Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Gate Drive Transformer FET/Bipolartransistor


von Magic S. (magic_smoke)


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Hi!

Kennt sich hier jemand mit Gate-Drive-Transformern von PC-Netzteilen 
aus?

Ich möchte gerne einen aus einem alten Netzteil recycledten 
Transformator in einer eigenen Netzteilschaltung verwenden (wegen der 
sicheren galvanischen Netztrennung). Ich möchte auf der Primärseite 
gerne FETs verwenden, der Transformator hat jedoch bipolare Transistoen 
in seiner originalen Schaltung getrieben. Kann ich den Transformator 
trotzdem unmodifiziert für FETs verwenden oder müssen Transformatoren 
für FETs anders gewickelt werden, als welche für bipolare Transistoren?

von Marius S. (lupin) Benutzerseite


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Hat man einen GDT nicht nur bei sekundär geregelten Netzteilen? Warum 
sollten PC Netzteile sekundär geregelt sein? Welchen Vorteil hat das?

Ein GDT ist doch ein Übertrager ohne Luftspalt. Die Ausgangsspannung 
sollte proportional zur Eingangsspannung und zum Übersetzungsverhältnis 
sein, oder? Also kann man ja mal versuchen das Übersetzungsverhältnis zu 
ermitteln. Kann mir vorstellen, dass der GDT die Spannung runter setzt 
um mehr Strom liefern zu können. Könnte dann zu niedrig für FETs sein.

von Matthias S. (Firma: matzetronics) (mschoeldgen)


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Marius S. schrieb:
> Hat man einen GDT nicht nur bei sekundär geregelten Netzteilen? Warum
> sollten PC Netzteile sekundär geregelt sein?

Jo, PC-Netzteile sind immer (zumindest die dutzende von Modellen, die 
ich seziert habe) sekundärgeregelt, jedenfalls der Leistungsteil. Ältere 
Modelle haben da die TL494 oder SG3524 Klassiker, neuere auch schon mal 
Kontroller mit Exotennamen. Vermutlich ist es billiger, GDTs zu wickeln, 
als sich mit einer Primärregelung herumzuschlagen und die Highside Pegel 
zu erreichen.

Die 5V Standby allerdings sind öfter mal mit nem TOP2XX oder einem 
anderen kleinen SMPS (Primär-)Regler ausgestattet.

magic smoke schrieb:
> Kann ich den Transformator
> trotzdem unmodifiziert für FETs verwenden

Musst du mal messen. Der GDT sollte locker die Gate Threshold deiner 
angepeilten MOSFet ums doppelte übersteigen, damit die MOSFet voll und 
sauber durchsteuern. Am besten speist du den Kontroller auf der 
Sekundärseite mal extern und schaust, was bei abgeklemmten Basen auf der 
Primärseite rauskommt.

: Bearbeitet durch User
von Marius S. (lupin) Benutzerseite


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Dann werden die 5V Standby bestimmt auch zur Speisung des Controllers 
auf der Sekundärseite genutzt. Ich denke mal neben dem Highside-Problem 
bringt das auch einen besseren Standby-Verbrauch.

von Matthias S. (Firma: matzetronics) (mschoeldgen)


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Marius S. schrieb:
> Dann werden die 5V Standby bestimmt auch zur Speisung des Controllers
> auf der Sekundärseite genutzt.

So isses. Der 5V Standby Teil liefert oft noch auf einer 2ten 
Sekundärwicklung etwas um die 12V, die den Kontroller (und die beiden 
GDT Treiber Transistoren) speisen. Ob das effektiv ist oder nur simpel 
(und billig) zu machen, kann ich nicht beurteilen.

von Magic S. (magic_smoke)


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> Kann mir vorstellen, dass der GDT die Spannung runter setzt
> um mehr Strom liefern zu können. Könnte dann zu niedrig für FETs sein.
Genau darum mache ich mir auch sorgen, weil wenn ich sowas bauen müßte, 
würde ich es genau so machen.

Der Regler sitzt bei diesen Netzteilen nicht immer auf der 
Sekundärseite. Gerade in den letzten Jahren verdrängen 
Eintakt-Flußwandler die älteren Gegentaktwandler mit TL494. Dann sitzt 
der Regler auf der Primärseite. Da hat auch schon vor längerer Zeit der 
Trend eingesetzt, daß ein IC gleichzeitig eine aktive PFC und das 
Hauptnetzteil steuert.

Das Standby-Netzteil erzeugt immer eine Hilfsspannung für den 
PWM-Regler. Je nachdem wo der angeordnet ist wird diese 12V 
Hilfsspannung auf der Primär- oder Sekundärseite bereitgestellt. Die 
Hilfsspannung wird gebraucht, weil das Hauptnetzteil bei ATX nicht mehr 
von selbst starten kann. Ältere AT-Netzteile schwingen von selbst an und 
wenn die Spannung sekundärseitig ansteigt übernimmt der TL494 die 
Regelung. Das versagt auch gelegentlich gerne mal, etwa bei einem 
defekten TL494 oder wenn der aus irgendeinem Grund nicht zu arbeiten 
beginnt und dann veranstalten so 3-5fache Spannungswerte ein Feuerwerk 
im PC.

Windungsverhältnis werd ich mir nachher mal anschauen. Mal sehen ob ich 
noch einen in der Schrottkiste finde, dann bau ich den aus und knacke 
den einfach mal. :)

: Bearbeitet durch User
von Magic S. (magic_smoke)


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So, Ende des Schlachtfestes:

Ganz oben lagen zwei Windungen, durch die der Strom des Haupttrafos 
floß. Vermutlich eine Art Mitkopplung zur Verringerung der 
Treiberleistung.

Danach die erste Wicklung der Sekundärseite mit 35 Windungen.
Darunter lagen beide Basis-Wicklungen bifilar mit je 10 Windungen.

An der Stelle hab ich das Zerlegen abgebrochen, der Trafo erscheint mir 
ungeeignet.

Plan B ist nun das Steuer-IC auf der Primärseite.

von Matthias S. (Firma: matzetronics) (mschoeldgen)


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magic smoke schrieb:
> Plan B ist nun das Steuer-IC auf der Primärseite.

Wenn du an der Architektur der Primärseite nicht allzuviel ändern willst 
(Halbbrücke mit Kondensator-Kopplung auf den Trafo), bietet sich evtl. 
der IR2153 oder einer seiner Nachfolger an (2153D oder 21531). Dadrin 
ist alles, inklusive Oszillator auf 555 Basis, um so eine Halbbrücke mit 
N-Kanal MOSFets anzusteuern. Das einzige Design Problem ist die 
Startschaltung und die dann nötige Speisung des IR mit ca. 12-15V. 
Ansonsten scheint das ein recht brauchbarer Baustein zu sein.
Hier hatten wir mal ne Schaltung mit dem Dings:
Beitrag "Schaltnetzteil defekt (Digipro 1000)"

Man muss dazu sagen, das der IR nicht schuld an dem Problem in dem 
Thread war, hehehe.

von Magic S. (magic_smoke)


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Wahrscheinlich bleib ich beim TL494 und steuer die Halbbrücke über einen 
IR2113 oder so. Ein 5V-Standby-Netzteil mit 12V auf der Primärseite hab 
ich mir schon besorgt.

Ich muß mir nur Gedanken machen, wie ich dann die Steuergröße für den 
Strom-Sollwert auf die Primärseite kriege. Wahrscheinlich PWM via 
Optokoppler und RC-Glied am Dead Time Control Pin. Ich kann mir da auch 
eine Menge Trägheit leisten, ich brauche den Strom nicht schnell zu 
regeln (Ladegerät). Habe nur leider gerade keine schnellen Optokoppler 
hier, die mir zuverlässig 5..8kHz auf die Primärseite bringen. PC817 
scheidet wohl aus. Den kann ich für eine zusätzliche Spannungsregelung 
in Hardware bei 14,4V nehmen, dann brauch ich mich darum nicht mehr in 
Software zu kümmern und das die Spannung zischt mir auch bei einem 
Fehler oder Absturz des Controllers nicht ab.

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