Forum: HF, Funk und Felder Pre Compliance mit Spectrum Analyzer


von schwarzbeck (Gast)



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Hallo,
ich bin gestern über ein File von R&S gestolpert:
"1TD05-11d_-_EMV_Fehleranalyse_mit_den_Oszilloskopen_RS_RTO_und_RS_RTE.p 
df"

Das beim ersten Querlesen sehr interessant erscheint.

Wie sind denn die Erfahrung mit Pre Compliance EMV Messungen aufm 
Labor-Tisch? :-)

von HF-Werkler (Gast)


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Kommt darauf an, wo, wie und was du messen willst.

Wo: Am besten ist halt eine geschirmte Kammer, damit keine Störungen von 
aussen sichtbar sind und ev. Probleme des Prüflings überdecken

Wie: Eine gute MEssantenne und/oder eine TEM-Zelle sind wichtig. Ohne 
bekannte Antennenwerte kommen da nur Hausnummern raus.

Was: Welche Norm soll es denn sein, welcher Frequenzbereich? Wie gross 
ist der Prüfling, was muss alles angeschlossne werden? ...

Kannst du dazu was schreiben?

von HF-Werkler (Gast)


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Ich bevorzuge entweder einen guten, empfindlichen Spektrumanalysator 
(ev. mit ein paar Selektionsfiltern oder noch besser einen 
Messempfänger) in einem geschirmten Messraum mit Absorbern.

Damit kommt man viel näher an die Ergebnisse eines Messlabors, als die 
vergleichende Messung auf dem Labortisch. Für ein paar Nahfeldprobleme 
oder kabelgebundene Störungen kann man ev. auf dem Labortisch was 
machen, aber wenn es gestrahlt wird, ist das Ergebnis nicht mehr 
brauchbar, da man Gefahr läuft, "Geister" zu jagen, die in Wirklichkeit 
garnicht abstrahlen, aber im Nahfeld stark sind.

Auch kostengünstige SAs mit entsprechender Empfindlichkeit sind sicher 
besser, als eine FFT bei einem Oszi aufgrund des höheren Dynamikbereichs 
und der höheren Empfindlichkeit. Für die Schnüffelei auf dem Tisch nehm 
ich z.B. ganz gerne mal mein "HF-Multimeter" FSH8 (mit Preamp).

von B e r n d W. (smiley46)


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Hallo,

ich hab mir verschiedene Zusätze gebaut, eine E-Feld-Sonde, 
H-Feld-Sonde, einen Stromwandler aus einem Klappferrit und eine 
Netzwerk-Nachbildung für 30 Ampere. Letztere war für einen DC/DC-Wandler 
zur Akkuladung vorgesehen. Mit der Netzwerk-Nachbildung könnte man zwar 
auch leitungsgebundene Absolutmessungen durchführen, aber die anderen 
Sonden messen im Nahfeld und können für die Abstrahlung nicht kalibriert 
werden.

Deshalb haben wir einen halben Tag im EMV-Labor gemietet um den 
Ist-Zustand zu ermitteln. Lag die Abstrahlung an einer Stelle z.B. 6dB 
zu hoch, war der nächste Schritt, auf dem Labortisch den selben Peak mit 
einer der beiden Sonden in einem nachvollziehbaren Abstand zu 
detektieren.

Dann wurden Maßnahmen ergriffen, um die Störung um etwas mehr als diese 
6dB zu reduzieren. Beim zweiten Messtermin war dann in der Regel alles 
im grünen Bereich.

Spart man sich dadurch einen weiteren Tag im Messlabor, hat sich ein 
einfacher SA schon amortisiert.

Gruß, Bernd

: Bearbeitet durch User
von Michael X. (Firma: vyuxc) (der-michl)


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Bei den R&S Preisen sollte man überlegen ob ein Dienstleister der das 
Metier beherrscht nicht eine preiswertere Investition darstellt.

von HF-Werkler (Gast)


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Für Precompliance ist das stark abhängig von der Anzahl von Fällen, die 
man pro Jahr bearbeiten darf. Wenn dann noch andere Betrachtungen 
dazukommen (z.B. Funksysteme), lohnt sich die Vorabmessung durchaus, 
damit man im Labor nicht völlig unbedarft dasteht und die ggf. teure 
Messung wiederholen darf.

Compliance entsteht nicht durch das Prüfen an sich, sondern durch das 
zielgerichtete Entwickeln. Und nach meiner Erfahrung kennt der 
Entwickler die Schaltung am besten, und weiss dann, wo er was machen 
muss. Daher hilft eine In-House Testmöglichkeit auf jeden Fall die 
Entwicklungszeit zu verkürzen. Weiterhin sind gute Labore meist auf 
Wochen (oder Monate) ausgebucht.

von Gerd E. (robberknight)


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B e r n d W. schrieb:
> ich hab mir verschiedene Zusätze gebaut, eine E-Feld-Sonde,
> H-Feld-Sonde, einen Stromwandler aus einem Klappferrit und eine
> Netzwerk-Nachbildung für 30 Ampere.

Für was für Messungen nutzt Du den Stromwandler aus dem Klappferrit?

von B e r n d W. (smiley46)


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> Für was für Messungen nutzt Du den Stromwandler aus dem Klappferrit?

Kann man über ein beliebiges Kabel klappen und messen. Das Material kann 
auch Eisenpulver gewesen sein. Das Ausgangssignal kann grob kalibriert 
werden, indem man mit dem Signalgenerator ein definiertes Signal 
durchfließen läßt.

von Christoph db1uq K. (christoph_kessler)


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Diesen R&S-Messplatz kenne ich aus meinen alten "QRL":
https://cdn.rohde-schwarz.com/pws/dl_downloads/dl_common_library/dl_brochures_and_datasheets/pdf_1/MDS-21_EZ-24_dat_de.pdf

Der eigentliche Messwandler stand auf Rollen (Zeichnung auf Seite 4 des 
PDF), an denen die Kollegen Glaskugellager eingebaut hatten, soweit ich 
noch weiß, wegen des geringeren Verschleißes.

Gruß in den Odenwald, Günter DL1BU hat mich 1983 mal dort herumgeführt.
http://www.schwarzbeck.de/de/messwandlerzangen.html

: Bearbeitet durch User
von Andreas S. (Firma: Schweigstill IT) (schweigstill) Benutzerseite


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HF-Werkler schrieb:
> Auch kostengünstige SAs mit entsprechender Empfindlichkeit sind sicher
> besser, als eine FFT bei einem Oszi aufgrund des höheren Dynamikbereichs
> und der höheren Empfindlichkeit.

Diese Aussage hätte ich bis vorletzte Woche auch unterschrieben. Dann 
traf jedoch endlich ein nagelneues RTO2000 von Rohde&Schwarz ein, mit 
dem ich auch gleich herumspielen konnte. Bislang hielt ich eigentlich 
gar nichts von der FFT-Funktion, die viele Oszilloskope so mitbringen, 
aber beim RTO2000 sieht man sehr gut, dass dort Fachleute mit 
hervorragendem Verständnis der HF-Messtechnik tätig waren. Anfangs 
wunderte ich mich etwas über das hohe Eingangsrauschen der Eingänge. Als 
ich jedoch die Spektrumanalyse aktivierte, konnte ich sehr deutlich 
sehen, dass es sich dabei um die Signale etlicher UKW-Radiosender 
handelte, die durch die offene Tastkopfspitze (RT-ZP10) eingefangen 
wurden. Insbesondere war auch die Winkelabhängigkeit der Empfangspegel 
deutlich festzustellen. Das Oszilloskop selbst und die 
Anschlussleitungen sind (im Gegensatz zu z.B. Tektronix TPS2000B ...) 
hinreichend HF-dicht, so dass dort keine Störungen eingekoppelt werden. 
Man sieht auch keine durch das RTO selbst generierten Störungen, z.B. 
aus dem Netzteil.

Die Bandbreite (2 GHz) des vorliegenden Geräts reicht tatsächlich sogar 
aus, um die Struktur von PCI-Express-Signalen (Gen1, 2,5GT/s) 
einigermaßen beurteilen zu können. Natürlich sieht man nicht mehr alle 
für echte Konformitätsbeurteilungen relevanten Oberwellen, aber die Bits 
werden doch deutlich rechteckiger dargestellt als von mir erwartet. Für 
den direkten Vergleich stand mir auch ein Agilent/Keysight DSO-X 93204A 
zur Verfügung.

Die einzigen Kritikpunkte am RTO2000, die mir derzeit einfallen, sind:
- starke Wärmeentwicklung und deutliches Lüftergeräusch; damit ist das
  Gerät zwar gut fürs Labor, aber nicht für den Dauereinsatz auf dem
  Büroschreibtisch geeignet

- kosmetische Softwarefehler, z.B. kurzzeitige Bildstörungen bei der
  Bereichs- und Triggerumschaltung

Da es in diesem Thread aber um EMV Precompliance geht: Ja, das RTO2000 
ist hinreichend empfindlich und rauscharm, um damit auch in der 
Frequenzdarstellung auf die Suche nach Störquellen zu gehen.

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