Forum: Mikrocontroller und Digitale Elektronik Frage zu Peltierelement


von Pelztier (Gast)


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Hallo,

mal ein Frage:

Wie viel Kälte kann man mit einem Peltierelement (3cm x 3cm) erzeugen?

Auf einer Seite entsteht ja Wärme, auf der anderen Kälte.
Soweit ich es verstehe, muss die an der warmen Seite freiwerdende 
Energie möglichst gut abgeführt werden, damit die kalte Seite möglichst 
noch kälter wird, ist das richtig?

von Paul M. (paul_m65)


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Pelztier schrieb:
> Wie viel Kälte kann man mit einem Peltierelement (3cm x 3cm) erzeugen?

So etwa 1 Liter.

von Progger (Gast)


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Pelztier schrieb:
> Wie viel Kälte kann man mit einem Peltierelement (3cm x 3cm) erzeugen?

Kommt u.a. auf das Peltierelement an.

> Auf einer Seite entsteht ja Wärme, auf der anderen Kälte.
> Soweit ich es verstehe, muss die an der warmen Seite freiwerdende
> Energie möglichst gut abgeführt werden, damit die kalte Seite möglichst
> noch kälter wird, ist das richtig?

Ja.

von Wolfgang R. (Firma: www.wolfgangrobel.de) (mikemcbike)


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Ignoriere dumme Antworten... ;-)

Ja, Deine Vermutung ist richtig. Die Maximaltemperatur auf der heißen 
Seite darf nicht überschritten werden. Das Peltierelement erzeugt eine 
Temperaturdifferenz, also ist die Temperatur auf der kalten Seite 
abhängig von der auf der warmen Seite. Außerdem kann ein solches Element 
nur eine gewisse Menge an thermischer Energie "transportieren", das 
schlägt sich dann auf die mögliche Temperaturdifferenz nieder.

Genaue Daten finden sich manchmal im Datenblatt, wenn es denn eines 
gibt. Ansonsten hilft ausprobieren, ich habe in meinen Spielzeiten ein 
Peltierelement mit großem Rippenkühlkörper (der viermal so groß war, wie 
das Element) bei Raumtemperatur problemlos auf Gefriergrade gebracht.

von Lothar M. (Firma: Titel) (lkmiller) (Moderator) Benutzerseite


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Pelztier schrieb:
> Soweit ich es verstehe, muss die an der warmen Seite freiwerdende
> Energie möglichst gut abgeführt werden, damit die kalte Seite möglichst
> noch kälter wird, ist das richtig?
Auf der "heißen" Seite muss die Energie abgeführt werden, die auf der 
"kalten" Seite entzogen wird, UND zusätzlich die Leistung, die per Strom 
in das Element geschickt wird.

> Wie viel Kälte kann man mit einem Peltierelement (3cm x 3cm) erzeugen?
Wie kalt kannst du die heiße Seite halten (wie gut kannst du kühlen)? 
Wenn du das weißt, dann nimmst du die Kennlinie des Elements (oder einen 
Wert, der angibt °C/A), und damit kannst du ausrechnen, um wieviel 
kälter die kalte Seite verglichen mit der gut gekühlten heißen Seite 
werden wird.

von Thermodynamik (Gast)


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Die Frage ist grundsätzlich falsch gestellt. Kälte wird NIE erzeugt. 
Wärme wird stattdessen abgeführt. Im Falle von Peltier-Elementen 
geschieht das üblicherweise bis zu einer maximalen Temperaturdifferenz 
zwischen kalter und warmer Seite. Die Wärmemenge, die das Peltier also 
schlussendlich bewegen kann ist nicht wenig davon beeinflusst, wie gut 
die warme Seite des Peltier-Elements gekühlt wird - Da liegst Du 
richtig. Passive Luftkühlung reicht da oft nicht besonders weit. 
Dummerweise erwärmt sich das Peltier-Element umso stärker, je mehr Strom 
Du (zwecks Kühlung) durch fliessen lässt. Es gibt also für jede 
individuelle Kombination aus Peltier-Element, dessen Kühlung und 
Betriebstemperatur einen Bereich (Strommenge) welcher "optimalen 
Wärmeabtransport" liefert. Da kann man aufwändig Modelle 
rechnen/simulieren oder ausprobieren... i.e. Strom variieren 
Kühlkörper/Kühlmittel wechseln.

von Christoph db1uq K. (christoph_kessler)


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Ich habe mein Peltier auf einem Kühlkörper ca 10*10cm*1 cm hoch 
angeschraubt, etwas Schaumstoff herumdrapiert und ein winziges Gefäß 
(Kronenkorken oder ähnliches) mit etwas Wasser gefüllt draufgestellt.
Nach einiger Zeit bildete sich eine kleine "Haut" aus Eis auf der 
Oberfläche, die aber schnell wieder verschwand.

von Udo S. (urschmitt)


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Pelztier schrieb:
> Wie viel Kälte kann man mit einem Peltierelement (3cm x 3cm) erzeugen?

Je mehr, desto geringer die Temperaturdifferenz zwischen den beiden 
Seiten ist
Je mehr, desto größer der Strom durch das Element ist.
Je mehr, desto größer das Elemenet ist.

von Lothar M. (Firma: Titel) (lkmiller) (Moderator) Benutzerseite


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Oder sagen wir es mal kurz&knackig: ein Peltierelement ist primär eine 
elektrische Heizung, bei der eine Seite kühler wird als die andere. Um 
wie viel kühler steht im Datenblatt...

Udo Schmitt schrieb:
>> Peltierelement (3cm x 3cm)
> Je mehr, desto größer das Elemenet ist.
Aber das hat doch genau 9cm²...

: Bearbeitet durch Moderator
von Pelztier (Gast)


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ok,

also bis 60°C Temperaturunterschied soll ja möglich sein.

Dann nehme ich also ein Peltierelement und packe auf die eine Seite 
einen dicken Kühlkörper, den ich am besten in ein Wasserbad (~20°C) 
ragen lasse und kann dann auf der anderen Seite Temperaturen von bis zu 
-40°C beobachten?

Ist das soweit richtig?

von Lothar M. (Firma: Titel) (lkmiller) (Moderator) Benutzerseite


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Pelztier schrieb:
> Ist das soweit richtig?
Wenn du die 20°C über den Kühlkörper direkt an das Peltierelement 
bekommst, dann ja...

von Ulrich H. (lurchi)


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Die erreichbare Temperaturdifferenz hängt von der Wärmemenge ab, die das 
Peltierelement auf der kalten Seite abführen muss. Der maximale Wert 
gilt für praktisch verschwindenden Wärmefluss.

Im Datenblatt wird üblicherweise eine maximale Temperaturdifferenz, die 
für Kühlleistung 0 gilt und eine maximale Kühleistung für 
Temperaturdifferenz 0 K angegeben. Real liegt man irgendwo dazwischen, 
also etwa je die Hälfte der Temperaturdifferenz und Leistung.

Ein sehendes Wasserbad bringt nur mehr Wärmekapazität, aber führt die 
Wärme noch nicht unbedingt gut ab. Ein Lüfter ist da ggf. effektiver. 
Trotzdem muss man auch auf der Warmen Seite meist mit einer leicht 
erhöhten Temperatur rechnen, also eher nicht 20 C sondern eher 25-30 C.

von Udo S. (urschmitt)


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Lothar Miller schrieb:
>> Je mehr, desto größer das Elemenet ist.
> Aber das hat doch genau 9cm²...

Das war als allgemeine Zusatzinfo gedacht

Lothar Miller schrieb:
> Pelztier schrieb:
>> Ist das soweit richtig?
> Wenn du die 20°C über den Kühlkörper direkt an das Peltierelement
> bekommst, dann ja...

Nein, dazu müsste er den kühlen Teil praktisch ideal isolieren, da bei 
der Angabe "bis zu" davon auszugehen ist, daß bei der 
Temperaturdifferenz von 60K die Kühlleistung gegen 0 geht.
Da du bei mir so erbsenzählerisch warst bin ich es jetzt auch: Real 
gehen nur Differenzen kleiner 60K. :-)

von Pelztier (Gast)


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gut, mit einer unsauberen Anbindung des Kühlkörpers an die warme Seite 
sowie einer angenommenen Erwärmung des Wasserbades ergibt sich dann 
vielleicht eine Temperaturdifferenz von weniger als 60°C, meinetwegen 
40°C, so dass ich dann das Wasserbad bei ca. 25°C hätte und die kalte 
Seite des Peltierelements bei -15°C bis -20°C.

An dieser Stelle habe ich dann also 2 Räume.


Was passiert, wenn ich nun einen weiteren Raum kaskadiere?

Wasserbad --- Peltier --- Kalter Raum --- Peltier --- kältester Raum


Komme ich so im angeschlossenen rechten Raum auf Temperaturen von unter 
-60°C?


Wie weit kommt man damit mit den Temperaturen hinunter?

von Thermodynamik (Gast)


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Theoretisch doppelt so tief. Praktisch NICHT, weil Du zwei zusätzliche 
Übergänge mit Wärmeleitverlusten aufbaust.

von Thermodynamik (Gast)


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Ist ein bisschen wie beim Auto fahren. Du kannst fette Motorisierung 
haben, bringt nichts, wenn die Reifen durchdrehen. Du kannst 
4-Rad-Antrieb haben, bringt nichts wenn Du abgefahrene Reifen hast.

von Tom P. (booner)


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Hei,

willst Du eine Nebelkammer im Taschenformat bauen? ;-)

Ich habe schon Peltierelemente gesehen, die vom Hersteller aus 
kaskadiert waren. Bis zu drei Stück Pyramidenförmig übereinander. Ich 
nehme an, dass der Wirkungsgrad dabei sowas von in den Keller geht.

Ich hatte mal ein Peltierelement mit Kompressorkühlaggregat.
Da hat man die warme Seite mit dem Kompressor herunterkühlen können.
Das Peltier war aber auch ca. 200x200mm groß.
Den eigentlichen Einsatzzweck davon kannte ich leider nicht.


Grüße,

Tom

von Udo S. (urschmitt)


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Siehe bitte Netiquette bzgl:
Klare Beschreibung des Problems: Was willst du erreichen.

: Bearbeitet durch User
von Christian L. (cyan)


Angehängte Dateien:

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Tom P. schrieb:
> Ich habe schon Peltierelemente gesehen, die vom Hersteller aus
> kaskadiert waren. Bis zu drei Stück Pyramidenförmig übereinander. Ich
> nehme an, dass der Wirkungsgrad dabei sowas von in den Keller geht.

Ja der Wirkungsgrad ist schlecht. Aber bei solchen Elementen geht es ja 
meist nicht darum dauerhaft etwas zu kühlen, sondern bloß für ein paar 
Experimente.

Ich hatte mir vor einiger Zeit mal so ein vierstufiges Peltierelement 
von Deal Extreme gekauft:
http://www.dx.com/p/c1203-4p1540-4-level-semi-conductor-cooler-cooling-plate-189618#.VFzbVxbJAvl
Von Conrad gibt es auch so eins - allerdings zum fünffachen Preis. Mit 
dem Element kommt man schon ziemlich weit runter. In Kombination mit 
einem billigen ARCTIC COOLING Alpine 11 PRO von Pollin komme ich locker 
in den Bereich von -50°C. Das tiefste, was ich je gemessen habe ist 
-64°C. Dort ist aber auch schnell Schluss, da der Widerstand des 
Peltierelements stark zunimmt. Soweit ich weiß nimmt man deshalb für 
tiefere Temperaturen auch andere Materialien.

Anbei mal der einfache Aufbau im Betrieb. Gekühlt wird ein Messingblock 
mit 10mm Durchmesser und 7mm Höhe. Der Pt100 sagt, dass es gut -59°C 
sind. Man kann aber noch 2-3°C abziehen, da bloß eine Zweileitermessung 
durchgeführt wurde. Das Bild entstand etwa 3 Minuten nach dem 
Einschalten. Zu berücksichtigen ist auch, dass der Lüfter auf dem Tisch 
stand und deshalb keine optimale Luftzufuhr hatte.

von Pelztier (Gast)


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Also was mich ja wirklich an dem Thema reizt sind die Temperaturen, bei 
denen einzelne Luftbestandteile ausfallen, d.h. CO2 bei ca. -80°C.

Das sollte das Ziel sein.

von Tom P. (booner)


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Hei,

ja sowas ist in der Tat interessant. Allerdings hast Du da soviel 
Luftfeuchtigkeit, dass Du da nicht nennenswert an andere 
Luftbestandteile ran kommst.

Schau Dir dazu lieber mal das Linde-Verfahren an... :-)


Grüße,

Tom

von Morz Nilp (Gast)


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An der kaeltesten Stufe hat man nur noch geringe kuehlleistung, 
irgendwas mit Milliwatt. Damit kaempft man dann gegen die Konvektion in 
kalter Luft. Das bringt nichts. Im Vakuum bringt das mehr. Allerding ist 
dort nichts mit CO2 kondensieren.

von foo (Gast)


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Pelztier schrieb:
> was mich ja wirklich an dem Thema reizt sind die Temperaturen, bei
> denen einzelne Luftbestandteile ausfallen, d.h. CO2 bei ca. -80°C.

Schaffst du nicht. Etwa bei -70°C ist Schluß und auch da reicht die 
Kälteleistung gerade noch um z.B. einen Kamerachip zu kühlen.

von Bernd (Gast)


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Hallo,
Ein Peltierelement als Kühlkörper ist in der Regel keine kluge Idee. Ein 
Peltierelement entzieht einem Körper DURCH ENERGIEEINSATZ Energie. Das 
bedeutet, nicht nur die entzogene Energie, sondern auch die zusätzlich 
verbrauchte Energie kommt auf der anderen Seite an.
Nehmen wir an, man hat eine CPU mit 100W TDP und einen Kühler mit 110W 
Kühlleistung. Bei 100% Last wird die CPU vielleicht etwa 80°C warm, und 
im Leerlauf 40°C.
Durch den Einsatz eines Peltierelements bekommt man die CPU im Leerlauf 
vielleicht unter 0°C, weil der Kühler die Wärme noch abführen kann. Man 
sollte sich aber nicht wundern, wenn die CPU unter Vollast dann 90°C 
warm wird, statt vorher 80. Das liegt daran, dass der Kühler zwar die 
Verlustleistung des Peltierelements im Leerlauf mangels Beanspruchung 
durch die CPU noch an die Umgebung abgeben kann. Unter Vollast jedoch 
wird der Kühler deutlich stärker beansprucht als davor, kann die Wärme 
nicht mehr abführen und die CPU wird somit wärmer. Man bräuchte dann 
einen größeren Kühler, der aber ohne Peltierelement in der Regel mehr 
bringen würde, als mit, sofern die Wärmeableitung gut ist.

Das Peltierelement kann nur sinnvoll sein, wenn man eine sinnvolle 
Verwendung für die erzeugte Wärme hat. So kann man zwei Fliegen mit 
einer Klappe schlagen.

Grundsätzlich hat man beim Kühlen immer einen Kühlkörper, der besonders 
Wärmeleitfähig ist. Die Wärme wird immer an die Luft abgegeben. Seine 
Flächenausdehnung ist maßgeblich für die Kühlungsleistung. Durch 
Heatpipes mit Gasfüllung oder Wasser als Wärmeträger kann die 
Transportierung optimiert werden. Durch Verdichtung(Kompressor) kann die 
Wirkung des Kühlkörpers durch eine Temperaturerhöhung bei gleicher Masse 
erhöht werden.
Das sind alle sinnvollen Möglichkeiten. Weitere sind mir nicht bekannt 
und Peltierelemente gehören somit nicht dazu. - Es sei denn, man benutzt 
es als Elektroheizung und ist bereit einen riesigen Kühler auf die 
andere Seite zu setzen, der stattdessen wahrscheinlich auch direkt auf 
dem zu kühlenden Teil sitzen könnte.

von Thermodynamik (Gast)


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Obiges Beispiel zeugt genau von einem ungenügend ausgelegten Einsatz des 
Peltier-Elements.
Die Sekundär-Kühlung muss eben gerade darauf ausgelegt sein, die 
Tempteraturdifferenz über dem Peltier-Element ausreichend (i.e. gem. 
Datenblatt) klein zu halten, damit der Wirkungsgrad des Peltier-Elements 
>0 bleibt. Nur so wird die zugeführe Energie auch wirklich in Wärmefluss 
(Kühlung) umgesetzt.
Im Extremfall (d.h. mit dem einfachst-möglichen Peltier-Regler) muss das 
Peltier bei einer oberen Temperaturdifferenz halt einfach ausgeschaltet 
werden, um primärseitig nicht ausschliesslich Wärme zu erzeugen.

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