Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Schaltung für Gitarrenvorverstärker mit modernem OP


von WolframR_ (Gast)


Lesenswert?

Hallo,

ich suche einen Schaltplan für einen Gitarrenvorverstärker mit einem 
modernem Operationsverstärker.

Eckdaten:

-Betrieb mit einer 9V-Blockbatterie

-hochohmiger Eingang (1M-Ohm)

-möglichst rauscharm

-geringer Stromverbrauch

-Spannungsverstärkung einstellbar von ca. 3x bis 30x

-fo ca. 10kHz


Früher habe ich so etwas mit einem TL071 aufgebaut.

Mittlerweile gibt es bestimmt Operationsverstärker, die für eine 
asymmetrische Spannungsversorgung ausgelegt sind (wo man also keine 
"virtuelle Masse" erzeugen muss) und die dem TL071 von den Daten her 
überlegen sind?!

Wenn ja, kann jemand einen passenden OP-Typen empfehlen?

von WolframR_ (Gast)


Lesenswert?

Ein fertiger Schaltplan täte es natürlich auch! :O)

von Matthias S. (Firma: matzetronics) (mschoeldgen)


Lesenswert?

Hier findet sich eigentlich immer was:
http://sound.westhost.com/projects-0.htm#mus

WolframR_ schrieb:
> -Spannungsverstärkung einstellbar von ca. 3x bis 30x

Da Pickups schon bis zu 400-500mV liefern können, erscheint mir 30-fach 
Verstärkung deutlich zu hoch. Meine Erfahrung zeigt, das schon 5-fach 
mehr als ausreichend ist, um auf Linepegel zu kommen. Ich bevorzuge 
daher auch die einfache Stufe mit gutem FET und einem PNP dahinter.

von MaWin (Gast)


Lesenswert?

WolframR_ schrieb:
> ich suche einen Schaltplan für einen Gitarrenvorverstärker mit einem
> modernem Operationsverstärker.

Der Schaltplan ist eigentlich gleich geblieben, nur nimmt man einen 
TS922.

Viele Gitarrenvorverstärker leben allerdings von den Schwächen von 
Bauteilen und Aufbau, selbst wenn sie nicht explizit als Effektgeräte 
gelten, suchen die Leute sie nach Klang aus, sie verzerren also doch 
hörbar. Da war natürlich der TL072 mit seinem begrenzten Signal seinem 
rüden Clippingverhalten und seinen phase inversal genial, bei 9V Block 
allerdings stark abhängig voom Ladezustand der Batterie.

von WolframR_ (Gast)


Lesenswert?

Danke euch für die Antworten!

Einen OP, der extra für unipolare Betriebsspannungen gebaut ist, gibt es 
nicht?


Matthias Sch. schrieb:
> Da Pickups schon bis zu 400-500mV liefern können

Eins der PUs ist ein Vintage-Exemplar mit geringerer Ausgangsspannung, 
deshalb 30x um auf Nummer sicher zu gehen.

von Markus B. (russenbaer)


Lesenswert?

es gibt einen ganzen haufen single supply opvs.
zB. bei Conrad
http://www.conrad.at/ce/de/product/151706/Operationsverstaerker-Standard-Texas-Instruments-TLC272CD-Gehaeuseart-SO-8-Ausfuehrung-Dual-Single-Supply-OP

oder farnell
http://at.farnell.com/on-semiconductor/mc34074apg/op-amp-single-supply/dp/1468746

musst halt schauen was für dich passt.

da gibts sowohl von texas instruments als auch von analog devices 
application notes dazu.
google: single supply opv application note
und du wirst fündig

lg
Markus

von Kai K. (klaas)


Lesenswert?

>Mittlerweile gibt es bestimmt Operationsverstärker, die für eine
>asymmetrische Spannungsversorgung ausgelegt sind (wo man also keine
>"virtuelle Masse" erzeugen muss) und die dem TL071 von den Daten her
>überlegen sind?!

Hä? Und dann verstärkst du nur die positiven Halbwellen? Wegen des 
Wechselspannungscharakters des Tonsignals brauchst du immer eine 
Signalmasse, die irgendwo zwischen den Rails liegt. Nimmst du eine 
asymmetrische 9V Versorgung, mußt du eine Hilfsmasse erzeugen. Nimmst du 
zwei 9V Batterien, kannst du den Mittelabgriff als echte Signalmasse 
verwenden.

von Harald W. (wilhelms)


Lesenswert?

WolframR_ schrieb:

> Einen OP, der extra für unipolare Betriebsspannungen gebaut ist, gibt es
> nicht?

Doch, der von Mawin vorgeschlagene TS922 ist ein solcher. :-)
Allerdings erkauft man sich das R2R (Rail to Rail)-Verhalten
teilweise mit Verschlechterungen bei anderen Kenndaten.

von ArnoR (Gast)


Lesenswert?

WolframR_ schrieb:
> Einen OP, der extra für unipolare Betriebsspannungen gebaut ist, gibt es
> nicht?

Doch, wie Sand am Meer. Prinzipiell kann jeder OPV (wenngleich auch mit 
gewissen Einschränkungen) mit nur einer Betriebsspannung betrieben 
werden. Dann gibt es Typen, die Eingangs- und Ausgangsseitig bis an eine 
Rail herankommen (Single-Supply-Typen) und schließlich gibt es die 
Rail-to-Rail-Typen, die an beide Rails herankommen. Aber aufpassen, die 
können das nicht in jedem Fall an Eingang und Ausgang.

von MaWin (Gast)


Lesenswert?

WolframR_ schrieb:
> Einen OP, der extra für unipolare Betriebsspannungen gebaut ist, gibt es
> nicht?

Natürlich, seit LM324 können das viele, seit AD820 können viele R2R.

Aber du willst nicht nur die positiven Spannungsspitzen deines Signals 
verstärken, also hilft dir single supply nicht und du brauchst nach wie 
vor eine Schaltung mit Nullpunkt in der Mitte des Aussteuerungsbereichs.

Damit der die 5.6V einer leeren 9V Batterie ausnutzen kann  also R2R

von Tom (Gast)


Lesenswert?

Der LM386 (kein OP, sondern ein Leisntungsverstärker in DIP8) verträgt 
Wechselspannung am Eingang ohne Koppel-C. Als OP gibt es sowas afaik 
nicht.

>virtuelle Masse
bezeichnet eigentlich etwas anderes, nämlich z.B. den -Eingang eines 
invertierenden OP, in dem die Eingangssignale (scheinbar) so 
verschwinden wie in einem Masseanschluss.

Die Gleichspannung, die man bei single-supply-AC-OP-Schaltungen dem 
Nutzsignal überlagert, damit der OP funktioniert, hat mit "Masse" nichts 
zu tun.

von Matthias S. (Firma: matzetronics) (mschoeldgen)


Lesenswert?

WolframR_ schrieb:
> Einen OP, der extra für unipolare Betriebsspannungen gebaut ist, gibt es
> nicht?

Es gab mal die sogen. Norton OpAmps, wie z.B. der LM3900. Die sind aber 
so gut wie vom Markt verschwunden und für raucharme Audiovorstufe ist 
der LM3900 einfach zu schlecht.

von Kai K. (klaas)


Lesenswert?

>>virtuelle Masse
>bezeichnet eigentlich etwas anderes, nämlich z.B. den -Eingang eines
>invertierenden OP, in dem die Eingangssignale (scheinbar) so
>verschwinden wie in einem Masseanschluss.

Es kann auch Hilfsmasse bedeuten:

http://www.ti.com/lit/ds/symlink/tle2426.pdf

>Die Gleichspannung, die man bei single-supply-AC-OP-Schaltungen dem
>Nutzsignal überlagert, damit der OP funktioniert, hat mit "Masse" nichts
>zu tun.

Dann nenne sie halt "Hilfsmasse". Mein Gott, warum immer diese 
Definitionsnörglerei, wenn eigentlich völlig klar ist, was gemeint ist??

von Matthias S. (Firma: matzetronics) (mschoeldgen)


Lesenswert?

Kai Klaas schrieb:
> Mein Gott, warum immer diese
> Definitionsnörglerei, wenn eigentlich völlig klar ist, was gemeint ist??

Kai, da lese ich einfach drüber hinweg. Die ewigen Besserwisser haben 
meistens ausser solchen Beiträgen sowieso nichts zu liefern.

von MaWin (Gast)


Lesenswert?

Kai Klaas schrieb:
> Dann nenne sie halt "Hilfsmasse". Mein Gott, warum immer diese
> Definitionsnörglerei, wenn eigentlich völlig klar ist, was gemeint ist??

Leute, die sonst nichts wissen, hängen sich eben an der Verwendung der 
Worte auf, die sie auch nicht so genau kennen.

"An active virtual ground circuit is sometimes called a rail splitter."

von voltwide (Gast)


Lesenswert?

Matthias Sch. schrieb:
> raucharme Audiovorstufe

Jepp, darauf ist unbedingt zu achten!

von Matthias S. (Firma: matzetronics) (mschoeldgen)


Lesenswert?

voltwide schrieb:
> Matthias Sch. schrieb:
>> raucharme Audiovorstufe
>
> Jepp, darauf ist unbedingt zu achten!

Hehehe, seh ich erst jetzt. Raucharm ist der LM3900 bei richtiger 
Behandlung, rauscharm ist er aber nicht...

von Schmunzler (Gast)


Lesenswert?

Ein raucharmer Bühnenamp macht doch nichts her.
Wenigstens ordentlich glühen sollte es in der Kiste.
Stichwort Bühnenshow.
;-)

von Ulrich H. (lurchi)


Lesenswert?

Es dürfte schon bessere OP-Amps als den TL071 geben. Es ist halt eine 
Frage der Abwägung zwischen Stromverbrauch und Rauschen / GBW. Für eine 
30 fache Verstärkung ist der TL071 von der GBW schon arg knapp. Die 
Schaltung mit diskretem JFET ist da ggf. noch leicht im Vorteil gegen 
einen OP - zumindest wenn der Ausgang nicht so viel Treiben muss.

Ob der OP single Supply fähig ist oder nicht macht keinen wesentlichen 
Unterschied: eine virtuelle Masse oder was ähnliches braucht man so oder 
so. Ein Single-supply oder R2R OP könnte bei den begrenzten 9 V halt 
etwas mehr Amplitude erreichen ohne zu clippen.

von Kai K. (klaas)


Angehängte Dateien:

Lesenswert?

>Es dürfte schon bessere OP-Amps als den TL071 geben. Es ist halt eine
>Frage der Abwägung zwischen Stromverbrauch und Rauschen / GBW.

Ich habe mal eine superrauscharme JFET-Schaltung für eine Stratocaster 
gebaut. Aber das Ergebnis war eher entäuschend, weil das Rauschen zwar 
sehr gering war, dafür aber stark gefärbt. Durch die starke Resonanz der 
Tonabnehmerinduktivität mit der Kapazität des Gitarrenkabels ergibt sich 
ein kräftiges Maximum der rauschrelevanten Quellimpedanz, was ein sehr 
schmalbandiges und damit stark gefärbtes Rauschen ergibt. Mit der Zeit 
wurde das so lästig, das ich den superrauscharmen Verstärker wieder 
zurückgebaut und am Ende einen LF356 mit 12nV/SQRT(Hz) verwendet habe.

Im Anhang ist die Ersatzschaltung eines "single coil" Tonabnehmers einer 
Stratocaster mit der Kabelkapazität gezeigt. Man erkennt ein 
Impedanzmaximum bei rund 3,5kHz von rund 80kOhm. Das entspricht einem 
Rauschen von 36nV/SQRT(Hz)!

Besonders störend wird das Rauschen, wenn statt des JFETs bzw. 
JFET-OPamps ein "rauscharmer" bipolarer OPamp am Eingang sitzt. Bringt 
der 0,6pA/SQRT(Hz) mit, setzt der noch einmal rund 50nV/SQRT(Hz) auf die 
Spitze drauf und verstärkt ganz besonders kräftig das schmalbandige, 
gefärbte Rauschen.

von voltwide (Gast)


Lesenswert?

full ack !
Das Ende vom Lied - TL072 reicht für GitPreAmps aus, da ist rauschmäßig 
nicht mehr viel raus zu holen. Alles was darüber hinaus geht, ist raus 
geschmissenes Geld - für das man besser neue Saiten kauft.

von MaWin (Gast)


Lesenswert?

Kai Klaas schrieb:
> Das entspricht einem Rauschen von 36nV/SQRT(Hz)!

Wie hast du denn das berechnet ? Oktavweise Integration aus dem Diagramm 
(wär mir ja zu mühsam), oder kann das Programm das ?

von Peter D. (peda)


Lesenswert?

WolframR_ schrieb:
> Einen OP, der extra für unipolare Betriebsspannungen gebaut ist, gibt es
> nicht?

Nein.
Alle OPVs können gleichermaßen dual oder single Supply.
Und alle OPVs brauchen bei single Supply eine Hilfsspannung für den 
Arbeitspunkt.

von fuelre F. (fuelre)


Lesenswert?

Auf der Embedded gab es an einem Stand einen neuen OP zu sehen, der sich 
die negative Spannung selbst erzeugt hat. Ich kann allerdings nicht mehr 
sagen, für was dieser OP ausgelegt ist.
falls es von Interesse ist, kann ich dir heute Abend nachschauen was für 
ein IC das war

von MaWin (Gast)


Lesenswert?

fuelre F. schrieb:
> lls es von Interesse ist, kann ich dir heute Abend nachschauen was für
> ein IC das war

Es gab welche von AnalogDevices und LinearTech die eine kleine negative 
interne Spannung selbst machten per Ladungspumpe damit auch wirklich 0V 
rauskommen wenn auf 0V ausgesteuert wurde.

Aber als ich neulich mal gesucht hatte, waren die verschwunden, das 
Signal war wohl zu sehr verseucht, schliesslich muss so ein Ausgang 
einiges an Strom bereitstellen können.

Nun fand ich nur noch welche, die sich eine interne positivere Spannung 
selber machten damit die Eingangsstufe trotz nur eines Transistor bis 
VCC aussteuerbar ist, davon gibt es viele, der interne Strom in winzig 
und immer gleich.

von fuelre (Gast)


Lesenswert?

leider ein bisschen Spät, aber ich hab die Info noch gefunden.

Der IC ist von Maxim und ist ein MAX44267

dieser erzeugt tatsächlich die negative Spannung selbst und kann dann 
aus +9V einer Batterie +-9V erzeugen!

von Günti (Gast)


Lesenswert?

Matthias S. schrieb:
> raucharme

Spricht für sich selbst ! No smoking Preamp (auf Musikerdeutsch)...

von Matthias S. (Firma: matzetronics) (mschoeldgen)


Lesenswert?

Günti schrieb:
> Matthias S. schrieb:
>> raucharme
>
> Spricht für sich selbst !

Donnerwetter - du hast einen Tippfehler schon nach über 2 Jahren 
gefunden! Schade, aber andere waren vor dir so schlau:
Beitrag "Re: Schaltung für Gitarrenvorverstärker mit modernem OP"
Beitrag "Re: Schaltung für Gitarrenvorverstärker mit modernem OP"

von WolframR_ (Gast)


Lesenswert?

WolframR_ schrieb:
> Früher habe ich so etwas mit einem TL071 aufgebaut.
>
> Mittlerweile gibt es bestimmt Operationsverstärker, die für eine
> asymmetrische Spannungsversorgung ausgelegt sind (wo man also keine
> "virtuelle Masse" erzeugen muss) und die dem TL071 von den Daten her
> überlegen sind?!

Ja.

Und den TL071 habe ich immer noch im Einsatz, weil ich immer noch keinen 
besseren OP für die Anwendung gefunden habe.

von Harald W. (wilhelms)


Lesenswert?

Matthias S. schrieb:

> Donnerwetter - du hast einen Tippfehler schon nach über 2 Jahren
> gefunden!

Ja, wahrscheinlich war er zwei Jahre auf der Tippfehlerschule
und hat jetzt das Tippfehlerdiplom.
Ich muss allerdings zugeben: Ein solcher Tippfehler, der einen
neuen Sinn ergibt, reizt mich auch irgendwie; allerdings nicht
mehr nach zwei Jahren.

von Zwille (Gast)


Lesenswert?

raucharm.. ach wie köstlich

von Mohandes H. (Firma: مهندس) (mohandes)


Lesenswert?

WolframR_ schrieb:
> ich suche einen Schaltplan für einen Gitarrenvorverstärker mit einem
> modernem Operationsverstärker.

Der Thread ist ja schon älter ... trotzdem mal off-topic eine Frage in 
die Runde (off-topic deshalb weil ich es nicht mit OP, sondern mit 
Röhren versuchen möchte):

Ein Gitarren-Pedal zur Verstärkung und leichter Verzerrung, versorgt von 
einem 9V-Block. Mit Röhren! Ich habe hier noch ein paar russische 1SH24B 
(Bleistiftröhren) rumliegen. Heizung: 1,2V/13mA(!). Man könnte 3 oder 4 
der 1SH24B heizungsmäßig in Reihe schalten (Rv), eine 9V-Batterie würde 
lange halten.

Hat das schon mal jemand so oder ähnlich gemacht? Warum Röhre und nicht 
Halbleiter brauche ich hier nicht zu erklären - wer den analogen Sond 
kennt, weiß was ich meine. Auch ein DSP oder ein OP mit Ge-Dioden kommen 
an den Röhren-Sond nicht ran (meine, subjektiv, Meinung). Ich habe schon 
einige Pedale mit Röhren (ECCxx) aufgebaut, nur ist die Heizleistung 
(300mA bei 6,3V) für ein Batteriegerät indiskutabel.
Mit den Miniaturröhren habe ich aber keine Erfahrungen, es sind 
HF-Pentoden die auch bei kleineren Spannungen arbeiten (Steilheit =~ 
1mA/V bei Ia = 1mA, Uamax 120V). Macht der Betrieb bei Anodenspannungen 
um die 9V (evtl 18V) überhaupt Sinn?

Ich habe noch ein paar andere Projekte, die ich vorher fertig machen 
möchte (immer alles mögliche anfangen und dann liegen die Fragmente 
erstmal in der Ecke). Wenn es soweit ist, werde ich dazu einen neuen 
Thread aufmachen. Also das Ganze mal auf einem Breadboard aufschmettern 
und messen. 3-4 Stufen Verstärkung, einfache Klangreglung und leicht 
angezerrter Ton.

Aber vielleicht hat jemand diesbezüglich Erfahrungen?

von oerks (Gast)


Lesenswert?

Ja versuch halt.

Mein letzter Preamp ist schon ein paar Jahrzehnte her.
Ein handverlesen rauscharmer BC319 in einfacher Emitterschaltung.
Basiswiderstand war ein 15 Mohm. Kollektorwiderstand weiss ich
nicht mehr. Fuer gute Aussteuerbarkeit sorgten 18 V aus zwei
9 V-Bloecken. Moegliche max. Verstaerkung waren wohl ca. 40 dB.

Gitarre war eine unverbastelte Gibson Standard SG, Baujahr
wohl Anfang der (19)70er Jahre an einem ebenfalls unverbasteltem
Fender Vibroverb.

So einen Ton kann man heute gar nicht mehr kaufen.

Und deine ollen Roehren werden das auch nicht rausreissen!

von Dieter (Gast)


Lesenswert?

Noch etwas zu den Röhren:
http://www.b-kainka.de/bastel63.htm

Die haben eine direkt geheizte Kathode, also keine indirekt geheizte. 
Das erschwert das Ganze oft erheblich.

von Matthias S. (Firma: matzetronics) (mschoeldgen)


Lesenswert?

oerks schrieb:
> Gitarre war eine unverbastelte Gibson Standard SG

Hmm, genauso wie Frank Zappa - Spitzengitarre und m.E. der Les Paul 
immer vorzuziehen :-)

Mohandes H. schrieb:
> Aber vielleicht hat jemand diesbezüglich Erfahrungen?

Korg hat vor einiger Zeit eine neue Röhre für diesen Zweck vorgestellt, 
die mehr wie ein VF Display aussieht, die Nutube:
https://www.amazona.de/top-news-korg-nutube/

Die ist speziell für niedrige Anodenspannung konzipiert. Bei deinen 
Russen musst du mal das Datenblatt konsultieren, wenn man es bekommt. Es 
gibt zwar auch Bauvorschläge mit niedriger Anodenspannung für 
Standardröhren, aber von Aussteuerbarkeit kann man da nicht reden.

von Harald W. (wilhelms)


Lesenswert?

Mohandes H. schrieb:

> Ein Gitarren-Pedal zur Verstärkung und leichter Verzerrung, versorgt von
> einem 9V-Block. Mit Röhren! Ich habe hier noch ein paar russische 1SH24B
> (Bleistiftröhren) rumliegen. Heizung: 1,2V/13mA(!). Man könnte 3 oder 4
> der 1SH24B heizungsmäßig in Reihe schalten (Rv), eine 9V-Batterie würde
> lange halten.
Ich denke, da überschätzt Du die 9V-Blöcke. Die würden vermutlich
allein durch die Heizung nach 10 Std. leer sein.

von fgh (Gast)


Lesenswert?

MaWin schrieb:
> Da war natürlich der TL072 mit seinem begrenzten Signal seinem
> rüden Clippingverhalten und seinen phase inversal genial, bei 9V Block
> allerdings stark abhängig voom Ladezustand der Batterie.

Mein Git.-PreAmp mit TL071 klang immer besonders cool und rauchig, kurz 
bevor der 9V-Block komplett in die Knie gegangen ist.
Andere Opamp-Typen klingen da bisweilen grausam...

von Zeno (Gast)


Lesenswert?

Singlesupply hilft Dir da nicht wirklich weiter, da Dein Eingangssignal 
symmetrisch bezüglich Bezugspotential ist, d.h. Du hast positive und 
negative Signalanteile, die Du ja beide verstärken möchtest.
Du kommst nicht umhin die OPV's so einzustellen, das deren 
Ausgangssignal gleichspannungsmäßig auf Mittenpotential zwischen den 2 
Betriebsspannungen liegt, damit Du gleichmäßig nach beiden Seiten 
aussteuern kannst.
Bedeutet Du mußt ein Symmetriepotential schaffen, das für die 
OPV-Schaltung die Gleichspannungsmäßige Masse darstellt. 
Wechselspannungsmäßig wird diese virtuelle Masse mit einem hinreichend 
großen Kondensator mit der Signalspannungsmasse verbunden. Hier 
https://www.musiker-board.de/proxy.php?image=http%3A%2F%2Fhpbimg.someinfos.de%2Fworkshops%2Famuser%2Fbass-amuser_schematic_v1-1.jpg&hash=2e050a314893e8e9565f49c7b501b75e 
ist mal ein Beispiel wo das so gemacht wurde.

Wenn es nur ein einfacher Vorverstärker sein soll, also ganz ohne 
Effekte, dann würde ich das mit einem FET in der Vorstufe und 1-2 
Transistorstufen realisieren, also eine klassische NF-Vorstufe. Einen 
hochohmigen Eingang erzielt man auch ohne FET mit einem 
Bipolartransistor in Kollektorschaltung.

von Mohandes H. (Firma: مهندس) (mohandes)


Lesenswert?

Werde ich also demnächst mal ausprobieren. Datenblätter sind kein 
Problem, ich werde das grob abschätzen und dann empirisch weiter machen. 
Die Frage ist halt, wie HÖRT es sich dann an!? Vielleicht taugen die 
Bleistiftröhren ja überhaupt nicht zu diesem Zweck (eigentlich 
HF-Pentoden, waren sogar in diversen MIGs drin (Zuverlässigkeit), müßten 
aber ja auch für NF geeignet sein).

Simulieren ist nicht so mein Ding (werde mich aber mal in Spice 
einarbeiten), ich baue lieber einen Prototyp und dann das 'Feintuning'. 
Und: Spice ersetzt ja auch nicht das Gehör!

Ob 'handverlesen rauscharmer BC319' oder 'olle Röhren' ist auch keine 
Frage, der Sound entscheidet! Über das Rauschen mache ich mir auch 
weniger Gedanken, sonst würde ich mir ein ganz anderes Konzept 
überlegen. Aber: wenn ich z.B. die 1. Pentode als Triode schalte, ist 
das Rauschen dann geringer? Pseudo-Trioden, keine Ahnung wie die sich 
bezüglich Rauschen verhalten.

10-15 Std mit einem 9V-Block - ist doch bühnentauglich. Es gibt 
praktisch überhaupt keine Röhren, die von Heizleistung und 
Anodenspannung batterietauglich sind. Deswegen die Idee mit der 1SH24B.

Ich werde demnächst also mal aufbauen, probieren und dann (in einem 
neuen Thread) berichten.

von oerks (Gast)


Lesenswert?

> Ob 'handverlesen rauscharmer BC319' oder 'olle Röhren' ist auch keine
> Frage, der Sound entscheidet!

Ja, ich hatte es da einfach. Mir reichte "lineare Verstaerkung".
Den Rest besorgten schon Gitarre und Instrumentenverstaerker.
Das unterschaetzt du glaube ich gewaltig.

Wenn dich jemand mal an eine Gibson Standard SG entsprechenden
Baujahres laesst, heb sie einfach mal hoch.
Zwei Finger werden da nicht reichen.

von Mohandes H. (Firma: مهندس) (mohandes)


Lesenswert?

Eine Gibson hatte ich auch schon in der Hand, kann ich mir nicht 
leisten. Ich spiele mit meinem 30 Jahre alten Strat-Nachbau. Leicht 
modifiziert (Pick Ups).

Klar, Effektgeräte gut und schön - den 'Sound' macht das Instrument. Und 
ob man spielen kann. Ich habe mal gelesen daß Billy Gibbons einen Song 
ganz bewußt auf einer $100-Kaufhausgitarre eingespielt hat - einfach 
weil er es KANN! (Ich glaube, es war 'Sharp Dressed Men' oder 'Under 
Pressure').

Ich möchte auch keinen brutalen Distortion, sondern nur ein leicht 
angezerrtes Signal. Mein Fender Champ kommt sehr clean rüber. Ist 
einfach ein Experiment, und weil ich die Röhren rumliegen habe.

Was ganz anderes (ich bin nicht ganz auf dem aktuelken Stand was auf dem 
Markt ist): ich habe mal über aktive Pick UPS gelesen. D.h. alle 6 
Saiten haben jeweils einen eigenen Pick Up, der (mehr oder weniger 
unbeeinflußt von den anderen) nur das jeweilige Signal aufnimmt. So 
könnte man auch Akkorde verzerrt spielen, ohne Dissonanzen. Gibt es 
sowas? Ist sonst nicht mein Stil, ich mag es eher puristisch, aber 
interessanter Gedanke.

von oerks (Gast)


Lesenswert?

> alle 6 Saiten haben jeweils einen eigenen Pick Up

Sowas hat jeder ordentliche Gitarrensynthie als Pickup.
Und das schon ziiiiemlich lange.

von Mohandes H. (Firma: مهندس) (mohandes)


Angehängte Dateien:

Lesenswert?

So sieht die 1SH24B aus. Bleistiftröhre! Ist eine vollwertige Pentode 
(und wurde auch in der militärischen Funktechnik in Russland 
eingesetzt). Es gab sogar Einschubkarten in den 70- & 80ern, z.B. als 
Filtermodule.
Vergleichbare Typen gab es auch aus D und USA (aber diese gab/gibt es 
bei Pollin für sehr wenig Geld).
Angesehen von den noch kleineren Nuvistoren (die bis in den 80ern in 
Tektronix-Oszis steckten) 'der letzte Schrei' der Röhrenindustrie, bevor 
Germanium, Silizium & Co. den Siegeszug antraten.

von Mohandes H. (Firma: مهندس) (mohandes)


Lesenswert?

oerks schrieb:
> Sowas hat jeder ordentliche Gitarrensynthie als Pickup.
> Und das schon ziiiiemlich lange.

Und dann als Kabel ein 6- oder 7-adriges. Bzw noch Spg-Versorgung ... 
muß ich mal nachlesen. Aber Gitarrensynthie, keine normale Gitarre.

von MaWin (Gast)


Lesenswert?

WolframR_ schrieb:
> die für eine asymmetrische Spannungsversorgung ausgelegt sind (wo man
> also keine "virtuelle Masse" erzeugen muss)

?!?

WolframR_ schrieb:
> Wenn ja, kann jemand einen passenden OP-Typen empfehlen

TS524 oder OPA1644, je nach Anspruch.

von oerks (Gast)


Lesenswert?

> Aber Gitarrensynthie, keine normale Gitarre.

Was man mit den Signalen macht, ist ja jedem selber ueberlassen.

Es gibt Gitarren(-controller) mit Split-Pickups.
Man kann einen solchen Pickup auch an einer normalen Gitarre anbringen.

von Mark S. (voltwide)


Lesenswert?

Wer die Saiten auch schon mal um mehr als einen Halbton zieht wird mit 
split-coil PUs wenig Freude haben wo der Ton "absäuft" wenn die Saite 
zwischen zwei Polmagneten steht.

von Mark S. (voltwide)


Lesenswert?

Mohandes H. schrieb:
> So
> könnte man auch Akkorde verzerrt spielen, ohne Dissonanzen.

Nee, versprich Dir mal nicht zuviel davon. Lerne dafür lieber 
power-chords mit 2, höchsten 3 Tönen zugleich.

von Klaus R. (klara)


Lesenswert?

WolframR_ schrieb:
> Früher habe ich so etwas mit einem TL071 aufgebaut.
>
Für eine Gitarre reicht der immer noch. Was gefällt Dir an dem TL071 
denn nicht?

> Mittlerweile gibt es bestimmt Operationsverstärker, die für eine
> asymmetrische Spannungsversorgung ausgelegt sind (wo man also keine
> "virtuelle Masse" erzeugen muss) und die dem TL071 von den Daten her
> überlegen sind?!

Ja, wenn Du die Versorgungsspannung nur mit einer Batterie einrichtest, 
dann brauchst Du eben für eine maximale symmetrische Austeuerung den 
Arbeitspunkt bei UB/2, also 9V/2 = 4,5V. Das hat mit dem TL071 nichts 
zutun.

Klar gab es damals schon dem TL071 überlegene OPV. Aber es müßten schon 
besondere Anforderungen sein, um für eine Gitarre vom TL071 abzuweichen.
mfg Klaus

: Bearbeitet durch User
von blop (Gast)


Lesenswert?

Niedrige Versorgungsspannung war nie eine Stärke des TL071 und ja zu 
seiner Zeit war +-4,5V niedrig.
Recommended Operating Conditions +-5V minimum (TL072 TI Datenblatt  rev. 
2017).
Das hat in den 80ern  die Japaner nicht davon abgehalten den in ihren 
Tretmienen gelegentlich zu verbauen.
JRC bzw. NJM4558 wurden da allerdings bevorzugt genommen die arbeiten 
noch bei deutlich niedrigerer Spannungen was die Lebenserwartung des 9V 
Blocks erheblich erhöht.

von mark space (Gast)


Lesenswert?

Aktuell empfehle ich den CMOS-Typen OPA2196 mit 0,14mA/OPV; 4,5~36V und 
15nV/Wurzel(Hz).

von oerks (Gast)


Lesenswert?

Ernstgemeinter Tip an den TO:

Warum versuchst du nicht einfach mal einen "normalen" Transistor
in Emitterschaltung ohne Gegenkopplung?
Die Dimensionierung ist zwar kritisch und man wird ein wenig
probieren muessen, aber die Anzahl der Bauelemente ist ja
deutlich ueberschaubar. Dazu kann es noetig sein, die
Betriebsspannung von 9 V auf 18 V zu erhoehen.
Ein Poti am Ein-/Ausgang der Stufe schadet u.U. auch nicht.
Die leichte Verzerrung wie du sie wuenscht, laesst sich am
einfachsten am Eingang deines (Roehren?-)Amps erreichen.
Der Preamp sollte dabei immer im linearen Bereich bleiben.
(Zumindest einigermassen...)

Wenn Instrument und Amp einigermassen etwas taugen wird das
gut funktionieren. Hat es bei mir ja auch.

Interessant ist evtl. noch die Umschaltung. Der Fender hatte
2 regelbare Eingaenge. Damit war die Realisierung sehr einfach.

Viel Erfolg!

Bitte melde dich an um einen Beitrag zu schreiben. Anmeldung ist kostenlos und dauert nur eine Minute.
Bestehender Account
Schon ein Account bei Google/GoogleMail? Keine Anmeldung erforderlich!
Mit Google-Account einloggen
Noch kein Account? Hier anmelden.