Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Quarzoszillator: Amplitude festlegen


von Tippgeber (Gast)


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Hi

ich brauche für eine Bastelei eine Quarzstabile Frequenz von 25 MHz.
Dazu habe ich mit einem JFET J310 den ich noch in der Grabbelkiste 
gefunden habe einen Colpitts-Oszillator aufgebaut. Ansich funktioniert 
der auch ganz gut, die 25 MHz kommen schön stabil raus, aber das Problem 
ist, dass ich noch zu viele Harmonische habe. Mein Spek sagt, dass die 
Harmonischen bis zur 5. Oberwelle hoch reichen. Das ist schlecht!
Meiner Meinung nach liegt es daran, dass ich eine viel zu grosse 
Schwingungsamplitude habe, nämlich 5 V-pp. Wie bringe ich es fertig, 
dass meine Schwingungsamplitude kleiner wird? soll ich besser einen 
Clapp-Oszillator verwenden, oder wie macht man am besten einen solchen 
Quarzoszi?

Allgemein: wie bekomme ich die Amplitude noch besser in den Griff. 
Schlussendlich möchte ich die 25 MHz an 50 Ohm haben mit einer Leistung 
von 7 dBm. Geht sowas?

Gruss.

von ArnoR (Gast)


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Die Schwingungsamplitude stellt sich so ein, dass die Schwingbedingung 
(Vs praktisch=1) gerade noch erfüllt ist. Sie hängt also von 
aussteuerungsbedingten Nichtlinearitäten (Kompression) ab und ist ohne 
weiteres nicht definiert einstellbar. Man kann eine Amplitudenregelung 
dazubauen oder durch Zuschalten nichtlinearer Bauelemente (Dioden) bei 
bestimmten Pegeln eine Verstärkungsabsenkung erzwingen.

Zur Weiterverwendung des Oszillatorsignals solltest du das 
rückwirkungsarm vom Oszillator abnehmen, dabei kannst du wie z.B. hier:

Beitrag "Re: Auskopplung aus Oszillator."

auch gleich die Amplitude einstellen ohne irgendwelche Regelungen oder 
Begrenzungen im Oszillator selbst.

von Bernhard (Gast)


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Setz doch einfach einen Tiefpass dahinter. Dann hast du einen sauberen 
Sinus. Ist die Amplitude immer noch zu groß, einen Abschwächer dazu.

von Christoph db1uq K. (christoph_kessler)


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Im Quarzkochbuch ist ein Oszillator abgebildet, der die Begrenzung mit 
Dioden macht:
http://axtal.de/cms/iwebs/download.aspx?id=87532
Bild 6.20

von Johannes E. (cpt_nemo)


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Tippgeber schrieb:
> Allgemein: wie bekomme ich die Amplitude noch besser in den Griff.
> Schlussendlich möchte ich die 25 MHz an 50 Ohm haben mit einer Leistung
> von 7 dBm. Geht sowas?

Für so eine hohe Leistung brauchst du noch mindesens eine Vestärkerstufe 
hinter dem Oszillator. Du könntest einen Tief- oder Bandpass zwischen 
Oszillaotr und Verstärker schalten, der die Oberwellen unterdrückt.

von Tippgeber (Gast)


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Hallo

das mit den beiden antiparallelen Dioden habe ich eben in LTspice 
eingebaut. Es funktioniert, die Amplitude wird tatsächlich auf einen 
vernünftigen Wert begrenzt! Die Dioden habe ich allerdings parallel zum 
Quarz. 'Darf' man das so? im Prinzip wird der Quarz so ja mit den Dioden 
belastet?

von Peter R. (pnu)


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Die Dioden direkt am Quarz sind schlecht, denn ihre je nach Begrenzung 
veränderte (Diffusions-)Kapazität beeinflusst die Schwingfrequenz.

andre Möglichkeiten:

-Verringere den Source-Strom des Transistors. Je weniger Strom, desto 
geringer wird die Steilheit des Transistors und desto weniger scharf 
wird der Begrenzungseinsatz und desto weniger scharf die Ecken im 
Sinusverlauf.
-setze einen Gegenkopplungswiderstand in reihe zur Source oder erhöhe 
ihn. Auch durch diesen wird der Überschuss an Verstärkung zurückgenommen 
und die Begrenzung sanfter.
-Ändre das Teilerverhältnis der Kondensatoren C1 und C2 der 
Colpitts-Schaltung. Auch das dreht an dem Verstärkungsüberschuss der 
Schaltung und damit an der Schärfe des Begrenzungseinsatzes.
-Belaste den Oszillator mit Reihenwiderstand zum Drain. Dann wird die 
Amplitude nicht durch Spannungsbegrenzung sondern Strombegrenzung 
beeinflusst. Die könnte evtl. etwas weicher einsetzen.

aufwändig, aber wahrscheinlich die beste Lösung:

-Nimm eine Regelschaltung, die am Source-Strom eingreift. Dann wird die 
Amplitude nicht durch Begrenzung sondern durch die beinah stetige 
Steuerung per Source-Strom beeinflusst. Optimiere dabei den 
Spannungsteiler der Colpitts-Schaltung.

: Bearbeitet durch User
von Tippgeber (Gast)


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Hallo allerseits

damit wir nicht länger im Nebel stochern müssen hier habe ich meine 
Schaltung mal angehangen. Im 1. Bild sieht man das Startverhalten des 
Oszillators. Ich denke dieses ist ganz plausibel. Dann im 2. Bild sieht 
man, wie die Ausgangsspannung stark verzerrt ist - genau das will ich 
nicht. Ich möchte, sofern möglich, eine einigermassen definierte 
Amplitude und es soll bitteschön sinusförmig sein. Und, was auch 
interessant ist: diese Schaltung wie ich sie jetzt hier angehangen habe, 
funktioniert nur mit diesem Quarzmodell. Wenn ich das Modell eines 
anderen Quarzes, z.B. 10mH, 12fF einbaue, dann schwingt es nicht, und 
ich muss an C2 und C3 herum doktern.

Ausserdem habe ich das Gefühl, dass ich mit diesen ganzen 
Kondensatorbeschaltungen den Quarz zu sehr belaste und ihn damit 
ungewollt ziehe. Aber das will ich nicht, ich möchte eine möglichst 
wenig gezogene Frequenz. Später möchte ich noch zwei Varaktoren einbauen 
und den Quarz mit diesen gezielt ziehen, aber fürs erste gerne eine 
feste Frequenz.

Die Frage ist halt jetzt noch, wo ich am klügsten die Begrenzerdioden 
oder die Regelung einbauen würde.

Gruss

von Johannes E. (cpt_nemo)


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Tippgeber schrieb:
> Die Frage ist halt jetzt noch, wo ich am klügsten die Begrenzerdioden
> oder die Regelung einbauen würde.

Es gibt von Bernd Neubig eine Veröffentlichung, darin wird ein "Extrem 
rauscharmer 96-MHz-Quarzoszillator" beschrieben:

http://www.qsl.net/dk1ag/96mhz.pdf

Diese Schaltung hab ich auch schon mal mit einem 10 MHz-Quarz aufgebaut, 
die Bauteile natürlich entsprechend an diese kleinre Frequenz angepasst 
und das hat ganz gut funktioniert.

Der Trick darin ist, dass die Amplitudenbegrenzung nicht direkt am Quarz 
gemacht wird, sondern im Feedback-Netzwerk, so dass dieser dadurch nicht 
belastet wird. Dadurch erreicht man eine sehr hohe Stabilität und 
geringes Phasenrauschen.

Du darfst aber nicht erwarten, dass die Schwingung dadurch komplett frei 
von Oberwellen ist. Wenn deine Anforderungen da sehr hoch sind, wirst du 
evtl. trotzdem noch einen Oberwellen-Filter benötigen.

von B e r n d W. (smiley46)


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Prinzipiell erzeugen diese Oszillatoren (Colpitts bzw. Clapp) immer 
Harmonische, wenn man am Source auskoppelt. Am Quarz direkt ist das 
Signal ziemlich sauber. Dort kann mit einem zweiten Transistor 
ausgekoppelt werden.

Beim Clapp gibts ja den Kondensator vom Quarz auf GND. Dieser 
"Zieh-"Kondensator wird oft als Trimmer ausgeführt, um die genaue 
Frequenz einstellen zu können. Dort kann ein sauberes Signal abgegriffen 
werden. Der Puffer sollte den Quarz möglichst wenig belasten, denn die 
Spannung ist da zwar relativ hoch, aber mit hoher Impedanz.

Ein JFet hat ja schon eine Diode (GS-Strecke) eingebaut und kann 
besonders bei einer festen Frequenz selber ein wenig nachregeln.
> Verringere den Source-Strom des Transistors.
Bei relativ hohem Sourcewiderstand kann das Gate negativ genug gegenüber 
Source werden. Einfach mal anstatt dem Sourcewiderstand ein Poti 
einbauen und so hochohmig machen, daß der Oszillator gerade noch sicher 
anschwingt.

Die Alternative dazu wurde ja schon genannt: Laß den Quarz einfach 
schwingen und filtere anschließend. Je nach Anwendung muß sowieso 
gepuffert werden.

PS
Schalte mal eine Induktivität ~100µ in Reihe zu R1.

: Bearbeitet durch User
von ArnoR (Gast)


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Tippgeber schrieb:
> Die Frage ist halt jetzt noch, wo ich am klügsten die Begrenzerdioden
> oder die Regelung einbauen würde.

Dir bleibt doch nur die Bergrenzung am Quarz selbst, wenn du das mit 
einfachen Dioden machen willst, denn nur dort ist das Signal auch 
nullsymmetrisch, an allen anderen Stellen der Schaltung nicht. Du 
bindest also zwei entgegengesetzt parallel geschaltete Reihenschaltungen 
von z.B. 3 1N4148 über einen rel. niederohmigen Widerstand an den Quarz. 
In meiner Simulation funktioniert das gut.

von Tippgeber (Gast)


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Hallo Arno

ja das dachte ich auch, aber ich befürchte, dass ich durch die Dioden 
eine Frequenzmodulation einführe. Oder trifft das nicht zu?

Gruss

von ArnoR (Gast)


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Die Dioden haben bei U=0V etwa 1pF Die Reihenschaltung von 3 Stück 
demnach 0,33pF und die Parallelschaltung der beiden Strecken 0,66pF. Das 
ganze ist dann über einen (zu optimierenden, möglichst hochohmigen) 
Widerstand parallel zum Quarz. Das sollte viel weniger Einfluss haben 
als C5.

von Peter R. (pnu)


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ArnoR schrieb:
> Die Dioden haben bei U=0V etwa 1pF Die Reihenschaltung von 3 Stück
> demnach 0,33pF und die Parallelschaltung der beiden Strecken 0,66pF. Das
> ganze ist dann über einen (zu optimierenden, möglichst hochohmigen)
> Widerstand parallel zum Quarz. Das sollte viel weniger Einfluss haben
> als C5.

Beim Begrenzen werden die Dioden aber leitfähig. Und da wird die 
Kapazität durch die Trägerinjektion wesentlich vergrößert. Bei leitenden 
Dioden erhöht sich C schlagartig.

Eine Diodenkette als Begrenzer zu nehmen ist eine gute Lösung, der die 
Oberwellen erzeugende Kennlinienknick bzw. Begrenzungseinsatz wird 
dadurch sanfter. Aber es sollten keine Logikdioden sondern die 
schnelleren Kleinsignal-Schottky-Dioden sein, bei denen die Kapazität im 
Durchlassbetrieb geringer ist.

Auch die Induktivität in reihe zum 150-Ohm-Widerstand ist 
empfehlenswert. Ohne diese bedämpft der 150-Ohm-Widerstand den 
Schwingkreis unnötig.

von Tippgeber (Gast)


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Hmm also mit Dioden über dem Quarz schwingt das alles relativ schlecht 
an.
Da brauche ich im Feedback-Netzwerk riesige Kondensatoren, damit sich 
eine Schwingung aufbaut gemäss LTSpice (Grössenordnung 100p). Das ist 
viel zu viel und ich denke dadurch wird der Quarz unnötig stark gezogen 
:-(

von Tippgeber (Gast)


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HA! ich habe jetzt, wie von Peter empfohlen, eine Induktivität beim 
Source rein gesetzt. Und zu allem zu habe ich für die Begrenzerdioden 
BAT54 verwendet statt 1N4148. Die BAT sind schneller.

Und damit funktioniert der Oszllator zumindest jetzt in Spice schon sehr 
gut, schwingt zuverlässig an, hat eine berechenbare Amplitude und der 
Quarz wird nicht zu sehr belastet. Die Frage ist jetzt nur noch die 
Auskopplung. Ich habe dafür jetzt auch einen JFET verwendet als 
Sourcefolger. Da ich einen 50 Ohm Ausgang will, habe ich den 
Source-Arbeitswiderstand auf 50 Ohm festgelegt. Gäbe es noch bessere 
Möglichkeiten?

Gruss.

von ArnoR (Gast)


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Tippgeber schrieb:
> Da ich einen 50 Ohm Ausgang will, habe ich den
> Source-Arbeitswiderstand auf 50 Ohm festgelegt.

Ja und? Der Ausgangswiderstand Ra des Sourcefolgers ist nicht gleich dem 
Sourcewiderstand Rs, sondern etwa Ra~1/S||Rs (S=Steilheit im AP). Für 
einen 50R-Ausgang musst du einen passenden Widerstand in Reihe zum 
Ausgang schalten.

> Gäbe es noch bessere Möglichkeiten?

Ich hatte eine oben schon genannt:

Beitrag "Re: Auskopplung aus Oszillator."

von Peter R. (pnu)


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Gerade bei nichtlinear arbeitenden Schaltungen, und das sind 
Oszillatoren, ist eine Simulation meistens recht unvollkommen. Da kann 
man nur ahnen, wie sich die Schaltung in der Realität verhält. Bei der 
Frequenz von 10MHz sind  die Kondensatorwerte nur Orientierungswerte. 
Wegen der Streukapazitäten in der Schaltung und auch wegen der ungenauen 
Werte des Ersatzbildes.

Tippgeber schrieb:
> Das ist
> viel zu viel und ich denke dadurch wird der Quarz unnötig stark gezogen
> :-(

die 2x 100pF wirken als 50 pF Last. Wenn man 30pF Lastkapazität braucht, 
schaltet man dann ca.70 pF in reihe zum Quarz, dann "sieht" der Quarz 
die Reihenschaltung 70,50,50, also 30 pF und man hat dann einen Quarz, 
der für 30pF Last hergestellt ist, genau auf seine Frequenz gezogen.

: Bearbeitet durch User
von Tippgeber (Gast)


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Hallo Analogtechnikfreunde

ich habe gestern den Quarzoszi aufgebaut.
Mit C1, C3 = 33 pF und C2 56 pF. Als Quarz habe ich irgend einen 
Bastelquarz aus der Kiste genommen mit 10 MHz. Transistor ist ein 
BF245C, hatte keinen 309er mehr :/

so und was soll ich sagen, der Oszi schwingt, selbst ohne Begrenzer hat 
er schon recht wenig Oberwellen, anders als man aufgrund von Spice 
vermuten würde. Die Amplitude ist ca. 5Vss (!). Wenn ich jetzt den 
Begrenzer rein mache, verschwinden noch ein paar mehr Oberwellen und die 
Amplitude am Source ist ca. 1.5Vss - genau wie es sein soll! werde bei 
Interesse noch ein Bild vom Spektrum machen. Eine Oberwelle bei 30 MHz 
und eine bei 40, dann ist schluss - das dürfte einfach zum rausfiltern 
sein, denke ich.

Zum Quarz dazu habe ich noch einen kleinen Trimmkondensator verbaut. Mit 
diesem kann ich die Frequenz des Quarzes etwas ziehen; weil der Trimmer 
nicht so gross ist ist der Ziehbereich auf ca. 3 kHz beschränkt. So 
konnte ich den Oszi gestern Abend mit Hilfe eines Frequenzzählers aus 
10.000000 MHz abgleichen :-)

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