Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Single-Supply Operationsverstärker


von Danish B. (danishbelal)


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Moin Moin,

ich habe eine Frage bezüglich Single-Supply Operationsverstärkern, bzw. 
den Unterschied zu den "Normalen".

Betreibt man einen Operationsverstärker an +-12V und legt beide Eingänge 
auf Masse (0V-Differenz), dann gibt er "0V" aus.
Da der OP aber nur Anschlüsse für +12V und -12V hat, sieht es für ihn 
aus wie +12V.
(Damit entspräche das ja dem Massespannungspegel)

Kurzum: Der Operationsverstärker geht davon aus, dass die Masse genau in 
der Mitte der beiden Betriebsspannung liegt.

Ist es dann bei Single-Supply OPs so, dass diese bei z.B. +5V und GND 
und kurzgeschlossenen Eingängen 0V ausgeben? Oder 2,5V?
Wo liegt der genaue Unterschied?




Es geht mir hier eher um eine theoritische Analyse. Das eine evtl. 
verstärkte Offsetspannung dafür sorgt, dass nicht genau 0V am Ausgang 
anliegen kann daher vernachlässigt werden.

von The D. (thedaz)


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OpAmps haben genau zwei Pins für die Versorgungsspannung. Die maximale 
Höhe dieser Spannung steht im Datenblatt. Einen extra GND Spannungslevel 
kennt der OpAmp nicht, es ist für ihn nur eine Spannung innerhalb der 
Versorgungsspannungsgrenzen.

Wenn du von single-supply OpAmps schreibst, dann meinst du vermutlich 
rail-to-rail OpAmps. Normale OpAmps können Ein- und Ausgangsspannungen 
nicht genau bis zu den Grenzen der Versorgungsspannung verarbeiten 
sondern brauchen einen gewissen Abstand, z.B. 2V in beide Richtungen. 
Bei Vss = 0V und Vcc = +12V wäre das minimale Eingangssignal dann +2V 
und das maximale +10V. Wenn man Vss = -12V und Vcc = +12V nimmt, dann 
kann man an die Eingänge Wechselspannung bezogen auf GND (= 0V level) 
anlegen. Rail-to-rail OpAmps haben die Fähigkeit, an die Grenze der 
Versorgunsspannung zu gehen.

Single-Supply ist ein Begriff im Zusammenhang mit OpAmp-Schaltungen, 
nicht ein Attribut eines OpAmps.

von Gerd E. (robberknight)


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The D. schrieb:
> Single-Supply ist ein Begriff im Zusammenhang mit OpAmp-Schaltungen,
> nicht ein Attribut eines OpAmps.

Das kenne ich anders: Single-Supply bedeutet bei einem OpAmp, daß Ein- 
und Ausgang bis auf (oder zumindest fast) Vss runter gehen können. 
Typisches Beispiel wäre der LM324.

Rail-to-Rail bedeutet dagegen, daß zusätzlich auch Vcc (fast) erreicht 
werden kann.

: Bearbeitet durch User
von The D. (thedaz)


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Gerd E. schrieb:
> The D. schrieb:
>> Single-Supply ist ein Begriff im Zusammenhang mit OpAmp-Schaltungen,
>> nicht ein Attribut eines OpAmps.
>
> Das kenne ich anders: Single-Supply bedeutet bei einem OpAmp, daß Ein-
> und Ausgang bis auf (oder zumindest fast) Vss runter gehen können.
> Typisches Beispiel wäre der LM324.
>
> Rail-to-Rail bedeutet dagegen, daß zusätzlich auch Vcc (fast) erreicht
> werden kann.

Ah, ok. Danke für die Info.

von Danish B. (danishbelal)


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Gerd E. schrieb:
> Das kenne ich anders: Single-Supply bedeutet bei einem OpAmp, daß Ein-
> und Ausgang bis auf (oder zumindest fast) Vss runter gehen können.
> Typisches Beispiel wäre der LM324.
>
> Rail-to-Rail bedeutet dagegen, daß zusätzlich auch Vcc (fast) erreicht
> werden kann.

Ok, danke für die Antwort!

Ist es dann richtig, dass beide bei einer Eingangsdifferenz von 0V, die 
"Mitte" der Betriebsspannung ausgeben?

von Jens G. (jensig)


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>Ist es dann bei Single-Supply OPs so, dass diese bei z.B. +5V und GND
>und kurzgeschlossenen Eingängen 0V ausgeben? Oder 2,5V?
>Wo liegt der genaue Unterschied?




>Es geht mir hier eher um eine theoritische Analyse. Das eine evtl.
>verstärkte Offsetspannung dafür sorgt, dass nicht genau 0V am Ausgang
>anliegen kann daher vernachlässigt werden.

SingleSupply gibt's in der OPV-Theorie nicht. Bzw. der OPV weis nicht, 
daß es SingleSupply ist. Ich würde sogar sagen, daß es in der Theorie 
vollkommen egal ist, ob und wie der OPV versorgt wird - es werden 
ohnehin nur Ein- und Ausgänge betrachtet.

Ein OPV hat unendlich Verstärkung, und unendlich 
Gleichtaktunterdrückung. Egal, wo der Gleichtaktpegel liegt, der OPV 
gibt immer 0V aus, wenn die Eingangsdifferenz 0V ist. Auf was sich dabei 
die 0V des Ausgangs beziehen, ist dabei eher Definitionssache. 
Sinnigerweise nimmt man den Massepegel als Bezug.

von Josef (Gast)


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Ein Operationsverstaerker wird immer mit Rueckkopplung betrieben.
Damit ergibt sich die Ausgangsspannung eindeutig aus den 
Eingangsspannungen.

So eine Konstruktion, wie dass die Masse in der Mitter der 
Versorgungsspannungen liegt, ist damit ueberfluessig.

von Danish B. (danishbelal)


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Jens G. schrieb:
> Sinnigerweise nimmt man den Massepegel als Bezug.

Ja, aber der OP hat ja keinen Masseanschluss.

Die Frage bezog sich darauf, ob der OP davon ausgeht, dass Masse in der 
Mitte der Betriebsspannung liegt.

Gerd E. schrieb:
> Das kenne ich anders: Single-Supply bedeutet bei einem OpAmp, daß Ein-
> und Ausgang bis auf (oder zumindest fast) Vss runter gehen können.
> Typisches Beispiel wäre der LM324.
>
> Rail-to-Rail bedeutet dagegen, daß zusätzlich auch Vcc (fast) erreicht
> werden kann.


So, habe gerade im Datenblatt des MCP601 gesehen, dass dieser 
Single-Supply fähig ist UND Rail-to-Rail-Ausgänge hat.

Wie ist das Single-Supply hier gemeint?


Anhang:
Datenblatt MCP601
http://ww1.microchip.com/downloads/en/DeviceDoc/21314g.pdf

Die genannten Information sind gleich auf der ersten Seite unter 
"Features"

von The D. (thedaz)


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Ich würde sagen,  dieser OpAmp ist gut geeignet für single supply 
designs weil er nicht nur rail-to-rail am Ausgang unterstützt sondern am 
Eingang sogar Signale bis zu 0,3V unterhalb der unteren 
Versorgungsspannung erlaubt.

von Jens G. (jensig)


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>> Sinnigerweise nimmt man den Massepegel als Bezug.

>Ja, aber der OP hat ja keinen Masseanschluss.

Einfach Massepegel festlegen, und gut. Der OPV weis das schon - Du 
wolltest das doch nur theoretisch ...

von Jens G. (jensig)


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Bei einem realeren OPV, der genau symmetrisch aufgebaut ist (also 
praktisch keine Vorzugrsrichtung), wäre der Ausgang bei 0V Differenz am 
Eingang genau mittig zwischen +Ub und -Ub, sofern man einen 
Gleichtaktfehler ausschließen würde. Egal, ob Single- odfer 
DoubleSupply.
Das wäre dann aber nicht mehr ganz die Theorie.

: Bearbeitet durch User
von U. M. (oeletronika)


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Hallo,
> Danish B. schrieb:
> ich habe eine Frage bezüglich Single-Supply Operationsverstärkern, bzw.
> den Unterschied zu den "Normalen".
Der Begriff Single-Supply beschreibt eigentlich keine sehr konkreten 
Eigenschaften. Im Prinzip kann man jeden OPV auch mit nur einer 
Betriebsspannung betreiben.
In Praxis beschreibt es oft OPVs, die schon mit einer geringen Spannung 
auskommen (z.B. schon ab ca. 1,8...2V).
Die logische Folge davon ist, dass der Eingangsspannungsbereich und die 
Aussteuerung rel. dicht an die Betriebsspannungsgrenzen gehen. Deshalb 
werden solche OPV oft auch Rail-to-Rail-Eigenschaften haben oder 
zumindest bis dicht an Vss arbeiten (so wie Gerd E. es oben beschreibt).

> Betreibt man einen Operationsverstärker an +-12V und legt beide Eingänge
> auf Masse (0V-Differenz), dann gibt er "0V" aus.
Das ist etwas anders. Jeder OPV in einer üblichen Beschaltung gibt die 
Bezugsspannung aus, wenn die Diff-Eingangsspannung 0V ist und auf 
Bezugspotential liegt
http://www.elektronik-kompendium.de/sites/slt/0210141.htm
http://www.elektronik-kompendium.de/sites/slt/0210151.htm
Dabei ist es rel. egal, ob die Gleichtaktspannung genau auf Masse liegt 
oder irgend wo anders im zulässigen Gleichttakt-Eingangsspannungsbereich 
(Common Mode Input Voltage)
http://www.renesas.com/support/faqs/faq_results/Q1000000-Q9999999/linear/opcomp/opcomp_017gl.jsp
Im normalen Betriebsfall als Verstärker hat der OPV immer das Bestreben, 
am Eingang die Differenzspannung auf 0V zu halten.

> Da der OP aber nur Anschlüsse für +12V und -12V hat, sieht es für ihn
> aus wie +12V.(Damit entspräche das ja dem Massespannungspegel)
Die Masse ist nur ein Bezugspegel, das im Prinzip beliebig zwischen -Uss 
und +Ubb liegen kann.

> Kurzum: Der Operationsverstärker geht davon aus, dass die Masse genau in
> der Mitte der beiden Betriebsspannung liegt.
Nein, man kann einen OPV auch mit unsymetrischen Spannungen Versorgen.
Statt -12V und +12V z.B. auch -4V und +20V.
Das hätte den Vorteil, dass der OPV am Ausgang auf die Masse bezogen 
viel weiter nach +Ubb aussteuern kann (z.B. ca. 18...19V und nicht nur 
bis ca. 10...11V, wie bei symetrischer Versorgung).

> Ist es dann bei Single-Supply OPs so, dass diese bei z.B. +5V und GND
> und kurzgeschlossenen Eingängen 0V ausgeben? Oder 2,5V?
> Wo liegt der genaue Unterschied?
Zunächst kann so ein OPV am Ausgang nur zwischen 0-5V aussteuern.
Je nach Typ ist auch der Eingangsspannungsbereich in der Regel zwischen 
ca. 0...5V eingeschränkt. Um damit eine vernünftigen Einspannungsbereich 
nutzen zu können, wird man die Eingänge auf eine virtuelle Masse bzw. 
einen sinnvollen Bezugspegel festlegen, z.B. auf +2,5V.
siehe hier in Beispiel Figure 1 mit dem Spannungteiler Ra und Rb.
http://www.analog.com/library/analogDialogue/archives/35-02/avoiding/index.html
Natürlich hat man dann das Problem, dass auch der Ausgang um diesen 
Bezugspegel arbeitet (deshalb die Auskopplung der Wechselsapnnung über 
Kond.
Für Anwendungen wo man das Ausgangssignal wieder auf Massebezug haben 
möchte, werden spezielle OPV-Schaltungen benutzt -> Instrument-OPV
https://de.wikipedia.org/wiki/Instrumentenverst%C3%A4rker#Schaltungsvarianten
Gruß Öletronika

von Gerd E. (robberknight)


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Danish B. schrieb:
> So, habe gerade im Datenblatt des MCP601 gesehen, dass dieser
> Single-Supply fähig ist UND Rail-to-Rail-Ausgänge hat.
>
> Wie ist das Single-Supply hier gemeint?

Er hat keine Rail-to-Rail-Eingänge, sondern nur Rail-to-Rail-Ausgänge.
Aber der Eingang darf bis auf Vss runter gehen. Daher Single-Supply.

von Limi (Gast)


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Hallo Danish Belal

Bei einem idealen Single Supply Operationsverstärker stehen nur positive 
Ausgangsspannungen (Ua>=0V) zur Verfügung.

Was heisst das für folgende Schaltungen?

Nichtinvertierender Verstärker:
Ua=Ue*v   io für Ue>=0V

Invertierender Verstärker:
Ua=-Ue*v  io für Ue<=0V

In vielen Fällen ist diese Einschränkungen von Ue nicht erwünscht. Als 
Abhilfe wird darum zur Schaltung ein Offset addiert.

Eine gute Einführung zu Operationsverstärkern findet sich hier: 
http://www.mikrocontroller.net/articles/Operationsverst%C3%A4rker-Grundschaltungen

Gruss Limi

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