Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Schaltungsnachbau ohne Funktion?


von Riolectric (Gast)


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Hallo Leute,

für einen dringend zum Ausprobieren von etwas Anderem benötigten 
"Schnellschuss" habe ich die (dort offenbar auch ohne 
Änderungen/Optimierungen bereits funktionierende!) Schaltung aus 
nachfolgendem Thread nachgebaut. Vorab: es handelt sich um einen 
winzigen, diskret aufgebauten Audioverstärker, der an 6V betrieben 
werden kann (sehr wichtig) und keine riesigen Lautstärken produzieren 
muss:

Beitrag "Audioverstärker aus Kleinkram - Fragen"

Leider habe ich nicht genug von den "richtigen" Kleintransistoren da 
(einen einzigen BC548 gab's noch), aber ich hatte BD135 und BD136 hier 
liegen, die ich für die "Endstufe" eingesetzt habe. Ergebnis: keine 
Verstärkung, lediglich ein in der Lautstärke dem Eingangssignal 
entsprechendes Krächzen. Das Layout habe ich den anderen 
Anschlussbelegungen der BD gemäss geändert und vor/nach dem Aufbau 
mehrere Male überprüft - bei den wenigen Teilen eigentlich kein Problem 
- kann aber keinen Fehler finden. Frage: liegt der Effekt daran, dass 
die BD-Transen zu wenig Saft sehen, um arbeiten zu können - oder ist die 
Beetriebsspannung für diese Transistoren einfach zu niedrig und ich muss 
dann doch Kleinsignaltypen verwenden? Hier gibt's in der Bastelkiste 
Diverse davon, wie z.B. den BC337 u.Ä. Oldtimer; bestimmt findet sich 
auch ein komplementäres Pärchen, aber wenn ich die einsetze: kommt dann 
notfalls genau so ein Mist heraus? Soweit ich weiss, waren die 
BC548/BC558 ja auch nur komplementäre Wasser-und-Brot-Standartdinger, 
wie mein genanntes Beispiel - nur jünger, als Dieses...

Wäre schön, wenn sich das Jemand, der entsprechende Schlüsse ziehen 
kann, einmal ansähe und mir mitteilte, wo ich richtig und wo falsch 
vermute. Wenn ich die nötige Zeit hätte und das Teil nicht so dringend 
bräuchte, würde ich mir entsprechende Kenntnisse selber aneignen, aber 
wie gesagt: es eilt... (das soll nicht heissen, dass ich mich nicht in 
diesen Stoff hinein lesen werde, aber dafür werde ich wohl eine Weile 
benötigen... gewiss zu lange!).

Vielen lieben Dank

Rio



Menno - mit einem IC wär' mir das nicht passiert! Ich hasse diskrete 
Schaltungen...

von Ernst O. (ernstj)


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In dem Schaltplan gibt es eine Leitungskreuzung zwischen den beiden 
Dioden - hast du die isolierend oder nicht isolierend ausgeführt?

von Helge A. (besupreme)


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IC's sind langweilig *gg

In dem von dir verlinkten Fred sind ja ein paar Problemchen beschrieben 
und auch die Sache mit dem Bootstrap. Das wär ein guter Start.

Und dann stell mal den Schaltplan hier rein, mit den jetzt von dir an 
der Schaltung gemessenen Spannungen.

von Duck&Wech (Gast)


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Riolectric schrieb:
> Standartdinger
... und wie die Dinger stehen, ist bei Transistoren ziemlich egal. Die 
funktionieren auch im liegen.

von Ulrich (Gast)


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Für die Schaltung sind die BD135 / BD136 gar nicht so schlecht (besser 
als BC548/BC550), jedenfalls für die beiden Transistoren am Ausgang. Der 
eine BC548 wäre dann für den Eingang - da kann man gerne mehr 
Verstärkung gebrauchen.
Der wesentliche Unterschied zwischen den BC548 / BC337 / BD135 ist, das 
die Belastbarkeit zu nimmt und der Verstärkungsfaktor etwas abnimmt. Das 
die großen etwas langsamer sind, stört hier nicht. Mit dem BD... könnte 
man die Widerstände alle etwas kleiner machen. Dann ist auch etwa mehr 
Leistung möglich. Die Verstärkung und der DC Pegel müssen aber auch 
stimmen - muss man halt an die Versorgung und die Quelle anpassen.

Mit Bootstrapping und 1N4148 als Dioden und einer passenden Einstellung 
des DC Arbeitspunktes hat man dann schon so ziemlich das Maximum 
erreicht was man mit 3 Transistoren machen kann.

von Riolectric (Gast)


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Zunächst ein Hallo und Dankeschön an Alle, die sich bis hierhin Gedanken 
zu meiner Schaltung gemacht haben!

An Ernst Oellers:

an der von dir gemeinten Leitungskreuzung ist ja keine Verbindung 
vorgesehen, also gibt es die auf meiner Platine auch nicht. Ich habe 
zwar – nach deiner Frage - per Krokoklemme (kurz!) ausprobiert, ob da 
eine sein müsste, aber nein, dem ist nicht so.

An Helge A.:

ICs mögen langweilig sein, aber sie machen Schaltungsentwürfe manchmal 
einfacher – nicht immer von Nachteil ;-)

Die Probleme aus dem Link habe ich "studiert" und das mit dem Bootstrap 
liest sich interessant – vielleicht BRAUCHEN die Bds den. Muss das Ding 
eh' wieder auseinander reissen, dann probiere ich das ohnehin aus. Der 
aktuelle Schaltplan ist eigentlich schon in dem Link gegeben; einzige 
Änderung sind die Endstufentransen und die Dioden (ist: 4148). Die Sache 
mit der Spannungsmessung ist schon interessanter: mein DVM ist freck und 
noch fehlt mir das Geld für ein (ordentliches, wenn schon!) Neues.

@ *Duck&Wech*: gut, dass du dich geduckt hast, du Frechdachs – hatte die 
Transistoren schon (parat) gelegt, um mit ihnen nach dir zu schnippen...

An Ulrich:

So, wie in deinem ersten Satz, ist das "Setup" ja auch. Das mit dem 
Bootstrapping wird wohl in der nächsten Version zur Anwendung kommen, 
die 1N4148 sind schon jetzt drin. Was für Widerstände meintest du, die 
man "alle etwas kleiner" machen könnte? Sind ja nicht Viele da und ich 
nehme an, dass du die R am Eingang meinst; Jene, die "ein Bisschen was" 
gegen den Temperaturdrift tun sollen, sind mit 10R ja schon klein, der 
mit 470R scheint für 6V Betriebsspannung gut ausgelegt zu sein (habe den 
mal verringert und dann wird’s zwar - ein kleines Bisschen - lauter, 
zerrt aber nicht weniger). Die Verstärkung und der DC-Pegel scheint auf 
die originale Bestückung ausgelegt und bei den BD-Transen völlig daneben 
zu sein – kann das? Ich bin zu so Etwas zu doof – ich kann nur gut 
nachbauen... Hm: wenn ich so drüber nachdenke, dürften die BD135/136 mit 
der Verstärkung absolut kein Problem haben. Übrigens: am Eingang ist 
doch ein Elko – da kann doch eigentlich kein Gleichspannungssignal 
durch, oder hab' ich da Etwas übersehen?

Komisch bleibt's: eigentlich müsste das Ding verstärken, wie es ist, 
tut's aber nicht und dann noch die Verzerrungen bei jedem ausprobierten 
Eingangspegel zwischen 0 … und 1 V. Man reiche mir ein Steckbrett... 
seufz
Werd's wohl nochmal neu bauen – so, dass ich da die wesentlichen 
Bauteile stecken und somit austauschen kann.

Dennoch dicken Dank für Eure Anregungen! Grüssle


Rio

von Joachim (Gast)


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Ich hab in der Simu mal ein bischen gespielt, von daher ev. ein paar 
Tips.

Der Hauptgrund für die Verzerrungen scheint im DC-Arbeitspunkt zu 
liegen. Spiele doch mal mit dem 10k an der Basis vom Eingangstransistor 
rum. In der Simu waren 20k Ok.

Der Eingangselko ist verpolt.

Vor diesem sollte ein Widerstand von z.B. 10k gegen Masse gehen.

Die Verstärkung dürfte so 30-40 sein, mehr als 40 mV verzerren aber 
schon.

Gruß

von Riolectric (Gast)


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Hallo Joachim,

Wohl dem, der eine Simu hat, bzw. damit "um" kann: meine Talente liegen 
anderswo O.o
Elektronik hiess für mich bisher: Audiovorstufen bauen (ich sag' nur 'ne 
Zahl: 5534...), beziehungsweise üble Gitarrenverzerrer und Co. bauen. 
Irgendwie gingen die Nachbauten immer gut und ich hab' nur selten 
erfolgreich selber ausgedacht. Naja. Jetzt muss ich und stehe wie'n Ochs 
vor'm Berg (bzw. bei 12 Bauteilen wie'n Depp da), bin aber sehr (!) 
dankbar für die vielen helfenden Hände hier. Vor Allem deine Tipps werde 
ich als Erste (morgen, wie nach und nach auch die Anderen)ausprobieren, 
da ich einen 22k-Widerling gerade vor der Nase liegen habe. Das mit dem 
Eingangselko hatte ich gar nicht bemerkt, lässt sich aber beheben und da 
nachher ein 10k-Widerling übrig sein wird... Platz ist auch noch, na 
denn! Was die Verstärkung betrifft: hattest du in der Sim einen 4... 8 
Ohm- Lautsprecher verwendet? Wie schon mal gesagt: der muss kein 
riesiges Getöse machen - nicht einmal Zimmerlautstärke - und da dürften 
die 30... 40 Verstärkung dicke (!) genügen! Lieber Gruss zurück

Rio

von Helge A. (besupreme)


Angehängte Dateien:

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Ich hatte auch den Eindruck, der Arbeitspunkt wär daneben. Mit Simu 
"rumspielen" hat mir das angehängte gebracht. Diese Änderung dürfte sich 
auf deiner Schaltung machen lassen, vielleicht ohne neue Platine..??

--

Die interessante Änderung ist der geteilte Vorwiderstand mit dem Elko. 
Dieser Pinkt eignet sich auch zum Anbinden der Gegenkopplung.

: Bearbeitet durch User
von Joachim (Gast)


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Riolectric schrieb:

> Wohl dem, der eine Simu hat, bzw. damit "um" kann

Das lässt sich lernen. Damit lernt man dann auch sehr viel und hier 
wirst Du auch bestimmt viel Hilfe und Anregungen bekommen.


> Was die Verstärkung betrifft: hattest du in der Sim einen 4... 8
> Ohm- Lautsprecher verwendet?

Aus Faulheit waren es (die kopierten) 10 Ohm - ändert sich aber nicht 
viel bei 4 Ohm.

Gruß

von Riolectric (Gast)


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Guten Morgen Helge und Joachim,

es ist toll, wie freundlich man hier, in diesem Forum, "geholfen wird"; 
das kenne ich aus so manch' anderem Forum nicht so – dort tauchen meist 
schon zu Beginn Diejenigen auf, die zuerst einmal ein Studium anraten 
und sich darüber beschweren, dass man sich überhaupt wagt, eine Frage zu 
stellen, beziehungsweise diejenigen, die mit ihrem Wissen angeben, ohne 
zu erklären oder gar auf das eigentliche Problem einzugehen – und 
beliebige Kombinationen des hier von mir Beschriebenen. Es ist ein 
befreiendes Gefühl, einmal etwas Anderes zu erfahren. Bitte fühlt euch 
Alle – nicht nur ihr, Helge und Joachim - an dieser Stelle einmal für 
eure Menschlichkeit und echte Hilfsbereitschaft gelobt.

An Joachim:

Ja, erlernbar ist Alles; gerade vor einem halben Jahr habe ich meine 
Ausbildung zum Werkstoffprüfer mit der IHK-Prüfung abgeschlossen, was 
mir bewiesen hat, dass ich a) trotz meiner 48 Jahre noch lernfähig bin 
und dass b) meine "Hirse" noch funktioniert. Ich habe hier eine Sim auf 
dem anderen Rechner und denke, dass, wenn ich mich mit dieser einmal 
ausgiebig befasse, ich endlich auch einmal kapiere, wie das Ding "denkt" 
(okay – dafür muss der andere Rechner erst mal wieder laufen, aber daran 
arbeite ich noch...). Noch ist das Löteisen kalt – ist mir zum Basteln 
zu früh (noch vor dem dritten Kaffee...) - aber an deine Tipps gehe ich 
als Erstes heran, weil hierbei die geringsten Veränderungen vorgenommen 
werden müssen. Wenn's sich damit schon lösen lässt, bleibt der 
Verstärker so, aber: die anderen Anregungen werden gewiss dazu führen, 
dass ich einen Weiteren aufbauen werde – einfach so :-D.

Nun zu dir, Helge :-)

Vielen Dank für die Abeit, die du dir noch gemacht hast; ich denke, dass 
deine Schaltungsänderung realisierbar ist, doch die Änderungen bedingen 
einen Neuaufbau: ich habe wirklich eng aufgebaut. Macht aber nix: die 
Platine und auch die Teile sind, soweit nötig, wieder verwendbar – und 
Zeit reichlich vorhanden; muss nur das Platinenlayout entwerfen (ist 
so'n Lötpunktrasterding). Wie ich sehe, hast du wieder andere 
Transistoren in deiner Sim verwendet; meinst du, dass ich mit Jenen, die 
ich nun einmal habe, ebenfalls zurecht komme? Immerhin ist Sonntag und 
die nächste Apotheke mit dem blauen "C" für mich nicht fussläufig 
erreichbar (ist immer ein Akt, da hin zu kommen :/ ). Meinen Krauter 
hier am Wohnort haben sie jedenfalls erfolgreich vertrieben...

Im Übrigen hat schon Ulrich hier, bzw. Jemand im Originalthread darauf 
hingewiesen, dass mit getrennten Vorwiderständen in einer 
Bootstrapschaltung mehr Stabilität erreicht werden dürfte; du bist jetzt 
schon der Dritte, der das sagt und da wäre ich blöd, es nicht 
auszuprobieren. Noch Etwas: für R11 und 12 habe ich die Werte nicht 
hier; am Liebsten würde ich die 10 Ohm drin lassen – im Zweifelsfall 
finde ich noch zwei davon in der Grabbelkiste und schalte die jeweils 
parallel, dann hab' ich 5 Ohm. Dann hat's noch eine Frage zu C3: sind 
das 1 müF? Die hätte ich auch noch hier und selbst im Nanofaradbereich 
bin ich brauchbar sortiert, falls der Wert dort liegen sollte. Wäre 
schön, die im Originalplan vorgesehenen, mordsmässigen 470 müF 
loszuwerden :-D

Yo, das wär's erst einmal; noch einmal danke schön und euch Beiden einen 
schönen Sonntag nach Wunsch, nich wahr, und dazu einen netten Gruß von

Rio


P.S.: die Zeitumstellung ist killing me... :-(

von Joachim (Gast)


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Die von mir genannten 20k sind eigentlich fast nur als Beispiel zu 
sehen. Du wirst also weiterhin verschiene Werte ausprobieren müssen, 
wenn es nicht deutlich besser geworden ist. Dieser Wert hängt zu sehr 
von den individuellen Eigenschaften des Eingangstransistors ab.

Ob Du nun einen BC547 oder einen BC548 nimmst ist egal. Die 
unterscheiden sich nur in der Spannungsfestigkeit, bei 6 V irrelevant. 
Wichtiger ist der Buchstabe dahinter. Also wenn Du einen BC548C hast, 
dann nimm den, aber siehe oben: Widerstand ausprobieren.


Die 10 Ohm Emitterwiderstände noch mal mit jeweils 10 Ohm zu 
überbrücken, kannst Du im Prinzip auch in Deiner aufgebauten Schaltung. 
Die sind, wenn der Arbeitspunkt stimmt, dann wohl die Hauptquelle für 
weitere Verzerrungen bzw. der Grund für mangelnde Aussteuerbarkeit.

Sorry hab mich vertan bei 4 Ohm geht die Verstärkung auf etwa 20 zurück. 
Bei 8 Ohm ist sie etwa 33 in der Simu.

Vor einem totalem Neuaufbau suche besser nach einer anderen Schaltung 
mit mehr Transistoren;-)

Gruß

von Helge A. (besupreme)


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Es kommt wirklich nicht auf die genauen Typen an. Ich hatte nur eine 
vorhandene Simu angepaßt. Nimm, was du schon da hast. Wichtig ist 
wirklich nur, daß der Arbeitspunkt des ersten Transistors genau dann auf 
ca. 0.6-0.7V ist, wenn am Ausgang etwa 3V anliegen.

Die Ausgangswiderstände von 10 Ohm begrenzen die Aussteuerbarkeit, weil 
dann das meiste verheizt wird. Da werden auch 2-4 Ohm gehen. Der 
bootstrap macht die Aussteuerbarkeit dann noch bissel besser.

Verdammte Sommerzeit. Ich wollte doch noch auf den Flohmarkt..

von Riolectric (Gast)


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Okayokay; hat etwas gedauert - ich war privat eingespannt.

Hallo, Ihr Lieben,

Folgendes hat sich geändert: der 10-k-Widerling am Eingang ist ersetzt 
(jetzt: 22k), der Eingangselko gedreht, die Ausgangswiderlinge im Wert 
halbiert und den Bootstrap hab' ich auch eingebaut. Jetzt geht's :-D
Das Ding "brüllt" zwar nicht gerade, aber das war ja auch nicht 
gefordert. Das Signal, das man hören können soll, hört man jetzt und das 
ist gut so. Noch einmal vielen lieben Dank an die vielen Helferlein und 
dazu einen freundlichen Gruss

Rio


P.S.: ins DVM hab' ich auch mal geschaut - dort braucht's nur 'ne 
Sicherung (hoffentlich!) und eine früher angefangene Lötkolbenregelung 
habe ich ebenfalls fertig gestellt - jetzt hat's 'n Gehäuse und Keiner 
kann mehr 'rein packen *brrrrritzzz!* :-) ...

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