Forum: Offtopic Warum / Wann werden Bauelemente abgekündigt ?


von Bastler (Gast)


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Hallo,

meine Frage steht ja schon im Betreff.

Einfach wenn keine genügende Nachfrage besteht ?
- Aber was ist genügend wenn selbst professionelle Entwickler damit 
öfter Probleme bekommen ?
Ich komme zwar nicht aus den Bereich (nur Hobbyist) aber in 
verschiedenen Foren, Blogs und ähnlichen liest mann immer wieder davon.

Das abgekündigte Bauteile oft noch gebraucht werden und damit gut Geld 
zu machen ist zeigen ja die Chip Broker, bzw. das es einige Firmen gibt 
die abgekündigte ICs wieder neu herstellen (wenn die Masken noch 
vorhanden sind).

Das "neue" Technologien (z.B. µC) z.B. Uhren ICs verdrängen ist 
verständlich, aber es gibt doch einiges an ICs die trotz ihrer 
"genialen" und "einzigartigen" Eigenschaften abgekündigt wurden.

Warum werden aber immer noch so alte "Krücken" (sorry) wie der LM741, 
NE555 usw. hergestellt ?
Die wenigen Hobbyisten sind sicher für die Hersteller uninteressant, neu 
wird sowas professionel wohl kaum noch eingesetzt und die Schaltungen wo 
diese ICs professionell genutzt wurden sind auch schon deutlich als 20 
Jahre alt, bzw. leicht durch andere "Standard ICs" ersetzbar.

mfg


   Bastler

: Verschoben durch Moderator
von EGS (Gast)


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Bastler schrieb:
> Warum werden aber immer noch so alte "Krücken" (sorry) wie der LM741,
>
> NE555 usw. hergestellt ?

Sind eher als Grund-Schaltungen benötigt.

Ansonsten weden ICs oder BAuteile abgekündigt, weil es eine neue 
Entwicklung gibt, Technologie entwickelt sich immer weiter. Und wenn nun 
ein neuer IC die Funktionen des Vorgängers vereint und zusätzliche 
Funktionen bietet, lohnt es sich nicht die alte Serie die mal für einen 
Bestimmtne Zweck entwickelt wurde weiter zu produzieren, nur weil mal 
20-30 Leute den als Ersatz brauchen.

Hat was mit der Auslastung der Fertigungsstrecken zu tun, wenn die 
Kapazitäten oder Fertigungsmethoden anderweitig ausgelaste sind, fällt 
die Serie halt raus.

Produktion und Vorhaltung/Lagerung kosten ja auch Geld. Wenn nun der 
Point of Break Even (Kosten-Gewinnverhältniss) nicht gegeben ist kommt 
erst die Ankündogung (Fadeout) und dann der Abkündigungsprozess ins 
rollen (Matureproduktcycle). Ab dann gibt es nur noch Restbestände und 
keine Neuproduktion mehr. Meist wird aber ein Nachfolgeprodukt mit dem 
Fadeout genannt, welches entweder gleichwertig und kompatibel ist oder 
ein alternativprodukt benannt, welches mit vertretbaren Aufwand Ersatz 
darstellt.

MfG

von nicht "Gast" (Gast)


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Bastler schrieb:
>
> Warum werden aber immer noch so alte "Krücken" (sorry) wie der LM741,
> NE555 usw. hergestellt ?
> Die wenigen Hobbyisten sind sicher für die Hersteller uninteressant, neu
> wird sowas professionel wohl kaum noch eingesetzt und die Schaltungen wo
> diese ICs professionell genutzt wurden sind auch schon deutlich als 20
> Jahre alt, bzw. leicht durch andere "Standard ICs" ersetzbar.

Da liegst du aber gravierend daneben. 2003 wurden bspw. noch rund 1E9 
555er verkauft und alleine Chaoyue, China schätzt das jährliche 
Verkaufsvolumen an uA741 mit 50-100M$ ab...

Ob da von Hobbyisten 10k-100k pro Jahr gekauft werden, ist irrelevant.

von amateur (Gast)


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Man soll sich nicht täuschen.
Der 555 ist z.B. der meistgebrauchte/-gekaufte IC (auch in absoluten 
Zahlen) der Welt. Ich glaube aber nicht, dass das Innenleben die ganze 
Zeit über gleichgeblieben ist.
Eine Abkündigung hängt wohl auch von den absoluten Mengen an verkauften 
Teilen ab.

von Martin S. (sirnails)


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Solche Standardbausteine wie der NE555 wurden zwar mal als Low Power 
weiterentwickelt, aber er ist halt einfach sehr vielfältig und genial 
einfach. Aber das es der meistverkaufte Chip der Welt ist, hätte ich nie 
gedacht. Hast Du dazu ein paar Links?

von Bastler (Gast)


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Hallo,

danke für die interessanten Antworten.

Aber wo werden den noch in Neuentwicklungen µA741 eingesetzt ?

Weder auf Platinen aus den letzten Jahren (ehr schon 1- 2 Jahrzehnten) 
der Consumerelektonik noch auf den (leider zugegeben wenigen) Platinen 
welche ich mir anschauen konnte habe ich diesen Opa bemerkt.

Und NE555 ? Mc Donalds, Burgerking usw. "Weckwerfspielzeug" soll so 
einen großen Markt begründen ?

Oder sind diese IC's unter den "schwarzen Klecks" versteckt welche ja 
die meisten "low end" Schaltungen zieren ?

von Georg W. (gaestle)


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Wenn es sich nicht mehr rechnet oder die in ein neues Produkt gesetzten 
Erwartungen nicht erfüllt werden. Es gab auch schon Fälle wo der 
Hersteller einen alten Prozess mangels Auslastung einstellte. Dies 
betraf sogar eine Variante des 555-ers. Die Fabrik war durch einen Brand 
irreparabel beschädigt worden. Da gab es dann von heute auf morgen 
nichts mehr.

Oft sind Nischenprodukte betroffen, wo sich eine Neuentwicklung nicht 
lohnt oder hohe Zulassungs- und Zertifizierungskosten anfallen würden. 
Die werden dann produziert bis die Lagerbestände aufgebraucht oder die 
Preise beim Broker in inakzeptable Höhen gestiegen sind.

Die Maskensätze haben auch keine unbegrenzte Lebensadauer.

von Bastler (Gast)


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es fehlt etwas Text - sorry-


...wenigen) komerziell eingesetzten Platinen.....

von Georg W. (gaestle)


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Nachtrag: Als 555 und 741 auf den Markt kamen gab es noch kein 
Halbleiterschutzrecht. Jeder konnte die designs seiner Mitbewerber 
abkupfern. Für spätere Entwicklungen fallen ev. Lizenzkosten bei einer 
Nachfertigung oder Integration in eigene Chips an. Ich könnte mir 
vorstellen dass dies am Ende bei Massenprodukten einen Preisvorteil 
ergibt.

von Noch wer (Gast)


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Gut das Lizenzen und Patente erst eine "Erfindung" der letzten 200 Jahre 
sind.

Patent und Lizenzkosten auf das Rad.
Feuer zur nutzung durch den Menschen Patentgeschützt.
Schuhe (nur die Grundidee) Lizenzgeschützt.

Ein hoch aus das Patent- und Lizenzwesen welches unglaublich zur freien 
Wissensverbreitung und zu preiswerten Produkten beigetragen hat...

Warum werden nicht alle Datenbusse eines modernen KFZ offengelegt -
Warum sind die "Papier und Abbzockkosten" in vielen Produkten höher als 
die Materialkosten.
Warum müssen gelöste Probleme immer wieder neu gelöst werden -


Patente und Lizenzen = >  Die Freunde der Menschheit
(naja es gibt zugegeben noch weitere Freunde : Urheberrecht, 
Markenrecht, Geschmakmuster....)

von Inhaber (Gast)


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Die Laufzeit von Patenten ist begrenzt (20J.), jene von 
Gebrauchs/Geschmackmuster auch (10J.), also nix Rad/Feuer/Schuhe.

von Noch wer (Gast)


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Aber viele andere Sachen leider nicht



Verschidene Rechte können sogar vererbt werden (siehe z.B.Michael 
Jackson, sogar "ernste" Musik wie Opern usw.).

Die große Freude die das deutsche Youtube bei der Musikvideosuche bietet 
hat auch einige verbindungen mit diesen Themenbereich.

Ich verstehe das Leute Ihre Ideen vor ->komerziellen<- Missbrauch 
schützen müssen - aber was heutzutage innerhalb dieses Bereiches abläuft 
geht auf keine Kuhhaut mehr.

Eigentlich ein schönes Diskussionsthema - aber es geht ja um ein anderes 
Thema.

von amateur (Gast)


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Ich glaube nicht, dass man heute mit dem 555 oder 741 allzu viele Hunde 
hinter dem Ofen hervorlocken kann.
Ich glaube auch nicht, dass ein Hersteller, der diese Teile vorrätig hat 
auf seine Kosten kommt, aber, gerade weil dieses Standartteile waren 
gibt es noch Millionen Anwendungen, die dann plötzlich irreparabel 
würden. Und dass ist im Grunde genommen das Stichwort.
(1)
Eine Reparatur ist eine Sache. Eine Neu-/Nachentwicklung ist eine 
andere. Vor allem wenn nur Du sie brauchst und natürlich bezahlen musst.
(2)
Es geht das Gerücht um: Die Bauteile der Firma XY sind schon in 10 
Jahren nicht mehr zu haben. Wer würde, auch wenn diese Firma billiger 
oder besser als die anderen ist, noch solche Bauteile verwenden.
(3)
Bei einem meiner vorherigen Arbeitgeber standen Maschinen rum die mehr 
als 20 Jahre auf dem Buckel hatten – aber wenn ein neues Produkt kommt, 
werden die Werkzeuge ausgetauscht und nicht die Maschine. Stell dir vor 
die SPS macht die Fliege und ist nicht mehr zu ersetzen. Für eine 
vollständige Umrüstung kann man fast eine neue Maschine anschaffen. 
Dafür aber gab es vorher keinen Grund weil die Kapazität ausreichend 
ist/war.
(4)- Hier wird's persönlich.
Du magst Deine Rostlaube. Plötzlich sagt der Herr TÜV: Du brauchst einen 
neuen Auspuff. Der Hersteller sagt aber: Hammer nich!.

von Ensetzter (Gast)


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Bitterer ist ja wohl, dass man für das aneinanderreihen von ein paar 
Noten  Worten  Pinselstrichen ein Lebenslanges + 70 Jahre Urheberrecht 
bekommt. Für technische Erfindungen, die auch mal Millionen oder 
Milliarden (ja das kann die Entwicklung eines Medikaments bis zur 
Marktreife kosten) Entwicklungskosten verschlingen, gibts gerade mal 
popelige 20 Jahre. Unabhängig davon ob es um einen grafischen Effekt 
beim Scrollen geht oder ein neues Antibiotika entwickelt wird.

von (prx) A. K. (prx)


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Wie abhängig bist du von dem Werk von Walt Disney? Und wie abhängig 
(eventuell) von Medikamenten?

Das Urheberrecht schützt die Form, nicht den Inhalt. In ihrem Bereich 
ist das auch sinnvoll, denn Kunst besteht zunächst vorrangig aus der 
Form und nicht aus dem Inhalt. Die Form ist einzig und darf es bleiben, 
für den Inhalt darf das nicht gelten.

Das Urheberrecht schützt das Werk und Reproduktionen, aber nicht die 
darin transportierte Idee. Und das ist gut so. Ein Schutz von Ideen, der 
dem Urheberrecht gleich käme, brächte den Stillstand. Stell dir das 20. 
Jahrhundert vor, in dem der Entdecker der Antibiotika nebst Nachfahren 
das Recht hätte, eine Verwendung aus z.B. persönlichen ethischen Gründen 
zu verbieten. Das Urheberrecht lässt das zu.

Es ist freilich so, dass das Urheberrecht aufgrund seines "Schiebewurst" 
Charakters zunehmend überzogen wird. Weils zwar stets zeitlich begrenzt 
ist (in den USA sogar per Verfassung), aber die geltende Grenze jeweils 
mit der Annäherung an eine Freigabe von Disneys Werk entsprechend 
verlängert wird.

von nicht "Gast" (Gast)


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amateur schrieb:
> Ich glaube nicht, dass man heute mit dem 555 oder 741 allzu viele Hunde
> hinter dem Ofen hervorlocken kann.
> Ich glaube auch nicht, dass ein Hersteller, der diese Teile vorrätig hat
> auf seine Kosten kommt, aber, gerade weil dieses Standartteile waren

Was haben diese Teile mit Stand-Kunst zu tun und was soll das eigentlich 
sein?

> gibt es noch Millionen Anwendungen, die dann plötzlich irreparabel
> würden. Und dass ist im Grunde genommen das Stichwort.
> (1)
> Eine Reparatur ist eine Sache. Eine Neu-/Nachentwicklung ist eine
> andere. Vor allem wenn nur Du sie brauchst und natürlich bezahlen musst.

Wieso werden hier immer wieder Behauptungen aufgestellt, die nicht 
einmal ansatzweise überprüft werden? Es reichen doch ein paar Minuten 
und eine Internet-Verbindung, um herauszufinden, dass es genügend Firmen 
gibt, die diese IC nach wie vor produzieren und nicht auf den Status 
"do not use for new designs" gewechselt haben:

NSC/TI
  LM741: Active
  uA741: Active
  LM555: Active
  NE555: Active
Fairchild
  LM555: Full Production
Intersil
  ICM7555: Active
ST
  uA741: Active
  NE555: Active

von amateur (Gast)


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@ nicht "Gast"

Dein Beitrag ist wieder einmal der offensichtliche Beweis dafür, dass 
lesen und verstehen zwei paar Schuhe sind.
Ersteres scheint ja zu funktionieren - kopieren auch noch – aber dann 
wird’s schnell dünn.

von Bernd W. (berndwiebus) Benutzerseite


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Hallo Georg W.


> Dies  betraf sogar eine Variante des 555-ers. Die Fabrik war durch einen
> Brand irreparabel beschädigt worden. Da gab es dann von heute auf morgen
> nichts mehr.
>

Ja, ich erinnere mich. Mit dem NE590 hatte ich mal so ein Problem. Da 
war auch die Fabrik bzw. die Lithographie verbrannt. Vermutlich der 
gleiche Fall, so häufig brennen Halbleiterfabriken ja nun zum Glück auch 
nicht.
Die Firma in der ich damals arbeitete, hat dann 1000 Stück auf Reserve 
von einem Brocker bezogen. Aber es war "zweite" Wahl. Ca. 5% fielen 
wärend der ersten Inbetriebnahme aus, weitere 5% im ersten Jahr. Aber 
danach ging es eigentlich.

Für den NE590 gab es Vergleichstypen, aber keiner passte vom 
Ausgangsstrom bzw. vom Pinning.

Gerade beim NE590 hätte ich gedacht, das die Anwendung so verbreitet 
ist, das sich ein direkter Nachbau lohnen würde. Anscheinend doch nicht.

> Oft sind Nischenprodukte betroffen, wo sich eine Neuentwicklung nicht
> lohnt oder hohe Zulassungs- und Zertifizierungskosten anfallen würden.
> Die werden dann produziert bis die Lagerbestände aufgebraucht oder die
> Preise beim Broker in inakzeptable Höhen gestiegen sind.

Eben. Und der 555 hat ein derartiges weites Spektrum von Anwendungen, 
das genügend zusammenkommen. Das mag zwar alles Kleinkram sein, aber in 
der Summe ist das eben viel.

Wobei wirklich billige "Blinkschaltungen" für Kinderspielzeug und 
Radfahrerrücklichter auch nicht mit einem 555 aufgebaut werden, sondern 
mit dem klassischen zwei Transistor astabilen Multivibrator und die 
"Lauflichter" von Hundewarnhalsbändern als n-stufiger 
Ringoszillator...die sind also nicht in der Summe enthalten.

Mit freundlichem Gruß: Bernd Wiebus alias dl1eic
http://www.dl0dg.de

von nicht "Gast" (Gast)


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amateur schrieb:
>
> Dein Beitrag ist wieder einmal der offensichtliche Beweis dafür, dass
> lesen und verstehen zwei paar Schuhe sind.

LOL.

von Bernd W. (berndwiebus) Benutzerseite


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Hallo amateur.

> Dein Beitrag ist wieder einmal der offensichtliche Beweis dafür, dass
> lesen und verstehen zwei paar Schuhe sind.
> Ersteres scheint ja zu funktionieren - kopieren auch noch – aber dann
> wird’s schnell dünn.

Was erwartest Du von Rechtschreibnazis, die die Verbindung "Standard" zu 
"Stand of the art" nicht hinkriegen? Das ist jedenfalls meine 
Eselsbrücke, um mir zu merken, wie "Standard" geschrieben wird. 
Dummerweise vergesse ich öfters das invertieren.

Aber immerhin ist er flott imr Recherchieren. Und Geschwindigkeit ist, 
was heute zählt.

Mit freundlichem Gruß: Bernd Wiebus alias dl1eic
http://www.dl0dg.de

von Andreas D. (rackandboneman)


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Zum Beispiel würde es auch keinen Sinn mehr machen Spezial-ICs für 
analoge Satellitenempfänger, C-Netz-Handys, Bildschirmtext weiter 
herzustellen ;)

....

Aber mal an Leute die es wirklich wissen: Ist das mit dem 555 schon 
lange eine Legende oder tatsächlich noch so? Wenn überhaupt würde ich 
eher auf LM339/LM393 oder TL431 tippen (kaum ein Schaltnetzteil wo man 
die Dinger nicht drin findet, und heutzutage kaum ein Gerät in dem man 
kein Schaltnetzteil findet...)

Und im letzten Jahrzehnt hätte ich auf den 74xx244 oder 74xx373 und 
Varianten getippt - schon viel an PCs im Umlauf, und jeder VOLLgestopft 
mit den Dingern...

von Wilhelm F. (Gast)


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Wenn eine Anwendung nicht die allerneueste Technikressource benötigt, 
kann man sich durchaus mal Gedanken um uralte Bausteine machen.

Der 8085 war ein paar Jahre nach 2000 immer noch der meist produzierte 
µP bei Intel, nicht Pentium und Konsorten. Ein 8048, erster 8-bit-µC der 
Welt, Entwicklung 1976, war noch in einer neueren PC-Tastatur (ohne USB) 
drinne. Sogar in der Ur-Form, Dip-40. Millionen Stückzahlen.

Eine Aufzugsteuerung oder Standard-Waschmaschine wird in den nächsten 
Jahren auch nicht sehr viel mehr brauchen.

All solche Bausteine: Aus den 1970-ern bis heute verfügbar.

von nicht "Gast" (Gast)


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Bernd Wiebus schrieb:
>
> Was erwartest Du von Rechtschreibnazis, die die Verbindung "Standard" zu
> ...

Naja, ich erschieß' keinen wegen eines Fallfehlers. Aber "Standart" ist 
ein Armutszeugnis.

von Andreas D. (rackandboneman)


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OT: Es existieren CHM oral histories zum 8048 und 8051, sehr interessant 
zu lesen.

von Paul B. (paul_baumann)


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Es gibt Schaltkreise, die nicht mehr gefertigt werden, die aber viele
Leute gerne weiterhin hätten, z.B.:
U806B
NE567

Da wir in einer sog. Marktwirtschaft leben, ist es gleichgültig,
ob etwas gebraucht wird oder nicht. Wenn der Hersteller die Nerven 
verliert,
ist Pumpe und das Teil ist nicht mehr lieferbar. Dann muß die Schaltung
eben wieder neu entwickelt werden, das macht ja nichts, die blöden 
Kunden
zahlen ja....

Ersatzteilhaltefrist?? Was ist denn das? Brauchen wir nicht, denn es ist 
ja
immer /Alles/ verfügbar.
So lange, bis die Wirklichkeit zuschlägt.

:-(

MfG Paul

von Wilhelm F. (Gast)


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Paul Baumann schrieb:

> Dann muß die Schaltung
> eben wieder neu entwickelt werden, das macht ja nichts, die blöden
> Kunden
> zahlen ja....

Oder so: Der blöde Entwickler entwirft dann neu. Alle Abteilungen sind 
dann auch noch auf den Entwickler sauer, daß der früher keine bessere 
Weitsicht hatte. Der Kunde möchte es möglichst eben nicht zahlen.

von Bernd W. (berndwiebus) Benutzerseite


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Hallo Paul Baumann.


> Es gibt Schaltkreise, die nicht mehr gefertigt werden, die aber viele
> Leute gerne weiterhin hätten, z.B.:
> U806B
> NE567

NE567 ist zumindest als LM567C in 8 Pin DIL bzw. Soic noch aktuell. Nach 
http://www.ti.com/sitesearch/docs/universalsearch.tsp?searchTerm=LM567&linkId=1 
sagt Texas Instruments, das er auch "aktive" ist.
Ich habe ein aktuelles Datenblatt von März 2013.

Obsolet ist die runde Blechbüchsenbauform LM567H. Das war die 
militärische Form mit erweitertem Temperaturbereich.

Mir ist immer nicht ganz klar, warum Schaltungen gebaut werden, deren 
Funktion laut Datenblatt zumindest unter 0°C nicht mehr gewährleistet 
ist. Passiert doch schnell mal......erfahrungsgemäß gehen die meisten 
Konsumer IC aber doch noch deutlich unter dem Gefrierpunkt. Nur einen 
anspruch darauf hat man nicht mehr. :-/

Mit freundlichem Gruß: Bernd Wiebus alias dl1eic
http://www.dl0dg.de

von Arc N. (arc)


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Wilhelm Ferkes schrieb:
> Wenn eine Anwendung nicht die allerneueste Technikressource benötigt,
> kann man sich durchaus mal Gedanken um uralte Bausteine machen.
>
> Der 8085 war ein paar Jahre nach 2000 immer noch der meist produzierte
> µP bei Intel, nicht Pentium und Konsorten. Ein 8048, erster 8-bit-µC der
> Welt, Entwicklung 1976, war noch in einer neueren PC-Tastatur (ohne USB)
> drinne. Sogar in der Ur-Form, Dip-40. Millionen Stückzahlen.
>
> Eine Aufzugsteuerung oder Standard-Waschmaschine wird in den nächsten
> Jahren auch nicht sehr viel mehr brauchen.
>
> All solche Bausteine: Aus den 1970-ern bis heute verfügbar.

Die gute alte Zeit...
ARM bzw. die Lizenznehmer haben alleine im Q4/2012 2,5 Milliarden 
Controller/Prozessoren hergestellt 1)... D.h. im letzten Jahr wohl so 
viele wie Microchip bis 2011 insgesamt jemals produziert hatte (10 
Milliarden 2))

1) http://ir.arm.com/phoenix.zhtml?c=197211&p=irol-irhome
2) 
http://www.microchip.com/pagehandler/en-us/press-release/microchip-technology-delivers-10-billionth-pic-mic.html

von Georg W. (gaestle)


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Bernd Wiebus schrieb:
> Ja, ich erinnere mich. Mit dem NE590 hatte ich mal so ein Problem. Da
> war auch die Fabrik bzw. die Lithographie verbrannt.

Jetzt habe ich es: Es war Philips. Seit dem fertigen sie keine 
Bipolar-Variante des 555 mehr.

von Andreas D. (rackandboneman)


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Caen?

von Kai K. (klaas)


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>Nachtrag: Als 555 und 741 auf den Markt kamen gab es noch kein
>Halbleiterschutzrecht.

Aber du durftest sie nicht 555 oder 741 nennen, weil der Name geschützt 
war.

>Ich glaube nicht, dass man heute mit dem 555 oder 741 allzu viele Hunde
>hinter dem Ofen hervorlocken kann.

Für mit µC herumspielende Amateure aus Europa werden diese Chips auch 
nicht gefertigt, sondern für den Weltmarkt. Dort werden noch genügend 
555 und 741 verbaut, bzw. in älteren Schaltungen ersetzt.

>Warum werden aber immer noch so alte "Krücken" (sorry) wie der LM741,
>NE555 usw. hergestellt ?

Das sind keine Krücken, sondern legendäre Chips mit bis heute 
bemerkenswerten und attraktiven Möglichkeiten.

Warum muß eigentlich etwas, was alt ist, immer gleich auch schlecht 
sein?? Je "älter" ein Chip, um so öfter wurde er verbessert und um so 
besser sind seine Eigenschaften und Eigenheiten verstanden und 
dokumentiert. So etwas kann man von den meisten µC, die wie Pilze aus 
dem Boden schießen, nicht sagen. Genau diese Zuverlässigkeit ist es, 
warum diese "alten" Chips immer noch in Industrieschaltungen eingesetzt 
werden, und eben nicht irgendein Ping-Pong-Flik-Flak-µC, bei dem der POR 
oder BOR gerade dummerweise wieder mal nicht funktioniert.

von Wilhelm F. (Gast)


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Kai Klaas schrieb:

> Das sind keine Krücken, sondern legendäre Chips mit bis heute
> bemerkenswerten und attraktiven Möglichkeiten.

Es sind reale Chips mit realen Eigenschaften, Parametern, und vor allem 
lange verfügbar.

Wenn es DEN einen Super-OP gäbe, den jetzt alle verwenden müssen, dann 
könnte ich gleich mein Tabellenbuch mit Tausenden Typen in die Tonne 
hauen.

von Andreas D. (rackandboneman)


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Genau deswegen meine übliche Verhoffmutung dass noch jahrzehntelang 
immer irgendjemand die "40/44-Pin-8052-mit-Flash"-Fackel weitertragen 
wird... Immer noch perfekt um alles zu steuern was gross, kompliziert 
und relativ mechanisch ist.

von ich (Gast)


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In meiner alten Firma war das Ziel, mit den Chips mindestens 40% Gewinn 
(nach Steuern!) zu machen. Ziel war auf 60% zu kommen, wie es ein 
anderer bekannter Chiphersteller anscheinend schafft.
Alles andere wurde als "legacy devices" bezeichnet und machte zwar 
teilweise viel Umsatz, der prozentuale Reingewinn entsprach jedoch nicht 
der Unternehmensstrategie. Daher hat man versucht, die billige 
Massenware möglichst abzustossen oder einzustellen.

Mag sein, dass das jetzt die unwissende Betrachtung eines Ingenieurs 
ohne Kenntnisse der betriebswirtschaftlichen Details ist, aber 
mittlerweile ist die Firma aufgekauft worden. So blendend kanns dann 
wohl doch nicht geklappt haben ;-)

von (prx) A. K. (prx)


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Kai Klaas schrieb:
> Aber du durftest sie nicht 555 oder 741 nennen, weil der Name geschützt
> war.

Zahlen wie 741 lassen sich m.W. nicht schützen. Nur sowas wie µA741.

von Helmut L. (helmi1)


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ich schrieb:
> aber
> mittlerweile ist die Firma aufgekauft worden.

National Semiconductor?

Wilhelm Ferkes schrieb:
> Wenn es DEN einen Super-OP gäbe, den jetzt alle verwenden müssen, dann
> könnte ich gleich mein Tabellenbuch mit Tausenden Typen in die Tonne
> hauen.

Wilhelm du schaust noch in Tabellenbuch? Ne da muesste ich ja aufstehen 
und sowas im Regal holen. Der PC ist da schneller.

von Wilhelm F. (Gast)


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Andy D. schrieb:

> Genau deswegen meine übliche Verhoffmutung dass noch jahrzehntelang
> immer irgendjemand die "40/44-Pin-8052-mit-Flash"-Fackel weitertragen
> wird... Immer noch perfekt um alles zu steuern was gross, kompliziert
> und relativ mechanisch ist.

Also ich arbeite ja im Hobby immer noch mit dem SAB80C517A, und er gibt 
noch so einiges mehr her, als nur der Standard-8051, hat nur den 
8051-Core und auch noch externen Speicherbus mit EPROM. Das stört mich 
überhaupt nicht. Erheblich moderner sind wiederum z.B. die 
SiLabs-Derivate mit 8051-Core, aber da spielt der Core nur noch die 
reine Verwaltungsrolle. Vieles an Peripherie läuft da neben der CPU bzw. 
ohne CPU.

Man nimmt das, was dem Anwendungszweck entspricht. Nicht mit Kanonen auf 
Spatzen schießen, aber auch nicht mit dem Flitzebogen versuchen 
Elefanten zu schießen, erst dort sucht man sich rechtzeitig was 
besseres.



Helmut Lenzen schrieb:

> Wilhelm du schaust noch in Tabellenbuch? Ne da muesste ich ja aufstehen
> und sowas im Regal holen. Der PC ist da schneller.

Ja hast du denn mal einen Tipp, den ganzen OP-Markt auf einen Blick 
irgendwo zu sehen? Oder muß ich da mal einen Internet-Recherche-Tag 
einlegen?

Ansonsten, fürs Hobby brauche ich in der Regel nie das modernste. Für 
eine Umrüstung der alten mechanischen Waschmaschine käme ich nie auf die 
Idee, einen STM32F4 zu ordern, wenn ich schon einen 80C517A (mit allem 
Equipment und Kenntnissen rund herum) besitze. Allenfalls beruflich, 
nicht im Hobby, da muß man etwas anders denken, das weiß ich in dem Fall 
auch.

von Georg W. (gaestle)


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Andy D. schrieb:
> Caen?

Ja.
----
Ich weiß jetzt nicht wie die Zahlen zu den Stückzahlen zustande kommen, 
aber die alten Schätze gibt es auch als sog. IP-Cores für aktuelle 
Prozesse zum einbinden in eigene integrierte Schaltungen. Sie stecken 
dann unsichtbar in irgendwelchen ASICs. Werden diese auch mitgezählt? 
Das würde die 1E9 555er dann auch plausibel machen.

von (prx) A. K. (prx)


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Georg W. schrieb:
> Werden diese auch mitgezählt?

Wohl kaum. Zudem dürfte der ziemlich analog arbeitende 555 für moderne 
Designs nicht grad prädestiniert sein.

> Das würde die 1E9 555er dann auch plausibel machen.

Die stecken auch dort drin, wo man nicht gleich an Elektronik denkt.

von Wilhelm F. (Gast)


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Georg W. schrieb:

> Sie stecken
> dann unsichtbar in irgendwelchen ASICs

In ASICs kann alles rein, was irgendwie dafür aufbereitet werden kann, 
sollte heute kein Problem sein.

> Werden diese auch mitgezählt?
> Das würde die 1E9 555er dann auch plausibel machen.

Ob man jetzt wirklich einen 555 in einem ASIC haben will, oder die 
555-Funktionalität anders löst, ist natürlich die Frage.

von Osche R. (Gast)


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A. K. schrieb:

> Kai Klaas schrieb:
>> Aber du durftest sie nicht 555 oder 741 nennen, weil der Name geschützt
>> war.
>
> Zahlen wie 741 lassen sich m.W. nicht schützen. Nur sowas wie µA741.

Deswegen hiess der Nachfolger vom i80486 auch "Pentium - 
ding-dong-dong-dong". Mit der Tonfolge hinter dem gesprochenen Wort 
"Pentium" liess sich der Name wie ein Musikstück schützen.

von Martin S. (sirnails)


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Bastler schrieb:
> Warum werden aber immer noch so alte "Krücken" (sorry) wie der LM741,
> NE555 usw. hergestellt ?

Es sind super Chips. Ich habe erst heute wieder einen NE555 verbaut, 
weil er für den angedachten Zweck ideal ist. Etwas, dass passt wie die 
Faust aufs Auge lässt sich nicht so einfach durch etwas noch passenderes 
als etwas passendes ersetzen.

Auch der µA741 ist doch genau immer dann interessant, wenn es a) billig 
sein soll und b) arg viel bessere Werte gar nicht braucht oder 
vielleicht sogar nachteilig sind. Im NF-Bereich interessiert eine lahme 
Slew-Rate von "nur" 0,5V/µs nicht. Ganz im Gegenteil: Will man störende 
Oberwellen oder hohe Frequenzen nicht mit im Signal haben, kann man 
diese langsame Slew-Rate ausnutzen da der OP damit automatisch wie ein 
Tiefpass wirkt.

von Osche R. (Gast)


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...wobei der Titel des Universal-OpAmps schon vor längerer Zeit an 
LM358/LM2904 bzw LM324/LM2902 gegangen ist. Den 741er wird sich heute 
keiner mehr antun. Wahrscheinlich ist da mittlerweile eh das Die des 
(preisgünstigeren) LM321 drin, das ist die wenig bekannte 
Einfach-Version des LM358/LM324.

National (heute TI) und LT lassen viele "klassische" Analogbauteile 
weiterlaufen, da entsprechende Verträge mit Avionik- und 
Militärherstellern bestehen (alle Teile die eine NSN-Nummer haben sind 
für die US Army). Die freuen sich natürlich, wenn das Zeug auch sonst 
mal einer kauft.

von Bernd W. (berndwiebus) Benutzerseite


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Hallo Georg W.


>> Ja, ich erinnere mich. Mit dem NE590 hatte ich mal so ein Problem. Da
>> war auch die Fabrik bzw. die Lithographie verbrannt.
> Jetzt habe ich es: Es war Philips. Seit dem fertigen sie keine
> Bipolar-Variante des 555 mehr.

Passt vieleicht zur Geschichte des NE612, wie hier 
dargestellt:http://soldersmoke.blogspot.de/2009/06/na5n-on-ne602.html


Mit freundlichem Gruß: Bernd Wiebus alias dl1eic
http://www.dl0dg.de

von Andreas D. (rackandboneman)


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"NF-Bereich interessiert eine lahme
Slew-Rate von "nur" 0,5V/µs nicht. Ganz im Gegenteil: Will man störende
Oberwellen oder hohe Frequenzen nicht mit im Signal haben, kann man
diese langsame Slew-Rate ausnutzen da der OP damit automatisch wie ein
Tiefpass wirkt."

Das glaub ich nicht. TIM.

von Georg W. (gaestle)


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Hallo Bernd,
da scheint Philips kein besonders glückliches Händchen zu haben. Die 
Geschichte wiederholt sich immer wieder, egal ob es Chips, 
Vergussmassen, Festplatten oder Folienkondensatoren sind: Die gesamte 
Produktion wird an einem Ort zusammengezogen und es gibt weder einen 
Notfallplan noch eine unabhängige Fertigungslinie. Aber jedes Mal wird 
Besserung gelobt... Der langfristige Schaden ist jedenfalls enorm.

Maxim ist auch so ein Kandidat. Sie hatten tolle Dinge, aber plötzlich 
verschwanden diese ohne Vorankündigung vom Markt. Deren Bauteile setze 
ich nur noch mit Bauchschmerzen ein. Abkündigungen und die Suche nach 
Alternativen bzw. eine Neuentwicklung binden schließlich auch jede Menge 
Arbeitszeit, die an anderer Stelle einen Mehrwert schaffen könnte.

Grüße nach Duisburg!

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