Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Absolute Maximum Ratings, wie nah darf man denen kommen?


von Jan93 (Gast)


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Hallo,

ich habe eine Schaltung entworfen welche mit mehreren OPVs arbeitet, 
alle Bauteile sind bis +-18V im Datenblatt spezifiziert. Da ich den 
Headroom brauche habe ich die Versorgung auf +-18V festgelegt, eine 
Verringerung der Spannung ist nicht mehr vernünftig möglich. Nun habe 
ich aber zu spät bemerkt das die +-18V zwar im normalen 
Versorgungsbereich liegen, (das Datenblatt sagt "WIDE SUPPLY RANGE: 
±2.25 to ±18V") bei den Maximum Ratings stehen die +-18V allerdings auch 
als obere Grenze. Das Netzteil gibt mir laut meinem Multimeter am 
Ausgang mit angeschlossenen Platinen ca. +18,1V & -18,1V, also insgesamt 
200mV zu viel. (Die Ausgangsspannung fährt langsam hoch, es werden also 
nie mehr als die ~18,1V sein)

Meine Frage wäre nun wie kritisch ihr das seht, muss ich mir Gedanken um 
die Bauteile machen? Die Schaltung muss betriebssicher sein, fällt ein 
OPV aus und zerstört das nachfolgende Gerät wird es richtig teuer.

Danke und Gruß,
Jan

von Felix A. (madifaxle)


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Welcher OP ist es denn, dass man da mal ins Datenblatt schauen kann, was 
da noch so steht?

von Falk B. (falk)


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+/-18V gehen schon, kurzzeitig hät so ein OPV auch mal +/-20 oder gar 
+/-24V aus.

von Michael B. (laberkopp)


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Jan93 schrieb:
> Meine Frage wäre nun wie kritisch ihr das seht

Das Datenblatt sagt 18VB und meint damit 18V inklusive alle Toleranzen 
und Überschwinger.

Du überschreitest sie, darfst sich also nicht beim Hersteller 
beschweren, wenn der IC daraufhin kaputt geht, sondern musst dir selber 
in den Arsch beissen.

Jan93 schrieb:
> Die Schaltung muss betriebssicher sein, fällt ein
> OPV aus und zerstört das nachfolgende Gerät wird es richtig teuer.

Tja, falscher Ansatz, Redesign.

Ein IC kann natürlich sein Datenblatt nicht lesen und weiss gar nicht ob 
18V(36) erreicht sind. Der funktioniert auch noch bis 50V oder 80V, kann 
aber auch bei 40V kaputt gehen. So sind halt die Schwankungen der 
Fertigung.

Mir ist nicht bekannt, daß Teile innerhalb von 10% mehr schon mal kaputt 
gegangen wären, hab aber auch nicht den gesamten Temperaturbereich und 
Belastungsbereich durchgespielt.

von mbr (Gast)


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und wenn man ganz einfach eine Diode dazwischen schaltet 
(Spannungsabfall etwa 0,7 V) ?

von eric (Gast)


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Meist halten die tatsächlich ein bisschen mehr aus,
denn der Hersteller muss für diesen Wert geradestehen,
aber GARANTIERT wird für nichts.
Bei nur 100mV würde ich mir keine Gedanken machen.

von Jan93 (Gast)


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Hallo zusammen,

Danke für die Antworten!

>Welcher OP ist es denn, dass man da mal ins Datenblatt schauen kann, was
>da noch so steht?

OPA134 & BUF634

>+/-18V gehen schon, kurzzeitig hät so ein OPV auch mal +/-20 oder gar
>+/-24V aus.

Das Gerät muss Langzeitstabil sein, ich dachte mir  das 200mV mehr nicht 
viel ausmachen will aber auf Nummer sicher gehen.

von Dirk J. (dirk-cebu)


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Und warum nehmen wir nicht einen anderen OPV, der ein paar Volt mehr 
abkann und nicht immer kurz vorm Herzinfarkt ist?
Langzeitstabil und auf Nummer sicher - und dann die Schaltung derart auf 
Kante dimensionieren...

: Bearbeitet durch User
von Jan93 (Gast)


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>Das Datenblatt sagt 18VB und meint damit 18V inklusive alle Toleranzen
>und Überschwinger.

Ja und auch gleichzeitig das er bis 18V verwendet werden darf, meiner 
Meinung nach seltsam beschrieben.

>und wenn man ganz einfach eine Diode dazwischen schaltet
>(Spannungsabfall etwa 0,7 V) ?

Gute Idee, das wäre ein Notfallplan.

>Meist halten die tatsächlich ein bisschen mehr aus,
>denn der Hersteller muss für diesen Wert geradestehen,
>aber GARANTIERT wird für nichts.

Nun, für mich macht es momentan keinen Sinn den Betriebsspannungsbereich 
und die Absolute Maximum Ratings beide auf 18V festzulegen.

von Jan93 (Gast)


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>Und warum nehmen wir nicht einen anderen OPV, der ein paar Volt mehr
>abkann und nicht immer kurz vorm Herzinfarkt ist?

Wegen dem BUF634, dazu gibt es keine Alternative im TO220 Gehäuse.

von Falk B. (falk)


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@Jan93 (Gast)

>>Und warum nehmen wir nicht einen anderen OPV, der ein paar Volt mehr
>>abkann und nicht immer kurz vorm Herzinfarkt ist?

>Wegen dem BUF634, dazu gibt es keine Alternative im TO220 Gehäuse.

Wird nach der Politk nun schon die Bauteilauswahl "alternativlos"?

(ich HASSE dieses UNWORT!)

P S Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod. (Wegen dem BUF634)

von WehOhWeh (Gast)


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Jan93 schrieb:
> Meine Frage wäre nun wie kritisch ihr das seht, muss ich mir Gedanken um
> die Bauteile machen? Die Schaltung muss betriebssicher sein, fällt ein
> OPV aus und zerstört das nachfolgende Gerät wird es richtig teuer.

Ist es ein Einzelstück, oder Bastelprojekt, dann wäre es mir persönlich 
ziemlich egal.

Ist es ein Seriengerät, dann wirst du ein Problem haben, weil auch das 
Netzteil hat Toleranzen/Regelabweichungen/Temperaturabhängigkeiten, es 
werden Störungen induziert, das Stromnetz ist unsauber etc pp. Genauso 
wie der OPV, auch dessen Qualität schwankt. Über eine große Stückzahl 
wird es Probleme geben, möglicherweise erst beim Kunden. Damit ein 
absolutes No-Go.

von Werner E. (f_amateur)


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Wenn es im Datenblatt steht, sind 18V garantiert und nicht mehr.
Alles weitere ist persönliches Risiko und nicht abschätzbar.

Es ist schon richtig, die Hersteller kalkulieren Sicherheitsmargen ein.
Aber Höhe, Randbedingungen und mit welchen Chargenstreuungen
die gelten, wird nicht veröffentlicht.

Man sollte sich auch darüber im klaren sein, daß leichte 
Überschreitungen von Grenzwerten die Chips in der Regel nicht direkt 
zerstören.

Sie verkürzen jedoch die Lebensdauer, können zu sporadischen 
Fehlfunktionen führen und verändern möglicherweise auch die elektrischen 
Parameter.
Da beobachtet man dann manchmal nach irgendeiner Laufzeit die 
wunderlichsten Effekte - natürlich nicht reproduzierbar.

Also, auf dem Basteltisch in der Regel kein Thema.
Aber wenn es ein Produkt werden soll, die Finger davon lassen und 
mindestens 10% unter den Maximalspecs bleiben (es sei denn, Du machst 
Consumerschrott mit geplanter Obsoleszenz ...)


Werner

von W.S. (Gast)


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Jan93 schrieb:
> Da ich den
> Headroom brauche habe ich die Versorgung auf +-18V festgelegt, eine
> Verringerung der Spannung ist nicht mehr vernünftig möglich.

Wenn ich du wäre, würde ich schleunigst ein Stück zurückrudern, so auf 
+/-15V. Besser jetzt als später.

W.S.

von Peter R. (pnu)


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Ein berücksichtigenswerter Spruch in diesem Zusdammenhang:

Fünf Minuten vor der Zeit - ist die wahre Pünktlichkeit.

Meistens machen ein paar Minuten Verspätung nicht viel aus - und dass es 
die gibt, sorgt schon Murphy. Aber was sind ein paar Minuten Verspätung 
beim Start zu einem Formel-1-Rennen? (Disqualifikation)

Anders gesagt:

Wir wissen hier nicht, bei welcher Veranstaltung Du mitmachst.

Wenn z.B. ein Defekt schwere Folgeschäden oder Nichtfunktion bringen 
würde, wie z.B. in der Raumfahrt oder lebenserhaoltender Medizin, würde 
ich auf jeden Fall einen Sicherheitsabstand von mindestens 10% 
einhalten.

beim Bastelprojekt, würd ichs auch mal mit "10% drüber" riskieren. Dass 
das beim fünfzigstenmal schiefgeht, wen juckts?

von Jan93 (Gast)


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Es ist ein Privatprojekt, lange leben soll es trotzdem. ;-)

Ihr habt mich überzeugt, ich löte wie von mbr vorgeschlagen 2 Dioden 
(1N4007 oder ähnliches) in die Versorgungsleitung, der Ruhestrom ist 
hoch genug das immer >0,6V an ihnen abfallen. mit 17,5V liege ich dann 
gut im erlaubten Bereich.

Danke nochmal!

von Falk B. (falk)


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Weichei.

von Jan93 (Gast)


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>Wenn ich du wäre, würde ich schleunigst ein Stück zurückrudern, so auf
>+/-15V. Besser jetzt als später.

Reichen 0,5V nicht locker, der Hersteller garantiert doch das der Chip 
bis 18V sauber funktioniert?

>Wenn z.B. ein Defekt schwere Folgeschäden oder Nichtfunktion bringen
>würde, wie z.B. in der Raumfahrt oder lebenserhaoltender Medizin, würde
>ich auf jeden Fall einen Sicherheitsabstand von mindestens 10%
>einhalten.

Das Gerät arbeitet nachher in einem Projekt-Tonstudio, das Equipment ist 
halt relativ teuer. Wäre nicht so schön wenn die Aktivmonitore bei 
defekt gleich mit kaputt gehen :-)

von Jan93 (Gast)


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>Weichei

Ist mir lieber als ein Tontechniker der mir mit Heugabel und Fackel 
nachrennt weil ich seine Neumann Monitore "gekillt" habe :P

von M. K. (sylaina)


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Jan93 schrieb:
>>Weichei
>
> Ist mir lieber als ein Tontechniker der mir mit Heugabel und Fackel
> nachrennt weil ich seine Neumann Monitore "gekillt" habe :P

Da musst du nur richtig argumentieren, z.B. "Dein blöder Monitor hat 
meine Schaltung gekillt…" ;) D

von Dietrich L. (dietrichl)


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Jan93 schrieb:
> Reichen 0,5V nicht locker, der Hersteller garantiert doch das der Chip
> bis 18V sauber funktioniert?

Du solltest dabei berücksichtigen, dass das Verhalten nicht digital ist 
wie "läuft ewig" oder "geht kaputt", sondern analog: je größer der 
Abstand zu den Grenzwerten ist, um so höher ist die Zuverlässigkeit und 
Lebensdauer.

Bei kritischen Bauteilen und hohen Anforderungen sollte man daher 
immer überdimensionieren.

Gruß Dietrich

von Jan H. (j_hansen)


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Jan93 schrieb:
> Die Schaltung muss betriebssicher sein, fällt ein OPV aus und zerstört
> das nachfolgende Gerät wird es richtig teuer.

Nachdem du sowieso schon Russisch Roulette spielst, sind die paar 
Millivolt auch egal.

von Pandur S. (jetztnicht)


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Allenfalls duerfen wir erfahren weswegen die +-18 alternativlos sein 
sollen. Ich glaub das nun eher nicht. BUF 634 bedeutet ein PowerOpAmp. 
Wenn der zuwenig Ausgangsspannung hat, gibt es andere Ansaetze. Was sind 
denn die Anforderungen an die Ausgangsstufe und weshalb.

von Guest (Gast)


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Hallo,

in meinen Augen etwas falsch rangegangen. Auch wenn Ub im Spec liegt, 
kann ein Bauteil kaputt gehen. Ist nun einmal so. Das bedeutet, du musst 
deine Schaltung so entwerfen, dass nichts nachfolgend zerstört wird, 
wenn deine Schaltung Mist macht.

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