Forum: Ausbildung, Studium & Beruf Projekt vorm Scheitern


von Qwertz (Gast)


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Servus,

ich arbeite mittlerweile seit 4,5 Jahren in einem Konzern und befinde 
mich momentan in meinem zweiten Projekt (bin nach dem Studium direkt 
beim Konzern eingestiegen).  Das erste Projekt dauerte 3 Jahre und wurde 
erfolgreich abgeschlossen.

Das zweite Projekt, an dem ich seit ca. 1,5 Jahren mitarbeite, soll Ende 
des Jahres fertig werden. Jedoch bezweifle ich, dass es überhaupt 
erfolgreich abgeschlossen wird. Der Grund ist der, dass es sich dabei um 
ein Projekt handelt, bei dem die Projektmitarbeiter aus verschiedenen 
Abteilungen kommen und die einzelnen Gruppen von den 
Ergebnissen/Zwischenprodukten der anderen Gruppen abhängig sind. Jedoch 
kommt es immer wieder zu Misskommunikationen, da die Leute falsche oder 
veraltete Daten/Ergebnisse den anderen Projektmitarbeitern 
weiterkommunizieren und diese eben basierend auf falschen 
Zwischenergebnissen weiterarbeiten. Am Ende wird dann festgestellt, dass 
da etwas faul ist und man findet auch die Ursache. Es wird dann 
korrigiert. Aber letztendlich geraten wir (und alle anderen auch) unter 
Zeitdruck, nur weil bestimmte Teams nicht sauber arbeiten bzw. Sogar 
inkompetent sind. Und die gesamte Zeitplanung ist nun am A.... Dies 
passiert schon seit Beginn des Projekts. Die Zwischenetappen konnten wir 
zeitlich gerade so erreichen oder mit kurzen verspätungen. Jetzt kommt 
zusätzlich die Urlaubszeit, so dass auch wir (also mein Projektteam) 
unsere Ziele wahrscheinlich nicht erreichen werden können. Denn momentan 
ist mein Kollege im Urlaub. Eine Woche nach seinem Urlaub bin ich im 
Urlaub.

Was mich dabei stört, ist, dass wir (mein Projektteam) 
ergebnisorientiert arbeiten, d.h. wir erstens unsere Ergebnisse zu den 
(Zwischen)Deadlines liefern und dass diese korrekt sind. Das ist 
natürlich mit viel Stress verbunden insbesondere wenn wir feststellen, 
dass die Teilergebnisse der anderen falsch sind und somit unsere auch. 
Letztendlich müssen wir deren Ergebnisse korrigieren/kommunizieren und 
danach unsere eigene Arbeit erledigen. Wenn ich die anderen Projektteams 
anschauen, dann stelle ich fest, dass die eine ganz andere Einstellung 
haben: sie stressen sich gar nicht:
1. wenn sie die deadline nicht einhalten können, dann halten sie sie 
auch nicht ein, d.h. sie bemühen sich gar nicht, sie überhaupt 
einzuhalten (sieht man daran, dass wenn sie die Ergebnisse vorstellen 
müssen, sie davor nicht mal Überstunden schieben. Das führt dazu, dass 
sie sich bei der Vorstellung blamieren, da alles unpassend und 
unvollständig ist).
2. sie wissen selber, dass sie falsche Ergebnisse produzieren bzw. 
Produziert haben. Aber sie ändern nichts an ihrer Arbeitsweise. D.h. sie 
zeigen gar keine Bemühungen, sich zu verbessern.

Es kommt jetzt wahrscheinlich so rüber, dass ich über die anderen 
herziehe und ich uns als so viel kompetenter sehe als sie. Aber darum 
geht es mir nicht. Ich habe ja persönlich nichts dagegen, sollen sie 
arbeiten wie sie wollen, aber ihre Einstellung hat halt Folgen für 
andere (in diesem Fall für uns). Und das nervt mich. Letztendlich macht 
mir der job momentan auch keine Lust mehr und ich denke mir, ich sollte 
auch so handeln und mir keine Gedanken darüber machen, ob das Projekt 
nun erfolgreich abgeschlossen wird oder ob es scheitert. Andererseits 
passt es nicht zu meiner Einstellung.

1. Ist es "normal", dass es solche Teams/Mitarbeiter gibt? Mit normal 
meine ich, ob es eher die Regel ist. Ist es eher die Regel in einem 
Konzern?
2. Entwickelt man so eine " Sch..ß-drauf-Mentalität" über die Jahre? Ist 
diese Entwicklung normal, weil man halt über die Jahre zig Projekte 
bearbeitet hat und die Projekte nicht glatt laufen (unverschuldet) und 
man sich dann denkt, wieso sollte ich mich jetzt stressen. Hat doch eh 
keine Konsequenzen, wenn es scheitert und es spielt auch keine ob ich 
mich 150% anstrengend, es wird eh nicht honoriert?

von Falk B. (falk)


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von Ratgeber (Gast)


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1. Leider ja.
2. Nicht unbedingt. Es hängt von der persönlichen Einstellung ab. Ich 
habe Kollegen mit Mitte 50, die schieben immer noch vorwärts. Alles 
Typsache.

von isfor (Gast)


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Qwertz schrieb:
> 1. Ist es "normal", dass es solche Teams/Mitarbeiter gibt? Mit normal
> meine ich, ob es eher die Regel ist.

Sicher! Du weißt doch bestimmt, wofür TEAM als Abkürzung steht?
Antwort: "Toll Ein Anderer Machts."

von LastLampe (Gast)


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Wenn Leute die kontinuierlich über Soll arbeiten und dann nicht dafür 
belohnt werden dann entwickelt sich diese Leck-Arsch Mentalität.

von Niemand (Gast)


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Quertz meinte
>  Das erste Projekt dauerte 3 Jahre und wurde erfolgreich abgeschlossen.
Was ist bei dir erfolgreich? Denn damit
> Das zweite Projekt, an dem ich seit ca. 1,5 Jahren mitarbeite, soll Ende
> des Jahres fertig werden. Jedoch bezweifle ich, dass es überhaupt
> erfolgreich abgeschlossen wird.
Terminverzug ist bei dir Mißerfolg?

> Aber letztendlich geraten wir (und alle anderen auch) unter Zeitdruck, nur > 
weil bestimmte Teams nicht sauber arbeiten bzw. Sogar inkompetent sind.
> Und die gesamte Zeitplanung ist nun am A.... Dies passiert schon seit
> Beginn des Projekts.
Bist du der Projektleiter oder dein Lohn direkt anhängig von deiner 
Termin-erfüllung?
Sicher nicht der PL u. dein Lohn sicher auch nicht damit gekoppelt?
Oder überlege dir, was die anderen schlechten Teams von euch 
unterscheidet!
Seid ihr alle gleich gestellt und der gleichen zentralen Führung und 
Herkunft untergeordnet, oder eher nicht?
Für alle Probleme oder Schlamperei gibt es Ursachen, liegen die in 
höheren Ebenen, kannst du gar nichts machen. Außer dich unnötig heiß.
Vermute mal, da sind die ursächlichen Teams für Terminverzug, anders 
gestellt und entlohnt als ihr?

Die von dir beschriebenen Zustände in dem Konzern kommen mir recht 
bekannt vor.
Fremdvergabe an externe oder befristete Teams, welche die Vor- und 
Drecksarbeit machen, sowie sicher noch nach Pauschalen (Leistung) 
abgerechnet, aber nicht kontrolliert werden? Ist dem so?

von Inkognito (Gast)


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Mehr Leute einstellen. ;-b

von oszi40 (Gast)


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Ein kankes Pferd sollte man nicht reiten, wenn man ein besseres findet.

von Niemand (Gast)


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Inkognito
> Mehr Leute einstellen. ;-b
An wen ging diese Ansage bitte? Mehr als realitätsfern!

von Qwertz (Gast)


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Niemand schrieb:
> Terminverzug ist bei dir Mißerfolg?
Nein, nicht unbedingt. Aber die finale Deadline ist fest und diese kann 
nicht verschoben werden. Dies wurde vom Kunden bereits so kommuniziert. 
Bei den Zwischendeadlines kam es ja bereits zum Verzug und es wurde auch 
mit dem Kunden darüber gesprochen. Jedoch besteht er, dass die 
Enddeadline eingehalten werden muss.
Und so wie es gerade läuft, glaube ich, dass wir unsere Ergebnisse nicht 
bis zur Deadline fertig haben werden bzw nicht zufriedenstellend fertig 
haben werden.

> Bist du der Projektleiter oder dein Lohn direkt anhängig von deiner
> Termin-erfüllung? Sicher nicht der PL u. dein Lohn sicher auch nicht
> damit gekoppelt?
> Oder überlege dir, was die anderen schlechten Teams von euch
> unterscheidet!
> Seid ihr alle gleich gestellt und der gleichen zentralen Führung und
> Herkunft untergeordnet, oder eher nicht?
Ich bin nijt der PL. Mein Lohn ist auch nicht an die Terminerfüllumg 
gekoppelt.
Es gibt eine zentrale Führung, also einen zentralen PL, welcher das 
Organisatorische übernimmt. Das Projektteam besteht aber aus mehreren 
Fachprojektteams, jedes dieser Fachteams hat einen PL, die dem zentralen 
PL untergeordnet sind. Die PLs leiten die Kundenanforderungen ab und 
präsentieren auch die Teilergebnisse.
Es gibt sozusagen FachPLs und einen zentralen PL.
Der Unterschied zwischen unserem Fachteam und den anderen (es sind nicht 
alle Fachteams so, lediglich 2, bei einem ist es extrem) ist, dass wir 
die Einstellung haben korrekte Ergebnisse abliefern zu wollen und uns 
deshalb auch entsprechend reinhängen, d.h. wir schauen, dass unsere 
Aufgaben erledigt sind und korrekt sind, was auch bedeutet, dass unsere 
Überrstundenkonten ständig bis zum Anschlag voll sind. Die anderen 
arbeiten einfach ihre Stunden ab, egal ob ihre Ergebnisse 
funktionieren/korrekt sind oder nicht. Natürlich kann man sagen, dass 
wir die dummen sind, weil unser Lohn nicht an Terminerfüllung gekoppelt 
ist, jedoch ist das eben eine Einstellungssache. In meinem Fachteam 
fühle ich mich ja auch deshalb wohl, weil wir eben gleich ticken. Jedoch 
bin ich ja recht grün hinter den Ohren und bisher war es eben immer so 
(auch im Studium.bei Projektarbeiten), dass ich mit Leuten gearbeitet 
habe, die gleich getickt haben und eben sich reingehängt haben. Aber 
mittlerweile frage ich mich, bringt es überhaupt etwas, wenn die 
anderen, mit denen man zusammenarbeiten muss, eine 
Sch..ß-drauf-Einstellung haben und ich am Ende mich unnötig stresse. 
V.a. aber wenn es eben die Regel ist und die Leute "immer" so arbeiten.

> Fremdvergabe an externe oder befristete Teams,
Also externe gibt es nicht, aber das Projektteam besteht ja aus 
verschiedenen Fachteams. Und das Projektteam ist eben ein befristetes 
Team. Was natürlich sein kann, ist, dass die anderen Fachteams 
eigentlich keine Lust auf das Projekt hatten, aber sie es machen mussten 
(wegen Abteilungsleiter oder damit Kohle in die Abteilung reinkommt)

> Vor- und Drecksarbeit machen, sowie sicher noch nach Pauschalen
> (Leistung) abgerechnet, aber nicht kontrolliert werden?
Wie meinst du das?

von LastLampe (Gast)


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In einigen Firmen wird ja auch gerne heruntergeprügelt obwohl in der 
untersten Stufe exakt das geliefert wurde was von oben Bestellt wurde.
Auf Dauer macht das dann auch keinen Spass mehr.

von Johannes O. (jojo_2)


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Qwertz schrieb:
> 1. Ist es "normal", dass es solche Teams/Mitarbeiter gibt? Mit normal
> meine ich, ob es eher die Regel ist. Ist es eher die Regel in einem
> Konzern?
Das gibts überall. Nicht nur im Konzern. Ich bin in einem Projekt, wo 
wir mit anderen - ich nenns jetzt mal "Teilfirmen" - zusammenarbeiten. 
Ich war beim letzten Meeting völlig geschockt (bin neu dabei im 
Projektteam) wie schlecht langjährige Mitarbeiter überhaupt dort 
motiviert/aktiv sind.

Herr X sollte mit einem Spezial-Messgerät (=hoch komplex) ein Bauteil 
vermessen. Ergebnisse waren unbrauchbar, da nicht nach unseren Vorgaben 
vorgegangen wurde -> es wurden völlig falsche Parameter ausgewertet. 
Also persönlich vorbeigefahren um das zusammen zu erledigen, zuvor noch 
per Mail angekündigt, WAS GENAU gemessen werden muss. Vor Ort dann die 
Überraschung. Messung klappt wieder nicht richtig. Herr X: "Ahhh Herr Y 
kennt sich mit dem Gerät aus, der ist aber heute nicht da. Ich müsste 
mich da erst mal einlesen". (WAS HAT DER DIE LETZTEN TAGE GEMACHT?)

Im Meeting später mit anderen Mitarbeitern wurde klar, dass manche noch 
gar nicht verstanden haben, was wir eigentlich in diesem Projekt machen.
Zeitplan? Weit hinterher....

ABER: Es ist sehr unterschiedlich. Bei mir in der Abteilung ists in 
Ordnung, da wollen die Leute was weiterbringen.

(Sei aber froh, so lange ihr überhaupt noch kommuniziert. Wir waren auch 
zeitweise in einem Status, wo im Großteil der Zeit auf persönlicher 
Ebene gestritten wurde! DAS bremst aus!)

> 2. Entwickelt man so eine " Sch..ß-drauf-Mentalität" über die Jahre? Ist
> diese Entwicklung normal, weil man halt über die Jahre zig Projekte
> bearbeitet hat und die Projekte nicht glatt laufen (unverschuldet) und
> man sich dann denkt, wieso sollte ich mich jetzt stressen. Hat doch eh
> keine Konsequenzen, wenn es scheitert und es spielt auch keine ob ich
> mich 150% anstrengend, es wird eh nicht honoriert?

Vermutlich ja. Dafür bin ich noch zu jung. Ich tendiere aber auch 
langsam da hin zu sagen: "Was? Nur noch 30PT für Arbeitspaket X? Ich 
hatte doch schon gesagt dass 40PT schon zu wenig sind!". - "Ja aber der 
Kunde wollte es billiger". - "OK, dann müssen wir eben mit den 
schlechten Ergebnissen leben, zaubern kann ich auch nicht".


Letztendlich finde ich aber genau diese Projekte sehr interessant, da 
man sich hier gut von der Masse abheben kann. Den eigenen Job sehr gut 
machen und - ganz wichtig - zeigen, dass man selbst ordentlich 
gearbeitet hat, auch wenn das Projekt gescheitert ist.
Sofern möglich, auch intervenieren und versuchen, das Projekt wieder in 
geordnete Bahnen zu lenken. Wenn das gelingt, stehst du bei der nächsten 
(Gehalts)verhandlung auch besser da! :-)

von Qwertz (Gast)


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Johannes O. schrieb:
> Das gibts überall. Nicht nur im Konzern. Ich bin in einem Projekt, wo
> wir mit anderen - ich nenns jetzt mal "Teilfirmen" - zusammenarbeiten.
> Ich war beim letzten Meeting völlig geschockt (bin neu dabei im
> Projektteam) wie schlecht langjährige Mitarbeiter überhaupt dort
> motiviert/aktiv sind.
> Herr X sollte mit einem Spezial-Messgerät (=hoch komplex) ein Bauteil
> vermessen. Ergebnisse waren unbrauchbar, da nicht nach unseren Vorgaben
> vorgegangen wurde -> es wurden völlig falsche Parameter ausgewertet.
> Also persönlich vorbeigefahren um das zusammen zu erledigen, zuvor noch
> per Mail angekündigt

Genau so ähnlich ist es. Es ist sogar so, dass wir uns mit ihren Tools 
teilweise besser auskennen als sie selbst

> (Sei aber froh, so lange ihr überhaupt noch kommuniziert. Wir waren auch
> zeitweise in einem Status, wo im Großteil der Zeit auf persönlicher
> Ebene gestritten wurde! DAS bremst aus!)

Eine ähnliche Situation gab es auch. Es gab wieder mal ein Problem, 
welches wir festgestellt und die Ursache lokalisiert haben. Es war 
wieder das eine Team verantwortlich. Wir haben sogar einen 
Lösungsvorschlag erarbeitet. Dann wurde dieser aber von denen abgelehnt 
- nicht weil unser Vorschlag falsch/schlecht war sondern weil sie die 
Änderung nicht einfach so selber einbauen dürfen. Aber letztendlich kam 
es so über, dass sie in ihrer Abteilung nicht schlecht da stehen 
wollten.

> Vermutlich ja. Dafür bin ich noch zu jung. Ich tendiere aber auch
> langsam da hin zu sagen: "Was? Nur noch 30PT für Arbeitspaket X? Ich
> hatte doch schon gesagt dass 40PT schon zu wenig sind!". - "Ja aber der
> Kunde wollte es billiger". - "OK, dann müssen wir eben mit den
> schlechten Ergebnissen leben, zaubern kann ich auch nicht".

Deshalb ja auch dieser Thread. Ich erkenne es bei mir selbst, dass ich 
mir solche Gedanken mache.

> Letztendlich finde ich aber genau diese Projekte sehr interessant, da
> man sich hier gut von der Masse abheben kann. Den eigenen Job sehr gut
> machen und - ganz wichtig - zeigen, dass man selbst ordentlich
> gearbeitet hat, auch wenn das Projekt gescheitert ist.
> Sofern möglich, auch intervenieren und versuchen, das Projekt wieder in
> geordnete Bahnen zu lenken.

Das ist aber eine doppelte Belastung. Weil du nicht nur deine eigene/s 
Aufgabe/Problem lösen musst, sondern auch noch die Schlampereien der 
anderen auszubügeln.

Naja schauen wir mal. Aber wie gesagt, zur Zeit macht die Arbeit 
überhaupt keinen Spaß und langsam lässt auch die Motivation nach.

von Projektleiter (Gast)


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Der ganz normale Wahnsinn, nicht Neues.

Man muss in der Arbeitswelt, wie überall sonst auch im Leben, mit dem 
auskommen was man zur Verfügung hat, und das beste daraus machen. Dazu 
gehören Geld, Zeit, Kollegen, Vorgesetzte, Mitarbeiter, Zulieferer, 
Kunden, Organisationsformen, Strategien usw. etc. Kaum auf etwas hat man 
Einfluss und praktisch nichts entspricht dem Ideal. Die Kunst ist, aus 
dem Vorhanden das Beste rauszuholen.

Und das mit den Terminen: Naja, wohl die allermeisten Termine im 
Projektgeschäft werden sehr strapaziert. Ist aber im Prinzip auch nicht 
schlimm, auch wenn es eigentlich schlimm ist. Verzögerungen sind in der 
Regel vertraglich geregelt. Und es ist durchaus normal, dass die Ponäle 
beim Abschluss schon miteinkalkuliert wurde...

Alles der ganz normale Wahnsinn...

von Danilo (Gast)


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Projektleiter schrieb:
> Alles der ganz normale Wahnsinn...


So isses.

Bei uns haben wir nicht mal funktionsfähige Doku-Vorlagen. Alle 
Formatierungen springen kreuz und quer durcheinander. LOL
Derzeit wende ich sicher 30 % der Zeit dafür auf. Bin allerdings auch 
kein PC-Experte.

Das Projektgeschäft ist aber auch komplex. Dafür haben die PL aber auch 
schön Kohle eingesackt. Da kamst Du so nie dran.

von MickD (Gast)


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Qwertz schrieb:
> kommt es immer wieder zu Misskommunikationen, da die Leute falsche oder
> veraltete Daten/Ergebnisse den anderen Projektmitarbeitern
> weiterkommunizieren und diese eben basierend auf falschen
> Zwischenergebnissen weiterarbeiten. Am Ende wird dann festgestellt, dass

Schnittstellen zwischen den Teams sauber definieren (Einheiten, 
Datenumfang, Ziele, Zeitrahmen, usw.)

und moderne Technik benutzen, z.B. Austauschordner auf dem Server statt 
Ausdrucke von vorgestern, es soll auch Software geben die 
Echtzeit-Teamarbeit ermöglicht ;), dieses "SharePoint" vom 
Fensterhersteller aus Redmond z.B.

von wisser (Gast)


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So weit ich weiß scheitern die meisten Projekte.

von javafanboy (Gast)


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kenne das von einem meiner Projekte: vor knapp einem Jahr habe ich es 
übernommen. Jedoch bestand die Übergabe nur aus dem Gespräch mit dem 
neuen Projektleiter und einem technischen Spezialisten, der aber nicht 
in der Lage ist, seine Visionen auf realistische Häppchen (=was wir denn 
eigentlich brauchen) herunterzubrechen.

Ziel war es, eine Altanwendung abzulösen, aber nie klar, was genau die 
neue Version machen können soll. Sie sollte bloß flexibler sein, was 
spontane Änderungen betrifft, denn das war bislang immer ein großes 
Problem. Ansonsten sich genauso verhalten wie die alte und auch die 
gleichen vermurksten Schnittstellen bedienen, denn den Rest der Welt 
kann und will man nicht ändern.

Ok. Dann fängt man an zu entwickeln, zieht den Leuten Bröckchen für 
Bröckchen aus der Nase und kommt kaum voran. Plötzlich kommt der PL und 
meint, er müsse jetzt einen Meilensteinplan machen, da das Mgmt Termine 
kommuniziert haben möchte. Gut, die Termine wurden dann mutig gelegt, 
wenn ich 100% meiner Zeit nur damit verbringe. Die Deadlines sind aber 
fix, da auch an den Kunden kommuniziert.

Tja, 2 Tage später bekam ich ein weiteres Projekt, was auch 80% meiner 
Zeit verschlingt und auf ungewisse Zeit erstmal läuft.

Jetzt frage ich mich, wie ich das in Griff bekommen kann. Wollte mich 
schon gestern am Sonntag hinsetzen, um zu arbeiten, aber dafür konnte 
ich nicht die notwendige Motivation finden. Haben auch schon 
x-Überstunden auf der Uhr, wo mir nahelegt wurde, sie man abzufeiern. 
Gleiches gilt für Urlaub. Bis jetzt hatte ich noch keinen in diesem 
Sommer und auch nichts geplant, da einfach keine Zeit dafür ist.

Jedoch sind die Leute, die mir die Anforderungen geben sollten, 
natürlich 3 Wochen am Stück im Urlaub und geben dann wieder ihre 
Verantwortung ab.

von moep (Gast)


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Zusammengefasst: Hier sind mal wieder ein Haufen Genies unterwegs, die 
unter der Dummheit, Faulheit und Inkompetenz des Pöbels leiden. 
Willkommen bei mikrocontroller.net!

von Bernd K. (prof7bit)


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javafanboy schrieb:
> Tja, 2 Tage später bekam ich ein weiteres Projekt, was auch 80% meiner
> Zeit verschlingt und auf ungewisse Zeit erstmal läuft.

Von wem? Wieviele Chefs hast Du die sich gegenseitig übergehen bzw 
nichts voneinander wissen?

von N. N. (clancy688)


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Qwertz schrieb:
> 1. wenn sie die deadline nicht einhalten können, dann halten sie sie
> auch nicht ein, d.h. sie bemühen sich gar nicht, sie überhaupt
> einzuhalten (sieht man daran, dass wenn sie die Ergebnisse vorstellen
> müssen, sie davor nicht mal Überstunden schieben. Das führt dazu, dass
> sie sich bei der Vorstellung blamieren, da alles unpassend und
> unvollständig ist).

Ist ja auch richtig so... wenn ich Deadlines nur dann halten kann wenn 
ich Überstunden schiebe mach nicht ich was falsch sondern die 
Projektleitung / das Management. Solange man nur normaler Entwickler 
ist, steht 35h/40h-im Vertrag, nicht 35h+/40+.

Und wenn das Projekt so geplant ist, dass ich bei 110% Leistung immer 
noch Überstunden machen muss um irgendwie im Soll zu bleiben, dann mach 
ich die Überstunden einfach nicht. Punkt. Man darf sich nicht verarschen 
lassen.

von Bürovorsteher (Gast)


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Ich verstehe nur nicht, wie hoch der Leidensdruck sein muss, um so viele 
Zeilen zu einem Allerweltswehwehchen zu generieren.

von 1234567890 (Gast)


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Das sind die Gründe, aus welchem ich einen großen Konzern verlassen 
haben.

Viele haben mich gefragt, ob ich noch alle beisammen habe. Eine so 
sichere Geldquelle zu verlassen. Und großartig anstrengen müsse ich mich 
im Konzern auch nicht. Und wenn mal was schief geht, ist es auch nicht 
so schlimm, ... usw.
Da viele im Konzern so denken, kommt es genau zu diesen Situationen. Ich 
habe den Konzern nicht verlassen, weil ich mehr arbeiten für weniger 
Geld wollte, sondern weil man der ganzen Sache so hilflos gegenüber 
steht. In einer kleineren Firma (ca. 200-300 Angestellte) kann man etwas 
bewegen.

Mittlerweile gehe ich wieder richtig gerne an die Arbeit. Die Zeiten 
werden per Stempeluhr erfasst, ich brauch keine Überstunden leisten und 
ich nehme keine Arbeit mit nach Hause. Die Kohle und die aufgewendete 
Zeit inklusive der aufgeriebenen Nerven stehen in einem hervorragenden 
Verhältnis.

von 1234567890 (Gast)


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Und in einem Konzern jammern alle, wie schlecht das doch alles ist usw.

Wenn euch etwas nicht passt, dann müsst ihr an der Situation etwas 
ändern. Falls euch das im Konzern nicht gelingt, dann müsst ihr eben 
woanders hin. Dabei hilft eine Kündigung. Wenn ihr gut seid, findet ihr 
auch etwas passendes neues.

von Andreas S. (Firma: Schweigstill IT) (schweigstill) Benutzerseite


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1234567890 schrieb:
> Und in einem Konzern jammern alle, wie schlecht das doch alles ist usw.
>
> Wenn euch etwas nicht passt, dann müsst ihr an der Situation etwas
> ändern. Falls euch das im Konzern nicht gelingt, dann müsst ihr eben
> woanders hin. Dabei hilft eine Kündigung. Wenn ihr gut seid, findet ihr
> auch etwas passendes neues.

Solche Leute werden sich nichts Neues suchen. Früher war ich auch so 
naiv, anzunehmen, dass die halbe Belegschaft auf dem Absprung wäre. 
Stattdessen jammern diese Leute eben immer weiter, tragen keine 
wirkliche Verantwortung, usw.. Mit solchen Kollegen könnte ich nicht 
zusammen arbeiten. Als Kunden hingegen sichern solche Leute immer wieder 
meine Folgeaufträge.

von 1234567890 (Gast)


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Andreas S. schrieb:
> Mit solchen Kollegen könnte ich nicht
> zusammen arbeiten.

Ich hatte es mal für fast fünf Jahre versucht und frage mich heute noch, 
wie dort ein fertiges funktionierendes Produkt am Ende des Tages 
verkauft werden kann.

Andreas S. schrieb:
> Als Kunden hingegen sichern solche Leute immer wieder
> meine Folgeaufträge.

Ja, das stimmt natürlich. Als Außenstehender braucht man diese Leute im 
Konzern.

von stromtuner (Gast)


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ich staune jedesmal, wenn ich ein fahrendes Auto auf der Straße sehe.

StromTuner

von Gästchen (Gast)


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Eine "Scheißdrauf" Menatlität sollte man nicht entwickeln. Man sollte 
sich aber nicht zu sehr zu Herzen nehmen, wenn alles den Bach runter 
geht. Das passiert nämlich häufig.

Ich halte es so:
Wenn ein Projekt vor die Hunde geht, gibts rechzeitig eine Meldung den 
den Verantwortlichen. Und zwar so lange, bis ich sicher bin, dass mein 
Punkt rübergekommen ist.
Wenn Cheffe / Projektleiter meint, ich hätte unrecht und wir müssen so 
weiter machen, bitteschön, dann fahren wir die Kiste halt in den Dreck. 
Zu lästig sollte man nämlich nicht werden, sons ist man ein Meckerer und 
fliegt irgenwann raus.
Man muss sich in solchen Fällen dann halt schriftlich absichern.

Passt dir das nicht, musst du dich selbstständig machen.
Dann hast du es aber mit Kunden zu tun, und glaub mir, das ist 
schlimmer. Mein Vater hatte ein Schmuckgeschäft, daher kenne ich das aus 
eigener Anschauung.

von Andreas S. (Firma: Schweigstill IT) (schweigstill) Benutzerseite


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Gästchen schrieb:
> Wenn Cheffe / Projektleiter meint, ich hätte unrecht und wir müssen so
> weiter machen, bitteschön, dann fahren wir die Kiste halt in den Dreck.

Der Chef muss aber mehrere Interessen unter einen Hut bringen und den 
Zugriff auf Ressourcen usw. priorisieren, auch wenn es dabei ggf. sehr 
nachteilig für bestimmte Projekte laufen kann. Man kann es sogar etwas 
bösartiger formulieren: wenn in einer Organisation so viele Ressourcen 
zur Verfügung stehen, dass alle Aufgaben sofort und gleichzeitig 
erledigt werden können, sind es zu viele Ressourcen.

von Max (Gast)


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Nätürlich sollte man eine "Scheißdrauf" Menatlität entwickeln!
Scheißdrauf was die anderen rumjammern und mosern, ich erledige meinen 
Teil der Arbeit nach bestem wissen und gewissen.

@TE und alle anderen Pseudo-Projekt-Leiter, eine Frage, wer seit Ihr, 
das Ihr meint Ihr könntet die Arbeit anderer so beurteilen? Nur weil Ihr 
ein Krümmelchen des Kuchens erstellt?

von Motivator (Gast)


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Qwertz schrieb:
> Aber wie gesagt, zur Zeit macht die Arbeit
> überhaupt keinen Spaß und langsam lässt auch die Motivation nach.

Ich probier dich mal dich zu motivieren!
Oder besser zeigen wie du aus dieser Schlinge rauskommst.

Ich war mal an einen elektronischen Großprojekt beteilig.
Die hierarchische  Schaltung ging über 350 Seiten  mit ca. 50 
eigenständigen Modulen.
Das Ganze wurde in einem Konzern in zwei Bereichen abgewickelt.
Ein Bereich war in Süddeutschland der 2. in Mitteldeutschland.
Wir sind 'eine' Firma hieß es.

90% wurden im ersten Bereich bearbeitet 10% im zweiten.
Das wurde politisch so gewollt!
Was sich sehr schnell herausstellte war eine sogenannte Wagenburg 
Mentalität.
Man könnte auch sagen 2 Bunker mit Intranet und Telefonverbindung.
Ohne den passenden 'Stallgeruch' war es nicht möglich in den jeweils
anderen Bunker einzudringen.

Irgend wann merkte das die PL - Gilde, dass sowas nicht unbedingt
zielführend ist (das war schon mal gut, in anderen Konzernen
wird eine solch Wahrnehmung sogar unterdrückt).

Man hat dann Geld in die Hand genommen und eine Eventfirma beauftragt
ein 'come together' zu organisieren.

Das ging sogar bis zum gemeinsamen Spanferkel Barbecue.

Eine Woche später war alles beim alten! :-(

Wie es im Leben passiert kommt immer wieder ein Glücksfall hinzu.
Der TPL hatte eine richtig zielführende 'Idee'
Der ließ dann diese fehlende 10% Zuarbeit als sogenanntes U-Boot
im eigenen (90%) Stall fertig entwickeln und zwar mit Erfolg.
(die Motivation der Leute war erstaunlicherweise riesig)
Die 'Lösung' wurde dann anschließend  in einer
Schublade sicherheitsverwahrt.
Am Tag X wo es dann zum richtigen 'come together'  kam nämlich zur 
Integration,
wo die 90% mit den 10% verschmolzen werden sollten und nichts ging,
da hatte  sich dann  in den oberen Rängen die Ratlosigkeit breit 
gemacht.
Ein geflügeltes Satz war 'was machen wir jetzt'.
Da kam dann der TPL mit der devot  vorgetragenen Ersatzlösung.
Komischer weise wurde überhaupt nichts hinterfragt,
zu sehr stand die Rettung des Projekts im Vordergrund.

Mein Rat  an den TO solche Fehlentwicklungen frühzeitig
auf der PL Schiene nach oben beharrlich und sachlich  vortragen und
die Argumentation (oder das Protokoll)schriftlich nachreichen,
da können auch durchwegs verhaltenspsychologische Argumente verwendet 
werden.
(Man sollte das sogar auf Büttenpapier schreiben)

Wenn du Pech hast fahren die mit dem Projekt  sehenden Auges gegen die 
Wand - das musst du aushalten.

Was dir  aber bleibt  ist der 'Persilschein' auf dem Büttenpapier
der für dich dann wie dieEintrittskarte zum inneren Reichsparteitag ist.

Wichtig: Die gemachte Erfahrung beim nächsten Projekt  sofort anwenden.


N.B.
Dieser Text mag zwar  arg  ausgeschmückt klingen,
hat sich aber so im Kern so zugetragen!

von il Conte (Gast)


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Max schrieb:
> @TE und alle anderen Pseudo-Projekt-Leiter, eine Frage, wer seit Ihr,
> das Ihr meint Ihr könntet die Arbeit anderer so beurteilen? Nur weil Ihr
> ein Krümmelchen des Kuchens erstellt?

Eine Frage wer bist du?

Die Antwort:
Du bist der, der die Kuchen Krümelchen macht, welche die TPL's die PL's
zu eine Ganzen zusammen sintern,
sodass man es als Kuchen überhaupt verkaufen kann.

Ich denke mal, dass du über  die Marketingabteilung
genau so abwertend denkst.
Die sind nämlich diejenigen die den Kuchen den Schlagoberst
verpassen damit er sich besser verkaufen lässt.

Nur so verdient man  Geld!

von Mark B. (markbrandis)


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1234567890 schrieb:
> Und in einem Konzern jammern alle, wie schlecht das doch alles ist usw.
>
> Wenn euch etwas nicht passt, dann müsst ihr an der Situation etwas
> ändern. Falls euch das im Konzern nicht gelingt, dann müsst ihr eben
> woanders hin. Dabei hilft eine Kündigung. Wenn ihr gut seid, findet ihr
> auch etwas passendes neues.

Wobei man natürlich erst einen neuen Job sucht und dann kündigt.

von Mark B. (markbrandis)


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Qwertz schrieb:
> 1. Ist es "normal", dass es solche Teams/Mitarbeiter gibt? Mit normal
> meine ich, ob es eher die Regel ist. Ist es eher die Regel in einem
> Konzern?
> 2. Entwickelt man so eine " Sch..ß-drauf-Mentalität" über die Jahre? Ist
> diese Entwicklung normal, weil man halt über die Jahre zig Projekte
> bearbeitet hat und die Projekte nicht glatt laufen (unverschuldet) und
> man sich dann denkt, wieso sollte ich mich jetzt stressen. Hat doch eh
> keine Konsequenzen, wenn es scheitert und es spielt auch keine ob ich
> mich 150% anstrengend, es wird eh nicht honoriert?

Klingt nach einer Firma ohne vernünftige Projektleitung und ohne 
vernünftige Prozesse.

Wenn man das Ganze richtig machen will, dann muss man definieren
a.) wer was zu liefern hat UND
b.) in welcher Qualität er es zu liefern hat.

Schritt a.) wird in jeder halbwegs vernünftigen Firma auch durchgeführt.
Schritt b.) wird oft schmerzlich vermisst.

Die Firmen sind da freilich selbst dran schuld: Es steht ihnen ja frei, 
sich besser zu organisieren. Wenn sie das nicht tun, dann fallen sie 
eben auf die Schnauze.

von D. I. (Gast)


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Ansonsten gilt noch: "Man muss Scheiße auch einfach mal vorbeischwimmen 
lassen"

Konzerne stecken sowas schon weg. :)

von Mark B. (markbrandis)


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D. I. schrieb:
> Ansonsten gilt noch: "Man muss Scheiße auch einfach mal vorbeischwimmen
> lassen"
>
> Konzerne stecken sowas schon weg. :)

So wie Grundig zum Beispiel? ;)

von D. I. (Gast)


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Mark B. schrieb:
> So wie Grundig zum Beispiel? ;)

Naja es ist schon ein Unterschied ob hin und wieder mal ne Möwe oder ein 
kleines Speedboat an den Bug klatscht oder man volle Pulle auf den 
Eisberg draufhält :)

von Qwertz (Gast)


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Bürovorsteher schrieb:
> Ich verstehe nur nicht, wie hoch der Leidensdruck sein muss, um so viele
> Zeilen zu einem Allerweltswehwehchen zu generieren.

Wie schon erwähnt, bin ich nicht der erfahrenste Mitarbeiter und bis 
jetzt war es stets so (sowohl im ersten Projekt, als auch im Studium), 
dass ich mit Leuten zusammengearbeitet habe, die eine ähnliche 
Arbeitseinstellung und Arbeitsweise hatten wie ich. So eine Erfahrung 
mache ich zum ersten Mal. Natürlich kannte ich Leute (v.a. im Studium), 
die faul waren oder Projekte auf den letzten Drücker gemacht haben oder 
dass deren Projekte gescheitert sind, weil sie unorganisiert gearbeitet 
haben - aber mit solchen Leuten wollte ich und habe ich nie gearbeitet. 
Jetzt im Job muss man eben auch mit Leuten zusammenarbeiten, die eine 
andere Einstellung zum Ganzen haben. Ob sie von Natur aus so sind oder 
ob sie das über die Jahre entwickelt haben, weiß ich nicht.


Lu R. schrieb:
> Ist ja auch richtig so... wenn ich Deadlines nur dann halten kann wenn
> ich Überstunden schiebe mach nicht ich was falsch sondern die
> Projektleitung / das Management. Solange man nur normaler Entwickler
> ist, steht 35h/40h-im Vertrag, nicht 35h+/40+.
>
> Und wenn das Projekt so geplant ist, dass ich bei 110% Leistung immer
> noch Überstunden machen muss um irgendwie im Soll zu bleiben, dann mach
> ich die Überstunden einfach nicht. Punkt. Man darf sich nicht verarschen
> lassen.

Dass die anderen Kollegen die Deadlines nicht einhalten können, liegt ja 
nicht daran (bzw. nicht primär daran), dass die Zeitplanung so eng ist, 
sondern weil sie eben eine chilligere Arbeitsweise an den Tag legen und 
auch nicht ihre Ergebnisse überprüfen. Dann zieht sich das eben durch 
und am Ende haben sie (und wir auch) dann mehr Arbeit, weil sie ihre 
Ergebnisse korrigieren und anschließend die darauf basierende Arbeit 
erneut erledigen müssen. Wenn ich bei mir einen Fehler entdecke und dies 
meine Zeitplanung durcheinander wirft, dann schaue ich, dass ich die 
vorgesehene Zeitplanung wieder einhalte, indem ich zunächst Überstunden 
schiebe und den Fehler korrigiere und anschließend wieder im Zeitplan 
bin - weil der Fehler war ja mein Eigenverschulden.


Max schrieb:
> Nätürlich sollte man eine "Scheißdrauf" Menatlität entwickeln!
> Scheißdrauf was die anderen rumjammern und mosern, ich erledige meinen
> Teil der Arbeit nach bestem wissen und gewissen.

Wenn mir aber offensichtlich falsche oder veraltete Zwischenergebnisse 
geliefert werden und man das mit den anderen Kollegen bereits ein paar 
mal kommuniziert hat und nur kurzfristig sich etwas ändert, dann 
verliert man eben die Lust.

> @TE und alle anderen Pseudo-Projekt-Leiter, eine Frage, wer seit Ihr,
> das Ihr meint Ihr könntet die Arbeit anderer so beurteilen? Nur weil Ihr
> ein Krümmelchen des Kuchens erstellt?

Erstens bin ich kein PL und tu auch nicht so als wäre ich einer. 
Zweitens hängen wir von den Leistungen/Ergebnissen der anderen ab - sie 
hängen genauso von unserer Arbeit ab. Wenn sich mehrmals gezeigt hat, 
dass sie entweder falsche Ergebnisse oder veraltete Daten liefern, dann 
fragt man sich, ob es überhaupt Sinn macht, sich den A.... aufzureissen 
und am Ende scheitert es trotzdem.
Es ist auch nicht so, dass wir uns intern aufregen und mit den anderen 
Kollegen nicht darüber reden. Es wurde schon mehrmals kommuniziert, aber 
wie gesagt, ändern tut sich nur kurzfristig etwas und es wird auch keine 
Anstrengung gezeigt.

Nochmals: mir geht es nicht darum über andere herzuziehen (vllt habe ich 
es sogar zu sehr), sondern mir geht es darum, zu erfahren, ob es normal 
ist, dass Projekte aufgrund solcher Gegebenheiten scheitern oder ob es 
eine Ausnahme ist. Auch kann ich die Leute nicht nachvollziehen, wieso 
sie so eine Einstellung haben.


MickD schrieb:
> und moderne Technik benutzen, z.B. Austauschordner auf dem Server statt
> Ausdrucke von vorgestern, es soll auch Software geben die
> Echtzeit-Teamarbeit ermöglicht ;), dieses "SharePoint" vom
> Fensterhersteller aus Redmond z.B.

Das wird auch gemacht. Aber das war/ist auch chaotisch. Zunächst gab es 
ein Austauschordner/-laufwerk. Das funktionierte aber nicht, weil es da 
dann zig Versionen einer Datei gab und diese auch gar nicht richtig bzw 
konsistent gekennzeichnet waren und die älteren Dateien auch nicht 
archiviert wurden. Dann stiegen wir auf ein Repository um, sodass eine 
Historie da war und man so nachverfolgen konnte. Jedoch kam/kommt es 
dann zu Mehrfachablagen (manche Daten sind noch auf dem Austauschordner, 
manche wiederum im Repository) und außerdem pflegen die Kollegen ihre 
Daten dort nicht regelmäßig. Man kann ja auch nicht jedes Mal 
nachfragen, ob die Daten jetzt aktuell sind oder ob es in der 
Zwischenzeit Änderungen gab.

von Projektleiter (Gast)


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Qwertz schrieb:
> Zunächst gab es
> ein Austauschordner/-laufwerk. Das funktionierte aber nicht, weil es da
> dann zig Versionen einer Datei gab und diese auch gar nicht richtig bzw
> konsistent gekennzeichnet waren und die älteren Dateien auch nicht
> archiviert wurden. Dann stiegen wir auf ein Repository um, sodass eine
> Historie da war und man so nachverfolgen konnte. Jedoch kam/kommt es
> dann zu Mehrfachablagen (manche Daten sind noch auf dem Austauschordner,
> manche wiederum im Repository) und außerdem pflegen die Kollegen ihre
> Daten dort nicht regelmäßig.

Hehehe...

Ich kann Dir versichern, das ist in absolut jeder Firma, die mehr als 
ein Dutzend Mitarbeiter hat, so.

Nur bei jungen Startups, die ausschließlich aus einer handvoll 
Programmierern besteht, klappt das. Mit dem ersten Nicht-Programmierer 
ist das garantiert vorbei. Und wenn es nur der Hausmeister ist der 
einmal in der Woche seine Stunden in einer Excel-Liste einträgt. Aus und 
vorbei...

Kannst also ganz beruhigt sein, ist alles der ganz normale Wahnsinn...

Weiter oben schrieb jemand, er staune über jedes fahrende Auto. Dem kann 
ich nur beipflichten. Mein Arbeitgeber ist ein 300-Mann-Maschinenbauer. 
Eine große Kundengruppe ist Medizintechnik die allerlei Dinge bauen, die 
in Menschen verbleiben. Da wird's einem ganz anders und die Liste der 
Krankheiten die man nie nicht niemals bekommen möchte, ist ganz schön 
lang, weil man einfach weiß, wie bestimmte Implantate etc. hergestellt 
werden...

Da setzt man sich lieber ganz entspannt in ein Flugzeug, das aus 
Aber-Millionen von Teilen besteht, und für jedes Teil wurde der 
billigste Lieferant ausgewählt!

von il Conte (Gast)


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Haberkarl schrieb im Beitrag #4667818:
> Das Hauptproblem in der Projektentwicklung ist nicht, dass es an
> massenhaft guten & fähigen Spitzenleuten mangelt, sondern, wie man diese
> vom Forum "Ausbildung, Studium & Beruf" weg bekommt.

Die werden doch von euch dort hin getrieben - was denn sonst.

Das Hauptproblem der Projektentwicklung sollte sein wie man
Mitarbeiter einbindet, ihnen die Zusammenhänge erklärt, sie mitnimmt!!
Eine gelegentliche gemeinsames Grillfete reicht hier nicht.

von il Conte (Gast)


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Projektleiter schrieb:
> Mein Arbeitgeber ist ein 300-Mann-Maschinenbauer.
> Eine große Kundengruppe ist Medizintechnik die allerlei Dinge bauen, die
> in Menschen verbleiben. Da wird's einem ganz anders und die Liste der
> Krankheiten die man nie nicht niemals bekommen möchte, ist ganz schön
> lang, weil man einfach weiß, wie bestimmte Implantate etc. hergestellt
> werden...

Na, na  nicht so von oben herab!
Wer von eurer Zunft war das eigentlich der die  billigen 'Balkon'
Implantate (für die Damen) an die Zombie - Chirurgen verscherbelt hat ? 
:-((

Projektleiter schrieb:
> Da setzt man sich lieber ganz entspannt in ein Flugzeug, das aus
> Aber-Millionen von Teilen besteht, und für jedes Teil wurde der
> billigste Lieferant ausgewählt!

Wenn dem so ist, überleg dir das als PROFI mal wie hoch die
Ausfallwahrscheinlichkeit ist ??
Da würden die Flugzeuge zwar alle irgendwie starten
aber letztlich ohne Schub zum nächsten Airport segeln.

von Hannes J. (Firma: _⌨_) (pnuebergang)


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Qwertz schrieb:
> Es ist auch nicht so, dass wir uns intern aufregen und mit den anderen
> Kollegen nicht darüber reden. Es wurde schon mehrmals kommuniziert, aber
> wie gesagt, ändern tut sich nur kurzfristig etwas und es wird auch keine
> Anstrengung gezeigt.

Ach Gähn ... Falscher Lösungsansatz. Du kannst die Leute nicht durch 
Labern erziehen. Meist kannst du sie nicht einmal irgendwie erziehen.

Statt dessen, sieh zu dass ihr, beziehungsweise Du den Arsch an die Wand 
bekommt, sollte es wirklich schief gehen (was ich nicht glaube). Also 
schön die Probleme nach oben melden, statt seitwärts zu "kommunizieren".

> Man kann ja auch nicht jedes Mal
> nachfragen, ob die Daten jetzt aktuell sind oder ob es in der
> Zwischenzeit Änderungen gab.

Natürlich kann man das. Wegen solcher Probleme wurde die Bürokratie 
erfunden. Man kann das Ganze schön in modernes Qualitätsmanagement 
verpacken:

Ihr habe eine interne Kunden-Lieferanten Beziehung. Als interner Kunde 
definiert ihr für euch Abnahme- und Verwendungskriterien für die 
Zulieferungen eurer Kollegen. Zum Beispiel, es werden keine Daten 
verwendet, für die es kein Prüfprotokoll gibt. Es werden keine Daten 
verwendet, deren Aktualitäts-Bestätigung älter als X Tage ist. Kollege A 
überwacht die Aktualitäts-Bestätigungen. Für euren eigenen Output (ihr 
selbst seid wieder der Lieferant für andere) wird dokumentiert wo welche 
Daten verwendet wurden. Usw.

Dazu schön Statistiken bilden. Wann (wie früh oder wie spät, vor oder 
nach der Verwendung) wurden veraltete Daten entdeckt. Welche Kosten sind 
bei der Verwendung entstanden, usw.

Wenn nötig wird euer eigener Output nachvollziehbar mit konkretem 
Verweis auf die jeweils falschen Eingangsdaten zurückgezogen 
("amtlicher" Rückruf).

Wie gesagt, alles schön als Qualitätsmanagement verpacken.

Weiter erste Maßnahmen im Qualitätsmanagement:

Das offensichtlich immer noch vorhandene Übergabeverzeichnis wird 
abgeschafft. Die Daten kommen ebenfalls ins Repository.

Für die Benennung der Daten im Repository wird ein Standard eingeführt. 
Ihr überprüft die korrekte Benennung selbstverständlich als Teil eurer 
Abnahmekriterien.

Metadaten, wie Aktualitäts-Bestätigungen, kommen zu den Daten ins 
Repository.

Viel Aufwand? Ja.

Zu viel Aufwand? Wenn ja, dann können die Daten gar nicht so wichtig 
sein, bzw. das Problem nicht so groß sein, und du regst dich über eine 
Kleinigkeit auf.

von Mark B. (markbrandis)


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Hannes J. schrieb:
> Viel Aufwand? Ja.
>
> Zu viel Aufwand? Wenn ja, dann können die Daten gar nicht so wichtig
> sein, bzw. das Problem nicht so groß sein, und du regst dich über eine
> Kleinigkeit auf.

100% Zustimmung!

von Gästchen (Gast)


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Mark B. schrieb:
> 1234567890 schrieb:
>> Und in einem Konzern jammern alle, wie schlecht das doch alles ist usw.
>>
>> Wenn euch etwas nicht passt, dann müsst ihr an der Situation etwas
>> ändern. Falls euch das im Konzern nicht gelingt, dann müsst ihr eben
>> woanders hin. Dabei hilft eine Kündigung. Wenn ihr gut seid, findet ihr
>> auch etwas passendes neues.
>
> Wobei man natürlich erst einen neuen Job sucht und dann kündigt.

...Und dann wo landet, wo es anders ist, nicht besser. Wer wegen sowas 
kündigt, wird auf ewig Nomade bleiben.

Organisatorische Mängel findet man in irgendeiner Form in jeder Firma. 
Das ist ein Merkmal sämtlicher Hirachien mit mehr als ein paar Personen.
Man sollte sich klar sein: Die Firma des TP verdient in irgendeiner Form 
noch Geld, ist also wirtschaftlich.

Wer in einer so effizienten Firma wie der TP arbeiten darf, sollte 
dankbar sein, dass er nicht in einer Behörde arbeiten muss.
Selbst wenn man in einer Behörde arbetet, muss man noch dankbar sein, 
dass man in einer vergleichsweise gut organisierten deutschen Behörde 
arbeiten darf.

Das lässt sich beliebig fortsetzen. Schlimmer geht immer.

Kündigen tut man wegen echter Mängel, wie einem cholerischem Chef oder 
einem Großraumbüro.

von Cyblord -. (cyblord)


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Projektleiter schrieb:
> Da setzt man sich lieber ganz entspannt in ein Flugzeug, das aus
> Aber-Millionen von Teilen besteht, und für jedes Teil wurde der
> billigste Lieferant ausgewählt!

Filmzitat aus "Armageddon".

von il Conte (Gast)


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Cyblord -. schrieb:
> Filmzitat aus "Armageddon".

Sehe ich das richtig,
der Text stammt gar nicht aus der Feder von 'Projektleiter' :-(

von Spitzenmanager mit Führungsaufgaben (Gast)


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il Conte schrieb im Beitrag #4668001:
> Aber mit 'Spitzemmanager mit Führungsaufgaben' passt das irgendwie nicht
> zusammen.

Nein.

von Tilo R. (joey5337) Benutzerseite


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"Melden macht frei."

Es wurde oben ja schon beschrieben wie man das im Detail technisch lösen 
könnte. Wichtig ist halt, fehlende, verspätete oder fehlerhafte 
Vorleistungen IMMER zu melden und selbst möglichst frühzeitig 
korrespondierende Verzögerungen anzumelden.
Meldungen immer belegbar, z.B. per E-Mail. Nie nur mündlich - falls 
irgendwann das Schwarze-Peter-Spiel gespielt wird.

Die Daten kommen 2 Tage später - geplanter Fertigstellungstermin eurer 
Leistung MUSS 2 Tage verschoben werden.
Falls ihr den ursprünglichen Termin halten könnt: toll. Macht aber klar, 
dass das nur durch zusätzliches Engagement möglich war und nicht immer 
gehen wird.

Das Projektmanagement hat Puffer eingeplant. Oder lernt das irgendwann. 
Nicht primär euer Problem, ihr habt nicht die Projektleitung.

Liefertermin, Qualität und eingesetzte Ressourcen: Nur 2 Parameter sind 
wählbar.

von Zocker_50 (Gast)


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> Re: Projekt vorm Scheitern

Hatte mein ganzes Leben lang Projekte die auf der Kippe standen.

von Paul B. (paul_baumann)


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Zocker_50 schrieb:
> Hatte mein ganzes Leben lang Projekte die auf der Kippe standen.

Hast Du da die Raupe oder die Walze gefahren?

http://www.klima-wandel.com/wp-content/uploads/2010/08/muellkippe.jpg

von Zocker_50 (Gast)


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> Autor: Paul Baumann (paul_baumann)
> Datum: 03.08.2016 21:39

> Zocker_50 schrieb:
> > Hatte mein ganzes Leben lang Projekte die auf der Kippe standen.

> Hast Du da die Raupe oder die Walze gefahren?

Ich habe fahren lassen !

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