Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik OP-Verstärkerschaltung schwingt bei Verstärkung = 1


von Third E. (third-eye)


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Hallo zusammen,

ich habe in einer Schaltung einen LMV321, der als programmable Gain 
Amplifier arbeitet.
Hier gibt's Infos zur Schaltung:
http://www.ecircuitcenter.com/Circuits/op_PGA/op_pga.htm

Ich setze den Analogschalter 74LV4052 ein.
Die Verstärkerschaltung soll eine Bandbreite von mindestens 10 kHz bis 
100 kHz (-3dB) haben. Die kleinste einstellbare Verstärkung ist 1, die 
größte ist ca. 5.

Leider schwingt das Ausgangssignal am OP, wenn die Verstärkung auf 1 
eingestellt ist (oberster Schalter geschlossen).
Hatte daraufhin den 4p7-Kondensator direkt am OP testhalber eingelötet, 
der HF-mäßig den OP-Ausgang zum invertierenden Eingang brücken soll. 
Denn es sind ca. in Summe 5 cm Leiterbahnlänge zwischen OP und 
Analogschalter-IC. Brachte aber gar nichts.
Da fiel mir wieder ein, dass ich manchmal in OP-Datenblättern soetweas 
wie "Unity Gain stable" gelesen habe.
Was hat es damit auf sich? Warum ist eine Verstärkung von 1 denn so 
kritisch?

Was kann ich gegen das Problem unternehmen?
Brauche ich gar einen anderen OP?

Nachtrag: Bevor die Frage kommt: ein 100n-Abblockkondensator ist nahe 
der Versorgungspins montiert, Versorgungsspannung ist Single Supply 5 V.

Danke
Third Eye

: Bearbeitet durch User
von Thomas P. (tommy2002)


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Schmeiß C3 raus.

von Third E. (third-eye)


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Das kann ich nicht machen, da mein AC-Signal einen DC-Anteil von 1/2 Vcc 
hat.

von Thomas P. (tommy2002)


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Dann wirst du dein Problem vielleicht nicht in den Griff bekommen. 
Benutz doch einfach eine negative Rail statt GND. Oder misch deinem 
AC-Anteil einfach 1/2 VCC-DC dazu und entkoppel es anschließend wieder 
mit einem C.

von Third E. (third-eye)


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Kannst du mir erläutern, warum der Kondensator (es ist ein X7R 
eingesetzt) an dieser Stelle problematisch ist?

von Possetitjel (Gast)


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Third E. schrieb:

> Da fiel mir wieder ein, dass ich manchmal in OP-Datenblättern
> soetweas wie "Unity Gain stable" gelesen habe.

Ja... kein schlechter Einfall.

Ich kenne den LMV321 nicht persönlich, finde es aber sehr
verdächtig, dass dort NICHT erwähnt ist, er sei "unity
gain stable".

Den Diagrammen zufolge dürfte er allerdings nicht schwingen.
Sehr seltsam alles.

> Was hat es damit auf sich? Warum ist eine Verstärkung
> von 1 denn so kritisch?

Je niedriger die eingestellte Signalverstärkung ist, desto
höher ist (beim selben OPV) die Schleifenverstärkung.

Je höher die Schleifenverstärkung ist, desto leichter ist
die Schwingbedingung zu erfüllen -- auch wenn das gar nicht
beabsichtigt ist.

> Was kann ich gegen das Problem unternehmen?

Für OPVs, die nicht unity-gain-stabil sind, gibt es Tricks.
Ist aber Würgerei und nicht wirklich zu empfehlen.

> Brauche ich gar einen anderen OP?

Ich würde testweise den OPV gegen einen anderen Typ ersetzen.
Bleibt das Problem bestehen, liegt's an der Schaltung. Ist
das Problem dann weg, lag's am OPV-Typ.

von MM (Gast)


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- Serienwiderstand zum Ausgang vllt. doch einbauen

- Vertärkung von 2 bis 10 vorsehen und Eingangsspannung halbieren
  (könnte aber mit der Leistungsbandbreite problematisch werden)

von Yalu X. (yalu) (Moderator)


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Wenn du einen Abblockkondensator an den Versorgungsspannungspins des
LMV321 hast, sollte die Schaltung eigentlich nicht schwingen. C3 zur
Vermeidung der Verstärkung des DC-Anteils ist üblich und sollte kein
Anlass zu Schwingungen sein.

Wie genau schwingt die Schaltung?

Nur abklingend bei Spüngen in Eingangssignal?

Ständig auch bei konstanter Spannung em Eingang?

Wir groß ist die Schwingungsamplitude etwa?

Wie groß ist die Versorgungsspannung?

von Possetitjel (Gast)


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Third E. schrieb:

> Kannst du mir erläutern, warum der Kondensator (es ist
> ein X7R eingesetzt) an dieser Stelle problematisch ist?

Wenn der OPV Eins-stabil ist, ist dieser Kondensator in
der Regel NICHT problematisch.

von Achim S. (Gast)


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Third E. schrieb:
> Warum ist eine Verstärkung von 1 denn so
> kritisch?

Weil bei der Spannungsverstärkung von 1 die Schleifenverstärkung am 
größten ist (das Signal wird in der Rückkopplung am wenigsten 
runtergeteilt). Und das Schwingen kommt daher, dass die 
Schleifenverstärkung noch größer 1 ist (d.h. eine Schwingung wächst an), 
wenn die Phasenreserve aufgebraucht ist (also aus der eigentlich 
gewünschten Gegenkopplung eine unerwünschte Rückkopplung wird).

"Eigentlich" ist der LMV321 unity gain stable. Mit deinem 
Halbleiterschalter gibst du ihm einige 10pF parasitäre Kapazität am 
inv-Eingang. Die werden nicht beliebig schnell umgeladen (wegen des 
Ausgangswiderstands des LMV und wegen des Längswiderstands des 
Halbleiterschalters), so dass du Phasenreserve aufbrauchst. Rein 
rechnerisch sollte es imho noch für einen stabilen Aufbau reichen, aber 
der reale Aufbau ist offensichtlich anderer Ansicht.

Was hängt denn noch so als Last am OPV Ausgang? Hast du bei der Messung 
evtl. einen Oszi-Tastkopf ohne Tastteiler benutzt? Allein das kostet den 
LMV312 schon diverse 10° Phasenreservere (siehe Fig. 3 im Datenblatt).

Third E. schrieb:
> Hatte daraufhin den 4p7-Kondensator direkt am OP testhalber eingelötet,
> der HF-mäßig den OP-Ausgang zum invertierenden Eingang brücken soll.

4p7 dürfte wenig sein, weil die parasitäre Kapazität durch den 
Analogschalter deutlich größer ist. Kannst ja mal versuchsweise 47pF 
einsetzen.

von Possetitjel (Gast)


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Yalu X. schrieb:

> Wie genau schwingt die Schaltung?
>
> Nur abklingend bei Spüngen in Eingangssignal?
>
> Ständig auch bei konstanter Spannung em Eingang?
>
> Wir groß ist die Schwingungsamplitude etwa?
>
> Wie groß ist die Versorgungsspannung?

Gute Fragen. -- Ergänzend:

- Wie hoch ist die Schwingfrequenz, wenn es schwingt?

- Ist die Frequenz eher stabil oder stark handempfindlich?

von fsdfsdfdsf (Gast)


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"Eigentlich" ist der LMV321 unity gain stable.

Also laut Datenblatt ist er das. Also von daher keine Einwände, muss 
woanders dran liegen, vlt kann er wirklich die 0V nicht udn braucht 
negative Versorgungsspannung oder so?

von Yalu X. (yalu) (Moderator)


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Possetitjel schrieb:
> Ich kenne den LMV321 nicht persönlich,

Das ist die Low-Voltage-Rail-to-Rail-Variante eines Viertels des
altbekannten LM324 mit ähnlicher AC-Charakteristik.

> finde es aber sehr verdächtig, dass dort NICHT erwähnt ist, er sei
> "unity gain stable".

Aus dem Datenblatt von National:

1
The LMV321/358/324 can directly drive 200pF in unity-gain without
2
oscillation.

: Bearbeitet durch Moderator
von Possetitjel (Gast)


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Yalu X. schrieb:

>> finde es aber sehr verdächtig, dass dort NICHT erwähnt ist,
>> er sei "unity gain stable".
>
> Aus dem Datenblatt von National: [...]

Stattgegeben.

Im DaBla von TI stehts nicht explizit drin (zumindest habe
ich es nicht gefunden). Man kann es nur aus Andeutungen
raten.

von Ralf D. (doeblitz)


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Yalu X. schrieb:
> Aus dem Datenblatt von National:
>
> The LMV321/358/324 can directly drive 200pF in unity-gain without
> oscillation.

Dummerweise belastet der OP aber den Ausgang über die Widerstandskette 
mit 220nF. Ich würde den einfach mal rausnehmen und prüfen, ob er dann 
bei A=1 immer noch schwingt.

von Christian L. (cyan)


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Ralf D. schrieb:
> Dummerweise belastet der OP aber den Ausgang über die Widerstandskette
> mit 220nF.

So ein Unsinn. Der Kondensator hängt in keinster Weise direkt am 
Ausgang. Durch den ganzen Widerstandsstrang dazwischen, ist der Effekt 
den der Kondensator auf den Ausgang hat so gering, dass er kaum die 
Ursache dafür sein kann. Wie soll der Kondensator mit einem so 
hochohmigen Widerstand dazwischen die Phasenreserve des OPVs merklich 
reduzieren?

von Christian L. (cyan)


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Ich habe eben mal die Auswirkung mit einem LM321 simuliert. Wir reden 
hier von etwa 0,15° Änderung durch den Kondensator. Also nahezu 
vernachlässigbar.

Interessanter wären die parasitären Kapazitäten des Analogschalters.

von Limi (Gast)


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Der LMV321 ist empfindlich auf CL. So wird im Fairchild Datenblatt Seite 
8 "Driving Capacitive Loads" empfohlen bei Spannungsfolgern und CL=200pF 
ein RS = 450 Ohm zu verwenden. Versuchsweise könnte man einen Widerstand 
an den OPV-Ausgang wie im angehängten Bild einbauen. Jedoch wird dadurch 
abhängig vom Laststrom die max. Ausgangsspannung kleiner.

von Third E. (third-eye)


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Weil die Frage aufkam: Mein zu verstärkendes Signal ist sinusförmig. Das 
Schwingen tritt an mehreren Stellen des Sinus auf, ist hochfrequent, die 
Amplitude ist grob geschätzt ca. 5% der Sinusamplitude.

Ich habe jetzt mal Versuche gemacht. Wenn der Ausgangspin offen ist (es 
hängt nur ein Tastkopf mit 10 MOhm dran), schwingt es, wenn ich <= 10 
kOhm gegen Masse anklemme, schwingt nichts mehr.
Es sind also wohl die parasitären Kapazitäten durch Leiterbahn und 
Analogschalter nicht vernachlässigbar. Der Tipp mit dem Reihenwiderstand 
ist auch gut!

Allgemeine Frage: Wie kann ich feststellen, ob so eine OP-Schaltung nahe 
an einem kritischen Punkt ist?
Wenn ich eine Verstärkung größer 1 hätte , würde ich wohl ein 
Bode-Diagramm aufnehmen, zumindest mit ein paar Punkten. Dann würde ich 
sehen, ob es die Gefahr gibt, dass es zu einer Mitkopplung kommt 
(Phasenverschiebung 360° und v >= 1).
Aber wie kriege ich solche Informationen in meinem Fall des 
Impedanzwandlers, wo U_IN- = U_OUT ist?

von MaWin (Gast)


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Third E. schrieb:
> Leider schwingt das Ausgangssignal am OP

Mit C3 hast du ja auch eine klassische Oszillatorschaltung.

Third E. schrieb:
> Warum ist eine Verstärkung von 1 denn so kritisch?

Der OpAmp hat eine Durchlaufzeit für das Signal durch eine begrenzte 
slew rate. Muss er doppelt so stark verstärken, ist die Durchalufzeit 
doppelt so gross. Daher kommt er bei grösserer Verstärkung nicht so nah 
an die kritische Phasenverschibung ran, ab der ein OpAmp zum Oszillator 
wird.

von Achim S. (Gast)


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Third E. schrieb:
> Mein zu verstärkendes Signal ist sinusförmig. Das
> Schwingen tritt an mehreren Stellen des Sinus auf, ist hochfrequent, die
> Amplitude ist grob geschätzt ca. 5% der Sinusamplitude.

Er schwingt also nicht dauerhaft sondern nur an bestimmten Stellen des 
Sinus? Zeig uns doch mal eine Messung davon. Es wäre auch interessant zu 
sehen, mit welcher Frequenz der OPV so schwingt.

Third E. schrieb:
> es
> hängt nur ein Tastkopf mit 10 MOhm dran

Der Tastkopf ist also auch wirklich in der 1:10 Teilereinstellung? (Es 
gibt Tastköpfe, bei denen man x1 und x10 umstellen kann. Wenn du den 
versehentlich in der x1 Einstellung betreibst, hat er eine ca. 10 mal 
größere Kapazität, die den OPV-Ausgang belastet).

Third E. schrieb:
> Der Tipp mit dem Reihenwiderstand
> ist auch gut!

Im Prinzip ja, aber bitte nicht so wie oben gezeichnet. In der Skizze 
ist der Längswiderstand innerhalb der Rückkoppelschleife, und so 
eingebaut verschlimmert er die Schwingneigung (weil er die 
Phasenverschiebung der Rückkopplung erhöht). Wenn der Längswiderstand 
hinter der Rückkopplung kommt, reduziert er die Schwingneigung 
(allerdings zu dem Preis, dass man dann hinter dem Widerstand ein 
"weniger genaues" Signal hat, das bei hohen Frequenzen gedämpft ist).

von Third E. (third-eye)


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Der Tastkopf ist ein nicht umschaltbarer 10:1-Typ.

Das gelbe Signal ist Eingang, das grüne Signal Ausgang. Es hängt nur der 
Tastkopf daran.

Wie man an der kleineren abklingenden Schwingung, kurz vor 90° sieht, 
wird die störende Oszillation wohl durch eine Störung von außen 
angetriggert.
Die größere Störung ist nicht immer präsent. Ich musste etliche Male den 
Trigger stoppen, bis ich das Bild da hatte.

: Bearbeitet durch User
von Uwe B. (uwe_beis)


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Die LM324 haben eine sehr unangenehme Eigenschaft, eher eine 
Unverschämtheit der Designer: Sie haben eine Ausgangsstufe im B-Betrieb 
(oder ist das schon C?). Die Basen und Emitter der Ausgangstransistoren 
sind direkt zusammengeschaltet. Bei Richtungswechsel des Ausgangsstrom, 
wenn also ein Übergang zwischen den beiden Ausgangstransistoren 
stattfindet, muss die Treiberstufe einen größeren Sprung (0,6 oder 1,2 
V) ausführen, bis der andere Transistor leitet. Die Folge sind heftige 
Übernahmeverzerrungen. Das ist hier öfter schon erwähnt worden, aber ich 
fürchte dass nahezu jeder, dem mal eine 324 in der Entwicklung 
unterkommt, fast zwangsläufig darauf reinfallen muss. Ich musste es 
auch.

Das könnte auch für die LMV32x gelten und auch hier der Fall bzw. die 
Ursache für die partiellen Schwingungen sein. Ein Richtungswechsel des 
Ausgangsstroms tritt auch bei dir ein, wenn die Schaltung in der Praxis 
genau so wie gezeichnet ist. Den Richtungswechsel kann man vermeiden, 
wenn mit einer Grundlast der Ausgang ständig in eine Richtung gezogen 
wird. Ein Versuch mit einem Pull-up oder Pull-down-Widerstand am 
Ausgang, 1 bis 10 kOhm, würde dann das Phänomen beseitigen.

: Bearbeitet durch User
von restmuell (Gast)


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Wobei sich diese Übernahmeverzerrungen eher bei höherer Verstärkung 
bemerkbar machen. Bei stärkerer Gegenkopplung kann der OPV die noch 
besser ausregeln.

Beliebte Lösung, um dieses V=1 Problem zu umgehen ist die 
Reihenschaltung R=2k und C=100nF zwischen invertierendem und nicht 
invertierendem Eingang. Damit wird dem OPV eine Verstärkung von 10 
"vorgetäuscht" und er ist ruhig. Hab ich früher mit (TD)A2030 gemacht, 
wenn der mit niedrigerer Verstärkung betrieben werden musste.
mfG

von Marcus H. (Firma: www.harerod.de) (lungfish) Benutzerseite


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Hi Uwe,
danke für Deinen Beitrag.

Ich habe in keinem Datenblatt der großen Hersteller eine interne 
Struktur des LMV321 gefunden.
LM321 ja, z.B. hier http://www.ti.com/lit/ds/symlink/lm321.pdf

Wo ist denn Deine Info her?

Danke,
 Marcus

von Third E. (third-eye)


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Uwe B. schrieb:
> Die LM324 haben eine sehr unangenehme Eigenschaft, eher eine
> Unverschämtheit der Designer: Sie haben eine Ausgangsstufe im B-Betrieb
> (oder ist das schon C?). Die Basen und Emitter der Ausgangstransistoren
> sind direkt zusammengeschaltet. Bei Richtungswechsel des Ausgangsstrom,
> wenn also ein Übergang zwischen den beiden Ausgangstransistoren
> stattfindet, muss die Treiberstufe einen größeren Sprung (0,6 oder 1,2
> V) ausführen, bis der andere Transistor leitet. Die Folge sind heftige
> Übernahmeverzerrungen. Das ist hier öfter schon erwähnt worden, aber ich
> fürchte dass nahezu jeder, dem mal eine 324 in der Entwicklung
> unterkommt, fast zwangsläufig darauf reinfallen muss. Ich musste es
> auch.
Interessant! Genau dieses Verhalten hatte ich beim LM324 auch schon 
gesehen. Das Phänomen trat auf, sobald die zu treibende Last etwas 
niederohmiger wurde. Richtig viel Last hatte ich da nicht mal. Der Strom 
war deutlich unter 1 mA.
Natürlich wies das PSPICE-Modell dieses Verhalten nicht auf...
Hatte dann einen anderen OP-Typ genommen.
LM324 von verschiedenen Herstellern verhielten sich in der Hinsicht 
übrigens sehr unterschiedlich, aber dennoch weit enfernt von gut.

>
> Das könnte auch für die LMV32x gelten und dass das auch hier der Fall
> bzw. die Ursache für die partiellen Schwingungen ist. Ein
> Richtungswechsel tritt auch bei dir ein, wenn die Schaltung in der
> Praxis genau so wie gezeichnet ist. Den Richtungswechsel kann man
> vermeiden, wenn mit einer Grundlast der Ausgang ständig in eine Richtung
> gezogen wird. Ein Versuch mit einem Pull-up oder Pull-dowwn-Widerstand
> am Ausgang, 1 bis 10 kOhm, würde dann das Phänomen beseitigen.
Hört sich plausibel an, warum es mit Lastwiderstand besser ist.

von Yalu X. (yalu) (Moderator)


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Um das Problem mal etwas einzugrenzen:

Ist die Versorgunbgsspannung des LM321 glatt, oder siehst du dort
ähnliche  Schwingungen?

Entstehen die Schwingungen auch dann, wenn du die ganzen Widerstände,
Kondensatoren und Analogschalter weglässt und den LM321 nur mit einem
Stück Draht vom Ausgang zum invertierenden Eingang als Spannungsfolger
schaltest?

von Third E. (third-eye)


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Ich habe etwas zum Thema "unity-gain stable" gefunden (S. 13):
http://www.analog.com/library/analogDialogue/archives/43-09/Edch%201%20op%20amps.pdf
Zitat: "If the open-loop gain has dropped below 0 dB (unity gain) before 
it hits the 2nd pole, the op amp will be unconditional stable at any 
gain.

Wenn ich mir Figure 2 auf Seite 8 von
http://www.ti.com/lit/gpn/lmv321
ansehe, sehe ich da keinen zweiten Knick (= 2nd Pole) in der Nähe von 0 
dB. Demnach ist der OP von TI "unity-gain stable", auch wenn das nicht 
explizit da steht.

von Achim S. (Gast)


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Uwe B. schrieb:
> Das könnte auch für die LMV32x gelten und auch hier der Fall bzw. die
> Ursache für die partiellen Schwingungen sein.

Übernahmeverzerrungen als Anstoß für das beobachtete Nachschwingen 
passen tatsächlich gut. Laut Messung ist der Verstärker ja auch nicht 
wirklich instabil, er hat nur eine geringe Phasenreserve und schwingt 
deshalb nach der Störung (durch die Übernahmeverzerrung) 
unverhältnismäßig lang nach.


Third E. schrieb:
> Wie man an der kleineren abklingenden Schwingung, kurz vor 90° sieht,
> wird die störende Oszillation wohl durch eine Störung von außen
> angetriggert.

Wenn die Last kapazitiv ist, dann findet die Übernahme der 
Ausgangstransistoren bei ~90° statt (bis dahin wurde die Last über den 
Highside aufgeladen, danach wird sie über den Lowside entladen).

Die identische Ausgangsstufe wie beim LM324 kann ich mir beim LMV324 
nicht vorstellen (mit Ausgangsstufen in Kollektorschaltung würde man ja 
nicht annähernd an die rails rankommen). Bei TI sieht man es auch im 
Datenblatt (S. 16):
http://www.ti.com/lit/ds/symlink/lmv321.pdf

Aber der Kick bei der Übernahme des anderen Ausgangstransistors dürfte 
trotzdem der Anstoß für das lange Nachschwingen sein.

Die Vermeidung der Übernahmeverzerrung durch einen entsprechenden 
Lastwiderstand könnte das Problem tatsächlich umgehen. "Schöner" fände 
ich, wenn man es durch Gewinnung von mehr Phasenreserve ganz aus der 
Welt schaffen könnte.

von Marcus H. (Firma: www.harerod.de) (lungfish) Benutzerseite


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Achim, Danke für's Raussuchen. Ich hatte vorhin ein paar Datenblätter 
quergelesen, aber das Bild habe ich übersehen.

Witzige hybride BJT/FET Endstufe. Die Struktur hilft bei der 
Interpretation von "Output Swing" etc. ...

von Uwe B. (uwe_beis)


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Marcus H. schrieb:
> Ich habe in keinem Datenblatt der großen Hersteller eine interne
> Struktur des LMV321 gefunden.
Ich auch nicht.

> LM321 ja, z.B. hier http://www.ti.com/lit/ds/symlink/lm321.pdf
Der LM321 ist ja kein LMV321. Der LM321 hat keinen Rail-to-Rail Output, 
für den LMV321 ist ein Rail-to-Rail Output spezifiziert. Das heißt, dass 
der LMV321 eine ganz andere Ausgangsstufe als der LM321 hat, und das 
macht es wahrscheinlich, dass sein Verhalten bei Übernahmeverzerrungen 
anders ist. Also könnte meine Diagnose durchaus falsch sein - muss es 
aber nicht. Deswegen hatte ich auch formuliert: "Das könnte auch für 
die LMV32x gelten und auch hier der Fall bzw. die Ursache für die 
partiellen Schwingungen sein."

> Wo ist denn Deine Info her?
Wo du sie auch her hast, auch nur LM32x.

Nachtrag:

Beim LMV321 dürfte es definitiv keine Übernahmeverzerrungen geben. 
Quelle: http://www.ti.com/lit/ds/symlink/lmv321-n.pdf, Kapitel 8.1.1.8:

Ease of Use and Crossover Distortion
The LMV321-N/LMV358-N/LMV324-N offer specifications similar to the 
familiar LM324-N. In addition, the new LMV321-N/LMV358-N/LMV324-N 
effectively eliminate the output crossover distortion. ...

Vergleichsoszillogramme sind auf der nächsten Seite zu finden.

(Gilt das eventuell nur für die TI-Varianten?)

: Bearbeitet durch User
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