Forum: Mikrocontroller und Digitale Elektronik Frage zum "Messfehler" - Alles beachtet?


von Johnny S. (sgt_johnny)


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Hallo

Ich möchte ein Analogsignal (Strom) mit einem ADC messen. Hierbei sind 
verschiedenste Bauteile notwendig. Zum ersten geht es mir mal darum, ob 
ich alle "Elemente" berücksichtigt habe:

1.) Strommmesswiderstand

500Ohm 0.01%  - heisst, der Widerstand könnte *500,05 oder 499.95* Ohm 
sein

2.) Strommess-IC

Hierzu soll ein Strommess-IC zum Einsatz kommen. Dies Liefert folgende 
Ausgangsspannun bei 1mA:

498.7mV mit 554ppm fehler - heisst, die Spannung könnte
 498mV 410uV oder 498mV 96uV  sein

3.) Spannungsreferenz für ADC

Die Spannunsreferenz für den ADC hat folgende Paramter

4.096V +-0.025% - heisst die Spannung könnte 4V 97mV oder 4V 94mV sein


4.) ADC

Der ADC ist ein 12bit, was eine Auflösung von 1mV ergeben würde.

Die genauigkeit ist wie folgt angegeben:

Integral: +- 1lSB
Differential: +- 1LSB
Offset +-4LSB
Gain Error +-2LSB

Wie kann hierdurch der Fehler berechnet werden?


Meine zweite Frage ist nun, wie kann ich den "echten" Fehler zusammen 
rechnen? also z.b. wenn ich "500mV" vom ADC lese, wiviel der Stromwert 
+/- daneben liegen kann?

: Bearbeitet durch User
von Joe (Gast)


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> 500Ohm 0.01%  - heisst, der Widerstand könnte *505 oder 495" Ohm sein

Bitte vorrechnen.

von Johnny S. (sgt_johnny)


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Joe schrieb:
>> 500Ohm 0.01%  - heisst, der Widerstand könnte *505 oder 495" Ohm sein
>
> Bitte vorrechnen.

Schon repariert :)

von Anja (Gast)


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Johnny S. schrieb:
> 1.) Strommmesswiderstand
>
> 500Ohm 0.01%  - heisst, der Widerstand könnte *500,05 oder 499.95* Ohm
> sein

Aber nur im Werk bei der Abgleichtemperatur.
Bei Dir In der Schaltung mußt Du noch mindestens
- Temperaturdrift z.B. 1-5 ppm/K
- Alterungsdrift  z.B. 50ppm/Jahr
- Drift durchs Löten z.B. 50-100 ppm
- ggf. Feuchtigkeitsdrift z.B. 0.5ppm/% für Kunststoffgehäuse
berücksichtigen.

Dasselbe gilt natürlich auch für die Spannungsreferenz.

Gruß Anja

von W.A. (Gast)


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Johnny S. schrieb:
> 4.096V +-0.025% - heisst die Spannung könnte 4V 97mV oder 4V 94mV sein

Du darfst hier im Forum ruhig Dezimalzahlen verwenden. Die meisten 
verstehen das.

Also kann deine Spannung zwischen 4.0970V und 4.0950V liegen. Wenn du in 
dem Zusammenhang auf irgendetwas mit 94mV kommst, kann sich das nur um 
einen Rundungsfehler handeln.

von дампфтроль (Gast)


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Fuer die hohen Anforderungen scheinen die Kenntnisse etwas arg limitiert 
zu sein...
Daher .. was soll das Ganze ?

von Johnny S. (sgt_johnny)


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Ich möchte hier ermitteln was für eine Messgenauigkeit, und somit welche 
minimale "stimmende" Auflösung ich erhalten kann.

von Dumdi D. (dumdidum)


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Strommesswiderstand von 500 Ohm kommt mir etwas hoch vor. Was für einen 
Strom aus was für einer Quelle willst Du denn messen? Um mal den Fehler 
abschätzen zu können.

von Johnny S. (sgt_johnny)


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Dumdi D. schrieb:
> Strommesswiderstand von 500 Ohm kommt mir etwas hoch vor. Was für einen
> Strom aus was für einer Quelle willst Du denn messen? Um mal den Fehler
> abschätzen zu können.

Der Strommesswiderstand sollte ok sein, bei 200V @1mA fallen ca 0.5V ab 
bei 10mA ca.5V. Der Messbereich soll 0- ~8mA sein.

Wenn man den Widerstand noch kleiner macht, wird die genauigkeit wohl 
noch schlechter.

Die Quelle ist ein Schaltnetzteil.

von 6a66 (Gast)


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Johnny S. schrieb:
> Der ADC ist ein 12bit, was eine Auflösung von 1mV ergeben würde.
>
> Die genauigkeit ist wie folgt angegeben:
>
> Integral: +- 1lSB
> Differential: +- 1LSB
> Offset +-4LSB
> Gain Error +-2LSB
>
> Wie kann hierdurch der Fehler berechnet werden?
>
> Meine zweite Frage ist nun, wie kann ich den "echten" Fehler zusammen
> rechnen? also z.b. wenn ich "500mV" vom ADC lese, wiviel der Stromwert
> +/- daneben liegen kann?

Der Gesamtfehler ist immer schlechter als das schlechteste Einzelglied.
Grob geschätzt ist das der ADC mit 12bit +/-4 LSB = 10bit = 0,1%. Hinzu 
kommen die Toleranzen der anderen Bauteile, das wird sich so grob mal 
geschätzt auf 0,5% aufschaukeln.

rgds

von Wolle G. (wolleg)


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6a66 schrieb:
> Hinzu kommen die Toleranzen der anderen Bauteile, das wird sich so grob mal
> geschätzt auf 0,5% aufschaukeln.

Das geht auch ohne zu schätzen.
siehe "Fehlerfortpflanzungsgesetz"

: Bearbeitet durch User
von Johnny S. (sgt_johnny)


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6a66 schrieb:
>
> Der Gesamtfehler ist immer schlechter als das schlechteste Einzelglied.
> Grob geschätzt ist das der ADC mit 12bit +/-4 LSB = 10bit = 0,1%. Hinzu
> kommen die Toleranzen der anderen Bauteile, das wird sich so grob mal
> geschätzt auf 0,5% aufschaukeln.
>
> rgds

Das heisst einen besseren ADC kaufen? z.b. 32bit?

Dann bräuchte ich aber zwei ADC. Denn aktuell war ein 8 Kanal mit 
externer Referenz vorgesehen. Leider finde ich bei Mouser aber keine 
ADC's mit externer Referenz und I2C die mehr als 12bit haben

von Thomas Z. (thomas_z41)


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Johnny S. schrieb:
> 500Ohm 0.01%  - heisst, der Widerstand könnte *500,05 oder 499.95* Ohm
> sein

Im allgemeinen handelt es sich bei Fehlerangaben um 1 Sigma Fehler.
Das heißt: unter der Annahme dass die wahren Werte Gausverteilt um den 
Erwartungswert von 500Ohm liegen, werden ca. 66% (1 Sigma) der 
Widerstände eine Abweichung von weniger als 0.01% vom Erwartungswert 
haben. Die restlichen werden eine Abweichung von mehr als 1 Sigma haben!

Das wird zwar nichts an deinem Ergebnis ändern, aber man sollte es 
zumindest wissen.

von Lurchi (Gast)


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Ganz so schlimm wird es mit den Fehlern nicht. Der ADC mit 12 Bit und 4 
LSB dürfte das ganze eindeutig dominieren. Der Rest dürfte kaum ins 
Gewicht fallen. Also eher so um +-0.1 % für den ADC und 0.11% für das 
ganze System.

Wenn es bei den ADCs mit externer Referenz schwer wird, ggf. einer mit 
interner Referenz. Mit ADS1225 / ADS1216 und verwandten gäbe es da aber 
auch welche.

von Johnny S. (sgt_johnny)


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Lurchi schrieb:
> Ganz so schlimm wird es mit den Fehlern nicht. Der ADC mit 12 Bit und 4
> LSB dürfte das ganze eindeutig dominieren. Der Rest dürfte kaum ins
> Gewicht fallen. Also eher so um +-0.1 % für den ADC und 0.11% für das
> ganze System.

Also insgesamt ca 0.21% ?

Das heisst bei 1mA Messert währen es z.b. 1,0021 mA ? Falls ja, währe 
das mehr als genügend.


Lurchi schrieb:
> Wenn es bei den ADCs mit externer Referenz schwer wird, ggf. einer mit
> interner Referenz. Mit ADS1225 / ADS1216 und verwandten gäbe es da aber
> auch welche.

Die können aber beide kein I2C ...

Ein Kandidat wäre da noch der MCP3422 mit 18-bit

: Bearbeitet durch User
von 6a66 (Gast)


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Johnny S. schrieb:
> Also insgesamt ca 0.21% ?
>
> Das heisst bei 1mA Messert währen es z.b. 1,0021 mA ? Falls ja, währe
> das mehr als genügend.

Das war von mir eine Abschätzung. Mit Fehlerfortpflanzungsgesetz oder 
Worst-Case Betrachtung (alle Fehler zur ungünstigsten Richtung) musst Du 
schon selbst rechnen.

Johnny S. schrieb:
> Das heisst einen besseren ADC kaufen? z.b. 32bit?

Wenn dann die entsprechende Beschaltung davor die Genauigkeit auch 
hergibt gerne.

rgds

von Jens W. (jensw)


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Du betrachtest gerade nur die Genauigkeit. Das scheint mir ein bisschen 
einseitig zu sein.
Du schreibst, dass das Ganze in einem Schaltnetzteil eingesetzt wird. 
Wie sind denn hier die Anforderungen?
Wenn du einfach den MCP3422 wählst mit 18bit Auflösung ist das doch nur 
die Halbe Wahrheit. Das funktioniert nur, wenn dir die Samplerate 
ausreicht.
Klar, du hast nur nach der Berechnung für den Fehler gefragt, aber ich 
empfehle dir, auch die anderen Parameter nicht aus den Augen zu 
verlieren. Die Auflösung und die Genauigkeit sind nicht alle Parameter, 
die in einem Design berücksichtigt werden sollten.

Auch wirst du dir Störungen von deinem Schaltnetzteil einkoppeln. Und 
wenn das auf der Referenzspannung passiert, dann werden die Störungen 
dir die Genauigkeit bestimmen. Da bist du ganz schnell im Bereich von 5% 
bis 10%.

Also:
Wenn es um die Theorie geht den Fehler zu betrachten kann ich dir auch 
noch die Mathe Bibel von Papula empfehlen. Da ist das erschöpfend 
erklärt.

Wenn es um ein richtiges Design geht, dann stell bitte das Drumrum dar. 
Nur dann kannst du hier die nötigen Tipps zu einem funktionierenden 
Design erhalten.

Grüße, Jens

von Johnny S. (sgt_johnny)


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Jens W. schrieb:
> Du schreibst, dass das Ganze in einem Schaltnetzteil eingesetzt wird.
> Wie sind denn hier die Anforderungen?


Nein, hier habe ich wohl nicht genau geschrieben was ich meine. Das wird 
nicht in einem Schaltnetzteil verwendet. Der Strommesswiderstand wird 
von einem Schaltnetzteil gespiesen. Das Messmodul hat eine eigene 
Speisung.

Die Samplerate sollte bei ca. 10 pro Sekunde sein, auch mit 5 könnt ich 
leben.

von Georg (Gast)


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Johnny S. schrieb:
> wie kann ich den "echten" Fehler zusammen
> rechnen?

Überhaupt nicht, das ist ein Irrtum im Konzept. Der echte Fehler ist 
unbekannt. Was du berechnen kannst, ist z.B. der maximale Fehler - eine 
worst case Rechnung, üblich bei der Konstruktion eines Gerätes.

Oder du berechnest die statistische Verteilung einer grösseren Anzahl 
von Geräten, nicht uninteressant für die Fertigung, aber für ein 
konkretes Gerät nutzlos.

Den echten Fehler kannst du höchstens eingrenzen, wenn dir eine 
Messmethode mit wesentlich besserer Genauigkeit zur Verfügung steht, 
aber das ist eigentlich auch sinnlos, dann dann kannst du ja die bessere 
Methode verwenden, und der Wert gilt auch nur für ein einziges Gerät, 
das mit der Referenzmethode verglichen wird.

Von praktischem Wert ist daher nur die Berechnung des maximalen Fehlers, 
das ist auch das einzige was du in einem Datenblatt angeben kannst.

Georg

von Johnny S. (sgt_johnny)


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Also der Strommess-IC währe dieser:

http://cds.linear.com/docs/en/datasheet/6375fa.pdf


Wenn man die Fehler nun zusammenrechnet:

Widerstand max 0.05%
Mess-IC    max 0.06%
Referenz   max 0.05%   LM4132A-4.1
ADC        max 0.5%    Wurde hier so "geschätzt"

würde das im gesamten einen maximalfehler von 0.66% geben.

Wenn man jetz von einem maximalen Messwert von 10mA ausgeht, währen das 
ja ein maximaler Fehler von 66uA, was für mich Problemlos ausreichen 
würde.

Wird das so funktionieren?

von Georg (Gast)


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Johnny S. schrieb:
> Wird das so funktionieren?

Annähernd ja.

1. Fehler addieren sich nicht linear, aber bei so kleinen und wenigen 
Fehlern stimmt das annähernd. Hättest du aber 20 Bauteile mit je 10%, so 
ergäbe sich ein Fehler von 200%, was offenkundig unsinnig ist. Korrekt 
wäre eine Berechnung mit Intervall-Arithmetik, also für jedes Teil den 
Minimal- und Maximal-Wert einsetzen.

2. Nicht alle Fehler sind prozentual, ein ADC kann z.B. einen 
Nullpunktfehler haben, und der Fehler durch die Digitalisierung ist ein 
konstanter Wert unabhängig vom Messwert.

Aber in deinem Beispiel ergibt die vereinfachte Rechnung ein brauchbares 
Ergebnis.

Georg

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