Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Auslegung Stromwandler?


von Sascha W. (arno_nyhm)


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Hallo,

ich bin auf der Suche nach Informationen zur Auslegung eines 
Stromwandlers; konkret geht es darum einen Stronwandler in einen Apparat 
zu integrieren (max. Durchmesser 45mm) um einen ~10µs langen Impuls mit 
einen Maximum von ~5kA potentialfrei, möglichst exakt, abzubilden.
Die Primärwicklung ist der gerade durch den Kern geführte Leiter.
Nebst den normalen Aspekten zur Berechnung eines Transformators - gibt 
es noch spezielle Dinge zu beachten?
Was für ein Kernmaterial wäre am besten geeignet?

Eine Rogowskispule als Alternative habe ich eigentlich verworfen, wegen 
der kurzen Impulsdauer des zu messenden Signals. Die Grenzfrequenz von 
Rogowskispulen sind prinzipbedingt ja recht begrenzt.

Ich wäre Dankbar für Eure Hinweise!

: Verschoben durch Admin
von Falk B. (falk)


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Siehe Stromwandler. Für nur 10us braucht es nicht allzuviel 
Permeabilität im Kern. HF-Stromwandler sind keine Seltenheit.

von voltwide (Gast)


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5kA sind schon heftig, ich weiss nicht, ob Du einen Kern findest, der 
dabei nicht schon in die Sättigung läuft.

von Sascha W. (arno_nyhm)


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Die Kombination aus den von Euch erwähnten Aspekten triggerte meine 
Nachfrage hier... Breitbandtrafos ansich, kein Problem - aber 
Breitbandtrafos die bei den auftretenden Flussdichte noch nicht in die 
Sättigung gehen - da ein passendes Kernmaterial zu finden bereitet mir 
momentan Probleme.

Bisher benutze ich für diese Strommessung einen Pearson-Strommesswandler 
(Typ 5046 - 20MHz Bandbreite, verkraftet nach Spec. 25kApeak), das 
funktioniert wunderbar. Nun soll der Stromwandler allerdings in das 
Gerät integriert werden, der Pearson-CT ist schon der kleinste mit 
passenden Parametern, ist aber zu groß zur Integration.
Die den Stromimpuls führende Leitung hat ein maximales Potential von 
~200kV und befindet sich zur Isolation in einem Druckbehälter, in 
welchen nun auch der Messwandler integriert werden soll, in das 
Zuleitungsrohr direkt hinter dem die Hochspannung einführenden 
Coaxstecker - das Rohr hat eben nur einen Innendurchmesser von 45mm. Der 
minimale Innendurchmesser des Messwandlers ist begrenzt durch den 
nötigen Isolationsabstand - 20mm Innendurchmesser des Messwandlers sind 
sicher, in dieser Hinsicht.
Mit beachtet werden muss aber noch, dass der Messwandler in ein kleines 
Gehäuse aus Kupferblech eingefercht werden muss, zur Abschirmung und zum 
vermeiden von Feldstärkepeaks an scharfen Kanten.

Ich habe hier ein PDF von der ETH-Zürich:
www.hpe.ee.ethz.ch/uploads/tx.../05208456_01.pdf‎
Hier werden zwei nanokristalline MnZn-Ferrite (Vitroperm 500F1/500F2) 
erwähnt, die haben eine Sättigungsfeldstärke von 1.2T - gibt es da 
vielleicht noch anderen die eine höhere Flussdichte verkraften?!
Ich finde leider nichts, auch keine gute Aufstellung von Materialien 
(nebst den Standardtypen...) - zu exotisch darf es aber auch nicht 
werden, schließlich brauche ich so ein Teil dann auch nicht nur 
theoretisch, es muss also in winzigen Stückzahlen (<10Stk.) zu bekommen 
sein...

Was für Materialien kommen denn in diesen Messwandlern von Pearson oder 
Bergoz zum Einsatz?!

von oszi40 (Gast)


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Es reicht ja nicht irgendwie 5kA zu messen. Evtl. wird ja auch noch 
Genauigkeit gefordert? Die Sache scheint etwas speziell. Hatte 
http://www.lem.com/hq/de schon nützliche Hinweise?

von Sascha W. (arno_nyhm)


Angehängte Dateien:

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Ja, die Sache ist sehr speziell.
Genauigkeit wird gefordert - in Maßen, ich kann dazu gar keine direkten 
Angaben machen, da ich keinen Überblick habe was möglich ist, da ich im 
Moment noch nichts gefunden habe, was überhaupt Möglich ist; zur 
Genauigkeit daher: So viel wie mit rational zu rechtfertigenden Mitteln 
herauszuholen ist.
Wenn die 'Genauigkeit' im selben Bereich landet wie jene des derzeit 
eingesetzten Messwandlers (Pearson 5046) dann ist das optimal.

Ich habe mal ein vereinfachtes Bild des Aufbaus angehängt... Was mir 
selbst temporär wärend des schreibens des letzten Beitrags entfallen 
ist, ist dass in den Bereich, in den der Messwandler seinen Platz finden 
soll, die Keramikinsulierung des Steckverbinders hineinragt; sie besitzt 
einen Durchmesser von 19.6mm - Ein Innendurchmesser des 
Messwandleraufbaus von 20mm ist also das absolute Minimum! Der 
Innendurchmesser des Rohres in diesem Bereich sind die besagten 45mm.

Der Innenraum steht wie gesagt unter Druck, die Durchführung für das 
Messwandlersignal ist noch nicht eingezeichnet, da sich Ausführung, Art 
und Position natürlich vom Messwandler selbst abhängen.
Wie man sieht ließe sich also ein kompletter Messandler in der typischen 
Bauform (alles vergossen - fest montierter BNC-Stecker) hier sehr 
schlecht integrieren.
Wie man ebenfalls sieht ließe sich der Rohrdurchmesser des 
Anschlussports mit dem Hochspannungssteckverbinder (zur Not!!) 
vergrößern.

LEM hat im übrigen keine passenden Wandler in Programm - es sind eben 
keine niederfrequenten oder gar statischen 5kA, dafür hätte LEM in der 
Tat das genau richtige.
Die Messwandler von denen hier im gesamten Thread die Rede ist, sind 
ohnehin nur für AC-Messungen geeignet.
Bei meiner Anwendung geht es nur um einen recht kurzen Impuls (10µs) im 
kA-Bereich mit einer Repetitionsrate kleiner 1Hz.

Von den elektrischen Parametern her passende Messwandler sind nicht das 
Problem, Pearson, Magnelab sowie Bergoz haben soetwas im Programm (und 
die drei werden nicht die einzigen sein) - 'nackte' haben sie aber alle 
samt nicht im Angebot. Vielleicht auf Nachfrage - aber die Preise für 
die Serientypen sind schon happig genug. Selbstverständlich bieten diese 
Hesteller auch kundenspezifische Lösungen an - aber auch hier ist der 
Preis wieder das Problem.

So schwierig/kostspielig sollte das Unterfangen doch nicht sein - ich 
brauche doch nur einen passenden Kern, den Rest der Konstruktion 
(berechnung, bewickeln, testen, die Abschirmung konstruieren und 
bewickelten Kern vergießen, ...) übernehme ich selbst - es wird ein 
Einzellstück und die Rahmenbedingungen sind eben sehr speziell.

: Bearbeitet durch User
von Michael B. (laberkopp)


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Ich würde einen Hallsensor verwenden, aussen montiert. Der Fehler des 
Erdmagnetfeldes sollte vernachlässigbar sein, und wenn nicht, dann kann 
man ihn in den stromlosen Zeiten kompensieren.
Einziges Problem wäre die Beeinflussing durch weitere Leiter ähnlichen 
Stroms in grosser Nähe.
Vorteile: Isoliert, ersetzbar, billig, bis 5T auf 0.1% linear (HE244).

von Falk B. (falk)


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@ Sascha W. (arno_nyhm)

>Breitbandtrafos die bei den auftretenden Flussdichte noch nicht in die
>Sättigung gehen - da ein passendes Kernmaterial zu finden bereitet mir
>momentan Probleme.

Hmm. Möglicherweise haben die einen (verteilten) Luftspalt. Ausserdem 
baucht man bei solchen kurzen, hochfrequenten Pulsen nicht sonderlich 
viel Induktivität. Möglichserweise reicht ein Eisenpulveringkern mit 
eher wenig Permeabilität.

>Bisher benutze ich für diese Strommessung einen Pearson-Strommesswandler
>(Typ 5046 - 20MHz Bandbreite, verkraftet nach Spec. 25kApeak), das
>funktioniert wunderbar.

Nach welchem Grundprinzip arbeitet der? Normaler Stromwandler mit großer 
Sekundärwicklung oder mit Hallsensor?

>Die den Stromimpuls führende Leitung hat ein maximales Potential von
>~200kV und befindet sich zur Isolation in einem Druckbehälter,

Klingt hoch spannend ;-)

>Coaxstecker - das Rohr hat eben nur einen Innendurchmesser von 45mm. Der
>minimale Innendurchmesser des Messwandlers ist begrenzt durch den
>nötigen Isolationsabstand - 20mm Innendurchmesser des Messwandlers sind
>sicher, in dieser Hinsicht.

Schon mal ein wenig gerechnet, um mal ein paar Größenordungen 
abzuschätzen?
Hier gibt es eine Tabelle dafür, auch wenn die primär für normale 
Drosselspulen gedacht ist.

http://www.mikrocontroller.net/articles/Spule#Kerne_recyceln

http://www.mikrocontroller.net/wikifiles/9/9b/Drosseln.xls

Ich komm da bei einem Ringkern vom 20mm Innendurchmesser und 45mm 
Aussendurchmesser bei einer Höhe von 10mm auf ~11mm Luftspalt und ein 
µr~9. Klingt nicht so doll. Wenn man den Ringkern höher macht, so auf 
40mm, kommt man auf 2,8mm Luftspalt bzw, ein µr von ~34. Hmm.

>Mit beachtet werden muss aber noch, dass der Messwandler in ein kleines
>Gehäuse aus Kupferblech eingefercht werden muss, zur Abschirmung und zum
>vermeiden von Feldstärkepeaks an scharfen Kanten.

Na dann pass aber mal auf, dass dein Kupferblech nicht in der falschen 
Ausrichtung eine Kurzschlußwindung darstellt, bei 5kA könnte das 
ungünstig werden. Vielleicht ist es besser, den Wandler in eine 
halbleitende Vergussmasse einzubetten, die dann die runden Kanten hat.

von Falk B. (falk)


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Ähhh, ich glaub ich war da auf dem falschen Dampfer. Beim Stromwandler 
will man natürlich KEINEN Luftspalt haben und eher eine hohe 
Permeabilität. Denn man will ja möglichst viel Strom TRANSFORMIEREN und 
nicht als Magnetisierungsstrom im Kern wirken lassen.
Trotzdem muss man bei der angestrebten hohen Bandbreite mit der 
Streuinduktivität aufpassen.

von MiWi (Gast)


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Sascha W. schrieb:

>
> Ich habe hier ein PDF von der ETH-Zürich:
> www.hpe.ee.ethz.ch/uploads/tx.../05208456_01.pdf‎
> Hier werden zwei nanokristalline MnZn-Ferrite (Vitroperm 500F1/500F2)
> erwähnt, die haben eine Sättigungsfeldstärke von 1.2T - gibt es da
> vielleicht noch anderen die eine höhere Flussdichte verkraften?!
> Ich finde leider nichts, auch keine gute Aufstellung von Materialien
> (nebst den Standardtypen...) - zu exotisch darf es aber auch nicht
> werden, schließlich brauche ich so ein Teil dann auch nicht nur
> theoretisch, es muss also in winzigen Stückzahlen (<10Stk.) zu bekommen
> sein...
>

http://www.hpe.ee.ethz.ch/uploads/tx_ethpublications/Rogowski_Coil_02.pdf

könnte vielleiecht trotz Rogowskispule was für Dich sein.

Grüße

MiWi

von Dennis H. (t1w2i3s4t5e6r)


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Sascha W. schrieb:
> Die den Stromimpuls führende Leitung hat ein maximales Potential von
> ~200kV

Sascha W. schrieb:
> das Rohr hat eben nur einen Innendurchmesser von 45mm. Der
> minimale Innendurchmesser des Messwandlers ist begrenzt durch den
> nötigen Isolationsabstand - 20mm Innendurchmesser des Messwandlers sind
> sicher, in dieser Hinsicht.

Ich arbeite in einer Firma, in der wir Messwandler herstellen. Für die 
Mittelspannung (10-45kv). Mir kommt der Isolationsabstand sehr gering 
vor. 20mm reichen bei uns für 90kv, und das im Gießharz, an der Luft 
sieht es wesentlich schlechter aus. Bist du dir mit dem Abstand und der 
Spannung sicher?

Zum genaueren berechnen kann ich dir nicht wirklich etwas sagen, da ich 
nicht der hellste Stern am Himmel und kein Ingenieur bin, ich sitz da 
nur im Prüffeld und mach Endprüfungen. :-)


Dennis

von toto. (Gast)


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Der Kern sollte kein Problem sein, genuegend Luftspalt vorausgesetzt.

von Sascha W. (arno_nyhm)


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Hi und gleich vorweg Danke an Euch alle für die rege Beteiligung an 
meinem Problem!
Ich melde mich erst jetzt wieder, da ich zuvor nichts wirkliches neues 
beizutragen hatte - inzwischen habe ich ein paar evtl. in Frage kommende 
Kerne besorgte, ein paar Spulen gewickelt und einen handlichen, alten 
Lithotripter (den ich mal bei eBay geschossen habe) zu einer zu 
Testzwecken tauglichen Impulsquelle umgebaut.
Gleich dem eigentlichen Aufbau besteht das Gerät aus einem 
niederinduktiven Hochspannungskondensator welcher einmal aufgeladen, 
über eine triggerbare Funkenstrecke entladen wird. Ich habe die 
Lade/Trigger-Schaltung so modifiziert, dass ich nun auf Knopfdruck eine 
einzelne Entladung auslösen kann. Der aufbau ist sehr kompakt und 
niederinduktiv, der Kondensator wird mit bis zu 7.5kV geladen - damit 
sollten sich Impulsströme im interessanten Bereich erzeugen lassen, dass 
ich die verschiedenen Stromwandler bequem testen kann.
Das Testen selbst steht noch aus.
Ich werde nun noch einen niederinduktiven, niederohmigen Shunt aufbauen, 
damit ich eine Referenz für die induktiven Stromwandler habe - der 
gesamte Hochspannungskreis des Lithotripters floatet zum Glück, daher 
kann ich den Erdungspunkt einfach an den Shunt verlegen, sodass ich 
dieses Signal ohne Potentialprobleme mit dem Oszi aufnehmen kann...


Ich greife mal ein paar Dinge auf die Ihr eingworfen habt:

Dennis, bzgl der geringen Isolationsabstände:
Es ist völlig korrekt, dass die Abstände für die entsprechenden 
Spannungen sehr gering sind. Da es von dem Aufbau prinzipbedingt nötigt 
ist, musste eben die Druckkammer her.
In der Energietechnik sind die Isolationsabstände ja nun 
(gerechtfertigter Weise) sehr großzügig ausgelegt und berücksichtigen 
viele Worst-Case Szenarien. Für meinen Aufbau bewege ich mich eher am 
anderen Ende der Betrachtungsweise und mit der tatsächlichen, 
theoretischen Durchbruchsspannung als Designparameter ;)
Ernsthaft: Der Hochspannungsimpuls ist sehr kurz und enthält nicht 
sonderlich viel Energie (~50J) - wenn es an der falschen Stelle zum 
Überschlag kommt ist das mit sicherheit ärgerlich und das Experiment 
funktioniert so nun auch nicht, doch es ist nicht katastrophal und auch 
die resultierenden Schäden sind minimal, dh. leicht reparabel.
Die Druckkammer ist für einen Betriebsdruck von 30bar ausgelegt, mit 
einem Berstdruck von 90bar.
Der geringste Abstand zwischen einem Spannungführenden Leiter und der 
geerdeten Außenwand beträgt in der gesamten Apparatur 13mm - an dieser 
Stelle handelt es sich um großräumig flache Stellen. Eine andere Stelle, 
mit einem Abstand von ~15mm bereitet mir mehr sorgen, da das 
entsprechende Bauteil (Vakuumisolator) recht scharfe Kanten besitzt an 
denen die Felsträke natürlich um ein vielfaches größer ist als an einer 
glatten Fläche - das muss ich noch irgendwie abfangen, evtl. das Bauteil 
nachbearbeiten um die Kanten zu glätten oder zusätzliches 
Isolationsmaterial einbringen.
Nun, die Durchschlagsspannung für 20bar SF6 liegt  bei ~1.6MV, für N2 
immerhin noch bei ~800kV und für Luft bei ~600kV - vorgesehen ist der 
Einsatz von Stickstoff, was eine ausreichende Reserve bietet. Zur Not 
käme dann eben noch der Einsatz von SF6 in Frage, da es aber relativ 
teuer und inzwischen auch schwer zu beschaffen ist (Umweltschädlichkeit, 
'Klimakiller', ...), erwäge ich den Einsatz nur wenn Stickstoff sich als 
unzureichend erweist.

Falk, toto:
In der Sache mit dem Luftspalt und der Permeabilität hast Du völlig 
recht, Falk. Auch wenn eine hohe Permeabilität eigentlich gewünscht ist, 
muss ich sie über das Kernmaterial/Luftspalt reduzieren, damit ich ein 
zu verwirklichendes Übersetzungsverhältnis bei noch gut messabren 
Sekundärstrom bekomme ohne den Kern zu sättigen. Bei dem sehr hohen 
Primärstrom und den sehr kleinen Kernquerschnitt ist dies bei der 
Kernauswahl das Hauptproblem.
Den Kern höher zu machen (in der Umsetzung einfach mehrere Kerne 
stapeln) kommt leider auch nicht in Frage bei dem derzeitgen 
mechanischen Gegebenheiten der Druckkammer, da ich den Sensor selbst 
durch den Kreisausschnitt einsetze und dies die maximale Gesamthöhe auf 
15mm beschränkt.
Die Abschirmung aus Kupferblech muss natürlich so ausgelegt werden, dass 
sie keine Kurzschlusswindung bildet, sonst wird der Wandler sicher nicht 
das tun was ich von ihm erwarte.
Ein anderen, vllt. alle Bemühungen in dieser Richtung nichtig machende, 
Problem habe ich bislang noch gar nicht erwähnt oder adressiert: Die 
Induktivität welche dem Entladungskreis durch den Kern hinzugeführt wird 
und auch die daraus resultierenden Magnetisierungsverluste.
Nun, ein sehr wichtiger Parmeter des Hochspannungspulses ist dessen 
Anstiegszeit, der Generator beinhaltet einige Finessen um die 
Anstiegszeit wirklich sehr kurz zu machen - der Entladungspfad muss 
entsprechend niederinduktiv sein, ein so aufgebauter Stromsensor stellt 
selbst bei geringer Kern-Permeabilität und Aufbau als Stromwandler eine 
nicht zu vernachlässigende Induktivität für den Primärkreis, den 
durchgeführten Leiter, dar. Die Standardformelnd zur errechnung dieser 
Induktivität sind bei den Extremwerten natürlich nicht zu gebrauchen, 
ein passendes Programm zur Simulation fehlt mir, ich kann nur Schätzen - 
aber auch andere Personen mit Erfahrung auf dem Gebiet der 
Impulsentladungen haben dies als mögliches Problem bei der recht 
geringen Energie meines Impulses und des benötigten, schnellen 
Stromanstiegs angesprochen. Noch verkomplizierend kommt hinzu, dass 
meine Last ja nicht einfach resistiv ist - tatsächlich handelt es sich 
um eine aus elektischer Sicht fast kaum zu beschreibende Last - ein 
entstehender Plasmakanal. Anfänglich fließt also auch mit steigender 
Spannung nahezu kein Strom durch das Gas, lediglich die Kapazität 
erzeugt einen Stromfluss, bis die Gasstrecke durch die immer höher 
werden Feldstärke zusammenbricht und ein Plasmakanal ensteht, erst nun 
fließt ein signifikanter Strom. Und an exakt dieser Stelle soll die 
Anstiegszeit minimal sein. Induktivitäten in diesem Strompfad sorgen 
nicht nur für eine Verlangsamung sondern auch für ungewollte 
Oszillationen.
Mal sehen was die Experimente mit den bestellten Kernen ergeben - es 
kann durchaus etwas dauern, bis ich dazu komme - ich gebe aber Meldung!

Michael, MiWi:
Zum Thema Hallsensor - das wäre sicher eine elegante Möglichkeit. Bei 
dem hohen Entladungsstrom würde es auch völlig reichen den Sensor, ohne 
einen Kern zur bündelung der Magnetfeldes, neben dem Leiter anzuordnung.
Das Problem ist, dass Hallsensoren viel zu langsam sind.
Die neuren, magnetoresistiven Sensoren scheinen eine höhere Bandbreite 
zu ermöglichen - ich habe einige Exemplare mit einer Bandbreite von 2MHz 
gefunden, dies könnte fast ausreichen.
Andererseits sehe ich all dem Gegenüber keine Vorteile zu 
Rogowskispulen, wobei ich gleich beim nächsten Thema bin.

Tatsächlich konzentriere ich mich nun auf eine Rogowskispule.
Die Bandbreite die zur guten Abbildung meines Signals nötig ist sollte 
sich erreichen lassen. Der Aufbau es Integrators ist damit schwieriger 
als bei den typischen Niederfrequenz-Rogowskispulen, aber absolut 
machbar.
Nachdem das Design eines Stromwandlers für einen so hohen Strom bei 
entsprechend schnellen Signal doch sehr viele Schwierigkeiten mitsich 
bringt, sollte eine Rogowskispule die bessere Wahl sein.
Ein sehr gewichtiger Vorteil ist, dass sie defitiv keine zusätzliche 
Induktivität in den Entladungspfad einbringt.
Das Ausgangssignal der Spule selbst sollte schon bei moderater 
Windungszahl gut verarbeitbar sein. Ich habe schon einiges in dieser 
Richtung berechnet simuliert, es sieht vielversprechend aus.
Auch habe ich ein paar Rogowskispulen mit unterschiedlicher Windungszahl 
erstellt und werde diese nun mit dem vorher erwähnte Impulsgenerator 
testen, wie auch passende Integratorstufen - Das nun ist ja herkömmliche 
Schaltungstechnik; sollte also keine unerwarteten Probleme bereithalten. 
Naja, jedenfalls nicht mehr als sonst auch ;)


Beste Grüße
Sascha

P.S.: Achja, noch zu der Frage von Falk:
Die Stromsensoren von den verschiedenen von mir erwähnten Firmen sind 
durchweg herkömmliche Stromwandler, also Stromtransformatoren!

von Falk B. (falk)


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@ Sascha W. (arno_nyhm)

>Ich werde nun noch einen niederinduktiven, niederohmigen Shunt aufbauen,
>damit ich eine Referenz für die induktiven Stromwandler habe -

Für solche Ströme und Frequenzen braucht man einen Koaxialshunt. Hab ich 
mal vor Jahren gebaut, 100µOhm, brauchbar bis 20kA (Puls!), ggf. mehr.
Bei Interesse schick mir ne PM, ich kann dir die Zeichnung dafür geben.

>kann ich den Erdungspunkt einfach an den Shunt verlegen, sodass ich
>dieses Signal ohne Potentialprobleme mit dem Oszi aufnehmen kann...

Bei solchen HV-Pulsen muss man SEHR auf die Leitungsführung achten, ua., 
damit der Oszi keinen Unsinn anzeigt.


>Nun, die Durchschlagsspannung für 20bar SF6 liegt  bei ~1.6MV,

Bei welchem Abstand, bzw. genauer, bei welcher FELDSTÄRKE?

>teuer und inzwischen auch schwer zu beschaffen ist (Umweltschädlichkeit,
>'Klimakiller', ...),

Jaja, 1500++ mal böser als FCKW. Aber wie soll das bleischwere SF6 in 
die Ozinschickt gelangen? Egal.

>In der Sache mit dem Luftspalt und der Permeabilität hast Du völlig
>recht, Falk. Auch wenn eine hohe Permeabilität eigentlich gewünscht ist,
>muss ich sie über das Kernmaterial/Luftspalt reduzieren, damit ich ein
>zu verwirklichendes Übersetzungsverhältnis bei noch gut messabren
>Sekundärstrom bekomme ohne den Kern zu sättigen.

Vorsicht! Den Denkfehler hatte ich auch. Ein Stromwandler heißt nicht 
umsonst Stromtransformator. Eben weil er TRANSFORMIERT und nicht Energie 
speichern soll! Ein echter Trafo hat immer möglichst wenig Luftspalt und 
hohe Permeabilität, das verbessert nicht nur die Kopplung sondern, was 
hier noch wichtiger ist, es vermindert die HAuptinduktivität des Trafos, 
die unerwünschten Magnetisierungsstrom braucht.

>entsprechend niederinduktiv sein, ein so aufgebauter Stromsensor stellt
>selbst bei geringer Kern-Permeabilität und Aufbau als Stromwandler eine
>nicht zu vernachlässigende Induktivität für den Primärkreis, den
>durchgeführten Leiter, dar.

Sieht so aus. Welche Anstiegszeiten strebst du denn an? Pulsbreite ist 
ja nur 10us. 1us? 10ns?

>geringen Energie meines Impulses und des benötigten, schnellen
>Stromanstiegs angesprochen.

Naja, bei der kurzen Pulsdauer = hohen Frequenz braucht man keine sooo 
hohe Permeabilität, das Verhältnis L/R ist auch bei kleineren Werten 
ausreichend hoch.

>entstehender Plasmakanal. Anfänglich fließt also auch mit steigender

Schön nichtlinear ;-)

>Tatsächlich konzentriere ich mich nun auf eine Rogowskispule.

>bringt, sollte eine Rogowskispule die bessere Wahl sein.

Hat zumindest kein Sättigung- und Magnetisierungsproblem.

von Dennis H. (t1w2i3s4t5e6r)


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Sascha W. schrieb:
> Der geringste Abstand zwischen einem Spannungführenden Leiter und der
> geerdeten Außenwand beträgt in der gesamten Apparatur 13mm - an dieser
> Stelle handelt es sich um großräumig flache Stellen. Eine andere Stelle,
> mit einem Abstand von ~15mm bereitet mir mehr sorgen, da das
> entsprechende Bauteil (Vakuumisolator) recht scharfe Kanten besitzt an
> denen die Felsträke natürlich um ein vielfaches größer ist als an einer
> glatten Fläche - das muss ich noch irgendwie abfangen, evtl. das Bauteil
> nachbearbeiten um die Kanten zu glätten oder zusätzliches
> Isolationsmaterial einbringen.

Das mit den scharfen Kanten ist durchaus ein Problem. Wir lösen das 
immer so, dass wir einen Draht entsprechend biegen, den wir auf Erde 
legen, teilweise nutzen wir auch Streck-Metall. Das hat sich bisher bei 
uns als sehr effektiv erwiesen, um eben wie du schon angesprochen hast, 
scharfe Kanten zu "entschärfen". Also da kann man mit recht einfachen 
Mitteln schon brauchbare ERgebnisse erzielen.

Das du SF6 einsetzen willst, hab ich voher nicht gelesen, entweder 
hattest du es gar nicht geschrieben, oder ich überlesen, egal. Mit SF6 
kannst du sicher einiges rausholen, auch wenn ich 30bar etwas 
übertrieben finde, 5 oder so ähnlich sollten auch reichen, aber wirst du 
probieren müssen.


Dennis

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