Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Studioblitz Fehlersuche


von Peter L. (luidoltp)


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Hi,

ich versuche gerade einen alten Profoto ProPact 300 Studioblitz zu 
reparieren und bin mir nicht sicher was ich aus meinen Messungen 
schließen soll.
Das grundlegende Problem ist, dass der Blitz nicht zuverlässig auslöst. 
Ich vermute, dass der Trigger-Impuls fehlerhaft ist.

Anbei der Schaltplan eines Teils der Schaltung (reverse-engineered) mit 
eingezeichneten Test-Punkten.

Der untere Teil der Schaltung ist der "Trigger-Teil". FAN1A und FAN1B 
sind zwei Wicklungen eines Lüfters (den Blitz kann man auf 110V 
umschalten dann werden diese parallel betrieben).

Ich denke, dass die Schaltung wie folgt funktionieren sollte (bitte 
verbessert mich, falls ich etwas falsch verstanden habe; alle Spannungen 
wurden gegen TP2 gemessen):

FAN1A und FAN1B bilden einen Spannungsteiler; somit sind an TP1 115V 
(230V/2) Wechselspannung. C1 und D113 bilden eine Villard-Schaltung 
(Spannungsverdopplung). Zusammen mit D111 und C300 bilden diese eine 
Greinacher-Schaltung und an TP4 sollte ca. 325V DC zu messen sein. Die 
Spule in TR1 hat 3 Ohm (Gleichstromwiderstand) und kann in Bezug auf das 
Laden von C300 vernachlässigt werden.

Wenn der Thyristor T101 angesteuert wird, schließt er einen Stromkreis 
aus C300 und TR1 und es wird ein Trigger-Impuls generiert.

Eine Messung an Punkt TP4 zeigt, dass dort die Spannung nicht stabil 
ist. Am Anfang ist die Spannung noch wie erwartet (300V mit wenig 
Ripple); nach wenigen Sekunden beginnt die Spannung zu sinken und der 
Ripple wird immer größer bis am Ende nur noch ca 115V positive 
Wechselspannung bleibt (siehe Oszilloskop-Messungen).

Die angehängten Oszilloskop-Messungen sind wie folgt zu verstehen:
Kanal1: Spannung an TP3 bezogen auf TP2.
Kanal2: Spannung an TP4 bezogen auf TP2.

* 1sec-after-poweron.png -> Zustand direkt nach dem Einschalten des 
Blitzes
* 1min-after-poweron.png -> Zustand nach einer Minute (ändert sich durch 
zusätzliche Zeit nicht mehr).
* trend.jpg -> Verlauf des Spannungsabfalls.

Was läuft hier falsch?

Ich habe bereits folgendes versucht:
* den Thyristor auslöten -> keine Änderung
* die Schaltung mit Kältespray behandelt -> keine Änderung
* Den Kondensator C300 getauscht -> keine Änderung
* D112 ausgelötet -> keine Änderung

Habt ihr einen Hinweis welches Bauteil hier schuld an diesem Verhalten 
sein könnte oder wie ich den Fehler weiter eingrenzen kann?

Bin für jeden Tipp dankbar!

Danke & Liebe Grüße,
Lui

p.s.: Der Blitz wurde bereits einmal (angeblich) von einer 
Fachwerkstätte repariert. Naja ... bin mir nicht sicher ob das wirklich 
eine Fachwerkstätte war wenn man die Platine so sieht.

von mhh (Gast)


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Überprüfe mal C105. Ein Defekt würde geringere Spannung und höheren 
Ripple erklären.

von Helge A. (besupreme)


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Irgendein Bauteil hält die jetzt höhere Netzspannung nit aus. Mögliche 
Kandidaten C1, C105, D111-D113. Diese gelben Folienkondensatoren gehn 
gern durch, und Elkos nach 30 Jahren sind auch nit mehr unbedingt 
frisch.

von FMann (Gast)


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Der Röderstein und die EKM-Tonne sind 100%ig im Arsch, da muss man
nicht suchen.

von Peter L. (luidoltp)


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Hallo,

Danke für eure Antworten.

Ich habe den C105 ausgelötet und mit LCR-Meter gemessen.
9,6nF @ 100Hz / 1,6kOhm ESR

Ich habe leider den falschen Wert im Schaltplan vermerkt. Jedenfalls 
scheint der Wert mit der Beschriftung (103M 25U) zusammen zu passen.

Bei Test mit ausgelötetem C105 zeigt sich das genau gleiche Verhalten 
mit etwas mehr Ripple (am Anfang passt es ... am Ende nicht mehr).

Ich habe nur die Villard-Schaltung alleine getestet (also D111 
ausgelötet). Diese hat stabil funktioniert.

Ich habe leider für C1 und C105 keinen Ersatz da -> werde daher erst 
bestellen müssen um zu testen.

Kann ich für die Dioden als Ersatz 1N5406 verwenden (hätte ich 
herumliegen) oder benötige ich etwas schnelleres?

Liebe Grüße,
Lui

von Peter L. (luidoltp)


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FMann schrieb:
> Der Röderstein und die EKM-Tonne sind 100%ig im Arsch, da muss man
> nicht suchen.

Ja, die haben vermutlich ihre besten Jahr schon hinter sich. ;-)

Nur um sicherzugehen:
Röderstein -> C109 (470µF nominal)
EKM-Tonne -> C106 (47µF nominal)

Ich glaube allerdings nicht das diese mein Problem verursachen. Die 
beiden sind Teil der "Logik"-Schaltung.

Messung mit dem LCR-Meter ergab:

C109: 492µF @100Hz / 0,2Ohm ESR
C106:  54µF @100Hz / 2,1Ohm ESR

Für mich sehen diese Werte noch ok aus. Werde sie sicherheitshalber 
einmal gegen neue Elkos austauschen.

Danke jedenfalls für den Tipp!

Liebe Grüße,
Lui

von Helge A. (besupreme)


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D112 parallel zum Thyristor muß eine schnelle Diode sein. Für alle 
anderen dürften normale (1N5406, 1N4007) gehen.

Wenn die Kapazität der Kondensatoren noch OK ist, OK 50% gewonnen. Die 
anderen 50% sind die Spannungsfestigkeit, und auch die kann sich mit der 
Zeit verringern. Genau das passiert aber manchmal auch bei Dioden. Ohne 
geeignete Meßmittel (Messung bei 3xxV) hilft da nur austauschen.

von Peter L. (luidoltp)


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Hallo Helge,

Herzlichen Dank für deine Erklärungen!

Helge A. schrieb:
> D112 parallel zum Thyristor muß eine schnelle Diode sein. Für alle
> anderen dürften normale (1N5406, 1N4007) gehen.

So etwas habe ich mir bereits gedacht.

> Wenn die Kapazität der Kondensatoren noch OK ist, OK 50% gewonnen. Die
> anderen 50% sind die Spannungsfestigkeit, und auch die kann sich mit der
> Zeit verringern. Genau das passiert aber manchmal auch bei Dioden. Ohne
> geeignete Meßmittel (Messung bei 3xxV) hilft da nur austauschen.

Ich finde es wirklich spannend wie sich dieses Verhalten ausgewirkt hat. 
Hätte ich in dieser Form nicht vermutet (also ein kurz-zeitliches 
dynamisches Verhalten Aufgrund von Alterungserscheinungen).

Ich werde mir einmal entsprechende Ersatztypen bestellen (hab keine bei 
denen die Spannungsfestigkeit hoch genug wäre) und dann berichten wie es 
mir ergangen ist.

Liebe Grüße,
Lui

von Soul E. (Gast)


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Peter Luidolt schrieb:

> Das grundlegende Problem ist, dass der Blitz nicht zuverlässig auslöst.
> Ich vermute, dass der Trigger-Impuls fehlerhaft ist.

Du bist sicher, dass nicht einfach die Röhre runter ist? Wenn sie bei 
Vollast noch zündet, auf Minimum heruntergedreht jedoch nicht mehr, dann 
ist sie an der Verschleißgrenze.

von Peter L. (luidoltp)


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soul eye schrieb:
> Du bist sicher, dass nicht einfach die Röhre runter ist? Wenn sie bei
> Vollast noch zündet, auf Minimum heruntergedreht jedoch nicht mehr, dann
> ist sie an der Verschleißgrenze.

Ja, ziemlich.
Die "Zuverlässigkeit" der Zündung hängt bei mir nicht von der 
eingestellten Blitzleistung ab.

Trotzdem Danke für den Tipp ... gut zu wissen wie das Verhalten der 
Blitzröhre kurz vor ihrem Ende ist.

Liebe Grüße,
Lui

von Peter L. (luidoltp)


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Hallo,

Wollte mich nur nochmals bei allen, die mir Tipps gegeben haben, 
bedanken!

Ich habe D111, D112, D113, C1, C105 und C300 ersetzt und alles klappt 
wieder problemlos. :-)

Liebe Grüße,
Lui

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