Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik was spricht für tantal-elkos?


von dotm (Gast)


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Warum sollte ich eigentlich bei den Ausgängen meiner Schaltregler 
Tantalelkos verwenden wenn die teurer sind, einen höheren ESR als 
keramische haben und ausserdem grösser.
siehe z.B.
http://at.rs-online.com/web/p/keramik-multilayer-kondensatoren/7588093/
vs:
http://at.rs-online.com/web/p/tantal-elektrolytkondensator/6843907/
Was hab ich denn übersehen?
(blöde Frage zum Sonntag)

von Dietrich L. (dietrichl)


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dotm schrieb:
> Warum sollte ich eigentlich bei den Ausgängen meiner Schaltregler
> Tantalelkos verwenden

Wer sagt das denn?

Nach meinem Kenntnisstand sind Tantals dafür auch ungeeignet, da sie 
keinen hohen Rippelstrom vertragen.

Gruß Dietrich

von Bürovorsteher (Gast)


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> einen höheren ESR als keramische haben

Das kann bei manchem Schaltregler zum Problem werden, da der ESR dann zu 
klein ist. Also vorher das Datenblatt lesen.
Ich benutze nur noch Schaltregler, die für den Betrieb mit 
Keramikkondensatoren ausgelegt sind.

von dotm (Gast)


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Bürovorsteher schrieb:
> Das kann bei manchem Schaltregler zum Problem werden, da der ESR dann zu
> klein ist.

Wieso kann ein ESR bei einem Schaltregler zu klein sein? Beim 
Linearregler lass ich mir das noch einreden weil er sonst zu schwingen 
anfängt.

Dietrich L. schrieb:
> Wer sagt das denn?

Die Gewohnheit, sonst eigentlich nix.
Wenn ich die Datenblätter meiner Schaltregler durchsehe (alles neue 
Modelle) sehe ich entweder grosse gepolte Kondensatoren oder kleinere 
ungepolte die dann sowieso als Keramikkondensatoren empfohlen werden.
Hätte mir die Frage eigentlich ersparen können....

Eins noch:

Was spricht eigentlich dagegen bei meinen LDOs den notwendigen ESR des 
Tantalelkos einfach per Widerstand an einen wesentlich günstigeren 
Keramikkondensators dazuzuhängen?

von Wilhelm F. (Gast)


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Tantals haben gegenüber Alu-Becherelkos geringere Leckströme, eine 
höhere Lebensdauer, und höhere Kapazität pro Bauteilvolumen, auch sind 
sie nicht ganz so frostempfindlich. Das sind nur mal vier Eigenschaften, 
die mir aus dem Stehgreif spontan einfallen. Also sie haben durchaus 
Vorteile. Ob ESR dazu gehört, weiß ich so direkt nicht. Details müßte 
ich konkret aber mal in Bauelemente-Literatur nachschlagen.

Oder einfach nur hier:

http://de.wikipedia.org/wiki/Tantal-Elektrolytkondensator

http://de.wikipedia.org/wiki/Tantal-Elektrolytkondensator#Vor-_und_Nachteile_2

von Dietrich L. (dietrichl)


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dotm schrieb:
> Dietrich L. schrieb:
>> Wer sagt das denn?
>
> Die Gewohnheit, sonst eigentlich nix.

Meine "Gewohnheit" sagt genau das Gegenteil.
Wegen dem begrenzten erlaubten Stromrippel gab es in "meiner" Firma die 
Vorschrift:
Tantals durften als Stützkondensatoren nur verwendet werden, wenn sie 
spannungsmäßig stark überdimensioniert wurden: min. 35V bei 5V 
Versorgung.

Das ist aber schon viele Jahre her...

Gruß Dietrich

von Frank K. (fchk)


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dotm schrieb:
> Warum sollte ich eigentlich bei den Ausgängen meiner Schaltregler
> Tantalelkos verwenden wenn die teurer sind, einen höheren ESR als
> keramische haben und ausserdem grösser.

Keramikkondensatoren mit hohen Kapazitäten UND höheren Spannungen sind 
selten. z.B. 470u/35V. Versuch das mal als MLCC zu bekommen. Oder 
100u/50V.

Außerdem verlieren MLCCs einen Teil Ihrer Kapazität, wenn Du Dich der 
Nennspannung näherst, d.h. Du musst MLCCs in diesem Fall 
überdimensionieren. Tantals haben dieses Problem nicht.
Beispiel: Bei 10u/6.3V Y5R bleiben bei U=5V von den 10u nicht mal 6u 
über.

Zu Risiken und Nebenwirkungen fragen Sie also immer Ihren Apotheker oder 
den Beipackzettel.

z.B.
http://www.vishay.com/docs/23140/geninfo.pdf

fchk

von Helmut L. (helmi1)


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dotm schrieb:
> Wieso kann ein ESR bei einem Schaltregler zu klein sein?

Weil du mit dem ESR des Ausgangskondensators eine Nullstelle im 
Frequenzgang einbaust. Dadurch wird dein Regler schneller.

von dotm (Gast)


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mal langsam!

Wilhelm F. schrieb:
> Tantals haben gegenüber Alu-Becherelkos geringere Leckströme

Von Alu-Elkos rede ich ja garnicht!

Dietrich L. schrieb:
> Tantals durften als Stützkondensatoren nur verwendet werden, wenn sie
> spannungsmäßig stark überdimensioniert wurden: min. 35V bei 5V

Um Himmels Willen! um Faktor sieben überdimensioniert! Gilt das auch für 
Linearregler?
Ausserdem: Wieso hat die Spannungsfestigkeit Einfluss auf den Ripple. 
Kapazität seh ich ja ein, ESR auch...

Frank K. schrieb:
> Du musst MLCCs in diesem Fall
> überdimensionieren. Tantals haben dieses Problem nicht.

Da ist Dietrich im Post über dir aber anderer Meinung! (will ja keine 
Unruhe stiften :) )

Helmut Lenzen schrieb:
> Weil du mit dem ESR des Ausgangskondensators eine Nullstelle im
> Frequenzgang einbaust. Dadurch wird dein Regler schneller.

Wie da jetzt genau die mathematische Aufbereitung aussieht weiss ich 
nicht. Mein Hausverstand (sofern vorhanden...) sagt mir dass sobald eine 
Induktivität mit zugehörigem Serienwiderstand dabei ist, der 
Serienwiderstand eines Tantalelkos dagegen nicht ins Gewicht fällt.

von Ulrich (Gast)


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Einige Schaltregler (z.B. MC34063) brauchen beim Ausgangskondensator 
schon eine gewisse ESR, oder profitieren zumindest davon. Es wird die 
Spannung über dem Kondensator gemessen, sodass der Widerstand der Spule 
einfach an einer anderen Stelle liegt und die ESR nicht ersetzen kann.

Bei viel Rippel ist eine Überdimensionierung der Spannung schon 
angebracht: Durch den Rippelstrom erwärmt sich der Elko und dabei sinkt 
die Spannungsfestigkeit. Es muss aber eher kein Faktor 7 sein. Das 
andere ist, das die Typen für höhere Spannungen größer sind und oft mehr 
Spitzenstrom vertragen. Der Pauschale Faktor ersetzt aber nicht den 
Blick ins Datenblatt, sondern ist mehr ein Startpunkt für die Suche.

Durch die Fortschritte bei dem MLCCs kann man in einigen Fällen auch 
wirklich Tantal-Elkos ersetzen, aber halt nicht immer. Aber auch hier 
muss man dann bei der Kapazität und/oder Spannung etwas mehr ansetzen, 
weil die volle Kapazität nicht mehr bei Nennspannung gilt.

von Frank K. (fchk)


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dotm schrieb:

> Frank K. schrieb:
>> Du musst MLCCs in diesem Fall
>> überdimensionieren. Tantals haben dieses Problem nicht.
>
> Da ist Dietrich im Post über dir aber anderer Meinung! (will ja keine
> Unruhe stiften :) )

Nicht unbedingt. Ich schrieb: "Tantals haben dieses Problem nicht." 
Nämlich das des Kapazitätsverlustes. Das sie andere Schwächen haben, 
bestreite ich nicht. Dafür musst Du nur mal in die Datenblätter schauen 
und dann schauen, was für Dich in dem jeweiligen Fall passt.

Und dass die Rohstoffe von Tantal-Kondensatoren unter ethisch 
fragwürdigen Umständen gewonnen werden, ist auch kein Geheimnis.

fchk

von dotm (Gast)


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Ulrich schrieb:
> Einige Schaltregler (z.B. MC34063) brauchen beim Ausgangskondensator
> schon eine gewisse ESR, oder profitieren zumindest davon. Es wird die
> Spannung über dem Kondensator gemessen, sodass der Widerstand der Spule
> einfach an einer anderen Stelle liegt und die ESR nicht ersetzen kann.

Falls du Lust und Zeit hast dan erklär mir das doch genauer. Ich hab das 
Datenblatt kurz überflogen und seh keinen Unterschied zu den anderen 
Schaltreglern.
Wenn Q1 ab ist fliesst der Strom über den ESR der Spule in den 
Ausgangskondensator und somit sind die beiden ESR in Serie.
Wenn Q1 an ist dann ist der ESR sowieso nur Ausschlaggebend für den 
maximalen Strom in die Last.

von dotm (Gast)


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Frank K. schrieb:
> Und dass die Rohstoffe von Tantal-Kondensatoren unter ethisch
> fragwürdigen Umständen gewonnen werden, ist auch kein Geheimnis.

Ich bestelle generell nur Fair-Trade-Tantals aus biologischem Anbau...

von Helmut L. (helmi1)


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dotm schrieb:
> Wenn Q1 ab ist fliesst der Strom über den ESR der Spule in den
> Ausgangskondensator und somit sind die beiden ESR in Serie.
> Wenn Q1 an ist dann ist der ESR sowieso nur Ausschlaggebend für den
> maximalen Strom in die Last.

Dann stelle mal die Übertragungsfunktion der Schaltung auf und dann die 
gesammte Übertragungsfunktion der kompletten Reglers. Da wirst du 
feststellen das dieser ESR an der Phasenreserve des Reglers was ändert.

von dotm (Gast)


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Helmut Lenzen schrieb:
> Dann stelle mal die Übertragungsfunktion der Schaltung auf und dann die
> gesammte Übertragungsfunktion der kompletten Reglers. Da wirst du
> feststellen das dieser ESR an der Phasenreserve des Reglers was ändert.

ääääh. mach ich morgen oder so :) bisdahin glaub ich dir einfach.

von Falk B. (falk)


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@ Frank K. (fchk)

>Und dass die Rohstoffe von Tantal-Kondensatoren unter ethisch
>fragwürdigen Umständen gewonnen werden, ist auch kein Geheimnis.

Jaja, das grüne Gewissen. Schau dir mal an wie divere andere Rohstoffe 
gewonnen werden. Kupferminien in Chile? Eisenerzabbau weltweit? etc. pp.
Wenn du politisch, ökologisch korrekt sein willst, stehtst du nackig da.

von Alles relativ (Gast)


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Bei einem Schaltregler wird es evt. keine Rolle spielen, der Betrag des 
ESR ist, wenn gleich auch hoeher, ueber fast den gesamten 
Frequenzbereich recht konstant waerend er sich bei den MLCC bei 
niedrigen Frequenzen im Audiobreich relativ stark aendert.

Als Gedanke, ob es wirklich eine Rolle spielt?

Bild: 
johansondielectrics.com/technical-notes/product-training/basics-of-ceram 
ic-chip-capacitors.html

von Alles relativ (Gast)


Angehängte Dateien:

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Falsches Bild, ESR vs Freq.

von Dietrich L. (dietrichl)


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dotm schrieb:
> Dietrich L. schrieb:
>> Tantals durften als Stützkondensatoren nur verwendet werden, wenn sie
>> spannungsmäßig stark überdimensioniert wurden: min. 35V bei 5V
>
> Um Himmels Willen! um Faktor sieben überdimensioniert! Gilt das auch für
> Linearregler?

Das gilt für Stützkondensatoren - egal woher die Schaltung versorgt 
wurde. Im damaligen Fall waren es Geräte in einer 19"-Etage mit 
zentraler 5V-Versorgung.

> Ausserdem: Wieso hat die Spannungsfestigkeit Einfluss auf den Ripple.
> Kapazität seh ich ja ein, ESR auch...

Da müsstest Du "unsere" Elektronik-Prüfabteilung fragen, die das 
festgelegt hatte; die existiert aber nach etlichen Umorganisationen 
nicht mehr. Ich weiß den genauen Grund nicht.

Gruß Dietrich

von MaWin (Gast)


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> Warum sollte ich eigentlich bei den Ausgängen meiner Schaltregler
> Tantalelkos verwenden

Du sollst ja auch nicht.

Früher gab es keine hochkapazitiven Keramiks und niederohmigen Elkos, da 
hat man manchmal Tantals eingesetzt, aber es auch wieder bereut weil sie 
nicht schaltfest sind.

Heute nimmt man sie höchstens noch als hochkapazitive kleine 
Kondensatoren mit niedrigem Reststrom bei Timinganwendungen 
"Minutentimer".

Die Tantalkondensatorenhersteller versuchen zwar, etwas bessere Tantas 
herzustellen, aber auf Grund der Rohstoffproblematik sollte man als 
Entwickler trotzdem die Finger davon lassen, auch wenn hochkapazitive 
Keramiks ebenfalls unzuverlässig sind und mit Edelmetallen auch ein 
Rohstoffproblem darstellen.

von MaWin (Gast)


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> Einige Schaltregler (z.B. MC34063) brauchen beim Ausgangskondensator
> schon eine gewisse ESR,

Der MC34063(uA78S40) war der erste Schaltregler, mit dem ich erfolgreich 
und zuverlässig damalige Tropfentantals gesprengt habe...

von Warlord (Gast)


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Der Abbau von Tantal unterstützt die Warlords im Kongo!

Daher, Verzicht auf Tantals wo immer es geht.

von Ralf G. (ralg)


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dotm schrieb:
> Ausserdem: Wieso hat die Spannungsfestigkeit Einfluss auf den Ripple.

Dietrich L. schrieb:
> Da müsstest Du "unsere" Elektronik-Prüfabteilung fragen, die das
> festgelegt hatte; die existiert aber nach etlichen Umorganisationen
> nicht mehr. Ich weiß den genauen Grund nicht.

Wenn Dietrichs Theorie stimmt, dann wegen der sinkenden Kapazität?

dotm schrieb:
> Frank K. schrieb:
>> Du musst MLCCs in diesem Fall
>> überdimensionieren. Tantals haben dieses Problem nicht.
>
> Da ist Dietrich im Post über dir aber anderer Meinung! (will ja keine
> Unruhe stiften :) )

von Dot M. (dotm)


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Ich hab mal alles unter 33µ durch MLCC ersetzt, alles super.

Das einzige Problem welches bleibt ist ein Schaltregler den ich gerade 
überarbeite.
Ich hab den LT1308B im Sepic Design aufgebaut und zwar um ein SIM900 
Modem mit 4,5V zu betreiben.
Es funktioniert im Prototypenaufbau gut, aber Aufgrund des 
Entwicklungsprozesses ist es eine eigenartige Lösung.

Ich hab zunächst den LT1308B ähnlich dem Datenblatt aufgebaut mit 220µ 
Tantal im Ausgang. Haut hin.

Dann hab ich das Sim900 angeschlossen (welches ich zunächst getrennt 
behandelt hatte) und mir den Spannungseinbruch bei den Sendebursts 
angesehen, Da werden ja 2A gezogen, das kann de LT1308B nicht mehr im 
kompletten Eingangsspannungsbereich.
Lt. Datenblatt sind 400mV Einbruch zulässig. Dazu hab ich einfach 
ausprobiert was ich da hatte, ab 4mF bewegt sich die Versorgungsspannung 
im Bereich der Spezifikationen, ab 1mF funktionierts generell.
Am Demoboard für das SIM900 welches ich mir besorgt hatte sind 2x1mF 
drauf.
Das sind jetzt normale Alu Elkos.

Nach neuzeichnen des Schaltplans hab ich jetzt 220µ Tantal parallel zu 
4,7mF Alu.
Entweder ich nehm das jetzt so hin (weils ja funktioniert) oder ich 
machs nochmal neu (weils eigentlich ein Pfusch ist).
Fakt ist jedenfalls dass ich >4mF brauche um die Bursts abzufedern 
(ausser mir ist das Datenblatt komplett egal).
Fakt ist aber auch dass ich keinen Tantalelko mit dieser Kapazität 
finde. Vielleicht 4x1mF, aber das kostet...

Die weitere Vorgehensweise kann ich jetzt nur erahnen. Das Datenblatt 
des Alu Elkos gibt mir keinen ESR an sondern den tanδ bei 120 Hz (lässt 
sich der ESR ausrechnen).
Die Schaltfrequenz des LT1308B liegt bei 600kHz, wüsste ich da den ESR 
oder tanδ könnte ich den Ripplestrom und die Ripplespannung abschätzen 
wenn ich nur den Alu-Elko verwende und ausmachen ob das im Bereich der 
Spezifikationen meines Moduls als auch meines Elkos liegt.

So wie ich das sehe ist nämlich die Ripplespannung gleich dem 
Schaltstrom mal ESR und der Schaltstrom ist gemittelter Sromverbrauch 
mal ~zwei (oder liegt es am Tastverhältnis? was ist da der worstcase?).

Diese schöne Grafik stammt aus Wikipedia:
http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Elko-Impedanzverlauf-mit-ESR.svg
und daraus würde ich fast schliessen dass sich da garnicht soooviel 
ändert zu höheren Frequenzen hin was den ESR betrifft. Vielleicht erspar 
ich mir eventuell ein herumgerechne?

Ich frag mich langsam auch ob ich dazu tendiere alles verzukomplizieren. 
Oder sind solche grundsätzlichen Betrachtungen schon sehr notwendig? Ich 
will mir halt nicht für JEDES Bauelement in dem eh schon grossen 
Schaltplan den Kopf zerbrechen müssen.
Fragen kann ich nur euch hier, meine Freunde sind alle 
Geisteswissenschaftler :)

von Wilhelm F. (Gast)


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Ralf G. schrieb:

> Wenn Dietrichs Theorie stimmt, dann wegen der sinkenden Kapazität?

Elektrolytkondensatoren bauen natürlich bei höheren Spannungen und viel 
Ripple gerne mal größere Oxidschichten auf, auch da, wo sie es nicht 
sollen. Tiefere Poren in der rauhen Oberfläche verstopfen schon mal 
irreversibel ganz, da sinkt dann die Gesamtkapazität. Mit ein Grund 
auch, weshalb Elkos bei bestimmtem Ripple nach einer Weile unbrauchbar 
geworden sind.

Die Tropfenform-Tantals gibt oder gab es übrigens auch als Flüssig-Elko, 
nicht nur in der fest gesinterten Form mit Braunstein. Man sieht es 
äußerlich also nicht unbedingt.

von Gerd E. (robberknight)


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dot m. schrieb:
> Die weitere Vorgehensweise kann ich jetzt nur erahnen. Das Datenblatt
> des Alu Elkos gibt mir keinen ESR an sondern den tanδ bei 120 Hz (lässt
> sich der ESR ausrechnen).

Das ist der Wink mit dem Zaunpfahl daß es die falschen Elkos für einen 
Schaltregler sind.

Wenn die Elkos ordentlichen Ripplestrom aushalten und niedrigen ESR 
haben, gibt der Hersteller das an (ist ja vorteilhaft). Wenn die Werte 
dagegen nicht so gut oder unzuverlässig über die Chargen sind, werden 
sie weggelassen.

Mein Vorschlag: Such nach nem Regler, der Dir Deine 2A zuverlässig 
liefern kann anstatt ne Kondensatorbank zu bauen. Dann reichen kleine 
Kapazitäten aus und da hast du genug Auswahl bei guten&günstigen Elkos.

von dotm (Gast)


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Gerd E. schrieb:
> Mein Vorschlag: Such nach nem Regler, der Dir Deine 2A zuverlässig
> liefern kann anstatt ne Kondensatorbank zu bauen. Dann reichen kleine
> Kapazitäten aus und da hast du genug Auswahl bei guten&günstigen Elkos.

Das ist in dem Fall nicht möglich, da der Regler nach Supercaps sitzt.
Das ist der einzige der bei der niedrigen Eingangsspannung noch 
ausreichend Strom liefern kann (funktioniert im Moment zuverlässig ab 
1.2V).
Ich glaube es kommen in Zukunft sicher noch weitere Regler auf den Markt 
mit niedriger Eingangsspannung weil sich Supercaps immer mehr 
verbreiten. Im Moment gibt es aber nur genau DEN.
Auch muss es Sepic sein, sonst verschenke ich Kapazität weil ich meine 
Supercaps nicht voll aufladen kann (muss also auch runter regeln 
können).
Eine weiterer Faktor ist der Leerlaufstrom. Regler die mir die 2A im 
Handumdrehen liefern saugen dann auch die Supercaps leer ohne Last.
Zuletzt: Die 2A Bursts sind ganz kurz. Eigentlich kein Thema die mit 
einer ausreichend grossen Kapazität abzufangen. Es funktioniert ja im 
Moment.
Es bleibt also keine andere Option (zumindest wie ich das sehe).
Ich denke ich werde aufs Rechnen zunächst verzichten und die 
Kondensatoren mal so wie sie sind ins Layout reinnehmen (220uF 
Tantal||4700uF alu). Für den Alu-Elko such ich mir eine Version mit 
geringen ESR und bestücke den Tantal zunächst nicht. Ist der Ripple im 
Betrieb im grünen Bereich lass ichs einfach so.
Irgendwann in einem weniger hektischen Moment werd ich das ganze 
eingehender sezieren. Man kann ja nicht ewig nur basteln :)

von Gerd E. (robberknight)


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Ok. Beachte das die Regeleigenschaften von Schaltreglern mit großen 
Kapazitäten hintendran meist schlechter werden.

Auch solltest Du Dir Gedanken machen um den Einschaltmoment sowie die 
Zeit nach dem kurzen Sende-Burst. Dann müssen nämlich die Kondensatoren 
(wieder) geladen werden und Du hast quasi einen Kurzschluss hinten am 
Regler. Der muss damit umgehen können. Gleichzeitig sollte der Regler 
oder die Spulen nicht in Flammen aufgehen, wenn dann doch mal der 
Sendetransistor durchlegiert ist oder ähnliches.

Schau Dir das Datenblatt von Deinem Regler zu diesen Themen mal genauer 
an.

von dotm (Gast)


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Gerd E. schrieb:
> Auch solltest Du Dir Gedanken machen um den Einschaltmoment sowie die
> Zeit nach dem kurzen Sende-Burst. Dann müssen nämlich die Kondensatoren
> (wieder) geladen werden und Du hast quasi einen Kurzschluss hinten am
> Regler. Der muss damit umgehen können

Ein guter Punkt. Ich war zunächst nicht sicher ob der Regler in eine so 
grosse Kapazitive Last überhaupt starten kann (ohne z.B. abzurauchen).
Er tuts ohne Probleme (steht auch im Datenblatt so drin).
Das Modem wird über den Shutdow-Pin vom Regler bei Bedarf vom MCU in 
Betrieb genommen oder auch komplett vom Saft getrennt.
Ich war ganz schön baff als beim ersten mal Regler einschalten durch den 
MCU der JTAG-Debugger abstürzte.
Lösung: Mein (AC-DC)Schaltnetzteil davor ging in die Knie (kann nur 3W) 
-> einbruch in der MCU-VErsorgung, also brauchts die selbe dicke 
Kapazität vorm SEPIC wie hinterher. Und die muss erstmal voll sein.
Eine Frage des Timings. Wenn die Supercaps mal geladen sind ist genug 
Energiereserve da.

Gerd E. schrieb:
> sowie die
> Zeit nach dem kurzen Sende-Burst.

Nach jedem Burst muss der Kondensator um etwa 400mV auf die Sollspannung 
geladen werden. Im Vergleich zum starten in den leeren Elko eigentlich 
eine Lapalie. Viel Zeit hat er dafür aber nicht, es sind ja ein Haufen 
Bursts. Mit sinkender Eingangsspannung wird irgendwann mal die 
Strombegrenzung dafür sorgen dass die Ausgangsleistung nicht mehr 
ausreicht. Dann kann man zusehen wie die Einzelnen Bursts den Elko leer 
saugen bis sich das Modem resettet.
Das ist bei mir bei etwa 1.1V.
Unbelastet kann der LT1308B bei mir noch bei 0.8V anstarten (Im 
Datenblatt steht 1V).
Eigentlich ein tolles Teil!

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