Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Stromwandler AC1020 mit Gleichrichter - Messwerte


von Beatbuzzer (Gast)


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Hallo zusammen!
Ich habe vor, den Strom durch drei Leitungen mittels Stromwandler zu 
erfassen.

Dazu habe ich die Schaltung wie im Anhang ersichtlich aufgebaut. 
Allerdings nur bis nach den 2 RC-Filtern (blauer Kasten). Das Schaltbild 
habe ich aus einem Beitrag von Falk. Danke an dieser Stelle nochmals für 
die Anregung.

Der 47R Widerstand ist bei mir ein 49,9R, anstonsten sind alle Teile 
identisch.

Der zweite Anhang zeigt einen Screenshot meiner aufgenommenen Messwerte. 
Als Last diente ein Heißluftfön an nem Variac. Also weitestgehend 
ohmsche Last mit ziemlich sinusförmigem Stromfluss.

Die Werte sehen schon ab 0,2A halbwegs brauchbar aus, das stimmt mich 
fröhlich. Nun allerdings die Frage: Woher kann ich die gemessenen 
DC-Werte nach den beiden Filtern ableiten? Die AC-Werte bei 49,9R direkt 
am AC1020 sind zum Vergleich ziemlich genau die im Datenblatt. Welcher 
Faktor hängt dazwischen? Wurzel2 ist es ja nicht...

Und noch eins: Wie kann ich die 60A max im Datenblatt verstehen? Ich 
finde keine maximale Leistung o.ä für den Wandler. Sind die 60A da eher 
als Pulsbelastbarkeit zu verstehen oder hält er das auch mal für ein 
paar Minuten aus?

von Friedrich S. (fseuhs)


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Beatbuzzer schrieb:
> Die Werte sehen schon ab 0,2A halbwegs brauchbar aus, das stimmt mich
> fröhlich. Nun allerdings die Frage: Woher kann ich die gemessenen
> DC-Werte nach den beiden Filtern ableiten? Die AC-Werte bei 49,9R direkt
> am AC1020 sind zum Vergleich ziemlich genau die im Datenblatt. Welcher
> Faktor hängt dazwischen? Wurzel2 ist es ja nicht...

Das ist der Gleichrichtwert, nicht der Effektivwert! Daher kommt die 
Differenz.
Gleichrichtwert = Mittelwert des gleichgerichteten Signals.
Effektivwert = Wurzel aus Mittelwert des Quadrats des Signals.
Exakte Zahlenwerte dazu Googeln!

>
> Und noch eins: Wie kann ich die 60A max im Datenblatt verstehen? Ich
> finde keine maximale Leistung o.ä für den Wandler. Sind die 60A da eher
> als Pulsbelastbarkeit zu verstehen oder hält er das auch mal für ein
> paar Minuten aus?

Ich habe auch schon (möglicherweise den selben) oder ähnliche 
Stromwandler von Talem durchgemessen. Haben mich alle nicht begeistert. 
Für meinen Anwendungszweck (Leistungsmessung bei 50 Hz) waren die alle 
viel zu schlecht.
Die Datenblätter lassen auch mehr Fragen offen.
Die Sinnhaftigkeit eines Diagramms relativer Fehler mit Werten bis zu 
1000% muß man sich auch hinterfragen.
Linearität 20A -> 0,1 V/A
2A -> 0,097 V/A
Das sind 3% !!!

von Beatbuzzer (Gast)


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Friedrich Seuhs schrieb:
> Das ist der Gleichrichtwert

Danke für das Stichwort. Darüber kam ich dann zu Formfaktor und damit zu 
PI / 2 x Sqrt 2. Das klärt die Sache zumindest theoretisch.

Wenn ich meine DC-Werte damit multipliziere, bin ich allerdings immer 
noch nicht bei den gemessenen AC-Werten, sondern noch deutlich 
niedriger...die Dioden sollten doch wegen des KSQ-Prinzips des Wandlers 
eigentlich keine Auswirkungen haben, zumindest nicht mehr bei Strömen 
>>1 A ?

von Friedrich S. (fseuhs)


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Beatbuzzer schrieb:
> sondern noch deutlich
> niedriger

Kannst du deine Messwerte posten, was ist das jetzt genau?

Ich würde aber trotzden empfehlen, lieber die Bürde (47R oder 49,9R) 
direkt an den Stromwandler hängen und danach einen aktiven Gleichrichter 
nehmen.
Der passive Gleichrichter setzt mMn recht gute Eigenschaften (auch im 
Frequenzverhalten) voraus, was der AC1020 möglicherweise nicht hat.

Wenn du vernünftig messen willst, vergiß den AC1020 und nimm z.B. den 
TZ77 (ebay, Conrad) der ist von den Daten wirklich gut und hält was er 
verspricht. Kostet leider einiges.

von Beatbuzzer (Gast)


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Friedrich Seuhs schrieb:
> Kannst du deine Messwerte posten, was ist das jetzt genau?

Die Messwerte nach den RC-Filtern sind die links im zweiten Bild oben. 
Die mit Shunt direkt am Wandler entsprechen nahezu denen im Datenblatt.

Hier mal ein paar Beispiele:

2,0 A prim -> 83,2 mV DC nach RC -> 98 mV AC direkt
rechnerisch: 83,2 mV x (PI / 2 x Sqrt 2) = 92,4 mV

6,5 A prim -> 278 mV DC nach RC -> 321 mV AC direkt
rechnerisch: 278 mV x (PI / 2 x Sqrt 2) = 308,8 mV

Wenn das jetzt am gammeligen Wandler liegt, dann ist das so. Die Werte 
liegen ja trotz allem halbwegs auf einer Geraden. Ich messe per µC, kann 
einfach einen Korrekturfaktor hintersetzen und gut. Es geht mir auch 
eher um ein ungefähres Lastprofil und nicht um den hochgenauen Messwert.

Trotzdem hat mich der Hintergrund interessiert, wie es überhaupt zu 
diesen Werten kommt.

von Friedrich S. (fseuhs)


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Beatbuzzer schrieb:
> Ich messe per µC, kann
> einfach einen Korrekturfaktor hintersetzen und gut.

Und die Shunt-AC-Spannung direkt abzutatsten und per SW Effektivwert zu 
berechnen kommt nicht in Frage?

von Beatbuzzer (Gast)


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Darüber habe ich nachgedacht, hatte es denn allerdings nach dem Lesen 
dieses Threads wieder verworfen:
Beitrag "Re: Haussteuerung, Strommessung AC"
Ich fand die Lösung, ganz entspannt einen stabilen Wert an einem 
Kondensator zu messen, attraktiver. Ich werd es jetzt auch erstmal mehr 
oder weniger provisorisch so aufbauen und ein paar Tage laufen lassen.

Doch trotzdem noch kurz zur alternativen Lösung:
Wieviele Werte müsste ich denn Deiner Meinung nach bei 50 Hz pro Sekunde 
aufnehmen, damit sich etwas brauchbares errechnen lässt? Ich würde mal 
so gefühlsmäßig 10 Werte pro Halbwelle schätzen, also 1000 pro Sec.

Macht bei drei Kanälen und 250 µS Wandlungszeit schon 75% Auslastung 
allein fürs messen!?
Oder man misst nur 5 Perioden pro Sekunde und hat die restlichen 900 mS 
Zeit für alles mögliche.

Was macht Sinn? So hochdynamische Laständerungen sind an einem 
Hausanschluss ja eigentlich nicht zu erwarten...

von MaWin (Gast)


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Beatbuzzer schrieb:
> Es geht mir auch eher um ein ungefähres Lastprofil

Das kannst du mit einem gleichgerichteten Strom aber nicht messen.


Last = Watt benötigt U*I und das mehrmal pro Halbwelle, so 100 x.

Du misst nur den Strom. Das kann man brauchen um denn Sicherungswert 
abzuschätzen und die Leitungsbelastung, aber über die Last erfährst du 
dabei nichts, kann alles Blindstrom sein.

von Friedrich S. (fseuhs)


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MaWin schrieb:
> Last = Watt benötigt U*I und das mehrmal pro Halbwelle, so 100 x.

In der Praxis nicht wirklich, wenn sich das Netz an die Qualitätsnormen 
hält. Die meiste Leistung steckt in der Grundschwingung und in den 
niedrigen Oberschwingungen. Also reichen da auch 16 - 32 Abtastungen pro 
Halbschwingung.
P.S. wenn du gleich die Leistung berechnest, wie oben empfohlen, 
brauchst du nach der Summation nichteinmal Wurzelziehen um auf den 
richtigen Messwert zu kommen.

von Ulrich H. (lurchi)


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Wie oft man pro Periode abtastet ist nicht so kritisch, man sollte nur 
alle Phasenwerte so etwa abtasten. Das kann auch wie bei billigen DSO 
über mehr Perioden verteilt sein. Die gesamte Messzeit sollte aber schon 
ein vielfaches der Periode sein. Da der Strom eine relativ große Dynamik 
hat, sollte man ggf. die Verstärkung anpassen, wenn der AD Wandler keine 
so hohe Auflösung hat.

Die RMS-messung in Software braucht schon einiges an Rechenzeit, aber 
bei nur 1 kHz Abtastrate sollte das noch nicht so viel sein - kommt 
natürlich auf den µC und den Takt an. Es kommt halt darauf an was der µC 
sonst noch machen muss - die RMS Messung ist da ggf. schon der 
rechenaufwändigste Teil, wenn auch nicht so viel Code.

Das schöne dabei ist, das man den Rechenzeitbedarf wenn nötig auch 
reduzieren kann, auf kosten ein etwas geringeren Auflösung bzw.mehr 
Messzeit: Es braucht halt eine gewisse Zahl an Samples (z.B. etwa 5000) 
um ein Rauschniveau zu erreichen - dabei ist es relativ egal wie viel 
Zeit man sich lässt sofern die Samples über die Periode verteilt sind.

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