Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Eingangsimpedanz bei Oszilloskopen bei der Strommessung berücksichtigen


von Hans Prädicus (Gast)


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Hallo,

ich möchte gerne den Stromverlauf über der Zeit messen bei einem Motor 
und auch die Oberschwingungen bis zur 5. Harmonischen von 50 
Hz-Wechselstrom auch erfassen.

Ich habe dazu ein Oszillop, dass bis 50MHz messen kann und die Daten 
aufzeichnet. Das Shannon-Theorem müsste erfüllt sein, da die 
Abtastfrequenz des Oszilloskops mehr als doppelt so hoch ist, wie die zu 
bestimmende Grundfrequenz mit den Oberfrequenzen.

Zur Messung möchte ich einen Stromsensor verwenden, der mit einer 
Hallsonde arbeitet, diesen habe ich mir rausgesucht, weil man den 
aufklappen kann und so das Kabel nicht anschneiden muss:

http://de.rs-online.com/web/p/stromsensoren/0198857/

In dem Datenblatt steht jetzt z.B.:
1
...
2
BW Frequency bandwidth (± 1dB) 50/60 Hz
3
...

Bedeutet das, dass dieser Stromsensor nicht dazu geeignet ist, um auch 
harmonische Oberwellen zu erfassen?

Der Stromsensor liefert mir ja eine zum Strom gehörende proportionale 
Spannung, die im Milivoltbereich liegt. Kann ich denn damit direkt an 
das Oszilloskop gehen, dass eine umschaltbare Eingangsimpedanz hat? Oder 
muss ich dazu einen Tastkopf dazwischenschalten?

von Sven B. (scummos)


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Wenige mV ist für viele Oszilloskope bereits eine relativ kleine 
Signalampitude ... unter Umständen wäre ein kleiner Verstärker noch 
sinnvoll. Wenn der Sensor nur 50 Hz Bandbreite hat, kannst du die 
Oberwellen damit nicht so gut erfassen ...

von Matthias S. (Firma: matzetronics) (mschoeldgen)


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Hans Prädicus schrieb:
> In dem Datenblatt steht jetzt z.B.:
> ...
> BW Frequency bandwidth (± 1dB) 50/60 Hz
> ...
>
> Bedeutet das, dass dieser Stromsensor nicht dazu geeignet ist, um auch
> harmonische Oberwellen zu erfassen?

Da steht erstmal nur, das der Sensor zwischen 50 und 60Hz eine 
Welligkeit von +/- 1dB hat. Der Frequenzgang ober- und unterhalb davon 
ist Raterei und wird im Datenblatt nicht erwähnt.

Hans Prädicus schrieb:
> Kann ich denn damit direkt an
> das Oszilloskop gehen, dass eine umschaltbare Eingangsimpedanz hat?

Ja. Wenn dein Oszilloskop nicht gerade nur einen 50Ohm Eingang hat, geht 
da alles. Ob es 1 MOhm oder 10 MOhm sind spielt keine Rolle - beides 
verfälscht den Ausgang des Sensors nicht.

Hans Prädicus schrieb:
> diesen habe ich mir rausgesucht, weil man den
> aufklappen kann und so das Kabel nicht anschneiden muss:

Denke daran, das du nicht Hin- und Rückweg des Motors durch den Sensor 
führst, denn die heben sich gegenseitig auf. Du darfst nur eine Ader 
durch den Sensor legen.

: Bearbeitet durch User
von Falk B. (falk)


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@ Hans Prädicus (Gast)

>ich möchte gerne den Stromverlauf über der Zeit messen bei einem Motor
>und auch die Oberschwingungen bis zur 5. Harmonischen von 50
>Hz-Wechselstrom auch erfassen.

Das sind 250 Hz.

>Ich habe dazu ein Oszillop, dass bis 50MHz messen kann und die Daten
>aufzeichnet. Das Shannon-Theorem müsste erfüllt sein, da die
>Abtastfrequenz des Oszilloskops mehr als doppelt so hoch ist, wie die zu
>bestimmende Grundfrequenz mit den Oberfrequenzen.

Gerade so ;-)

>Zur Messung möchte ich einen Stromsensor verwenden, der mit einer
>Hallsonde arbeitet, diesen habe ich mir rausgesucht, weil man den
>aufklappen kann und so das Kabel nicht anschneiden muss:

>http://de.rs-online.com/web/p/stromsensoren/0198857/

Falscher Sensor. Der wird deine 250 Hz Oberschwingungen schon erheblich 
dämpfen.

>Bedeutet das, dass dieser Stromsensor nicht dazu geeignet ist, um auch
>harmonische Oberwellen zu erfassen?

Ja.

>Der Stromsensor liefert mir ja eine zum Strom gehörende proportionale
>Spannung, die im Milivoltbereich liegt.

Nö, das kann man mit dem passenden Shunt einstellen, siehe 
Stromwandler.

>Kann ich denn damit direkt an
>das Oszilloskop gehen,

Ja. Aber du brauchst einen Shunt, aka. Meßwiderstand.

> dass eine umschaltbare Eingangsimpedanz hat?

50 MHz Oszis haben meist nur 1 MOhm Eingangswiderstand, da ist nix 
umschaltbar. Reicht auch.

> Oder
>muss ich dazu einen Tastkopf dazwischenschalten?

Nein.

von Sven B. (scummos)


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Falk B. schrieb:
> Ja. Aber du brauchst einen Shunt, aka. Meßwiderstand.
Hm? Hall-Sensoren liefern doch eine Spannung, keinen Strom?

von Hans Prädicus (Gast)


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Hier in dem Datenblatt

http://docs-europe.electrocomponents.com/webdocs/0942/0900766b80942df3.pdf

ist auf der PDF-Seite 3 im Abschnitt "Connections" an dem Abgangskabel 
von Innen noch eine Schottky-Diode angeschlossen.

Wozu dient diese Diode? Ich selber würde jetzt sagen, dass so ein Kabel 
eine gewisse Kapazität hat und dadurch "träge" ist, wenn man schnell 
Stromänderungen messen will. Könnte diese Diode dazu dienen, den 
kapazitiven Effekt des Kabels zu verringern - also den Kondensator 
schnell entladen? Oder hat diese Schottky-Diode vielleicht eine andere 
Aufgabe?

von Hp M. (nachtmix)


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Hans Prädicus schrieb:
> Ich habe dazu ein Oszillop, dass bis 50MHz messen kann

Wenn du auch noch die Spannung messen willst, dann verwende einen 
Trenntrafo um die Motorschaltung zu betreiben, oder versichere dich, 
dass der Masseeingang des Scope nicht mit dem Schutzleiter verbunden 
ist!

Andernfalls gibt es nämlich ganz leicht ein massives Feuerwerk und  dann 
ist deine Schaltung und|oder das Scope kaputt.

von Matthias S. (Firma: matzetronics) (mschoeldgen)


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Hans Prädicus schrieb:
> ist auf der PDF-Seite 3 im Abschnitt "Connections" an dem Abgangskabel
> von Innen noch eine Schottky-Diode angeschlossen.

Das ist keine Schottky- sondern eine Überspannungsschutzdiode. Die ist 
dafür da, wenn jemand aus Versehen Spannung in den Sensor zurückschickt 
und soll in diesem Fall den internen Messverstärker schützen.

Sven B. schrieb:
> Falk B. schrieb:
>> Ja. Aber du brauchst einen Shunt, aka. Meßwiderstand.
> Hm? Hall-Sensoren liefern doch eine Spannung, keinen Strom?

Der hier hat als Ausgang eine Stromschleife und liefert einen 
definierten Strom an einer externen Bürde per Ampere.

: Bearbeitet durch User
von Hans Prädicus (Gast)


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Falk B. schrieb:
> Falscher Sensor. Der wird deine 250 Hz Oberschwingungen schon erheblich
> dämpfen.

Meinst Du, der hier wäre besser:

https://www.pce-instruments.com/deutsch/messtechnik/messgeraete-fuer-alle-parameter/stromwandler-chauvin-arnoux-gmbh-stromzangen-wandler-ca-mini05-det_26870.htm?_list=kat&_listpos=4

Falk B. schrieb:
> Nö, das kann man mit dem passenden Shunt einstellen, siehe
> Stromwandler.

Ich will nicht über einen Shunt messen, sondern berührungslos mit einem 
Stromsensor/Stromzange.

von Matthias S. (Firma: matzetronics) (mschoeldgen)


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Hans Prädicus schrieb:
> Meinst Du, der hier wäre besser:
>
> 
https://www.pce-instruments.com/deutsch/messtechnik/messgeraete-fuer-alle-parameter/stromwandler-chauvin-arnoux-gmbh-stromzangen-wandler-ca-mini05-det_26870.htm?_list=kat&_listpos=4

Sie reden immerhin von bis zu 10kHz, allerdings wenig über den zu 
erwartenden Frequenzgang. Sieht aber schon besser aus als der LEM.

von Falk B. (falk)


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@Sven B. (scummos)

>> Ja. Aber du brauchst einen Shunt, aka. Meßwiderstand.
>Hm? Hall-Sensoren liefern doch eine Spannung, keinen Strom?

Naja, ein Hallsensor allein liefert gar nichts. Dazu braucht man immer 
etwas Elektronik. Und einige Stromzangen haben einen Stromausgang, 
einige einen Spannungsausgang.

von Hans Prädicus (Gast)


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Hp M. schrieb:
> Wenn du auch noch die Spannung messen willst, dann verwende einen
> Trenntrafo um die Motorschaltung zu betreiben, oder versichere dich,
> dass der Masseeingang des Scope nicht mit dem Schutzleiter verbunden
> ist!

Die Spannung messe ich damit:

http://www.reichelt.de/Tastkoepfe-und-Zubehoer/SI-9002/3/index.html?&ACTION=3&LA=2&ARTICLE=50638&GROUPID=4043&artnr=SI+9002

Damit ist schon gewährleistet, dass es keine Kurzschlüsse am Oszilloskop 
gibt, weil damit die Spannung schon galvanisch getrennt gemessen wird 
und auch keine gefährlichen Spannungspotentiale am Oszilloskopausgang 
sind.

von Matthias S. (Firma: matzetronics) (mschoeldgen)


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Falls du basteln möchtest:
Beitrag "Re: Quick&dirty - schnelle Problemlösungen selbst gebaut"

Eine selbstgebaute Stromzange mit Verstärker von gabse.

von Falk B. (falk)


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@ Hans Prädicus (Gast)

>> Falscher Sensor. Der wird deine 250 Hz Oberschwingungen schon erheblich
>> dämpfen.

>Meinst Du, der hier wäre besser:

>https://www.pce-instruments.com/deutsch/messtechni...

Jain. Der hat ausreichend Bandbreite, aber keinen direkten Ausgang, 
sondern der mißt und mittelt intern selber dem RMS-Wert. Die Messung und 
Anzeige erfolgt dann quasistatisch per Multimeter. Nichts für dich.

>> Nö, das kann man mit dem passenden Shunt einstellen, siehe
>> Stromwandler.

>Ich will nicht über einen Shunt messen, sondern berührungslos mit einem
>Stromsensor/Stromzange.

Schon klar, aber ein normaler Stromwandler braucht am Ausgang einen 
Shunt. Dieser wandelt den 1/1000 oder sonstwie transformierten Strom in 
eine Spannung.

Was du suchst ist sowas hier.

http://de.rs-online.com/web/c/pruf-und-messtechnik/elektrische-prufgerate/zangenmessgerate/?searchTerm=stromzange

http://de.rs-online.com/web/p/zangenmessgerate/5202532/

http://de.rs-online.com/web/p/zangenmessgerate/1884130/

http://de.rs-online.com/web/p/oszilloskop-stromzangen/0401422/

von Hans Prädicus (Gast)


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Falk B. schrieb:
> Was du suchst ist sowas hier.
>
> 
http://de.rs-online.com/web/c/pruf-und-messtechnik/elektrische-prufgerate/zangenmessgerate/?searchTerm=stromzange
>
> http://de.rs-online.com/web/p/zangenmessgerate/5202532/
>
> http://de.rs-online.com/web/p/zangenmessgerate/1884130/
>
> http://de.rs-online.com/web/p/oszilloskop-stromzangen/0401422/

Danke für die Links.

Ich hatte eigentl. gehofft, einen fertigen Stromwandler (so wie den 
ersten in meinem ersten Beitrag) verwenden zu können, nicht so 
Stromzangen. Ich wollte im nächsten Schritt weg vom Oszi hin zu einem 
uC, um mit dem dann die zum Strom gehördende analoge Spannung auf der 
Sekundärseite zu messen, was aber erst viel später kommt, wenn alles mit 
dem Ozsilloskop fehlerfrei geht.

von Achim S. (Gast)


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Hans Prädicus schrieb:
> Ich hatte eigentl. gehofft, einen fertigen Stromwandler (so wie den
> ersten in meinem ersten Beitrag) verwenden zu können, nicht so
> Stromzangen.

Dein Wandler aus dem ersten Beitrag ist tatsächlich ein Wandler: er 
arbeitet wie ein "normaler Trafo" (also ohne Hall-Element und ohne 
Hilfsenergie) und du misst den Strom an der Sekundärseite als 
Spannungsabfall an einem Shunt. Im Prinzip taugt das auch für deine 
Messanwendung, aber du musst halt einen Wandler finden, der nicht nur 
bei 50/60Hz spezifiziert ist.

Die Teile mit Hall-Element werden von RS korrekterweise nicht als 
Wandler sondern als Stromsensor geführt. Die haben ein paar Dutzend 
verschiedener Typen, die für dich taugen könnten:
http://de.rs-online.com/web/c/automation/sensoren-und-messwandler/stromsensoren/?searchTerm=stromsensor#esid=4294958449&applied-dimensions=4292987859,4293095396,4294116071,4294118561,4294147680,4294149898,4294149905,4294151632,4294151674,4294212413,4294212414,4294237650,4294317128,4294317133,4294495866,4294495869,4294496785,4294502795,4294504046,4294504047,4294506997,4294507006,4294507286,4294508160,4294508168,4294508181,4294508193,4294508197,4294508408,4294508412,4294508424,4294632251,4294632262,4294632290,4294632332,4294632380,4294705785,4294742511,4294763267,4294795883

Du musst dir bewusst sein, dass auch viele der Stromsenstoren mit 
Hall-Element einen Ausgangsstrom liefern. D.h. sie müssen mit einem 
(halbwegs niederohmigen) Widerstand gegen Masse betrieben werden, mit 
dem Oszi (oder mit deinem µC) misst du den Spannungsabfall an diesem 
Widerstand.

Aber natürlich gibt es auch welche mit Spannungsausgang, die keinen 
Shunt brauchen, z.B. der hier:
http://docs-europe.electrocomponents.com/webdocs/142e/0900766b8142e7c8.pdf

von Hp M. (nachtmix)


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Hans Prädicus schrieb:
> Die Spannung messe ich damit:
>
> 
http://www.reichelt.de/Tastkoepfe-und-Zubehoer/SI-9002/3/index.html?&ACTION=3&LA=2&ARTICLE=50638&GROUPID=4043&artnr=SI+9002

Das ist natürlich ok.
Leider sind solch hochpreisige Tastköpfe nicht nur bei Bastlern eher 
selten anzutreffen.

von Sebastian S. (amateur)


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Ich würde einfach mal davon ausgehen, das in einem Paket, auf dem steht:
50/60Hz auch 50/60Hz drinnen ist. So einfach ist das!

Steht da aber 250/300Hz drauf, so ist das etwas anderes.

Standardstromwandler sind (Unterstellung) auf Preiswertigkeit, auf 
(Unterstellung) Genauigkeit und (Unterstellung) Robustheit ausgelegt.

Hierbei überwiegt immer noch das Transformatorprinzip. Egal ob 
aufklappbar oder zum Durchstecken. Vor allem, wenn Du den Milliampere 
Bereich verlässt.

Klarer wird aber das Problem, wenn Du Dir mal einen 
Tonfrequenztransformator (meist 100V) aus z.B. einer alten ELA-Anlage 
anschaust. Da wird ein feinlamellierter Trafokern mit manchmal 
vieladrigen Wicklungen verwendet.

Mein Tipp deshalb: Kauf Dir etwas, auf dem Deine Wunschdaten stehen...

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