Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Frage zu LiPo Unterspannungs-Berechnung


von Chris B. (brad)


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Hallo zusammen,

trotz Konsultation mehrerer Akku-Kalkulations-Tools ergibt sich für mich 
leider keine verlässliche Antwort zu meiner Aufgabenstellung. Daher 
hoffe ich auf passende Tipps von Euch :)

Eine Verbraucher wird durch einen 2S LiPo (7,4V, 800mAh)gespeist. Der 
Verbraucher wird durch einen Taster mit Strom versorgt, ohne Betätigung 
des Tasters erfolgt also keine aktive Nutzung bzw. Entladung des LiPo's. 
Um einen Defekt des LiPo's durch Unterspannung zu verhindern, wird am 
Balancer-Anschluss des LiPo's ein LiPo-Warner mit einer Warn-LED 
betrieben, der die Gesamtspannung des LiPo misst und durch deren 
Zellanzahl teilt (es gibt also keine Einzelzell-Messung). Ab einer 
mittleren Zellspannung von 3,3V beginnt die Warn-LED zu leuchten und 
verbraucht dabei dauerhaft ca. 10mA.

Frage: Wie viele Stunden kann der LiPo-Warner nach seinem ersten 
Einsetzen unbeaufsichtigt in Betrieb bleiben, ohne dass die mittlere 
Zellspannung unter 3,1V fällt? Nach dem Einsetzen des LiPo-Warners wird 
der Verbraucher übrigens nicht mehr genutzt. Es geht also nur um die 
mögliche Betriebsdauer des Lipo-Warners im Differenz-Bereich der 
mittleren Zellspannung zwischen 3,3V und 3,1V.

Vielen Dank für Eure Hilfe! Gerne auch mit Rechenweg, ich möchte ja 
etwas lernen ;)

Brad

von Stefan F. (Gast)


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Dazu brauchst du die Entladekurve dieses konkreten Akkus. Daran liest du 
ab, wieviel Prozent der Zeit zwischen 6,6V und 6,2V liegen.

Wobei der Kurvenverlauf leider auch vom Strom abhängt. Je geringer der 
Strom, umso höher ist die Spannung tendentiell. Eine Warnleuchte mit 
10ma kann sicher weit mehr als 10x so lange leuchten, als eine mit 
100mA.

Beispiel für ein anderes Akku-Modell: 
http://www.gtoys.de/anzeigen/heli/entl_g1perfv4.jpg

von Chris B. (brad)


Angehängte Dateien:

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Hallo Stefan,

danke erstmal. Ich habe zum verwendeten Lipo leider nur ein 
"Lastdiagramm" gefunden und leider auch nur für die 3S Variante des 
LiPo's (siehe Anhang). Ich hoffe, das Diagramm hilft trotzdem weiter?

Wenn ich Deinen angedeuteten Rechenweg richtig interpretiere, dann 
liegen lt. Diagramm zwischen 3,3V und 3,1V etwa 15 Sekunden, richtig? 
Mir erschließt sich jetzt nur leider noch nicht, wie sich das Verhältnis 
dann bei einem Stromverbrauch von 10 mA verhält..!? Sorry, bin noch 
recht unbewandert bei solchen Berechnungen.

Brad

von Stefan F. (Gast)


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Das Diagramm ist für deinen Fall nicht hilfreich.

von Stephan H. (Gast)


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Chris B. schrieb:
> lt. Diagramm zwischen 3,3V und 3,1V etwa 15 Sekunden, richtig?

Also ich sehe in dem Diagramm (blaue Kurve) ca. 5 Sekunden zwischen 3,3 
und 3,1V (275..280Sekunden). Gedanklich verlängert, die Kurven gehen ja 
nicht bis 3,1V runter.

Ganz allgemein ist deine Frage nicht fundiert beantwortbar.
Die Spannung der Zellen hängt viel zu stark von Randbedingungen ab, die 
nicht geklärt sind, bzw. sich im Betrieb ändern. (Zelle an sich, 
Zellenzustand, Temperatur, Strom beim Messen der 3,3V = Feststellung, 
dass Akku leer)

Deine Beispielkurve zeigt die Entladekurve EINES Akkus bei Belastung mit 
10C (=8A bei 800mAh-Akku).
Ausgehend von den 5 Sekunden im Diagramm wären das dann mindestens 
5*800=4000 Sekunden für die 10mA-LED. Praktisch deutlich länger, weil 
die Spannung nach Abschalten der 8A sofort schnell nach oben geht. (bis 
auf ca. 3,7V)
>> Die Abschaltung muss trotztem aktiv bleiben!

Wenn du die 3,3V aber bei z.B. nur 200mA Belastung misst ist der Akku 
schon deutlich leerer ( 
http://electronics.stackexchange.com/questions/32321/lipoly-battery-when-to-stop-draining 
). Da werden es dann noch so 20 Minuten - 1h sein.
Hängt allerdings von der Temperatur und dem Zellenzustand ab.

Wenn die Belastung gering (<0,5C = 400mA) ist würde ich eher bei 3,5V 
abschalten. Da ist dann eh kaum noch was drin und auf 3% Laufzeit kann 
man verzichten.
Wenn die Belastung über 4C liegt werden die 3,3V wohl reichen um mit dem 
Spannungssprung nach dem Abschalten genug Reserve zu haben.
Dazwischen die Warn-/Abschaltgrenze anpassen...
Unter 0°C wird das ganze auch unkritescher, weil die Entladekurve im 
Bereich um 3,2V viel flacher verläuft.

Auf jeden Fall würde ich die 10mA drücken. Der wahrnehmbare 
Helligkeitsunterschied zwischen einer LED mit 10 und 5mA ist gering. 1 
oder 2h machen aber schon was aus...


Stephan

von Axel S. (a-za-z0-9)


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Chris B. schrieb:
> Um einen Defekt des LiPo's durch Unterspannung zu verhindern, wird am
> Balancer-Anschluss des LiPo's ein LiPo-Warner mit einer Warn-LED
> betrieben, der die Gesamtspannung des LiPo misst und durch deren
> Zellanzahl teilt (es gibt also keine Einzelzell-Messung). Ab einer
> mittleren Zellspannung von 3,3V beginnt die Warn-LED zu leuchten und
> verbraucht dabei dauerhaft ca. 10mA.

Herzlichen Glückwunsch! Du hast gerade schön herausgearbeitet, warum 
eine Anzeige die bei geringem Akkuladestand zusätzlich Strom 
verbraucht, nicht sinnvoll ist.

Wesentlich sinnvoller wäre eine "Akku ist noch voll genug" Anzeige. Oder 
eine "Akku fast leer" Anzeige die aber nur dann aktiv ist, wenn gerade 
jemand den Knopf drückt. Denn dann kann man davon ausgehen, daß 
derjenige auch hinschaut.

von Chris B. (brad)


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Erst mal vielen Dank an alle bis hierher.

Speziell in Anbetracht des letzten Kommentars sehe ich die 
Notwendigkeit, vielleicht doch kurz auf die Anwendung einzugehen, um die 
es geht. Evtl. macht das ja klarer, in welchem Verhältnis Aufwand und 
Nutzen des Projektes stehen bzw. warum ich hier nicht auf irgendwelche 
aufwändigen Schaltungen setze, die den LiPo-Füllstand möglicherweise 
auch ohne permanenten Eigenverbrauch messen könnten.

Der Verbraucher ist eine LED-Einheit, die auf 7,4V läuft und 100mA Strom 
aufnimmt. Die LED wird zur kurzzeitigen Beleuchtung eines Schlosses im 
Außenbereich benötigt und pro Tag etwa 3-4 mal für ca. 15-20 Sekunden 
durch Druck auf den Taster aktiviert. Die "Anlage" wird von einer 
älteren, technisch nicht affinen Dame bedient. Die Anlage soll stationär 
am "Einsatzort" verbleiben - dies nur als Hinweis für den Fall, dass 
jemand als Alternative eine mobile Taschenlampe vorschlägt ;) Da es 
keine Stromversorgung in der Nähe gibt und die Anlage auch noch bei 
Frost bis -20 Grad sicher funktionieren soll, habe ich mich für den 
Einsatz eines LiPo's entschieden. Man sieht schnell, dass es vermutlich 
um einen recht langen Betriebszeitraum je Akku-Ladung geht (bis zu 1 
Jahr). Aus diesem Grund gilt es zu vermeiden, dass der LiPo irgendwann 
unbemerkt in den Unterspannungsbereich kommt. Da ich keine technisch 
preiswerte Möglichkeit gefunden habe, den LiPo optimaler zu überwachen, 
bin ich auf die Idee mit dem fertigen 2S Lipo-Warner gekommen (kostet 
fertig um die 5,- €), der eben die geschilderten Eigenschaften hat 
(Warnschwelle 3,3V, 10mA Eigenverbrauch ab erstem Erreichen der 
Warnschwelle). Die LED soll der Dame signalisieren, dass sie mich 
kontaktiert, damit ich komme und den LiPo wieder auflade. Da mein 
Eintreffen am "Einsatzort" allerdings auch mal 2 Tage dauern kann und 
ich nicht riskieren möchte, dass der LiPo-Warner den Akku in diesem 
Zeitraum leer saugt hat, habe ich mich an Euch gewendet.

Ich hoffe, die ausführliche Beschreibung der Situation erklärt meine 
Fragestellung und vielleicht auch, dass es hier um eine kleine, 
pragmatische Lösung geht. Wer auch immer eine bessere oder einfachere 
Idee für die Aufgabenstellung hat, ist herzlich wilkommen. Die einfache 
und preiswerte Basis der Einheit (LED-Einheit mit LiPo) sollte dabei 
aber schon erhalten bleiben.

Überrascht mich! :) :)

von Stephan H. (Gast)


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Chris B. schrieb:
> Die LED wird zur kurzzeitigen Beleuchtung eines Schlosses im
> Außenbereich benötigt und pro Tag etwa 3-4 mal für ca. 15-20 Sekunden
> durch Druck auf den Taster aktiviert. Die "Anlage" wird von einer
> älteren, technisch nicht affinen Dame bedient.

Chris B. schrieb:
> Die LED soll der Dame signalisieren, dass sie mich
> kontaktiert, damit ich komme und den LiPo wieder auflade.

Den LiPo-Warner nur einschalten wenn auf den Taster gedrückt wird / 
während die LED-Einheit leuchtet.

von Axel S. (a-za-z0-9)


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Stephan H. schrieb:
> Chris B. schrieb:
>> Die LED wird zur kurzzeitigen Beleuchtung eines Schlosses im
>> Außenbereich benötigt und pro Tag etwa 3-4 mal für ca. 15-20 Sekunden
>> durch Druck auf den Taster aktiviert. Die "Anlage" wird von einer
>> älteren, technisch nicht affinen Dame bedient.
>
> Chris B. schrieb:
>> Die LED soll der Dame signalisieren, dass sie mich
>> kontaktiert, damit ich komme und den LiPo wieder auflade.
>
> Den LiPo-Warner nur einschalten wenn auf den Taster gedrückt wird /
> während die LED-Einheit leuchtet.

Genauso. Und am besten gleich zwei farbige LED vorsehen. Eine die grün 
signalisiert "Akku noch gut" und eine die rot signalisiert "Akku wird 
leer, den Enkel anrufen".

von Hermann (Gast)


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Axel S. schrieb:
> eine Anzeige die bei geringem Akkuladestand zusätzlich Strom
> verbraucht, nicht sinnvoll ist

Das ist ja wohl klar. Ein sinnvoller Lipo-Warner schaltet den Akku 
einfach ab. Das wird die Dame besser dazu bringen sich zu melden.
Diese Funktion hat jeder geschützte Akku. Bei ungeschützten Akkus gibt 
es die Schutz-Module beim Chinesen für ein paar Cent.

von Chris B. (brad)


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Stephan H. schrieb:
> Den LiPo-Warner nur einschalten wenn auf den Taster gedrückt wird /
> während die LED-Einheit leuchtet.

Ja, das kam mir auch schon in den Sinn. Allerdins hat der LiPo-Warner 
sozusagen eine "Karenz-Zeit", d.h. erst ca. 10 Sekunden nach dem Anlegen 
der Spannung erfolgt die erste Messung/Signalisierung. Dann muss ich 
wohl sicherstellen, dass der Taster immer >10 Sekunden gedrückt wird und 
die LED dabei immer im Blick gehalten wird. Ist zwar keine Ideallösung, 
aber sicher ein pragmatischer Ansatz. Danke für den Hinweis :)

Hermann schrieb:
> Bei ungeschützten Akkus gibt
> es die Schutz-Module beim Chinesen für ein paar Cent.

Für LiPo's habe ich trotz vielem Suchen nur eine Abschaltvorrichtung für 
etwa 30,- € gefunden, das geht deutlich über's Ziel hinaus ;) Aber da 
Dein Statement sich danach anhört, dass Du weitaus günstigere Quellen 
kennst, wäre ich für einen passenden Hinweis sehr dankbar :)

: Bearbeitet durch User
von Hermann (Gast)


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Chris B. schrieb:
> Zellspannung unter 3,1V fällt

Ach ja, wenn der typischen 2,5V-Zellschutz zu niedig ist, kann man die 
Module mit einem Unter-Spg-Chip nachrüsten siehe Link
Beitrag "Re: Lipo laden/entladen"

von Hermann (Gast)


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von Axel S. (a-za-z0-9)


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Chris B. schrieb:
> Stephan H. schrieb:
>> Den LiPo-Warner nur einschalten wenn auf den Taster gedrückt wird /
>> während die LED-Einheit leuchtet.
>
> Ja, das kam mir auch schon in den Sinn. Allerdins hat der LiPo-Warner
> sozusagen eine "Karenz-Zeit", d.h. erst ca. 10 Sekunden nach dem Anlegen
> der Spannung erfolgt die erste Messung/Signalisierung.

Dann ist er kaputt.

Bau das doch einfach selber. Ein Komparator und eine Referenz reichen 
doch. Also z.B. ein LM385 als 1.25V Referenz an den (-) Eingang des 
Komparators (ein halber LM393). Die runtergeteilte Akkuspannung auf den 
(+) Eingang, so daß bei der gewünschten Akkuspannung gerade auch 1.25V 
rauskommen. Vom Ausgang noch 1M zum (+) Eingang (Hysterese) und mit dem 
Ausgang direkt die rote LED über Vorwiderstand zur Akkuspannung. Das 
ganze einfach parallel zur LED-Einheit. Stromverbrauch der Schaltung ist 
unkritisch, sie liegt ja immer nur zusammen mit den LEDs an Spannung.

von Klaus (Gast)


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Chris B. schrieb:
> (bis zu 1 Jahr). Aus diesem Grund gilt es zu vermeiden, dass der LiPo
> irgendwann unbemerkt in den Unterspannungsbereich kommt.

Jedes Jahr zum Geburtstag der Dame einen frischen Akku (oder einfach 
eine Batterie?) einsetzen.

MfG Klaus

von Petra (Gast)


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Warum nicht einfach Alkaline Monozellen? De schmeisst man weg wenns leer 
sind und haben um die 15 Ah. Da sparst Du den ganzen Aufwand mit 
entladen und laden und die Frau kann die Batterien möglicherweise selbst 
tauschen. Und Probleme warum leuchtet das rote Lamperl und nicht die 
Beleuchtung gibts auch nicht.Nur mehr Platz brauchen die Batterien.

von Chris B. (brad)


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Danke für die vielen Tipps. Ich werde den LiPo-Warner jetzt zusammen mit 
der Beleuchtung aktivieren, das ist die für den konkreten Fall 
einfachste Variante.

Nochmals besten Dank für die Unterstützung.

Brad

von Chris B. (brad)


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Petra schrieb:
> Warum nicht einfach Alkaline Monozellen?

Ganz einfach: Ich habe bei Minusgraden mit unterschiedlichsten 
Mono-Zellen leider sehr schlechte Erfahrungen gemacht, angefangen von 
preiswerten Modellen über die Edition für trommelnde, rosa Hasen bis hin 
zu teuren High-Energy Typen. Fast alle steigen mitten im Winter bei -10 
bis -15 Grad im Gartenhaus irgendwann aus. Und ich lebe in NRW, nicht in 
Sibirien ;)

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