Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Bidirektionaler DC-Schalter


von Ma B. (bama)



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Hallo zusammen,

ich brauche eine Möglichkeit einen DC-Strom, welcher in beide Richtungen 
fließen kann, möglichst verschleißfrei zu schalten.
Ein elektromechanisches Relais ist somit aus dem Rennen. Alle 
Schaltprinzipien die bei Stromnulldurchgang schalten ebenfalls.

Die einzige praktikable Lösung scheint mir ein Solid-State-Relay 
(PhotoMOS), welches auf zwei antiseriell geschalteten Photo-MOSFETs 
basiert, zu sein. Zum Beispiel das ASSR-1611 (Datenblatt hängt an). 
Connection A wäre für meine Anwendung der richtige Betriebsmodus.
Somit ergibt sich ausgangsseitig eine maximale Ausgangsspannung von 
+-60V und ein maximaler Ausgangsstrom von 2,5A. Diese Spezifikationen 
würden soweit passen.

Allerdings müsste der PhotoMOS in der Lage sein, eine Spannung >= 200V 
zu sperren. Ich meine hier explizit sperren, nicht schalten. Die 
Arbeitsspannung die den zuschaltenden Strom treibt liegt innerhalb der 
spezifizierten Werte. Im ausgeschalteten Zustand müsste der PhotoMOS 
allerdings eine höhere statische Spannung sperren können.

Im Datenblatt finde ich aber keine Angabe zur ausgangsseitigen 
Sperrspannung. Die Isolationsfestigkeit zwischen Ein- und Ausgang ist 
mit  5000Vrms angeben, was hier allerdings nicht zur Sache tut. Auch in 
den Datenblättern anderer Hersteller finde ich keine separate Angabe zu 
ausgangsseitigen Sperrspannung.

Ja, es gibt auch PhotoMOS mit einer höheren Arbeitsspannung, welche aber 
bei gleichem Ausgangsstrom viel zu teuer sind..

Kann der PhotoMOS  denn wirklich nur die +-60 V Arbeitsspannung sperren?

Was meint ihr?

Oder fällt euch eine Alternative zu dem PhotoMOS ein?

von Harald W. (wilhelms)


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Mathias B. schrieb:

> ich brauche eine Möglichkeit einen DC-Strom, welcher in beide Richtungen
> fließen kann, möglichst verschleißfrei zu schalten.
> Ein elektromechanisches Relais ist somit aus dem Rennen.

Warum?

von Ma B. (bama)


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Warum ich solch einen Strom schalten möchte oder wieso ein 
elektromechanisches Relais aus dem Rennen ist?

Falls letzteres zutrifft: Weil die üblichen 10^6 .. 10^7 Schaltspiele 
bei meiner Anwendung schnell erreicht sind.

von Falk B. (falk)


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@  Mathias Baader (bama)

>Somit ergibt sich ausgangsseitig eine maximale Ausgangsspannung von
>+-60V und ein maximaler Ausgangsstrom von 2,5A. Diese Spezifikationen
>würden soweit passen.

OK.

>Allerdings müsste der PhotoMOS in der Lage sein, eine Spannung >= 200V
>zu sperren.

DER kann das nicht. Es gibt aber andere Typen mit höherer Sperrspannung 
aber ggf. weniger Stromtragfähigkeit.

>Im Datenblatt finde ich aber keine Angabe zur ausgangsseitigen
>Sperrspannung.

Doch. Die 60V. Output Voltage.

>Ja, es gibt auch PhotoMOS mit einer höheren Arbeitsspannung, welche aber
>bei gleichem Ausgangsstrom viel zu teuer sind..

You get what you pay for.

>Kann der PhotoMOS  denn wirklich nur die +-60 V Arbeitsspannung sperren?

DIESER Typ ja.

>Was meint ihr?

Glaubst du es ist einfacher und billiger, so einen Photomos aus 2 
diskreten MOSFETs + Treiber zu bauen?

von Christoph db1uq K. (christoph_kessler)


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https://www.panasonic-electric-works.com/pew/de/downloads/ca_x61_en_semiconductor_1154.pdf
339 Seiten, das Laden dauert etwas

die Panasonic AQW/AQY-Serie gibts mit kleinere Spannungen und mehr Strom 
und für höhere Spannung mit weniger Strom, wie Falk schon schrieb.

: Bearbeitet durch User
von Uwe S. (regionalligator)


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Ma B. schrieb:
> Oder fällt euch eine Alternative zu dem PhotoMOS ein?

Wie schnell musst du max. schalten? Das ist wesentlich für den Aufwand 
der Treiber.

von LE (Gast)


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Brückengleichrichter mit FET in der Brücke. Fast alle Spannungen und 
Stöme sind möglich, allerdings fällt zusätzlich die 
Diodendurchflusspannung x2 an.

von Axel S. (a-za-z0-9)


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Uwe S. schrieb:
> Ma B. schrieb:
>> Oder fällt euch eine Alternative zu dem PhotoMOS ein?
>
> Wie schnell musst du max. schalten? Das ist wesentlich für den Aufwand
> der Treiber.

Und man sollte auch erwähnen, daß PhotoMOS vergleichsweise langsam sind.

LE schrieb:
> Brückengleichrichter mit FET in der Brücke. Fast alle Spannungen und
> Stöme sind möglich, allerdings fällt zusätzlich die
> Diodendurchflusspannung x2 an.

Eher nicht. Zwei konventionelle MOSFET antiseriell wäre das Mittel der 
Wahl. Wobei man bei 200V zu schaltender Spannung schon den einen oder 
anderen Gedanken darauf verwenden müßte, wie man die Ansteuerung macht. 
OK, angesichts der Fragestellung des TE und seiner daraus erratbaren 
technischen Möglichkeiten ist ein PhotoMOS Relais das einzige was man 
ihm guten Gewissens empfehlen kann.

von Ma B. (bama)


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Axel S. schrieb:
> Uwe S. schrieb:
>> Ma B. schrieb:
>>> Oder fällt euch eine Alternative zu dem PhotoMOS ein?
>>
>> Wie schnell musst du max. schalten? Das ist wesentlich für den Aufwand
>> der Treiber.
>
> Und man sollte auch erwähnen, daß PhotoMOS vergleichsweise langsam sind.
>

Schaltfrequenz^(-1) darf durchaus im Sekundenbereich liegen und sollte 
somit keine hohen Anforderungen an den Schalter stellen.

> LE schrieb:
>> Brückengleichrichter mit FET in der Brücke. Fast alle Spannungen und
>> Stöme sind möglich, allerdings fällt zusätzlich die
>> Diodendurchflusspannung x2 an.
>
> Eher nicht. Zwei konventionelle MOSFET antiseriell wäre das Mittel der
> Wahl. Wobei man bei 200V zu schaltender Spannung schon den einen oder
> anderen Gedanken darauf verwenden müßte, wie man die Ansteuerung macht.
> OK, angesichts der Fragestellung des TE und seiner daraus erratbaren
> technischen Möglichkeiten ist ein PhotoMOS Relais das einzige was man
> ihm guten Gewissens empfehlen kann.

Die Flussspannung von 2 Dioden ist leider nicht akzeptabel.
Ich hatte auch bereits in Erwägung gezogen die Schaltung mit diskreten 
MOSFETs + Treiber aufzubauen. Allerdings wäre hier der Aufwand für 
galvanische Trennung etc. recht hoch.

Meine technischen Möglichkeiten würde ich nicht als eingeschränkt 
beschreiben. Allerdings suche ich eine wirtschaftliche Lösung, da ich 
die besagte Schaltung mehrfach (50-100 mal pro System) brauchen werde.

---
Einen PhotoMOS zu einem akzeptablen Preis für >=200V Ausgangsspannung 
und >= 2,5 A Ausgangsstrom kann ich nicht finden.

Grundsätzlich sollte es aufgrund des positiven Temperaturkoeffizienten 
der MOSFETs kein Problem sein mehrere identische PhotoMOS zwecks 
Stromerhöhung parallel zu schalten, oder? Aber das wäre wohl auch keine 
wirtschaftliche Lösung..

Ich wollte und kann es immer noch nicht ganz glauben, dass diese 
PhotoMOS-SSR (wie z.B. der ASSR-1611) nur ihre Ausgangsspannung sperren 
können.
Es ist doch ein wesentlicher Unterschied, ob man eine Spannung schalten 
oder sie nur sperren muss. Die zu schaltende Spannung bildet zusammen 
mit dem zu schaltenden Strom die erforderliche Schaltleistung. Jene 
Spannung, welche nur gesperrt werden muss, wird ja aber im idealen Fall 
niemals einen Strom treiben.

Betrachten wir doch kurz ein herkömmliches elektromechanisches Relais, 
welches abgesehen von den Verschleißerscheinungen meinen Anforderungen 
genügen würde: Das PCJ-105D3M,301  von TE Connectivity (Datenblatt hängt 
an)

Für DC gilt:
Max. switching voltage 30VDC
Rated current 3A

Weiterhin aber auch:
Insulation Data
Initial dielectric strength
between open contacts 750Vrms
between contact and coil 4000Vrms

Hier wird unterschieden zwischen Schaltspannung und Isolationsvermögen 
der geöffneten Kontakte. Beim PhotoMOS vermisse ich diese unterscheiden 
und muss zunächst folgern (wie auch Falk Brunner schon schrieb), dass 
der PhotoMOS maximal die höchste zulässige Ausgangsspannung auch sperren 
kann.

von Steffen W. (derwarze)


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> Oder fällt euch eine Alternative zu dem PhotoMOS ein?

2 antiserielle MOSFET, die deinen Anforderungen betreffs Spannung und 
Strom entsprechen + Photovoltaic Optokoppler (APV1121 o.ä.).

>Einen PhotoMOS zu einem akzeptablen Preis für >=200V Ausgangsspannung
>und >= 2,5 A Ausgangsstrom kann ich nicht finden.

Was hällst Du denn für einen akzeptablen Preis? Zwischen den 
verschiedenen Distributoren gibt es recht große Preisunterschiede, 
besonders wenn es um Stückzahlen >100 geht.

von Ma B. (bama)


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Steffen W. schrieb:
>> Oder fällt euch eine Alternative zu dem PhotoMOS ein?
>
> 2 antiserielle MOSFET, die deinen Anforderungen betreffs Spannung und
> Strom entsprechen + Photovoltaic Optokoppler (APV1121 o.ä.).
>
>>Einen PhotoMOS zu einem akzeptablen Preis für >=200V Ausgangsspannung
>>und >= 2,5 A Ausgangsstrom kann ich nicht finden.
>
> Was hällst Du denn für einen akzeptablen Preis? Zwischen den
> verschiedenen Distributoren gibt es recht große Preisunterschiede,
> besonders wenn es um Stückzahlen >100 geht.

Ja da gibt es große Unterschiede. Deswegen suche ich die Preise meist 
bei www.findchips.com raus.
Angemessen wären max. 3 Euro pro Schalter bei einer Stückzahl >= 1k.

Photovoltaic Optokoppler hört sich schon mal sehr interessant an! Ich 
wusste gar nicht dass es so etwas gibt. Ich muss es nochmal durchdenken, 
aber ich glaube mit solch einem Optokoppler und 2 diskreten MOSFETs 
könnte ich die Anforderungen an Technik und Preis erfüllen :-)

von Harald W. (wilhelms)


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Ma B. schrieb:

> Weil die üblichen 10^6 .. 10^7 Schaltspiele
> bei meiner Anwendung schnell erreicht sind.

Nun, das ist m.E. das einzige wirkliche Gegenargument gegen
mechanische Relais. Ansonsten sind die besser als ihr Ruf
und vor allem dann geeignet, wenn die zu schaltende Last
bei der Geräteentwicklung noch nicht bekannt ist.

von Axel S. (a-za-z0-9)


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Ma B. schrieb:
> Ich wollte und kann es immer noch nicht ganz glauben, dass diese
> PhotoMOS-SSR (wie z.B. der ASSR-1611) nur ihre Ausgangsspannung sperren
> können.
> Es ist doch ein wesentlicher Unterschied, ob man eine Spannung schalten
> oder sie nur sperren muss.

Ähhm. Nein. Da hast du etwas wesentliches nicht verstanden. Entscheidend 
ist, wieviel Spannung am MOSFET abfällt, wenn er sperrt. Oder wieviel 
Strom durchfließt wenn er leitet. Wieviel Spannung an anderen Bauteilen 
abfällt während der MOSFET leitet, ist dem vollkommen egal.

von Andrew T. (marsufant)


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Ma B. schrieb:
> Oder fällt euch eine Alternative zu dem PhotoMOS ein?

www.behlke.com

Ob Dir deren Preisvorstellungen zusagen, ist ein anderes Thema.

Aber die von Dir gewünschten Ströme, Spannungen, BiDir. etc. decken die 
jedenfalls ab.

von Ma B. (bama)


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Axel S. schrieb:
> Ma B. schrieb:
>> Ich wollte und kann es immer noch nicht ganz glauben, dass diese
>> PhotoMOS-SSR (wie z.B. der ASSR-1611) nur ihre Ausgangsspannung sperren
>> können.
>> Es ist doch ein wesentlicher Unterschied, ob man eine Spannung schalten
>> oder sie nur sperren muss.
>
> Ähhm. Nein. Da hast du etwas wesentliches nicht verstanden. Entscheidend
> ist, wieviel Spannung am MOSFET abfällt, wenn er sperrt. Oder wieviel
> Strom durchfließt wenn er leitet. Wieviel Spannung an anderen Bauteilen
> abfällt während der MOSFET leitet, ist dem vollkommen egal.

Ich glaube schon dass ich das verstanden habe ;-)
Da ich (bewusst) die konkrete Applikation nicht erwähnt habe ist es aber 
wahrscheinlich schwer nachzuvollziehen wie ich das meine..
Grundsätzlich hast du aber natürlich recht. Wobei zu den Durchlass- und 
Sperrverlusten noch die Schaltverluste hinzukommen.

von Falk B. (falk)


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@Ma Ba (bama)

>Schaltfrequenz^(-1) darf durchaus im Sekundenbereich liegen und sollte
>somit keine hohen Anforderungen an den Schalter stellen.

>Ich hatte auch bereits in Erwägung gezogen die Schaltung mit diskreten
>MOSFETs + Treiber aufzubauen. Allerdings wäre hier der Aufwand für
>galvanische Trennung etc. recht hoch.

Alles relativ. Ein Möglichkeit wäre ein Gatetrafo und eine clevere 
Ansteuerung.

Beitrag "Re: 8x NMOS galvanisch getrennt schalten"

>Meine technischen Möglichkeiten würde ich nicht als eingeschränkt
>beschreiben. Allerdings suche ich eine wirtschaftliche Lösung, da ich
>die besagte Schaltung mehrfach (50-100 mal pro System) brauchen werde.

Rede doch mal TACHELES! Wieviel Euro kannst/willst du pro Schalter 
locker machen?

>Einen PhotoMOS zu einem akzeptablen Preis für >=200V Ausgangsspannung
>und >= 2,5 A Ausgangsstrom kann ich nicht finden.

Nein, sowas kenn ich auch nicht.

>Grundsätzlich sollte es aufgrund des positiven Temperaturkoeffizienten
>der MOSFETs kein Problem sein mehrere identische PhotoMOS zwecks
>Stromerhöhung parallel zu schalten, oder?

Oder. Die schalten nicht gleichzeitig, da kann einer kurzzeitig 
überlastet werden. Kann funktionieren, muss nicht.

> Aber das wäre wohl auch keine
>wirtschaftliche Lösung..

Eben.

>Hier wird unterschieden zwischen Schaltspannung und Isolationsvermögen
>der geöffneten Kontakte.

Logisch.

> Beim PhotoMOS vermisse ich diese unterscheiden
>und muss zunächst folgern (wie auch Falk Brunner schon schrieb), dass
>der PhotoMOS maximal die höchste zulässige Ausgangsspannung auch sperren
>kann.

Ist auch so.

von Ma B. (bama)


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Falk B. schrieb:
> Rede doch mal TACHELES! Wieviel Euro kannst/willst du pro Schalter
> locker machen?

Ist wahrscheinlich untergegangen:

Angemessen wären max. 3 Euro pro Schalter bei einer Stückzahl >= 1k.

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