Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik ab welchen widerstand Elko lieber tauschen ?


von DAVID B. (bastler-david)


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Hallo
Mir kommen immer wieder Elkos unter die ein widerstand von 0,9 -2 Ohm 
haben die tausche ich immer gegen neue aus.
Aber ab wann macht es sinn Elkos zu tauschen die noch die volle 
Kapazität haben ?
DANKE

von mhh (Gast)


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ESR?

Das ist stark baugrößenabhängig.

Außerdem tritt bei großen Kapazitäten eine ESR Erhöhung ohne 
Kapazitätsveränderung eher nicht auf, bei kleinen (<220 µF) aber schon.

m.a.W. nicht pauschal beantwortbar

von Old P. (Gast)


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Werf Dein Widerstandsmessgerät weg und Du lebst viel entspannter (und 
preiswerter)
;-)

Im Ernst: Je nach Kapazität haben Elkos eh einen "Grundwiderstand". Und 
je nach Schaltung stört ein ESR mehr oder garnicht. Ich habe zwar auch 
einen "ESR-Messer", doch gut 40 Basteljahre davor hab ich sowas nie 
gehabt und alle Schaltungen funktionierten. Ok, längst nicht alle, aber 
am ESR lag das wohl nie.
Seit vor Jahren bei Computerboards massenhaft miese Elkos starben, hat 
sich die ESR-Manie immer mehr zum Hype entwickelt. Ja, manche 
Schaltungen sind auf Low-ESR angewiesen, doch eben nur die wenigsten. 
Selbst in SNT habe ich aus Not schon Stino-Elkos aus der Bastelkiste 
verwendet, 100nF in SMD auf die Lötseite und gut. Diese Provisorien 
(meist Wandwarzen) laufen seit Jahren fehlerfrei.

Old-Papa

von Mark S. (voltwide)


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Old P. schrieb:
> doch gut 40 Basteljahre davor hab ich sowas nie
> gehabt und alle Schaltungen funktionierten.

Mit Verlaub, das ist Unsinn. In diesen 40 Jahren hat sich einiges 
geändert in der Elektronik, insbesondere die immer mehr um sich 
greifende Schaltnetzteiltechnik. Und damit einhergehend die auf einmal 
wesentlich höhere Wechselstrombelastung von Elkos, vorzugsweise auf der 
Niedervoltseite, dort wo die hohen Gleichströme fließen.

Die Ausfälle an PCs infolge defekter Elkos sind kein hype, sondern 
banale Tatsachen. Und diese haben dazu geführt, dass es heutzutage 
kleine Elkos mit Strombelastbarkeiten und ESRs gibt, von denen man vor 
40 Jahren nicht zu träumen gewagt hätte.

von Mani W. (e-doc)


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Ich gebe jetzt mal Old Papa recht, weil es bei mir genauso ist,
aber das ist kein Beweis...

Mark S. schrieb:
> Mit Verlaub, das ist Unsinn. In diesen 40 Jahren hat sich einiges
> geändert in der Elektronik

Ja, und manche Leute haben diese 40 Jahre miterlebt bis heute...

Und in diesen 40 Jahren hat sich viel getan wie auch
in den letzten Jahren,
je nachdem, wie man das sieht...


Vor 40 Jahren gab es keinen PC, kein Handy, Smartphone usw...
Keinen Scanner und keine Digitalkamera...

Keine High-Power-Led, kaum ein SNT...



Auch Mark Space gebe ich recht, und

> Old P. schrieb:
>> doch gut 40 Basteljahre davor hab ich sowas nie
>> gehabt und alle Schaltungen funktionierten.


So ist es auch bei meinen Schaltungen...



Gruß

Mani

von Werner M. (Gast)


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DAVID -. schrieb:
> Mir kommen immer wieder Elkos unter die ein widerstand von 0,9 -2 Ohm
> haben die tausche ich immer gegen neue aus.
> Aber ab wann macht es sinn Elkos zu tauschen die noch die volle
> Kapazität haben ?

Sobald die Ripple-Ströme zu einer verstärkten Erwärmung des Elkos 
führen.

von Jonny S. (zonk)


Angehängte Dateien:

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Bei meinem ESR-Messgerät war diese Tabelle (siehe Anhang) dabei. Sie 
gibt ein paar Richtwerte an.

von Stefan F. (Gast)


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Es kommt wie immer auf den Anwendungsfall an.
Einfach alle Elkos aufgrund ihres ESR Wertes auszutauschen, halte ich 
für völligen Quatsch.

Du tauscht in deinem Auto ja auch nicht pauschal alle Schrauben aus, die 
eine gewisse Dehnbarkeit überschrieben!

von Jonny S. (zonk)


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Stefan U. schrieb:
> Es kommt wie immer auf den Anwendungsfall an.
> Einfach alle Elkos aufgrund ihres ESR Wertes auszutauschen, halte ich
> für völligen Quatsch.


Grundsätzlich hast du schon Recht!

Ich hatte kürzlich ein kleines defektes Schaltnetzteil, bei dem zwei 
Elkos schon ein bisschen 'dicke Backen' hatten. Ein untrügliches 
Zeichen.
Zwei neue Elkos rein und das Netzteil läuft wieder.

Die beiden Elkos hatten annähernd ihre 1000µF (wie angegeben) und auch 
einen sehr niedrigen ESR. Trotzdem lief damit das Netzteil nicht mehr.
Man konnte also Messen und alles schien in Ordnung. Einzig die visuelle 
Prüfung sprach für defekte Elkos.

Verlassen kann man sich auf den Messwert alleine jedenfalls nicht.

von Peter D. (peda)


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Mark S. schrieb:
> dass es heutzutage
> kleine Elkos mit Strombelastbarkeiten und ESRs gibt, von denen man vor
> 40 Jahren nicht zu träumen gewagt hätte.

Ich würde eher sagen, vor 40 Jahren hat man die Elkos lange nicht so auf 
Kante genäht, wie heutzutage.
Da der ESR der einzig direkt meßbare Grenzwert ist, optimiert man ihn zu 
Lasten anderer Parameter, wie z.B. der Lebensdauer.

Interessant fand ich früher die 2 Spannungsangaben, z.B. 450V/550V. Die 
550V waren kurzzeitig erlaubt, bis die Röhrenheizung warm war und die 
Spannung auf 450V absank. Die gab es auch bei Niedervoltelkos, z.B. 
12V/15V. Leider gibt es diese 2. Spannungsangabe nicht mehr.

: Bearbeitet durch User
von Old P. (Gast)


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Mark S. schrieb:
>
> Mit Verlaub, das ist Unsinn.

Nö, das ist gelebte Realität!

> In diesen 40 Jahren hat sich einiges
> geändert in der Elektronik, insbesondere die immer mehr um sich
> greifende Schaltnetzteiltechnik. Und damit einhergehend die auf einmal
> wesentlich höhere Wechselstrombelastung von Elkos, vorzugsweise auf der
> Niedervoltseite, dort wo die hohen Gleichströme fließen.

Da stimme ich Dir ja zu....

> Die Ausfälle an PCs infolge defekter Elkos sind kein hype, sondern
> banale Tatsachen.

.... und das hatte ich auch nicht verleugnet. Sondern der dadurch 
entstandene ESR-Hype ist wiederlich. Früher hat jeder Bastler bei einem 
Defekt zuerst Röhren oder Transistoren getauscht, heute wird sofort auf 
Elkos getippt. Wobei die Wahrscheinlichkeit früher tatsächlich eher bei 
Röhren/Transistoren lag. Elkos gehen heute auch über die Wupper, 
speziell bei SNT, doch wie oben schon geschrieben wurde, der ESR stimmt 
bei denen meist noch (obwohl oben längst aufgeplatzt).
Wenn ich dann noch sehe (auch hier im Forum) dass ein einfacher 
Kleisterklecks am Elko sofort als "ausgelaufener Elko" diagnostiziert 
wird, dann könnte man schon mal zum Herrn mit dem Hirn rufen ;-)

> Und diese haben dazu geführt, dass es heutzutage
> kleine Elkos mit Strombelastbarkeiten und ESRs gibt, von denen man vor
> 40 Jahren nicht zu träumen gewagt hätte.

Ja, früher hätte man wirklich dovon nicht mal geträumt. Früher hat man 
erwartet, dass in einem Elko auch ausreichend "E" drin ist, heute sind 
das fast Trockenkondensatoren. Früher waren die Folien auch noch Folien, 
heute sind das nur noch winzige Atomketten ;-) Dennoch, auch ich 
verwende möglichst kleine Elkos, so das Bauvolumen das vorgibt. Wenn 
nicht, dann kommen auch 20-40 Jahre alte "Monster-Elkos" zum Zuge, bei 
denen hatte ich noch nie einen Ausfall.

Old-Papa

von Frank (Gast)


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DAVID -. schrieb:
> Hallo
> Mir kommen immer wieder Elkos unter die ein widerstand von 0,9 -2 Ohm
> haben die tausche ich immer gegen neue aus.
> Aber ab wann macht es sinn Elkos zu tauschen die noch die volle
> Kapazität haben ?
> DANKE
Bist Du Dir sicher das Du Dich da nicht vermessen hast? Diese Angabe 
schreit geradezu nach einem Meßfehler. So große Widerstände sind sehr 
unplausibel. Was mißt Du da? 100 Jahre alte 0,22 Mikrofaradelkos? Bei 
welcher Frequenz außerdem (1 MHz, 100 kHz?).

Manche Elektrolytkondensatoren sind schon bei 10 Milliohm defekt, andere 
erst bei 50 Milliohm, kann man schwer pauschalisieren. Dafür kann man 
einfach mit dem Datenblattwert vergleichen. Meßwert ist in Toleranz => 
gut, Meßwert außer Toleranz => schlecht.

Und ja es gibt viele Anwendungen da spielt der ESR an sich keine Rolle, 
ob er innerhalb der Spezifikation ist aber sehr wohl. 
Elektrolytkondensatoren vertrocknen und dann sind sie nicht mehr 
vernünftig zu gebrauchen.

Was das "Tauschen" anbelangt: Im Zweifelsfall lieber austauschen. Der 
Elko der jetzt "noch" gut ist, ist vielleicht genau der nächste der 
"stirbt".

von oszi40 (Gast)


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Frank schrieb:
> Im Zweifelsfall lieber austauschen. Der
> Elko der jetzt "noch" gut ist, ist vielleicht genau der nächste der
> "stirbt".

Man sollte nicht nur den ESR messen sondern auch die Temperaturangabe 
lesen! In vielen PC-Netzteilen, die ausfielen waren billige 
85-Grad-Elkos zu finden.

von DAVID B. (bastler-david)


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Ich habe über die Feiertage 3 TFTs instandsetzen müssen und bei allen 3 
waren nur 105C verbaut.
Ob woll die Hersteller jahre weit auseinander liegen (2004 -2010) und 
keine aufgeplatzten oder verformten zu sehen sind konnte ich an hand des 
widerstand diese als defekt vermuten und tauschen.
Jedenfals gehen 2 der 3 wieder beim 3ten mus ich eine CCFL simulieren.
(Beitrag "Re: Reparatur: Monitor zeigt nur für 2 Sek ein Bild")

Ich muss auch sagen ich hatte noch nie ein elko der mehr wie 2 Ohm 
hatte.
Und messen tute ich mit so ein Transistor Tester aber mit welcher 
Frequenz kann ich nicht sagen.

Danke für das feedback.

: Bearbeitet durch User
von Frank (Gast)


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oszi40 schrieb:
> Frank schrieb:
>> Im Zweifelsfall lieber austauschen. Der
>> Elko der jetzt "noch" gut ist, ist vielleicht genau der nächste der
>> "stirbt".
>
> Man sollte nicht nur den ESR messen sondern auch die Temperaturangabe
> lesen! In vielen PC-Netzteilen, die ausfielen waren billige
> 85-Grad-Elkos zu finden.
Es herrscht wohl ein allgemeines Unwissen über die Temperaturangabe auf 
dem Kondensator. Diese sagt erst mal überhaupt nichts aus, sofern wir 
uns nicht in Bereichen mit erhöhter Temperatur aufhalten (Kfz-Elektronik 
bspw.). Dazu kommt noch, daß dazu weitere Parameter wichtig sind wie 
Betriebsstunden und zulässiger Strom.

Ob ein Kondensator fehlerhaft dimensioniert wurde - und das kommt häufig 
vor - kann man nicht einfach an einer Temperaturangabe ablesen. Man kann 
es auch nicht durch einen Kondensator mit höherer Temperaturangabe 
beheben.

Konkret kann ein mit 2000 h bei 85°C Elko 25 Jahre lang seinen Dienst 
tun und ein für 10000h bei 125°C "Ultra-Endurance-blabla" Elko in 
wenigen Stunden vertrocknen. Um solche Probleme zu erkennen müßte man 
dynamische  Strommessungen am Kondensator im laufen Betrieb machen (oder 
wenigstens einen Schaltplan haben).

Das Thema Kondensatoren ist komplex, wichtig zu wissen ist, daß 
Kondensatoren Bauteile mit hoher Ausfallrate sind. Besonders betroffen 
sind Elektrolyt und Keramikkondensatoren.

@DAVID
Es klingt nicht so, als wäre das das richtige Meßgerät. Eigentlich 
verwendet man dafür ein ESR-Meßgerät. Hat Dein Meßgerät eine 
ESR-Meßfunktion oder nur eine Widerstandsmeßfunktion? Der von Dir 
gemessene Wertebereich klingt nach einer Messung des 
Gleichstromwiderstands der Kabelwiderstände. Welche Widerstandswerte 
haben denn Kondensatoren, die Du als "

Ansonsten noch zu dem Problem mit den Elektrolytkondensatoren bei PCs zu 
Beginn der 2000er Jahre: Hier haben taiwanesische Hersteller mit 
gefälschten Rezepten für die Elektrolyte gearbeitet, die ihnen als 
Orginalkopien der japanischen Rezepte verkauft wurden. Mittlerweile 
haben die taiwanesischen Hersteller aber die tatsächlichen 
Plagiatrezepte der japanischen Hersteller und entsprechend hohe 
Qualität. Dieses spezielle Problem existiert also schon lange nicht 
mehr.

von Frank (Gast)


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Jonny S. schrieb:
> Bei meinem ESR-Messgerät war diese Tabelle (siehe Anhang) dabei.
> Sie
> gibt ein paar Richtwerte an.
Das Problem ist ein bißchen die Schwankungsbreite.

z.B. für 1000 uF, 35 Volt stehen in der Tabelle 110 Milliohm
tatsächliche Modelle haben aber Werte zwischen 22 Milliohm und 440 
Milliohm.

Insofern ist so eine Tabelle eher schädlich als nützlich, denn ein Wert 
von 100 Milliohm bedeutet bspw. bei Elko A er ist kaputt, bei Elko B ist 
aber alles in Ordnung.

von Matthias S. (Firma: matzetronics) (mschoeldgen)


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Old P. schrieb:
> 100nF in SMD auf die Lötseite und gut

Das mache ich seit Jahren auch so und hat sich sowohl in PC-Netzteilen 
als auch in anderen SNT bestens bewährt. Die Dinger leiten die Spitzen 
vor dem Elko ab, der sich so auf seine Speicherfähigkeiten konzentrieren 
kann.
Mein 950W ATX Netzteil für die Bassanlage profitiert nebenbei auch noch 
von so gut wie keiner Schaltnetzteilfrequenz am 12V Ausgang. Und die 
Elkos bleiben kalt.

: Bearbeitet durch User
von Flow (Gast)


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> Insofern ist so eine Tabelle eher schädlich als nützlich,

Ach woher. Wenn du alle Elkos in der Tabelle mit Typ A
einfügst dann ergibt sich immer dasselbe Gefälle mit
von links nach rechts abnehmendem ESR.
Deshalb steht da 2mal "typische" ESR-Werte u. "typische" Zahlen.

Beitrag #7598799 wurde vom Autor gelöscht.
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