Forum: Ausbildung, Studium & Beruf nicht wirklich viel zu tun


von tomjones (Gast)


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Hallo zusammen,

ok, irgendwie ein Luxusproblem: Habe als recht erfahrener Entwickler (10 
Jahre +) vor einigen Monaten zu einem Konkurrenten gewechselt. Die Firma 
macht einen guten Eindruck, mit den Kollegen komme ich auch klar. Das 
Problem ist: ich habe nicht allzu viel zu tun. Bin vielleicht 40% 
ausgelastet. Daran stört sich niemand, ausser mir. Wie seht ihr das? 
Habt ihr schon ähnliches erlebt?

Grüße,

Tom

von Grendel (Gast)


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Soll ich Dir Arbeit von mir abgeben?
;-)


> Daran stört sich niemand, ausser mir.

Hast Du denn schon aktiv nach weiteren Aufgaben gefragt?

von Rolf (audiorolf)


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Bist Du ganz sicher, dass es nicht nur Deine Wahrnehmung ist, dass es 
niemanden interessiert? Meistens wartet man in gut situierten Firmen auf 
die Initiative des Mitarbeiters und beobachtet, statt ihn anzutreiben. 
Kommt die nicht, kommt ein MA-Gespräch und am Ende der Probezeit der 
blaue Zettel.

In jedem Fall wirst Du ja bewertet. In den ersten Monaten hat man auch 
Schonzeit und wer da zu locker ist, sinkt in der Bewertung. Oder Du hast 
Glück, dass Urlaubszeit ist und viele Stressoren nicht anwesend?

von oszi40 (Gast)


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Auch einem alten "Frischling" gibt man noch nicht alle speziellen 
Sachen. Freu Dich nicht zu früh. Nutze die Zeit um Dich in ALLES 
einzulesen. Leute, denen das Wasser bis zum Halse steht, haben kaum noch 
Zeit für neue Ideen und ausreichend Dokumentation.

von Anonymous (Gast)


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Nutze die Zeit doch zur Weiterbildung.
Kannst Du ein Fachbuch lesen? Oder eine neue Programmiersprache lernen? 
Etc. etc.

von Aehhh. (Gast)


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Ich bin auch rabbiat unterlastet. Dafuer erledige ich in 10% der Zeit 
absolut wichtige Dinge, ohne die der Laden stehenbleiben wuerde.
Etwas Weiterbildung, Wissen das ich brauchen koennte anschauen. 
Simulationen fuer's Verstaendnis, Schulungsunterlagen erstellen, Leute 
unterstuetzen, usw ...

von klausi (Gast)


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Wahre Geschichte:

Im vorigen Laden, in dem ich war gab's auch immer wenig zu tun.  Da 
gab's welche Entwickler, denen es wirklich langweilig war.

Einer ging mal aufs WC.. und vergaß die Tür abzusperren und wurde prompt 
erwischt. Und das mitten in ner Onanie!  Zum Glück erwischte ihn nur ein 
Kollege und nicht der Chef.

Derjenige wurde tiefrot vor lauter Scham und nahm sich mal ein paar Tage 
frei..

Die Sache ging damals lange als der Running Gag rum ;-)

von Progger (Gast)


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Wie geht es denn deinen Kollegen? Wenn die viel zu tun haben, dann wird 
es dir bald auch so gehen. Versuche dich in diesem Fall halt nützlich zu 
machen, wo zu helfen, Doku zu schreiben etc.
Eher als Scherz: Falls den anderen auch langweilig ist kannst du 
entweder anfangen nebenbei dein eigenes Kleingewerbe aufzuziehen. Oder 
selbst auf Kundenfang zu gehen, dir eine Umsatzprämie sichern und die 
Karriereleiter hinaufsteigen. Oder die Work-Life-Balance genießen und 
langsam versauern.

von Informatiker0815 (Gast)


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Ich bin leider auch ziemlich unausgelastet. Bin bei einem Dienstleister 
(KMU) im Bereich der Java-Entwicklung tätig. Vor meinem Jobwechsel 
(Insolvenz) hatte ich noch einen sehr interessanten Job samt 
Prototypenbau und insgesamt sehr abwechslungsreichen Tätigkeiten. Hinzu 
kam, dass man mit den Kollegen auch mal kurz Unsinn machen konnte, um 
den Kopf frei zu bekommen.

Jetzt geht das alles nicht mehr. Muss um Aufgaben betteln, die die alten 
Hasen bereit sind, abzugeben. Das kommt nicht immer vor. Meinst ist es 
ABM, denn der Kunde zahlt es ja. Oft wollen sie auch nichts abgeben, da 
sie selbst wenig zu tun haben.

Bekommt man doch mal was, ist es wirklich meist lächerlicher Kleinkram, 
der nur durch die chaotisch gewachsene und schlecht wartbare Architektur 
der Software unnötig kompliziert wird und jeden Eingreif zu einem großen 
Risiko werden lässt. (da man auch für die kleinsten Änderungen an zig 
Rädchen stellen muss, die sich gegenseitig beeinflussen. 
"Butterfly-Effekt"). Ich  muss mich zwingen, die Aufgabe möglichst 
langsam anzugehen, denn sonst stehe ich wieder ohne Aufgabe....

Dank exakter Planung und Budgetanträgen für alles nur erdenkliche, kann 
ich nicht einfach irgendwas anderes machen. Früher zu gehen würde 
Minusstunden bedeuten und was hätte ich davon?

Meine Kollegen im Büro (alle in anderen Teams) sind dagegen voll 
ausgelastet und wollen keine Ablenkungen. Selbst in den Pausen sprechen 
sie über die Arbeit.


Langeweile und Müdigkeit sind zur Tagesordnung geworden.

von tomjones (Gast)


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Danke für die Kommentare! Kann Informatiker0815 ein wenig nachfühlen. 
ich hoffe aber trotzdem mal, dass sich die Sache mit der Zeit 
einpendelt. Im Hinterkopf bleibt natürlich der Gedanke, dass man mit 
geringer Auslastung im Zweifelsfall auch der erste ist, der auf der 
Strasse sitzt wenn es mal hart kommt. Ein Aspekt der mir natürlich auch 
noch durch den Kopf geht, ist, dass ich von einem Konkurrenten komme. 
Vielleicht wird ein Ingenieur unausgelastet im eigenen Haus für besser 
befunden als effizient für die Konkurrenz arbeitend. Das wäre dann aber 
wohl auch kein sehr stabiler Zustand.

Tom

von Abstrus (Gast)


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tomjones schrieb:
> Vielleicht wird ein Ingenieur unausgelastet im eigenen Haus für besser
> befunden als effizient für die Konkurrenz arbeitend. Das wäre dann aber
> wohl auch kein sehr stabiler Zustand.

Das würde bedeuten, dass du quasi schwer bis unersetzlich wärst für die 
Konkurrenz. Der Fachkräftemangel ist meist nicht so groß, zudem hätten 
auch nur die wenigsten Unternehmen Kohle übrig, um Kollegen 
ausschließlich des Abwerben willens abzuwerben.
Als nächstes Mal kommt noch die Idee, dass der Arbeitgeber einen 
Auftragskiller auf die Fachkraft der Konkurrenz ansetzt.

von Progger (Gast)


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Informatiker0815 schrieb:
> Bekommt man doch mal was, ist es wirklich meist lächerlicher Kleinkram,
> der nur durch die chaotisch gewachsene und schlecht wartbare Architektur
> der Software unnötig kompliziert wird und jeden Eingreif zu einem großen
> Risiko werden lässt. (da man auch für die kleinsten Änderungen an zig
> Rädchen stellen muss, die sich gegenseitig beeinflussen.
> "Butterfly-Effekt"). Ich  muss mich zwingen, die Aufgabe möglichst
> langsam anzugehen, denn sonst stehe ich wieder ohne Aufgabe....

Kannst du nicht stattdessen auch gleich im Umkreis der Änderung 
aufräumen, dokumentieren, refactoren, Tests schreiben... Ja, das ist 
aufwändig, aber für dich ist das doch ideal. Wenn die Kollegen bemerken, 
dass das gut wird geben sie dir vielleicht ein bisschen mehr zu tun. 
Oder noch besser: dein Chef bemerkt das und befördert dich zum 
Architekten ;)

> Meine Kollegen im Büro (alle in anderen Teams) sind dagegen voll
> ausgelastet und wollen keine Ablenkungen. Selbst in den Pausen sprechen
> sie über die Arbeit.

Kannst du die nicht unterstützen? Da gibt es sicher genug knappe 
Deadlines wo man dich brauchen könnte. Wenn du den Chefs sagst du hast 
keine Arbeit und möchtest wo anders mitarbeiten kommt das unter 
Umständen schlecht rüber. Aber vielleicht kannst du dich ja als 
Vermittler zwischen den Teams positionieren.

> Langeweile und Müdigkeit sind zur Tagesordnung geworden.

Das ist schlecht, da solltest du wirklich etwas dagegen tun. Im 
Ernstfall Job wechseln. Sonst versauerst du komplett und bist in fünf 
Jahren als Bore-Out-Fall gar nicht mehr zum Arbeiten zu gebrauchen.

von Informatiker0815 (Gast)


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Progger schrieb:
> Kannst du nicht stattdessen auch gleich im Umkreis der Änderung
> aufräumen, dokumentieren, refactoren, Tests schreiben...

Aufräumen durfte ich vor einigen Monaten. Jedoch nur risikofreien 
Kleinkram. Allerdings ist es ziemlich heikel, da die Testabdeckung der 
Anwendung gegen null tendiert und auch nichts dokumentiert ist. Man hat 
einfach Angst, zu viel an der Anwendung rumzuspielen bzw. traut es mir 
nicht zu, es richtig zu machen, vermute ich.

Auch Tests habe ich geschrieben bzw. wollte ich schreiben, doch will 
davon keiner was wissen. Da sei zu teuer, würde zu lange dauern und 
könne man dem Kunden nicht in Rechnung stellen..???! werde bei sowas 
abgewürgt oder es reagiert keiner. Stattdessen sollen die Entwickler die 
Anwendung immer wieder durchklicken - wie stumpfsinnig!

>
>> Meine Kollegen im Büro (alle in anderen Teams) sind dagegen voll
>> ausgelastet und wollen keine Ablenkungen. Selbst in den Pausen sprechen
>> sie über die Arbeit.
>
> Kannst du die nicht unterstützen? Da gibt es sicher genug knappe
> Deadlines wo man dich brauchen könnte. ...

Die arbeiten größtenteils mit anderen Technologien (wovon ich keine 
Ahnung habe). Natürlich gibt es in einigen Bereichen Überschneidungen, 
wo ich unterstützen könnte, doch es interessiert einfach niemanden. Wir 
haben noch ein paar andere Teams, die mit Technologien arbeiten, die ich 
bereits durch mein letztes Arbeitsverhältnis kenne und über 3 Jahre lang 
praxisrelevantes Wissen aufbauen konnte. Auch das ist nichts wert; man 
will davon nichts wissen. Erst hieß es noch, ich könnte eine Schulung 
darin geben, damit man nicht in die gleichen Fehlerquellen tappt, wie 
jeder andere Anfänger mit der Technologie. Aber das ist auch im Sand 
verlaufen. Stattdessen setzt man weiterhin auf gefährliches Halbwissen 
und zieht dem Kunden das Geld für Bugfixes und Änderungswünsche aus der 
Tasche.


Lange halte ich das nicht aus. Max. 2 Jahre dann werde ich mir was 
anderes suchen. Jedoch spielt die Bequemlichkeit eine entscheidende 
Rolle: ich will mich nicht schon wieder auf Stellensuche begeben. Jedoch 
würde ich bei einem guten und interessanten Angebot nicht lange zögern.

von Falk B. (falk)


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