Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik LT1074 Spule wird heiß


von Christian H. (hauckchr)


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Hallo zusammen,

habe eine LT1074-Schaltung auf Lochraster aufgebaut uns dabei schon die 
wichtigsten Tips verarbeitet aus hier im Forum angegebener Adresse 
http://www.lothar-miller.de/s9y/categories/40-Layout-Schaltregler - wie 
kurze Leitungen etc.

Eingangsspannung 29 V, Ausgang 20 V / 2,5 A

Die Schaltung funktioniert grundsätzlich, habe jedoch zwei Probleme:

1. Die Schaltung "fiept", hier habe ich im Forum schon Lösungsansätze 
gefunden.

2. Die Spule wird so heiß, dass man sie nicht mehr anfassen kann. 
Verbaut ist eine Reichelt FED64.

Ist die Spule geeignet? Ist es normal, dass sie grundsätzlich heiß wird?

Noch eine andere grundsätzliche Frage: Der Schaltregler hat ja einen 
besseren Wirkungsgrad als ein "normaler" Spannungsregler. Rein geht eine 
Leistung von 29 V * 2,5 A, raus eine Leistung von 20 V * 2,5 A, d.h. die 
restliche Leistung muss doch immer in Wärme umgewandelt werden??

Danke schonmal, Grüße Chris

von H.Joachim S. (crazyhorse)


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Finde unter FED64 nichts...
Spule heiss:
-ungeeigneter Aufbau (du brauchst eine Speicherdrossel)
-ungeeignete Induktivität
-ungeeigneter Sättigungsstrom

von Christian H. (hauckchr)


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Ja, ist mir auch grad aufgefallen, nicht mehr zu finden.... ist auf 
jeden Fall eine 64µH von Reichelt mit Nennstrom 5A vor ein paar Monaten 
gekauft...

Hast Du hier z.B. von Reichelt einen konkreten Vorschlag für eine 
Speicherdrossel?

von fhf (Gast)


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Christian H. schrieb:
> Noch eine andere grundsätzliche Frage: Der Schaltregler hat ja einen
> besseren Wirkungsgrad als ein "normaler" Spannungsregler. Rein geht eine
> Leistung von 29 V * 2,5 A, raus eine Leistung von 20 V * 2,5 A, d.h. die
> restliche Leistung muss doch immer in Wärme umgewandelt werden??


Fast :-)

Wenn am Ausgang 50W entnommen wird und das Schaltnetzteil (nicht der
Schaltregler!) hat einen angenommenen Wirkungsgrad in diesem
Arbeitspunkt von 80%, dann wird es

50W / 0,8 = 62,5W aufnehmen

und 12,5W als Verlustleistung umsetzen.

von fhf (Gast)


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Christian H. schrieb:
> Hast Du hier z.B. von Reichelt einen konkreten Vorschlag für eine
> Speicherdrossel?


Das hängt u.a. davon ab, wie der Strom mittels R_LIM limitiert wird.

von H.Joachim S. (crazyhorse)


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So isses.
Beim max. Strom darf die Drossel noch nicht in die Sättigung gehen 
(Verlust der Induktivität)
http://www.reichelt.de/bis-82-H/L-PISR-47-/3/index.html?&ACTION=3&LA=2&ARTICLE=73068&GROUPID=7226&artnr=L-PISR+47%C2%B5

könnte klappen

von M. K. (sylaina)


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Fiepende Spule heißt immer, dass sie schlicht nicht geeignet ist. Hast 
du auch eine Speicherspule genommen und nicht eine Ferritspule? 
Möglicherweise ist auch der Widerstand deiner Spule zu groß.

von fhf (Gast)


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Ich würde für den ersten Schuss

"L-PISR 100µ" (leider nicht vollgeschirmt)

vorschlagen und den R_LIM erst via Datenblatt, dann empirisch ermitteln.

Ansonsten würde ich aber noch vorschlagen, auf modernere Schaltregler
zu setzen, mit einer höheren Schaltfrequenz. 100kHz ist wirklich
am unteren Ende und das Einsatzgebiet vom LT1074 heutzutage 
wahrscheinlich
nicht mehr allzu groß.

von Ralf G. (ralg)


Angehängte Dateien:

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Also, die geht auf gar keinen Fall.

Christian H. schrieb:
> Hast Du hier z.B. von Reichelt einen konkreten Vorschlag für eine
> Speicherdrossel?

Ohne Risiko: Nur die im Datenblatt empfohlenen Typen verwenden!

von M. K. (sylaina)


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Ralf G. schrieb:
> Also, die geht auf gar keinen Fall.
>
> Christian H. schrieb:
>> Hast Du hier z.B. von Reichelt einen konkreten Vorschlag für eine
>> Speicherdrossel?
>
> Ohne Risiko: Nur die im Datenblatt empfohlenen Typen verwenden!

Yo, die geht gar nicht. DC-Widerstand von 40 MΩ, da braucht man sich 
nicht wundern, dass die heiß wird und fiepst bei 100 kHz...

von fhf (Gast)


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M. K. schrieb:
> Ralf G. schrieb:
>> Also, die geht auf gar keinen Fall.
>>
>> Christian H. schrieb:
>>> Hast Du hier z.B. von Reichelt einen konkreten Vorschlag für eine
>>> Speicherdrossel?
>>
>> Ohne Risiko: Nur die im Datenblatt empfohlenen Typen verwenden!
>
> Yo, die geht gar nicht. DC-Widerstand von 40 MΩ, da braucht man sich
> nicht wundern, dass die heiß wird und fiepst bei 100 kHz...

Typisch Amidon. Der Gleichstromwiderstand ist der reine ohmsche
Widerstand der Kupferwicklung.

Und der dürfte sich eher im Milliohm-Bereich bewegen.

Wahrscheinlich soll das auch nicht Mega-Ohm, sondern Milli-Ohm heißen.

Da wäre ein kleines "m" angebracht gewesen.

von Peter D. (peda)


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Funk-Enstör-Kern heißt, der hat mit Absicht hohe Verluste, damit man 
keine Resonanzspitzen hat.
Du brauchst ne Speicherdrossel.

von fhf (Gast)


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fhf schrieb:
> M. K. schrieb:
>> Ralf G. schrieb:
>>> Also, die geht auf gar keinen Fall.
>>>
>>> Christian H. schrieb:
>>>> Hast Du hier z.B. von Reichelt einen konkreten Vorschlag für eine
>>>> Speicherdrossel?
>>>
>>> Ohne Risiko: Nur die im Datenblatt empfohlenen Typen verwenden!
>>
>> Yo, die geht gar nicht. DC-Widerstand von 40 MΩ, da braucht man sich
>> nicht wundern, dass die heiß wird und fiepst bei 100 kHz...
>
> Typisch Amidon. Der Gleichstromwiderstand ist der reine ohmsche
> Widerstand der Kupferwicklung.
>
> Und der dürfte sich eher im Milliohm-Bereich bewegen.
>
> Wahrscheinlich soll das auch nicht Mega-Ohm, sondern Milli-Ohm heißen.
>
> Da wäre ein kleines "m" angebracht gewesen.


Spannender wäre bei dieser Drossel der Wechselstromwiderstand bei 100kHz 
gewesen :-)

Und der wird wohl erheblich sein ("Funk-Entstör-Kern").

von (prx) A. K. (prx)


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fhf schrieb:
> Spannender wäre bei dieser Drossel der Wechselstromwiderstand bei 100kHz
> gewesen :-)

Der sollte bei 100 kHz überwiegend von der Induktivität abhängen, egal 
ob Funkentstördrossel oder Speicherdrossel.

von Lothar M. (Firma: Titel) (lkmiller) (Moderator) Benutzerseite


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Christian H. schrieb:
> dabei schon die wichtigsten Tips verarbeitet aus hier im Forum
> angegebener Adresse
> http://www.lothar-miller.de/s9y/categories/40-Layout-Schaltregler - wie
> kurze Leitungen etc.
Dort gehts es zwar vorrangig ums Layout, aber ich werde da mal den 
Hinweis auf die falsche Spulentechnologie mit aufnehmen. Scheint mir 
doch eine überraschend gefährliche Ecke. Jeden Tag macht jemand anders 
den Fehler...

von Christian H. (hauckchr)


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Allen schonmal danke für die Hinweise!

von Christoph db1uq K. (christoph_kessler)


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Das Datenblatt zu den vier Funk-Entstör-Drosseln (FED) von Reichelt 
nennt als Hersteller "Takron". Der scheint nicht mehr zu existieren.

Bei Schukat werden zu den vier Typen andere Herstellerbezeichungen 
genannt:

TAKRON Funkentstördrosseln Serie: SK für Thyristorschaltungen, 
unvergossen
Entstördrossel 45uH 2A SK-08MD-3Y
Entstördrossel 80uH 2A SK-08MD-4Y
Entstördrossel 72uH 3A SK-10M-4Y
Entstördrossel 100uH 5A SK-12M-5Y
Schukat empfiehlt Ersatztypen von Talema

http://www.toho-zinc.co.jp/business/electronic/component/pdf/sk_coil.pdf
das Originaldatenblatt japanisch und englisch, unten gibt es auch einen 
Typ mit 64µH und 5A

: Bearbeitet durch User
von Christian H. (hauckchr)


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Christian H. schrieb:
> Noch eine andere grundsätzliche Frage: Der Schaltregler hat ja einen
> besseren Wirkungsgrad als ein "normaler" Spannungsregler. Rein geht eine
> Leistung von 29 V * 2,5 A, raus eine Leistung von 20 V * 2,5 A, d.h. die
> restliche Leistung muss doch immer in Wärme umgewandelt werden??


Fast :-)

Wenn am Ausgang 50W entnommen wird und das Schaltnetzteil (nicht der
Schaltregler!) hat einen angenommenen Wirkungsgrad in diesem
Arbeitspunkt von 80%, dann wird es

50W / 0,8 = 62,5W aufnehmen

und 12,5W als Verlustleistung umsetzen.


Das hab ich jetzt noch nicht ganz verstanden. 62,5 W am Eingang würde ja 
eine Eingangsspannung von 25 V bedeuten, gespeist wird aber mit 29 V. 
Die Stromstärke von 2,5 A, die in die Schaltung reingeht ist doch gleich 
der Ausgangsstromstärke? Dann wäre doch die Eingangsleistung in die 
Schaltung (also Schaltregler + restliche Bauteile) 2,5 A * 29 V = 72,5 
W? Wo bleiben dann die restlichen 22,5 W?

von Volker (Gast)


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Nein, die Eingangsstromstärke ist ungleich der Ausgangsstomstärke,
das ist ja gerade der Vorteil eines Schaltreglers im Gegensatz zum 
Linearregler.

Gruß
Volker

von fhf (Gast)


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Christian H. schrieb:
> Die Stromstärke von 2,5 A, die in die Schaltung reingeht ist doch gleich
> der Ausgangsstromstärke?

Nicht mit einem Linearregler verwechseln.

von M. K. (sylaina)


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Christian H. schrieb:
> Das hab ich jetzt noch nicht ganz verstanden. 62,5 W am Eingang würde ja
> eine Eingangsspannung von 25 V bedeuten, gespeist wird aber mit 29 V.
> Die Stromstärke von 2,5 A, die in die Schaltung reingeht ist doch gleich
> der Ausgangsstromstärke? Dann wäre doch die Eingangsleistung in die
> Schaltung (also Schaltregler + restliche Bauteile) 2,5 A * 29 V = 72,5
> W? Wo bleiben dann die restlichen 22,5 W?

1. werden es keine 2,5 A Eingangsstrom sein und
2. ist es ein Schaltregler, d.h. du musst mit den Mittelwerten rechnen.

Schau dir das ganze doch mal mit LTSpice an, da ist auch ein Modell vom 
LT1074 drin ;)

von fhf (Gast)


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A. K. schrieb:
> Der sollte bei 100 kHz überwiegend von der Induktivität abhängen, egal
> ob Funkentstördrossel oder Speicherdrossel.


Dann muss ich das bis jetzt nicht verstanden haben.

Bitte um Aufklärung.

von Christian H. (hauckchr)


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Ja, gute Idee, mach ich mal.

von Christian H. (hauckchr)


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Hallo nochmal,

jetzt habe ich die L-PISR 47µ bzw. 100µ von Reichelt ausprobiert, wird 
immer noch heiß:

Eingang 29 V / 3,0 A
Ausgang 20 V / 3,7 A

An der Spule (47 µH) messe ich eine konstante max.-Temperatur von ca. 70 
°C. Ist die Temperatur bzw. der Wirkungsgrad oben so i.O.?

Wenn ich die Eingangsspannung langsam hochdrehe fängt die Schaltung ab 
ca. 26 V ganz leicht das "fiepen" an. Umschließe ich die Spule mit zwei 
Fingern in wenigen mm Abstand, ohne sie zu berühren, ist das Fiepen weg.

Grüße Chris

von H.Joachim S. (crazyhorse)


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Naja, 85% - viel mehr geht mit dem Teil gar nicht, passt.

von M. K. (sylaina)


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Christian H. schrieb:
> An der Spule (47 µH) messe ich eine konstante max.-Temperatur von ca. 70
> °C. Ist die Temperatur bzw. der Wirkungsgrad oben so i.O.?

Erscheint mir ehrlich gesagt auch zuviel. Die Spule hat nen Widerstand 
von 70 mOhm, bei 2,5 A macht das Pi mal Daumen maximal 0,5 W, 70°C 
erscheint mir auf den ersten Blick aber zu viel für 0,5 W 
Verlustleistung an der Spule.

von H.Joachim S. (crazyhorse)


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Oben steht 3,7A. Und da sind wir bei ~1W Verlustleistung. Das heizt das 
Kerlchen schon ganz ordentlich.

von Axel S. (a-za-z0-9)


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Außerdem gibt es neben den ohmschen Verlusten auch noch Kernverluste.

von Tassilo H. (tassilo_h)


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Aus eigener Erfahrung: Die PISR-Serie wird (auf grossflaechige 
Leiterbahnen geloetet) >70 Grad heiss, wenn man sie mit DC-Nennstrom 
belastet.

Der Spule ist das egal, aber daher sollte man lieber eine Spule eine 
Nummer groesser nehmen, wenn man sie nahe am Ein-/Ausgangselko 
platziert. Allerdings muss der OP die dann bei Farnell, Digikey etc. 
beschaffen, bei Reichelt gibt es keine geeignetere Spule soweit ich das 
sehen kann.

von Ralf G. (ralg)


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Das ist doch schon wieder Mist:
Christian H. schrieb:
> Eingangsspannung 29 V, Ausgang 20 V / 2,5 A
Christian H. schrieb:
> Ausgang 20 V / 3,7 A

Für die Spule (47µ) sind 4,6A angegeben, für die 100µ-Ausführung 3,1A. 
Nach meinem Wissensstand sollten da 7..8A stehen. Du müsstest dich aber 
entscheiden, wie du den Wandler tatsächlich belasten willst.

Am Besten immer noch (wenn man es nicht besser kann):
Ralf G. schrieb:
> Ohne Risiko: Nur die im Datenblatt empfohlenen Typen verwenden!

von Christian H. (hauckchr)


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Sorry, zuerst habe ich die Schaltung mit 2,5 A Eingang betrieben, bin 
gestern aber nochmal auf die 3,0 A Eingang / 3,7 A Ausgang hoch beim 
Testen.

Ja, die knapp 4 A sind schon der max.-Wert, den ich brauche.

Die 47µ vom Reichelt scheint mir nach Euren Ausführungen (auch von der 
Belastbarkeit) die am besten geeignetste zu sein; die Spulen lt. 
Datenblatt sind eben doch nicht so einfach zu beschaffen.

Lt. Datnblatt Spule ist eine max. Umgebungstemp. von 125°C vorgegeben, 
d.h. wenn ich sie bei Zimmertemperatur betreibe und sie 70°C warm wird, 
sollte das eigentlich kein Problem sein, zumal sie im leichten Luftstrom 
eines Lüfters verbaut werden wird.

von Ralf G. (ralg)


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Lies (noch)mal ein paar Grundlagen:
https://www.mikrocontroller.net/articles/Spule

von Christian H. (hauckchr)


Angehängte Dateien:

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Ja, das Problem mit der 47µ Reichelt Spule ist der Sättigungsstrom, lt. 
Datenblatt 4,6 A bei 25°C, aber nur noch 2,7 A bei 65°C (so lese ich das 
zumindest, richtig so?).

Kann mir jemand eine wirklich gut geeignete Speicherdrossel empfehlen, 
die auch einfach zu beschaffen ist?

Im Anhang noch ein Bild aus LTSpice, auf dem ersichtlich ist, dass der 
max. Spitzen-Spulenstrom bei 3,4 A Nennstrom schon bei 3,8 A liegt...

von M. K. (sylaina)


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Christian H. schrieb:
> Ja, das Problem mit der 47µ Reichelt Spule ist der Sättigungsstrom, lt.
> Datenblatt 4,6 A bei 25°C, aber nur noch 2,7 A bei 65°C (so lese ich das
> zumindest, richtig so?).

So hab ich das auch gelesen.

H.Joachim S. schrieb:
> Oben steht 3,7A. Und da sind wir bei ~1W Verlustleistung. Das heizt das
> Kerlchen schon ganz ordentlich.

Das ist mir entgangen, für 3,7A kann das dann schon sein mit den 70°C

Christian H. schrieb:
> Wenn ich die Eingangsspannung langsam hochdrehe fängt die Schaltung ab
> ca. 26 V ganz leicht das "fiepen" an.

Das liegt dann wahrscheinlich daran, dass sie zu heiß wird für 3,7A 
Strom

von Ralf G. (ralg)


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