Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Treiber für Mosfet IRFB7440


von Nirual I. (nirual)


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Hallo,

ich möchte mit einem Arduino eine Last mit einem MOSFET an- und 
abschalten.
Da die Verlustleistung im Mosfet möglichst gering sein soll (und 
günstig), will ich den IRFB 7437 bzw IRFB 7437 nutzen.

Die Schaltfrequenz, wenn man denn von Frequenz sprechen kann, ist sehr 
gering. Es geht eher darum, die Last längerfristig zu schalten.
Schaltfrequenz: < 0.1 Hz

Verfügbare Versorgungsspannungen: 5 V (für Arduino) und 30 V (für die 
last)

Der Mosfet ist ein N Channel und soll an der high side betrieben werden, 
es wird also ein High Side Gate Driver gesucht.
Der Treiber wird mit einem Logiksignal aus dem Arduino (5 V) 
angesteuert.


Welchen Treiber könnt ihr dafür empfehlen? Oder braucht ihr noch weitere 
Informationen?

Viele Grüße!
nirual

von Jens G. (jensig)


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Bei solch niedrigen Frequenzen könnte man auch eine einfache 
Transistorstufe mit Kollektor-R nehmen, wenn nur nicht dieser 
Highside-N-Kanal wäre ...

Die üblichen High Side Gate Driver wie beim IR2104 erzeugen mit einer 
Art Ladungspumpe die Highside-Gatespannung. Und solch eine Ladungspumpe 
lebt von Schaltvorgängen. Wenn Du mit weniger als 0,1Hz schalten willst, 
sollte der Bootstrap-C unter Berücksichtigung der Leakströme und 
Ladeströme (über den unteren Treiber-Transistor des Treibers ) 
entsprechend dimensioniert sein. Da dürfte es einige µF brauchen, aber 
eben nicht zu viel.
Oder macht entsprechend viele µF ran, muß dann aber einen R zur 
Strombegrenzung in Serie schalten.

: Bearbeitet durch User
von Matthias S. (Firma: matzetronics) (mschoeldgen)


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Wenn du da sehr lange Anschaltzeiten hast, bleibt dir, wenns unbedingt 
der N-Kanal sein soll, nur ein isolierter DC/DC Wandler oder ein Smart 
Switch als Ersatz für den N-Kanal.

: Bearbeitet durch User
von Sascha (Gast)


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Wenn der Gate-Leckstrom und der Kondensator-Leckstrom gering sind, kann 
das auch mit nem normalen Bootstrap Gatetreiber gehen.

Aber bei "längerfristig" schalten muss man wohl von Minuten ausgehen, 
oder?

Da spräche dann doch einiges für nen High Side P-FET. Da einfach nen 
guten Typ zu wählen ist immer noch um Längen billiger als ne 
Hilfsspannung zu erzeugen.

von Eberhard H. (sepic) Benutzerseite


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Nirual I. schrieb:

> Der Mosfet ist ein N Channel und soll an der high side betrieben werden,
> es wird also ein High Side Gate Driver gesucht.
> Der Treiber wird mit einem Logiksignal aus dem Arduino (5 V)
> angesteuert.

Welche Last willst Du denn mit diesem Kaliber von MOSFET ansteuern und 
mit welchem Strom?

Ein MIC5021 (Micrel/Microchip) sollte es schaffen, das Gate der 
genannten MOSFETs gut und dauerhaft anzusteuern, auch wenn er nur für 
bis zu 2nF Gate-Eingangskapazität* spezifiziert ist. Bei einer nahezu 
statischen Ansteuerung dürfte das aber keine allzu große Rolle spielen.

Für die richtige Beschaltung des MIC5021 bei 30V Versorgungsspannung das 
Datenblatt studieren. Die zur Verfügung stehende Gate-Source-Spannung 
beträgt dann ca. 14V (typ.). Das sollte reichen.

* Beim IRFB7440 sind es immerhin 4,7nF (typ.) und beim IRFB7437 sind es 
sogar stolze 7,3nF (typ.).

von Nirual I. (nirual)


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Eberhard H. schrieb:
> Welche Last willst Du denn mit diesem Kaliber von MOSFET ansteuern und
> mit welchem Strom?

Okay, vielleicht formuliere ich die Aufgabenstellung nochmal ohne 
Lösungsvorschläge, vielleicht habt ihr viel bessere Ideen:

Ein bidirektionaler Energiefluss von mehreren hundert Watt, sagen wir 
maximal 500 W, soll bei U = 24...28 V geschaltet werden können. Die 
resultierenden Ströme sind also I_max = 20 A. Dabei sollen die Verluste 
klein sein (und die verwendeten Bauteile auch noch günstig...)

Konstruktionsbedingt soll das hohe Potential geschaltet werden.

: Bearbeitet durch User
von Eberhard H. (sepic) Benutzerseite


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OK, dann wären die Verluste bei 20A und weniger überdimensionierten 
MOSFETs sicher noch tragbar.

Wenn der Strom in beide Richtungen geblockt werden soll ("Reverse 
Current Protection"), reicht ein einzelner MOSFET allerdings nicht, 
sondern Du must dann zwei derselben Sorte mit verbundenen 
Source-Anschlüssen in Anti-Serie schalten. Jedoch addieren sich bei 
dieser Methode sowohl der R_ds_on als auch die zu steuernde 
Gate-Ladung.*

Die Gates beider MOSFETs werden gemeinsam durch den MOSFET-Treiber 
angesteuert und der gemeinsame Source-Anschluss geht an die verbundenen 
Sense-Pins** des MIC5021.

Einer der Drain-Anschlüsse geht an die Spannungsversorgung (ca. 30V, 
offensichtlich zwei Bleiakkus; Energierückgewinnung?) und der zweite 
Drain-Anschluss geht an die zu schaltende Last. So klappt das Abschalten 
in beide Stromrichtungen ohne dass die Body-Diode eines MOSFETs leitend 
wird.

* Deshalb MOSFETs mit etwas weniger Gate-Eingangskapazität bzw. 
Gate-Ladung auswählen.
** Falls keine Stromüberwachung verwendet wird.

von Nirual I. (nirual)


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Hallo Eberhard,

ja, so in die Richtung gingen auch meine Gedanken, aber vielen Dank, 
dass du sie nochmal klar ausformuliert hast!

Wie wäre bspw. der IRFH5300TR2PBF?
In der Tat sind es zwei Bleiakkus in Serie. Der Mosfet hat eine maximale 
Spannungsfestigkeit von 30 V - reicht das aus oder braucht man mehr 
Sicherheitsabstand nach oben?

Viele Grüße!

von Eberhard H. (sepic) Benutzerseite


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Je nachdem, in welcher Umgebung die ganze Applikation zu funktionieren 
hat und welche Last geschaltet werden soll, können die Ansprüche an die 
MOSFETs bezüglich Spannungs- und Stromfestigkeit sehr unterschiedlich 
sein.

Falls es z.B. eine Applikation in einem Fahrzeug mit Anlasser ist (z.B. 
LKW), sollte die direkt mit dem Akku in Verbindung stehende Elektronik 
für kurze Zeit relativ hohe Spannungen wegstecken können (hierzu gibt es 
ausführliche Specs, Stichwort Load-Dump u.a.).

Bei Applikationen mit induktiver Last (z.B. Elektromotor/Generator) gibt 
es meist auch Specs bezüglich geforderter Spannungsfestigkeit, selbst 
wenn es nicht in einem Fahrzeug mit Anlasser ist.

Grundsätzlich gilt: Je mehr Spielraum, um so besser, aber dann leider 
auch aufwendiger und teurer.

Einen 30V-MOSFET wie den IRFH5300 würde ich bei zwei Bleiakkus in Serie 
keinesfalls verwenden, egal ob KFZ oder sonst etwas. Der Spielraum ist 
hier definitiv zu klein. Auch dessen Gate-Charge ist mit >160nC (@14V) 
sogar noch schlechter als beim IRFB7440.

Nachdem Du ursprünglich MOSFETs im TO-220 herausgesucht hast: Könntest 
Du ein PQFN-Gehäuse wie beim IRFH5300 verarbeiten?

Es gibt sicher reichlich geeignete MOSFETs, auch mit etwas weniger 
Gate-Charge als bei den bereits genannten. Wie groß dürfen die Verluste 
in den MOSFETs denn maximal sein?

von Nirual I. (nirual)


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Hallo Eberhardt,

wünschenswert wäre ein R_DSon < 5 mOhm.
Kannst du einen Mosfet empfehlen, der zu dem von dir genannten 
Gatetreiber passt?

PS: Ja, auch diese Bauform ist in Ordnung.

Grüße!

: Bearbeitet durch User
von Bernd K. (bmk)


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Ich habe mal meine Merkliste nach MOSFETS befragt, die eine 
Spannungsfestigkeit > 30V haben, einen Rdson < 5 mOhm und einen
Qg unter 50nC. Vielleicht hilft es:

http://www.nxp.com/documents/data_sheet/PSMN4R0-40YS.pdf
http://www.ti.com/general/docs/lit/getliterature.tsp?genericPartNumber=csd18533q5a&fileType=pdf
http://www.ti.com/general/docs/lit/getliterature.tsp?genericPartNumber=csd18532q5b&fileType=pdf

von Nirual I. (nirual)


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Bernd K. schrieb:
> Ich habe mal meine Merkliste nach MOSFETS befragt, die eine
> Spannungsfestigkeit > 30V haben, einen Rdson < 5 mOhm und einen
> Qg unter 50nC. Vielleicht hilft es:

Ok cool, ich würde wohl einen der TI Mosfets nehmen, mit 60 V 
Spannungsfestigkeit bleibt da noch geng Luft nach oben.

Der CSD18532Q5B hat C_g = 44 nC. Schafft der MIC5021 zwei von denen 
sicher durchzuschalten, oder sollte ich den anderen nehmen (C_g=29nC)?

Grüße!

von Bernd K. (bmk)


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Nimm lieber den:
http://www.ti.com/general/docs/lit/getliterature.tsp?genericPartNumber=CSD18540Q5B&fileType=pdf
da fängt der RDSon mit einer '1' vorne an. Da genügt einer.


Plan B: auf P-MOSET gehen.

3 Stück hiervon parallel:
http://www.onsemi.com/pub_link/Collateral/BBS3002-D.PDF
liefern auch einen RDSon mit einer '1' vorne.

Ansteuerung dann mit einem Level-Shifter:
http://www.mikrocontroller.net/attachment/34752/P_FET.png

von Nirual I. (nirual)


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Eberhard H. schrieb:
> Ein MIC5021 (Micrel/Microchip) sollte es schaffen, das Gate der
> genannten MOSFETs gut und dauerhaft anzusteuern, auch wenn er nur für
> bis zu 2nF Gate-Eingangskapazität* spezifiziert ist

Hallo Eberhardt, ich habe noch mal eine Frage zum MIC5021. Einerseits 
stehen im Datenblatt maximal 15 V als Input Voltage, ein wenig weiter 
unten steht "Input Threshold" max 2 V.
Wie ist das zu verstehen?

@Bernd: Was meinst du mit "da genügt einer"?

Grüße!

von Eberhard H. (sepic) Benutzerseite


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Nirual I. schrieb:
> Eberhard H. schrieb:
>> Ein MIC5021 (Micrel/Microchip) sollte es schaffen, das Gate der
>> genannten MOSFETs gut und dauerhaft anzusteuern, auch wenn er nur für
>> bis zu 2nF Gate-Eingangskapazität* spezifiziert ist
>
> Hallo Eberhardt, ich habe noch mal eine Frage zum MIC5021. Einerseits
> stehen im Datenblatt maximal 15 V als Input Voltage, ein wenig weiter
> unten steht "Input Threshold" max 2 V.
> Wie ist das zu verstehen?
>
> @Bernd: Was meinst du mit "da genügt einer"?
>
> Grüße!

Am Pin VDD des MIC5021 dürfen zwischen 12V und 36V anliegen.
VBOOST liegt ca. 14V über VDD.

"Input Voltage" ist die Spannung am Steuereingang "Input" (nicht die 
Versorgungsspannung), typischerweise TTL-Logikpegel: <=0,8V entspricht 
LOW, >=2,0V entspricht HIGH.

Die genannten 15V sind "Absolute Maximum Rating" (nicht im regulären 
Betrieb) an diesem Pin.

Darüber besteht Gefahr der Zerstörung dieses Pins, aber möglicherweise 
auch schon wenn die Spannung über VDD liegt.

Ein Maximalwert für "Operating Input Voltage" ist nicht spezifiziert.
5V sind sicher OK, bis 12V vermutlich auch noch.

Zwei MOSFETs "back-to-back" (wie oben beschrieben) sollte ein einziger 
MIC5021 auch bei >2nF Gesamt-Gate-Kapazität schaffen (also Summe der 
beiden Einzel-Gate-Eingangskapazitäten), die Umschaltzeit wird eben 
entsprechend langsamer.

Werde das bei Gelegenheit noch mit zwei "dicken" MOSFETs nachmessen, bin 
aber momentan anderweitig beschäftigt.

von Amateur (Gast)


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Kennt man heute eigentlich nur noch Fertiglösungen wie einen 
DC/DC-Wandler?
Ein Zappler (von mir aus auch ein 555), zwei Dioden und Kondensatoren 
und schon hat man 5 bis 12V "Versatzspannung".

von Bernd K. (bmk)


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Nirual I. schrieb:
>
> @Bernd: Was meinst du mit "da genügt einer"?
>
Damit meine ich, dass ein MOSFET mit Rdson 1,8 mOhm eine Verlustleistung
von I²x R = 20A² x 0,0018Ohm = 0,72W produziert was (fast) ohne Kühlung
abgeführt werden kann.

von Eberhard H. (sepic) Benutzerseite


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Inzwischen habe ich die High-Side-Ansteuerung von 2x "dicken" IRF3205 
(back-to-back, s.o.) mit einem MIC5021 untersucht.

Aufgrund der sehr hohen Gate-Eingangskapazität klappt die Ansteuerung 
gemäß Datenblatt Fig. 3 (10nF zwischen VDD und Vboost) allerdings nicht 
zuverlässig für beliebige Tastverhältnisse, denn beim Einschalten bricht 
die Gate-Source-Spannung je nach Tastverhältnis vorübergehend ein und es 
benötigt einige Zeit (Größenordnung ms), bis der Boost-Kondensator 
wieder nachgeladen ist.

Die Methode gemäß Fig. 2 (2,7nF zwischen Last und Vboost) funktioniert 
dagegen überraschend gut, sowohl bezüglich der Gate-Source-Spannung als 
auch dem Laststrom. Trotz kleinerer Boost-Kapazität ist die gespeicherte 
Energie bei 30V Versorgungsspannung hier mehr als doppelt so groß.

Ich habe jeweils mit einer 350Hz-PWM zwischen 0% bis 100% Tastverhältnis 
gemessen.

Die verwendeten IRF3205-Exemplare haben einzeln stolze 5,6nF 
Gate-Eingangskapazität* bei 0V Gate-Source-Spannung.

Andere MOSFETs mit noch größeren Gate-Eingangskapazitäten bzw. noch 
größerer Gate-Ladung stehen mir momentan nicht zur Verfügung.

* Gemessen mit verschiedenen DMMs (1,2kHz) und einem LCR-Meter (100Hz 
bis 10kHz) zwischen Gate und Source/Drain kurzgeschlossen. Zwischen Gate 
und Source oder Drain (nicht kurzgeschlossen) getrennt gemessen sind es 
immer noch 4,3nF.

Laut IRF3205-Datenblatt sind es typisch 3,2nF, ebenfalls bei 0V 
Gate-Source-Spannung, aber bei 25V Drain-Source-Spannung und 1MHz 
Messfrequenz.

Zum Vergleich: Bei einem kleinen MOSFET BS170 sind es gemessen gerade 
mal 55pF zwischen Gate und kurzgeschlossenen Source/Drain (kaum ein 
Unterschied zwischen 100Hz bis 10kHz). Laut BS170-Datenblatt sind es 
maximal 40pF Gate-Eingangskapazität bei 10V Drain-Source-Spannung.

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