Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik fA Strom messen


von Karl O. (knorke)


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Hallo,

ich habe eine fast schon theoretische Frage: gibt es eine Möglichkeit, 
einen 5 fA Strom zu messen, mit einem 0-100 Hz Band (notfalls 0-10 Hz) 
und maximal 5 fA rms Rauschen? Es ist für eine wissenschaftliche 
Anwendung, also selbst wenn es einen Supraleiter braucht, oder Ihr nur 
ein Labor kennt, die sowas irgendwie machen. Ein DC-Offset durch 
Leckströme ist kein Problem, es geht nur um das dynamische Verhalten 
(Leckstrom darf also nicht so groß werden, dass sein Rauschen mehr als 5 
fA RMS ist).
Die Polarisationsspannung ist irgendwo im Bereich einiger zehntel 
Millivolt, der Widerstand durch den der Strom fließt im 
Teraohmbereich...

Danke!

von Dihydrogenmonoxid (Gast)


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von MaWin (Gast)


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von Karl O. (knorke)


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Oh cool, danke! Das hilft mir! So einen Verstärker wie den von Femto 
gibt es nicht zufällig noch etwas rauschärmer? So Faktor 10?

von Dihydrogenmonoxid (Gast)


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Karl Otto schrieb:
> Oh cool, danke! Das hilft mir! So einen Verstärker wie den von Femto
> gibt es nicht zufällig noch etwas rauschärmer? So Faktor 10?

Keine Ahnung. Frag bei den Jungs an, ob sie sowas auch in einer
Geld-spielt-keine-Rolle-Version bauen können bzw. ob das überhaupt geht.

von S. K. (hauspapa)


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Evtl. auch hier lesen:
Beitrag "Selbstbau Picoamperemeter."
mit Hausmitteln kommt man schon recht weit

Keithley 6514 ist evtl. auch noch einen Blick wert.

viel Erfolg
Hauspapa

von Christian L. (cyan)


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Karl Otto schrieb:
> Oh cool, danke! Das hilft mir! So einen Verstärker wie den von Femto
> gibt es nicht zufällig noch etwas rauschärmer? So Faktor 10?

Welchen davon? Wenn du die Versionen mit 10^12 und 10^13 meinst, dann 
nicht. Der (Strom-)rauschärmste OPV den ich kenne ist der OPA129 mit 
0,1fA/VHz - also lediglich Faktor zwei. Auch spielt bei der Bandbreite 
vor allem das niederfrequente Rauschen eine Rolle, was häufig gar nicht 
spezifiziert ist.

S. K. schrieb:
> Keithley 6514 ist evtl. auch noch einen Blick wert.

Ist mit etwa 0,14Hz Bandbreite leider zu langsam, wie die meisten 
solcher Geräte. Das Keithley 6430 kommt immerhin noch auf etwa 7Hz 
Bandbreite im 100pA Bereich. In diesem Bereich liegt die Auflösung bei 
1fA. Das Rauschen dabei beträgt 400aAp-p bei einer Bandbreite von 0,1Hz.


Das Problem liegt in deinen Anforderungen an Bandbreite und niedrigem 
Rauschen bei solch kleinen Strömen. Solch kleine Ströme erfordern große 
Widerstände in der Rückkopplung, was die mögliche Bandbreite stark 
beschränkt. Versuchen könnte man es, wenn man sich auf 10Hz beschränkt 
und eine untere Grenzfrequenz festlegt, um niederfrequentes Rauschen zu 
eliminieren. DAs 6430 wird wohl auf einen LMC662A setzen - das würde 
zumindest zu den technischen Daten gut passen. Zum Vergleich, das 
Eingangsrauschen des Keithley 6430 ist z.B. hier zu entnehmen:
http://www.keithley.com/data?asset=50390
Das könnte bei der Entwicklung hilfreich sein.

Das beste wäre es aber, sich zu informieren, was mit Supraleitern 
möglich ist.

von Karl O. (knorke)


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Hmm, aber selbst bei den so rauscharmen OPAs kann das doch mit 
resistivem Feedback allein nicht gehen, oder? Wenn man da einen 10 GOhm 
Widerstand in den Rückkopplungspfad setzt, dann rauscht der doch schon 
wie Hulle.
Wie macht man sowas dann? Ich habe mal was von kapazitivem Feedback 
gelesen?

von Frank (Gast)


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Karl Otto schrieb:
> Hmm, aber selbst bei den so rauscharmen OPAs kann das doch mit
> resistivem Feedback allein nicht gehen, oder? Wenn man da einen 10 GOhm
> Widerstand in den Rückkopplungspfad setzt, dann rauscht der doch schon
> wie Hulle.
> Wie macht man sowas dann? Ich habe mal was von kapazitivem Feedback
> gelesen?
Das Stromrauschen ist am OPV-Eingang und da ist der Widerstand 0 Ohm.

Dein Problem verstehe ich jetzt auch nicht:
>und maximal 5 fA rms Rauschen

Der Dir von Dihydrogenmonoxid vorgeschlagene Verstärker hat
2 fA pp Rauschen (0,4 fA bei DC), also ca. 1 fArms. Das ist 5 mal 
weniger als Du eingangs gewünscht hast.

Außerdem kann man das Gerät vmtl. noch runterkühlen.

von Frank (Gast)


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Okay wegen der Bandbreite, aber das ist p-p und nicht rms.

Also erstens die Anschreiben, daß sie für Dich z.B. auf 10 Hz Bandbreite 
gehen sollen. Das reduziert das rauschen. Und dann noch kühlen. Mit dem 
Kühlen sollte man da einiges Erreichen können.

von Christian L. (cyan)


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Karl Otto schrieb:
> Wenn man da einen 10 GOhm
> Widerstand in den Rückkopplungspfad setzt, dann rauscht der doch schon
> wie Hulle.

Ja natürlich. Aber mit steigendem Widerstand sinkt das Stromrauschen. 
Das Spannungsrauschen des Widerstands am Ausgang ergibt sich ja zu:
dieses kann man aber zu einem äquivalenten Eingangsstrom umformen:
Das Stromrauschen nimmt also mit steigendem Widerstand ab. Bei 
entsprechend hohem Widerstand sinkt das Stromrauschen des Widerstands 
unter das des OPVs.

Insgesamt steigt natürlich das gesamte Rauschen. Für den Fall, dass der 
Widerstand noch nicht zu groß ist steigt es proportional mit Wurzel(R), 
während das Signal direkt mit R steigt. Nur dadurch verbessert sich das 
SNR der Schaltung. Bei steigendem Widerstand wirkt sich aber die 
Streukapazität negativ auf die Bandbreite aus.

Für dein konkretes Problem könnte man z.B. mit einem 10GOhm Widerstand 
in der Rückkopplung anfangen. Dann könnte man eine maximale Kapazität 
von 1,6pF haben, um trotzdem noch eine 10Hz Bandbreite zu erreichen. Der 
Widerstand würde mit 1,28fA/VHz rauschen, was über die Bandbreite ein 
Rauschen von etwa 4,1fArms ergibt. (Voraussetzung: ein OPV mit niedrigem 
Stromrauschen) Tatsächlich wird das Rauschen aber etwas höher sein, da 
der Widerstand praktisch mehr rauscht und das 1/f Stromrauschen des OPVs 
hinzu kommt. Das Ausgangssignal wäre dann 10µV/fA. 100GOhm wären schon 
zu viel, da man wohl kaum auf die dann resultierende maximale 
Streukapazität von 0,16pF herunter kommt. Man könnte sich jetzt langsam 
an eine optimale Lösung heran tasten - z.B. mit einem 20GOhm Widerstand. 
Die maximale Streukapazität wäre mit 0,8pF wohl noch möglich. Das 
Rauschen würde dann um etwa den Faktor Wurzel(2) sinken. Das könnte 
evtl. schon reichen, um die Anforderungen zu erfüllen. Weiterhin könnte 
man versuchen durch Reihenschaltung der Widerstände die effektive 
Streukapazität zu verringern, um so vielleicht einen höheren 
Gesamtwiderstand zu ermöglichen. Damit könnte man das Rauschen wieder 
ein wenig reduzieren.

Das alles sind aber nur theoretische Überlegungen - ob das alles in der 
Praxis so umsetzbar ist, bleibt offen.

Frank schrieb:
> Der Dir von Dihydrogenmonoxid vorgeschlagene Verstärker hat
> 2 fA pp Rauschen (0,4 fA bei DC), also ca. 1 fArms. Das ist 5 mal
> weniger als Du eingangs gewünscht hast.

Der Verstärker schafft aber nicht die geforderte Bandbreite.

von Karl O. (knorke)


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Wo kauft man eigentlich solche Widerstände?

von Frank (Gast)


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Als Alternative:

https://www.keithley.de/products/dcac/sensitive/highresistance/?mn=6514E

Bei diesem Gerät kannst Du den Analogausgang des Vorverstärkers 
anzapfen.

Ansonsten Selbstbau, da kannst Du alle Parameter speziell für Deine 
Anwendung kontrollieren, vor allem kannst Du es bei -40°C kalibrieren 
und damit das Rauschen reduzieren.

Die Messung selbst wird auch noch ein Kunststück. Da gibt es tausende 
Sachen zu berücksichtigen, denn bei diesen Strömen sind normale 
Isolatoren wirkungslos. Ein supraleitender Niobtitanatdraht im Vakuum 
wäre z.B. toll. So kurz wie möglich natürlich.

Erst mal anfangen und messen und dann prüfen welcher Fehlerquelle nun 
tatsächlich ein Problem darstellt. Deine Ergebnisse hier rückzumelden 
wäre auch für uns interessant.

von Frank (Gast)


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Karl Otto schrieb:
> Wo kauft man eigentlich solche Widerstände?
Ich habe meine bei Digikey gekauft (100 MOhm/1GOhm/10GOhm). Gibt es bis 
500 GOhm und bis 25 ppm TK dort (von Ohmite). Gibt aber auch andere 
Quellen. Von Ohmite gibt es theoretisch bis 1 Teraohm mit bis zu 0,1% 
und +/-25 ppm Tk oder darunter.

von Rene S. (Firma: BfEHS) (rschube)


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Hallo,

wer solche Ströme messen will kommt eigentlich nicht um
http://www.keithley.de/products/dcac/currentvoltage/
herum. Die Jungs haben das wirklich drauf. Ich hab einige Messgeräte von 
denen und bin absolut zufrieden. Kostet zwar auch ein paar Euro mehr 
aber die sind es wert.

Grüße aus Berlin

von Christian L. (cyan)


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Karl Otto schrieb:
> Wo kauft man eigentlich solche Widerstände?

Eigentlich bieten alle großen Distributoren solche hochohmigen 
Widerstände an. Also Farnell, Digikey, Mouser, RS ... Ansonsten bei 
Herstellern, wie Ohmite oder Welwyn TT anfragen.


Frank schrieb:
> Als Alternative:

Auch das ist nicht schnell genug. Keines der Geräte von Keithley oder 
Femto bietet im fA-Bereich die geforderte Bandbreite. Alle liegen um gut 
eine Größenordnung darunter. Solange nichts an den geforderten 
Parametern geändert wird, bleibt nur der Versuch des Selbstbaus - mit 
ungewissem Ausgang - oder eines Supraleitenden Systems.

von Ulrich H. (lurchi)


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Bei der Bandbreite muss man unterscehiden zwischen dem Frequenzgang und 
dem Limit für eine Messung nach einer Korrektur des Frequenzganges. 
Gerade für so kleine Ströme kann es besser sein einen relativ großen 
Kondensator in der Rückkopplung zu haben, also weit jenseites der 
eigentlichen Bandbreite zu messen. Die Integrierende Wirkung des 
Kondensators kann man ja relativ leicht zurückrechnen - das spart auch 
die Genauen Widerstände im GOhm Bereich.

Um etwas weiter zu kommen, hilft kühlen und ggf. extra Trockene 
Luft/Schutzgas oder Vakuum.

Die sehr kleine Spannung an der Probe stellt dann aber auch hohe 
Anforderungen an die Offsetspannung am Eingang. Da kommt dann zu dem 
kleinen Strom noch eine 2. Anforderung dazu !

von Roland L. (Gast)


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rein aus Interesse:
wie kann man mit einem supraleitenden System sowas messen?

von Karl O. (knorke)


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>Integrierende Wirkung des Kondensators kann man ja relativ leicht >zurückrechnen

Dabei wird doch aber das Noise genauso zurückgerechnet. Gewonnen hat man 
da nix, nur verloren, oder?

von Frank (Gast)


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Roland L. schrieb:
> rein aus Interesse:
> wie kann man mit einem supraleitenden System sowas messen?

Gar nicht, zumindest ist mir nichts bekannt. Vielleicht gibt es aber 
einen mir unbekannten Tunneleffekt.

@Ulrich H.
Ja das kann ein Problem sein, aber mit Offsetkompensation kann man die 
in einem Transimpedanzwandler ggf. knapp auf Submikrovolt drücken. Viel 
weniger ist aber nicht drinnen. Wenn es nur einige Nanovolt Spannung 
ist, hat man jedenfalls ein unlösbares Problem. Aber noch ist uns das ja 
unbekannt, könnten auch einige Volt sein.

von Karl O. (knorke)


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> Aber noch ist uns das ja unbekannt, könnten auch einige Volt sein.

Wie gesagt, es geht um ca +- 10-100 mV. Genauigkeit 10% ist ok, 
insgesamt tun es auch 30% Abweichung der Messung. Mit der Methode mit 
der man das Problem sonst angeht kann man froh sein, wenn die 
Größenordnung stimmt.

von Ulrich H. (lurchi)


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Mit dem Kondensator als Rückkopplung bekommt man schon wieder das 
Rasuchen des parallelen Widerstandes. Nur kann der Widerstand ohne 
Rücksicht auf die Bandbreite auch sehr groß gewählt werden. Wenn man 
eine höhere Bandbreite benötigt, bleibt einem kaum etwas anderes übrig 
als die Kapazität der Rückkopplung zu berücksichtigen - da bei ist es 
eher einfacher, wenn Kondensator vergleichgleichweise groß ist, so dass 
man einen reinen Integrator hat, als wenn man gerade den 
Übergangsbereich zwischen der wirkung des Widerstandes und der Kapazität 
nutzt. Außerdem darf man den Widerstand ohne Rücksicht auf die 
Bandbreite ggf. größer wählen.

Vom Rauschen gewinnt man mit dem Kondensator nur etwas, wenn man den 
Widerstand größer wählen kann, sonst kommt es auf das geleiche hinaus.

Es gibt dann noch die Methode die DC Rückkopplung nicht per Widerstand, 
sondern per hochwertiger kleiner "Photodiode" zu machen. Das kenne ich 
von der Messung von Ionenströmen. Es kann aber sein, dass es da einfach 
um den Vorteil eines relativ gut geschützeten Einganges geht.

von Frank (Gast)


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Karl Otto schrieb:
>> Aber noch ist uns das ja unbekannt, könnten auch einige Volt sein.
>
> Wie gesagt, es geht um ca +- 10-100 mV. Genauigkeit 10% ist ok,
> insgesamt tun es auch 30% Abweichung der Messung. Mit der Methode mit
> der man das Problem sonst angeht kann man froh sein, wenn die
> Größenordnung stimmt.
Das ist schon sehr wenig, aber im Bereich des Möglichen. Bei solch 
kleinen Spannungen braucht man schon eine Offsetkompensation. Ist aber 
auch kein Hexenwerk. Eventuell könnte es auch ohne Kompensation gehen, 
wenn man entweder die Bauteile auswählt oder nachträglich korrigiert.

Bei der Bandbreite will ich nochmals erwähnen, daß das Keithley einen 
Ausgang vom Vorverstärker hat, somit die Bandbreiteangabe für das 
Gesamtgerät dafür nicht gilt. Ggf. also bei Keithley nachfragen oder in 
der Dokumentation suchen.

Was Keithley (und auch das femtogerät) macht ist, daß sie nachfiltern um 
das Rauschen zu reduzieren. Für DC möchte man ja möglichst rauscharm 
sein. Für AC ist das Rauschen vielleicht gar nicht so schlecht, bzw. 
kann man bessere Verfahren zum Rausrechnen verwenden. Bzw. es wird auch 
noch nachgemittelt um noch kleinere Auflösung zu bekommen.

Ich werde demnächst meinen LMP7721 vermessen um zu sehen, was man 
tatsächlich damit rausholen kann. Selbst der könnte das in "einfacher" 
Transimpedanzschaltung schaffen. Ich vermute, daß die anderen Geräte 
auch genau so arbeiten (auch mit dem gleichen OPV). Aber sie haben 
danach eben auch noch Rauschunterdrückung geschaltet und zwar analog und 
digital.

Hat jemand einen Hinweis wie man die Verstärkung bei einem 
Transimpedanzwandler berechnet? Da ja Strom reingeht und Spannung raus 
ist das ja nicht so einfach. Muß man da Ausgangsspunng durch 
Innenwiderstand des OPV * Eingangsstrom teilen?

Der Innenwiderstand ist nur als "extremly high" angegeben. Wenn man mal 
1 Gigaohm Eingangswiderstand annehmen würde, dann gäbe es bei 20 fA 
Eingangsstrom eine Spannung von 20 uV. Durch die Rückkopplung z.B. über 
einen 10 GOhm Widerstand ergäbe sich 200 uV Ausgangsspannung. Somit eine 
Verstärkung von 10 und eine -3 dB-Bandbreite von 1,5 MHz. Also da wäre 
noch genug Bandbreite übrig für Rauschunterdrückung und Korrekturen. 
Oder habe ich einen Fehler?

von Christian L. (cyan)


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Frank schrieb:
> Bei der Bandbreite will ich nochmals erwähnen, daß das Keithley einen
> Ausgang vom Vorverstärker hat, somit die Bandbreiteangabe für das
> Gesamtgerät dafür nicht gilt.

Ich weiß nicht, was ich noch tun soll, um es dir begreiflich zu machen. 
Das Datenblatt ist doch wohl eindeutig diesbezüglich:
>PREAMP SETTLING TIME (to 10% of final value): 2.5s typical on pA ranges, damping 
>off, 3s typical on pA ranges damping on, 15ms on nA ranges, 5ms on µA and mA 
>ranges .

Frank schrieb:
> Somit eine
> Verstärkung von 10 und eine -3 dB-Bandbreite von 1,5 MHz. Also da wäre
> noch genug Bandbreite übrig für Rauschunterdrückung und Korrekturen.
> Oder habe ich einen Fehler?

Ja, erstens kann man das so nicht rechnen. Zweitens ignorierst du völlig 
alle parasitären Elemente. Bei solch hohen Widerstandswerten kann man 
das aber nicht mehr. Schau dir das Datenblatt deines LMP7721 an. Dort 
stehen genug Hinweise drin, wie man das alles berechnet. Drittens wird 
das schon Physikalisch nichts werden, denn 20fA sind gerade einmal 
120000 Elektronen pro Sekunde. Wie die noch mit 1,5MHz schwingen sollen 
erschließt sich mir nicht. Das sind weniger, als 0,1 Elektron pro 
Periode. Das past also alles nicht zusammen.

Hier kannst du auch noch mal nachschauen:
http://www.ti.com/lit/an/snoa515a/snoa515a.pdf
http://www.ti.com/lit/an/sboa122/sboa122.pdf

von Frank (Gast)


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Christian L. schrieb:
> Frank schrieb:
>> Bei der Bandbreite will ich nochmals erwähnen, daß das Keithley einen
>> Ausgang vom Vorverstärker hat, somit die Bandbreiteangabe für das
>> Gesamtgerät dafür nicht gilt.
>
> Ich weiß nicht, was ich noch tun soll, um es dir begreiflich zu machen.
Bisher hast Du noch gar nichts getan und mehr Höflichkeit könnte Dir 
nicht schaden.

> Das Datenblatt ist doch wohl eindeutig diesbezüglich:
>>PREAMP SETTLING TIME (to 10% of final value): 2.5s typical on pA ranges, damping
>>off, 3s typical on pA ranges damping on, 15ms on nA ranges, 5ms on µA and mA
>>ranges .
Das ist ja für Fullscale Settling. Das Gerät macht ja 10-100 Messungen 
pro Sekunde, das kann man selber natürlich auch, bzw, noch mehr 
durchführen. Das Settling ist ja deutlich schneller, wenn die Änderung 
nur klein ist. Und die geringe Setzgeschwindigkjeit liegt wohl nicht am 
Verstärker sondern an der zu messenden Stromquelle.

> Frank schrieb:
>> Somit eine
>> Verstärkung von 10 und eine -3 dB-Bandbreite von 1,5 MHz. Also da wäre
>> noch genug Bandbreite übrig für Rauschunterdrückung und Korrekturen.
>> Oder habe ich einen Fehler?
> Ja, erstens kann man das so nicht rechnen.
Warum nicht, bzw. wie dann?

> Zweitens ignorierst du völlig alle parasitären Elemente
Ja bitte, die wären?

> Bei solch hohen Widerstandswerten kann man das aber nicht mehr.
Klär mich auf.

> Schau dir das Datenblatt deines LMP7721 an. Dort
> stehen genug Hinweise drin, wie man das alles berechnet.
Du nimmst das also an, daß man aus Hinweisen dort erfahren könnte, wie 
man das berechnet, weißt es aber auch nicht. Dann kannst Du genau 
genommen auch nicht wissen, daß es so wie ich beschrieben habe nicht 
geht. Aber ich lasse mich gern erhellen.

> Drittens wird
> das schon Physikalisch nichts werden, denn 20fA sind gerade einmal
> 120000 Elektronen pro Sekunde. Wie die noch mit 1,5MHz schwingen sollen
> erschließt sich mir nicht. Das sind weniger, als 0,1 Elektron pro
> Periode. Das past also alles nicht zusammen.
Was vollkommen egal ist, denn wenn die Quelle nur mit 100 Hz schwingt 
und ich mit einer Bandbreite von 1,5 MHz messe ist doch alles bestens.

Das wäre eher eine Antwort zum TE, der ja bis zu 100 Hz messen möchte.
> Hier kannst du auch noch mal nachschauen:
> http://www.ti.com/lit/an/snoa515a/snoa515a.pdf
> http://www.ti.com/lit/an/sboa122/sboa122.pdf
Gut. Das bestätigt meine obige Annahme wie das zu berechnen ist. Also 
MHz-Bandbreiten bei kleinen Strömen sind tatsächlich kein Problem, ohne 
daß man mehrere Verstärker kaskadieren muß, weil das 
Verstärkungsbandbreiteprodukt nicht reicht. Man muß eben die hohen 
Widerstände entsprechend frequenzkompensieren.

von Christian L. (cyan)


Angehängte Dateien:

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Frank schrieb:
> Das ist ja für Fullscale Settling. Das Gerät macht ja 10-100 Messungen
> pro Sekunde,
Es ist völlig egal, wie schnell der AD-Wandler ist, wenn der 
Vorverstärker nicht schnell genug ist. Die Geschwindigkeit des 
AD-Wandlers kann erst bei größeren Strömen und damit einer höheren 
Bandbreite des Preamps sinnvoll genutzt werden.

> Das Settling ist ja deutlich schneller, wenn die Änderung
> nur klein ist.
Nein ist sie nicht. Die settling time wird in erster Linie durch die 
Eingangsstufe bestimmt, welche sich wie ein Tiefpass erster Ordnung 
verhält. Bei einem Tiefass erster Ordnung ist das Produkt aus 
Grenzfrequenz und settling time konstant mit 0,35. (settling von 10% auf 
90%) Somit ist der Anstieg des Signals von 10% des Nennwertes auf 90% 
des Nennwertes immer gleich, egal wie groß der Nennwert ist. Siehe auch 
das Bild zur Settling time eines RC-Tiefpasses mit 1Vmax und 10Vmax im 
Anhang. Beide Signal brauchen exakt gleich lang, um auf 90% zu steigen. 
Man kann also durch ein kleineres Signal die Bandbreite nicht erhöhen. 
Und damit bleibt es dabei, dass der Preamp nicht die geforderte 
Bandbreite von 10Hz schafft.

> Und die geringe Setzgeschwindigkjeit liegt wohl nicht am
> Verstärker sondern an der zu messenden Stromquelle.
Woher nimmst du diese Gewissheit? Das 2600-Serie von Keithley hat eine 
Auflösung von 20fA und spezifiziert eine Settling time von <150ms auf 
0,1% Abweichung vom Endwert. Also deutlich schneller, als die 
Spezifikation des Preamps.

>> Zweitens ignorierst du völlig alle parasitären Elemente
> Ja bitte, die wären?
Die Eingangskapazität des OPVs, sowie zusätzliche Kapazitäten durch 
Kabel, Messobjekt, Buchsen und interner Verschaltung und zusätzlich die 
parasitären Kapazitäten der Rückkopplungswiderstände. Im Anhang noch mal 
eine Simulation mit 10GOhm und einer parasitären Kapazität von 0,4pF. 
Die Kapazität liegt damit im Mittelfeld. Ohmite kommt in der 
MAXI-MOX-Serie auf Kapazitäten von 0,3pF bis 0,75pF. Bei Welwyn TT liegt 
die Kapazität bei 0,4pF oder 0,2pF in der 3810-Serie. Die Grenzfrequenz 
liegt somit bei ~40Hz und ist somit sehr weit entfernt von 1,5MHz.

Du kannst aber gerne eine schnellere Schaltung hier zeigen - ich lasse 
mich gerne eines besseren belehren.

von Christian L. (cyan)


Angehängte Dateien:

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Man kann noch die parasitäre Kapazität des Rückkopplungswiderstandes 
kompensieren, durch eine kleine RC-Kombination, bei der gelten muss:
Dann verhält sich die Rückkopplung so, wie ein 10GOhm Widerstand ohne 
parasitärer Kapazität. Dann ergibt sich aber ein Pol bestehend aus 
Rückkopplungswiderstand und Eingangskapazität des OPVs. Durch 
zusätzliche Kapazitäten von z.B. Leitungen usw. verschiebt dieser sich 
immer weiter nach links. Dieser Pol muss kompensiert werden, was man 
üblicherweise durch eine Begrenzung der Bandbreite erreicht. Man kann 
somit sicherlich noch ein wenig Bandbreite herausholen aber an 1,5MHz 
Bandbreite glaube ich im Moment noch nicht.

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