Forum: Mikrocontroller und Digitale Elektronik Temperatur messen, besondere Anforderungen


von NoNever (Gast)


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Moin Leute,
für ein etwas ausgefalleneres Projekt muss ich an 2 verschiedenen 
Stellen Temperaturen messen:

Bereich: -100°C - 60°C
Genauigkeit über den gesamten Bereich min: 1°C (0,5 wären schön)
Zur verfügung steht nur 1.8V und ein AtMega 1284p

Wichtige Kriterien:
Möglichst geringer Stromverbrauch (max. 5mA)
Ein Sensor kann auf dem PCB untergebracht werden (Innentemperatur), 
einer hängt an ca. 10cm Kabel aus dem Gehäuse. Möglichst wenig Gewicht 
und Platzverbrauch auf dem PCB.
Aufgrund der doch recht tiefen Temperaturen habe ich keine Digitalen, 
intergrierten Sensoren gefunden, die meinen Vorgaben entsprechen (gibt 
es welche, die ich nicht gefunden habe?) Also kommen wohl nur PT100/1000 
oder Thermoelemente in Frage oder? Aber die bei 1,8V zu betreiben ist 
auch nicht ganz einfach...
Als definitiv funktionierende Notlösung hätte ich einen ADS1148 mit 
kleinem Stepup mit 2 pt100. Aber dem Umweg über eine höhere Spannung 
würde wenn es irgendwie geht gerne vermeiden...

Hat jemand noch Ideen, was man da so machen könnte?
Danke

von Purzel H. (hacky)


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Ein Platinwiderstand hat zu hohe Anforderunegn an die Elektronik. 
Thermocouple auch. Eine Diode allenfalls. Die macht 2mV/K. Das ist grad 
an der Grenze.
Ich wuerd mir einen besseren Wandler ueberlegen, und dann nochmals 
wieder kommen und mich fuer Diode, Platin, oder Thermocouple 
entscheiden.

Eine Diode macht 2mV /K
Ein Typ K Thermocouple macht 40uV/K
Ein Platinwiderstand macht 0.38%/K

Mein Tip : einen 24Bit wandler fuer ein paar euro

von Rudolph (Gast)


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Es gibt eine Version vom M1284P die bis -100°C runter funktioniert?
Und alles andere auch?

von NoNever (Gast)


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Rudolph schrieb:
> Es gibt eine Version vom M1284P die bis -100°C runter
> funktioniert?
> Und alles andere auch?

Gibt es wohl nicht, aber im Gehäuse wird die Temperatur wohl nicht unter 
-40°C absinken und damit kommen alle Bauteile durchaus klar, bzw. sind 
darrauf spezifiziert. Da ich das aber noch nicht endgültig weiß, bzw es 
herausfinden will und für den Fall, dass es innen doch mal -50°C oder 
-60°C kalt wird und der Rest noch funktioniert gewappnet sein will, 
bietet es sich ja, 2x den selben Sensor zu nutzen.

von Rudolph (Gast)


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Womit soll der Controller denn genug Wärme erzeugen um einen Unterschied 
von 60 Kelvin zu erreichen?
Die kommen bei 25°C schliesslich auch nicht auf über 85°C.
Dann noch bei nur 1,8V?

von NoNever (Gast)


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Das "Gehäuse" ist ein Styroporwürfel, in dem die Schaltung eingebaut ist 
und der Umgebungsdruck beträgt nur etwa 100mBar (der aufmerksame Leser 
ahnt, wo das Ding eingesetzt wird ;-) Außerdem dürften die Ic´s auch bei 
-100°C noch laufen, auch wenn das Datenblatt das nicht garantiert.

von Nils A. (nonever)


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Nachtrag: (jetzt auch angemeldet ;-)
Die -100°C sind auch der negative Spitzenwert, gewöhnlich werden nur 
-60°C erreicht.

von Peter II (Gast)


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NoNever schrieb:
> Außerdem dürften die Ic´s auch bei
> -100°C noch laufen, auch wenn das Datenblatt das nicht garantiert.

aber ob dann der ADC noch etwas sinnvolles liefert ist die Frage.

von Sean G. (atmega318)


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Weshalb hast du nur 1.8V? Die kommen doch sicher von einem Wandler?!

von W.M. (Gast)


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NoNever schrieb:
> Das "Gehäuse" ist ein Styroporwürfel

Der heizt auch nicht, d.h. die Wärmekapazität der Innereien muss so groß 
sein, das es über die F..gdauer nicht zu kalt wird - aber -50°C hört 
sich doch schon friedlicher an. Schwarz anmalen dürfte zumindest bei Tag 
für Wärme sorgen.

von Ulrich (Gast)


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Mit nur 1,8 V wird es schwer, da brauchbare AD Wandler zu finden. Als 
Sensor kämen neben PT100 ggf. noch kalibrierte Dioden und ggf. präzise 
NTCs in Frage. Ein Thermoelement hilft nur für die Au0entemperatur, weil 
man noch ein Ref. Temperatur braucht. Auch ist 1 K oder besser mit einem 
Thermoelement schon sehr anspruchsvoll. Von der Tendenz würde ich für 
PT1000 plädieren, und dann ein passender ADC. Der kann ggf. auch kleiner 
werden, so dass Platz für einen Spannungswandlung ist - alternativ 
gleich eine Li-Batterie die 3 V liefert, sofern das bei -60 C noch geht.

Im Prinzip wären ggf. noch Quarzthermometer möglich - die sind nur aus 
der Mode gekommen und auch eher langsam, würde aber ggf. den ADC sparen, 
der Frequenz könnte auch der µC ggf. noch messe.

von Possetitjel (Gast)


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NoNever schrieb:

> Das "Gehäuse" ist ein Styroporwürfel, in dem die Schaltung
> eingebaut ist und der Umgebungsdruck beträgt nur etwa 100mBar
> (der aufmerksame Leser ahnt, wo das Ding eingesetzt wird ;-)

Arghl ...

Sag doch gleich, dass Du eine Radiosonde für eine Ballonmission
bauen willst. Gerüchteweise sind Deine Probleme schon mal
gelöst worden, denn weltweit werden vier Mal am Tag Hunderte
von den Dingern gestartet.

1) Kennlinienlinearisierung wird bei der Auswertung gemacht,
nicht bei der Datenerfassung. Erfasst werden die Rohdaten.

2) Für die Sensoren werden i.d.R. individuelle Kalibrierkurven
ermittelt, die bei der Auswertung (siehe 1.) berücksichtigt
werden. Teilweise werden die Sensoren aber vorgealtert. Es
scheint billiger zu sein, preiswerte Sensoren sorgfältig
vorzualtern und zu kalibrieren, als von vornherein teure
Sensoren zu verwenden.

3) -100°C scheint mir übertrieben. -60°C bis +40°C scheint
mir realistischer. Das ist aber die Außentemperatur .
Da Radiosonden eine Sender enthalten (--> *"Radio..."*),
fällt genügend Verlustwärme an, um den Innenraum auf
akzeptablen Temperaturen zu halten.
Wenn keine Wärmequelle vorhanden ist, würde ich für meinen
Teil eher eine Innenraumheizung einbauen, als ICs außerhalb
ihrer Spezifikation zu betreiben.

von Nils A. (nonever)


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Possetitjel schrieb:
> NoNever schrieb:
>
>> Das "Gehäuse" ist ein Styroporwürfel, in dem die Schaltung
>> eingebaut ist und der Umgebungsdruck beträgt nur etwa 100mBar
>> (der aufmerksame Leser ahnt, wo das Ding eingesetzt wird ;-)
>
> Arghl ...
>
> Sag doch gleich, dass Du eine Radiosonde für eine Ballonmission
> bauen willst. Gerüchteweise sind Deine Probleme schon mal
> gelöst worden, denn weltweit werden vier Mal am Tag Hunderte
> von den Dingern gestartet.
>
> 1) Kennlinienlinearisierung wird bei der Auswertung gemacht,
> nicht bei der Datenerfassung. Erfasst werden die Rohdaten.
>

Spricht ja auch nichts dagegen, viel hat der µC da oben nicht zu tuen 
und genug Platz ist auch noch

> 2) Für die Sensoren werden i.d.R. individuelle Kalibrierkurven
> ermittelt, die bei der Auswertung (siehe 1.) berücksichtigt
> werden. Teilweise werden die Sensoren aber vorgealtert. Es
> scheint billiger zu sein, preiswerte Sensoren sorgfältig
> vorzualtern und zu kalibrieren, als von vornherein teure
> Sensoren zu verwenden.
Geht aber in meinem Fall nicht, denn ich habe keine Möglichkeiten die 
Sensoren irgendeinem Temperaturprofil auszusetzen, deshalb hatte ich 
auch pt100 im Sinn, denn da ist streuung wohl recht klein und man kommt 
ohne kalib aus.

Aber mach mal Vorschläge für Sensoren ;-)

> 3) -100°C scheint mir übertrieben. -60°C bis +40°C scheint
> mir realistischer. Das ist aber die Außentemperatur .
> Da Radiosonden eine Sender enthalten (--> *"Radio..."*),
> fällt genügend Verlustwärme an, um den Innenraum auf
> akzeptablen Temperaturen zu halten.
> Wenn keine Wärmequelle vorhanden ist, würde ich für meinen
> Teil eher eine Innenraumheizung einbauen, als ICs außerhalb
> ihrer Spezifikation zu betreiben.

Ist leider beides schwierig, das Ding wird an einem sogenannten Floater 
hängen und tagelang in der Luft schweben. Außsendungen erfolgen nur 
periodisch und dann auch nur mit ca.25mW Alles in 1,8V Technik zum 
Stromsparen, denn das Gesamtgewicht mit Batterien bei ca. 5 Tagen 
Laufzeit muss unter 60g bleiben. Da müssen die ICs halt etwas frieren 
;-) Die -40°C, für die alle Bauteile spezifiziert sind, sind wohl eher 
eine willkürlich gesetzte Grenze und nicht de rPunkt, an dem plötzlich 
die Chips versagen.

von DingsDa (Gast)


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Nils A. schrieb:
> Die -40°C, für die alle Bauteile spezifiziert sind, sind wohl eher
> eine willkürlich gesetzte Grenze und nicht de rPunkt, an dem plötzlich
> die Chips versagen.

Das ist die Grenze bei der Hersteller die Funktion garantiert.
Was bei tieferen Temperaturen passiert, das solltest Du im Labor 
ausprobieren. Darauf verlassen, dass die Bauteile unter -40 korrekt 
funktionieren, würde ich mich nicht.

von c-hater (Gast)


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Nils A. schrieb:

> Geht aber in meinem Fall nicht, denn ich habe keine Möglichkeiten die
> Sensoren irgendeinem Temperaturprofil auszusetzen

Das ist doch offensichtlicher Unsinn, der zeigt, daß du dich niemals 
ernsthaft mit der Problematik auseinandergesetzt hast.

JEDER hat diese Möglichkeit bzw. kann sie für relativ kleines Geld 
schaffen. Alles was man dazu braucht, ist ein entsprechendes Thermometer 
als Referenz (ca. 40 Euro) und eine kleine Kiste Trockeneis (ca. 10 €). 
Letzteres wird aus praktischen Gründen üblicherweise in einem 
Thermosbehälter geliefert, der auch gleich als Versuchsumgebung benutzt 
werden kann, ein Flachbandkabel geht völlig problemlos durch die 
"Deckeldichtung".

Was das Trockeneis betrifft, gibt es vermutlich keinen Ort in 
Deutschland, wo der nächste potentielle Lieferant weiter als 50km 
entfernt ist, ja inzwischen kann man das Zeug sogar in Kleinmengen als 
Privatmann jederzeit problemlos online ordern mit 24h-Lieferservice.

von Joachim (Gast)


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Nils A. schrieb:


> Geht aber in meinem Fall nicht, denn ich habe keine Möglichkeiten die
> Sensoren irgendeinem Temperaturprofil auszusetzen, deshalb hatte ich
> auch pt100 im Sinn, denn da ist streuung wohl recht klein und man kommt
> ohne kalib aus.

Wenn, dann einen PT1000. Der braucht weniger Strom.

Dann brauchst Du noch einen sehr temperaturstabilen 
Vergleichswiderstand. Also beliebiger Vorwiderstand und Controller 
schaltet wahlweise Sensor #1, Sensor #2 oder Referenzwiderstand gegen 
Masse. Den Innenwiderstand des Ports kannst Du ja ggfs. in die Rechnung 
mit einbeziehen und die Kennlinie des PT1000 linearisieren: 
http://de.wikibooks.org/wiki/Linearisierung_von_resistiven_Sensoren/_Pt100

In der Tiefkühltruhe kannst Du ja schon mal erste Tests machen. ;-)

Gruß

von arno (Gast)


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EMC1501 sowie lm9402x konnten was für dich sein. DS75LV auch aber es 
gibt bestimmt bessere.

von Ulrich (Gast)


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Ein Test der Schaltung bei so niedrigen Temperaturen ist in jeden fall 
sinnvoll. Gerade bei SMD Teilen kommen da noch thermische Spannungen von 
der Platine dazu - da reicht es nicht wenn die ICs bis -40 C vorgesehen 
sind. Ohne Testlauf hat man auch schnell eine sehr große Fehlermarge mit 
drin.
Wenn man den Testlauf mit der Kompletten Schaltung macht, kann man auch 
auf einfachere und ggf. sparsamere Komponenten zurückgreifen. Ein 
genauer PT1000 oder PT100 ist relativ teuer - die kleinen einfachen 
Dünnschichtversionen sind zwar schon nicht so schlecht, aber für +-1 K 
wird es vermutlich nicht reichen, denn auch der Rest wird etwas zum 
fehler Beitragen. Wenn man sowieso den Testlauf macht kann man auch ein 
Diode kalibrieren. Die Diode kommt mit sehr wenig Strom aus - man muss 
nur HF Störungen fernhalten.

Die Wohl einfachste Lösung wäre dann eine Si-Diode, und die Messung 
direkt über den µc. Es wäre dabei hilfreich wenn der ADC mehr als 10 Bit 
Auflösung hat - µCs mit 12 Bit ADC sind ja auch verfügbar. Also eher ein 
Xmega statt ein alter AVR. Alternativ auch ein kleiner ARM oder ggf. 
MSP430. Gut möglich das man eine externe Referenzspannung braucht. Wenn 
es ein externer AD sein soll, wäre so etwas wie ein MCP3421 (bzw. die 
ähnliche Mehrkanalversion) ein Kandidat, auch weil da schon die Referenz 
mit drin ist.

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