Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Diskreter Thyristor: Haltestrom bestimmen


von Matthias E. (meb)


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Hallo,

ich versuche analytisch zu ermitteln, wie der Worst-Case-Haltestrom für 
einen diskret aufgebauten Thyristor ist. Also bei welchem Strom er 
wieder frühestens sperrt. Welche Parameter sind für diese Berechnung 
relevant?

Danke für Hinweise dazu
Matthias

von Andrew T. (marsufant)


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Im wesentlichen: Die Stromverstärkung der Einzeltransistoren.


Wundere dich bitte nicht, das als worst-case ein minimal zu erwartender 
Haltestrom im uA Bereich und darunter rauskommt.

von Matthias E. (meb)


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Hallo Andrew,

bist Du Dir da sicher? Laut meiner Simulation laufen beide Transistoren 
in Sättigung.

Wundern tu' ich mich nicht, aber wie man das berechnet würde mich 
interessieren.

von Falk B. (falk)


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@ Matthias E. (meb)

>bist Du Dir da sicher? Laut meiner Simulation laufen beide Transistoren
>in Sättigung.

Ist auch so.

>Wundern tu' ich mich nicht, aber wie man das berechnet würde mich
>interessieren.

Schau dir die Schaltung an. Der Laststrom fließt in den Emitter von Q2, 
der ist nahezu gleich dem Kollektrom (hohe Stromverstärkung). Der fließt 
in die Basis von Q1. Normale Transistoren verkraften aber nicht extrem 
viel Basisstrom, ausserdem ist der Basisbahnwiderstand deutlich höher 
als am Kollektor. Daran sieht man, dass ein richtiger Thytristor im 
Detail noch einiges anders macht als die einfache Ersatzschaltung.

von Harald W. (wilhelms)


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Matthias E. schrieb:

> bist Du Dir da sicher? Laut meiner Simulation laufen beide Transistoren
> in Sättigung.

Kurz vor der Unterschreitung des Haltestroms sind die Transistoren 
sicherlich nicht mehr in der Sättigung.
Gruss
Harald

von ArnoR (Gast)


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> Also bei welchem Strom er
> wieder frühestens sperrt. Welche Parameter sind für diese Berechnung
> relevant?

Der "Thyristor" geht wahrscheinlich gar nicht aus, weil dazu die 
Stromverstärkung der Transistoren unter 1 absinken muss, was aber erst 
bei so niedrigen Strömen erfolgt, dass die Restströme dann schon 
erreicht sind.

von Achim S. (Gast)


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Harald Wilhelms schrieb:
> Kurz vor der Unterschreitung des Haltestroms sind die Transistoren
> sicherlich nicht mehr in der Sättigung.

Na ja, um den Strom am gezündeten Thyristore klein genug zu kriegen muss 
ja die Spannung über den Thyristor klein genug werden. Wenn ich mir die 
verbleibende Spannung symmetrisch aufgeteilt vorstelle, wären beide 
Transistoren tatsächlich noch an der Grenze zur Sättigung (U_BE = U_CE).

Bei sehr kleinen Basisströmen sinkt die Stromverstärkung durch 
Verlustmechanismen, im Sättigungsbereich sinkt die Stromverstärkung 
ebenfalls.

Imho würde der diskrete Thyristor dann abschalten, wenn die 
Stromverstärkung der Einzeltransistoren auf < 1 absinkt. Solche Angaben 
finden sich aber in keinem Datenblatt, noch werden sie von den 
Spice-Modellen beschrieben.

von Andrew T. (marsufant)


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Matthias E. schrieb:
> Hallo Andrew,
>
> bist Du Dir da sicher? Laut meiner Simulation laufen beide Transistoren
> in Sättigung.
>
> Wundern tu' ich mich nicht, aber wie man das berechnet würde mich
> interessieren.

Da bin ich mir sicher.

Übrigens kannst/konntest du sowas kommerziell kaufen, BRX44...49 z.B.

Mindesthaltestrom war so in der Region wenige xy   uA.

von Matthias E. (meb)


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Achim S. schrieb:
> Solche Angaben
> finden sich aber in keinem Datenblatt, noch werden sie von den
> Spice-Modellen beschrieben.

Hallo Achim,
danke da liegt glaube ich, mein Problem. Du gehst also davon aus, das 
ich es nicht rechnerisch bestimmen kann?

von Matthias E. (meb)


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Andrew Taylor schrieb:
> Mindesthaltestrom war so in der Region wenige xy   uA.

Bei den kommerziellen habe ich mich umgesehen. Aber ich fand nur welche 
mit wenigen mA und auch die von Dir vorgeschlagenen haben eher einige 
wenige kµA.

Ich hätte gerne etwas im Bereich einige hundert µA. Deshalb der diskrete 
Aufbau.

von Matthias E. (meb)


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ArnoR schrieb:
> Der "Thyristor" geht wahrscheinlich gar nicht aus, weil dazu die
> Stromverstärkung der Transistoren unter 1 absinken muss, was aber erst
> bei so niedrigen Strömen erfolgt, dass die Restströme dann schon
> erreicht sind.

Hallo Arno,
danke, ich denke mit dem Ansatz kommt man weiter. Aber wie Achim 
geschrieben hat, wird es wohl schwer Parameter zu bekommen.

von Wilhelm F. (Gast)


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Achim S. schrieb:

> Solche Angaben
> finden sich aber in keinem Datenblatt, noch werden sie von den
> Spice-Modellen beschrieben.

Nicht in den Spice-Modellen, aber Spice arbeitet intern mit dem 
Gumble-Poon-Modell. Es gilt ja grundsätzlich für alle Transistoren.

Zu Gumble-Poon findet sich auch was im Internet, bspw. schon bei 
Wikipedia.

In Datenblatt-Kurven befindet sich ja oft auch die Verstärkung über dem 
Kollektorstrom. Diese typische Kurvenform mit einem Maximum irgendwo bei 
der halben X-Achse ist eben Gumble-Poon. Links und rechts der 
dargestellten Kurve gibt es dann Bereiche, die zweckmäßigerweise nie dar 
gestellt werden, weil man dort ein Bauteil kaum betreibt, in denen 
irgendwann auch v < 1 wird. Also bei sehr geringen oder sehr hohen 
Strömen. Wobei der Transistor den Bereich weit rechts wegen extremer 
Leistung und SOAR sicherlich nur schwer mit macht.

von Achim S. (Gast)


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Matthias E. schrieb:
> Du gehst also davon aus, das
> ich es nicht rechnerisch bestimmen kann?

na ja, die prinzipielle Effekte kann man natürlich schon berechnen. Aber 
ich glaube nicht, dass du realistische Daten zu deinen Transistoren 
bekommen wirst, die z.B. zu experimentell bestimmten Werten passen. Ich 
könnte mir auch vorstellen, dass diese Parameter (die für den normalen 
Betrieb völlig irrelevant sind) großen Schwankungen unterliegen.

Matthias E. schrieb:
> Aber ich fand nur welche
> mit wenigen mA

Über x mA bleiben die Teile sicher an. Aber erst bei x µA gehen sie 
sicher aus. Ich würde mir an deiner Stelle mal einen mit empfinlichem 
Gate suchen und dann einfach mal ausprobieren (und auf einen sauberen 
Aufbau mit geringen Leckströmen achten)

von ArnoR (Gast)


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> Ich hätte gerne etwas im Bereich einige hundert µA. Deshalb der diskrete
> Aufbau.

Na das kannst du doch ganz einfach machen. Siehe Bild. Man kann durch 
einen Widerstand an B-E eines Transistors erzwingen, dass die wirksame 
Stromverstärkung bei einem bestimmten Strom unter 1 fällt. Im Bild 
beispielhaft etwa 500µA. Der Stromverlauf ist zeitlich von rechts nach 
links zu lesen. Der Spannungsanstieg markiert das Sperren.

von Achim S. (Gast)


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ArnoR schrieb:
> Man kann durch
> einen Widerstand an B-E eines Transistors erzwingen, dass die wirksame
> Stromverstärkung bei einem bestimmten Strom unter 1 fällt.

damit kann man den Strom nach oben bringen, ab dem der Thyristor sicher 
abschaltet. Aber ich hatte Matthias genau umgekehrt verstanden: er will 
den Strom nach unten bringen, mit dem der Thyristor noch sicher leitend 
bleibt.

von Matthias E. (meb)


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ArnoR schrieb:
> Man kann durch
> einen Widerstand an B-E eines Transistors erzwingen, dass die wirksame
> Stromverstärkung bei einem bestimmten Strom unter 1 fällt.

Hallo Arno,

vielen Dank! Wenn man jetzt die Temperatur noch berücksichtigt kann ich 
mit Deinem Ansatz auf jeden Fall sagen, ich liege im Bereich 0,3V ... 
1V, sprich bei einem Strom von 300µA ...  1mA, also Worst Case ist somit

I_Halte_max ist somit für mich der Strom, den ich mindestens zur 
Verfügung stellen muss, damit der Thyristor sicher nicht abschaltet.

Ein "gefällt mir" für die systematische Herangehensweise mit der 
DC-Analyse. Danke.

Gruß
Matthias

von Matthias E. (meb)


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Achim S. schrieb:
er will
> den Strom nach unten bringen, mit dem der Thyristor noch sicher leitend
> bleibt.

Hallo Achim,
im Prinzip hast Du recht! Ich möchte den Thyristor leitend halten und 
dazu wissen, welchen Strom ich sicher zur Verfügung stellen muss 
(größter möglicher Vorwiderstand) um nicht nichtleitend zu werden.

von ArnoR (Gast)


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Achim S. schrieb:
> damit kann man den Strom nach oben bringen, ab dem der Thyristor sicher
> abschaltet. Aber ich hatte Matthias genau umgekehrt verstanden: er will
> den Strom nach unten bringen, mit dem der Thyristor noch sicher leitend
> bleibt.

Das ist doch in diesem Fall dasselbe, weil der Thyristor ohne den 
Widerstand ja gar nicht abschalten würde.

von Matthias E. (meb)


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ArnoR schrieb:

> beispielhaft etwa 500µA. Der Stromverlauf ist zeitlich von rechts nach
> links zu lesen. Der Spannungsanstieg markiert das Sperren.

eine Sache ist mir noch aufgefallen. Du setzt vorraus, dass der 
Thyristor in dem durch den Widerstand eingestellten Bereich von sich aus 
noch nicht sperrt.

von ArnoR (Gast)


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> Du setzt vorraus, dass der
> Thyristor in dem durch den Widerstand eingestellten Bereich von sich aus
> noch nicht sperrt.

Ja das ist sicher auch so, denn anderenfalls müssten die Transistoren 
bei Ic~500µA weniger als 1 verstärken, tatsächlich liegt B dort bei weit 
über 100.

von Falk B. (falk)


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@ Matthias E. (meb)

>Ich hätte gerne etwas im Bereich einige hundert µA. Deshalb der diskrete
>Aufbau.

Beschreibe was du insgesamt erreichen willst, dann kann man dir besser 
helfen. Siehe Netiquette.

von Achim S. (Gast)


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ArnoR schrieb:
> er will
>> den Strom nach unten bringen, mit dem der Thyristor noch sicher leitend
>> bleibt.
>
> Das ist doch in diesem Fall dasselbe, weil der Thyristor ohne den
> Widerstand ja gar nicht abschalten würde.

Ob dieser Thyristor wirklich nie abschaltet (im realen Leben, nicht in 
der Simu) bin ich mir nicht sicher. Vielleicht muss ich es nacher 
zuhause einfach mal ausprobieren.

von Matthias E. (meb)


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Falk Brunner schrieb:
> Beschreibe was du insgesamt erreichen willst, dann kann man dir besser
> helfen. Siehe Netiquette.
ich will wirklich nur wissen, wie man es analytisch ermittelt, so wie 
ich es oben geschrieben habe. Warum zeigst Du mir gleich die 
Netiquetten-gelbe Karte? ;-)

von Matthias E. (meb)


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Achim S. schrieb:
> Ob dieser Thyristor wirklich nie abschaltet (im realen Leben, nicht in
> der Simu) bin ich mir nicht sicher. Vielleicht muss ich es nacher
> zuhause einfach mal ausprobieren.

Das wird der Punkt sein, Achim. Aber mir geht es natürlich nicht um 
typische Werte in einem Aufbau, sondern, wie man es allgemein 
bestimmt. Vor allem ist ja seltsam, dass Thyristoren auf einem 
Silizium, also als käufliches Bauteil, doch sehr "hohe" Haltströme von 
einigen mA haben.

von Matthias E. (meb)


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Wilhelm Ferkes schrieb:

> Zu Gumble-Poon findet sich auch was im Internet, bspw. schon bei
> Wikipedia.

Mit den Gumble-Poon Parametern habe ich mich auch schon im Tietze/Schenk 
beschäftigt. Mir ist dadurch allerdings noch kein Zugang zu meiner 
Problematik gekommen. Aber mit den Ansätzen von Dir, Wilhelm und von 
Arno sollte ich mir das morgen nochmal zu Gemüte führen. Danke!

von Falk B. (falk)


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@ Matthias E. (meb)

>ich will wirklich nur wissen, wie man es analytisch ermittelt, so wie
>ich es oben geschrieben habe.

OK.

> Warum zeigst Du mir gleich die  Netiquetten-gelbe Karte? ;-)

Weil ich dachte, du willst ein praktisches Problem lösen.

von grumbler (Gast)


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Matthias E. schrieb:
> Wilhelm Ferkes schrieb:
>
>> Zu Gumble-Poon findet sich auch was im Internet, bspw. schon bei
>> Wikipedia.
>
> Mit den Gumble-Poon Parametern habe ich mich auch schon im Tietze/Schenk



Hermann Gummel.

von Andrew T. (marsufant)


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Matthias E. schrieb:
>
> Das wird der Punkt sein, Achim. Aber mir geht es natürlich nicht um
> typische Werte in einem Aufbau, sondern, wie man es allgemein
> bestimmt. Vor allem ist ja seltsam, dass Thyristoren auf _einem_
> Silizium, also als käufliches Bauteil, doch sehr "hohe" Haltströme von
> einigen mA haben.

Der hohe Haltestrom ist gewünscht, und wird (vereinfacht gesagt) durch 
den mit eingebauten Widerstand zwischen G und K erreicht.

Läßt man diesen weg, erreicht man Thyristoren mit Halteströmen im uA 
Bereich (und darunter).

Natürlich wird da kein Widerstand zusätzlich auf's Silizium gelötet, 
sondenr man steuert das über die Herstellung (auf dem Die).

von Matthias E. (meb)


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Andrew Taylor schrieb:
> Natürlich wird da kein Widerstand zusätzlich auf's Silizium gelötet,
> sondenr man steuert das über die Herstellung (auf dem Die).
OK, das war mir nicht klar, dass dieser Widerstand im Design eines 
Thyristors enthalten ist. Danke für den Hinweis.

von Matthias E. (meb)


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Erstmal Danke an alle, die mir bei der Lösungsfindung so engagiert 
geholfen haben! Ich versuche mal zusammenzufassen:

1. Der Thyristor (auch der diskrete) leitet so lange, bis die 
Verstärkung am unteren Transitor < 1 wird.

2. Dies findet theoretisch und in der Simulation erst bei Strömen << µA 
statt. Ein parasitäres Bauteil im Modell, dass den Haltestrom bestimmt, 
konnte hier nicht ermittelt oder benannt werden.

3. Durch einen Widerstand R_BE am unteren Transistor (oder R_GK) kann 
man den maximalen Haltestrom mit der Beziehung I_Halte = U_BE / R_BE 
gezielt setzen. (U_BE sollte über Temperatur etc. betrachtet werden, 
variiert also zwischen 0,6V ... 1,2V )

4. Ein-Chip-Thyristoren haben per Design einen R_GK implementiert, der 
den Haltestrom bestimmt.

5. Der R_GK ist notwendig, um den Thyristor sicher gesperrt zu halten, 
trotz Sperrströme des oberen Transistors: 
http://elektroniktutor.de/bauteilkunde/thyrist.html

von ArnoR (Gast)


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> 1. Der Thyristor (auch der diskrete) leitet so lange, bis die
> Verstärkung am unteren Transitor < 1 wird.

Nein, das Produkt der Stromverstärkungen muss <1 sein, wegen der 
unterstellten Symmetrie der Transistoren war vereinfacht nur von einem 
die Rede.

> 3. Durch einen Widerstand R_BE am unteren Transistor (oder R_GK) kann
> man den maximalen Haltestrom mit der Beziehung I_Halte = U_BE / R_BE
> gezielt setzen.

Dabei hast du aber den Basisstrom unterschlagen.

> (U_BE sollte über Temperatur etc. betrachtet werden,
> variiert also zwischen 0,6V ... 1,2V )

1,2V wirst du wohl nur bei wenigen °K erreichen. Setz als Grenzen mal 
eher 0,5...0,8V, erst recht bei den kleinen Strömen.

von Andrew T. (marsufant)


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Matthias E. schrieb:
>
> 5. Der R_GK ist notwendig, um den Thyristor sicher gesperrt zu halten,
> trotz Sperrströme des oberen Transistors:


Nein, ein R_gk ist dafür definitv nicht notwendig.
Siehe z.B. die von mir bereits genannten Bauteile BRX4x
Die sperren auch, wenn man das Gate schlicht offen läßt.
Und haben keinen R_gk, auch keinen "eingebauten".

Und genauso funktioniert auch Dein diskreter Aufbau aus 2 
Bipolartransistoren ohne R_gk einwandfrei (zumindest bei meinem 
Testaufbau).

Der R_gk ist üblicherweise deswegen drin, um etwas "Störabstand" zu 
haben.

von Matthias E. (meb)


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Andrew Taylor schrieb:
> Und haben keinen R_gk, auch keinen "eingebauten".
>
Sorry, jetzt komm ich nicht mehr mit. Du hast mich doch vorher darauf 
aufmerksam gemacht, dass die käuflichen Thyristoren einen integrierten 
R_GK haben um den Haltestrom gewünscht hoch zu halten.

> Der R_gk ist üblicherweise deswegen drin, um etwas "Störabstand" zu
> haben.

"Störabstand" von was zu was?

von Andrew T. (marsufant)


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Deine Argumentation ist ähnlich krude wie: Du hast mich darauf 
aufmerksam gemacht das käufliche Äpfel grün sind. Jetzt sehe ich bei 
Edeka aber rote Äpfel in der Obstabteilung.

Ich mach es mal kurz:

BRX4x = käuflich = kein eingebauter Widerstand.
Dutzende andere Thyristorenlabel = käuflich = mit eingebautem 
Widerstand.

Wenn Du schon quotest, dann bitte den Kontext mit verwerten.

von Matthias E. (meb)


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Andrew Taylor schrieb:
> Deine Argumentation ist ähnlich krude wie: Du hast mich darauf
> aufmerksam gemacht das käufliche Äpfel grün sind. Jetzt sehe ich bei
> Edeka aber rote Äpfel in der Obstabteilung.
>
> Ich mach es mal kurz:
>
> BRX4x = käuflich = kein eingebauter Widerstand.
> Dutzende andere Thyristorenlabel = käuflich = mit eingebautem
> Widerstand.
>
> Wenn Du schon quotest, dann bitte den Kontext mit verwerten.

Ich will eigentlich nur wissen, was Du mir sagen willst. Du wirfst 
verschiedene Fakten in den Raum, aber die Deutung ist mir nicht klar.

Also mit Kontext:
BRX4x = käuflich = kein integrierter Widerstand --> meine Frage: Warum 
hat er dann Halteströme größer mA und nicht µA?

Und weiter bleibt meine Frage zu Deiner Antwort: Welcher Störabstand 
wird wie durch den R_gk verändert?

von Andrew T. (marsufant)


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Matthias E. schrieb:
> Also mit Kontext:
> BRX4x = käuflich = kein integrierter Widerstand --> meine Frage: Warum
> hat er dann Halteströme größer mA und nicht µA?
>


Tja, wenn ich hier mal 3 willkürlich aus der Schublade gegriffene BRX46 
ausmesse, liefern diese Minimal-Halteströme von 17, 24, und 33 uA  @ 21 
Grad Celsius an meinem Labortisch.

Ich würde also mal behaupten, die Angabe des hier bei mir liegenden 
Intermetalldatenblattes von 1977 und die hier gemessenen Halteströme 
korrelieren ganz wunderbar.

Ich hätte bei dem Thyristoraufbau auch nix anderes erwartet.

von Achim S. (Gast)


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Andrew Taylor schrieb:
> Und genauso funktioniert auch Dein diskreter Aufbau aus 2
> Bipolartransistoren ohne R_gk einwandfrei (zumindest bei meinem
> Testaufbau).

na dann der Vollständigkeit halber noch schnell meine Ergebnisse:

diskreter Thyristor aus BC546/556 (B) ohne R_gk:
- bei Raumtemperatur zündet er auch mit offenem Gate ab einigen V 
Spannung selbsttätig
- mit etwas Eisspray verhält er sich im Prinzip wie gewünscht (lässt 
sich übers Gate zünden und schaltet bei Haltestrom von knapp 2µA ab)

Für den praktischen Einsatz ohne R_gk also nicht zu empfehlen

Matthias E. schrieb:
> meine Frage: Warum
> hat er dann Halteströme größer mA und nicht µA?
>

der Haltestrom wird groß
- wenn der Strom "am pn-Übergang vorbei kommt" ohne zur Stromverstärkung 
beizutragen (z.B. über einen explizit eingebauten R_gk)
- wenn die Stromverstärkung der bipolar-Übergänge ohnehin gering ist 
(wie bei Leistungshalbleitern üblich).

Was konkret bei einem bestimmten Thyristortyp vorliegt, kann man 
vielleicht über dessen Datenblatt erschließen. Aber bezüglich der 
tatsächlichen halbleitertechnischen Tricks und Realisierungen kratzen 
wir hier natürlich nur an der Oberfläche.

> Und weiter bleibt meine Frage zu Deiner Antwort: Welcher Störabstand
> wird wie durch den R_gk verändert?
der gegenüber ungewünschtem Zünden z.B. durch Sperrströme

von Zehnernde Diode (Gast)


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Achim S. schrieb:
:
>
> diskreter Thyristor aus BC546/556 (B) ohne R_gk:
> - bei Raumtemperatur zündet er auch mit offenem Gate ab einigen V
> Spannung selbsttätig
> - mit etwas Eisspray verhält er sich im Prinzip wie gewünscht (lässt
> sich übers Gate zünden und schaltet bei Haltestrom von knapp 2µA ab)
>

Wir alle wissen um den Zenereffekt/Avalacheffekt bei small signal 
transis .-)

> Für den praktischen Einsatz ohne R_gk also nicht zu empfehlen


Korrekt.
Wäre aber die gleiche Argumentation wenn man einen FET mit offenem Gate 
betrachtet: Wäre ebenfalls schaltungstechnisch nicht sonderlich zu 
empfehlen.

Letztlich sind sowohl FET als auch BRX irgendwie in eine Schaltung 
integriert. deise bestimmt mit den übrigen Baulemente die 
Nutzbarkeit/Verhalten/etc.

Es ist also müßig, sich hier über das Verhalten von isoliert vermessenen 
Bauelementen Gedanken zu machen. Oder höflicher gesagt: Es ist eine rein 
akademische Frage.

Ihr vermischt in eurer "Diskussion" inzwischen beides.

von Matthias E. (meb)


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Andrew Taylor schrieb:

> Ich würde also mal behaupten, die Angabe des hier bei mir liegenden
> Intermetalldatenblattes von 1977 und die hier gemessenen Halteströme
> korrelieren ganz wunderbar.

Dann muss ich mir den Apfelvergleich wohl gefallen lassen ;-) Die 
auffindbaren Datenblätter sprechen von etwa 5mA.

von Wolf (Gast)


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Genau steht da:  3 (<5) mA. Bei Rgk 1kOhm.
Und ja, Andrew hat haltestrom mit Zündstrom verwechselt.

von Achim S. (Gast)


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Zehnernde Diode schrieb:
> Korrekt.
> Wäre aber die gleiche Argumentation wenn man einen FET mit offenem Gate
> betrachtet: Wäre ebenfalls schaltungstechnisch nicht sonderlich zu
> empfehlen.

Die Diskussion um den diskret aufgebauten Thyristor ist tatsächlich eine 
akademische Spielerei (aber sein reales Verhalten hat mich halt trotzdem 
interessiert).

Dein Vergleich vom Thyristor zu MOSFET hinkt aber. Klar kann beim MOSFET 
das Gate auf alle möglichen Werte driften, wenn ich es nicht halbwegs 
definiert ansteuere. Aber wenn ich bei einem (normalen) Thyristor das 
Gate "offen" lasse (z.B. weil ich ihn über einen Optoisolator ansteuere 
und dessen Ausgang gerade hochohmig ist), dann erwarte ganz eindeutig, 
dass der Thyristor nicht von selbst zündet.

von EMV Spezialist (Gast)


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Achim S. schrieb:
>
> Dein Vergleich vom Thyristor zu MOSFET hinkt aber. Klar kann beim MOSFET
> das Gate auf alle möglichen Werte driften, wenn ich es nicht halbwegs
> definiert ansteuere.

Nö, ist die gleiche Situation.


> Aber wenn ich bei einem (normalen) Thyristor das
> Gate "offen" lasse (z.B. weil ich ihn über einen Optoisolator ansteuere
> und dessen Ausgang gerade hochohmig ist), dann erwarte ganz eindeutig,
> dass der Thyristor nicht von selbst zündet.

Du kannst das von einem normalen Thyristor erwarten.
Es geht hier aber NICHT um eine normalen Thyristor im Sinne von "sowas 
haben wir hier immer schon eingekauft".

Und da es jedoch hier nicht um einen normalen Thyristor geht, sondern um 
einen speziellen Sonderfall: Da ist jedem intelligenten Elektroniker 
klar, das da auch spezielle Effekte zu erwarten sind.

 Wolf (Gast) schrieb:
> Und ja, Andrew hat haltestrom mit Zündstrom verwechselt.

Da irrst Du wohl -- ich habe hier einen BRX44, und der hat einen 
Haltestrom von gemessenen 13 uA. Halte-, NICHT Zündstrom.
Das bestätigt doch wohl eher Andrews Angabe.

von Matthias E. (meb)


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@Achim und @Andrew
Erstmal vielen Dank für die praktischen Versuche. Ich habe natürlich 
auch Versuche gemacht und konnte einige µA feststellen.
Akademisch ja, Spielerei eher nein. Denn es geht darum, deterministisch 
zu sagen, dass der Thyristor bei bestimmten Strömen noch leitet. Also 
eine Auslegung zu finden, die ich nach Datenblatt auslegen kann, ohne 
jeden Aufbau typisch vermessen zu müssen. Und um das reproduzierbar zu 
gewährleisten muss man die Theorie verstehen.

von Andrew T. (marsufant)


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@Matthias:
Schön das es nun paßt.

Übrigens, den oben stehenden Hinweis von Diode über das Zehnern und 
damit "Selbstzünden" der selbstaufgebauten Teile bitte ernst nehmen.
d.h. beim diskreten Aufbau aus 2 Transistoren ist das schon bei kleinen 
Spannungen unter 6..10v gelegentlich zu beobachten.

Habe da gerade noch ein bischen gelesen: findest Deine 2 transistor 
Lösung ebenfalls im Buch "50 Schaltungen mit LEDs" (oder so) als 
Blinkgenerator - nutzt dort exakt diesen Effekt.

von Achim S. (Gast)


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EMV Spezialist schrieb:
> Und da es jedoch hier nicht um einen normalen Thyristor geht, sondern um
> einen speziellen Sonderfall: Da ist jedem intelligenten Elektroniker
> klar, das da auch spezielle Effekte zu erwarten sind.

ich will nicht unnütz streiten, aber um meine Ehre als halbwegs 
intelligenten Elektroniker zu retten: Zehnerdiode hatte geschrieben

Zehnernde Diode schrieb:
> Letztlich sind sowohl FET als auch BRX irgendwie in eine Schaltung
> integriert.

und darauf bezieht sich mein Widerspruch: der BRX wird sich mit offenem 
Gate nicht so undefiniert verhalten wie ein FET.

von Andrew T. (marsufant)


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Achim S. schrieb:
>
> und darauf bezieht sich mein Widerspruch: der BRX wird sich mit offenem
> Gate nicht so undefiniert verhalten wie ein FET.

Weil wir gerade so schön korinthenk...  habe ich das mal praktisch 
ausprobiert,

und siehe da: auch der BRX46 hier verhält sich in "Wohnzimmerumgebung" 
undefiniert.

Will sagen: Handempfindlichkeit bei "Herumwedeln in 20cm Abstand vom 
offenen Gate" und das Teil zündet.  Das Gate NICHT berührt.

Gegenprobe:
FET und BRX in 2 cm Abstand von elektrostatischer leitender 
Labortischauflage: Alles ruhig.

Ernsthaft, und war irgendwie zu erwarten.

> ich will nicht unnütz streiten, aber um meine Ehre als halbwegs
> intelligenten Elektroniker zu retten:

lass es.
Und der Effekt hat nix mit Deiner Ehre zu tun, sondern ist simple 
Physik.

von Wolf (Gast)


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@EMV Spezialist
 > habe hier einen BRX44, und der hat einen
Haltestrom von gemessenen 13 uA

Warum sollte ich mich irren, du misst nur anders.
Ich beziehe mich auf das Datenblatt.
1. Kennwerte
2. Diagramm: Haltestrom in Abhängigkeit vom Gatewiderstand

Darin gibt es keine Angaben mit deinem niedrigen uA-Wert.

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