Forum: Haus & Smart Home Raffstoren Lamellenposition steuern


von Christian H. (c_h)


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Hallo!

Ich beschäftige mich gerade damit, wie ich die bald zu bestellenden 
Raffstoren/Jalousien ansteuern kann. Die ausgewählten (Roma Modulo P. 
mit Elero-Mittelmotor JA06 soft) haben aller Wahrscheinlichkeit nach wie 
die Rollläden 4 Adern, 230V, eine für hoch, eine für runter, N und PE. 
Wenn sie fahren müssten sie wohl erst schnell die Lamellen verstellen 
und sich dann bewegen.
Die Steuerung soll wie bei den vorhandenen Rollläden mit Atmega und 20 
EUR 16-fach Relaiskarte erfolgen. Funk-Systeme (insbesondere dieses 
HomeIO-Control von Velux und Somfy) sind 100% tabu.

Ich denke, ich muss sie genau ausmessen, d.h. wie lange fährt es hoch, 
wie lange fährt es runter (so wie bei den Rollläden), wie lange dauert 
es bis es anläuft, wie lange dauert eine Lamellenwendung usw. und kann 
dann z.B. 70% hoch, Winkel 45° in entsprechende Fahrtzeiten umrechnen 
und ausführen.

Oder geht das mit der Lamellenneigung irgendwie anders?

Meine Google-Suchen fanden auch nur Probleme von Leuten, die z.B. ihre 
KNX-Aktoren genau mit den richtigen Totzeiten einrichten müssen, damit 
sie wenigstens ein paar Lamellenpositionen ansteuern zu können.

Es gibt aber wohl auch SMI-Motoren oder Funksysteme bei denen man die 
Neigung mit einem Rad an der Fernbedienung einstellen kann. Lohnt sich 
sowas prinzipiell? Wie funktioniert das? Ist da generell auch einfach 
nur ein Motor mit 2 Endabschaltern drin oder aufwendigere Messtechnik?

Es kann ja sein, dass jedes System auf dem Markt, das die 
Lamellenposition genau einstellen kann einfach nur mit der eingebauten 
Elektronik die Fahrtzeiten misst und z.B. bei Abfrage der Position und 
Neigung die internen Zeitmesswerte aus dem RAM liefert.

Oder gibt es da (bezahlbare, nicht proprietäre, per eigener Elektronik 
ansteuerbare) Systeme mit guten Messgebern oder gar 2 Motoren, einer für 
Positionen und einer für Lamellen?

Danke für alle Hinweise! (Oder sogar Links auf Open Source 
Heimautomatisierungsprojekte mit Lamellensteuerung)
 Christian

: Bearbeitet durch User
von oszi40 (Gast)


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Christian H. schrieb:
> Ich denke, ich muss sie genau ausmessen, d.h. wie lange fährt es

Das wird nicht ganz einfach, ohne die genaue Stellung zu messen. 
Entweder fährst Du "erbarmungslos" wie mancher Drucker irgendwo gegen 
einen Anschlag und von da an x Schritte zurück oder Du KANNST genau 
messen wo da Ding momentan steht (auch nach Spannungsausfall oder 
Verklemmung). Evtl. könntest Du z.B. einen Faden mitführen, der einen 
digitalen Drehgeber füttern?

von Christian H. (c_h)


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Doch das geht im Prinzip schon: Man kann die Laufzeiten messen und beim 
Anschlag dann kalibrieren. Man kann auch immer wieder ein Stück vor und 
zurück fahren und die Laufzeit auch dabei messen und fortschreiben. Bloß 
wird es halt sicher immer ungenauerer je länger die Kalibrierung her 
ist. Und man muss Totzeiten und evtl. das Gewicht von Regen bedenken.
Beim Rolladen habe ich drin, dass er bei den vollständigen Positionen 
etwas länger den Motor anmacht um damit gleich zu kalibrieren. Und nach 
20x Fahrt ohne Endstellung
Ich habe das aus Zeitmangel noch nicht in der finalen Form mit den 
Rollläden ausprobiert, bin aber ganz sicher dass es funktioniert. Jeder 
kommerzielle Aktor macht das wohl auch so.

Es geht hier nur darum, ob es bei Raffstoren mit Lamellenposition auch 
klappt: Die Lamellenposition ändert sich ja sehr sehr schnell, während 
das Hochfahren lange dauert. Beim Hochfahren fällt die Ungenauigkeit 
nicht so auf. Darauf bezieht sich mein Problem: Ist es gängige Praxis 
und erzeugt vernünftige Ergebnisse, wenn man die Laufzeit misst?

Bauen Hersteller Drehimpulsgeber in ihre Geräte ein oder machen die das 
intern auch nur grob nach Laufzeit?

Vermutlich sind SMI-Raffstoren die richtige Lösung für mich, siehe
Beitrag "Gibt es irgendwo brauchbare Infos zu SMI ?"

Dort steht, dass Drehgeber drin sind.

Einen Faden mitlaufen lassen übersteigt meine handwerklichen 
Fähigkeiten. Ich müsste dafür einen wetterfesten Kasten außen anbringen 
usw.

Hoffentlich sind die SMI-Versionen lieferbar und bezahlbar. Im anderen 
Thread steht ja wie man sie ansteuert, bloß wie die Lamellenposition 
geht steht da noch nicht

von Thorfinn (Gast)


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Automatisierter aussenliegender Sonnenschutz ist eine gute Sache fürs 
Raumklima. Denke daran einen Anemometer auf die Logik zu schalten, damit 
die Dinger nicht wegfliegen.
(Wer kein Anemometer hat, holt sich die Windstärke der Böhnen "wind gust 
velocity" aus den METAR Wetterdaten des nächstgelegenen Flughafens)

Den Sonnenschutz nur partiell herunterzufahren ist klimatechnisch 
Mumpitz.
Menschen mögen es aber nicht hinter den Lamellen "eingesperrt" zu sein.
Deshalb nimmt die Automatik immer 100% Abschattung der Glasfläche und 
man setzt Taster.

Was man gerne möchte ist, dass die Lamelle haargenau einen cut-off 
Winkel darstellt. Die direkte Sonnenstrahlung bleibt so aussen vor. Ein 
Ausblick ist möglich. Kein Zebralicht im Raum. DAS habe ich noch NIE 
funktionierend gesehen. In der Mechanik insbesondere beim Zugfaden ist 
zuviel Schlupf.
Deshalb setzt man Taster, die Automatik übersteuert und der Mensch 
regelt nach eigenem Behagen nach.

Die Winkelstellung der Lamellen geht oft nur über die 2 Zugfäden. Nach 
dem Senken steuert man also auf Heben um und kippt so die Lamelle.

Die Lamelle ist geostationär. Den genauen cut-off Winkel kannst du dir 
mit einem Kalender und Uhr ausrechnen.

Die Motorenlaufzeit zum umsteuern musst du wohl oder übel empirisch 
bestimmen und ab und zu nachkalibrieren. Die Länge der Zugfäden zu 
vergleichen nützt ein bischen. Aber im Aussenbereich treten 
Wärmedehnungen auf, die Wickelung des Zugfadens ist eher zufällig.....

Deshalb mein Tipp: Taster setzen. Das erhöht den FAF eines automatischen 
Sonnenschutzes ungemein. Nach Betätigung des Tasters sollte die 
Automatik dann für min. 1h, besser 2h "die Klappe halten".

von Andreas (Gast)


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Wie berechnet ihr die CUT-OFF  Position?

von Hugo P. (portisch)


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Also ich benutze eine SPS mit Oscat Modulen.
Da wird die Zeit gemessen was der Raffstore runter/rauf braucht und die 
Zeit was die Lamellen zum Drehen braucht.
Danach hat man einen Wert 0..255 (Unten..Oben) und "kennt" so ca. die 
Position.

Dann gibt es ein Modul das diese Werte in Scenen abspeichert.
Ich wähle dann diese Scenen an und der Raffstore fährt in die gewünschte 
Position.

Die Oscat Bibliothek ist Open Source - da kann man sich Ideen holen.
Auch ist die Beschreibung nicht so schlecht was jedes Modul machen kann.

von Thorfinn (Gast)


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Thorfinn schrieb:
> Die Lamelle ist geostationär. Den genauen cut-off Winkel kannst du dir
> mit einem Kalender und Uhr ausrechnen.

Eigene Erfahrungen aus der Programmierung habe ich keine. Ich habe mich 
nur mit verschiedenen GLT programmeuren herumgeschlagen bei diversen 
Objektbauten (Schulen, Biblioteken, Museen, Büro- und Verwaltungsbau 
etc.)

Wie gesagt, funktionierende Ansteuerung des cut-off Winkels habe ich 
noch nie gesehen. Deshalb Taster.

Teoretisch kannst du dir den cut-off winkel berechnen.
Baubedingt sind gegeben:
- Lamellenabstand und -breite
- Azimutwinkel der Facade
- Höhe der Sonne ist durch den Standort (Breitengrad) gegeben.
  (in List auf Sylt max 59 Grad und in Berchtesgarden max 65 Grad)

Der Zeitpunkt der max. Höhe ist durch den Längengrad gegeben.
In Frankfurt (Oder) ist die Sonne bummelich 42 Minuten in max Höhe bevor 
das gleiche in Aachen passiert.

Die genaue Uhrzeit kann man sich über NTP holen. Wer mit UCT rechnet, 
braucht keine Sprünge beim Wechsel zu Sommerzeit machen.

Aus der Uhrzeit und dem Standort, kannst du die genaue Höhe und den 
Azimut der Sonne errechnen.

Der Rest ist Strahlengeometrie (dafür bin ich jetzt aber zu faul).
Die Faustregel bei Azimut = 0 ist: Wenn du bei waagerechter Lamelle in 
max Sonnenhöhe den Cut-off Winkel hasst, muss der Kippwinkel der Lamelle 
das doppelte der Differenz von aktueller Sonnenhöhe und maximaler 
Sonnenhöhe betragen.
Bei anderen Azimutwinkeln (<> 0) ist die effektive Lamellenbreite 
grösser und du hasst weniger Sorgen.

Von einer kontinuierliche Nachführung würde ich stark abraten. Das 
herumgemotore nervt. Eine Nachführung nach 60-120 min reicht.


Kurz gesagt: Taster Taster Taster und die Windgeschwindigkeit nicht 
vergeessen.

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