Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Spannungsfolger


von Torsten M. (torsten2000)


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Hallo,

die Frage ist mir schon fast ein bisschen peinlich, da es sich um einen 
ganz einfachen Spannungsfolger handelt.

Die Versorgungsspannungen -+15V wurden mit 100nF geblockt.

Es soll eine Sägezahnspannung (+-10V; 0 bis 100kHz) auf den Eingang 
angelegt und am Ausgang möglichst gut wieder gegeben werden (Amplitude, 
Phase, Steigung).

Ich hatte erst den TL07-Operationsverstärker verwendet, mit der die 
Schaltung prinzipiell funktioniert hatte. Jedoch hat er aus dem 
Sägezahnsignal ein Dreieckssignal gemacht, da die "Slew rate" zu klein 
war.

Also habe ich einen anderen OP ausgesucht - den LM7171 (slew rate 4100 
V/μs)
Laut Datenblatt müssen die Versorgungsspannungen +-15V mit je 0,01µF 
Ceramic- und mit 2,2µF Tantal-Kondensator geblockt werden. (Es ist aber 
noch die je 100nF dran - Ist damit bereits die Diskussion unnötig? - 
Versorgungsspannung sieht aber gut aus)

Mein Problem ist jetzt, dass die OP-Schaltung wahnsinnig schwingt sobald 
ich am Eingang ihrgend etwas anlege. Der OP verbraucht viel mehr Strom 
und wird heiß.

Recherchen im Internet ergaben: Am Ausgang einen Widerstand in Serie 
schalten um die Schaltung stabieler zu machen - dies hat aber nichts 
gebracht.

Mache ich etwas falsch? Oder ist der OP zu schnell, dass dieser schwer 
zu bendigen ist?

Vielen Dank und viele Grüße Torsten

von Luca E. (derlucae98)


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Torsten Müller schrieb:
> Laut Datenblatt müssen die Versorgungsspannungen +-15V mit je 0,01µF
> Ceramic- und mit 2,2µF Tantal-Kondensator geblockt werden.

Wenn es im Datenblatt steht, würde ich es damit zu erst versuchen.

von Achim S. (Gast)


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Noch ein weiteres Zitat aus dem Datenblatt:

"The LM7171 is stable for gains as low as +2 or −1."

Für einen Spannungsfolger (gain = +1) ist das leider einen Faktor 2 
daneben.

von Torsten M. (torsten2000)


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Ups... das habe ich wohl überlesen.
Vielen Dank

von Torsten M. (torsten2000)


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Jetzt muss ich nochmal blöd fragen....


"The LM7171 is stable for gains as low as +2 or −1."

Wie habe ich das zu verstehen?

"Der LM7171 ist stabiel für Verstärkungen so niedrig wie +2 oder -1".

von Purzel H. (hacky)


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Naja. Als Elektrometerverstaerker ab Gain=2, sowie als Inverter mit 
Gain=1

: Bearbeitet durch User
von Andrew T. (marsufant)


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Woraus sich für die Anwendung des TE ergibt:

Entweder das Teil als Inverter nutzen. Oder wenn dies nicht gewünscht:

Spannungsteiler aus 2 gleichen Widerständen vorschalten. Und den OPV als 
+2 Verstärker beschalten.
Dann sollte das Problem "Schwingneigung" nicht mehr auftreten.

try this .-)

von Christian L. (cyan)


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Andrew Taylor schrieb:
> Spannungsteiler aus 2 gleichen Widerständen vorschalten. Und den OPV als
> +2 Verstärker beschalten.

Oder vielleicht diese Beschaltung nutzen:
Beitrag "Re: Suche Leistungs Operationsverstärker der als Impedanzwandler geschaltet werden kann"

von Torsten M. (torsten2000)


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Das mit der Verstärkung probier ich gleich mal.
Und die andere Schaltung werde ich mich mal reindenken.

Vielen dank euch...

von Udo S. (urschmitt)


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Torsten Müller schrieb:
> Also habe ich einen anderen OP ausgesucht - den LM7171 (slew rate 4100
> V/μs)

Also gleich mal in die vollen!

Wie schnell muss der Sägezahn abfallen?
Daraus ergibt sich die Slew Rate, die dein OP haben muss.
Und nein einen mit möglichst hoher Slew rate zu suchen ist nicht 
unbedingt der Königsweg, wie du selbst schon gemerkt hast.

Grob gesagt, je höher das Bandbreiten-verstärkungsprodukt und je höher 
die Slew Rate, desto biestiger und divenhafter sind die Dinger:

Versorgungsspannungsblockung, zulässiger Verstärkungsbereich, zulässige 
Impedanzen am Ausgang, ...

von Torsten M. (torsten2000)


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Mmmm... ja ich sehe schon.

Mit einer Verstärkung von 2 hat es - mit dem Versuchsaufbau (Kabelwust) 
- leider nicht geklappt....

Wie schnell muss die Flanke fallen?: Die frage habe ich mir auch schon 
gestellt... Hier hat natürlich mein Chef nichts drüber gesagt...
Das die OPs so gastig werden können hätte ich nicht gedacht. Vor allem 
bei so einem relativ langsamen Signal eigentlich. Ich habe mal ein Sinus 
von 100 Hz angelegt und der spiel völlig verrückt.
Da muss doch noch mehr faul sein an meiner Schaltung oder kann das sein?
Ich muss mir das nochmal ganuer anschauen.

von Achim S. (Gast)


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Torsten Müller schrieb:
> Vor allem
> bei so einem relativ langsamen Signal eigentlich. Ich habe mal ein Sinus
> von 100 Hz angelegt und der spiel völlig verrückt

Wenn der OPV instabil wird, dann schwingt er von ganz alleine, auch wenn 
du den Eingang mit einer Gleichspannung von 0V ansteuerst.

Torsten Müller schrieb:
> Da muss doch noch mehr faul sein an meiner Schaltung

Kandidaten wären:
- unzureichende Abblockkondensatoren an der Versorgung. (es kommt nicht 
nur auf die µF an, sondern auch auf den richtigen Anschluss mit kurzen 
Leiterbahnen, damit die Kapazität überhaupt wirksam werden kann).
- zu große Lastkapazität am Ausgang (wenn du das Aussgangssignal mit 
einem 1:1 Tastkopf misst hat der größenordnungsmäßig 100pF, und das kann 
schon zu viel sein)
- kapazitive Kopplung zwischen den Signalen oder von Signal zu 
Versorgung

Wie Udo schon gesagt hat sind die richtig schnellen OPV manchmal auch 
richtig schwer zu handhaben. Vielleicht klappt es ja mit einem 
vernünftigen Aufbau (ohne Kabelwust). Wenn du den OPV nochmal wechselst: 
der nächste sollte "unity-gain stable" sein.

Der Vorschlag von Christian könnte auch klappen (netter Trick...)
Beitrag "Re: Spannungsfolger"

von Torsten M. (torsten2000)


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Den Vorschlag von Christian werden ich mal probieren.

Das wird aber wohl ein bisschen dauern, da ich im Augenblick auf Anlage 
wieder bin und nicht im Labor.

Falls das auch nicht funktioniert...
Was denkt ihr; Weiter probieren, bis es mit dem OP funktioniert oder 
doch einen anderen aussuchen? Wie sind die Erfolgschanchen?

von M. K. (sylaina)


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Torsten Müller schrieb:
> Was denkt ihr; Weiter probieren, bis es mit dem OP funktioniert oder
> doch einen anderen aussuchen? Wie sind die Erfolgschanchen?

Ich würde mir überlegen wie schnell ich will, dass das Signal abfällt 
und mir schonmal auf dieser Basis einen passenden OPV für die 100 kHz 
bestellen und kommen lassen.

von Torsten M. (torsten2000)


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Hallo,
so ich habe jetzt mal den "Trick" vom Christian ausprobiert...
:-| hat leider auch nicht funktioniert...

Schade...
Ich werde wohl noch einiges lernen müssen...
Na dann bleibt mir wohl nichts anderes übrig als nochmal einen anderen 
OP raus zu suchen.

Trotzdem vielen dank für eure Hilfe.

von Christian L. (cyan)


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Wie hast du denn die beiden Widerstände dimensioniert?

von Torsten M. (torsten2000)


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Je ein kOhm.

von Christian L. (cyan)


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Versuche mal das Verhältnis weiter zu erhöhen, um eine höhere 
"Verstärkung" aus Sicht des OPVs zu erzeugen. Vielleicht Faktor fünf 
anstatt zwei, wie jetzt.

von Torsten M. (torsten2000)


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Das kann ich probieren...

Allerdings möchte ich eigentlich einen Spannungsfolger haben um die 
Quelle nicht zu belasten (+-10V).
Wenn ich Verstärkung 5 verwende, bräuchte ich vor dem OP einen 
Spannungsteiler. Dann hätte ich wieder eine Belastung von der Quelle und 
somit alles für die Katz.
Gut ich könnte den Spannungsteile recht hochohmig (2MOhm?) machen...
Hätte das dann wieder andere Folgen?

Mache ich den Spannungsteiler nach dem OP, bekäme ich recht hohe 
Spannungen (50V), was ja dann auch wieder Problme macht (bzw. nicht 
geht).

von ArnoR (Gast)


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Wenn du einen schnellen Spannungsfolger brauchst, wieso nimmst du dann 
nicht einfach einen (BUF634, LMH6321, oä.)? Warum die Pfriemelei mit 
schnellen OPVs, die oft nicht ausreichend 1-stabil sind?

von Christian L. (cyan)


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Torsten Müller schrieb:
> Wenn ich Verstärkung 5 verwende, bräuchte ich vor dem OP einen
> Spannungsteiler.

Nein, die Schaltung, die ich verlinkt hatte, gaukelt dem OPV vor, dass 
er eine Verstärkung erzeugen muss. Tatsächlich ist die Verstärkung der 
gesamten Schaltung allerdings nur eins. Wenn du deine Widerstände im 
Verhältnis vier zu eins dimensionierst, dann glaubt der OPV eine 
Verstärkung von 5 erzeugen zu müssen. Das Ausgangssignal ist aber 
trotzdem nur so groß, wie das Eingangssignal.

von Dieter W. (dds5)


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Torsten Müller schrieb:
> Allerdings möchte ich eigentlich einen Spannungsfolger haben um die
> Quelle nicht zu belasten (+-10V).

Dann ist die Trickschaltung mit den Widerständen nicht geeignet weil der 
Fußpunkt des Spannungsteilers am Signaleingang liegt.

von Achim S. (Gast)


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Dieter Werner schrieb:
> Dann ist die Trickschaltung mit den Widerständen nicht geeignet weil der
> Fußpunkt des Spannungsteilers am Signaleingang liegt.

Das macht nichts. Solange der OPV dem Eingangssignal folgen kann wird 
die Quelle bei dieser Trickschaltung nicht belastet. Der Ausgang des OPV 
liegt dann auf dem selben Potential wie die beiden Eingänge, aus der 
Quelle fließt praktisch kein Strom. Nur wenn der OPV nicht folgen kann 
"sieht" die Quelle den Spannungsteiler.

ArnoR schrieb:
> wieso nimmst du dann
> nicht einfach einen (BUF634, LMH6321, oä.)?

ja, das wäre tatsächlich einfacher (und stabiler).

von Torsten M. (torsten2000)


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@ArnoR
Ich habe deine Nachricht übersehen... (und dann auch noch so eine 
Wichtige)
Das ist aber eine sehr gute Frage...
Chef meinte Spannungsfolger... und ich kannte den Baustein nicht... 
wusste nicht nach was ich suchen musste, dass ich den finde und bin 
nicht per Zufall drauf gespoßen...

Aber die Chips sehen danach aus, als wären sie genau das, wonach ich 
suche...


(Aber mit dem Operationsverstärker probier ich jetzt trotzdem nochmal 
aus, wann hat man denn nochmal die Gelegenheit damit rum zu spielen... 
Ich kann ja nur was lernen)

von Torsten M. (torsten2000)


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Ich habe mir den Chip mal bei Farnell angeschaut und habe festgestellt, 
dass die in der Datenbank zweischen "Massebezogen" und "single ended" 
unterscheiden - das ist aber das gleiche; nur auf einer anderen Sprache?

von Torsten M. (torsten2000)


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