Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Diskreter Ausfbau eines µA741


von Jonas (Gast)


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Hallo Leute,

Ich bin neu hier und habe ein Problem: Ich möchte für eine 
Schulfacharbeit einen µA 741 Operationsverstärker diskret aufbauen. 
Meine Frage ist nur ob ich die Schaltung aus dem Datenblatt mit 
einfachen Bipolar-Transistoren aufbauen kann oder was ich beachten muss. 
Vielen Dank schon einmal für eure Hilfe.

Jonas

von Wilhelm F. (Gast)


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Jonas schrieb:

> Hallo Leute,
>
> Ich bin neu hier und habe ein Problem: Ich möchte für eine
> Schulfacharbeit einen µA 741 Operationsverstärker diskret aufbauen.
> Meine Frage ist nur ob ich die Schaltung aus dem Datenblatt mit
> einfachen Bipolar-Transistoren aufbauen kann oder was ich beachten muss.
> Vielen Dank schon einmal für eure Hilfe.
>
> Jonas

Rein zufällig fand ich heute die Innenschaltung eines 741 in den 
Beispielen von LTspice. Aber frag mich nicht wo, es sind Hunderte.

Möglicherweise kann man die auch gleich für eine Simulation gebrauchen.

von wosnet (Gast)


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Dazu müßte man die Größenverhältnisse der Transistoren kennen und die 
Ströme, die stehen wahrscheinlich nicht im Datenblatt. Ansonsten ist es 
bipolar nicht so schwer, denn die Steilheit hängt nur von Strom und 
Temperaturspannung ab. Generell sollte man bei OPVs Transistoren 
matchen, d.h. so paaren, dass sie annähernd gleiche Eigenschaften haben. 
Diskret geht das nur mit Komponenten, wo mehrere Transistoren in einem 
Package sind.

Zum OPV-Design kann ich zusätzlich noch dieses Buch hier empfehlen: 
http://link.springer.com/book/10.1007%2F978-94-007-0596-8
Eventuell wäre es sinnvoller, eine einfachere Struktur als den 741 
aufzubauen?

von Ulrich (Gast)


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An sich kann man normale kleine Transistoren nehmen. Die Performance 
wird besonders bei den Stromspiegeln nicht so gut sein, weil der 
thermische Kontakt nicht so gut ist, und die Transistoren auch ggf. 
abweichen. Ggf. müsste man mit kleinen Widerständen am Emitter etwas 
nachhelfen.

Einige OPs nutzen PNP Transistoren so, dass sie ggf. auch mal eine recht 
hohe Basis Emitter-Spannung in Sperrrichtung oder Revers 
Spannungbekommen. Das geht bei der etwas ungewöhnlichen (sonst eher 
schlechten) Type im IC, aber die Übliche Transistoren vertragen nur etwa 
5-8 V. Ob das auch beim 741 der Fall ist, weiss ich nicht.

von tom69 (Gast)


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741

von Tom K. (ez81)


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von Harald W. (wilhelms)


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Jonas schrieb:

> Ich möchte für eine Schulfacharbeit einen µA 741 Operationsverstärker
> diskret aufbauen.

Das ist keine sehr gute Idee. Die im Datenblatt dargestellte
Schaltung ist nur eine grobe Nachbildung des wirklich verwen-
deten Aufbaus. Du brauchst auf jeden Fall für die Eingangs-
stufe einen speziellen, auf gleiche Daten ausgemessenen
Doppeltransistor, der heutzutage kaum noch erhältlich ist.
Trotzdem wird Deine Schaltung wesentlich schlechtere Daten
als der741selbst haben und vermutlich auch schwingen. In
meinem Tietze/Schenk 2.Auflage, sind typische OPV-Schaltungen
abgebildet und auch einigeBerechnungsformeln dafür. Ich denke,
Du wirst mit solchen Schaltungen weiterkommen.
Gruss
Harald
PS: Mir ist gerade eingefallen: In einer der ersten Elektor-
Zeitschriften gibt es eine Beschreibung einer OPV-Schaltung
aus diskreten Bauelementen. Die alten Zeitschriften sollte
man noch in guten  Leihbüchereien finden.

von tom69 (Gast)


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Hallo, soweit ich mich erinnern kann, wurde bei uns an der BS früher 
schon mal diskret aufgebaut.
Als NPN Transistor kam der SF829D
und als PNP der SF819D zum Einsatz.

von Max (Gast)


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>Du brauchst auf jeden Fall für die Eingangs-
>stufe einen speziellen, auf gleiche Daten ausgemessenen
>Doppeltransistor, der heutzutage kaum noch erhältlich ist.

AD produziert noch welche zu einem sehr günstigem Preis.
http://www.analog.com/en/special-linear-functions/matched-transistors/mat01/products/product.html

von Helmut L. (helmi1)


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von Ulrich (Gast)


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So kritisch ist das mit den Transistorpaaren nicht. Die am Eingang geben 
ggf. ein paar 10 mV Offset. Für die Stromspiegel gibt es noch relativ 
günstige BCV61 / BCV62. Wohl nicht 1 Chip, aber meist gut genug, und im 
Zweifelsfall halt 2 mal 22 Ohm dazu.

von Jonas (Gast)


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Wow ich bin beeindruckt über die vielzahl der Antworten in der kurzen 
Zeit, Respekt!
Aber um eines erst einmal klarzustellen: Genau das, was gegen mein 
Vorhaben spricht, also die schlechteren Eigenschaften der diskreten 
Schaltung, soll unteranderem Thema der Facharbeit werden.
Also dürfte für diesen Zweck ein direkter Nachbau nach dem Datenblatt 
eher unkritisch sein, richtig?
Eignen sich für den Nachbau Universaltransistoren wie zum Beispiel BC 
557 und BC 547?

Jonas

von Jonas (Gast)


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Und nochwas:
Der Schaltplan, den tom69 weiter oben gepostet hat, unterscheidet sich 
in der Beschaltung einiger Transistoren ein wenig von dem, welchen ich 
als Vorlage nutze. Bei meinem sind die Basen einiger Transistoren nicht 
verdrahtet.
Welchen Sinn macht das im Allgemeinen und kann ich die Basen der 
betroffenen Ts einfach so verbinden wie im schaltplan von tom69?

von Helmut S. (helmuts)


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Diese Transistorpaare solltest du auf gleiches Ube bei dem Strom im 
Arbeitspunkt selektieren.

Q8, Q9

Q5, Q6

Q10, Q11

Q12, Q15

Q1, Q2

Q3, Q4


Zusätzlich solltest du diese Pärchen jeweils thermisch koppeln 
(zusammenkleben oder klammern).

: Bearbeitet durch User
von Stephan S. (plonk)


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Hi,

ich hab schon ein paar diskrete OPV gebaut, einfach, weil ich sie als 
HV-Ausführungen benötigt habe.
Dabei verwendete ich "Wald-und-Wiesen-"Bauteile, die am Ende eine 
zufriedenstellende Funktion des fertigen Bausteins gewährleisteten.
Also auch ohne spezielle Doppeltransistoren o.Ä. ist das möglich.
Nichtmal ausgemessen hab ich die, aus einer Charge sind aber alle.

Mfg.

: Bearbeitet durch User
von Helmut S. (helmuts)


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Helmut S. schrieb:

> Q12, Q15

Das sollte natürlich Q12, Q13 heißen.

von wosnet (Gast)


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So wie das aussieht wird es nicht funktionieren.
Q5 und Q6 sind kein Stromspiegel mehr ohne den Entlastungstransistor Q7.
Der Darlington-Verstärker aus Q16 und Q17 wird so auch nicht 
funktionieren, der muß mit dem Ausgang des Differenzpaares verbunden 
sein.

Warum probiert ihr nicht zuerst einen einfachen, zweistufigen OPV? 
http://www.ohio.edu/people/starzykj/webcad/ee715/lab2.html
Den 741 mit Halbwissen zum Laufen zu kriegen, selbst in einer 
Simulation, halte ich für ziemlich aussichtslos.

von Helmut S. (helmuts)


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> Also auch ohne spezielle Doppeltransistoren o.Ä. ist das möglich.

In deinen Schaltungen hast du bestimmt keinen einzigen Stromspiegel ohne 
zusätzlichen Emitter-Widerstand verwendet. In Opamps gibt es die aber 
und da bekommt man ein völlig falsches Stromverhältnis schon bei wenigen 
mV delta-Ube.

10mV Unterschied -> 45% Stromfehler

Deshalb ist eine Selektion notwendig. Du hast doch fünfzig Stück in der 
Tüte und Zeit zum Ausmessen hast du auch.

: Bearbeitet durch User
von Axel S. (a-za-z0-9)


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Jonas schrieb:
> Genau das, was gegen mein
> Vorhaben spricht, also die schlechteren Eigenschaften der diskreten
> Schaltung, soll unteranderem Thema der Facharbeit werden.
> Also dürfte für diesen Zweck ein direkter Nachbau nach dem Datenblatt
> eher unkritisch sein, richtig?

Nicht ganz direkt, aber zumindest sehr nah. Die integrierten 
Stromspiegel wirst du diskret nicht hinbekommen. Zumal da (nicht 
eingezeichnet) auch gern mal ganz bestimmte, von 1 verschiedene 
Spiegelverhältnisse verwendet werden. Weil wie so oft, ist es integriert 
einfacher, bestimmte Verhältnisse einzuhalten, als absolute Werte. 
Für die Stromspiegel solltest du also überall Emitterwiderstände 
vorsehen.

> Eignen sich für den Nachbau Universaltransistoren wie zum Beispiel BC
> 557 und BC 547?

Im Prinzip ja.


XL

von Jonas (Gast)


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Nochmal zu den unbelegten Basen: Ist der Schaltplan von tom69 denn so 
richtig?

von mhh (Gast)


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Jonas schrieb:
> Aber um eines erst einmal klarzustellen: Genau das, was gegen mein
> Vorhaben spricht, also die schlechteren Eigenschaften der diskreten
> Schaltung, soll unteranderem Thema der Facharbeit werden.

Täusche Dich da mal nicht. Ein gut designter diskreter Aufbau schlägt 
den 741 locker.

Wie schon ewähnt wurde, entspricht die gezeigte Innenschaltung des 741 
immer noch eher einem Blockschaltbild als der Realität.

Das Ziel einer Integration war auch damals schon das Senken von 
Herstellungskosten beim Anwender, der die Teile zu irgendetwas verbaut. 
Und solange die gewünschte Funktion akzeptabel erfüllt wird, war es doch 
ausreichend.

von Jonas (Gast)


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Ok mag sein, dass sich auch diskret ein durchaus gut funktionierender 
Operationsverstärker aufbauen lässt, jedoch nicht mit meinem 
Wissensstand denke ich ;). Zu dem reicht es in meinem Fall einfach aus 
zu zeigen, dass ohne auf einander abgestimmte Transistoren, wie es bei 
der monolithischen Fertigung leicht möglich ist, das ergebnis wesentlich 
schlechter ist.

Jonas

von Helmut S. (helmuts)


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Hallo Jonas,

nimm die Schaltung die in LTspice als Beispiel drin ist.

In der ersetzt du jetzt die Transistoren durch deine BCxxx und schaust 
ob die Simulation noch gute Ergebnisse liefert. Dabei sind die 
Transistoren in der Simulation natürlich supergleich im Gegensatz zur 
Realität. Wenn du Lust und Zeit hast, kannst du in der Simulation 
Ube-Unterschiede einfügen um zu sehen wie sich das auswirkt.

Die Datei LM741.asc ist das Originalbeispiel aus der LTspice 
Installation.

C:\Program Files (x86)\LTC\LTspiceIV\examples\Educational

Gruß
Helmut

http://ltspice.linear-tech.com/software/LTspiceIV.exe

von Sebastian S. (sebastian_s50)


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Viele der angewandten Schaltungen in Operationsverstärkern "leben" 
davon, dass alle Teile brav auf einem Substrat rumhängen.

Wahrscheinlich wird Dir ein Nachbau thermisch weglaufen. Da nutz auch 
keine normale Simulation was.

von Jonas (Gast)


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Hallo Helmut,

danke für den Tipp ich werds mal ausprobieren.

Jonas

von Helmut S. (helmuts)


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> Wahrscheinlich wird Dir ein Nachbau thermisch weglaufen. Da nutz auch
keine normale Simulation was.

Das weiß der Fragesteller. Er will ja zeigen, dass so ein diskreter 
Aufbau verschiedene Nachteile hat.

Ich finde das eine gute Idee sich mal das Innenleben anzuschauen. 
Dauernd werden hier Schaltungen geposted in denen einfach an den Eingang 
gedankenlos Masse angelegt wird obwohl auch die negative 
Versorgungspannung an Masse gelegt wurde (single supply). Viele Opamps 
können das nicht. Wer weiß wie so ein Opamp typischerweise aufgebaut 
ist, wird diesen Fehler nicht mehr machen.

: Bearbeitet durch User
von Sebastian S. (sebastian_s50)


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@Helmut

Das ist wohl richtig.


Eine relativ aufwändige Schularbeit vorzustellen die mit dem Fazit 
endet:

"Hier könnt Ihr sehen, dass es so recht problematisch ist...",

ist aber nicht jedermanns Sache.

von MaWin (Gast)


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Jonas schrieb:
> Bei meinem sind die Basen einiger Transistoren nicht verdrahtet.
Jonas schrieb:
> Nochmal zu den unbelegten Basen: Ist der Schaltplan von tom69 denn so
> richtig?

Dann ist der unvollständig und du solltest einen funktionierenden 
nehmen. Du kannst ihn ja erst la in LTSpice simulieren.

von Opa (Gast)


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Es wird wahrscheinlich keine Hilfe für dich sein, weil ich die genaue 
Quelle nicht kenne, aber trotzdem: Es gibt von Motorola eine Abhandlung 
über diskret aufgebaut Operationsverstärker aus den 1980/90ern. Hat sich 
so manch HighEnd HiFi Hersteller zu eigen gemacht.

von Jonas (Gast)


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Für alle die es interessiert: Es funktioniert alles supi: Ich hab nach 
dem Schaltplan, den tom69 weiter oben gepostet hat den OP aufgebaut und 
in eine astabile Kippstufe eingebaut. Im Vergleich zur selben 
beschaltung eines ICs kann man am Oszilloskop sehr schön die immer 
schlechteren Flanken bei steigender Frequenz sehen. Für meine Facharbeit 
ideal :)).
Wer den diskreten Aufbau als Alternative nutzen will und genaure 
Ergebnisse haben will sollte sich wohl eher an die Tips meiner Vorredner 
halten :P.
Jonas

von ArnoR (Gast)


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Jonas schrieb:
> Ich hab nach
> dem Schaltplan, den tom69 weiter oben gepostet hat den OP aufgebaut

Wie jetzt? Du hast den diskret nach dem oben geposteten Schaltplan 
aufgebaut? Wie hast du das dann mit Q8/Q9 und Q12/Q13 und Q10/Q11 
gemacht? Ohne Emitterwiderstände? Hast du mal die 
Stromsymmetrie/verhältnisse geprüft?

> Im Vergleich zur selben
> beschaltung eines ICs kann man am Oszilloskop sehr schön die immer
> schlechteren Flanken bei steigender Frequenz sehen.

Naja, kein Wunder, wenn du die Dimensionierung aus der o.g. Schaltung 
übernommen hast, weil die Ströme im 741 ja nicht für die vergleichsweise 
riesigen diskreten Transistoren gemacht sind.

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