.

von Juergen F. (Gast)


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Wie gehe ich am besten vor um die beiden Referenzbohrungen einzumessen?
Meine Maschinensoftware unterstützt zwar das ausrichten anhand von 2 
Punkten, aber dennoch muss ich ja die beiden Punkte erstmal sehr genau 
ermitteln.

Danke

von Dussel (Gast)


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Dafür würde ich im Hobbybereich zwei möglichst weit entfernte Punkte auf 
Sicht messen. Mit dem Bohrer knapp über das Werkstück fahren und dann in 
beiden Achsen auf einen Punkt ausrichten. Die Genauigkeit, sollte 
ausreichen und die Abweichungen bei den anderen Punkten ist dann maximal 
so groß, wie die Abweichung vom Referenzpunkt.

Aber natürlich Vorsicht, wenn man die Maschine zum Messen mit offenen 
Arbeitsraumschutztüren laufen lässt! Je nach Maschine kann die einen 
schnell zum Bonehead machen.

von Benutzer (Gast)


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Gut belichten ohne Verrutschen lässt es sich mit einem Bilderrahmen 
(ohne UV Stop Glas)

Die Belichtungsfolie auf die Größe des Glases zurechtschneiden und 
einlegen.
Dann die Platine einlegen und mit den Federstahl Bügeln fixieren.

Das rückwärige, dünne Holz des Bilderrahmens lässt man einfach weg.

Anschließend wird der Bilderrahmen auf den Tisch gelegt und mit er 
Belichtungslampe belichtet.

Gut als Belichtungslame ist eine Holzplatte mit 2 Röhren aus einem 
elektrischen Insektenvernichter aus der Gastronomie. Unter der 
Holzplatte werden 25cm Füße aus dem Baumarkt installiert.

von Paul Baumann (Gast)


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Dussel schroB:
>Aber natürlich Vorsicht, wenn man die Maschine zum Messen mit offenen
>Arbeitsraumschutztüren laufen lässt! Je nach Maschine kann die einen
>schnell zum Bonehead machen.

Bei manch Einem gewinnt das Äußere dadurch sehr....
;-)

MfG Paul

von Dussel II (Gast)


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Verstehe ehrlich gesagt nicht deine Frage, wann willst du denn die 
Platine überhaupt belichten? Am besten nach dem Ätzen 
belichten????????????

von Dussel (Gast)


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Dussel II schrieb:
> Am besten nach dem Ätzen belichten?[…]
Wann denn sonst? Vor dem Ätzen ist doch die lichtdichte Schutzfolie noch 
drauf. Da kann ich doch gar nicht belichten.

von Reinhard Kern (Gast)


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Hallo,

siehe meine Antwort zu "Platinen ausrichten...". Wenn du das so 
vorsiehst stellt sich die Frage nicht mehr, du kannst beides machen und 
es stimmt.

Gruss Reinhard

von Dussel (Gast)


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Das habe ich mir gerade durchgelesen. Wie ich oben geschrieben habe, 
weiß ich, wie das professionell gemacht wird. Als Ferienjob habe ich mal 
in der professionellen Platinenfertigung gearbeitet (den ganzen Tag 
diese Referenzlöcher gebohrt und verstiftet…)
Da sehe ich aber zwei Probleme. Zum einen müssen die Referenzbohrungen 
irgendwohin. Das heißt, man verschenkt relativ viel Platz, wenn man die 
Bohrungen außerhalb der Platine setzt. Das heißt, die müssten irgendwo 
auf die Platine. Machbar sollte das sein.
Das andere Problem, das ich oben schon angesprochen habe, ist, die 
Vorlage auf die Platine zu bekommen. Wenn die Stifte drin sind, kann ja 
keine Glasplatte mehr drauf, um die Vorlage anzudrücken. In deinem 
Beitrag hast du was von Kleben geschrieben. Wie meinst du das? Kleber 
zwischen Vorlage und Platine gibt sicher Sauerei und ist nicht so leicht 
wieder zu entfernen und wenn man von hinten klebt mit Klebeband wird die 
Vorlage wahrscheinlich wellig und sich wieder verschieben, oder?

von Reinhard Kern (Gast)


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Dussel schrieb:
> In deinem
> Beitrag hast du was von Kleben geschrieben.

Also erstens beim Film keine Stifte verwenden. Mit einem geeigneten 
Symbol sieht man ja die Bohrungen durch den Film. Wenn man ruhige Hände 
hat klappt das vielleicht auch so, aber sicherer ist es den Film zu 
fixieren, z.B. mit Tesafilm. Als sparsamer Schwabe oder Schotte kann man 
ja winzige Schnipsel nehmen.

Die Materialverschwendung hält sich doch sehr in Grenzen, für die 
Referenzbohrungen ist ein Durchmesser von 1,5..2mm gut geeignet, soviel 
Platz lässt sich finden, oder fertigst du randlos? Im Prinzip kann man 
die auch innerhalb der Platine unterbringen, aber natürlich nicht bei 
Fertigung im Fremdauftrag. Man könnte auch vorhandene Löcher nehmen, 
aber dann bräuchte man eine Sammlung von passenden Stiften.

Gruss Reinhard

Dussel schrieb:
> Wenn die Stifte drin sind, kann ja
> keine Glasplatte mehr drauf, um die Vorlage anzudrücken.

Das ist gleich ein doppelter Denkfehler:

1. ist das garnicht wahr, die Stifte müssen halt kurz genug sein.

2. nützen die Stifte da sowieso überhaupt nichts, es sei denn du machst 
passende Löcher in den Film, das ist aber mit Amateurmitteln kaum sauber 
machbar. Professionell geht das ganz anders - die Filme sind an der 
Glasplatte befestigt und es gibt verschiebbare (kurze!) Stifte, damit 
richtet man die LP auf Sicht zum Film aus (eine der Möglichkeiten. Heute 
nimmt man eher fixe Stifte und belichtet mit einem CNC-gesteurten 
Laser).

Bei allen Variationen, Grundprinzip ist einfach, zuerst 2 Löcher zu 
bohren und alles andere daran auszurichten.

Dussel schrieb:
> Als Ferienjob habe ich mal
> in der professionellen Platinenfertigung gearbeitet (den ganzen Tag
> diese Referenzlöcher gebohrt und verstiftet…)

Bei der Gelegenheit hättest du dir den Rest der Produktion auch mal 
ansehen sollen, z.B. das Belichten. So eine Möglichkeit hat nicht jeder, 
und Kenntnisse der Produktion sind immer wertvoll.

Gruss Reinhard

von Helmut L. (helmi1)


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Wie Leiterkarten profesionell hergestell werden kann man hier sehen.

http://www.eurocircuits.de/index.php/lehrfilme

von Dussel (Gast)


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Reinhard Kern schrieb:
> aber sicherer ist es den Film zu
> fixieren, z.B. mit Tesafilm.
Das war die Frage. Verschiebt sich die Vorlage da nicht. Dann probiere 
ich das mal aus.

Reinhard Kern schrieb:
> Als sparsamer Schwabe
Reinhard Kern schrieb:
> oder fertigst du randlos?
Zwar kein gebürtiger Schwabe, aber gerade wohnhaft im Schwabenland. So 
weit möglich, versuche ich die Platine komplett auszunutzen.

Reinhard Kern schrieb:
> Bei allen Variationen, Grundprinzip ist einfach, zuerst 2 Löcher zu
> bohren und alles andere daran auszurichten.
Wenn das mit dem Ausrichten auf Sicht problemlos ohne Verschieben geht, 
werde ich direkt ganz Bohren und dann ausrichten. Ob in an zwei oder an 
100 Bohrungen ausrichte, ist ja dann egal. Ich dachte, dass es schwer 
ist, die Vorlage so genau auszurichten.

Probieren kann ich es leider erst in anderthalb Wochen, wenn nicht 
wieder irgendwas Blödes dazwischenkommt, aber ich melde mich dann 
nochmal.
Vielen Dank für die bisherige Hilfe.

Reinhard Kern schrieb:
> Bei der Gelegenheit hättest du dir den Rest der Produktion auch mal
> ansehen sollen, z.B. das Belichten.
Von der Herstellung habe ich das meiste gesehen. Innenlagenherstellung, 
Multilayer verpressen, Bohren, Entwicklen, Durchkontaktieren, Ätzen, 
Bestückungsdruck, Fräsen.
Leider habe ich gerade das Belichten (und den Lötstopplack) nicht 
gesehen. Das Belichten passiert soweit ich weiß in einem Reinraum, in 
den man nicht so einfach reinkommt.

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