Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Wetterstation - Überspannungsschutz/Blitzschutz?


von Matt B. (mattb)


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Hallo,

ich will eine kleine Wetterstation aufbauen und auf dem Dach montieren.
Die Sensoren hängen an einem kleinen Atmega. Dieser soll die Daten per 
UART oder RS232 ins Haus liefern.

Meine Frage ich jetzt, wie ich den Überspannungsschutz/Blitzschutz 
sicherstelle. Dabei ist mir wichtig, dass das Gerät, welches die Daten 
über die serielle Schnittstelle entgegennimmt, möglichst geschützt wird.

Im Netz habe ich von Analog Devices den ADuM 1201 gefunden. Was haltet 
ihr von dem IC für meine Anwendung?

von Joe F. (easylife)


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Matt B. schrieb:
> Meine Frage ich jetzt, wie ich den Überspannungsschutz/Blitzschutz
> sicherstelle.

Matt B. schrieb:
> Im Netz habe ich von Analog Devices den ADuM 1201 gefunden. Was haltet
> ihr von dem IC für meine Anwendung?

Als Blitzschutz sicher ungeeignet.

Wie wäre es denn, die Daten per Funk zu übertragen (z.B. 433 MHz)?
Preisgünstige Module hierfür gibt es zuhauf.
Ergebnis: idealer Schutz + keine Kabel.

von Thomas B. (thombde)


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Einen richtigen Schutz gegen Blitzeinschlag gibt es wohl nicht.
Wenn der irgendwo in der nähe einschlägt hätte man vielleicht
noch eine Chance, das da was überlebt.
Aber wenn der voll reinknallt fliegt der Putz von der Wand.

Ich kenne jemanden der macht das mit Glasfaserkabel.

Edit:
Das Ding auf dem Dach sollte dann aber autark mit Strom versorg werden.
Sonst sucht sich der Blitz oder die Überspannung über das Netzteil
einen Weg.
Am besten mit Solarzelle.
Blitzableiter ist Pflicht.

: Bearbeitet durch User
von Timmo H. (masterfx)


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Würde auch auf Funk zurückgreifen. Die nRF24L01 kosten nur 1€ und sind 
recht einfach anzusteuern. Damit kannst du auch problemlos > 20m 
überbrücken

von U. M. (oeletronika)


Angehängte Dateien:

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Hallo,
> Matt B. schrieb:
> Meine Frage ich jetzt, wie ich den Überspannungsschutz/Blitzschutz
> sicherstelle. Dabei ist mir wichtig, dass das Gerät, welches die Daten
> über die serielle Schnittstelle entgegennimmt, möglichst geschützt wird.
in industriellem Umfeld werden Datenleitungen gegen Überspannung durch 
Blitzschlag mit entspechenden Konzepten geschützt.

1) Als Inteface wird nicht RS232, sondern RS485 oder CAN genutzt.
Diese Interfaces sind duetlich Störsicherer und die Receiverbausteine 
von sich aus schon recht robust gebaut. RS232 ist per se nicht so 
störsicher.

2) Für hohe Spannungfestigkeit müssen sehr leistungsfähige 
Überspannungsableiter eingesetzt werden z.B. Suppressordioden und 
Gasableiter

3) Um das Konzept voll umsetzen zu können, müssen beide Seiten galv. 
getrennt werden vom Rest der Schaltung. Für RS485 bieten sich IC wie 
ADM2483 für die Daten und DCDC-Wandler für die galv. getrennte SV an.

4) Signalleitungen sind grundsätzlich Twisted Pair (TP) und geschirmt 
auszuführen.

Bei der Schutbeschaltung sind dann 2 Aspekte des Überspannungsschutze zu 
berücksichtigen
a) Schutz gegen Gleichtaktspannungen auf beide differenziellen 
TP-Leitungen
Dazu werden  Gasableiter mit sehr hohem Ableitvermögen eingesetzt 
(1...4kA).
Ich benutze dafür Gasableiter mit 90V Ansprechspannung. Bei einem Blitz 
fleißen dann womöglich hunderte A ab, da steigt die Spannung am 
Gasableiter auf ca. 400V an. Man kann die Spannungsfestigkeit also auf 
500V festlegen (DCDC-Wandler, Luftstrecken).

b) Schutz gegen differentielle Störungen auf den TP-Leitungen.
Hier wird abhängig von der Baudrate mit passenden Supressordioden die 
Spannung begrenzt. Bei niedrigen Bauraten kann man recht leistungsstarke
transorbdioden z.B. SMAJ5 oder auch SMBJ5 benutzen. Für höhere Baudraten 
(> 250 kBaud) wäre deren Kapazität aber zu groß)

Im Anhang ist Beispielhaft so eine Schaltung für RS485 zu sehen.
Wenn du das doppelt aufbaust (RS422), dann funktioniert es auch 
bidirektional wie RS232.

Gruß Öletronika

: Bearbeitet durch User
von Joe F. (easylife)


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U. M. schrieb:
> Bei einem Blitz
> fleißen dann womöglich hunderte A ab, da steigt die Spannung am
> Gasableiter auf ca. 400V an.

In einem RS232 Kabel?
Der Blitz muss schon an der Wetterstation abgeleitet werden (höher 
montierter Blitzableiter).
Was du dann noch in der Elektronik machen kannst ist, dich gegen Effekte 
des starken elektromagnetischen Feldes durch den Blitz schützen, der 
wiederum Überspannungen in deine Signalleitungen induziert.
Da kommt vor allem eine hohe Spannung zusammen, weniger ein hoher Strom.

Wenn der Blitz tatsächlich in deine Elektronik / ins Kabel einschlagen 
sollte ist eh alles zu spät.
Keine Kabelisolierung wird den Blitz davon abhalten den Weg zur Erde 
über deine Möbel/Heizung/sonstwas abzukürzen.

von Mike J. (linuxmint_user)


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Meine Blitz+Kabel-Erfahrungen:

Ich habe hier eine Außenleuchte mit Bewegungsmelder die im Blumenbeet 
steckt und den Weg beleuchtet damit man frühs im Dunkeln den Weg findet.

Eigentlich hat das Ding Solarzellen und NiMH-Akkus, aber gerade wenn es 
dunkel wird scheint Tagsüber nicht genug Sonne damit der Akku so stark 
aufgeladen wird damit das Ding 12 bis 14 Stunden lang durchhält.

Kurzerhand habe ich den Akku mit zwei Leitungen (Litze) ersetzt und die 
Lampe mit 5V (4x1.2V Zellen) versorgt.

Das ging auch eine lange Zeit lang gut, nur als es dann mal ein Gewitter 
gab war die Lampe aus.

Der Blitz hat durch sein Feld einfach genügend Energie in die 2 Meter 
(vom Haus bis zur Lampe) induziert damit das Ding kaputt ging.
Es war innen auch kein Schaden sichtbar.

Jetzt nutze ich ein Koaxialkabel und davor + dahinter sitzt ein guter 
Überspannungsschutz, ähnlich die hier:
Beitrag "Re: DSL-Blitzschutz"

Jedoch hatte ich dort zusätzlich eine Spule, einen weiteren Widerstand + 
Kondensator + Z-Dioden und einen selbst gebastelten 
Überspannungsableiter (zwei verzinnte Platinen durch etwas Papier [mit 
eingestanzten Löchern] getrennt) eingesetzt.

von U. M. (oeletronika)


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Hallo,
>Joe F. schrieb:
>> Bei einem Blitz
>> fleißen dann womöglich hunderte A ab, da steigt die Spannung am
>> Gasableiter auf ca. 400V an.
> In einem RS232 Kabel?
Nein, bei einem geschirmten Kabel fließen solche Ströme zuerst mal über 
den Schirm ab. Dabei ist es egal, welche Signale in dem Kabel geführt 
werden.
Der Kabelschirm bildet dabei einen Teil einer Leiterschleife, die an den 
Enden gut geerdet werden sollte.

Was im Inneren des Kabels passiert, hängt dann von dessen Konstruktion 
und Verwendung ab. Natürlich induzieren solche Ströme in Schirm auch 
wieder Störspannungen auf die Signaladern. Da macht es sich dann aber 
sehr gut, wenn die Störspannungen auf verdrillten Leitungen treffen, in 
denen differenzielle und somit symetrische Signale übertragen werden.
Durch die Verdrillung heben sich die Störungen weitgehend gegenseitig 
auf.
Bei RS232 hätte man diese Effekte so schon mal nicht, weil das keine 
symetrische Übertragungsstrecke ist.

> Der Blitz muss schon an der Wetterstation abgeleitet werden (höher
> montierter Blitzableiter).
Ich bin keinesfalls von einem direkten Blitzschlag ausgegangen.
Direkte Blitzströme führen Stromstärken im Bereich von mehreren hundert 
kA (typisch ca. 200.000A).
Das ist noch mal 100 bis 1000-fach höher als die Ströme in Leitungen, 
welche durch die sehr starken Magnetfelder des direkten Blitzstromes 
induziert werden.
Da hilft auch dein Blitzableiter nix, den dieser führt die enormen 
Ströme nur rel. niederohmig nach Erde ab und verhinder damit, das ein 
Brand entsteht.
Aber die magetischen Felder um den Ableiter bilden sich auch aus.

Ich hatte schon mal einen indirekten Blitzschlag in unmittelbaer Nähe 
des Hause bzw. in die Dachhaut. Äußerlich ist da nix weiter passiert, 
aber im Haus sind komplett alle Sicherungen raus geflogen und es gab 
über 20 defekte Geräte und Signaleinrichtungen mit zum Teil sehr 
deutlichen sichtbaren Spuren (verkohlte BE, durchgebrannte Kabel). Das 
waren z.B. NTBA und DSL-Splitter (telefonleitung erdverlegt!), Ports von 
Telefonanlage, Computer (GraKa, Motherboard), LAN-Switch, LNB und 3 
SAT-Receiver (Antenneneingänge), Heizungssteuerung, Herdsteuerung, 
Bewegungsmelder, 2 elektrische Türöffner, 24V und 12V 
Hausstromversorgung, elektronische Lampen und Lichtsteuerungen, 
Regenmelder, usw.
Nur elektronische Geräte, die vom Netz getrennt waren und keinen 
direkten Anschluss an irgend ein Signalkabel hatten, waren nicht 
betroffen.
Gruß Öletronika

: Bearbeitet durch User
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