Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Eingangsteiler - welche Anordnung?


von Timm T. (Gast)


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Ich kann mich nicht entscheiden welchen der gezeigten Eingangsteiler ich 
einsetzen soll.

Version 1:
+ definierter Eingangswiderstand
+ gut einstellbar
+ Strom über Relaiskontakte
- aufwändig
- nur über Relais mit 2xUM realsisierbar
- hoher Platzbedarf

Version 2:
+ definierter Eingangswiderstand
+ wenige Bauteile
+ einfache Umschaltrelais oder Readrelais
- kein Strom über Relaiskontakte > könnte das Probleme geben?

Version 3:
+ wenige Bauteile
+ mit Readrelais oder Analogschaltern umschaltbar
- nicht so ganz definierter Eingangswiderstand / Eingangskapazität
--- extrem eingeschränkte Bandbreite bei kleinen Teilverhältnissen
- eventuell großes Rauschen durch hohen R2

Die Randbedingungen wären:
- Impedanz 10Mohm / 3pF
- Teiler 1:1, 1:10, 1:100
- Eingangsspannung max. 60Vdc / 120Vpp
- möglichst keine Änderung der Eingangsimpedanz
- möglichst geringe Temperatureinflüsse (Thermospannungen an 
Relaiskontakten?)

Wäre Variante 2 auch mit PhotoMos möglich? Ich hätte noch ein paar 
AQV257. Oder ist dafür der Dunkelstrom zu groß (lt. Datenblatt <1µ, 
müßte man wahrscheinlich mal durchmessen, wieviel es wirklich ist)?

Könnte es bei Variante 2 Probleme mit den Relaiskontakten geben? Laut 
Datenblatt sind z.B. für ein Omron G6A-234P min. 10µA angegeben, was 
passiert darunter?

von Timm T. (Gast)


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Achso, der OPA2340 ist mit 0.2pA Eingangsbiasstrom angegeben, also quasi 
nicht existent.

von Kai K. (klaas)


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Welche Bandbreite willst du denn haben?

von Timm T. (Gast)


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Ach stimmt: 100kHz wäre nett, 20kHz sollten es mindestens sein.

Das klingt jetzt nicht so viel, aber Variante 3 schafft das laut Simu 
nicht in jeder Teilereinstellung (um 1kHz bei Teiler 1:1, 10kHz bei 
Teiler 1:10). Schuld dürfte der 10Mohm Widerstand in Verbindung mit der 
Eingangskapazität sein.

Variante 1 und 2 schaffen laut Simu um die 1MHz, da ist der OPA2340 das 
begrenzende Element.

von Ulrich H. (lurchi)


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Die 3 pF Eingangskapazität wird man mit dem OP2340 nicht bei 1:1 
erreichen können. Der OP kommt schon auf wenigstens 6 pF. Dazu kommen 
dann noch parasitäre Kapazitäten.

Die Photomos dürften von den Leckströmen und der internen Kapazität wohl 
nicht in Frage kommen.

Es hängt von den Relais ab, ob man damit auch sicher sehr kleine Ströme 
schalten kann. Mit passenden Kontakten geht das.

Version 3 hat im Modus als 1:1 "Teiler" recht viel Rauschen und ist 
damit oft unbrauchbar.
Besser wäre da schon eine weitere Möglichkeit: per Relais einen Teiler 
zwischen 1:1 und 1:100 umschalten, und dann für 1:10 das Signal noch 
einmal 10 fach zu verstärken.

Mit einem OP der ein +-12 V Signal verarbeiten kann, käme man mit einem 
1:10 Teiler vorne aus, und könnte dann ggf. am Ausgang noch einmal 1:10 
Teilen.

von Timm T. (Gast)


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Ulrich H. schrieb:
> Die 3 pF Eingangskapazität wird man mit dem OP2340 nicht bei 1:1
> erreichen können.

Stimmt, aber mit 10p im 1:1-Bereich könnte ich leben. Mir geht es um 
eine möglichst geringe Beeinflussung der (nicht spezifizierten) Quelle.

Ulrich H. schrieb:
> Die Photomos dürften von den Leckströmen und der internen Kapazität wohl
> nicht in Frage kommen.

Ähm ja, die 1.3pF waren dummerweise zwischen Eingang und Ausgang, und 
nicht wie ich annahm über dem Schalter. Muss ich mal ausmessen, dito die 
Ströme. Der obere PhotoMos muss ja 60V sperren und sollte dabei im 
nA-Bereich bleiben. Ich hab aber auch keine andere Idee, die anzuordnen.

Ulrich H. schrieb:
> Es hängt von den Relais ab, ob man damit auch sicher sehr kleine Ströme
> schalten kann.

Macht es einen Unterschied, ob die Relais im (sehr geringen) Strom 
liegen (Variante 1) oder stromlos die Spannung schalten (Variante 2)? 
Ich mein, die Messbereichsumschalter in Multimetern arbeiten auch 
meistens nach Variante 2.

Welche Variante induziert denn die geringsten Störungen (Rauschen, 
Thermospannung)?

> Mit passenden Kontakten geht das.

Für die Omron sind AgPd+Au angegeben. Das sind ja schon 
Kleinsignalrelais. Für Variante 2 wären auch 3 Reedrelais denkbar, aber 
für Variante 1 bräucht ich dann 8 Stück pro Kanal, das wird etwas 
aufwendig.

von Kai K. (klaas)


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Also, "Version 2" rauscht viel zu stark aufgrund des 10M Widerstands und 
scheidet damit aus.

In "Version 3" sind die Analogschalter durch Überspannungen gefährdet. 
Man kann zwar den Spannungsteiler so auslegen, daß er große Spannungen 
aushält, aber für die Analogschalter dürfte das zuviel sein.

"Version 1" ist der Klassiker. Bei richtiger Dimensionierung sogar 
kaskadierbar. Setzt allerdings sehr kleine Streukapazitäten bei den 
Umschaltern voraus. Andernfalls müssen die Kompensationscaps vergrößert 
werden. 3,3p ist ein wenig klein. Üblich sind eher um die 10p. Außerdem 
sollten sie abgleichbar sein. Reale Schaltungen haben übrigens noch 
weitere Abgleichcaps, parallel zu den Spannungsteilern nach Masse...

"Version 2" kann ausprobiert werden. Allerdings ist eine Schaltung mit 
nur zwei Umschaltern Murks, weil sonst die Eingangsimpedanz für die 
verschiedenen Meßbereiche stark unterschiedlich ist. Da muß schon ein 
Umschalter für jeden Meßbereich hin.
Wieder sind die Caps wohl zu klein. 10p statt 3,3p, und die anderen 
entsprechend, macht mehr Sinn. Außerdem sollten die beiden oberen Caps 
abgleichbar sein.
Der Schutzwiderstand vor dem OPA2340 ist etwas groß. Mach ihn kleiner 
und setzte zusätzlich Schutzdioden zu den Rails ein. Die BAV199 bietet 
sich an.

Ein Abgleich des Spannungsteilers mit Abgleichcaps ist übrigens nicht 
erst bei HF erforderlich. Die beteiligten Zeitkonstanten sind nämlich 
schon im kHz-Bereich wirksam...

von Timm T. (Gast)


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Ich bin verwirrt...

Kai Klaas schrieb:
> Also, "Version 2" rauscht viel zu stark aufgrund des 10M

Meinst Du Version 3?

> In "Version 3" sind die Analogschalter durch Überspannungen gefährdet.

Solltest Du hier Version 2 meinen, die Relais sollten das aushalten. Die 
PhotoMos (Version 2b) können 200V, zu klären ist nur, wie hoch der 
Sperrstrom bei 60V und wie hoch die Kapazitäten sind.

> "Version 2" kann ausprobiert werden. Allerdings ist eine Schaltung mit
> nur zwei Umschaltern Murks, weil sonst die Eingangsimpedanz für die
> verschiedenen Meßbereiche stark unterschiedlich ist.

Das verstehe ich nicht, meinst Du die Kapazitäten an den 
Relaiskontakten?

von Kai K. (klaas)


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>Meinst Du Version 3?

Ja. Sorry...

>Solltest Du hier Version 2b meinen...

Ja. Sorry...

>Die PhotoMos (Version 2b) können 200V, zu klären ist nur, wie hoch der
>Sperrstrom bei 60V und wie hoch die Kapazitäten sind.

Ist trotzdem etwas knapp, wenn du ESD berücksichtigst...

>Das verstehe ich nicht, meinst Du die Kapazitäten an den
>Relaiskontakten?

Naja, wenn du mit K7 1:1 wählst, kannst du den unteren Umschalter (K6) 
nicht abschalten...

von Timm T. (Gast)


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Kai Klaas schrieb:
> Naja, wenn du mit K7 1:1 wählst, kannst du den unteren Umschalter (K6)
> nicht abschalten

Und habe eine parasitäre Kapazität parallel zu C7 durch die 
Relaiskontakte.

Allerdings habe ich bei Variante 1 auch parasitäre Kapazitäten zu C1 und 
C2  in der gezeigten Kontaktstellung, nur mit dem halben Wert, da zwei 
Kontakte in Reihe liegen.

Ich werde Variante 1 nehmen, wenn Du mir noch sagst, dass die Omrons 
dafür gehen. ;-)

Doppelte Kontaktpaare haben die sowieso, damit sind es nur 2 Cs und 2 Rs 
mehr (gut, es werden mehrere Rs kombiniert, um auf die Werte zu kommen).

Welche Variante ist denn nun bezüglich Thermospannungen günstiger? Bei 
Variante 2 habe ich im empfindlichen Bereich (1:1) nur einen 
Relaiskontakt (AgPd), bei Variante 1 habe ich 4 Kontakte, die aber 
paarweise symmetrisch liegen, heben sich da die Thermospannungen auf, 
oder vervierfachen die sich?

von Kai K. (klaas)


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Es gibt Spezialrelais für niedrige Thermospannungen und 
Trockenschaltungen. SDS hatte früher feine Teile, Kontakte mit massiver 
Goldauflage und in Schutzgasatmosphäre.

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