Forum: Ausbildung, Studium & Beruf arbeiten in der CH, als Süddeutscher wie ist es


von Süddeutscher (Gast)


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Hallo, arbeite derzeit in BaWü als Ing und spreche auch südbadischen 
Dialekt. Wie ist es in der CH zu arbeiten? man hört ja sehr oft über 
Deutschfeindlichkeit da, ist es auch so krass wenn man südbadisch 
spricht? oder ist das ganze generell nicht so krass wie man aus den 
Medien hört? was habt ihr so für Erfahrungen gemacht wenn man in der CH 
arbeitet?

und noch was, ich wollte als Grenzgänger arbeiten, habe gehört, dass sie 
total schlecht angesehen in der CH, stimmt das?

von Commander (Gast)


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Das ist möglicherweise schwierig - mich hat man in Bayern schon als 
Saupreussen beschimpft und wollte mir aufs Maul hauen - 5 gegen einen - 
hab nur gesagt, holt noch ein paar Freunde, dann wird es ein fairer 
Kampf..

Das hängt ganz von deiner Persönlichkeit ab - ob du das hinkriegst - 
versuchs einfach und lerne.

von Süddeutscher (Gast)


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HeinerAlarm schrieb im Beitrag #3293392:
> Oh man, erfinde doch zumindest mal neue Geschichten und ändere nicht
> einfach nur deinen Nick ... Zuckerle.

ich bin weder Zuckerle noch Heiner, sondern einfach jemand der etwas 
über die Schweiz und Deutsche erfahren möchte. Also wie fühlen sich 
Deutsche in der Schweiz, man hört ja vieles drüber. Mehr nicht. 
Bezüglich Heiner und Zuckerle hab ich meine eigene Theorie, nämlich 
Heiner ist Zuckerles unehelicher Sohn, der darunter leidete, dass sein 
Vater nie da war, sondern immer weltweit auf IBN.

aber zurück zum Thema, wie ist es euch Deutschen in der Schweiz ergangen 
als ihr dort hin zu arbeiten gegangen seid? hattet ihr ein gutes 
Arbeitsumfeld? hattet ihr Anfeindungen? oder gab es eher anfeindungen im 
privaten Bereich oder gar beides?

von (prx) A. K. (prx)


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Süddeutscher schrieb:
> ist es auch so krass wenn man südbadisch spricht?

Wobei südbadischer Dialekt nicht nur geografisch der Schweiz nahe liegt.

> und noch was, ich wollte als Grenzgänger arbeiten, habe gehört, dass sie
> total schlecht angesehen in der CH, stimmt das?

Wenn die Schweizer eines Tages alle Deutschen rauswerfen sollten, dann 
kollabiert deren Gesundheitssystem. Wohin du auch blickst findest du 
Deutsche, von der Pflege bis zum Arzt. Also ganz so schlimm kanns nicht 
sein.

Nope. Hängt aber vom Charakter ab. Deutsche haben ein direkteres 
Auftreten als Schweizer, was denen schon mal sauer aufstossen kann.

von Jo S. (Gast)


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Süddeutscher schrieb:
> ich bin weder Zuckerle noch Heiner, sondern einfach jemand der etwas
> über die Schweiz und Deutsche erfahren möchte.


Man soll es mit der Heiner-Phobie nicht übertreiben!

Deutsche in der CH: wenn man sich in einem Gastland zurückhaltend 
benimmt und sich den Gepflogenheiten anpaßt, dann dürfte es keine 
Probleme geben.

Die Schundzeitung BLICK (=Pendant zur BILD) schürt antideutsche 
Klischees. Es ist also eine aufgebauschte Medienkampagne. Ich würde mich 
davon nicht sonderlich beeindrucken lassen.

Das Südbadische ist doch dem Schwitzerdütsch sehr ähnlich, vielleicht 
wirst du sogar als Schweizer wahrgenommen.    ;)

Wieviel wird dort bezahlt?

von Jo S. (Gast)


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Als Grenzgänger unterliegt man der hohen dt. Besteuerung. Es wäre 
ratsam, sich in der CH einen Wohnsitz zuzulegen (ev. nur per forma bei 
einem Kollegen anmelden). Steuern un Sozialabgaben sin wesentlich 
niedriger in der CH. Zudem kann man in D steuerfrei einkaufen.

Infos:  http://www.comparis.ch

von Süddeutscher (Gast)


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Jo S. schrieb:
> Als Grenzgänger unterliegt man der hohen dt. Besteuerung. Es wäre
> ratsam, sich in der CH einen Wohnsitz zuzulegen (ev. nur per forma bei
> einem Kollegen anmelden). Steuern un Sozialabgaben sin wesentlich
> niedriger in der CH. Zudem kann man in D steuerfrei einkaufen.
>
> Infos:  http://www.comparis.ch

ja kenne comparis, dachte daher an einen Wohnsitz im Elsass, spreche 
auch franz.

von (prx) A. K. (prx)


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Jo S. schrieb:
> Zudem kann man in D steuerfrei einkaufen.

Wenn er das noch nicht gemerkt hat, dann lebt er nicht in Südbaden. ;-)

von Jo S. (Gast)


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Achja, stimmt, die Geschäfte sind voll mit Schweizern  :)

von Süddeutscher (Gast)


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A. K. schrieb:
> Wenn er das noch nicht gemerkt hat, dann lebt er nicht in Südbaden. ;-)

eben, 500 g Frischfleisch ist drin, 4 kg eingemachtes Fleisch, ließt man 
an der Grenze an jeder Metzgerei.

von Jo S. (Gast)


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Süddeutscher schrieb:
> dachte daher an einen Wohnsitz im Elsass, spreche auch franz.

Wie hoch sind die Sozialabgaben in F?

von Süddeutscher (Gast)


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Jo S. schrieb:
> Wie hoch sind die Sozialabgaben in F?

etwas weniger als in DE, dafür sind Mieten bzw. Immobilien günstiger, da 
viel Flachland.

Die Top Kombi im Dreilandeck ist, arbeiten in der CH, einkaufen in DE 
und wohnen in FR, wobei sich in FR jeder "Handwerker" schimpfen darf, 
der meint das zu können ausser bei Elektrik, daher ist bauen da sehr 
günstig.

von (prx) A. K. (prx)


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Süddeutscher schrieb:
> spreche auch franz.

Na also, die Welschschweizer gelten als toleranter als die 
Deutschschweizer. Ok, Grenzgänger ist dann natürlich schwieriger.

Denen ist auch dein Dialekt egal. ;-)

von Michael S. (e500)


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Also wir arbeiten sehr eng mit einem Schweizer Unternehmen und ich kann 
da durch die Bank nur positives berichten.

Die Schweizer haben was Business angeht noch Anstand, es zählt "Ein Mann 
ein Wort!" und sie sind (und das betrifft sehr sehr viele Bereiche) auf 
"Ausländer" absolut angewiesen und wissen das auch.

Schlaue Unternehmer behandeln ihre ausländischen Mitarbeiter sehr gut 
und unterstützen sie auch bei ihrem Vorhaben.
Es ist ratsam, NICHT im "Ausland" (also D) wohnen zu bleiben aus 
mehreren Gründen: Steuer wurde angesprochen und zudem kommen dann so 
Punkte wie tägliche Fahrtzeit, wenn es ein paar km sind dann nervt das 
auf Dauer.

Beim Gehalt muss man eben aufpassen, Schweiz ist sehr teuer was 
Lebensunterhalt (Wohnung, essen) angeht, da sieht ein "tolles Gehalt" 
zwar zunächst für einen D auch wirklich toll aus, relativiert sich dann 
aber schnell.

von Jo S. (Gast)


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Süddeutscher schrieb:
> Jo S. schrieb:
>> Wie hoch sind die Sozialabgaben in F?

Fehler: ich meinte eigentlich die Steuern, Soz.-Abg.  sind dann in CH 
fällig.

von (prx) A. K. (prx)


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Jo S. schrieb:
> Achja, stimmt, die Geschäfte sind voll mit Schweizern  :)

Nicht nur das. An schönen Tagen ist auch die Touristik im Schwarzwald 
voll mit Schweizern. Es mag komisch klingen, dass ein Schweizer, der in 
die Berge will, dazu nach Deutschland fährt, aber für einen 
Nordwestschweizer ist das näher dran und erheblich billiger. Ausserdem 
kann er dann auf den Strassen die Sau rauslassen. ;-)

von Wilhelm F. (Gast)


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Ein Bekannter von mir, Kölsch-Braumeister in Köln, wurde mal in Basel 
abgeworben, und versuchte das tatsächlich. Die Schweizer wollten mal 
deutsches Bier brauen. Der Kölner war schnell wieder zurück in der 
Heimat. Er vertrug es nicht gut, als er da beschimpft wurde, er würde 
Einheimischen den Arbeitsplatz weg nehmen. Er brach dann sehr bald ab. 
Die Benehmenskultur gegen Fremde miserabel.

Dabei brachte er doch eigentlich was gutes da hin, wie es gewünscht 
wurde.

von (prx) A. K. (prx)


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Kein Wunder. Es kommt selten gut an, wenn man im Ausland den 
Einheimischen klar macht, wo der Barthel den Most holt. Nicht einmal 
dann, wenn man eigens dafür geholt wurde.

von Wilhelm F. (Gast)


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A. K. schrieb:

> Kein Wunder. Es kommt selten gut an, wenn man im Ausland den
> Einheimischen klar macht, wo der Barthel den Most holt. Nicht einmal
> dann, wenn man eigens dafür geholt wurde.

Interessante Betrachtungsweise.

von Andreas B. (andreasb)


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Süddeutscher schrieb:
> Deutschfeindlichkeit da, ist es auch so krass wenn man südbadisch
> spricht?

Der Dialekt spielt keine so grosse rolle, du wirst immer als Deutscher 
erkennt, da du es kaum schaffen wirst den Schweizer Dialekt zu lernen.

Ich bin Schweizer, und wir haben viele Deutsche in der Firma, von der 
Deutschfeindlichkeit höre ich nur aus den Medien.

Natürlich kannst du immer mal Pech haben, aber wird wohl kaum die Regel 
sein...

Im schlimmsten Fall musst du Hochdeutsch sprechen, damit du verstanden 
wirst, aber ich spreche mit den Deutschen ja auch hochdeutsch und nicht 
im Dialekt...

> und noch was, ich wollte als Grenzgänger arbeiten, habe gehört, dass sie
> total schlecht angesehen in der CH, stimmt das?

Nein, kann ich so nicht bestätigen. Gibt es vor allem an der Grenze 
recht viele die das machen.


Wenn du skeptisch bist, kannst du ja bei einer Firma mal vorbei gehen 
und schauen wie die auf dich reagieren, wenn schon Deutsche da arbeiten 
kannst du die ja mal fragen, ansonsten denke ich wirst du schon merken 
wenn die dich nicht mögen... Muss dann aber nicht zwangsweise an der 
Nationalität liegen :-P

Viel Erfolg!

mfg Andreas

von Süddeutscher (Gast)


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Andreas B. schrieb:
> Viel Erfolg!
>
> mfg Andreas

danke Andreas. Das klingt sehr gut, darf ich fragen in welcher Gegend 
der CH du arbeitest?

von (prx) A. K. (prx)


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Andreas B. schrieb:
> Im schlimmsten Fall musst du Hochdeutsch sprechen, damit du verstanden
> wirst, aber ich spreche mit den Deutschen ja auch hochdeutsch und nicht
> im Dialekt...

Wobei ich als grenznaher Deutscher auch schon mit Leuten eines Schweizer 
Anbieters zu tun hatte, die bei uns nach entsprechender Rückfrage auf 
Dialekt übergingen. Es ist spürbar, dass sich die Schweizer darin doch 
wohler fühlen als im Hochdeutschen.

von Yalu X. (yalu) (Moderator)


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Süddeutscher schrieb:
> man hört ja sehr oft über
> Deutschfeindlichkeit da, ist es auch so krass wenn man südbadisch
> spricht? oder ist das ganze generell nicht so krass wie man aus den
> Medien hört?

Als (hörbarer) Südbadener stehst du bei den Schweizern sicher etwas 
besser da als ein Norddeutscher.

Aber vielleicht stellt sich das Problem für dich auch gar nicht so sehr: 
Ich hatte mal im Rahmen eines Projekts mit einer grenznahen Schweizer 
Firma zusammengearbeitet. Die Abteilung, mit der ich zu tun hatte, 
bestand bis einschließlich Abteilungsleiter komplett aus Deutschen. Ich 
schätze, das könnte bei anderen grenznahen Firmen ähnlich sein.

A. K. schrieb:
> Es kommt selten gut an, wenn man im Ausland den
> Einheimischen klar macht, wo der Barthel den Most holt.

Hier ging's aber um Bier ;-)

von P. M. (o-o)


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Deutsche sind laut, kommunikativ, direkt, streitlustig - die Schweizer 
sind zurückhaltend, diplomatisch, konfliktscheu. Somit ist es völlig 
logisch, dass man als Deutscher in der Schweiz schnell als extrem 
arrogant und frech gilt. Von einem Ausländer akzeptiert man das erst 
recht nicht. Wenn man sich als Deutscher dessen bewusst ist und seine 
Umgangsformen den schweizerischen Gegebenheiten anpasst, dann wird man 
aber mit den Schweizern gut klar kommen - letztlich ist die Mentalität 
zwischen Deutschen und Schweizern nämlich bis auf den genannten 
Kommunikationsstil extrem ähnlich.

von Süddeutscher (Gast)


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Yalu X. schrieb:
> Die Abteilung, mit der ich zu tun hatte,
> bestand bis einschließlich Abteilungsleiter komplett aus Deutschen. Ich
> schätze, das könnte bei anderen grenznahen Firmen ähnlich sein.

ja wir hatten auch mal ein Projekt mit einer schweizer Firma, 
Projektleiter war ein Türke, deutscher Herkunft, Rest alles Deutsche. 
Von dem her hast Du echt Recht :-)

von (prx) A. K. (prx)


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Yalu X. schrieb:
> Die Abteilung, mit der ich zu tun hatte,
> bestand bis einschließlich Abteilungsleiter komplett aus Deutschen.

Insbesondere in der Technik. Die Schweizer werden anscheinend lieber 
Banker als Techniker. ;-)

von Süddeutscher (Gast)


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A. K. schrieb:
> Insbesondere in der Technik. Die Schweizer werden anscheinend lieber
> Banker als Techniker. ;-)

kenne einen BWLer der in St. Gallen promoviert. Der wollte da BWL 
MASTER(!!) etwas anhand einer Hesse Matrix erklären.

Danach wurde er gefragt, was eine Matrix den sei .....

von (prx) A. K. (prx)


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P. M. schrieb:
> die Schweizer sind zurückhaltend, diplomatisch, konfliktscheu.

Naja... Wenn ich mich an manche Schweizer TV-Diskussion erinnere, dann 
fliegen da auch mal die Fetzen bis es kracht. Also ein ordentlicher 
Konflikt darf schon sein, aber man will bitteschön am Ende einen 
passablen Kompromiss sehen, mit dem alle irgendwie leben können, keine 
einseitige Entscheidung. Und wenns dann halt ein Bissel länger dauert, 
bis man da angekommen ist.

von Ulrich S. (voodoofrei)


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Wilhelm F. schrieb:
> Ein Bekannter von mir, Kölsch-Braumeister in Köln, wurde mal in Basel
> abgeworben, und versuchte das tatsächlich. Die Schweizer wollten mal
> deutsches Bier brauen.

Und da haben die ausgerechnet einen "Kölsch-Braumeister" geholt? 
HAHAHAHAHAHA!!!

von Wilhelm F. (Gast)


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A. K. schrieb:

> Insbesondere in der Technik. Die Schweizer werden anscheinend lieber
> Banker als Techniker. ;-)

Das ist bei den Luxemburgern auch exakt so. Was sie nicht haben, kaufen 
sie in den Nachbarländern. Wobei es dort extremer ausgeprägter ist als 
in der Schweiz, das Ländchen mit drei Nachbarländern nebendran ist 
erheblich kleiner. Ingenieure und weitere Akademiker holen sie wegen der 
Muttersprache aus Frankreich und Belgien, Arbeiter aus Deutschland. Ein 
einziger Bekannter schaffte es in Luxemburg zum Leiter.

Ein anderer Bekannter, der sich mit Französisch schwer tat, flog gerade 
raus.

von Süddeutscher (Gast)


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Wilhelm F. schrieb:
> Ein anderer Bekannter, der sich mit Französisch schwer tat, flog gerade
> raus.

kein Problem, ich spreche fließend französisch. Aber das ist in der 
Deutsch-Schweiz nicht so wichtig?

wie ich raus lese ist vieles Medienschei.... also soll ich es ruhig mal 
versuchen und das werde ich auch. Vielen Dank soweit. Aber bin gerne 
weiter gespannt auf weitere Meinungen und Erfahrungen.

von (prx) A. K. (prx)


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Süddeutscher schrieb:
> kein Problem, ich spreche fließend französisch. Aber das ist in der
> Deutsch-Schweiz nicht so wichtig?

Kommt drauf an, wohin sich deine zukünftige Firma orientiert. Immerhin 
ist Französisch die zweitwichtigste Sprache der Schweiz. Fliessendes 
Französisch kann sich da auch als Vorteil herausstellen.

von Andreas B. (andreasb)


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Süddeutscher schrieb:
> Andreas B. schrieb:
>> Viel Erfolg!
>>
>> mfg Andreas
>
> danke Andreas. Das klingt sehr gut, darf ich fragen in welcher Gegend
> der CH du arbeitest?

Raum Zürich. Nicht in der Stadt Zürich selbst.

A. K. schrieb:
> Süddeutscher schrieb:
>> kein Problem, ich spreche fließend französisch. Aber das ist in der
>> Deutsch-Schweiz nicht so wichtig?
>
> Kommt drauf an, wohin sich deine zukünftige Firma orientiert. Immerhin
> ist Französisch die zweitwichtigste Sprache der Schweiz. Fliessendes
> Französisch kann sich da auch als Vorteil herausstellen.

Je nach dem was du Herstellst, bei uns in der Firma ist auch vieles 
dreisprachig (DE, FR, IT), und ist dann sicher kein Nachteil.


mfg Andreas

von Heiner (Gast)


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Süddeutscher schrieb:
> kein Problem, ich spreche fließend französisch.

haha:

Beitrag "Re: Bertrandt gut?"

von Amateur (Gast)


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Alle meine Bekannten, die in der Schweiz gearbeitet haben, sagten mir:
- Bleib weg! Wenn Du nicht mußt.
- Ein teures Pflaster.
- Viele Hinterwäldler bei uns sind dagegen Kosmopolit.
- Und die meisten Ossis dagegen Ausländerfreundlich.

von Jo S. (Gast)


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Es ist allgemein bekannt, daß die Schweiz kein Billigland ist.

Die Deutschen sind die unbeliebteste Ausländergruppe - das liegt 
bestimmt nicht nur an den Schweizern.  ;)

von Schweizer (Gast)


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>>Die Deutschen sind die unbeliebteste Ausländergruppe - das liegt
>>bestimmt nicht nur an den Schweizern.  ;)

So'n blödsinn... Was jedoch zutrifft, ist dass die Schweizer (mich 
eingeschlossen) der Zuwanderung vermehrt kritisch gegenüberstehen. Dies 
da diese eine der Hauptursache für viele Probleme ist (stark steigende 
Mieten und Häuserpreise, Verkehrsinfrastruktur die am Limit läuft, 
sinkendes BIP pro Kopf, stagnierende bis sinkende Reallöhne (vor allem 
bei Gebildeten ing's, etc), Dauerhaft steigende Erwerbslosenquote, 
etc...

von yannik (Gast)


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Schweizer (Gast): Die selben Regeln gelten überall in der EU (und deren 
Fahrwasser) und die Norweger stellen sich nicht an, dass Schweden oder 
Dänen in Norwegen arbeiten und vice versa, gleiches gilt für viele 
andere Länder. Vielleicht gibt es wirklich eine Xenophobekomponente in 
der schweizer Bevölkerung (siehe Minarettbauverbot etc.) - selbst in 
Brandenburg und Sachsen gibt's nichts vergleichbares;)

von (prx) A. K. (prx)


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yannik schrieb:
> Fahrwasser) und die Norweger stellen sich nicht an, dass Schweden oder
> Dänen in Norwegen arbeiten

Stimmt. Einer der ersten Norweger, dem ich mal nach Ankunft in Oslo 
begegnete, war ein deutscher Busfahrer. In Deutschland wäre er Türke 
gewesen, aber dort war er Deutscher.

Aber mal sehen wie das läuft, wenn die norwegischen Öl- und Gasquellen 
nicht mehr so sprudeln.

> selbst in Brandenburg und Sachsen gibt's nichts vergleichbares;)

Das liegt aber nicht an höherer Einsicht der Neufünfländer, sondern am 
plebiszitären System der Schweiz, in dem ein Spezl wie Blocher sein 
Unwesen treiben kann. Das hat eben Vor- und Nachteile.

von Auch ein Schweizer (Gast)


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Also hier in der Zentralschweiz, in einer eher ländlicheren Gegend, kann 
ich bestätigen dass Deutsche häufig nicht so gerne gesehen werden.

Meines Erachtens liegt das (wie schon erwähnt) häufig an der direkten 
Art der Deutschen, die hier schnell als arogant empfunden wird (woran 
ihr natürlich keine Schuld habt, das ist nunmal einfach so).

Andererseits erwarten wir aber auch dass Ausländer sich anpassen wenn 
Sie hier leben wollen, und dazu gehört nunmal auch die Sprache. Doch 
genau das trifft meines Erachtens bei Deutschen häufig nicht zu. Ich 
kenne viele Deutsche die schon seit über 10 Jahren hier leben (teilweise 
sogar hier aufgewachsen sind!) und kein einziges Wort Schweizerdeutsch 
sprechen. Das kommt bei vielen Schweizern gar nicht gut an.

Es ist halt eine spezielle Situation wenn man als Deutscher in die 
Schweiz zieht. Als Auswanderer muss man sich sonst immer der 
Landessprache anpassen. Zieht ihr nach Amerika, müsst ihr Englisch 
lernen. Zieht ihr nach Frankreich, müsst ihr Französisch lernen usw. 
Doch zieht ihr in die Schweiz, warum solltet ihr Schweizerdeutsch 
lernen, es versteht euch ja sowieso schon jeder? Ist natürlich 
verständlich dass die Motivation, Schweizerdeutsch zu lernen, nicht 
vorhanden ist (ausserdem kann man Schweizerdeutsch ja auch sonst nirgens 
auf der Welt gebrauchen). Niedrige Motivation, sich an das Gegenüber 
anzupassen, löst im Gegenüber aber erfahrungsgemäss keine grosse 
Sympathie aus...

Klar ist Schweizerdeutsch bestimmt sehr schwierig zu lernen. Es verlangt 
auch keiner dass Ihr perfekt Schweizerdeutsch sprechen müsst. Aber 
zumindest die Bemühungen sollten vorhanden sein, was eben meistens nicht 
der Fall ist, weshalb viele Deutsche dann eben auch nach 10 Jahren 
immernoch auf Hochdeutsch sprechen...
Ich kenne lediglich einen Deutschen, der sich wirklich bemüht 
Schweizerdeutsch zu sprechen. Es klingt zwar komisch wenn man es noch 
nicht richtig kann, wirkt aber sofort sympathisch.

Wie denkt ihr über Ausländer in Deutschland, die auch nach Jahren nicht 
mal ansatzweise dazu bereit sind, eure Sprache zu lernen?

von (prx) A. K. (prx)


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Auch ein Schweizer schrieb:
> kenne viele Deutsche die schon seit über 10 Jahren hier leben (teilweise
> sogar hier aufgewachsen sind!) und kein einziges Wort Schweizerdeutsch
> sprechen. Das kommt bei vielen Schweizern gar nicht gut an.

Dazu wurden mir schon beide Ansätze vermittelt. Einerseits deiner, aber 
andererseits auch das Gegenteil. Das manche Schweizer sich verarscht 
fühlen sollen, wenn ein Deutscher mit schwyzerdütschen Ansätzen ihre 
Sprache unbeabsichtigt ins Lächerliche zieht.

von Nik D. (y2kicn)


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P. M. schrieb:
> Deutsche sind laut, kommunikativ, direkt, streitlustig - die Schweizer
> sind zurückhaltend, diplomatisch, konfliktscheu. Somit ist es völlig
> logisch, dass man als Deutscher in der Schweiz schnell als extrem
> arrogant und frech gilt. Von einem Ausländer akzeptiert man das erst
> recht nicht. Wenn man sich als Deutscher dessen bewusst ist und seine
> Umgangsformen den schweizerischen Gegebenheiten anpasst, dann wird man
> aber mit den Schweizern gut klar kommen - letztlich ist die Mentalität
> zwischen Deutschen und Schweizern nämlich bis auf den genannten
> Kommunikationsstil extrem ähnlich.

Sehe ich ziemlich genauso, wobei ich (bin Schweizer) hier wohl etwas 
eine Ausnahme bilde; - mir sagt die direkte deutsche Art sehr zu. 
Sachverhalte sind meist viel schneller klar, als wenn ich mit Schweizern 
kommuniziere.

Das Einzige was mich und die meisten anderen Mitbürger hier etwas auf 
die Palme treibt sind diejenigen Deutschen(sind wenige) welche 10+ Jahre 
in der CH leben, Dialekt aber nicht verstehen und einem  dann ernsthaft 
auffordern Hochdeutsch mit ihnen zu sprechen.
Mir ist es hingegen echt Wurst wenn ein Deutscher selber kein Dialekt 
spricht - ich verstehe ja beides. Ebenso ist es mir egal wenn ich mit 
Neuankömmlingen noch Hochdeutsch sprechen muss.

von (prx) A. K. (prx)


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Moderator [Admin] schrieb im Beitrag #3294188:
 Ich glaube, die Schweizer haben da eher ein Ego-Problem.

Ach wo. Es ist allerdings eine ziemlich natürliche Entwicklung, dass man 
seine Eigenständigkeit gegenüber dem bisweilen etwas erdrückend 
wirkenden grossen Kanton (Steinbrücks Kavallerie hat da wohl auch nicht 
geholfen) auch sprachlich betont. Über die Jahrzehnte fiel mir auf, dass 
im Fernsehen der Umfang an Dialekt mit der Zeit zunahm. Waren in den 
70ern praktisch nur Sportsendungen in Mundart, ist es mittlerweile eher 
umgekehrt.

Die Leidtragenden sind freilich nicht zuletzt die übrigen Schweizer. Ein 
deutscher Muttersprachler aus dem alemannischen Raum kann mit moderat 
angebrachtem Dialekt einigermassen umgehen, nicht aber jemand, der 
Hochdeutsch als Fremdsprache gelernt hat.

von yannik (Gast)


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Die Sprache der Schweiz ist (Schweizer)-Hochdeutsch! Das heißt, als 
jemand der aus dem Norden kommt, bin ich der korrekten Sprechweise oft 
näher als die meisten Schweizer/Schwaben etc. Und der Fehler liegt nun 
einmal bei den Sprechern der Oberdeutschen Dialekten! Niemand in SH, 
HH,MV, NS, Bremen etc. würde jemals verlangend das jemand sich am 
Plattdeutschen versucht! (Und die BRD hat sich verpflichtet 
Niederdeutsch als Minderheitssprache anzuerkennen, selbst 
Bundesbdehörden müssen Dokumente in Niederdeutsch akzeptieren!)
Solange Hochdeutsch die Amtssprache ist - warum sollte man sich in einen 
bukolischen Dialekt anpassen?

von Yalu X. (yalu) (Moderator)


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Auch ein Schweizer schrieb:
> Wie denkt ihr über Ausländer in Deutschland, die auch nach Jahren nicht
> mal ansatzweise dazu bereit sind, eure Sprache zu lernen?

Ich empfinde es als positiv, wenn sich Ausländer mit nichtdeutscher 
Muttersprache Mühe geben, mit mir Deutsch zu sprechen. Umgekehrt 
versuche auch ich, mich im Ausland der jeweiligen Landessprache (und 
auch den sonstigen Gepflogenheiten) anzupassen. Wenn ich nur kurz dort 
bin und ich die Sprache nicht gelernt habe, beschränkt sich mein 
Wortschatz auf "ja, "Nein", "Danke", "Bitte", evtl. noch die Zahlen von 
0 bis 20 und die wenigstens halbwegs richtige Aussprache der Gerichte 
auf der Speisekarte im Restaurant. Das ist nicht viel, kommt aber bei 
den meisten Einheimischen ganz gut an.

Beim Schweizerdeutsch liegt die Sache etwas anders, da es sich hierbei 
nicht um eine Fremdsprache, sondern um einen Dialekt meiner eignenen 
Sprache handelt. Da mich ein Schweizer vermutlich mindestens genauso gut 
versteht, wenn ich Hochdeutsch oder meinen eigenen Dialekt rede, bin ich 
mir nie so ganz sicher, ob der verzweifelte Versuch, Schweizerdeutsch zu 
sprechen, von den Schweizern nicht eher als Anbiederung empfunden wird. 
Wenn mich jemand aus einer anderen Ecke Deutschlands oder aus der 
Schweiz oder Österreich besucht, erwarte ich eigentlich auch nicht von 
ihm, dass er sich meinem Dialekt anpasst. Für mich ist es vollkommen 
ausreichend, wenn er irgendeine Sorte Deutsch spricht, die für mich 
halbwegs verständlich ist. Das kann ggf. auch sein eigener Dialekt sein.

von (prx) A. K. (prx)


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yannik schrieb:
> Solange Hochdeutsch die Amtssprache ist - warum sollte man sich in einen
> bukolischen Dialekt anpassen?

Niemand zwingt dich, es aktiv zu sprechen. Aber verstehen solltest du es 
mit der Zeit, wenn du einen wesentlichen Teil deines Lebens dort 
verbringst. Immerhin ist es die Alltagssprache.

Ich las mal eine Erklärung dazu: Ein Schweizer lernt Hochdeutsch oft 
erst in der Schule. Also mehr oder weniger gezwungenermassen, quasi als 
Fremdsprache. Das prägt bei einigen die Einstellung dazu, obzwar 
Amtssprache ist eben nicht wirklich "ihre Sprache". Sie fühlen sich in 
ihrer Muttersprache - und das ist der Dialekt - schlichtweg wohler.

Wenn jemand sie nachhaltig dazu zwingt, aktiv Hochdeutsch zu verwenden, 
dann müssen sie sich in einer Sprache unterhalten, die nicht wirklich 
die ihre ist. In der der Andere evtl. besser ist als sie, oft schneller.

von Rene H. (Gast)


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yannik schrieb:
> Die Sprache der Schweiz ist (Schweizer)-Hochdeutsch!

Äh bitte, was soll (Schweizer-)Hochdeutsch für eine Sprache sein?

Die Schweiz kennt Dialekt (von Kanton zu Kanton verschieden). Und das 
Schriftdeutsch ist die Amtssprache.


Grüsse,
René

von (prx) A. K. (prx)


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Yalu X. schrieb:
> Ich empfinde es als positiv, wenn sich Ausländer mit nichtdeutscher
> Muttersprache Mühe geben, mit mir Deutsch zu sprechen.

Das ist fast überall so - ausser in Deutschland, wenn deren 
Muttersprache Englisch ist. Versuch mal, dich als Brite oder Amerikaner 
in Deutschland auf Deutsch zu unterhalten - hoffnungslos. Jeder Dorfdepp 
versucht angesichts des Akzents garantiert, sein noch so bescheidenes 
Englisch anzubringen. In Japan ist es dann umgekehrt, auch jene, die 
Englisch können, neigen dazu, sich mögliche Peinlichkeiten zu ersparen.

von yannik (Gast)


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Ich bezweifel das von den Leuten die z.B. nach Hamburg ziehen, nur einer 
sich die Mühe macht Platt zulernen! Und Niedeutsch ist je nach 
linguistischer Betrachtung eine eigenständige Sprache und dennoch 
besteht im Norden keine Erwartungshaltung, dass diese erlernt wird!

von yannik (Gast)


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Ich bezweifel sogar das die meisten Menschen die nach Hamburg/Bremen 
etc. gezogen sind Platt überhaupt verstehen würden!

von (prx) A. K. (prx)


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yannik schrieb:
> Ich bezweifel das von den Leuten die z.B. nach Hamburg ziehen, nur einer
> sich die Mühe macht Platt zulernen!

Das könnte natürlich auch daran liegen, dass man in Hamburg mit Platt in 
ernste Verständigungsprobleme geraten kann. ;-)

von yannik (Gast)


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yannik schrieb:
> "Die Sprache der Schweiz ist (Schweizer)-Hochdeutsch!

Äh bitte, was soll (Schweizer-)Hochdeutsch für eine Sprache sein?

Die Schweiz kennt Dialekt (von Kanton zu Kanton verschieden). Und das
Schriftdeutsch ist die Amtssprache.


Grüsse,
René"


http://www.duden.de/shop/schweizerhochdeutsch-1

von Süddeutscher (Gast)


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die Einstellung vieler Deutscher hier im Thread zeigt mir, warum wohl 
einige Schweizer was gegen Deutsche haben. Ich habe da eine andere 
Einstellung bezüglich des Lernens von Schweizerdeutsch. Ich wäre 
selbstverständlich dazu bereit und durch meinen Dialekt verstehe ich 
sowieso sehr viel schweizerdeutsch. Wenn das die "Arroganz" der 
Deutschen in der Schweiz ist, kann ich die Schweizer echt verstehen. 
Schweizerdeutsch ist einfach de facto die Sprache in der Schweiz, in der 
man sich unterhält.

von ex-Schweizarbeiter (Gast)


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Ich war bereits 2x in der Schweiz tätig und kann sagen, dass es dort das 
erste mal bis auf 2-3 dumme Bemerkungen keine Zwischenfälle gegeben hat. 
Die Schweizer waren insgesamt freundlich und aufgeschlossen. Leider 
hatte sich das Bild bei meinem letzten Aufenthalt vor 4 Jahren doch 
etwas geändert: Die Deutschenschwemme wird in der Presse beschrien und 
von der SPV ausgeschlachtet und entsprechend wird man von einigen 
Schweizern auch gesehen: Als finanzielle Belastung und Abstauber. Das 
ist zwar nach wie vor die Minderheit, aber es ist eine Wachsende.

Zurückzufuhren ist das auch durch einige innenpolitische Dinge, die in 
2007/2008 geschehen sind, als es um die EU-Freizügigkeit ging. Viele 
Schweizer hatten damals positiv gestimmt und hinterher gesehen, dass das 
viele Kriminelle und Drückeberger aus Rumänien und Ungarn/Bulgarien 
eingereist sind.

Hinzu kam die Krise 2008/2009 wo auch Schweizerfirmen schwer zu knabbern 
hatten und dann noch das Fiasko mit Steinbrück und den Steuermilliarden 
sowie den DVDs aus Liechtenstein und den Schweizerbanken. Die Deutschen 
sind da inzwischen auf der Abschusskarte, habe ich den Eindruck.

2009 geisterte dann auch noch die Meldung durch die Schweizerpresse, 
dass das Rentensystem gekippt sei und erstmals nicht mehr alle zu 
erwartenden Ausgaben gedeckt sein werden.

Den Schweizern wird so langsam bewusst, dass es auch in ihrem Staat 
knapp wird und sie sparen müssen. Obendrein bricht ihnen das 
Bankensystem weg. Die UBS hat allein in 2008 40 Mia abschreiben müssen 
und derzeit grosse Probleme mit den USA in Sachen Steuerabkommen.

Vieles davon wird auf Europa geschoben und davon dann wieder einiges auf 
die Deutschen.

Momentan ist die Schweiz kein gutes Pflaster, sage ich mal!

von Ulrich S. (voodoofrei)


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Yalu X. schrieb:
> Da mich ein Schweizer vermutlich mindestens genauso gut
> versteht, wenn ich Hochdeutsch oder meinen eigenen Dialekt rede, bin ich
> mir nie so ganz sicher, ob der verzweifelte Versuch, Schweizerdeutsch zu
> sprechen, von den Schweizern nicht eher als Anbiederung empfunden wird.

Die Bayern mögen es ja z.B. absolut nicht, wenn sich die Saupreisn in 
ihrem Dialekt probieren. Das klingt dann angeblich "greislich". Da ist 
mir die Schweizer Einstellung schon lieber.

Vielleicht sollten wir Bayern einfach gegen die Schweiz austauschen. ;)

von (prx) A. K. (prx)


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Ulrich S. schrieb:
> Vielleicht sollten wir Bayern einfach gegen die Schweiz austauschen. ;)

Unbedingt! Die Bayern geben wir den Ösis, ob die wollen oder nicht. Die 
hatten doch mal beste Beziehungen. ;-)

von Südbadner (Gast)


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Ich sehe die Sprache auch als grösste Hürde an. Ich bin in Deutschland 
grenznah zur Schweiz in einem 500 Seelen Dorf aufgewachsen. In die 
Schweiz sind es ~10km. Hier in der Region wird südbadisch gesprochen, 
auf dem Dorf sowieso. Hört sich zur allgemeinen Belustigung ungefähr so 
an: http://www.youtube.com/watch?v=55evPjbKP8A

Damit gewappnet habe ich in der Schweiz studiert. Interessanterweise hat 
man mich nie für einen Deutschen gehalten. Meistens wurde ich in die 
Region Schaffhausen einsortiert, was von der Richtung her auch zutrifft. 
Nachdem ich die Schweizer dann nach meiner Herkunft aufgeklärt hatte, 
waren sie meistens verwundert und glaubten mir oft gar nicht. Die 
gängige Meinung scheint zu sein, dass die Sprache an der Landesgrenze 
einen Sprung macht.

Ein paar Startschwierigkeiten gab es bei mir auch. Das beschränkte sich 
vom Verständnis her auf die sehr ausgeprägten Dialekte wie 
Walliserdüütsch oder Bärnerdüütsch. Aber auch da waren es nur ein paar 
Wörter, bei denen man den Kontext heranziehen musste. Das 
Verstandenwerden war bis auf wenige Wörter auch überhaupt kein Problem.
Ich hatte auch nie das Gefühl, von den Schweizern als Ausländer 
angesehen zu werden. Man sagte mir oft, dass ich sowieso mehr Schweizer 
als Deutscher sei.

Ein Bekannter, ebenfalls aus meiner Region, ist mit seiner Frau in die 
Schweiz ausgewandert (Graubünden). Er selbst redet ähnlich wie ich 
damals. Seine Frau (auch aus der Gegend) wurde von ihren Eltern aber mit 
Hochdeutsch (naja, badisches Hochdeutsch eben, so wie Jogi Löw) 
grossgezogen. Sie hat sich in CH nie wohl gefühlt. Sie hat sich 
sprachlich und kulturell überhaupt nicht angepasst. Schon bei ihrer 
Begrüssung "Grüzi" (da fehlte immer das e, richtig heisst es "Grüezi") 
hat sie ihrem Gegenüber (natürlich unbewusst) klar gemacht, dass da was 
nicht stimmen kann. Dann das permanente Nachfragen bei nicht 
verstandenen Wörtern. Das geht dem Schweizer dann auf die Nerven, sodass 
er auf Hochdeutsch umstellt, was ihn nicht viel weniger nervt. Das ist 
das Hauptproblem, dass die Schweizer in ihrem Land von den Deutschen 
nicht verstanden werden und sich umstellen müssen. Damit holt man sich 
sicher keine Sympathie.
Wie es nicht anders zu erwarten war, scheiterte die Auswanderung und die 
beiden kamen zurück nach DE. Sie selbst nennen verschiedene Gründe, 
warum es nicht geklappt hat. Dass keine Integration (vor allem der Frau) 
stattgefunden hat, war auch dabei. Der Hauptgrund, und da bin ich mir 
sicher, war aber die Sprache.

Was mich betrifft scheine ich meinen Dialekt mittlerweile sehr geändert 
zu haben. In meiner Heimat bemerken die Leute schon nach wenigen Worten, 
dass ich einen schweizer Slang habe, während mir das selbst gar nicht 
auffällt.

Für Deutsche, die mit Alemannisch nichts anfangen können, stelle ich mir 
das schon sehr schwierig vor. Für den TE sollte es nicht schwierig sein, 
in CH Fuss zu fassen, wenn er bereit ist, sich anzupassen.

von Rene H. (Gast)


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Ich denke, das Thema Sprache ist müssig. Es gibt ein paar verbohrte 
Schweizer die meinen, dass Deutsche Schweizerdeutsch lernen (sprechen 
sollten).
Das ist nicht die Regel hier. Es wird oft angeführt, mit dem Wissen, 
dass die meisten das nicht hinbekommen (Lautverschiebung, abgesehen von 
den "ch" und "r") und wird kaum erwartet.
Erwartet wird, dass man die Dialekte (oder den Dialekt vom 
Wohnkanton/Arbeitskanton) nach einer Weile versteht.

Um zum Thema zurück zu kommen.

Ich bin Schweizer und lebe mit meiner Freundin aus Köln zusammen. Sie 
ist seit 6 Jahren hier und wir wohnen in einem 500 Seelendorf in der 
Innerschweiz (Kanton Luzern).

Auf meiner Arbeit in Zürich (Finanzdienstleistung, ca. 2000MA in Zürich) 
arbeite ich mit ca. 60% Deutschen zusammen und empfinde die Arbeit als 
sehr angenehm. Auch habe ich noch von keinem Schweizer Kollegen einen 
abwertenden Kommentar gehört und meine Deutschen Kollegen bestätigen das 
auch.

Anders ergeht es manchen Privat in Zürich. Wenn sie keinen Kontakt durch 
den Job haben, finden sie nur schwer Anschluss.  Als Single eine Frau in 
Zürich zu finden ist kaum möglich (das fällt allerdings schon den 
Schweizern schwer).

Meine Partnerin arbeitet in der Innerschweiz im Gesundheitswesen. Ich 
versuche hier ihre Sicht als fremde Deutsche in der Innerschweiz 
aufzuzeigen.
Auf der Arbeit fand sie sehr schnell Anschluss, musste sich aber auch 
ein zwei dumme Bemerkungen anhören. Privaten Anschluss fand sie auch, 
aber nur begrenzt.

Hier im Dorf wurde sie problemlos aufgenommen. Das liegt aber bestimmt 
auch etwas daran, dass ich Schweizer bin.

Fazit: Aus meiner Sicht (ich habe privat mehr Deutsche Freunde als 
Schweizer), kenne diese Deutschenfeindlichkeit nur aus der 
Boulevardpresse. Diejenige die es interessiert, die NZZ am Sonntag 
widmete heute fast die ganze Ausgabe "Deutschland". Sehr schön 
geschrieben und mit Respekt.
Aus der Sicht meiner Freundin, ein paar Dumme Bemerkungen musste sie 
wegstecken.

Grüsse,
René

von Wilhelm F. (Gast)


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Auch ein Schweizer schrieb:

> Wie denkt ihr über Ausländer in Deutschland, die auch nach Jahren nicht
> mal ansatzweise dazu bereit sind, eure Sprache zu lernen?

Man muß sich auch mal fragen, wie die Ausländer selbst das sehen, und 
darüber denken. Möglicherweise tun sie das nicht absichtlich.

Ansonsten kein Problem. Ich hatte in Deutschland sehr viel mit 
Ausländern zu tun. Ein früheres Wohnhaus mit 10 Mietparteien, wo ich 
lange wohnte, war multinational, hatte Türken, Griechen, Spanier und 
Portugiesen. Meine Arbeitskollegen: Spanier und Türken. Ein Türke war 
sogar mal mein Einsatzleiter, aber der wuchs schon hier in zweiter 
Generation auf. Beim spanischen Kollegen verfielen wir aber immer 
automatisch mit in dessen gebrochenes Deutsch. Wenn man normalerweise 
einen fragt, z.B.: "Was machst du da?", dann sagten wir statt dessen: 
"Was du da machen?", so wie er selbst gebrochen sprach. Also, verdrehte 
Grammatik. Immerhin konnte er sich aber verständigen. So ein Kollege war 
andererseits wiederum Gold wert, weil man ihn selbst mal als Dolmetscher 
brauchte, z.B. bei türkischen oder spanischen Kunden.

Bei Kunden Gastarbeiterfamilien, ich machte Kundendienst eben auch in 
Stadtteilen mit 80% Ausländeranteil, war es eben oft schlimmer. Ali 
arbeitet bei Ford am Band, und seine Frau zu Hause spricht überhaupt 
kein einziges Wort Deutsch. Dann steht man da, das Gegenüber zuckt nur 
die Schultern, "Nix verstehen deutsch, wieder kommen wenn Mann zu 
Hause". Dann konnte man wieder weiter ziehen, denn die meisten Arbeiten 
mußten mit dem Kunden besprochen werden. Die türkische Hausfrau durfte 
oft auch gar nichts lernen, noch nicht mal die Wohnung verlassen, die 
Probleme waren vielschichtiger. Ein Wunder, wenn so jemand überhaupt die 
Haustür öffnete. Man muß da mal genauer nach denken, bevor man nur die 
Oberfläche sieht.

Zornig wurde ich dafür nie, und dachte, OK, für die einfache 
ostanatolische Bauernfamilie, die dort in der Heimat vielleicht 
überhaupt gar keine Schulbildung hatte, Analphabeten, ist es eben nicht 
leicht.

Die Ausländer kamen gelegentlich auch mal mit Behördenschreiben zu mir, 
oder auch nur ein Knöllchen, ob ich erklären könnte, was da drin steht. 
Kollegen und Hausnachbarn. Na, dann macht man das eben auch. Mein 
früherer Arbeitgeber hatte für die Gastarbeiter sogar einen fest 
angestellten Dolmetscher. Denn es war nicht zu erwarten, daß sie auch 
nur ihren Arbeitsvertrag halbwegs verstehen. Die Kollegen waren 
regelmäßig mal beim Dolmetscher, der hatte wirklich genug zu tun.

Mein Vater war Arbeiter in Luxemburg, er lernte auch nie französisch. 
Für die Sprachverständigung brauchte man es auch wirklich gar nicht, 
aber alle Behördenschreiben und andere Papiere waren immer in der 
Amtssprache des Landes, und das ist Französisch. Er hatte aber genug 
Kollegen, die es von Haus aus konnten, und in allen Lagen halfen. Und 
wenn es die Portugiesen waren, die nicht alles, aber vieles verstanden. 
Nicht umsonst ist dieses Land ein Einwanderungsland für Portugiesen, es 
ist für die dort leichter als in Deutschland. Die Luxemburger selbst 
wachsen schon seit je her viersprachig auf, bevorzugen in wichtigen 
Fällen ihre Amtssprache Französisch. Einige wenige Landsleute dort 
stellen sich bei der Verständigung mit Deutschen gleich völlig taub, 
aber das ist die Ausnahme. Denen tat wohl ein Deutscher irgend wann mal 
was böses.

Fließend Französisch spricht man nur auf höheren Ebenen in Betrieben, 
bspw. Führungsebene und Abteilungsleiter. Zu gewanderte Ingenieure 
müssen es können, auch wenn man nicht aus dem Entwicklungskämmerlein 
raus kommt, und nicht auf Kunden los gelassen wird. Wohl dem, der 
sprachbegabt ist.

Ein Bekannter aus dem Ruhrpott ist Projektleiter dort bei einem 
Maschinenbauer. Er findet Luxemburgisch lustig, und lernte es auch. 
Allerdings wird er nie nur halbwegs gut darin werden, das sagte er 
selbst. Und: Man sollte auf jeden Fall einige wenige Floskeln kennen, 
z.B. den Chef im Flur grüßen können. Bon Jour Madame. Bei der deutschen 
Putzfrau verzeiht man es. Der Schwoab mit nicht astreinem Hochdeutsch 
hat dort keine Chance. Er wird keinerlei Unterhaltung finden. Das 
Luxemburgisch ist wohl auch so was ähnliches wie Schwitzerdütsch. 
Deshalb zog ich gerade mal Parallelen zu Luxemburg. Ich spreche das 
Luxemburgische auch, aber in einem grenznahen deutschen Dialekt. Das 
erste, was ich als Kind lernte. Man wird von den Luxemburgern auch 
sofort erkannt. Aber sie freuen sich ungemein, wenn man es dort 
versucht, es kommt sehr gut an. Besonders, wenn man was geschäftliches 
hat.

Mit einem Luxemburger Mädel hatte ich in jungen Jahren einen 
Briefkontakt, als es gerade erst so flächendeckend Telefon gab. 
Ferngespräche waren noch unbezahlbar, Auslandsgespräche erst recht. 
Erheblich teurer als die teuersten Handytarife heute. Ja, man schrieb 
noch richtig Briefe, das machte der Briefpost alle Ehre, so wie man 
heute mailt. Sie schrieb mir Luxemburgisch, ich zurück auf Deutsch, weil 
ich die Schriftsprache nicht so gewohnt war, die alle französischen 
Zeichen hat. Wir vereinbarten das so, denn sie schrieb auch deutsch 
genau so gut wie ich selbst. ;-)

Ab und zu kaufe ich auch das "Luxemburger Wort", eine Landeszeitung in 
der Luxemburger Sprache. Dort stehen zwar auch Passagen in Deutsch oder 
Französisch drin, aber das ist nicht ausschlaggebend. Meine regionale 
deutsche Tageszeitung hat immer auch eine luxemburgische Seite: Hallo 
Nachbarn. Man weiß, daß Deutsche auf der deutschen Seite der Grenze es 
auch lesen können, also keinesfalls eine nutzlose Seite.



Südbadner schrieb:

> Interessanterweise hat
> man mich nie für einen Deutschen gehalten. Meistens wurde ich in die
> Region Schaffhausen einsortiert

Ein richtiger Ureinwohner wird es schon genau raus hören.

Hier bei mir ist es mit den Dialekten so extrem, daß man auch noch genau 
raus hört, von welchem Nachbardorf einer stammt.

von Yalu X. (yalu) (Moderator)


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Südbadner schrieb:
> Sie hat sich sprachlich und kulturell überhaupt nicht angepasst. Schon
> bei ihrer Begrüssung "Grüzi" (da fehlte immer das e, richtig heisst es
> "Grüezi") hat sie ihrem Gegenüber (natürlich unbewusst) klar gemacht,
> dass da was nicht stimmen kann.

Bei "Grüzi" wird sie wenigstens nicht missverstanden. Kritischer wird
es, wenn sie zum Frühstück ein "Müsli" bestellt, vor allem dann, wenn
sie – wie viele Frauen – murophobisch veranlagt ist :D

von Andreas B. (andreasb)


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>Minarettbauverbot

Da dürft ihr euch ruhig lustig machen darüber, das ist auch z.B. in 
Schweizer Satieresendungen der Dauerrenner, immer wenn es irgendwo eine 
neue unsinnige Richtlinie gibt kommt der Vergleich "X mal mehr/weniger 
als Minarette in der Schweiz";-)

keine Weiteren Kommentare dazu, sonst wirds Politisch...

Dann zum Dialekt: Ich kenne keinen Deutschen, der einigermassen 
Schweizerdeutsch spricht, und wenn es versucht wird dann klingt es meist 
so komisch, dass ihr es doch besser lässt;-) Also ich habe kein Problem 
mit Deutschen, ich meine ich verlange auch nicht von einem Berner das er 
plötzlich Zürcher Dialekt spricht...

Wobei ihr wissen müsst, wir sprechen nicht nur Schweizerdeutsch, das 
wird auch so geschrieben. In Mail, Chat (auch in der Firma mit anderen 
Schweizern), Facebook, etc. wird sehr viel einfach Schweizerdeutsch 
geschrieben. Ich schreibe erst korrektes Hochdeutsch wenn ich einen 
Deutschen oder sonstigen Ausländer in der Liste habe, von dem ich 
vermute das er mich sonst ggf. nicht versteht.

Natürlich, alle Dokumente, Wiki etc. werden auf Schriftdeutsch erfasst.

ex-Schweizarbeiter schrieb:
> Ich war bereits 2x in der Schweiz tätig und kann sagen, dass es dort das
> erste mal bis auf 2-3 dumme Bemerkungen keine Zwischenfälle gegeben hat.

Klar, mit sowas musst du aber immer rechnen. Bei euch ist es Neuland, 
bei uns das Minaretverbot;-)

> Die Schweizer waren insgesamt freundlich und aufgeschlossen.

Danke.

> Leider
> hatte sich das Bild bei meinem letzten Aufenthalt vor 4 Jahren doch
> etwas geändert: Die Deutschenschwemme wird in der Presse beschrien und
> von der SPV ausgeschlachtet und entsprechend wird man von einigen
> Schweizern auch gesehen: Als finanzielle Belastung und Abstauber. Das
> ist zwar nach wie vor die Minderheit, aber es ist eine Wachsende.

Die SVP ist vor allem im ländlichen Bereich ("Bei den Bauern") sehr gut 
vertreten. Aber z.B. im Studium ist mir niemand begegnet der jetzt da 
wirklich Anhänger gewesen wäre, auch im Berufsleben nicht.

In der Berufsschule wurde uns mal ein SVP Diagramm zu Ausländern in der 
Schweiz gezeigt. Der Lehrer hat dies dann korrekt interpretiert, woraus 
hervorging das im Jahr 2030 120% Ausländer in der Schweiz leben.

Und da muss ich der SVP natürlich zustimmen, bei 120% Ausländern haben 
wir wirklich ein Problem mit Ausländern :-P

Gerade vor kurzem hat ein SVP Politiker in einem Video gesagt das er 
auswandern werde, da es ihm in der Schweiz zu viele Ausländer gibt=)

Von daher, nehmt die Leute nicht zu ernst...


> Den Schweizern wird so langsam bewusst, dass es auch in ihrem Staat
> knapp wird und sie sparen müssen. Obendrein bricht ihnen das
> Bankensystem weg. Die UBS hat allein in 2008 40 Mia abschreiben müssen
> und derzeit grosse Probleme mit den USA in Sachen Steuerabkommen.
>
> Vieles davon wird auf Europa geschoben und davon dann wieder einiges auf
> die Deutschen.

Ich würde diese Aussage nicht zu sehr verallgemeinern, es wird in der 
Presse auch berichtet wie viel die UBS Manager schon wider verdienen, 
und auch wie viel die Manager verdient hatten die Schuld an dem 
Schlamassel waren...
In den Medien in der Schweiz wurde auch klar berichtet, wo das Problem 
lagt, und dabei kommt die USA und UBS vor, Prämien für Verkäufer etc. 
aber das die Deutschen daran mitschuldig sind habe ich nie gehört...

> Momentan ist die Schweiz kein gutes Pflaster, sage ich mal!
Kann auch sein das du Pech hattest, gibt doch mal an in welchem Kanton 
du gearbeitet hast, würde mich noch interessieren.



mfg Andreas

von Damian (Gast)


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@Andreas B.
Die SVP ist längst keine Bauernpartei mehr, sondern eine 
Wirtschafts-Partei.
Das bei Wahlen übertrieben wird (bei diagrammen oder sonstwo) ist wohl 
üblich! Bei der SVP schaut man nur genauer hin. Erstaunlicherweise hab 
ich schon von Mitgliedern diverser Parteien gehört das sogar lügen im 
Wahlkampf für sie legitim seien.
Die SVP ist die einzige Partei die sich in der Schweiz konsequent gegen 
einen EU Beitritt ausspricht und solange das so ist, wird sie auch 
stärkste Partei bleiben und meine Stimme haben.

von Ein Schweizer (Gast)


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Ich als Schweizer sehe das so:

Versuch um himmelswillen nicht Schweizerdeutsch zu sprechen. Das wird 
auch nach 50 Jahren noch komisch klingen. Falls jemand hier was gegen 
dich hat, dann zu 99% nicht wegen der Sprache - es sei denn du versuchst 
Schweizerdeutsch zu sprechen ;-)

Eine generelle Deutschfeindlichkeit gibt es höchstens in den Medien und 
allenfalls in einzelnen Gegenden. Wie überall wird man natürlich auch 
hier auf Leute stossen, die sich ausländerfeindlich oder 
deutschfeindlich verhalten. Das sollte man aber nicht überbewerten.

Natürlich gibt es gegenüber von Deutschen Vorurteile. Genauso gibt es 
die von Zürchern gegenüber Baslern und umgekehrt. Und in den Vorurteilen 
steckt ja auch immer etwas Wahrheit. Aber in der Praxis ist es doch so, 
dass die Leute, die man persönlich kennt die Vorurteile nicht oder nur 
teilweise bestätigen. Ich habe jedenfalls sowohl geschäftlich wie auch 
privat oft Kontakt mit Deutschen und komme mit den meisten ganz gut zu 
Recht (nicht mit allen - aber ja auch nicht mit allen Schweizern).

Das wichtigsten Fallen:

Wir packen alles was wir sagen fünf Mal in Watte und mögen es nicht wenn 
jemand das nicht auch so macht und zu direkt ist. Hier beseht ein 
grosses Konfliktpotential. Wer sich aber entsprechend anpassen kann und 
das auch tut wird damit kaum ein grosses Problem haben. Drei Mal in 
Watte packen statt fünf mal ist bereits ok ;-)

Wir mögen nicht, wenn jemand hierher kommt, und uns sagt, was wir zu tun 
haben und was wir alles falsch machen. Selbst wenn das von ausserhalb 
des Landes geschieht, so kommt das hier halt nicht gut an. Kann sein, 
dass die Deutschen (und auch die Amerikaner) etwas öfter in diese Falle 
tappen als andere.

Wir mögen es auch nicht wenn jemand hierher kommt, weil die Löhne hier 
so hoch sind und dann darüber schimpft, dass hier alles so teuer ist und 
dass man in Deutschland alles viel günstiger kriegen kann. Die hohen 
Löhne und sind nunmal einer der Gründe dafür, dass hier die Waren und 
die Mieten so hoch sind.

Im übrigen ist es natürlich so, dass die Einwanderung hier (wie an 
anderen Orten auch) verschiede Probleme mitbringt, die nicht so einfach 
zu lösen sind. Da ist es ein Stück weit auch natürlich, dass man der 
Einwanderung etwas kritisch gegenüber steht. Das hat in der Regel aber 
nichts mit dem Individuum zu tun.

In dem Sinne: Wenn du bereit bist, dich etwas anzupassen (ohne dass du 
dich dazu verbiegen musst) und die Schweiz und uns Schweizer zu 
akzeptieren wie wir sind (inkl. unsinnigem Minarett-Verbot und 
dergleichen), dann wirst du hier gut aufgenommen werden.

PS:

Amateur schrieb:
> Alle meine Bekannten, die in der Schweiz gearbeitet haben, sagten mir:
> - Ein teures Pflaster.
> - Viele Hinterwäldler bei uns sind dagegen Kosmopolit.

Ja, wenn ich die Aussagen so lese kann ich mir gut vorstellen, dass 
deine Bekannten keine Freunde gefunden haben... Siehe "Die wichtigesten 
Fallen"

von Klaus I. (klauspi)


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Süddeutscher schrieb:
> Hallo, arbeite derzeit in BaWü als Ing und spreche auch südbadischen
> Dialekt. Wie ist es in der CH zu arbeiten?

Ich bin seit 5 Jahren Grenzgänger nach CH. Generell hats in der Schweiz 
IMHO eine ähnlich hohe Lebensqualität, wie ich sie auch aus 
Süddeutschland kenne.


> man hört ja sehr oft über
> Deutschfeindlichkeit da, ist es auch so krass wenn man südbadisch
> spricht?

Teilweise könnte es das ja vielleicht auch schlimmer machen? 
Grundsätzlich würde ich aber davon ausgehen, dass sobald Du als 
Deutscher erkannt wurdest halt einfach auch zu den Schwoben gezählt 
wirst. Generell hat man als Süddeutscher (auch ich als Baier) ein paar 
kleine Pluspunkte, man wird aber dennoch zuallerst als Deutscher 
wahrgenommen.

Ich will damit nur vor einem möglichen gedanklichem Irrtum bewahren: 
Auch wenn Du nur wenige Kilometer von der Grenze aufgewachsen bist, Du 
bist halt dort trotzdem ein Ausländer mit offiziellem 
"Ausländerausweis".

Manchmal habe ich auch den Gedanken, dass viele Probleme nur dadurch 
entstehen, weil man sich eigentlich kulturell sehr ähnlich ist und 
deswegen kleine Unterschiede viel stärker gewichtet werden.


> oder ist das ganze generell nicht so krass wie man aus den
> Medien hört? was habt ihr so für Erfahrungen gemacht wenn man in der CH
> arbeitet?

Generell sind die Schweizer IMHO grundsätzlich sehr offen, sehr höflich 
und hilfsbereit also allgemein wirklich sympahtisch.

Was die vorhandene Deutschfeindlichkeit betrifft: Sie ist ganz klar 
vorhanden und wird auch gepflegt (und das auch nicht erst seit 
Steinbrück, worauf hier aber zwanghaft rumgeritten wird). 
Deutschfeindlichkeit ist in der Schweiz IMHO wirklich salonfähig, auch 
wenn sicherlich die Mehrheit der Schweizer selbst eher lieber eigene 
Erfahrungen macht und oft positiv überrascht wird (Naja, viele Deutsche 
bestätigen auch ganz gerne die Vorurteile. Aber mit Schweizern kann man 
super über Preissen lästern ;-)

Die Deutschfeindlichkeit wird von den Schweizer Medien auch ganz gerne 
gefördert, da springen interessanterweise auch gerade jüngere Kollegen 
voll drauf an.

Wie gesagt, zum Glück machen die meisten Schweizer lieber selbst ihre 
Erfahrungen und am Arbeitsplatz ist das ja nochmal was ganz anderes. Du 
wirst Dir aber sicherlich den einen oder anderen Spruch in der Arbeit 
oder auf der Straße anhören dürfen, nur weil Du offensichtlich aus 
Deutschland kommst.


> und noch was, ich wollte als Grenzgänger arbeiten, habe gehört, dass sie
> total schlecht angesehen in der CH, stimmt das?

Ach, soetwas wird halt von manchen Leuten immer als Begründung 
verwendet: Als Grenzgänger bist Du der Rosinenpicker, wenn Du dort 
wohnst nimmst Du den Schweizern den Lebensraum weg und sorgst für 
steigende Immobilienpreise. Das würde ich nicht so eng nehmen, manche 
wollen halt überall und in jedem Land etwas zu meckern haben.

Genauso wie es manche negativ sehen, wenn man versucht Grüezi zu sagen 
und mache sehen es negativ wenn man es nicht tut.

Bei den bisherigen Beiträgen um das Verstehen, der schweizer Dialekte 
mußte ich wirklich schmunzeln.

Evtl. tust Du dich als Südbadedener ja leichter. Allen anderen sei aber 
geraten, das Hören und Verstehen sollte man wirklich üben (z.B. im Auto 
regionales Radio hören). Man trifft grundsätzlich auf sehr viel 
Verständnis von den Schweizern, wenn man die Mundart als frisch 
Zugereister nicht versteht. Wenn Sie dann bemerken, dass man sich immer 
mehr bemüht ist es umso besser. Kurzum, man sollte schon den regionalen 
Dialekt langfristig gesehen verstehen können.

Warum ich schmunzeln musste:
Zum einen kann ich inzwischen einen Großteil der Schweizer in ihrer 
jeweiligen Mundart viel besser verstehen, als die Leute mit ausgeprägtem 
südbadischem Dialekt ;-)

Zum anderen verstehen sich die deutschsprachigen Schweizer selbst oft 
nicht gegenseitig!
Das fällt vermutlich oft nicht so auf, weil wie hier jemand geschrieben 
hat einiges oft 3-5 mal in Wolle gepackt wird.
Da erlebt man eine Konservation in Mundart (auch wenn man nicht alles 
mitbekommt) und hat den Eindruck gewonnen, alles ist geklärt. Die 
eigentlichen Gesprächspartner trennen sich im bestem Einvernehmen (man 
war ja nur Ratgeber für gewisse technische Details). Und kurz darauf 
bekommt man abwechselnd Besuch von den Kollegen, weil die irgendwie gar 
nicht verstanden haben, was der eine von den anderen wollte.
Mein letzter Übersetzung-Dienst war aber extrem: Der eine Kollege war 
aus Basel-Stadt, der andere aus Basel-Land.
Natürlich ist das nicht allgemeinverbindlich, die Schweizer haben meist 
ein gutes Gehör für die Dialekte. Das war mal nur so eine Anektode am 
Rande.

Fazit: Deutschfeindlichkeit ist wirklich ein Thema (obwohl es ja 
heutzutage weniger Deutsche dort gibt, als vor hundert Jahren). Generell 
habe ich Schweizer, als super nette und hilfsbereite Leute 
kennengelernt. Als Ausländer sollte man im Zweifelsfall eher etwas 
zurückhaltend sein (da hat ja schon jemand etwas von den beliebten 
Fallen geschrieben). Man sollte lernen, den regionalen Dialekt zu 
verstehen. Wenn man in die Schweiz zuzügeln möchte, sollte man nicht 
unbedarft in irgendein Dorf ziehen (Ist halt das gleiche wie in 
Deutschland auch, Norddeutscher zieht in ein Dorf und klagt vielleicht 
noch gegen Kuhglocken oder Kirchengebimmel).

Ein kleiner Rat zum Schluß: Pass blos beim Gehalt auf. Seit ein paar 
Jahren ist der Wechselkurs für Grenzgänger zwar sehr gut, aber womöglich 
rechnen das die Arbeitgeber jetzt mit ein und Du hast letztendlich das 
Wechselkurs-Risiko, da Du als Grenzgänger ja doch mit EURO bezahlen 
mußt.

von Klaus I. (klauspi)


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Achja, gerade in Basel-Stadt wurde die Parkplatz-Sitation aktuell stark 
verändert: Um im Umfeld einer Firma parken zu dürfen (nach Basler 
Reglement dürfen ja Parkplätze nicht geschaffen werden). muß man 
inzwischen einen speziellen Anwohnerausweis für ca. 800 Rappen berappen. 
Aber den bekommmt man auch nur, wenn man mit öffentlichen 
Verkehrsmitteln mehr als ein Stunde einfach hat (und dann auch nur zu 
max. 20 % der Beschäftigten).

Da sind sie aktuell sehr scharf drauf, diesen Leuten einen Strafzettel 
zu verpassen: Monatliche Parkkarte gibt es noch gar nicht - Neue 
Markierungen wurden gerade erst angebracht, Strafzettel gibt aber sehr 
wohl.

von Wilhelm F. (Gast)


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@Klaus:

Ähnliches erlebte ich sogar vor 20 Jahren in Köln schon. Man mußte 
draußen für den Laternenparkplatz in einer Straße einen Parkausweis 
kaufen. Und man hatte damit noch nicht mal ein Anrecht auf einen Platz, 
wenn die Straße dann durchgängig belegt war.

Eine Nachbarin, Bankerin, sehr gerne Autofahrerin, sie fährt aber nur 
noch im Linienbus zur Arbeit. Sozusagen gezwungenermaßen freiwillig. Der 
Parkplatzkrampf in der Stadt Luxemburg muß wirklich ein richtiger Krampf 
sein. Z.B. nur freie Plätze für 50% Angestellte. Der Rest parkt illegal, 
wird abgeschleppt. Dann kommt man irgendwann doch auf den Linienbus.

von Markus F. (Gast)


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Andreas B. schrieb:
> Wobei ihr wissen müsst, wir sprechen nicht nur Schweizerdeutsch, das
> wird auch so geschrieben.

Hättest Du da ein Beispiel für?

Ik glohb, dat det janz schön problematsch seen könnte, wenn ich dat 
selbige mit meen Dialekt machen täte. Solange man den Dialekt hört, geht 
es noch. Geschrieben ist das ein Problem.


Yannik schrieb:
> Die Schweiz kennt Dialekt (von Kanton zu Kanton verschieden).
> Und das Schriftdeutsch ist die Amtssprache.
Genau wie in Deutschland auch.

Wilhelm schrieb:

>> Wie denkt ihr über Ausländer in Deutschland, die auch nach Jahren nicht
>> mal ansatzweise dazu bereit sind, eure Sprache zu lernen?
>Man muß sich auch mal fragen, wie die Ausländer selbst das sehen, und
>darüber denken. Möglicherweise tun sie das nicht absichtlich.

Das ist aber was anderes. Der Türke, der kein Deutsch spricht, wird 
nicht verstanden. Der Deutsche, der den lokalen Schweizer Dialekt nicht 
spricht, sondern Hochdeutsch, wird sehr wohl verstanden.


Jemand schrieb:

> Deutsche sind laut, kommunikativ, direkt, streitlustig - die Schweizer
> sind zurückhaltend, diplomatisch, konfliktscheu.
Selbst, wenn das im Mittel stimmt, bleibt es dennoch eine nutzlose 
Erkenntnis, da sowas von der Einzelperson abhängt. Christoph Blocher ist 
definitv weder diplomatisch, noch konfliktscheu oder zurückhaltend.

von Rene H. (Gast)


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M. F. schrieb:
> Andreas B. schrieb:
>> Wobei ihr wissen müsst, wir sprechen nicht nur Schweizerdeutsch, das
>> wird auch so geschrieben.
>
> Hättest Du da ein Beispiel für?
>
> Ik glohb, dat det janz schön problematsch seen könnte, wenn ich dat
> selbige mit meen Dialekt machen täte. Solange man den Dialekt hört, geht
> es noch. Geschrieben ist das ein Problem.
>

Ich glob das das zimli es problem machä würdi, wänn i das mit mem 
dialäkt machä wörd.

Grüsse,
René

PS: Berlin?

von Rene H. (Gast)


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Geschrieben wird es aber nur von jungen Schweizern im Dialekt.

Grüsse,
René

von Wilhelm F. (Gast)


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M. F. schrieb:

> Der Türke, der kein Deutsch spricht, wird
> nicht verstanden. Der Deutsche, der den lokalen Schweizer Dialekt nicht
> spricht, sondern Hochdeutsch, wird sehr wohl verstanden.

Ich hatte mit dem Schwoab meinem früheren Chef, arge Probleme, wobei wir 
uns nicht im Schwoab-Land befanden. Aber Herr ist Herr und Max ist Max, 
nicht wahr.

von Ulrich S. (voodoofrei)


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Drei Männer sitzen im Zug, ein Berliner, ein Schweizer und ein Schwabe. 
Keiner spricht. Da wird es dem Schweizer zu bunt und er spricht den 
Preussen an: „Sooo, sind sie auch s’Züri gsi?“ Der Berliner schaut ihn 
völlig baff an und fragt nach, was er denn gesagt habe. Der Schweizer 
wiederholt, deutlicher und langsamer: „Sind Sie auch s’Züri gsi ?“ Der 
Berliner will schon aufgeben, weil er es natürlich nicht versteht. Der 
Schwabe als Zeuge der Unterhaltung möchte helfen und sagt zum Berliner:
 „Er moint, gwää!“

von (prx) A. K. (prx)


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Gibts sowas eigentlich auch für Schweizerisch?
http://www.fh-wedel.de/~si/zettelkasten/etc/schwob.html

von Rene H. (Gast)


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Nö, so direkt nicht.

Aber so etwas: http://www.dialektwoerter.ch/

Grüsse,
René

von Andreas B. (andreasb)


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M. F. schrieb:
> Andreas B. schrieb:
>> Wobei ihr wissen müsst, wir sprechen nicht nur Schweizerdeutsch, das
>> wird auch so geschrieben.
>
> Hättest Du da ein Beispiel für?
>
> Ik glohb, dat det janz schön problematsch seen könnte, wenn ich dat
> selbige mit meen Dialekt machen täte. Solange man den Dialekt hört, geht
> es noch. Geschrieben ist das ein Problem.

Dein Dialekt verstehe ich auch geschrieben;-) Ich übersetzte das mal:

Ich glaubs, dass das ganz schön problematisch si chönt, wenn ich das mit 
mim Dialekt mache würd. Solang mes im Dialekt ghört gohts jo no, aber 
gschribe isches es Problem.

(Naja, Komas lasse ich meist ganz weg, und die Satze dafür kürzer, wie 
gesprochen. Und Gross-/Kleinschreibung ist spätestens mit der 
Handytastatur mehr oder weniger irrelevant;-))


Rene H. schrieb:
> Ich glob das das zimli es problem machä würdi, wänn i das mit mem
> dialäkt machä wörd.

Schweizer, Luzern?

Rene H. schrieb:
> Geschrieben wird es aber nur von jungen Schweizern im Dialekt.

Jung heisst bis 40ig oder wie?;-)


mfg Andreas

von (prx) A. K. (prx)


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Andreas B. schrieb:
> Dein Dialekt verstehe ich auch geschrieben;-)

Das war mehr ein Akzent als ein Dialekt.
Sowas wie Schweizerisch à la Emil. ;-)

von Yalu X. (yalu) (Moderator)


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A. K. schrieb:
> Das war mehr ein Akzent als ein Dialekt.
> Sowas wie Schweizerisch à la Emil. ;-)

Du meist die deutsche Übersetzung von Emil.

Es gibt ja auch die Originalversion, die ist aber für den 
Durchschnittsdeutschen weniger geeignet ;-)

von Bronco (Gast)


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Wie kommt das eigentlich, daß für die Schweizer alle Deutschen "Schwobe" 
oder (schlimmer noch) "Tuttlinger" sind?

von Cyblord -. (cyblord)


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Bronco schrieb:
> Wie kommt das eigentlich, daß für die Schweizer alle Deutschen "Schwobe"
> oder (schlimmer noch) "Tuttlinger" sind?

Für mich sind ja alle Schweizer auch "Schluchtenscheißer". Und die Ösis 
gleich mit. Ich hab da keine Vorurteile nach der genauen Herkunft...

von Schwobe (Gast)


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Das mit den "Schwobe" hat mit der Landwirtschaft zu tun.

In der Schweiz schauten die Bauern nach den Kühen und die Bäuerinnen 
nach den Schweinen.

Bei den "Schwobe" oder allgemein bei den Deutschen (Auch bei den 
Baden....) war es andersherum üblich. Da waren die Schweine die Aufgabe 
der Männer und die Bäuerinnen hatten sich um die Kühe zu kümmern.

von (prx) A. K. (prx)


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Yalu X. schrieb:
>> Sowas wie Schweizerisch à la Emil. ;-)
>
> Du meist die deutsche Übersetzung von Emil.

Ja. Das was er den Deutschen im Fernsehen als Schweizerisch verkauft hat 
- und von dem deshalb viele Deutschen bis heute denken, es sei echtes 
Schweizerisch. Dabei ist das eher sowas wie frühere Übertragungen vom 
Ohnsorg Theater auf Missingsch statt Platt (auf Hochdeutsch sind die 
schrecklich).

Eine andere Variante dieser Spielart haben sie ja mal im Müncher Tatort 
probiert - aber nicht lang, das Mädel hat ordentlich Prügel bezogen. ;-)

Apropos Tatort: Die Schweizer Tatorte haben ein echtes Problem damit. In 
der Originalfassung sind die zu schwer verständlich, aber in der 
"Synchronfassung" sind die viel zu glatt und könnten ebensogut aus 
Bremen kommen. Und man merkt nur in der Originalversion, dass der 
Unsympath unter den Verdächtigen ein Deutscher ist. ;-)

> Es gibt ja auch die Originalversion, die ist aber für den
> Durchschnittsdeutschen weniger geeignet ;-)

Klar.

von Yalu X. (yalu) (Moderator)


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Apropos Synchronisation:

Ich finde es immer wieder lustig, wie in den deutschen Fassung 
amerikanischer Spielfilme der Hillbilly synchronisiert wird: In einem 
Film spricht er schweizer, in einem anderen bayerischen Dialekt (hab die 
Namen der Filme leider vergessen). Beides klingt natürlich in einem 
Umfeld mit englischen Personen- und Ortnamen, amerikanischen Autos usw. 
schon recht skurril :)

von Stefan (Gast)


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Yalu X. schrieb:
> ch finde es immer wieder lustig, wie in den deutschen Fassung
> amerikanischer Spielfilme der Hillbilly synchronisiert wird: In einem
> Film spricht er schweizer, in einem anderen bayerischen Dialekt (hab die
> Namen der Filme leider vergessen). Beides klingt natürlich in einem
> Umfeld mit englischen Personen- und Ortnamen, amerikanischen Autos usw.
> schon recht skurril :)

echt? hast Du da ein Beispiel? habe ich so noch nie gehört.

A. K. schrieb:
> propos Tatort: Die Schweizer Tatorte haben ein echtes Problem damit. In
> der Originalfassung sind die zu schwer verständlich, aber in der
> "Synchronfassung" sind die viel zu glatt und könnten ebensogut aus
> Bremen kommen. Und man merkt nur in der Originalversion, dass der
> Unsympath unter den Verdächtigen ein Deutscher ist. ;-)

finde ich auch doof, zumindest einen schweizer Akzent sollte man noch 
lassen, sonst könnte das in der Tat auch in Bremen spielen.

von (prx) A. K. (prx)


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Stefan schrieb:
> echt? hast Du da ein Beispiel? habe ich so noch nie gehört.

Es gab mal vor wenigen Jahren eine US-Serie, da spielte ein Restaurant 
eine zentrale Rolle als Treffpunkt. Wenn ich mich richtig erinnere, dann 
wurde die Kellnerin - eine Schwarze - mit einem bayrischen Akzent 
synchronisiert.

von Oli (Gast)


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Hallo zusammen,
als Schweizer finde ich diesen Thread hier sehr aufschlussreich und 
interessant, z.B. um mal zu sehen wie die Schweiz so "von aussen" 
wahrgenommen wird.

Was mich noch interessieren würde - ich weiss, es ist ein wenig OT, aber 
trotzdem: wie seht ihr das Gegenteil, also als Schweizer in D arbeiten? 
Vielleicht so im süddeutschen Raum. Würde man da als Schweizer ernst 
genommen, findet man Anschluss, oder ist es genauso "kompliziert" wie 
wenn man als Deutscher in die CH kommt? würde mich mal echt 
interessieren.

von Rene H. (Gast)


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Andreas B. schrieb:
> Rene H. schrieb:
>> Ich glob das das zimli es problem machä würdi, wänn i das mit mem
>> dialäkt machä wörd.
>
> Schweizer, Luzern?

Yep :-)

> Rene H. schrieb:
>> Geschrieben wird es aber nur von jungen Schweizern im Dialekt.
>
> Jung heisst bis 40ig oder wie?;-)

Kommt hin ;-). Ich bin drüber und schreibe auch nur so wenn ich mit 
meiner Teenager Tochter schreibe.

Grüsse,
René

von (prx) A. K. (prx)


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Oli schrieb:
> Was mich noch interessieren würde - ich weiss, es ist ein wenig OT, aber
> trotzdem: wie seht ihr das Gegenteil, also als Schweizer in D arbeiten?

Du findest in Deutschland leichter einen Afghanen als einen Schweizer. 
Rein numerisch gesehen (~0,05% Bevölkerungsanteil, gegenüber ~3,5% 
Deutsche in der Schweiz).

von Yalu X. (yalu) (Moderator)


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Mir fällt gerade nur ein einziges Beispiel eines Schweizers, der in 
Deutschland arbeitet(e), ein:

  http://de.wikipedia.org/wiki/Josef_Ackermann

Was die Leute über ihn denken, kannst du hier nachlesen:

  http://de.wikipedia.org/wiki/Josef_Ackermann#Ackermanns_Bild_in_der_.C3.96ffentlichkeit

;-)

Ich selber hatte noch nie einen Kollegen aus der Schweiz, kann mir aber 
nicht vorstellen, dass die Zusammenarbeit und das Verhältnis zueinander 
arg anders wäre als bei einem deutschen Kollegen.

Ist er ein A7h, wird er das gleiche Problem haben, akzeptiert zu werden, 
wie ein A7h aus Deutschland, umgekehrt ebenso. Und ich glaube nicht, 
dass der A7h-Anteil unter den Schweizern höher ist als der unter den 
Deutschen, eher umgekehrt :)

von Rene H. (Gast)


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Äh, was ist ein A7h?

Grüsse,
René

von Yalu X. (yalu) (Moderator)


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Rene H. schrieb:
> Äh, was ist ein A7h?
>
> Grüsse,
> René

Weißt du, was i18n und l10n bedeuten? ;-)

von Rene H. (Gast)


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Yalu X. schrieb:
> Weißt du, was i18n und l10n bedeuten? ;-)

Ja, aber bei A7h suche ich immer noch nach dem h :-)

Grüsse,
René

von Rene H. (Gast)


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AH! :-) Jetzt aber ja..... Jetzt hab ich's.


Grüsse,
René

von Yalu X. (yalu) (Moderator)


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Rene H. schrieb:
> AH! :-) Jetzt aber ja..... Jetzt hab ich's.

Dann muss ich das Wort also nicht ausschreiben?

Danke :)

von Rene H. (Gast)


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Yalu X. schrieb:
> Danke :)

Gerne. Das darf man natürlich einem Moderator nicht zumuten :).

Grüsse,
René

von (prx) A. K. (prx)


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Yalu X. schrieb:
> Mir fällt gerade nur ein einziges Beispiel eines Schweizers, der in
> Deutschland arbeitet(e), ein:

Es gibt zwar auch unter den Promis noch etliche mehr, aber von vielen 
weiss kaum jemand, dass sie Schweizer sind (z.B. Alexander Niemetz). 
Zumal unter den Schauspielern gibt es naturgemäss etliche, aber die 
haben Sprachausbildung, weshalb man es nicht hört.

von Stefan (Gast)


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Wozu sollte ein Schweizer auch in Deutschland arbeiten? der Super Gau 
wäre ja in der teuren Schweiz zu wohnen, aber in Deutschland zu 
arbeiten, am schlimmsten noch mit deutschen Lohnabzügen + 
Zusatzversicherung für die CH. Da würde man sich im Normalfall quasi 
selbst bestrafen. Wenn überhaupt könnte jemand aus der CH ganz nach DE 
übersiedeln, aber wozu es spricht ja sehr viel für die CH. Natürlich 
wird man immer einige Auswanderer finden, die von der CH nach DE gingen 
und die keine Promis/Top Manager sind, aber das werden halt nur wenige 
sein. Genauso wird man sicher auch Deutsche finden, die z.B. als 
normaler Arbeitnehmer ohne Führungsverantwortung, aus z.B. privaten 
Motiven, nach Tschechien auswandern.

von Michael W. (Gast)


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Auch ein Schweizer schrieb:
> Also hier in der Zentralschweiz, in einer eher ländlicheren Gegend, kann
> ich bestätigen dass Deutsche häufig nicht so gerne gesehen werden.
Das liegt aber dann an Deiner Gegend und an Deinem Empfinden. Ich habe 
eine Reihe von Bekannten aus der Schweiz (Schweizer und Italiener) und 
die sind da anderer Meinung.

> Meines Erachtens liegt das (wie schon erwähnt) häufig an der direkten
> Art der Deutschen, die hier schnell als arogant empfunden wird (woran
> ihr natürlich keine Schuld habt, das ist nunmal einfach so).
Ich gebe Dir bedingt Recht, aber es gibt DEN Deutschen noch viel 
weniger, als den Schweizer. Ich bin in einer Region aufgewachsen, wo man 
auch Höflichkeit und Herzlichkeit pflegt und die Attituden, die die 
Schweizer den Deutschen gerne pauschal andichten, absolut nicht treffen.

> Andererseits erwarten wir aber auch dass Ausländer sich anpassen wenn
> Sie hier leben wollen, und dazu gehört nunmal auch die Sprache.
Ich habe mal das komplette Zitat weggelassen und antowrte komplett:

Ich bin sehr erstaunt zu höhren, dass Schweizer angeblich erwarten, dass 
Deutsche das Schweizerdeutsch sprechen sollen. Wieso? Wenn Du aus der 
Zentralschweiz in die Region Basel ziehst, übernimmst Du dann einen 
Basler Dialekt? Es gibt doch überhaupt kein offizielles 
Schweizerdeutsch, das man ernen kann, allenfalls könnte man versuchen, 
den lokalen Dialekt zu imitieren und das wird immer komisch sein. In 
Deutschland geht auch kein Hamburger her und imitiert die bayerische 
Mundart oder versucht sich im Badischen. Das klingt lächerlich.

Das Hochdeutsche ist ja auch nichts anderes, als ein Dialekt, der aus 
der Region Hannover kommt, den sich die Deutschen angewöhnt haben, um 
sich verständigen zu können, weil man mit niederbayerisch in Berlin gfs 
nicht mehr verstanden wird.

Die Schweizer haben diese Sprache ja auch übernommen, warum sollte man 
sich da anders verhalten? Ausserdem nennen sie ihre Dialekte sogar 
*deutsch, also sind es letztlich nichts anders als regionale deutsche 
Sprachen.

Ich sehe keinen Grund meinen Dialekt zu verändern. Ich rede daheim den 
Dialekt und aussen in der Firma das Hochdeutsch, das alle verstehen. 
Wenn sie verstanden werden wollen, müssen sie auch so reden, dass man 
sie versteht. Also reden sie zumindest ein Hochdeutsch mit Akzent. Genau 
so mache ich es auch in Österreich und der Schweiz und in Tirol/Südtirol 
und werde verstanden.

> Als Auswanderer muss man sich sonst immer der
> Landessprache anpassen.
> Zieht ihr nach Frankreich, müsst ihr Französisch lernen usw.

Die Landessprache in der Schweiz ist Deutsch. In der Südschweiz 
Italienisch und Französisch. Wenn ich da hinfahre spreche ich 
entsprechendes Französisch und Italienisch, allerdings Schulitalienisch 
und keinen Bolzanodialekt. Wird akzeptiert.


> Motivation Schweizerdeutsch zu lernen, nicht vorhanden ist
Oh, die ist sogar vorhanden, nur wird man komisch angesehen, wenn man 
versucht es nachzuahmen.

> (ausserdem kann man Schweizerdeutsch ja auch sonst nirgens
> auf der Welt gebrauchen).
Es ist genauso zu gebrauchen, wie Niederbayerisch, Westdänisch und 
Nordfriesisch. Ein paar Brocken wird der Gesprächsteilnehmer verstehen, 
das war es.

> Klar ist Schweizerdeutsch bestimmt sehr schwierig zu lernen. Es verlangt
> auch keiner dass Ihr perfekt Schweizerdeutsch sprechen müsst. Aber
> zumindest die Bemühungen sollten vorhanden sein,
Wie sollen die aussehen?

> Wie denkt ihr über Ausländer in Deutschland, die auch nach Jahren nicht
> mal ansatzweise dazu bereit sind, eure Sprache zu lernen?
Er muss eine Sprache lernen, die man hier versteht. Von mir aus 
gebrochenes Bayerisch mit türkischem Akzent. Reicht.

Wenn es ein Österreicher ist, muss er sich halt überlegen, was er macht: 
Von mir aus kann er seinen Dialekt beibehalten, ich verstehe das schon. 
Bei einem Hamburger hat er schlechte Karten.

Dasselbe gilt für Schweizer: Der Dialekt ist so spezifisch, dass er 
nicht generell verstanden wird. Die Badener und Schwaben, also die 
direkten Nachbarn, werden das noch ganz gu können, nehme ich an, aber 
ich hätte damit Probleme. Er muss also in eine offizielle Landessprache 
wechseln.

Der Schweizer befindet sich damit in derselben Situation, wie der 
Hamburger und der Kölner: Er muss eine "Fremdsprache" lernen, um in der 
Nachbarregion verstanden zu werden. Es nutzt ihm nichts, dass er aus dem 
selben Land kommt. Wenn ich in Köln bin, rede ich daher 
sicherheitshalber Hochdeutsch, damit mich der Kölner versteht und 
umgekehrt ist es auch so.

Natürlich kann man hergehen und sich einigeln und absichtlich nur 
Heimatdialekt reden. Da muss halt der Ausländer was tun. Ich verstehe 
daher auch bayerisch, kölsch und berlinerisch, um auch die zu verstehen, 
die sich keine Mühe machen wollen.

Von daher könnte man die Forderung erheben, dass Deutsche in der Schweiz 
den lokalen Dialekt verstehen müssen. Da müssen sie halt ran und lernen. 
Sprechen macht keinen Sinn, denke ich.

Yalu X. schrieb:
> Mir fällt gerade nur ein einziges Beispiel eines Schweizers, der in
> Deutschland arbeitet(e), ein:
>
>   http://de.wikipedia.org/wiki/Josef_Ackermann

Was ist denn mit O. Hitzfeld, C.Surer ?

von Rene H. (Gast)


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Stefan schrieb:
> Wozu sollte ein Schweizer auch in Deutschland arbeiten?

Hmmm... um der Kleinlichkeit, der Verbohrtheit, den gefühlten 10 
Millionen Verbote, der Verschlossenheit .... zu entfliehen?

Ich denke Gründe gäbe es da Duzende wenn nicht hunderte.

Grüsse,
René

von Postix (Gast)


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Rene H. schrieb:
> Hmmm... um der Kleinlichkeit, der Verbohrtheit, den gefühlten 10
> Millionen Verbote, der Verschlossenheit .... zu entfliehen?

Und um dann zu erkennen, wie klein der Unterschied zwischen Deutschland 
und Schweiz doch ist. ;-)

von Rene H. (Gast)


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Postix schrieb:
> Und um dann zu erkennen, wie klein der Unterschied zwischen Deutschland
> und Schweiz doch ist. ;-)

Da bin ich (noch) anderer Meinung. Irgendwo in NRW, am liebsten Raum 
Köln würde ich mich sicher sehr wohl fühlen.

Grüsse,
René

von Stefan (Gast)


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Markus Wagner schrieb:
> Was ist denn mit O. Hitzfeld, C.Surer ?

Hitzfeld ist Deutscher, wurde in Lörrach geboren und ist Deutscher. 
Vielleicht hat er mittlerweile auch noch einen schweizer Pass, dennoch 
ist er ein CH Auswanderer. Sportler bzw. Promis wie Surer sind natürlich 
Spezialfälle. Ich habe schon mal gehört, dass generell die Gehälter sich 
in der CH und in DE um so mehr angleichen, je weiter oben man in der 
Hierachie steht. Für normale Arbeitnehmer aus der CH lohnt es sich 
i.d.R. finanziell nicht nach DE zu gehen.

Rene H. schrieb:
> Hmmm... um der Kleinlichkeit, der Verbohrtheit, den gefühlten 10
> Millionen Verbote, der Verschlossenheit .... zu entfliehen?

das hängt stark vom Unternehmen ab wo man arbeitet, von der Region, vom 
Umfeld usw. als das man pauschal eine Aussage darüber machen könnte. 
Jedenfalls die Migrationszahlen sprechen eine eindeutige Sprache, von wo 
nach wo die meisten Arbeitnehmer gehen.

von Rene H. (Gast)


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Stefan schrieb:
> das hängt stark vom Unternehmen ab wo man arbeitet, von der Region, vom
> Umfeld usw. als das man pauschal eine Aussage darüber machen könnte.

Das stimmt allerdings.

> Jedenfalls die Migrationszahlen sprechen eine eindeutige Sprache, von wo
> nach wo die meisten Arbeitnehmer gehen.

Die Migrationszahlen sagen lediglich aus wo man am meisten verdient.

Grüsse,
René

von Klaus I. (klauspi)


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A. K. schrieb:
> Oli schrieb:
>> Was mich noch interessieren würde - ich weiss, es ist ein wenig OT, aber
>> trotzdem: wie seht ihr das Gegenteil, also als Schweizer in D arbeiten?
>
> Du findest in Deutschland leichter einen Afghanen als einen Schweizer.
> Rein numerisch gesehen (~0,05% Bevölkerungsanteil, gegenüber ~3,5%
> Deutsche in der Schweiz).

Die Zahlen könnte man auch anders sehen:

Laut http://www.swissemigration.ch (2011) in Deutschland 77.827 
Schweizer. In Bezug zu den 6.2 Mio Schweizern in der Schweiz (laut Wiki) 
sind das ca. 1.25 % der Schweizer, die in Deutschland leben.

Die ca. 280.000 Deutschen in der Schweiz sind nur ca. 0.4 % der 
Bevölkerung Deutschlands. Ich glaube oben habe ich auch schon mal 
geschrieben, dass es vor Hundert Jahren mehr Deutsche in der Schweiz 
gehabt hat :oD

Für Schweizer ist es also wahrscheinlicher in Deutschland zu leben, als 
umgekehrt. Bitte Vorsichtig bei den Zahlen, es gibt ja auch noch 
doppel-Paß usw. Sollte nur mal eine gedankliche Anregung sein.

Aber zur Frage von Olli:
Ich denke es ist generell gesehen schon unkomplizierter als Schweizer in 
Deutschland zu leben. Die Schweiz hat eigentlich einen sehr positven 
Ruf. Ich selbst hatte in Deutschland aber nur einem Kollegen aus der 
Schweiz und ich denke, er hat sich da allein unter den Deutschen ganz 
wohl gefühlt.

von Stefan (Gast)


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Rene H. schrieb:
> Die Migrationszahlen sagen lediglich aus wo man am meisten verdient.

langfristig gesehen zeigen diese, wo man im Schnitt besser lebt, sonst 
gingen viele ja wieder nach DE zurück, z.B. mit hohem Ersparnis. Ich 
selbst würde derzeit, wenn überhaupt, eher nur als Grenzgänger in die 
CH. Laut einem Bekannten der schon in der CH arbeitet, hätte man 
ansonsten im Vergleich zu DE kaum einen finanziellen Vorteil.

Allerdings je nach dem wie man leben will, sieht der Vorteil zwischen DE 
und CH anders aus. Laut einer UBS Studie hat man kaufkraftbereinigt in 
Zürich am meisten vom Gehalt. Allerdings wer z.B. von einer großen 
Eigentumswohnung oder gar einem Haus träumt, hat es im Schnitt in den 
meisten Regionen DEs erheblich leichter dies mit einem 
Techniker/Ingenieurgehalt zu finanzieren als im Großraum Zürich.

von Stefan (Gast)


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Rene H. schrieb:
> Da bin ich (noch) anderer Meinung. Irgendwo in NRW, am liebsten Raum
> Köln würde ich mich sicher sehr wohl fühlen.

ja das könnte ich mir auch vorstellen. Ich bin sowieso der Meinung, dass 
man in vielen Teilen NRWs als Ingenieur bzw. Informatiker mit das beste 
Preis/Leistungsverhältnis hat und dazu kommt, dass gerade Rheinländer 
meist sehr offen sind und nicht so verschlossen wie viele im Süden, wo 
man als Neuer in einer Kleinstadt nach 20 Jahren immer noch "der 
Zugezogene" ist und erst ab der 3. Generation als Einheimischer 
akzeptiert wird.

von Oli (Gast)


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Hi,
also, weiter oben tauchte mal die Frage auf, wieso ein Schweizer nach D 
arbeiten gehen will...
Also ich muss hier sagen, wegen dem Gehalt möchte ich es sicher nicht, 
ich weiss natürlich auch, dass in D die Löhne tiefer sind als hier. Das 
ist ehrlich gesagt auch das, was mir am meisten Sorgen bereitet. Der 
Grund, wieso ich nach D möchte, ist, dass es da viele interessante Jobs 
gibt. Die Bezahlung ist für mich eigentlich nicht so relevant. Ich kenne 
aber beispielsweise keine grössere Firma in der CH, die sowas macht wie 
Rohde&Schwarz. Gibt noch andere interessante Firmen, und in so einer 
Bude möchte ich mal ein paar Jahre arbeiten und ein wenig Erfahrungen 
sammeln. Ich will ja nicht für ewig nach D, das würde nicht 
funktionieren, aber mal was anderes machen und den Horizont ein wenig 
erweitern, das wär schon ganz nett. Zu weit weg ins Ausland will ich 
halt nicht. Das sind doch legitime Gründe, oder ;-) Die Schweiz ist halt 
auch nicht mehr unbedingt das Land in dem Milch und Honig fliessen, 
dachte ich zwar früher aber so langsam macht sich ein wenig Ernüchterung 
breit... Daher mal was anderes, und da wär D mir eigentlich ganz recht.

von Thomas (Gast)


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Markus Wagner schrieb:
> Das Hochdeutsche ist ja auch nichts anderes, als ein Dialekt, der aus
> der Region Hannover kommt, den sich die Deutschen angewöhnt haben, um
> sich verständigen zu können, weil man mit niederbayerisch in Berlin gfs
> nicht mehr verstanden wird.

Nö, das Hochdeutsch kommt aus Süddeutschland, zumindest südlich der 
Benrather Linie. Aus dem Grund finde ich den Spruch der Schwaben "wir 
können alles außer Hochdeutsch" auch etwas sinnfrei.

Dass in Norddeutschland heutzutage mehr oder weniger dialektfrei 
gesprochen wird, liegt daran dass das Niederdeutsch (oder Plattdeutsch) 
mit dem Hochdeutsch nur wenig gemein hat. Es ist fast als eigene Sprache 
zu sehen.
Ich bin im Raum Osnabrück aufgewachsen, und meine Eltern und viele 
andere im Ort waren quasi zweisprachig: deutsch und plattdeutsch. Je 
nach dem mit wem man sich unterhielt geschah das entweder auf 
Hochdeutsch oder Platt.
Gleiches ist mir kürzlich im südlichen Münsterland widerfahren. Bei 
einem Kunden der bestes Hochdeutsch sprach rief in meiner Anwesenheit 
ein wohl guter Bekannter an, und dann schaltet der um auf übelstes 
Platt. Da war ich auch platt.

Es wundert mich wirklich dass die Schweizer von Zugezogenen verlangen 
ihren Dialekt sprechen zu lernen. Das ist mir in Deutschland zumindest 
noch nie aufgefallen dass jemand wegen seiner Dialekts oder 
Nicht-Dialekts verachtet wurde - außer die Ossis vielleicht ;)

von Stefan (Gast)


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Thomas schrieb:
> Das ist mir in Deutschland zumindest
> noch nie aufgefallen dass jemand wegen seiner Dialekts oder
> Nicht-Dialekts verachtet wurde - außer die Ossis vielleicht ;)

ich komme aus einem sehr konservativen Umfeld in Süddeutschland und da 
ist das mit den Ossis echt so. Ossis sind da ähnlich angesehen wie 
Schwarzafrikaner oder Orientalen, also nicht sonderlich gut. Wenn die 
Arbeit dort finden, dann meist in miesen Jobs zu miesen Löhnen und 
Bedingungen, wo sie sich nicht selten von einem süddeutschen oder auch 
teils ausländischen Vorarbeiter(Nicht-Schwarzafrikanern und 
Nicht-Orientalen z.B. aus Griechenland) dumme Sprüche anhören dürfen.

Thomas schrieb:
> Nö, das Hochdeutsch kommt aus Süddeutschland, zumindest südlich der
> Benrather Linie. Aus dem Grund finde ich den Spruch der Schwaben "wir
> können alles außer Hochdeutsch" auch etwas sinnfrei.

nein, hochdeutsch ist im Prinzip nichts anderes als die hannoveraner 
Mundart. Ein Prof von dort wurde damit betraut eine gesamtdeutsche 
Sprache zu entwickeln und da nahm er der Einfachheit halber einfach den 
eigenen Dialekt.

Thomas schrieb:
> Es wundert mich wirklich dass die Schweizer von Zugezogenen verlangen
> ihren Dialekt sprechen zu lernen

für die Schweizer ist es einfach ein Stück Identität und Nationalstolz. 
Viele Deutsche meinen ja, die Schweiz sei quasi Deutschland. Über die 
Sprache kann man sich da, zu Recht, etwas abgrenzen.

von Oli (Gast)


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> Es wundert mich wirklich dass die Schweizer von Zugezogenen verlangen
> ihren Dialekt sprechen zu lernen

jeder Schweizer, der noch alle Tassen im Schrank hat, verlangt das 
selbstverständlich NICHT. Es ist nicht zumutbar. Ich arbeite in meiner 
Firma auch mit vielen Deutschen zusammen, und auch diejenigen welche 
schon jahrelang in der CH leben, können kein Schweizerdeutsch. Müssen 
sie auch nicht, ich finde, es klingt eher sehr abenteuerlich, wenn sie 
es doch versuchen. Ich hab kein Problem damit, wenn man mit mir auf 
Hochdeutsch spricht. Was ich aber erwarte von den Kollegen ist, dass sie 
mich wenigstens ansatzweise verstehen, wenn ich sie auf Schweizerdeutsch 
anspreche. Viele Schweizer hier schalten automatisch auf Hochdeutsch um, 
ich mache das bewusst nicht, weil ich gerne so rede, wie mir der 
Schnabel gewachsen ist. Also rede ich Schweizerdeutsch, der Kollege wird 
sich dann schon wehren, wenn er ein Wort nicht verstanden hat. Ich finde 
eigentlich auch, das kann man schon verlangen, dass man das versteht - 
habe einen Kollegen hier, der im Mai angefangen hat, der kommt aus 
Hamburg, was ja doch ein Stück weit entfernt ist. Er versteht mich aber 
mittlerweile recht gut, wenn ich CH-Deutsch rede, also scheint es ja zu 
funktionieren ;-)

von Yalu X. (yalu) (Moderator)


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Stefan schrieb:
> Thomas schrieb:
>> Nö, das Hochdeutsch kommt aus Süddeutschland, zumindest südlich der
>> Benrather Linie. Aus dem Grund finde ich den Spruch der Schwaben "wir
>> können alles außer Hochdeutsch" auch etwas sinnfrei.
>
> nein, hochdeutsch ist im Prinzip nichts anderes als die hannoveraner
> Mundart. Ein Prof von dort wurde damit betraut eine gesamtdeutsche
> Sprache zu entwickeln und da nahm er der Einfachheit halber einfach den
> eigenen Dialekt.

Das Thema hatten wir hier schon mehrmals:

Eigentlich bezeichnet "Hochdeutsch" die Dialekte im südlichen Teil
Deutschlands und ist das Gegenstück zu "Niederdeutsch", das im
nördlichen Teil gesprochen wird.

  http://de.wikipedia.org/wiki/Hochdeutsche_Dialekte

Andererseits ist "Hochdeutsch" die umgangssprachliche Bezeichnung für
"Schriftdeutsch" oder "Standarddeutsch".

  http://de.wikipedia.org/wiki/Standarddeutsch

Standarddeutsch kommt auch nicht aus Hannover, sondern ist eine
Kunstsprache, die eigentlich nur von Leuten gesprochen wird, die vor dem
Fernseher oder Radio aufgewachsen sind, oder für deren Eltern dies der
Fall war ;-)

In Hannover wurde früher Ostfälisch (ein plattdeutscher Dialekt)
gesprochen, das hat sich aber irgendwann geändert:

  http://www.zeit.de/2000/24/200024.stimmts_hannover.xml
  http://www.welt.de/vermischtes/kurioses/article8516864/Hannoveraner-sprechen-Saechsisch-sagt-ein-Forscher.html

Aber auch heute sprechen die (echten) Hannoveraner alles andere als
Standarddeutsch, und darauf sind sie wohl auch stolz. Ihr Dialekt hört
sich so an:

  http://www.wir-sind-hannoveraner.de/index.php?page=7&profile_id=b52344e63431ba43d851cccc1288a7cd


So, nun aber wieder zurück zu den Schweizern:

Oli schrieb:
> Ich hab kein Problem damit, wenn man mit mir auf Hochdeutsch spricht.
> Was ich aber erwarte von den Kollegen ist, dass sie mich wenigstens
> ansatzweise verstehen, wenn ich sie auf Schweizerdeutsch anspreche.

Ja, das würde ich für jeden Dialekt so sehen: Man sollte sich Mühe
geben, den jeweils einheimischen Dialekt zu verstehen, aber nicht
versuchen, ihn zu sprechen (höchstens hin und wieder nach ein paar
Bieren zur allgemeinen Erheiterung :)).

von Michael W. (Gast)


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Yalu X. schrieb:
> 
http://www.wir-sind-hannoveraner.de/index.php?page=7&profile_id=b52344e63431ba43d851cccc1288a7cd
Das ist ja entsetzlich! Die klingen in den Vokalen fast wie die Sachsen.
Ist eigentlich aber auch klar, als NiedereSachsen.

Dann lieber Schweizerdeutsch :-)

von Jo S. (Gast)


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Oli schrieb:
> ...also als Schweizer in D arbeiten?
> Würde man da als Schweizer ernst genommen

Nein, man würde Dich für verrückt halten. Das ist so, als ob man auf der 
Einbahnstraße ( D ---> CH ) in die falsche Richtung fährt.

> findet man Anschluss, oder ist es genauso "kompliziert" wie
> wenn man als Deutscher in die CH kommt?

Die Schweizer genießen hohes Ansehen. Somit findet man leicht Anschluß - 
besonders bei den Mädels. ;)

von Südbadner (Gast)


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Auf diese Reportage bin ich zufällig gestossen. Dort wird die Sprache 
ebenfalls als Hürde angesehen.

Interessant ist auch der Aspekt, dass man als Einzelperson als 
Repräsentant für alle Deutschen in der Schweiz herhalten muss, wie das 
Beispiel von Alena Gerber zeigt.

Reportage Teil 1:
http://www.youtube.com/watch?v=lEFK3sTEOsQ

von Marx W. (Gast)


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A. K. schrieb:
> Aber mal sehen wie das läuft, wenn die norwegischen Öl- und Gasquellen
> nicht mehr so sprudeln.

Dauert noch so 200 Jahre!
Dafür haben die in der Zwischenzeit halb Europa aufgekauft!

von KaEs (Gast)


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Oli schrieb:
> Was mich noch interessieren würde - ich weiss, es ist ein wenig OT, aber
> trotzdem: wie seht ihr das Gegenteil, also als Schweizer in D arbeiten?
> Vielleicht so im süddeutschen Raum. Würde man da als Schweizer ernst
> genommen, findet man Anschluss, oder ist es genauso "kompliziert" wie
> wenn man als Deutscher in die CH kommt? würde mich mal echt
> interessieren.

Ich komme aus dem südbadischen Raum bei Freiburg und sehe die Sache so:

Insgesamt haben meiner Meinung nach Schweizer einen guten Ruf. Oft 
natürlich auf Grundlage von Klischees, aber positive Klischees. 
Ausländerfreindlichkeit gegen Schweizer schätze ich sollte kein 
ernsthaftes Thema werden: Da man Schweizer auch mit Dialekt ja meist gut 
versteht, wird er/sie eigentlich nicht als Ausländer wahrgenommen. In 
Deutschland gibt es ja durchaus viel Zuzug aus Ländern wo nicht einmal 
die Verständigung gegeben ist und außerdem gibt es extrem viele Dialekte 
in Deutschland selbst, sodass jeder "irgendwie" Deutsch Sprechender als 
Einheimischer empfunden wird. Bei Wörter die es im Deutschen so nicht 
gibt oder nicht gebräuchlich sind ("Pendenzenliste", "Pneus" und 
dergleichen) muss man natürlich mit fragenden Blicken oder Rückfragen 
rechnen.

Ein etwas hausgemachtes Problem ist meines Erachtens die mediale 
Deutschenfreindschaft in der Schweiz. Gerade als Deutscher der ein gutes 
Schweizerbild hat und dann Ergüsse a la Natalie Rickli hört fühlt sich 
dann extrem vor den Kopf gestossen und verwirrt, weil die positiven 
Assoziationen dem Anschein nach nicht auf Gegenseitigkeit zu beruhen 
scheinen (zumindest erging es mir so). Ich glaube andersherum führt es 
genauso zu Irritationen, falls man sich als Schweizer ein wenig für die 
eigene Presse "schuldig" fühlt und insgemeim denkt deshalb in 
Deutschland ebenfalls auf Abneigung zu stoßen, dies aber dann nirgends 
so eintritt. Ich mache das daran fest, dass einige Schweizer erstmal 
sehr zurückhaltend und irgendwie eingeschüchtert gewirkt haben, bevor 
man mit Ihnen dann ein Gespräch angefangen hat.

Sprachlich klingt Schweizerdeusch für deutsche Ohren tendenziell "ein 
wenig niedlich". Je nach Situation kann dies natürlich ein Problem sein. 
Gerade wenn man dann vieles noch zusätzlich "in Watte" packt, kann ich 
mir denken, dass das wirkliche Anliegen von manchen Leuten nicht 
verstanden wird. Vermutlich denkt dann der Schweizer "Na, dem hab ich's 
jetzt aber mal richtig gesagt was hier Sache ist" und der Deutsche denkt 
"Was ein netter, zuvorkommender Herr. Wir sollten wirklich öfters mal 
über's Wetter reden." Grundsätzlich wäre wohl einfach anzuraten, 
situativ gut aufzupassen, ob das Gesagte verstanden wird - denn 
rüpelhaftige Direktheit und Unfreundlichkeit ist definitiv auch in 
Deutschland wenig hilfreich. Meiner Erfahrung nach macht es keinen Sinn 
"bewußt" sprachlich direkter zu sprechen - das geht daneben und klingt 
dann meist wirklich unfreundlich, da es doch irgendwie "anders" ist und 
dann natürlich auffällt.

Wenn man etwas aus sich heraus gehen kann, mit auf Partys geht und 
andere Leute anspricht, sollte man sicher gut Anschluss finden können.

von Michi (Gast)


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KaEs schrieb:
> Ein etwas hausgemachtes Problem ist meines Erachtens die mediale
> Deutschenfreindschaft in der Schweiz. Gerade als Deutscher der ein gutes
> Schweizerbild hat und dann Ergüsse a la Natalie Rickli hört fühlt sich
> dann extrem vor den Kopf gestossen und verwirrt, weil die positiven
> Assoziationen dem Anschein nach nicht auf Gegenseitigkeit zu beruhen
> scheinen (zumindest erging es mir so). Ich glaube andersherum führt es
> genauso zu Irritationen, falls man sich als Schweizer ein wenig für die
> eigene Presse "schuldig" fühlt und insgemeim denkt deshalb in
> Deutschland ebenfalls auf Abneigung zu stoßen, dies aber dann nirgends
> so eintritt. Ich mache das daran fest, dass einige Schweizer erstmal
> sehr zurückhaltend und irgendwie eingeschüchtert gewirkt haben, bevor
> man mit Ihnen dann ein Gespräch angefangen hat.

Nun, dass mit der Deutschfeindlichkeit in der Schweiz ist ein elendiges 
Thema.
Leider haben wir in der Schweiz sogenannte Politiker, welche nicht 
wirklich weit überlegen, was im Falle von Frau Rickli auch zu einem 
Burnout geführt hat. Das Thema Deutschfeindlichkeit wird leider von 
unserer Boulevardpresse auch immer aufgegriffen.
Wirklich schuldig würde ich mich dafür im Ausland nicht fühlen, aber es 
ist auch nicht wirklich angenehm mit dem Gedanken mich über sowas 
unterhalten zu müssen ;)

Als Schweizer habe am Arbeitsplatz eigentlich nie Probleme mit Deutschen 
gehabt, man bedenke, dass auch wir in der Schweiz Fachpersonal brauchen, 
so haben wir in unserer Firma ein paar Ingenieure, welche aus 
Deutschland kommen. Bislang waren alle anpassungsfähig ;)
Und was wären wir bloss ohne die deutschen Ärzte?

von Bodenseeler (Gast)


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Vom Fenster aus sehe ich die Schweiz. Ein Katzensprung.

Zur Zeit würde ich aber nicht in der Schweiz arbeiten bzw. wohnen 
wollen. Ich kenne einige Schweizer, alle sehr nett, und habe auch sonst 
beruflich regelmäßig in der Schweiz zu tun. Persönlich hatte ich noch 
keine negativen Erfahrungen mit Schweizern bzw. der Schweiz.

Allerdings zeichnen Kollegen die in der Schweiz (viel) arbeiten (und 
wohnen) ein anderes Bild.

Wenn irgendwo in der Schweiz mal wieder gewählt wird und ich die 
Wahlplakate sehe, oder wenn ich mir so manche TV-Debatten oder Presse 
anschaue, erinnert mich die Schweiz heute wahnsinnig an Deutschland vor 
etwa 25 Jahren. Damals hatten "die Deutschen" auch Angst, von Ausländern 
"überrollt" zu werden.

Meiner Meinung nach wird das Klima in der Schweiz gegenüber 
Nicht-Schweizern eher noch schwieriger werden. Der Schweiz stehen 
relativ einschneidende Veränderungen die nächsten 15 Jahre bevor. Da 
werden einige Selbstbilder ziemlich ins wanken kommen. Alles keine guten 
Voraussetzungen für ein entspanntes Miteinander.

von joE (Gast)


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weg mit den Vorurteilen...

http://www.blogwiese.ch/

von Klaus I. (klauspi)


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Michi schrieb:

> Leider haben wir in der Schweiz sogenannte Politiker, welche nicht
> wirklich weit überlegen, was im Falle von Frau Rickli auch zu einem
> Burnout geführt hat. Das Thema Deutschfeindlichkeit wird leider von
> unserer Boulevardpresse auch immer aufgegriffen.

Ich glaube eine der letzten Äusserungen von Rickli war ja, das die 
Menschen vom Kosovo in der Schweiz nur deswegen kriminell werden müssen, 
weil die Deutschen ihnen die Jobs wegnehmen...

Man merkt halt schon, dass es erstmal eine wirklich nennenswerte 
Deutschfeindlichkeit gibt und das nicht nur in Artikeln der Presse.
Aber insgesamt denke ich, dass selbst ein Gros dieser Schweizer im 
persönlichen Kontakt viel lieber eigene Erfahrungen machen und nach ein 
paar positive Erfahrungen mit Deutschen auch umdenken können.

Die meisten Schweizer haben IMHO ja gar keine Probleme mit den 
Düütschen.


> Wirklich schuldig würde ich mich dafür im Ausland nicht fühlen, aber es
> ist auch nicht wirklich angenehm mit dem Gedanken mich über sowas
> unterhalten zu müssen ;)

Schuldig solltest Du Dich da sicherlich nicht fühlen. Ein Kollege aus 
Bern hat sich mal wirklich geschämt, als ich ihm in der Beiz ein paar 
Anektoden mit Schweizern erzählt habe (die ich erlebte bevor ich in der 
Schweiz gearbeitet habe). Das fand ich wiederum beschämend, da ich ihn 
ja nicht in Verlegenheit bringen wollte.


> Als Schweizer habe am Arbeitsplatz eigentlich nie Probleme mit Deutschen
> gehabt, man bedenke, dass auch wir in der Schweiz Fachpersonal brauchen,
> so haben wir in unserer Firma ein paar Ingenieure, welche aus
> Deutschland kommen. Bislang waren alle anpassungsfähig ;)

Klar, wenn der deutsche Kollege mal sein erstes richtiges Fondue (bloss 
nicht mit dem Kirsch geizen...) überlebt hat, kann man mit dem Kerl auch 
was anfangen :oD

Mein rein persönlicher Eindruck ist aber (der ist natürlich nicht 
statistisch abgesichert, nur eben meine rein persönliche Erfahrung - 
also bitte nicht überbewerten), dass im Moment eher die jüngeren 
Kollegen mit etwa 25 Lebensjahren die Deutschen eher mal grundsätzlich 
kritisch sehen. Die älteren Schweizer sind da wirklich entspannter. Bei 
den Franzosen mit denen ich zu tun hatte, ist das eher umgekehrt.

von Wilhelm F. (Gast)


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Michi schrieb:

> Als Schweizer habe am Arbeitsplatz eigentlich nie Probleme mit Deutschen
> gehabt, man bedenke, dass auch wir in der Schweiz Fachpersonal brauchen,
> so haben wir in unserer Firma ein paar Ingenieure, welche aus
> Deutschland kommen. Bislang waren alle anpassungsfähig ;)
> Und was wären wir bloss ohne die deutschen Ärzte?

Auch Luxemburger haben in der Regel keine Probleme mit Deutschen. Ganz 
im Gegenteil. Mein Vater ging 1956 schon als Schlosser da hin, weil sein 
Chef keine entsprechenden Luxemburger finden konnte, der Chef dankte es 
bis zu seiner Rente. Es gibt da im Land Gradienten, Luxemburger selbst 
sind meist wohl habender, und tendieren ins Bankengeschäft und andere 
akademische Bereiche. Da ist dann keiner mehr fürs Handwerk übrig.

Allerdings aquirieren sie Akademiker aus dem Bereich Frankreich und 
Belgien, weil die die Amtssprache Französisch schon perfekt beherrschen. 
Aus Deutschland nehmen sie vorwiegend Lehrberufe und Hilfsarbeiter.

von international-loyal (Gast)


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Süddeutscher schrieb:
> Hallo, arbeite derzeit in BaWü als Ing und spreche auch südbadischen
> Dialekt. Wie ist es in der CH zu arbeiten? man hört ja sehr oft über
> Deutschfeindlichkeit da, ist es auch so krass wenn man südbadisch
> spricht? oder ist das ganze generell nicht so krass wie man aus den
> Medien hört? was habt ihr so für Erfahrungen gemacht wenn man in der CH
> arbeitet?
>
> und noch was, ich wollte als Grenzgänger arbeiten, habe gehört, dass sie
> total schlecht angesehen in der CH, stimmt das?

Das ist doch ganz einfach. Du hast bestimmt ein paar Ausländer in deinem 
Freundes- und Bekanntenkreis? Wenn ja, dann weißt du sicherlich, wie 
Ausländer in Deutschland akzeptiert und behandelt werden (auch von DIR)?

So kannst du es dir am besten vorstellen. Denn in der CH bist DU ein 
Ausländer. Ganz egal, ob Brasilianer, Chinese oder Deutscher.

von Michael W. (Gast)


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international-loyal schrieb:
> So kannst du es dir am besten vorstellen. Denn in der CH bist DU ein
> Ausländer. Ganz egal, ob Brasilianer, Chinese oder Deutscher.

Nein, das ist nicht ganz dasselbe, weil die Schweizer nämlich bei den 
Chinesen und Brasilianeren nichts anderes erwarten, als eine andere 
Kultur und eine schlechte Aussprache mit Akzent. Bei den Deutschen haben 
sie schon irgendwie die Erwartung, etwas Gleiches vorzufinden, was der 
Deutsche dann nicht erfüllt. Weder in Sachen Kultur noch in der 
Sprachanpassung. Kein Deutscher übernimmt den Schweizer Akzent.

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