Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik EMV: Burst & Surge. Vorabtest. Hausmittel?


von Markus S. (markus7)


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Gibt es die Möglichkeit, bevor man in ein EMV-Labor geht, das zu 
testende Gerät mit Hausmitteln zu untersuchen?

Wo kann man sich entsprechende Generatoren preiswert mieten?

Gibt es hier jemanden der Vorabtest durchführt?

von rmf (Gast)


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Zu dem Thema könnte man Bücher schreiben.

Klar kann man selsbt ein paar Vortests machen es kommt auf die Ansprüche 
an.

Beispiel ESD (also Hochspannungsentladung)
- Methode1 Plastikpullover + Billigschuhe sowie Kunsttofftepich. Mit 
schlurfendem Gang sich selbst aufladen dann mit Finger das Gerät 
berühren.
Den Effekt kennt so gut wie jeder.
Vorteil: Kostet nichts
Nachteil: Nicht reproduzierbar; schmerzhaft für den Tester

-Methode2: Billig Tester (gabs mal von Schwille) auf Basis eines 
Piezozünders.
Vorteil: Tut nicht weh
Nachteil: Nicht reproduzierbar

Das kann man jetzt beliebig steigern von Kostenlos bis zu einigen zig 
tausend Eur für die Gerätschaften.

Das gilt so ziemlich für alle Testarten.

Mieten solcher Gerätschaften ist auch möglich (z.B. Livingston) ist aber 
nicht günstig. Und wenn man in der Materie keine Erfahrung hat 
rausgeworfenes Geld.

Aus eigener Erfahrung kann ich sagen selbst mit Gerätschaften für einige 
kEur gleicht das Ergebnis oft dem Versuch eine Spannung mit dem 
Phasenprüfer zu messen. Es geht ganz grob aber kostet ....

Kurzum ist es für gelegentliche Anwendungen günstiger ein EMV Labor mit 
einem Vorabtest zu beauftragen und dabei zuzuschauen, da lernt man so 
einiges.

Gruß Udo

von Thomas S. (thom45)


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rmf schrieb:
> -Methode2: Billig Tester (gabs mal von Schwille) auf Basis eines
> Piezozünders.
> Vorteil: Tut nicht weh
> Nachteil: Nicht reproduzierbar

Das ist gar nicht so eine schlechte Methode. Es kommt halt sehr darauf 
an, was man testet und was man mit dem Test bezweckt.

Hier ein Beispiel aus meiner "Küche":
"Vom Fensterkomparator zum Präzisions-Schmitt-Trigger"
http://www.elektronik-kompendium.de/public/schaerer/wincst.htm

Siehe Kapitel "Trivialer Störtest mit Ministörsender" mit Bild 5.
Teilbild 5.1 ist aus Teilbild 3.1.

Ich habe diese einfache Methode für den genau beschriebenen Zweck schon 
oft erfolgreich angewandt.

Gruss
Thomas

von Gregor B. (Gast)


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Markus Selter schrieb:
> Gibt es die Möglichkeit, bevor man in ein EMV-Labor geht, das zu
> testende Gerät mit Hausmitteln zu untersuchen?

Mit Hausmitteln überprüfen ist so eine Sache:

Dann funktioniert das Gerät bei Dir im Test, bei Benutzung des richtigen 
Equipments bekommst Du dann plötzlich Ausfälle, also ist das Geld, was 
Dein Vorab-Test gekostet hat, direkt zum Fenster hinausgeworfen.

Markus Selter schrieb:
> Wo kann man sich entsprechende Generatoren preiswert mieten?

Mieten kann man diese Geräte z.B. bei Livingston oder Leasametric, was 
Du da allerdings nicht mieten kannst, ist

1. Das Know-How, das man zum normkonformen Test benötigt (man kann dabei 
verdammt viel verkehrt machen, was entweder die Fehler nicht auftauchen 
lässt oder Fehler generiert, die nicht real sind, das sehe ich 
regelmäßig bei den Kollegen, die einmal im Jahr so einen Test machen 
müssen).

2. Den normkonformen Testaufbau mit definierter Massefläche, fetten 
Anschlüssen an die Potential-Ausgleichsschienen, Konstruktionen für die 
in der Norm geforderten Abstände zur Massefläche und zur Wand des 
Raumes, ...

Wenn du keinen normkonformen Aufbau nimmst ist auch nicht 
sichergestellt, dass die Geräte einen normkonformen Test überstehen.

Gebrauchtgeräte gibt es auch häufig am Markt, in den meisten Fällen 
entsprechen sie allerdings nicht mehr den aktuellen Normen und werden 
daher ausgemustert.

Markus Selter schrieb:
> Gibt es hier jemanden der Vorabtest durchführt?

Vorab-Tests kann man in jedem beliebiegen EMV-Labor machen bzw. machen 
lassen.

Wir mieten uns auch regelmäßig bei einem Labor ein, da wir keine 
Möglichkeit haben, abgestrahlte Emissionen und gestrahlte Einkopplung 
mangels Absorberkabine zu messen.

von Lothar M. (Firma: Titel) (lkmiller) (Moderator) Benutzerseite


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Thomas Schaerer schrieb:
> rmf schrieb:
>> -Methode2: Billig Tester (gabs mal von Schwille) auf Basis eines
>> Piezozünders. Vorteil: Tut nicht weh Nachteil: Nicht reproduzierbar
> Das ist gar nicht so eine schlechte Methode. Es kommt halt sehr darauf
> an, was man testet und was man mit dem Test bezweckt.
Der einfachste Test ist, den einen Pol vom Piezozünder an Masse zu legen 
und irgendwoanders auf die selbe Masse zu zünden. Dazu reicht auch eine 
(isolierte) Platine unter dem Prüfling. Die Funkenstrecke ist allerdings 
nötig, um einen Puls mit einer steilen Flanke zu erzeugen:
1
       Platine/Blech
2
       -------------------------------
3
      |                               |
4
      |        ------------           |
5
      |       | Prüfling   |          |
6
      |       |            |          |
7
      |       |            |          |   Funkenstrecke
8
    --|       |            |          |---> <--
9
   |  |       |            |          |        |
10
   |  |       |            |          |        |
11
   |  |        ------------           |        |
12
   |   -------------------------------         |
13
   |                                           |
14
    ---------------####------------------------
15
                   Piezoelement

Wer sich mehr traut, der darf auch gern den einen Anschluss des 
Piezo-Zünders auf Masse legen (z.B. Steckergehäuse), und an eine andere 
Massestelle (anderes Steckergehäuse) zünden.
Auf keinen Fall aber irgendwo in die Schaltung "hineinfunken", dafür ist 
die Spannung des Piezozünders zu undefiniert...

von Thomas S. (thom45)


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Lothar Miller schrieb:
> Thomas Schaerer schrieb:
>> rmf schrieb:
>>> -Methode2: Billig Tester (gabs mal von Schwille) auf Basis eines
>>> Piezozünders. Vorteil: Tut nicht weh Nachteil: Nicht reproduzierbar
>> Das ist gar nicht so eine schlechte Methode. Es kommt halt sehr darauf
>> an, was man testet und was man mit dem Test bezweckt.
> Der einfachste Test ist, den einen Pol vom Piezozünder an Masse zu legen
> und irgendwoanders auf die selbe Masse zu zünden. Dazu reicht auch eine
> (isolierte) Platine unter dem Prüfling. Die Funkenstrecke ist allerdings
> nötig, um einen Puls mit einer steilen Flanke zu erzeugen:

Der Unterschied von Deiner zu meiner Methode ist die, dass Du ein 
steilflankiger Stromimpuls erzeugst und so die Induktion wirkt. Damit 
testest Du die Schaltung als Ganzes.

In meinem Beispiel wollte ich damals wissen, wie stabil arbeitet nur 
grad ein sensibler Teil der Schaltung und da eignet sich ein kurzer gut 
isolierter Antennendraht mit E-Felderzeugung und kapazitiver Kopplung 
besser.

Aber Deine Idee ist interessant und ich probiere sie gelegentlich aus. 
Danke für den Tipp.

Gruss
Thomas

von Soul E. (Gast)


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von Kai K. (klaas)


Angehängte Dateien:

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>Gibt es die Möglichkeit, bevor man in ein EMV-Labor geht, das zu
>testende Gerät mit Hausmitteln zu untersuchen?

Nein, nicht wirklich, aber die Simulation hilft hier sehr weiter. 
Zunächst mußt du ein vereinfachtes Ersatzschaltbild des Surge-Generators 
und Burst-Generators ermitteln und dann die zu erwartenen Störsignale 
bestimmen. Beides läßt sich recht einfach im Simu modellieren.

Gute Infos gibt es auch hier:

http://www.compliance-club.com/KeithArmstrong.aspx

ESD-Simulationen gehen nur eingeschränkt. Hier ist eine brauchbares 
Modell für den ESD-Normimpuls:

http://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1002/9780470495070.app7/pdf

Von Piezofeuerzeugen als ESD-Tester halte ich nicht viel. Da ist viel zu 
wenig gespeicherte Ladung im Spiel. Sie erzeugen zwar einen 
Hochspannungsfunken, aber keine echte elektrostatische Entladung. Der 
Funken hat also gar keinen ordentlichen Rumms.

von Thomas S. (thom45)


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Kai Klaas schrieb:
> Von Piezofeuerzeugen als ESD-Tester halte ich nicht viel. Da ist viel zu
> wenig gespeicherte Ladung im Spiel. Sie erzeugen zwar einen
> Hochspannungsfunken, aber keine echte elektrostatische Entladung. Der
> Funken hat also gar keinen ordentlichen Rumms.

Diesen Rumms brauchte es genau nicht in der Angelegenheit die ich 
beschrieben und mit dem Minikurs-Inhalt dokumentiert habe. Es ging auch 
nicht um eine elektrostatische Entladung. Falls interessiert, bitte 
nachlesen...

Ich habe ebenso auch meine Bedenken zum Ausdruck gebracht. Meinerseits 
ist alles gesagt und so schalte ich die E-Mail-Benachrichtigung aus. 
Falls doch noch etwas offen ist, bin ich per EMail erreichbar.

Gruss
Thomas

von Kai K. (klaas)


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>Diesen Rumms brauchte es genau nicht in der Angelegenheit die ich
>beschrieben und mit dem Minikurs-Inhalt dokumentiert habe. Es ging auch
>nicht um eine elektrostatische Entladung.

Ich habe mich gar nicht auf deine Äußerungen bezogen, sondern allgemein 
dazu Stellung genommen, was ich davon halte, ein Piezofeuerzeug als 
"ESD-Tester" zu verwenden. Hätte ich mich auf dich bezogen, hätte ich 
dich als Zitat angefügt.

Deine Minikurse lese ich sehr gerne, weil mir deine Art gefällt, den 
Dingen auf den Grund zu gehen. Interessant war beispielsweise dieser 
Beitrag hier, weil ich dieses Problem auch schon entdeckt hatte und ich 
froh war, mal etwas zu diesem Thema von anderer Seite zu erfahren:

http://www.elektronik-kompendium.de/public/schaerer/pll4046.htm

von 6A66 (Gast)


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Gregor B. schrieb:
> Vorab-Tests kann man in jedem beliebiegen EMV-Labor machen bzw. machen
> lassen.
>
> Wir mieten uns auch regelmäßig bei einem Labor ein,

Surge und Burst sind innerhalb einiger weniger Minuten gemacht, ESD 
auch. Das wird wahrscheinlich 'ne Stunde im EMV-Labor werden (kannst Du 
vorher anfragen was die dafür wollen). Kostet dann so etwa 250EUR und 
ist Normkonform. Alles andere ist Glaskugellesen und die Zeit dazu 
verschwendet. Wenn Du 10h an einer "Billiglösung" rumlaborierst hast Du 
das Geld auch verschossen.

rgds

von Kai K. (klaas)


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>Alles andere ist Glaskugellesen und die Zeit dazu verschwendet.

Naja, ein wenig Theorie im Vorfeld kann nichts schaden, sonst bist du 
schnell Dauergast in diesem EMV-Labor.

Ist aber sowieso wieder eine Phantomdiskussion hier, wenn man die zu 
testende Schaltung nicht kennt: Wer mit DC- und langsamen AC-Signalen 
nicht durch den CE-Test kommt, ist eigentlich schon fast selbst 
schuld...

von Fralla (Gast)


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Vortests machen durchaus Sinn. Denn man fährt ja nicht ins Prüfinstitut 
und holt sich das "Pass" immer beim ersten mal. Da kann man auch Wochen 
verbringen. Wenn man mal so ein Projekt hatte, merkt man wie schnellsich 
ein eigener Generator auszahlt.

Als wir in der Firma noch keinen eigenen Surge Generator hatten, gab es 
einen Selbstgebauten. (Anfangs wurde der HiPoter zum Laden 
missbraucht;). Aufwändig ist das ein- und Entkopplungsnetzwerk dessen 
Filterdrosseln den Strom der DUT können müssen.  Die Pulse hatten oft je 
nach Impendanzverlauf der Eingangsfilter vom 8/20er Normpuls recht 
abweichende Kurvenvorm.

Hilfreich war das ganze trotzdem, denn wen der Prüfling den Surge dem 
Bastelgenerators nicht standhielt, brauchte man nicht beim Prüfinstitut 
erst gar nicht anzutreten...



MFG Fralla

von Thomas S. (thom45)


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Hallo Kai und Admins, falls ein Admin auch gerade mitliest,

Obwohl ich die E-Mail-Benachrichtigung ausgeschaltet habe, gucke ich 
wieder rein.

Das mit dem Abschalten halte ich so, ich schalte ab, wenn ich denke, es 
gibt keine weiteren Reaktionen mehr auf das was ich zu einem Thema 
beigetragen habe und ich denke, dass ich alles geschrieben habe, was ich 
zum Thema gerade weiss.

Diese Vorgehensweise hat damit zu tun, dass man in diesem Forum immer 
dann eine Mail bekommt, wenn jemand etwas im selben Thread postet. Im 
ELKO-Forum ist das anders, man kriegt nur auf Antworten zum 
selbstgeschriebenen Posting eine Mail.

Diese Lösung finde ich besser, weil man kann ja immer auch noch nebenbei 
mal reingucken, um zu sehen wie sich ein Thread weiter entwickelt und 
allenfalls erneut auf ein Posting reagieren.

Das soll keine Kritik sein. Es soll nur zeigen, dass Foren bzw. 
Newsgruppen unterschiedlich sind und so ihre Vor- und Nachteile haben. 
Schliesslich kann man auch hier sagen, dass alles relativ ist. Und dazu 
kommt, dass man erst durch Unterschiede von einander lernen kann.

Kai Klaas schrieb:
>>Diesen Rumms brauchte es genau nicht in der Angelegenheit die ich
>>beschrieben und mit dem Minikurs-Inhalt dokumentiert habe. Es ging auch
>>nicht um eine elektrostatische Entladung.
>
> Ich habe mich gar nicht auf deine Äußerungen bezogen, sondern allgemein
> dazu Stellung genommen,

Das habe ich so verstanden und da ist es bei mir so rübergekommen, dass 
ich angenommen habe, dass Du spezielles Beispiel übersehen hast und da 
wollte ich einfach noch einmal darauf aufmerksam machen, dass es eine 
Situation gibt, wo die Piezomethode mit der Drähtchenantenne nicht nur 
genügt sondern genau das Richtige sein kann. Das deutet eigentlich die 
Skizze bereits an.

> was ich davon halte, ein Piezofeuerzeug als
> "ESD-Tester" zu verwenden. Hätte ich mich auf dich bezogen, hätte ich
> dich als Zitat angefügt.

Alles klar. :-)

> Deine Minikurse lese ich sehr gerne, weil mir deine Art gefällt, den
> Dingen auf den Grund zu gehen.

Oh vielen Dank für den Blumenstrauss. :-)

> Interessant war beispielsweise dieser
> Beitrag hier, weil ich dieses Problem auch schon entdeckt hatte und ich
> froh war, mal etwas zu diesem Thema von anderer Seite zu erfahren:
>
> http://www.elektronik-kompendium.de/public/schaerer/pll4046.htm

Ja, das war ein spannendes Phänomen. Ich meine damit den Weg wie ich das 
Problem entdeckt habe. Viele dieser Erfahrungen habe ich in der 
Vor-Internet/Browser-Aera in diversen Fachzeitschriften - Elektroniker 
(CH), Megalink (CH), Funkschau (D), Elektor (D) und Elrad (D) - 
publiziert. Einiges davon setzte ich spaeter in Minikurse um.

Gruss
Thomas

von Christian (Gast)



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Hallo Leute,

Ich krame diesen Thread hier mal raus weil ich letzte Woche drauf 
gestoßen bin als ich nach Firmen gesucht bei denen ich einen Surge 
Generator leihen kann.

Da uns die etwa 1000€ pro Woche + Versand für Vorabmessungen zu viel 
waren habe ich selbst einen gebaut, und möchte hier kurz meine 
Ergebnisse sowie einige Erkenntnisse für posten:

Bevor man sowas angeht muss man mit dem Gebrauch eines Surge Generators 
sowie dem normkonformem Messaufbau und den auftretenden Spannungen 
vertraut sein. Wenn man keine Erfahrung mit Spannungen jenseits der 
1000V hat sollte man die Finger von so einem Projekt lassen.

 Ein weiterer Punkt, vor allem wenn man in Richtung 4kV gehen will sind 
die einzuhaltenden Luft- und Kriechstrecken sowie 
Isolationsfestigkeiten.

Die Bauteilwerte für das Puls-Form-Netzwerk findet man im Netz und wenn 
man möchte kann man die Widerstandswerte nochmals an die verwendeten 
realen Bauteile per Simulation anpassen. Ich habe meinen ersten Test mit 
dem was ich hatte gemacht (25Ohm, 1Ohm, 20Ohm) und nicht weiter 
optimiert weil es schon recht gut ausgesehen hat.

Die Induktivität wickelt man am besten selbst als einlagige Luftspule. 
Ich verwende etwa 25mm Innendurchmesser und 1mm doppelt isolierten 
Kupferlackdraht. Besser wäre hier ein 3-fach isolierter TEX-E oder 
TEX-ELZ. Der Innenwiderstand der Spule ist nicht so entscheidend da sie 
in Serie mit einem ~1Ohm Widerstand liegt den man anpassen kann. Am 
besten man wickelt ein paar Windungen mehr und während des Messens 
wieder ab. So kann man die Induktivität recht genau einstellen. Die 
Windungen sollten anschließend verklebt werden damit sich nichts mehr 
verändert. Aufpassen muss man mit den beiden Anschlüssen da hier die 
volle Pulsspannung anliegen kann.

Die Kondensatoren müssen die geforderten Anstiegszeiten und Ströme 
liefern können. Blitz-Elkos scheiden aus weil die Spannung an den 
Kondensatoren auch negativ werden kann. Ich habe eigentlich nur Snubber 
Folienkondensatoren gefunden die halbwegs erschwinglich sind und die 
geforderten Anstiegszeiten schaffen. Die Kemet C4B Serie ist ein guter 
Tip. Bei Serienschaltung darf man auf's balancing nicht vergessen. Was 
auch funktioniert sind die 'billigsdorfer' geschnittenen MKT 
Kondensatoren. Je nach Type haben die bei 1µF bis zu 1kv/µS. Durch 
Serienschaltung kann man damit 1-1.5kV realisieren. Da die Kapazitäten 
sehr stark abweichen muss man sie selektieren.

Zur Erzeugung der Hochspannung verwende ich einen Trenntrafo und eine 
Hochspannungskaskade. Das ganze wird an einen Regeltrafo angeschlossen, 
so kann die Pulsspannung eingestellt werden. Hierfür können normale 
Folienkondensatoren verwendet werden. Um Spannungen über 1000V mit 
üblichen Multimetern zu messen kann ein Vorwiderstand verwendet werden. 
Der bildet mit dem Innenwiderstand einen Spannungsteiler. Direkt an die 
Klemme sollte noch eine bidirektionale TVS Diode, für den Fall der 
Fälle. Den Widerstandswert sollte man bei den Anschlussbuchsen 
vermerken.

Zum Durchschalten des Pulses auf das Puls-Form-Netzwerk verwende ich 
einen Thyristor und eine Freilaufdiode. Der Thyristor sollte, gleich wie 
die Kondensatoren, die geforderte Spannungs- sowie Stromanstiegszeit und 
den Pulsstrom aushalten. Der Steady State Strom ist eher uninteressant. 
Die Freilaufdiode ist notwendig damit der Strom auch in den 
Speicherkondensator zurückfließen kann. Es reicht nicht den Thyristor 1x 
zu zünden da, je nach angeschlossener Last, der Strom auch in die 
Gegenrichtung fließt. Das Gate sollte einige 100µs lang durchgeschaltet 
bleiben.

Die Ansteuerung für den Thyristor ist zwar funktionell nicht sonderlich 
kompliziert, man muss sich allerdings überlegen an welche Potenziale man 
die Schaltungsteile legt. Im + Zweig liegt die Ansteuerung direkt auf 
dem Pulsnetzwerk und man muss sich über die kapazitiven 
Verschiebungsströme im klaren sein. Im Zweifelsfall kann man auch eine 
Batterie nehmen. Bei 300mA und 500µS pro Puls sollte die schon eine Zeit 
lang durchhalten. Ich habe den Thyristor im - Zweig. somit liegt die 
Ansteuerung auf einem eher ruhigen Potential. Das macht allerdings die 
Messung der Pulsform wieder etwas komplizierter wenn man keinen 
Differenztastkopf hat.

Den unbelasteten Spannungsverlauf kann man direkt an den Ausgangsbuchsen 
messen, den Kurzschluss Stromverlauf entweder mit einem Shunt oder über 
den 1Ohm Widerstand. Dazu schaltet man im Puls-Form-Netzwerk die Drossel 
in den - Zweig und den Serienwiderstand in den + Zweig. Man kann dann 
zwischen der Puls Ausgangsbuchse und der Messbuchse für die Ladespannung 
den Spannungsabfall an diesem Widerstand messen.

Schöne Grüße,
Christian.

von Falk B. (falk)


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@Christian (Gast)

Alles schön und gut, aber wäre dem geneigten Leser und vor allem 
Nachbauer mit einem SCHALTPLAN und und ein paar Werten deutlich mehr 
geholfen? Siehe Netiquette. Und ein paar Bilder vom realen Aufbau 
wären auch nett und ggf. sogar hilfreich.

von Mark S. (voltwide)


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Spannend wird es erst, wenn der Prüfling durch die EMV-Prüfung fällt. 
Und sogleich hektische Bastelei im EMV-Labor einsetzt. Wir hatten da 
schon so unsere leidvollen Erfahrungen mit ESD-Tests und haben uns einen 
normgerechten "Zipper" besorgt. Der Kaufpreis war in wenigen Tagen 
gespartem EMV-Labor wieder drin, mal davon abgesehen, dass es sich in 
der Fa i.a. besser und entspannter forschen läßt.
Die Erfahrungen aus vorangegangenen Tests im EMV-Labor sind jedenfalls 
als Lehrgeld unverzichtbar gewesen und haben uns auch in den Stand 
gesetzt, einen hinreichend konformen Testaufbau nach zu bilden.

: Bearbeitet durch User
von Christian (Gast)


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Hallo Falk,

Ich habe absichtlich weder Schaltplan noch Bilder gepostet weil so ein 
Projekt nicht ungefährlich ist. Ich möchte nicht dass jemand hier blind 
nach den Bildern zu basteln beginnt und sich verletzt. Mein Beitrag soll 
zeigen dass man mit einem Eigenbau, der etwa so viel kostet wie 1-2 
Stunden im EMV Labor, durchaus einen normkonformen Puls erzeugen kann.

Für jemanden der Erfahrung mit Surge Tests und den Gerätschaften hat 
sollte es kein Problem sein den Schaltplan zu finden, er ist unter 
anderem auch im Anhang der einschlägigen Normen enthalten. Wenn jemand 
spezielle Fragen hat kann er sie posten, ich schau ab und zu hier rein.

Ich kann Mark nur zustimmen. Für Vorabmessungen kriege ich beim TÜV max. 
1-2 Stunden. Da ist der Surge dann immer das Letzte. Um was zu probieren 
kriege ich auch nicht mehr Zeit, teilweise muss ich 2 Wochen auf den 
Termin warten. Da wir ein gutes Verhältnis mit dem Prüfer haben schiebt 
er uns ab und zu ein. Man merkt aber meistens dass die Stimmung dann 
etwas angespannt ist weil er eigentlich mit anderen Dingen fertig werden 
muss. Ich probiere deshalb so gut wie nichts mehr im EMV Labor. Ich 
nehme den ist Stand auf und gleiche den mit den Messungen die ich in der 
Firma mache ab.

Beim Surge hatte bislang selten Probleme, aber ich muss jetzt 1kV/2kV 
bei einem 24V Gerät dass jenseits der 2A Strom braucht schaffen. Da 
weder Geld noch Platz vorhanden ist etwas sinnvolles zu machen komme ich 
um viel probieren nicht herum.

Schöne Grüße,
Christian.

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