Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Welchen OpAmp für einen Transimpedanzverstärker?


von Timo W. (timo_w490)


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Hallo,

ich würde gerne die Photodiode eines SPO2 Sensors mit einem ADC 
auslesen, dazu habe ich mir einen TIA mit einem LM358P gebaut, leider 
reicht der Diodenstrom gerade im unteren Bereich nicht immer um die 2mV 
Input Offset zu erreichen.. Es liegen dann 0V am Ausgang an :(.

Ich sehe auch auf dem Scope, dass das Signal relativ stark rauscht 
(Rauschen ist ca 10% des angestrebten Messbereiches), da weiß ich nicht 
ob das von der Diode oder von dem 1 MOhm Feedback und dem OpAmp kommt, 
es ist auch nicht so schlimm, da ich später über längere Zeit mitteln 
kann und somit das Rauschen gut rausgefiltert bekomme. Ich brauche eh 
keine all zu hohe Abtastfrequenz (100Hz reichen locker).

Mit dem Gain würde ich sogar lieber noch etwas raufgehen > 1MOhm 
Feedback. Macht es da eher Sinn einen zweiten OpAmp dahinter zu schalten 
oder einfach den Feedbackwiderstand noch hochohmiger zu machen? Oder 
schenkt sich das ganze nicht, da ich mit nem 2. OpAmp nur das Rauschen 
des Ersten verstärke?

Gibt es einen OpAmp mit Input Offset im nV Bereich der sich für eine TIA 
Schaltung eignet und jezt nicht gerade in einem minikleinen SMD Gehäuse 
kommt? Wenn es einen wie den LM358P in Thru-Hole gäbe wäre das natürlich 
toll :)

von Yalu X. (yalu) (Moderator)


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Timo Witte schrieb:
> leider reicht der Diodenstrom gerade im unteren Bereich nicht immer um
> die 2mV Input Offset zu erreichen.. Es liegen dann 0V am Ausgang an
> :(.

Dich stört nicht die Offsetspannung, sondern der Bias-Strom.

Die Offsetspannung überträgt sich mit ungefähr Faktor 1 auf den Ausgang,
führt also zu einem Fehler von max. ±7mV. Der Bias-Strom hingegen führt
am Ausgang zu einem Fehler von max. -250nA · 1MΩ = -250mV. Falls du den
Opamp mit Single-Supply betreibst, muss der Photostrom erst den Bias-
Strom überschreiten, bevor sich am Ausgang etwas tut.

Den Bias-Strom kannst du leicht dadurch kompensieren, indem du vor den
nichtinvertierenden Eingang des Opamps einen Vorwiderstand schaltest,
der gleich groß wie der Feedback-Widerstand ist. Dann stört nur noch der
Offsetstrom, der deutlich geringer als der Bias-Strom ist.

Besser ist es aber, gleich einen Opamp mit sehr geringem Bias-Strom,
also einen JFET- oder Mosfet-Typ zu nehmen.

von Helmut S. (helmuts)


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Die Wahl des Opamps hängt auch von der verfügbaren Versorgungsspannung 
ab.
Welche Versorgunsspannungen stehen zur Verfügung?
Beispiel: +5V, -5V
Zeichne doch mal einen Schaltplan deines TIA. Dann sieht man welcher 
Opamp überhaupt passen könnte.

: Bearbeitet durch User
von Student (Gast)


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Nicht Steckbretttauglich, aber hört sic trotzdem passend an, weil genau 
dafür gebaut: AFE4490/AFE4400/AFE4403

von Wolfgang (Gast)


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Timo Witte schrieb:
> Ich brauche eh keine all zu hohe Abtastfrequenz (100Hz reichen locker)
Dann baue den TIA z.B. mit einem Hochpass in der Gegenkopplung, um bei 
hohen Frequenzen den Umsetzfaktor zu reduzieren.

http://en.wikipedia.org/wiki/Transimpedance_amplifier

von MaWin (Gast)


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Timo Witte schrieb:
> habe ich mir einen TIA mit einem LM358P gebaut,

Der allerbilligste aller Operationsverstärker. Auch dir dürfte spontan 
einleuchten, daß der wohl nicht die beste Wahl ist.

Letztlich hängt die Auswahl natürlich immer davon ab, was "ausreichend" 
ist, es muss ja nichts "beste & teuerste" sein. Aber dir ist er 
offensichtlich nicht ausreichend.

Nimm was ordentliches. Da wir nicht wissen, wie hoch deine Anforderungen 
wirklich sind, hier was zum Lesen
http://www.electrooptical.net/www/frontends/frontends.pdf
http://www.microchip.com/downloads/en/AppNotes/01494A.pdf

von Wolfgang (Gast)


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Timo Witte schrieb:
> Gibt es einen OpAmp mit Input Offset im nV Bereich der sich für eine TIA
> Schaltung eignet ... ?

Das Thema ist nun nicht ganz neu ...
Beitrag "Re: Transimpedanzwandler für Photodiode"

von Timo W. (timo_w490)


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Wolfgang schrieb:
> Timo Witte schrieb:
>> Gibt es einen OpAmp mit Input Offset im nV Bereich der sich für eine TIA
>> Schaltung eignet ... ?
>
> Das Thema ist nun nicht ganz neu ...
> Beitrag "Re: Transimpedanzwandler für Photodiode"

Hm, OK also lieber nur eine Stufe zwecks rauschen. Die Anforderungen in 
dem Thread sind aber halt auch ganz anders. Da soll eine mini Sonne mit 
unglaublich viel Licht gemessen werden.

Ich will sehr schwache Signale messen, Licht einer LED durch einen 
Finger. Die LEDs packen max. 20mA nach dem Finger kommt da dann halt 
kaum noch was an. Da wird viel Licht absorbiert und auch gestreut...

Wäre der LT1028 evtl. was? Im Datenblatt ist explizit ein TiA mit 
Fotodiode erwähnt.

von Helmut S. (helmuts)


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Wäre der LT1028 evtl. was? Im Datenblatt ist explizit ein TiA mit
Fotodiode erwähnt.

Nein, total daneben.

Du musst unbedingt einen Opamp mit Jfet oder einen CMOS-Opamp nehmen.
Welche Versorgungsspannung(en) hast du denn zur Verfügung? Ohne diese 
Info kann man keinen Opamp wählen.

: Bearbeitet durch User
von Michael B. (laberkopp)


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Timo Witte schrieb:
> Wäre der LT1028 evtl. was?

Ganz schön teuer.

Teuer muss in der Situation nicht unbedingt gut sein.

Da aber kein Schwein deine Anforderungen kennt, ist es witzlos nach 
einem OpAmp zu suchen.

von Timo W. (timo_w490)


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5V Versorgungsspannung
Abtastrate 100Hz danach digital ein 10Hz Low-Pass Filter.

20mA rote-LED durch den Finger,
sollten so um die 20pA Strom an der Photodiode sein. Das interessante 
Signal auf den 20pA ist vermtl. um die ~1pA.

von Pandur S. (jetztnicht)


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Wie immer, das Wichtigste kommt erst nach N Posts.

Allenfalls muesste man das Licht modulieren, um den Hintergrund 
loszuwerden. Der Photostrom ist ewas auf der kleinen Seite. Da ist die 
Bandbreite Futsch. Weshalb kommt da nicht mehr ? Macht dass da mehr 
kommt.

von Timo W. (timo_w490)


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Ich habe mir in zwischen einen Clip besorgt welcher eine LED und eine 
Photodiode perfekt um den Finger plaziert (NELLCOR A-100). Das hab ich 
jetzt mal an meinen bestehenden TIA mit (LM358P) gehängt und die Rote 
LED mit 15mA versorgt.
Wie im Bild zu sehen kommen da schon halbwegs sinnvolle Signale raus, 
trotz schlechtem Op-Amp und keinem Filter.. Davor mit nur einer 
Photodiode mit Finger drauf ging das Nutzsignal im 50Hz brummen komplett 
unter, die Amplituden waren so 1:10 etwa.

Ich denke der 50Hz Filter würde das Signal nochmal deutlich sauberer 
werden lassen, aktuell liegt da immer die 50Hz Netzbrummen drauf :( 
obwohl ich das alles über nen Linearregler mit Batterie versorge.. 
vermtl. koppelt das über mein Scope ein oder einfach per RF? Beleuchtung 
habe ich komplett abgeschaltet im Raum, kann also nicht über die 
Fotodiode sein. Macht auch kaum einen Unterschied ob die Beleuchtung an 
ist oder nicht. Der Clip scheint das ganz gut abzuschirmen.

Die Amplitude des Nutzsignales ist ja jetz ~400mV nach dem OpAmp, jedoch 
mit ~5,5V Offset.
Wie kriege ich denn das Offset weg? Mit einem Kondensator und noch einem 
OpAmp dahinter? Dann würde das Signal ja aber auch nach dem Kondensator 
< 0V gehen oder? Wie kriege ich das hin, dass das Signal 0-400mV sind?

von MaWin (Gast)


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Irgendwie glaube ich, dass ein Phototransistor bei den langsamen 
schwachen Signalen besser wäre, zumal man die Intensität der >Sende-LED 
so regeln kann, dass der Arbeitspunkt stimmt.

von Timo W. (timo_w490)


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Habe jetzt die Schaltung nochmal etwas überarbeitet und direkt hinter 
die Photodiode einen 470pF Folienkondensator gepackt um das Offset weg 
zu kriegen. Allerdings liefert das ganze immer noch nicht so wirklich 
gute Signale...

Ich habe mit einem OpAmp einen virtuellen Ground bei 5V erstellt (10V 
Eingansspannung) damit ich die positiven wie negativen Ausschläge 
mitbekomme. Allerdings kommen jetzt am Ende so im Mittel 9V raus und 
nicht 5 :( Sobald ich die Verstärkung des hinteren OpAmps erhöhe kommen 
einfach nur noch konstant 10V, da das Signal außerhalb des Bereichs 
liegt.

Woran liegt das? Ist mein Spannungsteiler nicht 100% exakt? Oder sind 
das irgendwelche Toleranzen bei den OpAmps?

Die Verstärkung müsste ja auch eigentlich ziemlich gut sein, der vordere 
OpAmp hat 2 Megaohm im Feedback und der hintere 6kOhm über 100Ohm (60x 
Verstärkung).. Trozdem sehe ich nur ca 400mV Signal am Ausgang :(

Edit: 1. Bild der Schaltung ist falsch, es ist wie im 2. Bild..

: Bearbeitet durch User
von Hp M. (nachtmix)


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Timo W. schrieb:
> Ich will sehr schwache Signale messen, Licht einer LED durch einen
> Finger. Die LEDs packen max. 20mA nach dem Finger kommt da dann halt
> kaum noch was an.

Ist nicht so ganz neu. https://de.wikipedia.org/wiki/Pulsoxymetrie
Wegen  zahlreicher Fehlermöglichkeiten misst man heute aber nicht mehr 
mit nur einer einzigen LED, sondern auf bis zu 7 Wellenlängen.

von M. K. (sylaina)


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Ich benutze beim TIA oft einen AD820 oder aber OPA340

Timo W. schrieb:
> Habe jetzt die Schaltung nochmal etwas überarbeitet und direkt hinter
> die Photodiode einen 470pF Folienkondensator gepackt um das Offset weg
> zu kriegen. Allerdings liefert das ganze immer noch nicht so wirklich
> gute Signale...

Bist du irre? Dir ist schon klar, dass damit die Dynamik im Keller 
liegt? Ist dir klar, dass man die Photodiode mit einer Sperrspannung 
betreibt um die Kapazität zu drücken und damit die Schaltung schneller 
zu machen? Und du schaltest einen 470 pF Kondensator dazu, das kann ja 
nur schief gehen.

von Timo W. (timo_w490)


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Das mit der Sperrspannung weiß ich, aber ohne den Kondensator ist das 
Signal nach dem ersten opamp einfach 10V je nach Lichtstärke... Sollte 
ich eher eine niedrigere Verstärkung in der ersten Stufe wählen und dann 
den Kondensator hinter den 2. opamp packen? Irgendwie muss ich ja das 
Offset zu meinen 5v virtuellem ground wegkriegen...

von M. K. (sylaina)


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Timo W. schrieb:
> Das mit der Sperrspannung weiß ich, aber ohne den Kondensator ist das
> Signal nach dem ersten opamp einfach 10V je nach Lichtstärke

Ich nehme mal an, dass dein OPAmp auch dafür geeignet ist (du also 
keinen LM358 mehr benutzt). Um 10 V am Ausgang des TIAs zu bekommen muss 
bei deinem Feedback (2 MΩ) grad mal 5 µA Photostrom fließen. Also je 
nach Photodiode und Einstrahlung bekommt man 5 µA sehr schnell hin.
Und wenn das Ganze nicht geschirmt ist misst du auch noch die Umgebung 
damit mit denn ein Störsignal bei solch einem großen Feedback koppelt 
sich sehr sehr schnell ein. Also Schirmen!

von Stefan S. (mexakin)


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Die Diode vorspannen macht man doch um ihre kapazität zu verringern, 
wurde ja schon gesagt, die Frage ist ob das ist deinem langsamen Fall 
überhaupt notwendig ist.

Wenn die nicht mehr vorgespannt ist, vielleicht bekommst ud dann ja mal 
vernünftige Ergebnisse nach der ersten Stufe, auch ohne KoppelC, welches 
dir natürlich alles verhaut, im Sinne von erst tust du was für die 
Bandbreite, anschließend arbeitest du mit dem C wieder dagegen, das 
macht wenig Sinn.

von Pandur S. (jetztnicht)


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Eigentlich sollte man moduliertes Licht verwenden. Dann sind Brumm und 
Rauschen weg...

von M. K. (sylaina)


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Jetzt N. schrieb:
> Eigentlich sollte man moduliertes Licht verwenden. Dann sind Brumm und
> Rauschen weg...

Das ist ja nicht das Problem…zumindest noch nicht.
Im Moment ist es ja so, dass er alle Segel gesetzt hat und jetzt wo er 
merkt dass er zu schnell ist hat er mal den Anker geworfen.

So wie ich es verstehe erwartet er ein Nutzsignal von um die 20 pA. Und 
das will er mit einem OP auswerten der schon bei Raumtemperatur das 
5000-fache (LM358 hat bis zu 100 nA Input Bias Current) an Bias hat. 
Völliger Quatsch so an die Aufgabe ran zu gehen.
Ich selbst würde sogar den AD820, den ich vorschlug, als grenzwertig 
erachten. Der hat aber immerhin maximal nur 20 pA Input Bias Current bei 
Raumtemperatur.

Der 50 Hz "Brumm" deutet auf mangelhafte Schirmung hin denn Timo sagte, 
die Schaltung wird aus einer Batterie gespeist, über die Versorgung 
kanns also nicht kommen. Bei dem Feedback, den er braucht um aus 20 pA, 
ich sag mal, 5 V zu machen braucht (entspricht also 250 MegΩ) man nur 
mal Husten bei schlechter Schirmung und schon hüpft der Ausgang fröhlich 
durch die Gegend. Vom Schaltungsdesign hab ich da noch gar nicht 
angefangen zu reden.

: Bearbeitet durch User
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