Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Spannungsmessung im Steckdosenstromkreis


von Beginner (Gast)


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Guten Morgen,

ich möchte gerne lernen, wie man eine Spannung im Steckdosenstromkreis 
misst und habe mir dazu eine Grundschaltung überlegt.

Parallel zu einem Verbraucher habe ich zwei Widerstände geschaltet, die 
einen Spannungsteiler bilden sollen. Bevor das Signal zur 
Spannungsmessung in den ADC geht, habe ich einen Impedanzwandler 
dazwischengeschaltet. Das Signal wird mittels SPI-Bus an den 
Mikrocontroller gesendet. Damit die Schaltung galvanisch getrennt ist, 
habe ich in den SPI-Bus Optokoppler dazwischengeschaltet (ich habe 
gesehen, dass es fertige ICs gibt, um den SPI-Bus galv. zu trennen - 
also auch schon ein fertiges Bauteil).

Nun überlege ich mir meinen Messbereich. Die 230 Volt im 
Steckdosenstromkreis sind ja nur der Effektivwert. Die tatsächlichen 
Sinushuppel gehen dann bis ca. 330 Volt. Dann würd ich einfach noch ein 
bißchen Schutz drauf geben und sagen, dass die Spannungsamplitude im 
Bereich von +-350 Volt auftritt.


Auslegung Spannungsteiler:
Der ADC kann im Bereich von 0-2,5 Volt Spannungen messen.  Also müsste 
es idealerweise so sein:

0,00 Volt ADC ---> Sinusamplitude -350 Volt
2,50 Volt ADC ---> Sinusamplitude +350 Volt
1,25 Volt ADC ---> Sinusamplitude    0 Volt

Das Verhältnis vom Spannungsteiler müsste also:

350V/2,5V = R1/R2 sein - also R1 = 140 R2.

R1 muss also 140mal größer sein als R2.

Spannungen sollen hochohmig abgegriffen werden. Da ich einen 
Impedanzwandler habe, kann der Spannungsteiler auch im Gigaohmbereich 
liegen. Also sag ich einfach mal R1+R2 = 10GigaOhm und bekomme dann:

140 R2 + R2 = 10GOhm ---> R2 = 70,921 MegaOhm
R1 = 140 R2 = 140*0,070921GOhm = 9,92 GigaOhm

Meine Frage ist jetzt - sind meine bisherigen Überlegungen vom 
Grundgedanken her richtig?

Damit der ADC Spannungen auch im negativen Bereich messen kann, müsste 
ich noch ein Offset von 1,25 Volt (nicht im Schaltbild eingezeichnet) 
hinzufügen, damit es funktioniert.

Ist denn das Grundprinzip meines Schaltungsentwurfs richtig oder sind 
Fehler vorhanden? Falls ja, könntet ihr mir ein paar Tipps oder 
Verbesserungsvorschläge geben?

von MaWin (Gast)


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Beginner schrieb:
> Ist denn das Grundprinzip meines Schaltungsentwurfs richtig

Nein, es verhält sich nicht so:

> 0,00 Volt ADC ---> Sinusamplitude -350 Volt
> 2,50 Volt ADC ---> Sinusamplitude +350 Volt
> 1,25 Volt ADC ---> Sinusamplitude    0 Volt

Dazu benötigst du eine Hilfsspannung von 2.5V auf der 230V~ Seite.

Man könnte nun deine Schaltung korrigieren, oder nimm gleich was 
besseres:

http://www.reichelt.de/ICs-MCP-3-5-/MCP-3903E-SS/3//index.html

von Beginner (Gast)


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Der Link funktioniert leider nicht, ich komme nur auf die Startseite von 
Reichelt.

von Beginner (Gast)


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Es ist ja toll, dass es ein fertiges Bauteil gibt. Ich würde nur gerne 
auch etwas lernen. Mir ist nicht so ganz klar, warum man im 
230V-Stromkreis eine Hilfsspannung von 2,5 Volt braucht. Ich muss doch 
als Offset nur 1,25 Volt hinzuaddieren.

Oder meinst Du mit 2,5 Volt Hilfsspannung die Referenzspannung für den 
ADC, damit er überhaupt wandeln kann?

von San L. (zwillingsfreunde)


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Beginner schrieb:
> 140 R2 + R2 = 10GOhm ---> R2 = 70,921 MegaOhm
> R1 = 140 R2 = 140*0,070921GOhm = 9,92 GigaOhm

Alleine bei einer Widerstandstoleranz von 0,1 % hättest du für deinen 
10GOhm Widerstand eine Abweichung von bis zu 1MOhm.

Wie genau soll die Messung denn werden?

Beginner schrieb:
> Spannungen sollen hochohmig abgegriffen werden. Da ich einen
> Impedanzwandler habe

Und wieso greiffst du den Spannungsteiler ab und gehst damit direkt auf 
den ADC? Wozu dann der Impedanzwandler?

So wie du das gezeichnet hast gibst du deinem ADC 50x pro Sekunde 
330Volt direkt drauf... Sicher dass du Spannungen messen willst, oder 
ein Feuerwerk starten? :P

von Beginner (Gast)


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San Lue schrieb:
> So wie du das gezeichnet hast gibst du deinem ADC 50x pro Sekunde
> 330Volt direkt drauf... Sicher dass du Spannungen messen willst, oder
> ein Feuerwerk starten? :P

wieso gebe ich denn 330 Volt auf den ADC? Ich habe doch den 
Spannungsteiler dazwischengeschaltet, der aus 330 Volt max, 1,25 Volt 
machen soll.

von San L. (zwillingsfreunde)


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Beginner schrieb:
> wieso gebe ich denn 330 Volt auf den ADC? Ich habe doch den
> Spannungsteiler dazwischengeschaltet, der aus 330 Volt max, 1,25 Volt
> machen soll.

Und was ist mit deinem Impedanzwandler?

Schau dir mal an, der + Eingang von dem Teil liegt direkt an den 230V. 
Angenommen du findest nun wirklich einen OP der solch eine Spannung 
treiben kann, dann hast du am Ausgang ja immer die selbe Spannung wie am 
Eingang. Ergo hast du am Ausgang des Impedanzwandlers 330V, wenn am + 
Eingang 330V sind. Und da der Ausgang vom Impedanzwandler mit dem ADC 
verbunden ist, gibst du in dem moment 330V auf den ADC.

von RoWa (Gast)


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Beginner schrieb:
> wieso gebe ich denn 330 Volt auf den ADC? Ich habe doch den
> Spannungsteiler dazwischengeschaltet, der aus 330 Volt max, 1,25 Volt
> machen soll.

Du verwechselst R1 und R2, die hohe Spannung fällt an R2 ab.

von Harald W. (wilhelms)


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San Lue schrieb:

> Schau dir mal an, der + Eingang von dem Teil liegt direkt an den 230V.

Wenn Die Potentialtrennung der Versorgung richtig gemacht wird,
bleibt sich das ziemlich egal.

von San L. (zwillingsfreunde)


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RoWa schrieb:
> Du verwechselst R1 und R2, die hohe Spannung fällt an R2 ab.

Das wäre mir noch nicht mal aufgefallen aber ja, das kommt noch hinzu.

Somit gibt er sowohl über dem Impedanzwandler an die 330VAC (Den 
Impedanzwandler grillt es wohl vorher), als auch über den 
Spannungsteiler eine Spannung von WEIT über 2,5V.

von Beginner (Gast)


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San Lue schrieb:
> Und was ist mit deinem Impedanzwandler?

Ich hab gelesen, dass es sinnvoll sei, einen Impedanzwandler 
dazwischenzuschalten, weil man so hochomiger messen könne. Und ich 
dachte, je hochohmiger die Spannung gemessen wird, um so besser für die 
Messung.

von San L. (zwillingsfreunde)


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Beginner schrieb:
> Ich hab gelesen, dass es sinnvoll sei, einen Impedanzwandler
> dazwischenzuschalten, weil man so hochomiger messen könne. Und ich
> dachte, je hochohmiger die Spannung gemessen wird, um so besser für die
> Messung.

Dann müsste der Wandler aber nicht dort hin.

So wie du den im moment Eingebaut hast, bringt der absolut nichts. Wenn 
schon, dann den + Eingang vom Wandler an den Anschluss vom 
Spannungsteiler.

Harald Wilhelms schrieb:
> Wenn Die Potentialtrennung der Versorgung richtig gemacht wird,
> bleibt sich das ziemlich egal.

Ändert nicht viel dran, dass der Wandler dort
1. Keinen Sinn hat
2. Er kaum 330V am Eingang vertragen wird, ausser man investiert 
bisschen was.

von Beginner (Gast)


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San Lue schrieb:
> Dann müsste der Wandler aber nicht dort hin.

wo müsste er denn dann hin? Sollte man drei Widerstände in Reihe 
schalten

R1-R2-R3, und dann die Spannung parallel zu R2 abgreifen? Dort dürften 
dann keine 330 Volt mehr sein.

von MaWin (Gast)


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Beginner schrieb:
> Der Link funktioniert leider nicht

Schade, aber die Typennummer steht klar erkennbar drin und mit minimaler 
Intelligenz hätte man den Chip finden können.

Beginner schrieb:
> Ich würde nur gerne
> auch etwas lernen. Mir ist nicht so ganz klar, warum man im
> 230V-Stromkreis eine Hilfsspannung von 2,5 Volt braucht. Ich muss doch
> als Offset nur 1,25 Volt hinzuaddieren.

Die 2.5V sind Referenz und die Hälfte der Referenz gelten als 0V Linie.

Aber es wäre halt schlauer, einen IC zu verwenden, der sowieso bipolar 
messen kann, wie der MCP3903.

von Guest (Gast)


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Hat dem armen Kerl schon jemand gesagt, dass Gigaohm Widerstände 
vielleicht ein klitzekleines Stück zu hochohmig gewählt sind? Aber da er 
sich mit dem Aufbau sowieso umbringen wird, ist das wahrscheinlich egal, 
wenn man jetzt noch mit der Spannungsfestigkeit der Widerstände 
argumentiert, oder? Viel Spass jedenfalls, war schön, dich gekannt zu 
haben.
R.I.P.

von Beginner (Gast)


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brauche ich denn überhaupt einen Impedanzwandler? Ich habe halt gelesen, 
dass es sinnvoll sei, bei hochohmigen Spannungsmessungen einen 
Impedanzwandler dazwischenzusetzen, damit das Signal besser sei. Ist das 
richtig oder nicht richtig?

von San L. (zwillingsfreunde)


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Guest schrieb:
> Aber da er
> sich mit dem Aufbau sowieso umbringen wird, ist das wahrscheinlich egal,
> wenn man jetzt noch mit der Spannungsfestigkeit der Widerstände
> argumentiert, oder?

So ziemlich. Allerdings versuche ich ihm erst einmal das Grundprinzip 
etwas näher zu bringen. Solche Dinge haben Zeit, ich hoffe mal dass er 
die Schaltung nicht schon am Aufbauen ist...

Beginner schrieb:
> wo müsste er denn dann hin? Sollte man drei Widerstände in Reihe
> schalten

Im Anhang mal ein Bild, wie es in meinen Augen vom PRINZIP her sein 
müsste. Wie von Guest schon richtig erwähnt, kommen dann noch ganz 
andere Dinge mit ins Spiel.

Sorry dafür, dass ich sowas mit Paint mache. Gerade am Laptop der leider 
kein CAD drauf hat.

Beginner schrieb:
> brauche ich denn überhaupt einen Impedanzwandler? Ich habe halt gelesen,
> dass es sinnvoll sei, bei hochohmigen Spannungsmessungen einen
> Impedanzwandler dazwischenzusetzen, damit das Signal besser sei. Ist das
> richtig oder nicht richtig?

Bei dem Impedanzwandler geht es lediglich darum die Quelle (In deinem 
Fall den Spannungswandler) nicht zu bealsten und somit das Messergebniss 
nicht zu verfälschen.

: Bearbeitet durch User
von Harald W. (wilhelms)


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Beginner schrieb:

> Ich hab gelesen, dass es sinnvoll sei, einen Impedanzwandler
> dazwischenzuschalten, weil man so hochomiger messen könne.

Grundsätzlich brauchst Du einen Spannungsteiler mit Offset, so wie
hier: https://www.mikrocontroller.net/articles/Spannungsteiler
beschrieben. Ob Du dahinter noch einen Impedanzwandler setzst,
hängt davon ab, wie hochohmig Dein Spannungsteiler und wie
niederohmig Dein AD-Wandler ist. Auf jeden Fall brauchst Du ein
zusätzliches Netzteil mit Potentialtrennung auf der 230V-Seite.
Gruss
Harald

von Beginner (Gast)


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MaWin schrieb:
> und mit minimaler Intelligenz

Ich habe halt maximale Intelligenz und darum habe ich diese Kleinigkeit 
übersehen.

Bei dem MCP03903 stehe ich vor dem ähnlichen Problem, dass dort die 
Spannungen an den Channels nur +- 1 Volt sein dürfen. Also auch hier die 
Frage - wie kriegt man eine Spannung klein. Anscheinend funktioniert ein 
Spannungsteiler mit Widerständen nicht, so wie ich Dich verstanden habe, 
da ja an dem einen Ende die 330 Volt sein sollen

von J. A. (gajk)


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Baut man da nicht einen Trenntrafo bzw. einen Übetrager ein?

Dann ist man schon mal wech von der Netzspannung und kriegt ggf. auch 
gleich eine kleine Spannung zum Messen bzw. Wandeln zusammen.

von Martin S. (led_martin)


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J. Ad. schrieb:
> Baut man da nicht einen Trenntrafo bzw. einen Übetrager ein?

Ja, nennt sich dann Meßwandler. Könnte hier ein kleiner Printtrafo sein. 
Vorteile, Isolierung (Wie Du ja schon geschrieben hast), Kleinere 
Spannung, ein Spannungsteiler wird wohl trotzdem gebraucht, der kann 
aber niederohmig genug sein um den ADC direkt anzusteuern, ohne 
Impedanzwandler. Der Trafo darf aber nicht nennenswert belastet werden, 
also zu niederohmig darf es auch nicht sein. Ein weiterer Vorteil ist, 
daß die Trafowicklung potentialfrei ist, da kann man leicht die 
Offsetspannung, um bei 0V auf halbe Aussteuerung am ADC zu kommen, 
einbringen.

Wenn man Einbußen in der Genauigkeit hinnehmen kann, kann es auch die 2. 
Sekundärwicklung des Trafos, der den Aufbau speist, sein. Ich habe schon 
Schaltungen gesehen, da wurde sogar die speisende Sekundärwicklung 
verwendet.

Mit freundlichem Gruß - Martin

von Harald W. (wilhelms)


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Martin Schlüter schrieb:

> Wenn man Einbußen in der Genauigkeit hinnehmen kann,

Einbußen an Genauigkeit hat man schon mit einem normalen Spannungs-
wandler und erst recht mit einem "umfunktionierten" Trafo. Wenn
man dann einen solchen Trafo noch mit einem Gleichrichter belastet,
wirds wohl nur noch ein Schätzeisen werden.
Gruss
Harald

von Martin S. (led_martin)


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@Harald Wilhelms:

Ja, da hast Du zum Teil Recht, allerdings ist ein Trafo gar nicht so 
schlecht, im unbelasteten Fall sind Sekundär, und Primär-Spannung sehr 
gut proportional zueinander, im Verhältnis der Windungszahlen. Erst wenn 
der Trafo in Sättigung getrieben wird, wirds problematisch, am Beginn 
der Sättigung passts auch noch ganz gut. Man darf natürlich nicht nach 
dem Aufdruck gehen, wenn da steht Prim: 230V / Sek: 12V gilt das für die 
(Ohmsche) Belastung mit Nennstrom, unbelastet ist das mehr, recht 
unterschiedlich, je nach Trafo-Typ. Für den einen Trafo, den man 
vorliegen hat allerdings konstant, kann man also ausmessen, und in der 
Auswertung kalibrieren. Von der (Frequenz-)Bandbreite darf man halt 
keine Wunder erwarten, bei solch einem Netztrafo.

Was die Genauigkeit anbelangt, es wird ja nicht immer eine 
Präzisionsmessung benötigt. Wie genau es der TO braucht, wurde ja noch 
gar nicht gesagt.

Mit freunlichem Gruß - Martin

von Anja (Gast)


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Beginner schrieb:
> Dann würd ich einfach noch ein
> bißchen Schutz drauf geben und sagen, dass die Spannungsamplitude im
> Bereich von +-350 Volt auftritt.

Wenn deine Bohrmaschine noch ein bischen "Bürstenfeuer" auf die Leitung 
legt können Überspannungsspitzen von 2000-4000V auftreten.

Normale Widerstände sind für 100-200V ausgelegt.
Du solltest aber Widerstände haben die bei 4000V noch ausreichend 
isolieren.

Gruß Anja

von Harald W. (wilhelms)


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Martin Schlüter schrieb:

> Erst wenn
> der Trafo in Sättigung getrieben wird, wirds problematisch,
> Man darf natürlich nicht nach
> dem Aufdruck gehen, wenn da steht Prim: 230V

Trafos zur Übertragung von Leistungen arbeiten aber schon ziemlich
dichtam Sättigungspunkt. Als erstes müsste man also die Primär-
spannung deutlich verringern bzw. zwei Trafos in Reihe schalten.

> Was die Genauigkeit anbelangt, es wird ja nicht immer eine
> Präzisionsmessung benötigt.

Ich habe bezüglich von Spannungswandlern nur Grundkenntnisse, aber
da schon normale Spannungswandler selten genauer als 1% sind,
dürfte der Fehler eines "Selbstbauspannungswandlers" dann schnell
im Bereich von 5% o.ä. liegen.
Gruss
Harald

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