Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Transimpedanzverstärkerschaltung funktioniert nicht


von Harry M. (harrymo)


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Hallo zusammen,

ganz kurz, ich möchte für eine Arbeit den Dunkelstrom einer Photodiode 
in Abhängigkeit zur Temperatur untersuchen. Nach anfänglichen Messungen 
des Spannungsabfalls an in Reihe geschalteten Widerständen, bin ich nach 
Internetrecherche auf die Transimpedanzverstärker gekommen. Ich gebe 
ehrlich zu, dass ich die Transimpedanzverstärkerschaltungen nicht 
richtig verstehe. Trotzdem habe ich die Schaltung wie in den zahlreichen 
Schaltungen aus dem Internet aufgebaut. Ich habe die Schaltung im Anhang 
skizziert.

Vcc = 10,2V
R1 = 1 MOhm
C1 = 47 nF
Operationsverstärker ist der TL071, Photodiode ist die BPW34.

Mein Problem: am Ausgang liegen immer 9,4V an, egal ob die Photodiode 
beleuchtet, abgedeckt oder sogar aus der Schaltung entfernt wird.
Ich habe gedacht, ich bekomme eine Ausgangsspannung, die (bis annähnernd 
Vcc am Ausgang des OP-Amps erreicht ist), proportional zum Strom der 
Photodiode ist?
Das einzige, was ich im Vergleich zu den Schaltplänen aus dem Netz 
verändert habe, sind die Offset-Eingänge. Da habe ich, wie in der Skizze 
zu sehen, den Offset des invertierenden Eingang auf Vcc, und den des 
nicht invertierenden auf Masse gezogen.
Ist jemandem von Euch ein Fehler in meiner Schaltung oder 
Herangehensweise aufgefallen? Das würde mir sehr viel weiterhelfen!

freundliche Grüße, und schonmal Danke im Vorraus!
Harry

von Helmut S. (helmuts)


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So nicht.
Gib dem Opamp auch noch -5V bis -15V Versorgungsspannung und alles wird 
gut. :-)

von заббэртроль (Gast)


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Naja, wenn der OpAmp, unipolar gespiesen, mit einem Eingang an der 
negativen Speisung nicht arbeiten kann ... Setz doch den + Eingang auf 
Vcc/2, dann laeuft's.

von Harry M. (harrymo)


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Danke schonmal für die schnellen Antworten!
die einfach Lösung mit dem nicht invertierendem Eingang auf Vcc/2 hat 
bei mir nicht funktioniert. (auch nicht wenn testweise ich die 
Photodiode statt auf Gnd auch mit Vcc/2 verbunden habe).
Das mit der negativen Versorgungsspannung scheint ja nicht so einfach. 
Ich habe das Prinzip mit einer Ladungspumpe gesehen, aber für eine 
Messreihe wäre das schon etwas gepfuscht oder?

von Helmut S. (helmuts)


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Beide vorgeschlagenen Methoden funktionieren. Das wurde schon 
millionenfach bewiesen.

von N. B. (saint1234)


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Hallo,

1. Kontrolliere Alle Pins des OPVs nicht das du i-was nicht oder falsch 
beschalten hast.

2. Entferne die Offset Verbindungen wenn möglich nur sicherheitshalber

3. Deine Photodiode liefert zwischen 1-100uA abhängig von deiner 
Helligkeit bei 10uA hättest du 10V Ausgangspannung (9,xx weil kein Rail 
to Rail). Was für Hellifkeiten misst du denn?

4. Poste mal ein Bild deiner aktuellen Schaltung / Schaltplan

MfG

von Mark S. (voltwide)


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Mit einem durchschnittlichen DVM (Voltcraft) kannst Du Ströme  bis in 
den uA-Bereich messen. Im mV-Bereich,  bei 10MOhm-Eingangswiderstand, 
auch noch im nA-Bereich. Dazu brauchst Du keinen OPV.

von Harry M. (harrymo)


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Hallo,

danke schonmal für eure Rückmeldungen. Habs jetzt nochmal mit euren 
Tipps versucht, und dabei die Offset-Eingänge gar nicht angeschlossen. 
Jetzt messe ich wirklich eine von der Beleuchtung abhängige Spannung. 
Hier nochmal der aktuelle Schaltplan, vielleicht hilft er ja jemand 
anders auch nochmal.

Eine Frage hätte ich aber noch. Eigentlich habe ich gedacht an der 
Photodiode liegt keine Spannung an, da Anode und Kathode ja 
kurzgeschlossen sind, und der Transimpedanzverstärker eben diesen 
Photostrom in eine Spannung wandelt. In meiner Schaltung messe ich aber 
eine Spannung an der Photodiode, welche mit steigender Beleuchtung 
abnimmt. Ist das 'normal'?

Achja die Bauteile sind:
R1=R2=180 Ohm
R3 = 1 MOhm
C1 = 47 nF
PD ist die BPW34.

: Bearbeitet durch User
von Helmut S. (helmuts)


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> Ist das 'normal'?

Nein. Du hast den Opamp übersteuert.
1MOhm ist zu hochohmig. Du musst den 1MOhm Widerstand durch einen 
100kOhm Widerstand ersetzen.

von N. B. (saint1234)


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Harry M. schrieb:
> Hallo,
>
> danke schonmal für eure Rückmeldungen. Habs jetzt nochmal mit euren
> Tipps versucht, und dabei die Offset-Eingänge gar nicht angeschlossen.
> Jetzt messe ich wirklich eine von der Beleuchtung abhängige Spannung.
> Hier nochmal der aktuelle Schaltplan, vielleicht hilft er ja jemand
> anders auch nochmal.
>
> Eine Frage hätte ich aber noch. Eigentlich habe ich gedacht an der
> Photodiode liegt keine Spannung an, da Anode und Kathode ja
> kurzgeschlossen sind, und der Transimpedanzverstärker eben diesen
> Photostrom in eine Spannung wandelt. In meiner Schaltung messe ich aber
> eine Spannung an der Photodiode, welche mit steigender Beleuchtung
> abnimmt. Ist das 'normal'?
>
> Achja die Bauteile sind:
> R1=R2=180 Ohm
> R3 = 1 MOhm
> C1 = 47 nF
> PD ist die BPW34.

Hallo,

nimm dir nochmal das Datenblatt des OPVs zur Hand und belese dich über 
die Verschaltung der Offset Eingänge (Tipp Poti).

Zu 2.) Ich weiß nicht ob ich das richtig erkenne, aber du legst den 
SPannungsteiler an die Annode, damit leitet die Diode sobald die 
Spannung > der Flussspannugn deiner PD ist. und klar die Flussspannung 
ist Abhängig vom Photostrom.

von Harry M. (harrymo)


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Hallo zusammen,

entschuldigt bitte meine verspätete Antwort..
@Helmut: Ich hab den Widerstand gegen einen 100k getauscht, jetzt liegen 
bei Beleuchtung noch ca 0,4 mV an, das sollte in Ordnung sein denke ich. 
Habe es testweise mal mit 220k probiert, aber dann bin ich schon im 
Bereich von 250mV an der Photodiode. Zurück zu den 100k: Wenn mein 
Messgerät auf 0,01 mV genau misst und wir mal die hinterste Stelle 
ignorieren, kommen wir doch auf I = U / R = 10^-9 A = 1 nA als 
Messgenauigkeit. Das wird ziemlich knapp.

@Nico: Leider steht im Datenblatt nichts über die Beschaltung der 
Offseteingänge. Auch so bin ich gerade am Verzweifeln, weil ich einfach 
gar nicht weiter komme.. das einzige, was meinen Aufbau evtl vergessern 
könnte, wäre, wenn ich die PD räumlich näher an dem OP hätte (jetzt 
sinds vlt 50 cm). Zu deiner zweiten Frage, dann müsste ja der Ausgang 
vom OP gegenüber der halbierten Spannung negativ sein, ich komm leider 
grade nicht drauf, ob das der Fall ist..

Mein Hauptproblem im Moment ist allerdings, dass meine Schaltung, wenn 
die PD herausgenommen ist, eine Ausgangsspannung von 0,61 mV liefert, 
und sich dieser Wert nicht ändert, wenn die abgedunkelte PD eingesetzt 
wird. Mal von den Schwankungen von +/- 0,10 mV abgesehen, liefert mir 
dieser Aufbau im Moment keine brauchbaren Messergebnisse.

Ich würde mich riesig freuen, wenn jemand weiß, warum das im Moment 
nicht so gut funktioniert.

Viele Grüße

von Helmut S. (helmuts)


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Wenn du die PD herausnimmst, dann muß natürlich der +Eingang weiterhin 
an Ub/2 gelegt werden.

Im Anhang die Simulation. Solange der Opamp wegen zuviel Licht nicht 
übersteuert wird (Ausgangsspannung größer 8V), liegen an der Photodiode 
0V. OK nicht genau 0V sondern die Offsetspannung des Opamp, also maximal 
ein paar mV. Im Anhang die Datei zum simulieren mit LTspice.

Nimm statt 100Ohm nur 470Ohm. Natürlich werden Störungen auf der 10V 
Betriebsspannung mit Faktor 0,5 auf die Ausgangsspannung übertragen.

: Bearbeitet durch User
von Uwe Bonnes (Gast)


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Wie willst Du den Dunkelstrom ohne Photodiodenvorspannung messen? Ohne 
Vorspannung misst Du nur den Photostrom...

von Lurchi (Gast)


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In der Regel wird man den Dunkelstrom als Funktion von Temperatur und 
Vorspannung an der Diode messen. Ganz ohne Vorspannung wird da dunkel 
auch kein Strom fließen. Auch sonst wird der Strom eher klein sein, so 
dass man als Widerstand in der Rückkopplung eher 1 M oder 10 M brauchen 
wird, wenn man keine Spannungen im µV Bereich messen will und 
entsprechend entsprechend Empfindlich auf den Offset des OPs ist.

Ein kürzeres Kabel ist für eine quasi DC Messung nicht so kritisch, der 
Kondensator in der Rückkopplung ist ja auch schon reichlicht groß. 
Kritisch wird es erst, wenn die Kapazität am Eingang die maximale 
kapazitive Last des OPs überschreitet.

Die Beschaltung der Pins zum Offsetabgleich sollte schon im Datenblatt 
drin sein. Für den Anfang geht es aber auch wenn die Pin unbeschaltet 
sind. Den Offset kann man auch rechnerisch berücksichtingen - einfacher 
ist es aber wenn man damit den Zustand ohne Photodiode abgleicht.

von Harry M. (harrymo)


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Danke für Eure Antworten.
Ich wusste nicht, das die Definition von Dunkelstrom an den 
Diodenbetrieb gekoppelt ist. Das heißt, meine Schaltung ist für Messung 
des Dunkelstroms gar nicht geeignet, da ich keine Vorspannung habe?
Mein eigentliches Ziel war, dass ich mit steigender Temperatur einen 
höheren Dunkelstrom messe, welchen ich anschließend mithilfe des 
Bändermodells und der kleiner werdenden Bandlücke erklären würde. Wenn 
ich das beibehalten möchte, müsste ich also wieder zu einer Photodiode 
mit in Reihe geschaltetem Widerstand an einer Spannungsquelle zurück 
oder? Wobei da dann wieder das Problem kommt, dass die zu Spannung am 
Widerstand kaum messbar ist.
Was meint Ihr? Ist mein Ziel auch anderweitig zu realisieren?

Vielen vielen Dank schonmal!

von MaWin (Gast)


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Harry M. schrieb:
> Wobei da dann wieder das Problem kommt, dass die zu Spannung am
> Widerstand kaum messbar ist.

Na ja, kommt drauf an, wie gross der Widerstandswert ist. Allerdings 
sollte das Messinstrument auch sehr hochohmig sein 
(Elektrometerverstärker-OpAmp, sein Eingangsstrom muss kleiner sein als 
der Dunkelstrom) und nicht dein steinzeitlich unsäglicher TL071 (wirf 
den Müll endlich weg, der macht mehr Probleme als er löst).

von Helmut S. (helmuts)


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Was verstehst du mit Dunkelstrom?
Meinst du die Photodiode ist 100% lichtdicht verpackt oder meinst du nur 
es ist halt Nacht?

Der reverse dark current ist max. 30nA bei 25°C. Zu dieser Massung muß 
die Diode absolut lichtdicht verpackt sein.
http://www.vishay.com/docs/81521/bpw34.pdf
Da würde man dann mit dem Feedback-Widerstand auf 10MOhm gehen.  Damit 
bekommst man mit 30nA*10Meg=300mV Hub. Schaltung siehe Bild.

von Harry M. (harrymo)


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@MaWin: Messgerät ist das UT61C, dessen Eingangsimpedanz bis 600mV laut 
Datenblatt >3000MOhm sein soll.
Zum Op, ich hab auch noch ein paar andere OPs da( OP07CP, TL071, TL072, 
TLC271), also wenn da einer 'besser' geeignet ist kann ich die auch 
tauschen.

@Helmut: Mit Dunkelstrom habe ich (zumindest bisher) den Strom 
verstanden, den die PD im Elementbetrieb liefert bzw. der im 
Diodenbetrieb fließt, wenn diese nahezu vollständig abgedunkelt ist. 
Nach längerer Versuchszeit realisiere ich diese Abdunklung nun mithilfe 
eines verschlossenem Kartons. Umgebungslicht beeinflusst bisherige 
Messungen "nur" um ca. 10%, wobei ich das bei der endgültigen Messungen 
noch bessere Abdichtung der Ecken vermindern kann. Ich habe da schon 
viel ausprobiert, aber mit dem Karton komme ich auf die beste 
Abschirmung.
Und wie wird dann der Reverse Dark Current im Datenblatt gemessen? Bei 
der Schaltung im Bild liegt an der Diode ja keine Spannung von außen an?
 Oder habe ich was übersehen?
Viele Grüße

von Helmut S. (helmuts)


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Aus dem Datenblatt: http://www.vishay.com/docs/81521/bpw34.pdf
Reverse dark current V=10V, E = 0  I typ 2nA  max 30nA

E=0 bedeutet 0% Licht.
V=10V bedeutet 10V Sperrspannung. Du kannst aber auch mit 1V oder 5V 
messen. Da ändert sich vermutlich nicht viel am Sperrstrom.

Dann schau dir Figure 1 an. Man sieht den typischen(exponentiellen) 
Verlauf des Sperrstromes über der Temperatur(Verdopplung alle 6°C).

Verpack die Diode zweifach um eine gute Lichtabschirmung zu bekommen.

von Harry M. (harrymo)


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Danke schonmal Helmut!

Dass die Sperrspannung den Sperrstrom nur sehr geringfügig beeinflusst, 
verstehe ich(differentieller Widerstand).
Und gemessen wird der Sperrstrom einfach mithilfe eines Widerstandes, 
der in Reihe zur Photodiode geschalten ist? Also so wie im Anhang kurz 
skizziert?
Wobei R1 dann mit 10MOhm gesetzt wird.
Das mit der Lichtabschirmung wird schon, aber davor will ich erstmal die 
Messschaltung endgültig festlegen.

Viele Grüße

von Helmut S. (helmuts)


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Statt dem 10MegOhm Widerstand könntest du auch gleich ein 
Digitalvoltmeter nehmen. Die haben meistens auch 10MegOhm 
Eingangswiderstand im Voltbereich.
Der Nachteil der Methode mit dem Vorwiderstand ist, daß die Spannung an 
der die Diode dann 10V-Umess ist statt konstant 10V.
Dieses Problem könnte man mit einem TIA lösen. Siehe Schaltung mit 5V 
Sperrspannung.

von Mark S. (voltwide)


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Mark S. schrieb:
> Mit einem durchschnittlichen DVM (Voltcraft) kannst Du Ströme  bis
> in
> den uA-Bereich messen. Im mV-Bereich,  bei 10MOhm-Eingangswiderstand,
> auch noch im nA-Bereich. Dazu brauchst Du keinen OPV.

Den Hinweis gab ich schon vor 3 Wochen

von Paul B. (paul_baumann)


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Mark S. schrieb:
> Den Hinweis gab ich schon vor 3 Wochen

Da war der 9 Volt-Block im Multimeter ja auch noch voll...
;-)
MfG Paul

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