Forum: Mikrocontroller und Digitale Elektronik Lautsprecher am µC - So OK?


von Borislav B. (boris_b)


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Hallo!
Ich planen einen kleinen Lautsprecher per ATTiny anzusteuern. Mein 
erster Entwurf des Schaltplans ist angehängt. Was meint ihr, wird das so 
funktionieren?

Oder habe ich was Wichtiges vergessen?
Danke!

PS:
Kann jemand abschätzen wie hoch der Stromverbrauch (z.B. bei Ausgabe 
eines Sinus) sein wird?
Und mit welcher Lautstärke ist zu rechnen?

von Frank K. (fchk)


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Nun ja, rechne mal:
3.3V / 8Ω gibt 0.4125A
3.3V * 0.4124A gibt 1.36125W, mehr Leistung wirst Du nicht in den 
Lautsprecher hinein bekommen.

Welche Nennleistung hat der Lautsprecher? Bei 10W Nennleistung ist 1W 
nicht besonders viel, und mehr Leistung bekommst Du nur durch eine 
höhere Spannung in den Lautsprecher hinein.

Oder durch eine Brückenschaltung, wie sie in vielen Verstärkern 
angewendet wird. Du steuerst die Membran ja nur in eine Richtung aus. 
Wenn Du beide Pole des Lautsprechers im Gegentakt ansteuerst, ändert 
sich die Polarität, und die Membran wird in beide Richtungen 
ausgesteuert, bewegt also mehr Luft.

Wenn Du nur einen kleinen Pieper brauchst, ist ein Piezobeeper das 
einfachste. Der braucht nur wenig Leistung für eine annehmbare 
Lautstärke.

Wenn Du richtige Musik spielen willst, dann gibts fertige für Autoradios 
gedachte Verstärker-ICs a la TDA..., die mit 12V betrieben werden und 
für kleine Lautsprecher dicke ausreichen.

fchk

von Harald W. (wilhelms)


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Boris B. schrieb:

> Ich planen einen kleinen Lautsprecher per ATTiny anzusteuern. Mein
> erster Entwurf des Schaltplans ist angehängt. Was meint ihr, wird das so
> funktionieren?

Durch den dauernd fliessenden Ruhestrom wird die Membran des
Lautsprechers einseitig ausgelenkt. Deshalb kann man diesen
nur beschränkt aussteuern. Besser geeignet ist eine Gegentakt-
stufe. Eine solche ist typisch in µCs eingebaut, sodas man
zur Widergabe von Signaltönen den Lautsprecher am besten über
einen Elko direkt anschliesst. Falls einem die Lautstärke nicht
reicht, sollte man gleich ein passendes Verstärker-IC nehmen.
Gruss
Harald

von MaWin (Gast)


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> (z.B. bei Ausgabe eines Sinus)

Wo soll der Sinus herkommen bei einem schaltenden Digitalausgang ?

Soll die träge Masse der Lautsprechermembran eine PWM durch die Spule 
glätten ?

Es wird wohl eher Rechteck sein, und dann kommt Franks Berechnung statt 
rms hin, halbe Leistungsaufnahme weil im ausgeschalteten Moment keine 
Leistung verbraten wird.

von Mike (Gast)


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>Nun ja, rechne mal:
>3.3V / 8Ω gibt 0.4125A
>3.3V * 0.4124A gibt 1.36125W, mehr Leistung wirst Du nicht in den
>Lautsprecher hinein bekommen.
Bei der Rechnung musst Du den DC-Anteil vom AC-Anteil trennen, der DC 
trägt nix zum Lärm bei.

==> P_AC = (3.3V/2)^2 / 8Ω = 0.34W

von Wilhelm F. (Gast)


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Boris B. schrieb:

> Und mit welcher Lautstärke ist zu rechnen?

Wen willst du denn so alles richtig ärgern?

In einer Eigenbastelei mit µC habe ich selbst einen Speaker für 
Signaltöne drin, man kann dort auch ganz einfache Melodien abspielen, 
z.B. einen Dreiton. Frequenzbereich der Töne etwa zwischen 300 und 3000 
Hz, das sind gut drei Oktaven.

An einem IC, ein 74HC245 (8 bidirektionale Treiber), hängt direkt über 
einen Vorwiderstand 470 Ohm eine dynamische Telefonhörkapsel mit ca. 600 
Ohm dran. Das ist sogar ausreichend laut, Nachbarn könnten es an der 
Wand noch hören. Der 74HC245 wird mit 5V betrieben. Ein 74HC245 ist 
deswegen in der Schaltung drinne, weil die 8051 keinen Strom bei 
High-Pegel liefern. Ein ATTiny sollte das aber können.

Ursprünglich war die Schaltung für einen kleinen 8-Ohm-Speaker gedacht, 
da ist die Leistung geringer. Aber ich hatte nun eben mal 
Telefonhörkapseln. Diese dynamischen Kapseln haben sehr gute 
Eigenschaften, wie ein HiFi-Kopfhörer. Die Töne klingen trotz 
Rechteckform ganz manierlich, da ist nichts zu beanstanden. Es klingt 
wie frühere Geldspielautomaten, wie sie in jeder Kneipe hingen. Auch von 
der Lautstärke her.

Nach Ende einer Melodie muß ich darauf achten, daß der Pin wieder auf 
Low geschaltet wird. Denn es gibt keinen Entkopplungskondensator. Bei 
High passiert zwar auch nichts, der Stromverbrauch ist nur ein paar mA 
höher.

Die Piezo-Dinger klingen meiner Meinung nach häßlich. Zumindest alle 
jene, die ich bisher hatte.

von cppler (Gast)


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Schau Dir mal elm-chan an:
http://elm-chan.org/works/mxb/report.html
Wenn's nicht laut genug wird kannst Du immer noch einen Verstärker 
dazwischen schalten.

von Borislav B. (boris_b)


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Erschwerend kommt noch hinzu, dass ich das ganze gerne mit einer 
Knopfzelle (3V, 220mAh) betreiben würde. Wenn ich eure Beiträge so lese 
sieht das ja eher düster aus...

Nachbarn möchte damit übrigens nicht ärgern ;-)
(es soll ein kleiner Sensor mit Warnfunktion für die Wohnung werden)

von Stefan (Gast)


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Vergiss es, diese 3V Knopfzellen liefern nichtmal 10 Milliampere. Bei 
meinem letzten test brach die Spannung bei 2mA schon auf 1,8V ein - bei 
einer nagelneuen Batterie wohlgemerkt.

Nimm lieber zwei AG13 Zellen oder was größeres. Aber großartig 
Lautstärke kannst Du auch dann nicht erwarten. 3V sind nicht gerade 
viel, vor allem, wenn man auf eine Gegentaktendstufe verzichtet.

von Frank K. (fchk)


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Boris B. schrieb:
> Erschwerend kommt noch hinzu, dass ich das ganze gerne mit einer
> Knopfzelle (3V, 220mAh) betreiben würde. Wenn ich eure Beiträge so lese
> sieht das ja eher düster aus...

Genau. Vergiss es. Falsches Output Device.

> Nachbarn möchte damit übrigens nicht ärgern ;-)
> (es soll ein kleiner Sensor mit Warnfunktion für die Wohnung werden)

Das wäre besser für Dich:

http://www.reichelt.de/Alarmmelder/PEB-15P/3//index.html?ACTION=3&GROUPID=3484&ARTICLE=14556&SHOW=1&START=0&OFFSET=500&;

fchk

von Wolfgang (Gast)


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MaWin schrieb:
> Wo soll der Sinus herkommen bei einem schaltenden Digitalausgang ?
>
> Soll die träge Masse der Lautsprechermembran eine PWM durch die Spule
> glätten ?
>
> Es wird wohl eher Rechteck sein, und dann kommt Franks Berechnung statt
> rms hin, halbe Leistungsaufnahme weil im ausgeschalteten Moment keine
> Leistung verbraten wird.

Jeder Schaltregler vollbringt dieses Wunder, indem er per PWM laufend 
ein- und ausschaltet und dabei eine Induktivität als Zwischenspeicher 
benutzt. Da beim Lautsprecher die Membran nicht mit der PWM-Frequenz 
mitschwinkt, folgt die Auslenkung dem Mittelwert.

Class-D Endstufe nennt sich das gewöhnlich.
http://de.wikipedia.org/wiki/Klasse-D-Verst%C3%A4rker

von Borislav B. (boris_b)


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Frank K. schrieb:
> Genau. Vergiss es. Falsches Output Device.

Aber wie funktioniert das dann mit diesen singenden Grußkarten? Da ist 
ja quasi gar kein Platz für Elektronik, die Batterie ist bestimmt noch 
viel schwächer, aber trotzdem können sie Wave-Files abspielen...
Irgendwie scheint das ja doch möglich zu sein?

von Matthias S. (Firma: matzetronics) (mschoeldgen)


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Boris B. schrieb:
> Irgendwie scheint das ja doch möglich zu sein?

Aber nicht mit einem niederohmigen Lautsprecher, sondern einem 
Piezo(-quäker)scheibchen. Dieser wird mit 1-bit PWM angesteuert und 
vorher von DC befreit. Oft machen die Jungs auch noch eine 
Resonanzüberhöhung per Spule und C mit rein, das allerdings mehr bei 
Alarmgebern.

von Michi (Gast)


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von Borislav B. (boris_b)


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Michi schrieb:
> vlt. hilft dir das ja weiter:
> http://www.ulrichradig.de/home/index.php/avr/megalol

Mh, interessant. Allerdings macht der Herr Radig das ein wenig anders, 
als hier im Forum vorgeschlagen. Hier meinete Jemand, der C sollte in 
Reihe mit dem Speaker und ein R würde garnicht gebraucht. Da ist mir 
jetzt nicht ganz klar, welche Lösung die bessere ist.

Wave Dateien lassen sich so aber nicht wiedergeben, oder?
Ich kann ja nur die PWM-Frequenz am µC-Pin ändern, und so 
"Sirenen-artige" Klänge erzeugen... (oder geht da doch noch mehr?)

von egberto (Gast)


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oder wie hier
Beitrag "Klingel mit 100 Melodien - last minute Weihnachtsgeschenk"

Komplementärer Emitterfolger

von Chris D. (myfairtux) (Moderator) Benutzerseite


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Matthias Sch. schrieb:
> Boris B. schrieb:
>> Irgendwie scheint das ja doch möglich zu sein?
>
> Aber nicht mit einem niederohmigen Lautsprecher, sondern einem
> Piezo(-quäker)scheibchen. Dieser wird mit 1-bit PWM angesteuert und
> vorher von DC befreit. Oft machen die Jungs auch noch eine
> Resonanzüberhöhung per Spule und C mit rein, das allerdings mehr bei
> Alarmgebern.

Bei den Grußkarten findet man das (naturgemäß) nicht, aber ansonsten 
gilt für die Piezo-Scheiben, dass ein entsprechendes Gehäuse bei seiner 
Resonanzfrequenz enormen Lautstärkenzuwachs bringt.

Boris kennt sicherlich auch die runden schwarzen Kunststoffgehäuse, die 
dann oben eine kleine Öffnung haben (einfach mal bei Google 
"Piezosummer" eingeben). Diese Gehäuse gibt es aus Resonanzgründen und 
auch bei ganz "dummen" Summern ohne jegliche Elektronik gibt es 
üblicherweise eine Frequenzangabe. Das ist dann die Frequenz, bei der 
das Teil am lautesten ist.

Einfach mal so ein Ding an den AVR hängen (Parallelwiderstand zur 
Entladung nicht vergessen) und mit der Frequenz spielen. Die Lautstärke 
ändert sich zur Resonanz hin deutlich.

Bei Knopfzellenbetrieb bleibt eigentlich nur so ein Piezosummer, wenn 
man im Nebenraum noch etwas hören möchte. Rauchmelder haben auch solche 
Teile und die machen mit ihren paar mA auch schon ordentlich "Betrieb" 
;-)

von Matthias S. (Firma: matzetronics) (mschoeldgen)


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Chris D. schrieb:
> Einfach mal so ein Ding an den AVR hängen (Parallelwiderstand zur
> Entladung nicht vergessen) und mit der Frequenz spielen.

Es kann auch eine gute Idee sein, komplementäre Ausgänge des MC zu 
benutzen, da du dadurch die mittlere Spannung am Piezo (oder 
Lautsprecher) erhöhen kannst. Wenn du per Hardware PWM die Töne 
erzeugst, nimm also z.B. OC1A und /OC1A (beim Tiny25/45/85) als Ausgänge 
und hänge dazwischen den Schallgeber. Leider kostet das einen extra Pin, 
den du hoffentlich noch frei hast.

von Harald W. (wilhelms)


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Matthias Sch. schrieb:

>> Irgendwie scheint das ja doch möglich zu sein?
>
> Aber nicht mit einem niederohmigen Lautsprecher, sondern einem
> Piezo(-quäker)scheibchen.

Speziell die Aufnahme/Wiedergabekarten haben durchaus kleine
Magnetlautsprecher eingebaut. Die sind aber hochohmiger als
normale Lautsprecher. Ich würde Boris empfehlen, einen "Laut-
sprecher" aus einem Kopfhörer mit typisch 32 Ohm über einen
Elko direkt am µC-Ausgang anzuschliessen.
Gruss
Harald

von Martin (Gast)


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egberto schrieb:
> oder wie hier
> Beitrag "Klingel mit 100 Melodien - last minute Weihnachtsgeschenk"
>
> Komplementärer Emitterfolger

Jepp. Funktioniert super. In einer Drei-Raum-Wohnung hört man den 
Klingelton überall (wenn man noch nicht hörgeschädigt ist...)

Viele Grüße
Martin

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